In unserem Artikel möchten wir einen Vergleich zwischen deutscher und türkischer Fäkalsprache anstellen und die Aufmerksamkeit auf den unterschiedlichen Effekt dieser negativen Ausdrücke richten, die durch den kulturellen und sozialen Kontrast beider Länder beim Empfänger zu unterschiedlichen Reaktionen führen. Da diese Gegenüberstellung mit Ausdrücken aus der Exkrementsprache erfolgt, könnten bestimmte Leser sich entsetzt fühlen oder aus der Fassung geraten und wir jenen Personen an dieser Stelle als Vorwarnung erwähnen möchten, dass dieser Artikel für sie ungeeignet ist.
EINLEITUNG
Auf dem Schulhof, draußen auf der Straße oder im beruflichen Alltag, folglich in vielen Bereichen unserer Existenz sind wir Beschimpfungen, Kraftausdrücken ausgesetzt, werden mehrmals Zeuge ihrer Verwendung oder nutzen sie selbst, wenn uns etwas stört bzw. wir uns angegriffen fühlen.
Ein meist emotionsgeladener Sprachstil, der mit Tiernamen wie „Schwein“, „Esel“ anfangen kann und seinen Radius bis zu den Familienangehörigen „Ich ficke deine Schwester“ oder „Du Hurensohn“ erreicht. Wir sprechen von affektiv geprägten Ausdrucksformen, weil die Sprache einen klaren Bezug zur Gefühlswelt des Menschen hat und dies ebenfalls anhand der Körpersprache und Empörung des Bestroffenen erkennbar ist.
In unserem Artikel möchten wir einen Vergleich zwischen deutscher und türkischer Fäkalsprache anstellen und die Aufmerksamkeit auf den unterschiedlichen Effekt dieser negativen Ausdrücke richten, die durch den kulturellen und sozialen Kontrast beider Länder beim Empfänger zu unterschiedlichen Reaktionen führen. Da diese Gegenüberstellung mit Ausdrücken aus der Exkrementsprache erfolgt, könnten bestimmte Leser sich entsetzt fühlen oder aus der Fassung geraten und wir jenen Personen an dieser Stelle als Vorwarnung erwähnen möchten, dass dieser Artikel für sie ungeeignet ist.
Unser Ziel ist es nicht, provozierende und die Würde des Menschen verletzende Wörter bzw. Ausdrücke zu verherrlichen, sie schön einzureden, sondern auf sie aufmerksam zu machen und sie dem Bewusstsein des breiten Publikums sowohl was die Wirkung als auch was die Immunität (Schutz) anbelangt, zu präsentieren. Denn sie als Teil der Sprache zu dementieren oder zu ignorieren würde weder ihre Existenz beseitigen, noch ihre Nutzung herabsetzen.
„Was für eine Unverschämtheit!“, „Wie unhöflich!“ Wurden Sie schon einmal mit solchen Ausdrücken konfrontiert? Oder wurden Sie irgendwo Zeuge dieser Reaktionen?
Der Grund dieser Bemerkungen könnten die vielen unangemessenen Ausdrucksmittel sein, die man aus bestimmten Gründen von sich gibt. Beleidigungen, Schimpfwörter und andere herabsetzende Ausdrücke sind eine nicht verleugenbare Realität unserer Gesellschaft und nehmen in vielen Sprachsystemen einen wichtigen Platz ein. Da sie meist als Sprachlaute ausgedrückt werden, müssen wir zuallererst die Definition von Sprache klären, was ihre Funktion und Wirkung für das menschliche Dasein bedeutet. Im Endeffekt haben doch all die artikulierten Wörter in unserem Fall die obszön empfundenen Lexeme mit der gegenseitigen Kommunikation zu tun. Man will seinem Gegenüber eine Botschaft vermitteln, die Botschaft der Verachtung und Respektlosigkeit.
Die Bedeutung der Sprache
Im Wörterbuch lautet die Definition von Sprache wie folgt: „1. System von Verständigungsmitteln 1.1 System verbaler Zeichen einer menschl. Gemeinschaft, die der Verständigung dienen“ (Wahring, 1978, S.728). D.h. der Austausch geistiger Inhalte, die Kommunikation zwischen zwei und mehreren Menschen tritt bei der Bestimmung der Sprache in den Vordergrund.
