Ziel dieses philosophischen Essays soll es sein, zu einer Erhellung eben der Grundannahmen, welche zu der Auffassung einer grundlegenden Täuschung über die Freiheit des Menschen führen, beizutragen. Dabei ist der Gedanke leitend, dass vor allem ein richtiges Verständnis und eine genaue Analyse der einzelnen Argumente erst die Voraussetzungen für ein kritisches Vorhaben gegenüber dieser Auffassung schaffen kann. Wenn es dabei nicht möglich ist, selbst ohne kritische Bewertung alle einzelnen Überlegungen anzugeben und auf mögliche Alternativen hinzuweisen, so sei dies der Kontroverse in der Sache selbst geschuldet. Im Übrigen beschränkt sich der vorliegende Text jedoch auf eine zusammenfassende Analyse der Position des Neurobiologen, Gehirnforschers und Philosophen Gerhardt Roth. Folgende Fragestellung bildet hierfür die grundlegende Perspektive: Wie charakterisiert Gerhardt Roth die Freiheit und zu welchen Ergebnissen führt das? Zur Beantwortung dieser Frage wird versucht, seinen Freiheitsbegriff in seinen Aspekten als „freier Wille“ und „freie Entscheidung“ genauer zu charakterisieren, bevor kurz auf den empirischen Hintergrund bezüglich der Ergebnisse des Libet-Experiments eingegangen wird. Anschließend geht es um seine weitreichende Schlussfolgerung, Willensfreiheit als eine bestimmte Täuschung des Gehirns zu verstehen, um weiterhin den Vorschlag einer neuen Beschreibung des Gefühls der Freiheit als autonomes Handeln zu untersuchen. Abschließend möchte ich versuchen, kurz auf die Folgen der vorgestellten These in ihrer Konsequenz hinzuweisen und die skeptische Frage vorstellen, ob in der vorgestellten neurobiologischen Perspektive allein eine befriedigende Antwort, was denn nun unter der Freiheit des Menschen zu verstehen sei, gefunden werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Die Diskussion über die Freiheit
- Der „freie Wille“
- Der empirische Hintergrund: Das Libet-Experiment
- Willensfreiheit als Täuschung des Gehirns
- Autonomes Handeln
- Folgen der These
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay analysiert die Behauptung von Gerhardt Roth, die menschliche Freiheit sei eine Täuschung des Gehirns. Der Text verfolgt das Ziel, die Grundannahmen von Roths These zu verstehen und zu analysieren.
- Die Definition von „freiem Willen“ nach Gerhardt Roth
- Die Rolle des „Anderskönnen“ in der Willensfreiheit
- Die Bedeutung der „Intelligibilität“ für freie Entscheidungen
- Die „Urheberschaft“ als Merkmal des freien Willens
- Die Konsequenzen der Annahme einer „Täuschung“ der Willensfreiheit
Zusammenfassung der Kapitel
Der Essay beginnt mit einer Einführung in die Diskussion um die Freiheit und die Rolle der Neurobiologie in dieser Debatte. Anschließend erläutert er Roths Definition von „freiem Willen“ anhand von drei Merkmalen: „Anderskönnen“, „Intelligibilität“ und „Urheberschaft“. Der Autor geht dann auf das Libet-Experiment ein, das als empirischer Beleg für die These der Willensfreiheit als Täuschung herangezogen wird.
Anschließend wird Roths Schlussfolgerung, dass Willensfreiheit eine Illusion ist, diskutiert. Der Essay analysiert schließlich Roths Vorschlag, die Freiheit als autonomes Handeln zu begreifen.
Schlüsselwörter
Der Text befasst sich mit den Themen Willensfreiheit, neurobiologische Forschung, Illusion, Täuschung, „Anderskönnen“, „Intelligibilität“, „Urheberschaft“, Libet-Experiment, autonomes Handeln.
- Quote paper
- Kai Lehmann (Author), 2004, Freiheit als Täuschung des Gehirns? Notizen zur philosophischen Herausforderung der Neurobiologie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47041