Diese Bachelorarbeit entstand aus dem Interesse daran, wie Sozialpädagogen / Sozialarbeiter in Selbsthilfegruppen agieren, um auftretende Konflikte zu bearbeiten und produktiv aufzulösen, was Konflikte für Sie in Selbsthilfegruppen bedeuten, wie häufig und unter welchen Voraussetzungen ebensolche häufig auftreten, sowie was die Strategie zur Auflösung eines Konfliktes für sie beinhaltet. Konflikte an sich haben auch einen Nutzen – für die teilnehmenden Parteien beziehungsweise der involvierten Parteien – der nicht sofort erkennbar ist, der aber bei genauerer Betrachtung zu Tage tritt. Auch soll dieser Nutzen Erwähnung finden und in der Befragung der Expertin Antworten generieren.
Konflikte kommen im täglichen Leben sehr oft vor. Ihr Vorkommen scheint unabänderlich, da sie sowohl im kleinen Maßstab als auch im großen sehr oft anzutreffen ist. Konflikte zwischen Menschen treten sehr häufig wegen differierender Interessen auf. Menschen sind nur selten einer Meinung und besonders in demokratisch geprägten Gesellschaften ist die Vertretung der eigenen Meinung besonders verankert. Durch die Tätigkeit des Studierenden und Verfassers dieser Arbeit in Selbsthilfegruppen konnten Konflikte in Selbsthilfegruppen – unterschiedlicher Natur – beobachtet werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Der Konflikt
2.1 Konfliktkomponenten
2.2 Wozu dient ein Konflikt?
2.3 Konfliktmodell nach Glasl
2.4 Vom Konfliktmodell zum Rollenmodell
3. Die Gruppe
3.1 Gruppenentwicklung
3.2 Zielsetzung von Gruppen
3.3 Gruppenentstehung
3.4 Rollenverteilung
3.5 Konfliktpotentiale durch Rollen
4. Selbsthilfegruppen
4.1 Voraussetzungen für Selbsthilfegruppen und Ihre Mitglieder
4.2 Wirksamkeit und Arbeitsweise von Selbsthilfegruppen
4.3 Gesetzliche Würdigung der Selbsthilfe
4.4 Konflikte in Selbsthilfegruppen
5. Experteninterview
5.1 Forschungsfrage
5.2 Auswertung des Interviews
5.3 Experteninterview
5.4 Zusammenfassende Auswertung
6. Ausblick
7. Resümee
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Konflikte kommen im täglichen Leben sehr oft vor. Ihr Vorkommen scheint unabänderlich, da sie sowohl im kleinen Maßstab als auch im großen sehr oft anzutreffen ist. Konflikte zwischen Menschen treten sehr häufig wegen differierender Interessen auf. Menschen sind nur selten einer Meinung und besonders in demokratisch geprägten Gesellschaften ist die Vertretung der eigenen Meinung besonders verankert. Durch die Tätigkeit des Studierenden und Verfassers dieser Arbeit in Selbsthilfegruppen konnten Konflikte in Selbsthilfegruppen – unterschiedlicher Natur – beobachtet werden. Diese Bachelorarbeit entstand aus dem Interesse daran, wie Sozialpädagogen / Sozialarbeiter in Selbsthilfegruppen agieren, um auftretende Konflikte zu bearbeiten und produktiv aufzulösen, was Konflikte für Sie in Selbsthilfegruppengruppen bedeuten, wie häufig und unter welchen Voraussetzungen ebensolche häufig auftreten, sowie was die Strategie zur Auflösung eines Konfliktes für sie beinhaltet. Konflikte an sich haben auch einen Nutzen – für die teilnehmenden Parteien bzw. der involvierten Parteien – der nicht sofort erkennbar ist, der aber bei genauerer Betrachtung zu Tage tritt. Auch soll dieser Nutzen Erwähnung finden und in der Befragung der Expertin Antworten generieren.
In dem vom Autor dieser Thesis absolvierten Praktikum bei der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen (KISS) in Hersbruck und Nürnberg in Bayern kamen Konflikte in Selbsthilfegruppen gelegentlich vor. Die Leitung der Beratungsstelle konnte oft diese Konflikte mit den Beteiligten bearbeiten. Doch dem Autor genügte dies im wissenschaftlichen Erkenntnisprozess nicht, sodass eine genauere Betrachtung in dieser Arbeit notwendig erschien.
