Der Vorschulunterricht wird von vielen Menschen nicht besonders ernst genommen. Neben denen, die glauben, dass dort „nur gespielt“ wird, gibt es auch solche, die meinen, dass die Kinder noch zu klein für die Schule seien und weder vernünftig lernen könnten, noch sollten. Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass lernen und spielen sehr eng zusammenhängen und dass sehr junge Kinder sehr wohl in der Lage sind, auch komplexe Themen zu behandeln und deren Ergebnisse zu verstehen. Voraussetzung ist, dass man ihnen das Thema so interessant macht, dass sie selbst motiviert sind zum Verstehen zu gelangen und dass man ihnen genügend Zeit gibt, um sich damit auseinanderzusetzen und die Dinge auszuprobieren. Vorschulkinder sind in der Lage Phänomene zu entdecken, sie zu wiederholen, Hypothesen aufzustellen und diese zu hinterfragen. Sie können daraufhin durchdachte, intelligente Aussagen machen, auch wenn diese Ergebnisse meistens noch nicht ganz der tatsächlichen Erklärung des Phänomens entsprechen. Trotzdem ist dieses Lernen durch Eigenmotivation, eigenes Probieren und Nachdenken sehr wichtig, weil es den Weg zum Verstehen darstellt. Hand in Hand mit der kognitiven Entwicklung kann auch der Weg zu den wissenschaftlichen Erklärungen bestimmter Phänomene weiter beschritten werden und schlussendlich zu wahrem Verstehen anstatt angelerntem Wissen führen.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit den pädagogischen, bzw. entwicklungspsychologischen Ansätzen Martin Wagenscheins und Jean Piagets. Es soll aufgezeigt werden, dass diese Ansätze sehr wertvoll für den Vorschulunterricht, besonders für den Sachunterricht, sind. Im letzten Teil dieser Arbeit werden diese Theorien deshalb auf die Praxis angewandt, indem ich mein diesjähriges Schulpraktikum in der Grundschulabteilung der Heinrich-Hertz-Schule in Hamburg-Winterhude daraufhin auswerte. Diese Arbeit soll zeigen, dass die Ansätze von Piaget und Wagenschein immer noch sehr aktuell und wichtig sind und dass sie den Lehrenden Wege für das erfolgreiche Lehren von Kindern im Vorschulalter aufzeigen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Martin Wagenschein und Jean Piaget
2.1. Lebenslauf Martin Wagenscheins
2.2. Lebenslauf Jean Piagets
3. Vorschulunterricht nach Wagenschein und Piaget
3.1. Wagenscheins pädagogischer Ansatz
3.1.2. Exemplarisches Lehren und Lernen
3.1.3. Genetisches Lehren und Lernen
3.2. Piagets pädagogischer Ansatz
3.2.1. Die Entwicklung des räumlichen Denkens
3.2.2. Zusammenhang von Entwicklung und Lernen
3.3. Versuche zum Thema „Schwimmen und Sinken“ im Vorschulunterricht
3.3.1. Vorgehensweise unter Berücksichtigung der Ansätze Wagenscheins und Piagets
3.3.2. Beobachtungen in der Vorschulklasse der Grundschulabteilung der Heinrich-Hertz-Schule in Hamburg-Winterhude (Februar 2005)
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Der Vorschulunterricht wird von vielen Menschen nicht besonders ernst genommen. Neben denen, die glauben, dass dort „nur gespielt“ wird, gibt es auch solche, die meinen, dass die Kinder noch zu klein für die Schule seien und weder vernünftig lernen könnten, noch sollten. Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass lernen und spielen sehr eng zusammenhängen und dass sehr junge Kinder sehr wohl in der Lage sind, auch komplexe Themen zu behandeln und deren Ergebnisse zu verstehen. Voraussetzung ist, dass man ihnen das Thema so interessant macht, dass sie selbst motiviert sind zum Verstehen zu gelangen und dass man ihnen genügend Zeit gibt, um sich damit auseinanderzusetzen und die Dinge auszuprobieren.
Vorschulkinder sind in der Lage Phänomene zu entdecken, sie zu wiederholen, Hypothesen aufzustellen und diese zu hinterfragen. Sie können daraufhin durchdachte, intelligente Aussagen machen, auch wenn diese Ergebnisse meistens noch nicht ganz der tatsächlichen Erklärung des Phänomens entsprechen. Trotzdem ist dieses Lernen durch Eigenmotivation, eigenes Probieren und Nachdenken sehr wichtig, weil es den Weg zum Verstehen darstellt. Hand in Hand mit der kognitiven Entwicklung kann auch der Weg zu den wissenschaftlichen Erklärungen bestimmter Phänomene weiter beschritten werden und schlussendlich zu wahrem Verstehen anstatt angelerntem Wissen führen.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit den pädagogischen, bzw. entwicklungspsychologischen Ansätzen Martin Wagenscheins und Jean Piagets. Es soll aufgezeigt werden, dass diese Ansätze sehr wertvoll für den Vorschulunterricht, besonders für den Sachunterricht, sind. Im letzten Teil dieser Arbeit werden diese Theorien deshalb auf die Praxis angewandt, indem ich mein diesjähriges Schulpraktikum in der Grundschulabteilung der Heinrich-Hertz-Schule in Hamburg-Winterhude daraufhin auswerte. Diese Arbeit soll zeigen, dass die Ansätze von Piaget und Wagenschein immer noch sehr aktuell und wichtig sind und dass sie den Lehrenden Wege für das erfolgreiche Lehren von Kindern im Vorschulalter aufzeigen.
