Die Entwicklung des Pflegeberufes reicht vom Heilhilfsberuf im Schatten der Medizin hin zu einem eigenständigen Heilberuf, eingebettet in einem multiprofessionellen Team. Mit diesem sich wandelnden Selbstverständnis hat sich auch das Aufgabengebiet stark gewandelt. Die Pflegeberufe im Krankenhaus spielten eine wichtige Rolle bei der Durchführung vieler ärztlich verordneter Maßnahmen, sowie bei der Sorge für das Wohlbefinden des Patienten. In der Vergangenheit wurden Pflegerinnen und Pfleger auch immer dort eingesetzt, wo andere keine Zeit, kein Personal, oder kein Interesse hatten. Dazu zählten Hol- und Bringdienste, Fortführung von physio- und ergotherapeutischen Übungen an Wochenenden, bis hin zur ständigen Krankenbeobachtung rund um die Uhr. Das Verständnis der Rolle der Pflege hat sich im Laufe des 21. Jahrhunderts grundlegend verändert.
Die Krankenpflege entwickelte sich zu einem Gesundheitsberuf mit eigenen Aufgaben und Kompetenzen in gleichberechtigter interdisziplinärer Kooperation. Die Anfänge eines patientenorientierten Pflegeverständnisses im Krankenhaus wurden erstmals in den 1980er Jahren, als erste Anstrengungen zur Systematisierung des pflegerischen Arbeitsprozesses stattfanden, entwickelt. Die treibenden Kräfte waren meist engagierte Pflegedirektorinnen und Direktoren, Leitungen oder Dozentinnen von Fort- und Weiterbildungsinstituten, die sich eine Modernisierung der Pflege, sowie die Förderung von Pflegewissenschaft sowie -forschung wünschten.
Der erste Pflegestudiengang für Pflegelehrer wurde als Modellversuch in den Jahren 1978 bis 1981 durchgeführt. Bisweilen fehlte jedoch eine normative Regelung von Tätigkeiten und Zuständigkeiten, um eine strukturelle Grundlage für die konzeptionelle Entwicklung der Pflege zu schaffen.
Inhalt
Historische Entwicklung
1.1 Geschichtliche Grenzen in der Pflege
1.2 Ausländische Vorbilder für die Entwicklung der Pflege in Österreich
1.3 Die Gründung des Rudolfinerhauses sowie der Krankenpflegeschule
1.4 Anschluss der österreichischen Pflege an internationale Entwicklungen
1.5 Arbeitsbedingungen im Pflegeberuf
1.5.1 Arbeitszeiten
1.6 Entlohnung
1.7 Wohnverhältnisse
Literaturverzeichnis
Historische Entwicklung
Die Entwicklung des Pflegeberufes reicht vom Heilhilfsberuf im Schatten der Medizin hin zu einem eigenständigen Heilberuf, eingebettet in einem multiprofessionellen Team. Mit diesem sich wandelnden Selbstverständnis hat sich auch das Aufgabengebiet stark gewandelt. Die Pflegeberufe im Krankenhaus spielten eine wichtige Rolle bei der Durchführung vieler ärztlich verordneter Maßnahmen, sowie bei der Sorge für das Wohlbefinden des Patienten. In der Vergangenheit wurden Pflegerinnen und Pfleger auch immer dort eingesetzt, wo andere keine Zeit, kein Personal, oder kein Interesse hatten. Dazu zählten Hol- und Bringdienste, Fortführung von physio- und ergotherapeutischen Übungen an Wochenenden, bis hin zur ständigen Krankenbeobachtung rund um die Uhr. Das Verständnis der Rolle der Pflege hat sich im Laufe des 21. Jahrhunderts grundlegend verändert. Die Krankenpflege entwickelte sich zu einem Gesundheitsberuf mit eigenen Aufgaben und Kompetenzen in gleichberechtigter interdisziplinärer Kooperation. Die Anfänge eines patientenorientierten Pflegeverständnisses im Krankenhaus wurden erstmals in den 1980er Jahren, als erste Anstrengungen zur Systematisierung des pflegerischen Arbeitsprozesses stattfanden, entwickelt. Die treibenden Kräfte waren meist engagierte Pflegedirektorinnen und Direktoren, Leitungen oder Dozentinnen von Fort- und Weiterbildungsinstituten, die sich eine Modernisierung der Pflege, sowie die Förderung von Pflegewissenschaft sowie -forschung wünschten. Der erste Pflegestudiengang für Pflegelehrer wurde als Modellversuch in den Jahren 1978 bis 1981 durchgeführt. Bisweilen fehlte jedoch eine normative Regelung von Tätigkeiten und Zuständigkeiten, um eine strukturelle Grundlage für die konzeptionelle Entwicklung der Pflege zu schaffen (Eichhorn, Oswald, Schmidt-Rettig, 2017 S. 383).