In seiner ersten Rede vor der Berliner Akademie im Jahre 1820 resümiert der preußische Gelehrte Wilhelm von Humboldt (1767-1835) die Relevanz der Sprache mit diesen Worten: ,,Der Mensch ist nur Mensch durch Sprache“ (Trabant, 2008, S.240) und deutet auch gleichzeitig auf die existenzielle Voraussetzung des verbalen Kommunizierens hin, das den Menschen von anderen Lebewesen differenziert. ,,Eines der wesentlichen Merkmale des Menschen, welches ihn vom Tier unterscheidet, ist die Fähigkeit zur sprachlichen Kommunikation“ (Plath, 1998, S.1). Sprache bedeutet Informationsaustausch. Ein Kommunikationsapparat, der zur menschlichen Interaktion gebraucht wird. „Es ist die Gabe, Wörter nach bestimmten Regeln zu kombinieren“ (Friederici, Müller & Skeide, 2016, Max-Planck-Gesellschaft). Nach einer bestimmten Norm werden ebenfalls unerwünschte Ausdrücke zusammengestellt und dem Empfänger als Nachricht übermittelt.
Doch wie verläuft der Prozess der Aufnahme, Verarbeitung und Entstehung von Begriffen im Gehirn des Menschen?
Die Sprachverarbeitung im Organ des Lernens
Jörg-Matthias Roche, Professor für Deutsch als Fremdsprache, legt die Vorgänge der Sprachverarbeitung (Sprachverstehen-Sprachproduktion) in seinem Buch „Fremdsprachenerwerb. Fremdsprachendidaktik“ (2005) an einem Beispiel eines Modells aus der Psycholinguistik dar. Hier ein abstraktes, nachgebildetes Modell des Sprachverstehens nach Abb. 3.4. (Roche, 2008, S.63).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Unterschiedliche Laute werden vom Hörer wahrgenommen, werden zu Lauteinheiten gruppiert und nach Bedeutungen unterschieden. Das Hörbare wird mit dem Wortspeicher des Gehirns in Verbindung gebracht und sucht nach passenden Sinneinheiten. Das kann mit Hilfe grammatischer Eigenschaften, Bedeutungsverwandschaften und Bedeutungsmöglichkeiten der jeweiligen Begriffe geschehen. Auch können die Sinneseindrücke im Gehirn bestimmte Begriffe hervorrufen. Der Konzeptualisator wertet die relevanten Informationen, die versprachlicht werden sollen aus. Das Ergebnis der Konzeptualisierung ist der Sprechplan, der die präverbale Nachricht an den Formulator weiterleitet. Dort wird die Äußerung konstruiert. Der Formulator hat Zugang zum mentalen Lexikon (multidimensionales, dynamisches Netz), in dem das lexikalische Wissen gespeichert ist. Die im Formulator aktivierten Grundbegriffe führen zur Kodierung. Dort werden sie in einem syntaktischen Speicher abgelegt. Währenddessen laufen andere Produktionsprozesse für weitere Äußerungen ab. Das Ergebnis des Formulierungsprozesses ist der Äußerungsplan, der für seine äußere Form an eine weitere Prozesssektion übermittelt wird. Die Prozessbestandteile im Formulator umfassen die phonetische Kodierung der Äußerungskomponente und der Äußerung als Ganzes. Als Produkt entsteht eine innere Sprache, die im Artikulator umgesetzt und angeführt wird (Roche, 2008, S.62-66).
Falsche Freunde
Nach diesen Abläufen in unserem Gehirn, kleiden sich die sprachlichen Bilder, Vorstellungen und Gedanken in hörbare Sprache um. Wir möchten im Rahmen Roches Sprachverarbeitungsmodell zwei Aspekte unterstreichen, die sich insbesonders auf unser Themenfeld erstrecken. Roche thematisierte in Bezug auf den Bedeutungsunterscheidungsprozess die Wörter Wien und Wein.
Was unsere Fragestellung anbelangt, könnten homophone bzw. ähnlich klingende Wörter zum falschen Verständnis, gar zur körperlichen Auseinandersetzung der jeweiligen Parteien führen.
Der Name des deutschen Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) steht nicht nur auf dem Deckblatt seiner literarischen Werke, sondern wird auch gleichzeitig für die weltweite Lehreinrichtung deutscher Sprache und Kultur Goethe Institut genutzt, dass in der Türkei bei der Aussprache Goethe-Göte zur Kommunikationsstörungen führen und einen notwendigen Bedarf an Aufkärung benötigen kann.
