Die Arbeit setzt sich mit folgender Forschungsfrage auseinander: Inwiefern stellt die Kommunikation innerhalb eines zweisprachig arbeitenden Teams (englisch-deutsch) eine Hürde für die gemeinsame Arbeit dar?
Am 14. September 2015 wurde die erste deutsch-türkische Kita in Frankfurt eingeweiht. Dies war ein weiterer Schritt zur frühen Mehrsprachigkeit bei Kindern. In Frankfurt geht man bereits von gängigen Sprachen wie Englisch und Französisch zu anderen, weniger verbreiteten Fremdsprachen wie Türkisch über.
Auch in Thüringen gibt es bereits einige Kindergärten, die mit zwei Sprachen (eine davon Deutsch) arbeiten, beispielsweise in Erfurt, Weimar und Jena. Aus diesem Grund ergab sich die Idee, diese Hausarbeit dem Thema der bilingualen Kinderbetreuung in Kindergärten in Thüringen zu widmen und dabei explizit die Arbeit der bilingualen Erzieher zu betrachten.
Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort
2. Einleitung
3. Theoretischer Hintergrund
4. Methodik
4.2. Fragestellungen
5. Datenerhebung
6. Untersuchungsergebnisse
6.1. Vorstellung der Interviewpartner
8. Ergebnisse zur Forschungsfrage
9. Hypothesengeneration
10. Forschungsperspektiven
11. Literaturverzeichnis
Anhang 1 – Transkripte – Interview A
Anhang 1 – Transkripte – Interview A
Anhang 1 – Transkripte – Interview B
Anhang 1 – Transkripte – Interview B
Anhang 2 - Interview-Leitfragen - Deutsch
Anhang 3 - Interview-Leitfragen - Englisch
1. Vorwort
„Deutsch-türkische Kita eröffnet“ titelte die Frankfurter Neue Presse Zeitung am 06. August 2015. Im Artikel wird beschrieben, dass am 14. September die erste deutsch-türkische Kita in Frankfurt eingeweiht wird. Dies ist ein weiterer Schritt zur frühen Mehrsprachigkeit bei Kindern. In Frankfurt geht man bereits von gängigen Sprachen wie Englisch und Französisch zu anderen, weniger verbreiteten Fremdsprachen, wie Türkisch über. Auch in Thüringen gibt es bereits einige Kindergärten, die mit zwei Sprachen (eine davon Deutsch) arbeiten, beispielsweise in Erfurt, Weimar und Jena. Aus diesem Grund ergab sich die Idee, diese Hausarbeit dem Thema der bilingualen Kinderbetreuung in Kindergärten in Thüringen zu widmen und dabei explizit die Arbeit der bilingualen Erzieher zu betrachten.
Eine weitere Form der frühen Fremdsprachenförderung ist bilingualer Unterricht. Ursprünglich war geplant, die Umsetzung des bilingualen Unterrichts in Thüringen in einen Vergleich mit anderen Bundeländern zu stellen. Dafür sollte in dieser Arbeit ein Vergleich verschiedener Studien angestellt werden, die sich mit dem Thema der bilingualen Züge und Module an deutschen Schulen beschäftigen. Allerdings gestaltete sich die Suche nach quantitativen Daten hierfür schwierig. Ich konnte lediglich eine große Studie ausmachen: „Unterricht und Kompetenzerwerb in Deutsch und Englisch. Zentrale Befunde der Studie Deutsch-Englisch-Schülerleistungen-International (DESI)“ (2006). Allerdings ist diese mittlerweile etwas veraltet. Außerdem konnte ich keine aktuelle Vergleichsstudie finden. Auch das Wirtschaftsministerium, Abteilung Schulentwicklung, hatte keinerlei Studien, Analysen oder Reporte, auf die es verweisen konnte, als ich telefonisch eine Anfrage am 16.06.2015 stellte. Einige Tage später wurde mir dort schriftlich mitgeteilt, dass es ebenfalls keine Statistiken zum bilingualen Unterricht in Thüringen gibt: „In Thüringen werden zudem bilinguale Module unterrichtet. Dazu gibt es keine statistische Erfassung.“ (Email von Bettina Schultz, Kommissarische Leiterin, Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport, Referat 3 3, vom 25. Juli 2015). Daher entschloss ich mich, das Thema der Hausarbeit auf bilinguale Erzieher-Teams und ihre Arbeit im Umgang mit zwei Sprachen zu konzentrieren.