2. Martin Wagenschein und Jean Piaget
Sowohl Martin Wagenschein, als auch Jean Piaget haben am Anfang des 20. Jahrhunderts großen Einfluss auf den Bereich der Kindererziehung genommen. Während Wagenschein seine Untersuchungen und Ergebnisse im pädagogischen Bereich ansiedelte, forschte Piaget in der Psychologie und der allgemeinen Entwicklung des Kindes. Die Ergebnisse ihrer Forschung sind größtenteils bis heute relevant und finden auch in der Praxis immer wieder Anwendung. Obwohl diese Forschungsergebnisse seit langem anerkannt sind, sind traditionelle Denkmuster über Kinder, Erziehung und Unterricht in den Köpfen vieler Menschen immer noch so stark verankert, dass diese vom Kind, seinen Möglichkeiten und Fähigkeiten ausgehende Erziehung bis heute nicht genug praktiziert wird.
2.1. Lebenslauf Martin Wagenscheins
Martin Wagenschein wurde am 3. Dezember 1896 geboren und wuchs in der Nähe von Gießen auf. Er promovierte 1921 in Physik und lehrte danach etwa zehn Jahre an der Odenwaldschule Paul Geheebs. Seine Tätigkeit an der Odenwaldschule, sowie seine Frau beschrieb Wagenschein als die beiden wichtigsten Einflüsse auf seine pädagogischen Ansätze. Nach Beendigung seiner Tätigkeit an der Odenwaldschule lehrte Wagenschein mehr als zwei Jahrzehnte an öffentlichen Schulen, ab 1950 war er Lehrbeauftragter für praktische Pädagogik an der TH Darmstadt. 1951 nahm Martin Wagenschein am „Tübinger Gespräch“ teil, bei dem die Konzeption des exemplarischen Unterrichts seine Anfänge nahm. Martin Wagenschein schrieb ca. 220 Veröffentlichungen, hielt viele Vorträge und erhielt mehrere Ehrenpreise für die Entwicklung seiner pädagogischen Ansätze. Er starb am 3. April 1988.[1]
2.2. Lebenslauf Jean Piagets
Jean Piaget wurde am 9. August 1896 in Neuenburg, Schweiz, geboren. Er studierte dort an der Universität und promovierte im Alter von nur 22 Jahren. Er leistete Pionierarbeit in der Forschung über die Entwicklung der Intelligenz bei Kindern, indem er Untersuchungen zur Entwicklung von Sprache, Denken, Raum-, Zeit- und Kausalvorstellungen, Weltbild und Moral des Kindes machte. Piagets Studien nahmen und nehmen großen Einfluss auf die Bereiche Kinderpsychologie und Erziehung. Jean Piaget starb am 16. September 1980 in Genf.[2]
3. Vorschulunterricht nach Wagenschein und Piaget
Schüler in deutschen Vorschulklassen sind zwischen 4 und 6 Jahren alt. Sie können sich zwar in der Regel schon sehr gut verständigen und selbst helfen, aber sowohl ihre sprachliche als auch ihre geistige und motorische Entwicklung ist noch in der Aufbauphase. Nach Jean Piaget befinden sich diese Kinder in der in der Mitte der präoperationalen Phase.[3] Sie konzentrieren ihre Aufmerksamkeit auf den Erwerb sprachlicher Fähigkeiten, können aber schon intuitive Schlussfolgerungen ziehen. Dies bedeutet, dass sie durch Beobachten, Ausprobieren und Beschreibung in altersgerechter Sprache durchaus auch komplexe Dinge lernen und verstehen können. Martin Wagenschein vertritt die Meinung, dass Kinder durch bestimmte für sie neue Phänomene beunruhigt werden müssen, damit sie selbst motiviert sind, eine Lösung oder Erklärung des Problems zu finden.[4] Dies können im Vorschulunterricht alltägliche Dinge, wie schmelzender Schnee, Pflanzen oder Luftballons sein. Manches finden die Kinder von sich aus so spannend, dass sie sich Gedanken darüber machen und versuchen, das Phänomen zu wiederholen, auf andere Dinge kann man die Kinder mit gezielten Fragen hinweisen und dadurch ihren Drang nach Wissen erwecken.
[...]
[1] „Martin Wagenschein“: http://www.seilnacht.tuttlingen.com/Wagen.htm, 25.09.2005, S. 2.
[2] Art.: „Jean Piaget“, in: Meyers großes Taschenlexikon 17 (2003), S. 5710.
[3] Oeveste, Hans zur: Kognitive Entwicklung im Vor- und Grundschulalter. Eine Revision der Theorie Piagets, Göttingen 1987, S. 21.
[4] Wagenschein, Martin: Kinder auf dem Wege zur Physik, in: Kinder auf dem Weg zur Physik, hg. v. Andreas Flitner et al., Stuttgart 1973, S. 11.
- Quote paper
- Kirsten Nath (Author), 2005, Tatkräftiger Unterricht: Denken, Lernen und Verstehen nach den Ansätzen Martin Wagenscheins und Jean Piagets, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47019
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