Dafür wird es im Hauptteil dieser Bachelorthesis zuerst relevant sein die wichtigsten Begrifflichkeiten genauer zu betrachten im einen theoretisches Fundament für jede weitere Betrachtung zu legen. Der Konflikt soll in dieser Arbeit eine zentrale Rolle einnehmen und wird deshalb in dieser Arbeit durchgehend Relevanz finden und seine Natur, sowohl für Selbsthilfegruppen als auch im Allgemeinen, betrachtet werden. Die soziologischen, psychologischen und die sozialpädagogischen Betrachtungsweisen sollen ein rundes Bild der Bedeutung des Konfliktes darstellen, wobei sich alle Bereiche gegenseitig beeinflussen und sich ihre Theorien ergänzen
Bezug nehmen will der Autor dann auf das Rollenmodell von Meridith Belbin. Er vereinte mehrere Aspekte die dem Autor dieser Arbeit einleuchtend, wenngleich seine Theorie vor allen Dingen im produzierenden Gewerbe angesiedelt zu sein scheinen. Die die Phasen einer Gruppe werden in dem Zusammenhang von Rollen und Konflikten betrachtet. Rollen können auch in Kombination mit anderen Rollen Konflikte hervorrufen. Die jeweilige Rolle und die jeweilige Gruppe können weitere Konflikte in einer Gruppe – zu der die Selbsthilfegruppe gehört – hervorrufen.
Die Selbsthilfegruppe wird einer genaueren Betrachtung unterzogen, denn nur durch die Kenntnis ihres Wesens ist eine Betrachtung der konfliktauslösenden Faktoren möglich. Darüber genauer Bescheid zu wissen, wird es erleichtern die Rolle von Sozialpädagogen und Sozialarbeiter in diesem Bereich zu verstehen.
Das Experten Interview mit einer Sozialarbeiterin genau aus diesem Bereich – dem Bereich der Selbsthilfegruppen – die für den Autor dieser Arbeit in dem Praktikum seines Studiums zuständig war wird einem genauen Blick darauf ermöglichen die diese Berufsgruppe mit Konflikten in Selbsthilfegruppen umgeht ohne aus dem Blick zu lassen, wie das Vorgehen von Sozialpädagogen und Sozialarbeiter in Konfliktfällen in Selbsthilfegruppen ist. Das Beispiel des Umganges mit solchen Konflikten aus dem Experteninterview soll eine Möglichkeit des Umganges aufzeigen. Dieses Beispiel soll nicht als allgemein gültig gelten, sondern vielmehr Anreiz dazu geben eigene Lösungen zu finden. Es soll versucht werden eine Methodik zu entdecken, die eine Konfliktbewältigung den daraus resultierenden Lösungen die die soziale Arbeit in der Selbsthilfe ermöglichen kann, sind der Betrachtung wert.
Das Resümee bietet dem Autor dieser Arbeit Raum, seiner eigenen Erfahrungen mit Konflikten in Selbsthilfegruppen innerhalb seines Praktikums auszuführen. Der sich daraus ergebende Umgang mit Konflikten zwischen Menschen und in Selbsthilfegruppen, ist besonders für die berufliche Orientierung des Autors dieser Arbeit von hoher Relevanz. Darum soll im Resümee auch dieser Punkt Erwähnung finden. Besonderen Wert soll im Resümee auf die Beantwortung des Ergebnisses dieser Arbeit gelegt werden.
2. Der Konflikt
Nähert man sich dem Begriff Konflikt, so kommt man zu dem Substantiv conflictus und dem Verb confligere, beide aus dem Lateinischen (Duden, 2000, S. 735). Confligere hat die martialische Bedeutung ‚zusammenschlagen, in Kampf geraten‘ (Duden, 2000, S. 735). In einem Konflikt kann man sicherlich an Gewaltanwendung denken, doch ist dies weder sozial erwünscht noch möchte man der Gewalt des Gegenübers ausgesetzt sein. Die passende Übersetzung des Begriff zu Konflikt ist das Subjektiv conflictus. Es bedeutet Zusammenstoß, und in unserem Kulturkreis wird dieser Zusammenstoß nicht mehr mit Brachialgewalt ausgefochten, sondern durch Argumentation. Der Konflikt ist also nichts was als zu leicht genommen werden sollte. Nicht allein, weil er einen kämpferischen Hintergrund hat, sondern auch aufgrund seiner starken Bedeutung für das Individuum um seine Interessen in der Umwelt durchzusetzen.
Konflikte kommen auch in Familien vor. Die soziale Arbeit beschäftigt sich im Besonderen mit den Strukturen die in einer Familie vorkommen können. Dazu gehört in der Tat der Konflikt. Dies soll hier angeführt seinen, da der Autor dieser Arbeit zeigen will das Konflikte auch Stressoren sind Und nichts liegt näher, als das Umfeld der Familie um dies zu zeigen, da hier eine hohe Konfliktträchtigkeit vorliegen kann (vgl. (Schöbi, 2004, S. 89).
Aus psychologischer Sicht – für die Soziale Arbeit sehr wichtig – handelt es sich bei Konflikten um Stress auslösende Ereignisse. Hierzu folgendes Zitat:
„Stress entsteht in vielen Fällen durch des gleichzeitige Auftreten von zwei oder mehreren unvereinbaren Bedürfnissen oder Motiven: die Erfordernisse des einen schließen die Befriedigung des anderen aus. Ein Beispiel ist eine Frau, die sich beruflich weiterentwickeln möchte, wenn wir die Beförderung aber eine Trennung von ihrer Familie nach sich ziehen würde. Sie wird bei ihrer Entscheidung Konflikte Erleben. Alltägliche Konflikte kann man in Annäherungs-Vermeidungs-Konflikte, Annäherungs-Annäherungs-Konflikte Und Vermeidungs-Vermeidungs-Konflikte kategorisieren.“
(Butcher et al., 2009, S. 181).