1.1 Geschichtliche Grenzen in der Pflege
Grenzen und deren Überschreitung spielen in der Geschichte der Krankenpflege im Vergleich zu anderen Berufsgruppen eine besondere Rolle. Besonders wenn man diese Aussage auf den ehemaligen Frauenberuf Krankenschwester zuspitzt. Schon allein die Tatsache, dass im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts allein reisende Frauen begründen mussten, warum sie allein reisten. Des Weiteren waren die Berufe, die neben der Krankenpflege in der damaligen Zeit zur Verfügung standen, überschaubar. Die weiteren Tätigkeitsfelder für Frauen waren Erziehung, Unterricht, Dienstleistungen in Haushalt, Gewerbe und Handel, sowie Landwirtshaft und Industriearbeit. In der Regel handelte es sich bei diesen Aufgabengebiet um genau festgelegte Tätigkeiten. Ein Merkmal der Krankenpflege ist jedoch der Notfallcharakter. Dieser Umstand hat oft dazu geführt, dass berufliche, wie auch persönliche und hierarchische Grenzen überschritten werden mussten. Dies bedeutet, dass von einer Krankenschwester im 19. Jahrhundert in besonderen Situationen besondere Verhaltensformen erwartet wurden, die in anderen Fällen für eine Frau aus dieser Zeit undenkbar gewesen wären. Diese besonderen Freiheiten waren jedoch an spezifische Bedingungen gekoppelt. Wurde von diesen Vorgaben auch nur geringfügig abgewichen, wurde dieses Verhalten streng verurteilt (Kozon, Seidl, Walter, 2011, S. 28).
1.2 Ausländische Vorbilder für die Entwicklung der Pflege in Österreich
Betrachtet man die Entwicklung der Pflege in Österreich, so stellt sich die Frage, warum sich in Österreich die professionelle Pflege langsamer entwickelt hat als in anderen europäischen Ländern. In Österreich gab es weder jemanden wie Agnes Carll, die 1903 den Vorsitz der Berufsorganisation der Krankenpflegerinnen in Deutschland übernommen hatte, noch gab es Reaktionen aus Österreich auf das Wirken von Florence Nightingales. Erste Rotkreuz-Schwesternschaften gab es in Österreich erst etwa ab dem Jahr 1938. Eine wichtige Ursache, warum sich die Pflege in Österreich so verspätet entwickelte ist, dass Pflegepersonal in Österreich lange gar nicht als Teilnehmer im Gesundheitswesen wahrgenommen wurde. Pflegepersonen wurden weder zu den Sanitätspersonen gerechnet, noch kamen sie in den sozialpolitischen Gesetzen vor. Als einer der Gründe kann die ausgeprägte Dominanz der Ärzte gegenüber anderen Gesundheitsberufen angeführt werden, die in Österreich auch noch in den 1980er Jahren im Vergleich zu anderen Ländern durchaus ausgeprägt war. Die Ausläufer dieser Struktur sind bis heute spürbar. Fragen, die im österreichischen Gesundheitswesen auftauchen, werden zumeist an Ärztinnen und Ärzte gestellt, jedoch selten an die Pflegerinnen und Pfleger (Kozon, et al., 2011, S. 33).
Die Krankenpflege wurde im Wiener Allgemeinen Krankenhaus Mitte des 19. Jahrhunderts überwiegend von Frauen ausgeführt, die damals als Wärterinnen bezeichnet wurden. Die meisten Frauen kamen aus dem Arbeiterstand und wurden für angelernt. In medizinisch Hinsicht waren die Wärterinnen direkt dem Ärztepersonal unterstellt. Für die restliche Aufsicht waren die sogenannten Oberkrankenpfleger und Oberkrankenpflegerinnen zuständig, die aber keinen pflegerischen Hintergrund hatten, sondern Beamte waren. Im Jahr 1870 wurde durch das Ministerium des Inneren eine Reform durchgeführt. Unter anderem wurden probeweise sogenannte Präfektinnen im Allgemeinen Krankenhaus sowie in der Rudolfstiftung eingeführt. Die Voraussetzungen, um sich für diese Stelle bewerben zu können waren: körperliche sowie geistige Gesundheit, der Witwenstand, der Besitz einer Staatspension. Des Weiteren mussten die Bewerberinnen kinderlos sein, oder zumindest bereits versorgte Kinder haben. Weitere Anforderungen gab es keine. Aus diesem Anforderungsprofil kann man zumindest folgende Schlüsse ziehen: Da keinerlei Pflegekenntnisse verlangt wurden, wurde davon ausgegangen, dass jede Frau automatisch als Pflegerin tätig sein kann und das nötige Wissen mitbringt. Weiters wurden keine Führungsfähigkeiten gefordert. Es wurde scheinbar angenommen, dass eine Frau, die ihrem Gatten den Haushalt geführt hatte, auch Personal führen könne. Nach dem Probebetrieb zeigte sich jedoch, dass die Präfektinnen – fünf Frauen aus dem Bürgerstand, sowie eine Gräfin – von den Wärterinnen nicht respektiert wurden, da diese punkto Pflege kein Fachwissen vorweisen konnten. Seitens der Ärztinnen und Ärzte wurden die Präfektinnen nicht als Hilfe, sondern mehr als Einschränkung ihrer Macht wahrgenommen. Das Ministerium des Inneren stimmte schließlich zu, die Präfektinnen wieder abzuschaffen. Aufgrund dieser Erfahrung blieb das Wiener Allgemeine Krankenhaus für die weiteren dreißig Jahre ohne Oberschwestern und ohne Oberwärterinnen (Kozon, et al. 2011, S. 34).