2. Einleitung
Das Thema dieser Arbeit ist eng mit einer persönlich Erfahrung verbunden, die ich vor knapp zwei Jahren in einer bilingualen Kindertagesstätte in Berlin machte. Ich absolvierte dort ein freiwilliges Praktikum und war von der Arbeit mit zwei Sprachen gleichzeitig fasziniert. Immer wieder gab es hier und da kleinere Missverständnisse, die mehr oder weniger stark den Arbeitsfluss beeinträchtigten. Durch die hohe Anzahl von bilingualen Kindergärten in Berlin ist die Stadt im Vergleich zu anderen Bundesländern zahlenmäßig sehr weit oben in der Statistik für bilinguale Kindergärten in Deutschland. Da es in meinem Heimatland Thüringen bisher nur fünf dieser KITAs (vier deutsch-englische und eine russisch-deutsche Einrichtung) gibt, ergab sich die Frage, wie hier die Kommunikation innerhalb des Erzieher-Kollegiums funktioniert.
Als Forschungsfrage ergab sich somit die folgende:
Inwiefern stellt die Kommunikation innerhalb eines zweisprachig arbeitenden Teams (englisch-deutsch) eine Hürde für die gemeinsame Arbeit dar?
Es wird hierbei erwartet, dass durch die gleichzeitige Nutzung von Englisch und Deutsch eine Sprachbarriere während der Arbeit im Team entsteht. Es soll untersucht werden, ob Schwierigkeiten entstehen, welcher Art diese sind und wie sie die Arbeit im Team womöglich erschweren. Es wird erwartet, dass die Schwierigkeiten im Team mit einem englischen Muttersprachler anderer Natur und Form sind, als jene, die in einem Team mit ausschließlich deutschsprachigen Mitarbeitern entstehen.
3. Theoretischer Hintergrund
Für die Sprachenpolitik von Europarat und EU ist Mehrsprachigkeit ein zentraler Bestandteil europäischer Bildungsziele: L1 plus 2 lautet das Ziel im Weißbuch:„Auf dem Weg zur kognitiven Gesellschaft“ (Europäische Kommission 1996, 72) und eines der Barcelona-Ziele:„Kommunikation in der Muttersprache plus zwei weiteren Sprachen“ (Europäische Kommission 2008, 5). Multilingualismus wird also von der EU-Kommission gewünscht. Auf dieser Basis wird auch im Bundesland Thüringen versucht, bilinguale Kindergärten zu fördern und neue entstehen zu lassen.
Im Bundes-Vergleich liegt Thüringen hier jedoch mit der Anzahl (5) solch bilingualer Einrichtungen noch weit zurück. Dies liegt vermutlich daran, dass in Ländern wie dem Saarland (185) oder Nordrhein-Westfalen (91) eine relative Nähe zur Bundessgrenze vorliegt und Fremdsprachen daher schon immer eine wesentlich zentrierte Rolle spielten als in Mitteldeutschland. Auch in Berlin gibt es bereits viele mehrsprachige Kindergärten (173), was vermutlich auch an der großen ethnischen Vielfältigkeit der Bewohner dieser Stadt liegt. Thüringen ist hier noch nicht ganz so fortschrittlich, beginnt aber langsam, nachzuziehen und mehr zweisprachige Bildungsangebote zu schaffen.