Goethe türk. ausgesprochen Göte bedeutet zum Arsch und das Goethe Institut würde lauten Göte Enstitüsü, also zum Arsch Institut. Und die Frage Wo ist das Goethe Insitut? würde demnach Göte Enstitüsü nerde? Wo ist das Arsch-Institut? bedeuten. Diese durch die Aussprache entstandene Missverständlichkeit, würde in der türkischen Gesellschaft als Verhöhnung vestanden werden und mit großer Wahrscheinlichkeit zu Handgreiflichkeiten führen.
Die emotionale Perspektive
Der zweite Aspekt betrifft den affektiven Effekt, der durch bestimmte Begriffskombinationen ausgelöst wird und zu Wortgefächten und tätlichen Auseinandersetzungen als Reaktion führen kann.
Der Sprachwissenschaftler Hans-Martin Gauger führt in seinem Buch ,,Das Feuchte & das Schmutzige. Kleine Linguistik der vulgären Sprache“ (2012) den Vorfall zweier professioneller Fußballspieler im Endspiel der Fußballweltmeisterschaft 2006 an, in dem der französische Nationalspieler Zinedine Zidane seinem Kontrahenten Marco Materazzi aus der italienischen Mannschaft nach einem heftigen Wortwechsel einen Kopfstoß verpasste und mit einer roten Karte aus dem Spielfeld ausgewiesen wurde. Zidane berichtete später in einem Interview, dass Materazzi ihn verbal angegriffen habe, seine Schwester und Mutter zutiefst beleidigte und er dies nicht auf sich sitzen lassen konnte und deshalb eine solche Tätigkeit begann (Gauger, 2012, S.9-10). D.h. wie in dieser Begebenheit und in vielen ähnlichen Beispielen aus dem alltäglichen Leben, kann vermerkt werden, dass bestimmte negative Begriffe und Ausdrücke zu affektiven, unkontrollierten Wutausbrüchen führen können, die im Endeffekt nicht nur mit einer roten Karte oder Disziplinarverfahren bestraft werden. Auch die verbalen Attacken, die harmlos zu sein scheinen und die Ursache eines Blackouts sein können, können strafrechtlich verurteilt werden. Was die juristischen Konsequenzen von verbalen Angriffen anbelangt, gibt es sowohl im deutschen Strafgesetzbuch 1 (StGB) als auch im türkischen Türk Ceza Kanunu2 (TCK) klar definierte Paragraphe, in denen derlei verletzliche Äußerungen bzw. verbale Vergehen als Straftat erachtet werden.
Gauger fasst die deutsche Beleidigungskultur wie folgt zusammen: ,,Wir Deutschen bewegen uns beim Fluchen weniger im Sexuellen, sondern vielmehr auf der Scheiße-Linie“ (Gauger, 2012, Die Welt). D.h. die Deutschen benutzen generell eine exkrementelle Schimpfsprache und weniger die genitalbezogenen Ausdrücke. Im Türkischen dagegen werden bei Beleidigungen mehr die sexuellen Organe (Penis-Vagina) einbezogen und schließen dabei auch die Eltern und Familienangehörige mit ein (Gauger, 2012, S.123).
[...]
1 § 137 (1) Eine Beleidigung begeht, wer die persönliche Würde eines Menschen durch Beschimpfungen, Tätlichkeiten, unsittliche Belästigungen oder andere Handlungen grob mißachtet oder das Andenken eines Verstorbenen grob verletzt.
(2) Eine Beleidigung begeht auch, wer die Würde eines Menschen grob verletzt, indem er in der Öffentlichkeit Volksvertretungen, Staatsorgane, Parteien oder andere politische Vereinigungen, gesellschaftliche Organisationen, Religionsgemeinschaften oder Personengruppen beschimpft, denen dieser angehört (Vormbaum & Welp, 2006, S.201).
2 MADDE 125 (1) Bir kimseye onur, şeref ve saygınlığını rencide edebilecek nitelikte somut bir fiil veya olgu isnat eden ya da yakıştırmalarda bulunmak veya sövmek suretiyle bir kimsenin onur, şeref ve saygınlığına saldıran kişi, üç aydan iki yıla kadar hapis veya adli para cezası ile cezalandırılır. Mağdurun gıyabında hakaretin cezalandırılabilmesi için fiilin en az üç kişiyle ile ihtilât ederek işlenmesi gerekir.
(2) Fiilin, mağduru muhatap alan sesli, yazılı veya görüntülü bir iletiyle işlenmesi hâlinde, yukarıdaki fıkrada belirtilen cezaya hükmolunur (Noyan, 2005, S.380).
- Arbeit zitieren
- Bekir Özgün (Autor:in), 2018, Die Kontrastierung deutsch-türkischer Fäkalsprache und ihre alternative Perspektiven, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/470164
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