1.3 Die Gründung des Rudolfinerhauses sowie der Krankenpflegeschule
Die Gründung der Krankenpflegeschule des Rudolfinerhauses basierte auf den Erfahrungen aus der Kriegskrankenpflege. Meist wurden Mittel für maßgebliche Verbesserungen der Krankenpflege erst im Zusammenhang mit der Versorgung verwundeter und kranker Soldaten aufgebracht. Der Gründer des Rudolfinerhauses, der deutsche Arzt Theodor Billroth erkannte aber auch, dass der Einsatz der für den Krieg ausgebildeten Pflegepersonales auch in Friedenszeiten im zivilen Bereich wichtig war. Dadurch konnten nämlich laut Billroth die Pflegerinnen und Pfleger ständig für den Kriegsfall üben. Unklar ist jedoch, wie sehr es Billroth tatsächlich um die Kriegskrankenpflege ging, beziehungsweise ob er dies nur als Argument benützte, um seine Idee eines eigenen Krankenhauses vorantreiben zu können. Als Vorbild zur Gründung der Krankenpflegeschule des Rudolfinerhauses standen verschiedene ausländische Institutionen als Vorbild zur Verfügung. Als deutsches Vorbild für das Rudolfinerhaus und der Krankenpflegeschule wird das Kaiserin Augusta-Hospital in Berlin angegeben (Kozon, et al. 2011, S. 39).
1.4 Anschluss der österreichischen Pflege an internationale Entwicklungen
Die beiden in Wien bereits bestehenden Krankenpflegeschulen wurden auch nach dem Ersten Weltkrieg weitergeführt. Im Jahr 1925 existierten in Österreich sieben Krankenpflegeschulen. Weiters gab es weitere Schulen, die sogenannte Fortbildungskurse für Pflegepersonen anboten, die schon längere Zeit in der Pflege praktisch tätig waren. 1932 wurde die Ausbildung von den gesetzlich vorgeschriebenen zwei Jahren auf drei erhöht. Ungeklärt ist jedoch, ob diese Entscheidung nur dazu dienen sollte, Absolventinnen länger an das eigene Krankenhaus binden zu können. In der Ersten Republik von 1918 bis 1934 kam es zu einer Internationalisierung der österreichischen Pflege. Diese Internationalisierung wurde jedoch in den Jahren danach aufgrund politischer Ereignisse wiederum beendet. Ein wichtiger Schritt für die Entwicklung der Pflege in Österreich war die Gründung des Verbands der diplomierten Krankenpflegerinnen Österreichs. Dieser Verband war der Vorläufer des heutigen Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands (ÖGKV). Da der Verband überparteilich organisiert war, konnte Österreich in den Weltbund der Krankenpflegerinnen (Internation Council of Nursing) aufgenommen werden. Erste Verbindungen mit dem Weltbund gab es jedoch bereits früher. Hedwig Birkner, Oberschwester der Kinderklinik im Allgemeinen Krankenhaus, pflegte bereits 1912 erste Kontakte zu dieser Organisation. Später wurde sie die erste Präsidentin des österreichischen Verbandes. Die Wirtschaftskrise hielt stoppte jedoch die internationalen Entwicklungen der Pflege. Pflegeschulen wurden geschlossen, und viele der Pflegerinnen und Pfleger waren in den 1930er Jahren arbeitslos. Auch die damaligen politischen Ereignisse hatten für die damalige Entwicklung der Pflege schwere Folgen. Begonnen mit dem Verbot der sozialdemokratischen Organisationen ab Februar 1934, das auch die Zusammenschlüsse von Krankenpflegepersonal betraf. Vereine wie der Verein zur Errichtung und Erhaltung der Pflegerinnenheime wurden aufgelöst, und das vorhandene Vermögen wurde beschlagnahmt. Während des autoritärem österreichischen Ständestaats musste die Pflege weitere Rückschläge hinnehmen. Der stärkste Einschnitt jedoch folge 1938. Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland wurden sämtliche Berufsverbände aufgelöst, und ein Großteil der leitenden Krankenschwestern verloren ihren Posten (Kozon, et al. 2011, S. 43).
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- Daniel Gerbautz (Autor), 2019, Ein historischer Überblick der Arbeitsbedingungen von Pflegeberufen in Österreich, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/469347
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