Anhand dieser Statistik aus dem Jahr 2014 vom Verein für frühe Mehrsprachigkeit und Kindertagesstätten und Schulen ist erkennbar, dass Thüringen neben Mecklenburg-Vorpommern, im Vergleich zu anderen Bundesländern, das Rücklicht bildet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Da die Kommunikation innerhalb von bilingualen Erzieher-Teams bisher noch kein intensiv erforschtes Gebiet in der Sprachwissenschaft ist, möchte ich hier einen kurzen Überblick über die Anforderungen an Muttersprachler und Nicht-Muttersprachler in solchen Kindergärten geben.
Laut FMKS (Verein für frühe Mehrsprachigkeit an Kindertageseinrichtungen und Schulen) gibt es für Erzieher in bilingualen Kindertagestätten keine gesonderte Ausbildung. Die Erzieher sollten fachliches Know-How zum Zeitspracherwerb bei Kindern sowie Fremdsprachenkenntnisse auf Muttersprachen-Niveau vorweisen (vgl. „Berufsbild: Erzieher/in in bilingualen Kitas“, 2014). Spezifische Bildungsangebote für bilinguale Erzieher sind jedoch rar in Deutschland (vgl. ebd.). Im „Leitfaden für die Entstehung eines bilingualen Kindergartens“ der FMKS wird außerdem angeraten:
„Erfahrene Fachkolleginnen ins Haus einladen, um Gespräche im Team zu führen. Alle Kolleginnen und Kollegen, auch die, die nicht mit Zweisprachigkeit befaßt sind, sollen das Konzept und den Wert der Mehrsprachigkeit kennen.“ (2003, 5)
Für ausländische Arbeitnehmer stellt dies eine besondere Hürde dar. Ihre ausländischen Abschlüsse werden vom jeweiligen Kultusministerium nur unter bestimmtem Prämissen, beispielsweise nur mit fachähnlichen Abschlüssen mit gleicher Ausbildungszeit, anerkannt (vgl. FMKS, ebd.) und da Bildung von Bundesland zu Bundesland unterschiedlichen Bestimmungen unterliegt, lässt sich hier keine generelle Aussage treffen. Für Thüringen gilt:
„Fachkräfte in diesem Sinne sind staatlich anerkannte Erzieher sowie Diplompädagogen und Diplomsozialpädagogen/-sozialarbeiter, jeweils mit dem Nachweis der methodisch-didaktischen Befähigung zur Arbeit in Kindertageseinrichtungen, [...] Absolventen fachlich entsprechender Bachelor-, Master- oder Magisterstudiengänge, staatlich anerkannte Heilpädagogen und Heilerziehungspfleger, [...] Fachkräfte in diesem Sinne für die Arbeit in Kinderkrippen Krippenerzieher, für die Arbeit in Kindergärten Kindergärtner und für die Arbeit in Kinderhorten Horterzieher sowie Unterstufenlehrer mit der Befähigung zur Arbeit in Heimen und Horten. Das für Kindertageseinrichtungen zuständige Ministerium kann generell oder im Einzelfall Personal mit weiteren staatlichen oder nicht staatlichen Ausbildungs- und Prüfungsnachweisen als fachlich geeignet anerkennen.“ (Auszug aus dem Thüringer Gesetz über die Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern in Tageseinrichtungen und in Tagespflege als Ausführungsgesetz zum Achten Buch Sozialgesetzbuch - Kinder- und Jugendhilfe - (Thüringer Kindertageseinrichtungsgesetz - ThürKitaG -)Vom 16. Dezember 2005).
Es wird hierbei nicht ausdrücklich auf Arbeitnehmer aus anderen Ländern hingewiesen. Per Gesetz gibt es also keinerlei Vorschriften für Muttersprachler aus anderen Ländern, die hier in einer bilingualen Kindertagesstätte arbeiten möchten. Vermutlich kann eine gleichwertige Ausbildung mit Hilfe der oben genannten Ausnahmeregelung anerkannt werden. Auch für deutsche Erzieher, die bilingual arbeiten, gibt es per Gesetz keine geregelten Voraussetzungen.
4. Methodik
4.1. Forschungsdesign
Um die Forschungsfrage beantworten zu können, wird sich diese Arbeit den Methoden der empirischen Sozialforschung bedienen.
