Diese Diplomarbeit beschäftigt sich mit der Geschäftsprozessmodellierung und dem Workflowmanagement für öffentlich-rechtliche Versicherer. Sie analysiert die vorliegenden Anforderungen, evaluiert und bewertet die möglichen Realisierungsalternativen und gibt eine erste Implementierungsempfehlung. Die Begriffe öffentlich-rechtlicher Versicherer und öffentlicher Versicherer werden in der Praxis wie auch in dieser Diplomarbeit simultan verwendet.
Ein öffentlicher Versicherer ist dadurch gekennzeichnet, dass seine Tätigkeiten regional begrenzt sind. Regionalität verbunden mit detaillierten Kenntnissen der lokalen Marktstruktur stellen eine der wichtigen Stärken dar. Regionalität bedeutet vor allem auch einen guten Zugang zu den Menschen und Machern vor Ort. Die hiermit verbundenen Kontakte eröffnen den öffentlichen Versicherern eine Wissens- und Informationsbasis, die den Global Playern der Versicherungsbranche nur bedingt zugänglich sind. Die Wurzeln dieser Versicherer liegen oft in der Feuerversicherung oder dem Lebensversicherungsbereich. Träger der öffentlichen Versicherungen sind in aller Regel die regionalen Sparkassen- und Giroverbände sowie Sparkassen und Landesbanken. Trotz der regionalen Orientierung und Beschränkung sind die öffentlichen Versicherer nach der Allianz die zweitstärkste Kraft im deutschen Versicherungsmarkt.
Aufbauend auf der Anforderungsdefinition sollte ein öffentlicher Versicherer in seiner Region die folgenden Ziele anstreben:
- Erhöhung des Marktanteils
- Marktführerschaft auf dem regionalen Markt
- Hohe Kundenzufriedenheit sicherstellen
- Schlanke Strukturen im Unternehmen
- Effiziente Prozessabwicklung
- Konsequente Kostenkontrolle
- Kontinuierliche Kontrolle, Bewertung und Neuausrichtung der Prozesse
Diese Diplomarbeit wird sich auf Grund der Ausrichtung auf den Bereich Wirtschaftsinformatik nicht mit allen Zielen eingehend auseinandersetzen. Schwerpunkt wird die Prozessmodellierung bei öffentlichen Versicherern sowie deren effiziente Einbindung in das Unternehmen sein.
Zu diesem Zweck wird das Konzept des Workflowmanagement und dessen Realisierung in Form eines Workflowmanagement-Systems auf einen öffentlichen Versicherer angewendet. Es wird bewertet, wie hoch der geschätzte Aufwand ist und welche Potentiale zur Kostenersparnis sich bieten und wie sich diese nutzen lassen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Wesen und Situation der öffentlichen Versicherer
- 1.1.1 Wesen eines öffentlichen Versicherers
- 1.1.2 Derzeitige Situation der öffentlichen Versicherer
- 1.2 Profil der Lippischen Landes-Brandversicherungsanstalt
- 1.3 Problemstellung dieser Arbeit
- 1.4 Zielsetzung dieser Arbeit
- 1.5 Aufbau der Diplomarbeit
- 2 Grundlagen
- 2.1 Geschäftsprozessmanagement
- 2.1.1 Begriffe des Geschäftsprozessmanagements
- 2.1.1.1 Geschäftsprozess
- 2.1.1.2 Business Reengineering
- 2.1.1.3 Geschäftsprozessoptimierung
- 2.1.1.4 Business Engineering
- 2.1.1.5 Geschäftsprozessmodellierung
- 2.1.1.6 Geschäftsprozessmanagement
- 2.1.1.7 Geschäftsprozessmanagementsystem
- 2.1.2 Geschichte der Geschäftsprozessmodellierung
- 2.1.3 Ansätze für die Geschäftsprozessmodellierung
- 2.1.3.1 Architektur integrierter Informationssysteme
- 2.1.3.2 Business-Process-Management Stack der BPMI
- 2.2 Workflowmanagement
- 2.2.1 Begriffe des Workflowmanagement
- 2.2.1.1 Aktivität
- 2.2.1.2 Workflow
- 2.2.1.3 Workflowmanagement
- 2.2.1.4 Workflowmanagement-System
- 2.2.2 Geschichte des Workflowmanagement
- 2.2.2.1 Erste Generation – Hard wired applications
- 2.2.2.2 Zweite Generation - Das explizite Vorgehensmodell
- 2.2.2.3 Dritte Generation - Einsatz von Datenbanksystemen
- 2.2.2.4 Vierte Generation - Interoperable Systeme
- 2.2.3 Abgrenzung des Workflowmanagement
- 2.2.3.1 Geschäftsprozessmanagements versus Workflowmanagement
- 2.2.3.2 Workflowmanagement versus Workgroup-Computing
- 2.2.4 Referenzmodell der Workflowmanagement-Coaliton
- 2.2.4.1 Kernkomponeten des WfMC-Referenzmodells
