"Vergessen" bezeichnet entweder das nicht Abspeichern können von Ereignissen im Gehirn oder (häufiger) den Verlust von Erinnerungen, das heißt den Verlust von Informationen aus dem Gedächtnis. Dabei wird in diesem Essay vor allem das Langzeitgedächtnis betrachtet. Bei dem "Verlust von Informationen" handelt es sich jedoch nur selten um ein absolutes Wegstreichen aus dem Gedächtnis, in den meisten Fällen eher um ein Unerreichbar machen.
"Kognition" bezeichnet Prozesse der Informationsgewinnung, -verarbeitung und -nutzung, einschließlich Aufmerksamkeit,
Gedächtnis und Schlussfolgern. Teilgebiete sind Wahrnehmung, Sprache, Denken und Problemlösen sowie Intelligenz. Das "Gedächtnis" meint die Fähigkeit, Informationen aufzunehmen, zu speichern und bei Bedarf wieder abzurufen. "Speichern" heißt behalten über eine bestimmte Zeitspanne hinweg. Diese ist nicht zu kurz (siehe Kurzzeitgedächtnis), jedoch auch nicht ewig. In welchem Bereich sich die Dauer bewegt, kann hier nicht behandelt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Der Wert des Vergessens
- Grundlegende Begriffe
- Das Vergessen als Mittelweg
- Demenz
- Hyperthymestisches Syndrom
- Ein gesundes Gedächtnis
- Vorteile des Vergessens
- Schutzfunktion
- Automatische Ausselektierung des Irrelevanten
- Nützlichkeit für soziales Handeln
- Nachteile des Vergessens
- Das Gedächtnis ist kein objektiver Wissensspeicher
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay untersucht die Rolle des Vergessens in der menschlichen Kognition und widerlegt die Annahme, dass Vergessen ein Defizit des Geistes darstellt. Er beleuchtet die vielfältigen Funktionen des Vergessens und argumentiert, dass es für ein gesundes und effektives Gedächtnis notwendig ist.
- Der Wert des Vergessens für die menschliche Kognition
- Die Funktionen des Vergessens als Schutzmechanismus, Selektionsmechanismus und sozialer Faktor
- Die Auswirkungen des Vergessens auf die Identität, das Selbstwertgefühl und das soziale Zusammenleben
- Das Vergessen als Voraussetzung für effizientes Denken und Problemlösen
- Der Vergleich zwischen gesunden Gedächtnissen und Extremfällen wie Demenz und dem hyperthymestischen Syndrom
Zusammenfassung der Kapitel
Der Text beginnt mit der Definition grundlegender Begriffe wie Vergessen, Kognition und Gedächtnis. Er zeigt, dass das Vergessen einen Mittelweg zwischen dem alles Vergessen und dem sich an alles Erinnern darstellt. Anhand von Beispielen wie Demenz und dem hyperthymestischen Syndrom werden die Nachteile beider Extreme erläutert. Der Text argumentiert, dass ein gesundes Gedächtnis Informationen aussortiert, die es nicht länger braucht, und den Zugang zu relevanten Informationen erhält. Das Vergessen dient als Schutzfunktion, ermöglicht eine effiziente Selektion von Informationen und ist für das soziale Zusammenleben von Bedeutung. Der Essay beleuchtet auch die Nachteile des Vergessens, wie den Verlust von Wissen und die Beeinträchtigung der Offenheit für Neues. Abschließend betont der Text die subjektive und komplexe Natur des menschlichen Gedächtnisses und argumentiert, dass das Vergessen ein Wert an sich ist.
Schlüsselwörter
Vergessen, Kognition, Gedächtnis, Demenz, hyperthymestisches Syndrom, Schutzfunktion, Selektion, soziales Handeln, Identität, Selbstwertgefühl, Intelligenz, Lernen, Denken, Problemlösen, Informationsnutzung.
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- Dilara Diegelmann (Author), 2017, Welche Funktionen hat das Vergessen für die menschliche Kognition?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/470743