Da zur Forschungsfrage der vorliegenden Hausarbeit nur wenige wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse existieren, wird diese einen explorativen Charakter aufweisen. Hierunter versteht man eine Vorstudie zu möglichen weiteren Untersuchungen, die sich dann eventuell quantitativer Methoden bedienen kann, um vorgegebene Hypothesen zu prüfen.
Als Methode bieten sich qualitative Interviews an. Qualitative Forschung hat weniger den Anspruch, Hypothesen zu prüfen, als vielmehr diese zu generieren (im Gegensatz zur quantitativen Forschung).
Daher wurde die Befragung per Interview gewählt. Es handelt sich dabei um ein leitfadengestütztes Interview. Dies wurde unter anderem gewählt, weil:
„die vollstandardisierte Befragung mit ihrer meist quantitativen Auswertung wenig Raum lässt, die individuellen Eigenarten des Einzelfalles zu erfassen, [wohingegen] das leitfadengestützte Interview hierfür Raum [lässt], orientiert sich aber dennoch an einem vorher gewählten Raster.“ (Schöneck-Voß und Voß, 2010, 8).
Die Befragten sollten möglich frei sprechen können, jedoch dabei gewisse Eckdaten abdecken, welche durch die Leitfragen für den Interviewenden ersichtlich waren.
Die Auswertung erfolgte angelehnt an die Methode zur qualitativen Inhaltsanalyse von Mayring (2010).
4.2. Fragestellungen
Einerseits sollte die Formulierung der Fragestellung so konkret wie möglich schon bei der Planung konstruiert werden, andererseits kann diese jedoch im Verlauf eines Projekts immer wieder revidiert werden. Dies war auch hier der Fall.
Die Fragestellungen wurden unterteilt in einleitende Fragen, wie zum Beispiel:
- Seit wann arbeiten Sie in dieser Kita?
- Seit wann arbeitet die Kita bilingual?
- Nach welchem Konzept?
Diese Fragen wurden gestellt, um zunächst zum Thema hinzuführen sowie einen kurzen Einblick in die Arbeit der jeweiligen Einrichtungen zu erhalten.
Anschließend folgten Fragen in diversen Themenbereichen, um möglichst breitgefächerte Antworten zu erhalten und Rückschlüsse ziehen zu können.
Daher wurde zunächst nachdem Sprachgebrauch innerhalb des Teams gefragt, um erfahren zu können wie und in welcher Sprache die Kollegen miteinander kommunizieren. Außerdem sollte hier erfragt werden, inwiefern sich die Nutzung von zwei Sprachen auf den Zusammenhalt im Team auswirkt, beispielsweise durch gegenseitige Unterstützung von englischsprachigen und deutschsprachigen Kollegen bei der Arbeit.
Sprachgebrauch im Team:
- Welche Sprache sprechen Sie vor den Kindern mit den Kollegen?
- Wie beeinflusst der gleichzeitige Umgang mit zwei Sprachen den Zusammenhalt im Team?
Diese Fragen wurden gestellt, um zu erfahren, wie der Einzelne die Arbeit mit der englischen Sprache wahrnimmt und welche Herausforderungen oder Chancen er oder sie für sich selbst sieht.
Der Einfluss auf die Einzelperson:
- Inwiefern haben sich Ihre Englischkenntnisse durch die Arbeit verändert?
- Welches Sprachniveau des Englischen haben Sie?
In diesem Teil ging es um das Hauptthema, nämlich die potenziellen Probleme die Mehrsprachigkeit in einem Team mit sich bringen kann. Das Ziel war hier, genau zu erfahren, wann wo und wie Probleme entstehen können.
Herausforderungen und Chancen:
- Gibt es manchmal schwierige Situationen im Team in denen das Englische eine besondere Hürde darstellt?
- In welchen Situationen profitiert das Team von der englischen Sprache?
Mit dieser Frage sollte geklärt werden, inwieweit die Befragten einen Überblick über die Anforderungen für bilinguale Erzieher haben.