- 2.2.4.2 Weitere Komponenten des WfMC-Referenzmodells
- 2.2.4.3 Schnittstellen des WfMC-Referenzmodells
- 3 Anforderungsdefinition
- 3.1 Funktionale Anforderungen
- 3.1.1 Modellierung und Simulation von Workflows
- 3.1.2 Instanzierung und Ausführung von Workflows
- 3.1.3 Monitoring, Analyse und Administration
- 3.1.4 Bereitstellung standardisierter Schnittstellen
- 3.2 Nicht-funktionale Anforderungen
- 4 Modellierung eines Referenz-Geschäftsprozesses
- 4.1 Analyse des IST-Zustandes
- 4.1.1 Prozessablauf
- 4.1.2 Beteiligte Akteure
- 4.1.2.1 Mitarbeiter
- 4.1.2.2 Vorgesetzter
- 4.1.2.3 Sachbearbeiter der Personalabteilung
- 4.1.2.4 Mitarbeiter der Hauspost
- 4.1.3 Zusätzlich benötigte Ressourcen
- 4.1.3.1 Intranet der LLB
- 4.1.3.2 Abwesenheitsliste als Excel-Datei
- 4.1.3.3 Zeiterfassungssystem
- 4.1.4 Nachrichtenfluss
- 4.1.5 Verbesserungspotential
- 4.1.5.1 Medienbrüche im Arbeitsablauf
- 4.1.5.2 Zeitaufwand
- 4.1.5.3 Produktivitätssteigerung
- 4.2 Modellierung des geplanten SOLL-Prozesses
- 4.3 Würdigung des Referenz-Geschäftsprozesses
- 5 Realisierungsalternativen
- 5.1 Kommerzielle Angebote
- 5.1.1 Wesen kommerzieller Angebote
- 5.1.2 Würdigung kommerzieller Angebote
- 5.1.2.1 Vorteile kommerzieller Angebote
- 5.1.2.2 Nachteile kommerzieller Angebote
- 5.2 Open-Source Projekte
- 5.2.1 Wesen von Open-Source Projekten
- 5.2.2 Würdigung von Open-Source Projekten
- 5.2.2.1 Vorteile von Open-Source Projekten
- 5.2.2.2 Nachteile von Open-Source Projekten
- 5.3 Nutzung bestehender Lizenz- und Wartungsverträge
- 5.3.1 Wesen dieser Nutzung
- 5.3.2 Würdigung dieser Nutzung
- 5.3.2.1 Vorteile dieser Nutzung
- 5.3.2.2 Nachteile dieser Nutzung
- 5.3.2.3 Beispiel einer möglichen Nutzung bei der LLB
- 5.4 Eigenentwicklung
- 5.4.1 Wesen einer Eigenentwicklung
- 5.4.2 Würdigung einer Eigenentwicklung
- 5.4.2.1 Vorteile einer Eigenentwicklung
- 5.4.2.2 Nachteile einer Eigenentwicklung
- 6 Evaluierungskandidaten
- 6.1 Verfahren für die Vorauswahl
- 6.1.1 Vorgehen bei der Nutzwertanalyse
- 6.1.2 Beurteilung der Nutzwertanalyse
- 6.2 Kommerzielle Angebote
- 6.2.1 Ergebnis der Vorauswahl der kommerziellen Angebote
- 6.2.2 COSA Business Process Management
- 6.2.2.1 Anbieter
- 6.2.2.2 Produkt
- 6.2.3 TIBCO Staffware Process Suite
- 6.2.3.1 Anbieter
- 6.2.3.2 Produkt
- 6.3 Open-Source Projekte
- 6.3.1 Ergebnis der Vorauswahl der Open-Source Projekte
- 6.3.2 ObjectWeb Bonita
- 6.3.2.1 ObjectWeb.org
- 6.3.2.2 ObjectWeb Bonita
- 6.4 Nutzung bestehender Lizenz- und Wartungsverträge
- 6.4.1 Die Business Process Execution Language for Web Services
- 6.4.2 Konzept der serviceorientierten Architektur
- 6.4.3 Einführung in den Oracle BPEL Process Manager
- 6.5 Eigenentwicklung eines WFMS
- 6.5.1 Lastenheft
- 6.5.2 Pflichtenheft
- 6.5.3 Fachkonzept
- 6.5.4
- 6.5.5 Ausblick auf die weiteren Schritte einer Eigenentwicklung
- 7 Evaluierung der ausgewählten Realisierungsalternativen
- 7.1 Vorgehensweise bei der Evaluierung
- 7.1.1 Fachlicher Teil der Evaluierung
- 7.1.2 Betriebswirtschaftlicher Teil der Evaluierung
- 7.1.2.1 Kostenschätzung für Personentage
- 7.1.2.2 Betriebskosten
- 7.1.2.3 Migration von Geschäftsprozessen
- 7.1.2.4
- 7.2 Ergebnisse der Evaluierung
- 7.2.1 Ergebnis für das ObjectWeb Bonita Projekt
- 7.2.2 Ergebnis für den Oracle BPEL Process Manager
- 7.2.3 Ergebnis für die Eigenentwicklung
- 7.3 Gesamtbeurteilung der Evaluierungsergebnisse
- 7.3.1 Beurteilung des fachlichen Teils der Evaluierung
- 7.3.2 Beurteilung des betriebswirtschaftlichen Teils der Evaluierung
- 8 Schlussbetrachtung
- 8.1 Implementierungsempfehlung
- 8.2 Mögliche Vorgehensweise bei der Implementierung
- 8.3 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie Geschäftsprozessmodellierung und Workflowmanagement in öffentlich-rechtlichen Versicherern sinnvoll eingesetzt werden können. Im Fokus steht dabei die Anforderungsdefinition für ein Workflowmanagement-System, die Evaluierung verschiedener Realisierungsalternativen und die Entwicklung einer Implementierungsempfehlung.