Gesetzliche Vorgaben:
- Welche Vorgaben macht das Land Thüringen bei der Einstellung von Muttersprachlern und Nicht-Muttersprachlern als Erzieher in bilingualen Kitas?
Die Fragestellungen habe ich im Verlauf des Projekts immer wieder angepasst, daher ergab sich noch eine weitere Frage aus den Gesprächen:
- Für wie sinnvoll halten Sie Bildungsangebote für bilinguale und nicht-bilinguale Kräfte in bilingualen Kitas?
Aufgrund der Tatsache, dass gleich zu Anfang der Interviews berichtet wurde, es gäbe keine speziellen Bildungsangebote für bilingual arbeitende Erzieher, war das Ziel, herauszufinden, ob es eine Nachfrage hierfür gibt und wie hilfreich solche Angebote sein könnten.
Diese Fragen stellen außerdem das Grundgerüst für das Bilden der Kategorien, nach denen die Interviews ausgewertet wurden. Für den englischen Muttersprachler wurden die Fragen übersetzt, da das Interview auf Englisch geführt wurde. Dieses findet sich im Anhang 3 wieder.
5. Datenerhebung
5.1. Auswahl der Interviewpartner
Hierbei wurde dem Prinzip gefolgt, sowohl ähnliche als auch unterschiedliche Fälle zu suchen, um das Forschungsfeld möglichst breit zu erfassen.
Zur Erhebung der Daten wurden alle bilingualen Kindertagesstätten in Thüringen angefragt. Aufgrund der Sommer-Schließzeiten in zwei Kindergärten sowie einer Kita, die kein Interesse an einem Interview hatte, war die Suche nach geeigneten Interviewpartnern erschwert.
Zunächst wurden die einzelnen Leiter der Einrichtungen um ihr Einverständnis gebeten. Schlussendlich erklärten sich in zwei Kindergärten jeweils zwei Erzieher bereit, ein Interview durchzuführen. Beide Kindergärten arbeiten mit Englisch als Fremdsprache. Darunter befand sich ein englischer Muttersprachler. Die weiteren Befragten waren deutschstämmig. Zwei der befragten Kräfte arbeiten als deutsche Muttersprachler bilingual, eine Kraft arbeitet lediglich mit der deutschen Sprache, allerdings im Team mit dem befragten Muttersprachler. Vorgesehen war hier jedoch ein weiterer männlicher Interviewpartner, ebenfalls deutscher Muttersprachler, der allerdings zum Zeitpunkt des Interviews kurzfristig erkrankt war. Aufgrund des zeitlich begrenzten Durchführungszeitraums war keine erneute Befragung möglich. Deshalb entschloss sich spontan die einsprachig arbeitende Kraft, ein Interview durchzuführen. Im deutschsprachigen Team wird mit der Immersions-Methode gearbeitet, im Team mit dem englischen Muttersprachler wird Englisch als Begegnungssprache genutzt. Beide Kindergärten arbeiten ebenfalls integrativ. Daher kommen auch die Kinder, die beispielsweise aufgrund einer Behinderung eine intensivere Betreuung brauchen, mit der englischen Sprache frühzeitig in Berührung.
Bei Interviews, besonders auch bei solch einer geringen Anzahl von Befragten, besteht die Gefahr der sozialen Erwünschtheit (vgl. Stocké, 2004, 303).
Punkte die hierbei durch soziale Erwünschtheit beeinflusst sein könnten, sind u.a. die Frage nach den eigenen Englischkenntnissen oder die Nutzung der englischen Sprache bei der Arbeit. Außerdem wurden die Interviews in den jeweiligen Einrichtungen geführt. Die Angst, der Kollege könnte bei der Arbeit etwas überhören, könnte ein Fakt sein, so zu antworten, dass es keine spätere Kritik am Gesagten geben kann.
5.2. Durchführung der Interviews
Die Interviews wurden jeweils in den betreffenden Kindergärten durchgeführt. Hierfür wurde ein Besprechungsraum zur Verfügung gestellt, um ein ruhige Atmosphäre zu schaffen. Auch hier hatte ich Bedenken bezüglich der sozialen Erwünschtheit, da die Befragten in ihrer Arbeitsumgebung befragt wurden. Es wurde jedoch vom jeweiligen Leiter der Kita erwünscht, die Gespräche dort zu führen.
Vor Beginn der jeweiligen Interviews habe ich alle Interviewpartner nochmals über das Ziel der Befragung informiert. Des Weiteren habe ich die jeweiligen Personen darüber informiert, dass ihre Daten anonym behandelt werden. Eine Aufzeichnung erfolgte mit einem Diktiergerät, wozu alle Befragten mündlich ihr Einverständnis gaben.
Die Interviews wurden am 28. und 29. Juli 2015 durchgeführt. Die Dauer der Befragungen lag bei 11 bis 48 Minuten.
Aufgrund der zeitlichen Limitation war es mir nicht möglich, einen Pretest durchzuführen. Dieser hätte womöglich schon vor den eigentlichen Interviews einige Modifizierungen bei den Leitfragen hervorgebracht. Allerdings erwies es nicht als Schwierigkeit, die Leitfragen der Situation angemessen (alltagssprachlich) umzuformulieren, um Missverständnisse zu vermeiden, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen und ausführliche Antworten zu erhalten. Durch die Wahl des freien Interviews mit Leitfragen entstanden auch innerhalb der Gespräche neue Fragen, aus denen sich interessante Aspekte ergaben.
5.3. Datenaufbereitung
Wie bereits erwähnt, habe ich die Interviews mit Hilfe eines Diktiergerätes aufgezeichnet. Diese wurden anschließend transkribiert. Als Protokollierungstechnik wählte ich die wörtliche Transkription. Die Abschrift erfolgte pro Interview mit Zeilennummerierung, um bei der Ergebnisauswertung (siehe Kapitel 6.2.) genaue Quellenangaben machen zu können. Die einzelnen Dokumente habe ich zu diesem Zweck mit Großbuchstaben und Ziffern nummeriert, die dem Kürzel der Befragten entsprechen (Interview A1, A2, B1, B2). Die Abkürzung „I“ (Interviewender) habe ich den jeweiligen Fragen bzw. Anmerkungen meinerseits vorangestellt, die Buchstaben (A1-B2) denen der Interviewpartner.
Da in dieser Arbeit das Hauptinteresse an thematisch-inhaltlichen Informationen liegt, habe ich Sprechpausen, Floskeln und sonstige, den Inhalt nicht verändernden und überflüssigen Äußerungen bei der Transkription nicht berücksichtigt. Dialekt wurde dabei soweit als möglich in normales Schriftdeutsch übertragen, Satzbaufehler behoben und der Stil geglättet.
An dieser Stelle möchte ich auf den Datenschutz hinweisen. Alle Namen der Befragten werden nur verschlüsselt wiedergegeben. Die transkribierten Interviews befinden sich im Anhang dieser Arbeit (Anhang 1).
5.4. Datenauswertung
Bei der Auswertung empirischer Daten liegt der Fokus auf der Reduzierung großer Datenmengen auf eine kleine Menge allgemeiner Aussagen. Allerdings sollen bei diesem Prozess möglichst wenige Daten verloren gehen und gleichzeitig Daten mit möglichst großem Informationsgehalt entstehen.
Sowohl quantitative als auch qualitative Auswertungsverfahren verfolgen dieses Ziel. Die quantitativen Verfahren bedienen sich jedoch relativ ähnlichen, mathematischen Methoden, sodass mit demselben Datenmaterial und mit dem identisch angewandten Verfahren ein übereinstimmendes Ergebnis erlangt werden kann. Die qualitative Auswertung von Daten erfolgt subjektiver, dies soll jedoch nicht bedeuten, dass dies willkürlich geschieht.