- Wesen und Situation der öffentlichen Versicherer
- Grundlagen des Geschäftsprozessmanagements und Workflowmanagements
- Anforderungsdefinition für ein Workflowmanagement-System
- Evaluierung von Realisierungsalternativen (kommerzielle Angebote, Open-Source Projekte, Eigenentwicklung)
- Implementierungsempfehlung
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
- Kapitel 2: Grundlagen
- Kapitel 3: Anforderungsdefinition
- Kapitel 4: Modellierung eines Referenz-Geschäftsprozesses
- Kapitel 5: Realisierungsalternativen
- Kapitel 6: Evaluierungskandidaten
Dieses Kapitel führt in das Thema der Diplomarbeit ein und beschreibt den Kontext des Projekts. Es werden das Wesen und die aktuelle Situation der öffentlichen Versicherer beleuchtet sowie ein Profil der Lippischen Landes-Brandversicherungsanstalt (LLB) dargestellt. Des Weiteren wird die Problemstellung der Arbeit erläutert und die Zielsetzung sowie der Aufbau der Diplomarbeit vorgestellt.
Kapitel 2 befasst sich mit den theoretischen Grundlagen des Geschäftsprozessmanagements und des Workflowmanagements. Es werden wichtige Begriffe und Konzepte definiert sowie die Geschichte und Entwicklung beider Bereiche dargestellt. Darüber hinaus werden verschiedene Ansätze zur Geschäftsprozessmodellierung und das Referenzmodell der Workflow Management Coalition (WfMC) vorgestellt.
In Kapitel 3 werden die Anforderungen an ein Workflowmanagement-System für die LLB definiert. Es werden sowohl funktionale als auch nicht-funktionale Anforderungen detailliert beschrieben.
Dieses Kapitel modelliert einen konkreten Referenz-Geschäftsprozess, den Prozess der Urlaubsanmeldung bei der LLB. Es werden der IST-Zustand analysiert, Verbesserungspotenziale aufgezeigt und ein SOLL-Prozess modelliert.
Kapitel 5 präsentiert verschiedene Realisierungsalternativen für die Implementierung des Workflowmanagement-Systems. Die Alternativen umfassen kommerzielle Angebote, Open-Source Projekte, die Nutzung bestehender Lizenz- und Wartungsverträge sowie eine Eigenentwicklung.
In Kapitel 6 werden aus den verschiedenen Realisierungsalternativen konkrete Evaluierungskandidaten ausgewählt. Es werden die Kriterien für die Auswahl vorgestellt sowie die ausgewählten Kandidaten näher beschrieben.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der Diplomarbeit sind Geschäftsprozessmodellierung, Workflowmanagement, öffentliche Versicherer, Anforderungsdefinition, Realisierungsalternativen, Evaluierung und Implementierungsempfehlung. Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Einsatz von Workflowmanagement-Systemen in öffentlich-rechtlichen Versicherungen und betrachtet dabei sowohl die fachlichen Anforderungen als auch die betriebswirtschaftlichen Aspekte. Die Arbeit analysiert verschiedene Realisierungsalternativen, bewertet diese im Detail und leitet daraus eine Implementierungsempfehlung ab.
- Citation du texte
- Christian Heuermann (Auteur), 2005, Workflow-Management und Prozessmodellierung für öffentlich-rechtliche Versicherer - Anforderungsdefinition, Realisierungsalternativen und Implementierungsempfehlung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47028