In dieser Hausarbeit habe ich meine Auswertung an die qualitative Inhaltsanalyse nach Phillip Mayring (vgl. 2010, S. 60) angelehnt.
Dabei habe ich folgende Punkte bei der Analyse befolgt:
i. Zusammenfassung
Bei der Zusammenfassung wurde all jenes, was inhaltlich relevant erschien, aus dem zu analysierenden Text extrahiert.
Textpassagen mit relevantem Inhalt wurden dann paraphrasiert.
ii. Klärung
Bei der Klärung wurden umgangssprachliche Passagen oder Redewendungen so formuliert, dass der Sachverhalt eindeutig verständlich wurde.
iii. Inhaltseinheiten bilden
Bei der Bildung von Inhaltseinheiten wurden Textteile gesucht, die Aussagen über den Untersuchungsgegenstand wiedergaben und somit eine Einordnung in vorher festgelegte Kategorien ermöglichten. Somit kann das Material nochmals zusammengefasst und die wichtigsten Punkte herausgearbeitet werden.
iv. Anschließend wurden die subjektiven Erfahrungen der Befragten in allgemeinen Begriffen zusammengefasst, angelehnt an die Konzept-Bildung nach Mayring (ebd., S. 83).
Diese kurze Zusammenfassung der Analyseschritte spiegelt wider, wie die Interviews schrittweise analysiert und ausgewertet wurden. Der Hauptgrund, warum sich dieser Methode zur Auswertung der Interviews bedient wurde, war die klare und strukturierte Vorgehensweise, die sich als sehr hilfreich bei der Interpretation erwiesen hat.
Die hier aufgezeigten Schritte dienen lediglich der Nachvollziehbarkeit für die nun folgende Auswertung der Interviews. Auf die Erklärung der Gütekriterien wird an dieser Stelle verzichtet.
6. Untersuchungsergebnisse
6.1. Vorstellung der Interviewpartner
In diesem Abschnitt werde ich die einzelnen Interviewpartner vorstellen, um dem Leser die Möglichkeit zu geben, sich einen kurzen Eindruck der einzelnen Personen machen zu können. Die soziodemographischen Daten habe ich zum Teil vor und während den Interviews abgefragt.
Wie bereits erwähnt, arbeiten alle Befragten in bilingualen Kindertagesstätten (Englisch-Deutsch) als Erzieher. Darunter befindet sich ein englischer Muttersprachler. Die drei weiteren Befragten haben alle Deutsch als Muttersprache.
Interviewpartner A1
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Interviewpartner A2
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Interviewpartner B1
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
6.2. Interpretation und Ergebnisse
Im Folgenden Teil werde ich die einzelnen Aussagen anhand der folgenden Kategorien analysieren und zusammenfassen:
- Wie beeinflusst der gleichzeitige Umgang mit zwei Sprachen den Zusammenhalt im Team?
- Gibt es manchmal schwierige Situationen im Team, in denen die englische Sprache eine besondere Hürde darstellt?
Zur Lösung der Forschungsfrage werden nur die zwei wichtigen Kernfragen erfasst. Weitere Erkenntnisse werden später kurz angeführt, fallen aber nicht in die Bewertung für die Forschungsfrage, siehe hierzu Kapitel 7. Diese Fragen haben für die Untersuchung der Forschungsfrage keine Relevanz, geben aber Aufschluss über weitere mögliche Forschungsfelder.
Um den subjektiv bedeutsamen Aussagen mehr Veranschaulichung zu verleihen, wird hier mit wörtlichen Zitaten gearbeitet. Diese sind kursiv gekennzeichnet und in der Klammer hinter den Zitaten ist die Zeilenzahl aus dem jeweiligen Originaltext (erkennbar am Kürzel) vermerkt.
Abschließend werden die Ergebnisse hier anhand der Fragestellung zusammengefasst dargestellt.
6.1.1. Frage A
Wie beeinflusst der gleichzeitige Umgang mit zwei Sprachen den Zusammenhalt im Team?
A1: Im Gespräch wurde klar, dass sich der gleichzeitige Gebrauch der Sprachen Englisch und Deutsch sich nicht als Gegenstand zur Team-Bildung eignet.
Also zusammenwachsen durch diese Sprache jetzt nicht. Das ist kein ausschlaggebender Punkt für eine Teambildung (A1, 155).
Weiterhin fühlte sich die befragte Person durch den Gebrauch der englischen Sprache in eine Außenseiterrolle gedrängt.
Eher fühlen wir uns so ein bisschen wie der Fisch allein im Ozean der gegen den Strom schwimmt ( A1, 158.)
Diese Aussage wird noch einmal verdeutlicht.
Und das ist eher eine Schwierigkeit. Und deswegen kommt das natürlich auch zustande, dadurch, dass wir nur drei sind, gegen den Rest anzukämpfen (A1, 160)
A2: Diese Person gibt an, dass sich die Arbeit mit zwei Sprachen nicht auf den Zusammenhalt im Team auswirkt. Sie merkt lediglich an, dass einige Kollegen nicht im höheren Maße mit der Sprache konfrontiert werden möchten, stellt dies aber nicht in einen Zusammenhang mit dem Zusammenhalt innerhalb des Teams.
Mhm, nicht unbedingt. Manche wollen nicht so, die sagen: „Sprich deutsch mit mir.“ (A2, 144).
B1: Die befragte Person gibt an, dass es Unterschiede macht, mit welchem Kollegen man zusammenarbeitet. Sie geht auf den direkten Zusammenhalt im Team lediglich dahingehend ein, dass betont wird, dass es mit Kollegen, die gute Englischkenntnisse haben, ein besserer Zusammenhalt bei der Arbeit herrscht.
And then you are intact with each other (B1, 193).
Die Person empfindet es weiterhin als Problem, nachträglich zur Berufsschule gehen zu müssen und somit zu verpassen, was währenddessen im Kindergarten passiert.
Whatever is going on, whatever the children are learning, I am not in the loop (B1, 246).
Allerdings fühlt sich die Person innerhalb des Teams nicht ausgeschlossen, obwohl nachträglich die Erzieher-Qualifikation absolviert werden muss und die Person englischer Muttersprachler ist.
Well, besides the two members of the administration, the two bosses, of the working staff, I have been there the longest. So no, not in that respect (B1, 242).
B2: Diese Person ist nicht der Meinung, dass der Zusammenhalt im Team durch den Gebrauch von zwei Sprachen und die gemeinsame Arbeit von Muttersprachlern und Nicht-Muttersprachlern beeinflusst wird.
Es beeinflusst jetzt nicht irgendwie unser Miteinander (B2, 96).
Es wird eher als positiver Aspekt und Bereicherung aufgegriffen.
Also wir machen eher unsere Scherzchen darüber (B2, 97).
Darstellung der Ergebnisse
Generell lässt sich nun zusammenfassen, dass sich der gleichzeitige Gebrauch der beiden Sprachen Deutsch und Englisch nicht in hohem Maße auf den Zusammenhalt im Team auswirkt. Lediglich bei A1, wo angegeben wurde, dass es durchaus zu dem Gefühl der Erfüllung einer Außenseiterrolle durch Unverständnis oder schlechte Sprachkenntnisse unter den Kollegen kommen kann. Alle weiteren Befragten sehen keine Auswirkungen auf den Zusammenhalt im Team. B2 merkt an, dass die Arbeit mit einem Muttersprachler sogar als Bereicherung empfunden werden kann. Eine Definition für Zusammenhalt hat es von meiner Seite aus nicht gegeben, da den befragten Personen der Freiraum gelassen werden sollte, selbst aus ihrer Erfahrung zu erzählen, um daraus möglicherweise noch Erkenntnisse über die Schwierigkeiten beim bilingualen Arbeiten zu gewinnen.
[...]
- Citation du texte
- Elisa Herschleb (Auteur), 2015, Wie gelingt die Kommunikation in einem bilingualen Erzieher-Team? Eine kritische Betrachtung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/470512
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