Nach dem Pschyrembel für Psychiatrie, klinische Psychologie, Psychotherapie (2012, S. 492 f) wird der Konflikt innerpsychisch wie folgt beschrieben:
„Zusammentreffen von gegensätzlichen u. nicht zu vereinbarenden Motiven u. Interessen od. gegenläufigen Verhaltenstendenzen…“ (Margraf, 2012, S. 492).
Dieser Auszug ist ursprünglich auf innerpsychisch ablaufende Prozesse gemünzt und nach Ansicht des Autors ebenso auf die soziale und die gesellschaftliche Ebene anzuwenden. Hier wird deutlich, in das auch Motive unterschiedlicher Menschen ggf. Zu einem Konflikt führen können. Dieses Konfliktgeschehen findet vor allen Dingen dann statt, wenn mehrere Menschen unterschiedlicher Auffassungen in einer Gruppe zusammenarbeiten oder auf ein ähnliches Ziel hinzuarbeiten beabsichtigen. „Andererseits stellen Konflikten für die Formen menschlichen Zusammenlebens eine Selbstverständlichkeit dar.“ (Metzinger, 1999, S. 49).
Eine ebenfalls treffende Definition ist die folgende:
„Unter Konflikt wird das Aufeinander-Stoßen miteinander unvereinbarer Handlungstendenzen verstanden. Bei sozialen Konflikten existiert die Unvereinbarkeit von Handlungen und Zielen zwischen verschiedenen Akteuren (Personen, Gruppen und Institutionen), den sogenannten Konfliktparteien. Bestehen die miteinander unverträglichen Handlungstendenzen hingegen innerhalb einer Person, so spricht man von einem intrapersonellen Konflikt.“ (Deutsch, 1979; Kempf, 1997).
(Baros, 2004, Anhang 1, S. 208)
Hierbei wird differenziert zwischen extern entstehendem Konflikt und dem endogenen Pendant. Beide haben ähnliche Voraussetzungen und Umstände. Ihr einziger Unterschied ist in seiner Äußerung für das soziale Umfeld.
2.1 Konfliktkomponenten
Zu Beginn eines Konfliktes befinden sich mindestens zwei Gruppen, die unterschiedlicher Ansichten über ein Thema sind. Hinzu kommt, dass keiner der Gruppen die Überzeugung hat dies unterschiedlichen Ansichten könnten aufgelöst oder zumindest angenähert werden (vgl. Wassilios Baros, 2004, Anhang 1, S. 210). Die Bestandteile die zu einem Konflikt führen sind vielschichtig. Glasl (1997) beschreibt eine Unvereinbarkeit der Einstellung einer Partei mit der Einstellung einer anderen Partei als Voraussetzung für einen Konflikt. Für Glasl ist das Verhalten in einem Konflikt Ausschlag gebend, um überhaupt von einem Konflikt sprechen zu können. Baros (2004, Anhang 1, S. 209) zitiert Galtung (1998) führt das ‚Konfliktdreieck‘ an, um die drei Aspekte des Konfliktes nach dieser – verhaltensbedingten – Auffassung plastischer zu machen: „…Widerspruch (Uneinigkeit in der Sache), konfliktbezogene Einstellungen und konfliktrelevantes Verhalten.“ (Galtung, 1998 zitiert durch Baros, 2004, Anhang 1, S. 209):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Baros, Abb.1, 2004, Anhang 1, S. 209)
Glasl (1997; Brown , 1983; Pondy, 1967; u.a.) stellen als die vollführten Aktionen des Verhaltens der Beteiligten in den Vordergrund – ein Konflikt existiert ihnen zufolge erst dann. Vorher ist er demzufolge nicht aufgetreten: „Kein sozialer Konflikt ist dann gegeben, wenn sich bloß unsere Denk- und Vorstellungsinhalte widersprechen – ohne dass es zu irgendwelchen Aktionen kommt „(z.B. Überzeugungs- oder Bekehrungsversuche, brainwashing oder anderen mentalen Beeinflussungen.“ ((ebd., 1997, S. 58 zit. nach Baros, 2004, Anhang 1, S. 209). Die scheint insofern plausibel, als dass ein Ausbleiben einer Aktion oder Reaktion in einem Streit, den Konflikt nicht extern auftreten lässt.
Dies führt zu der Ansicht, dass der Konflikt nicht nur vorhanden ist weil er ausgetragen wird, sondern sozusagen inhärent vorhanden ist. Die Einstellunngsunterschiede generieren nach dieser Ansicht bereits einen Konflikt bevor dieser sichtbar ist. Die wichtigsten Vertreter dieser Theorie sind Kriesberg (1973) und Rubin (1997). Baros (2004, Anhang 1, S. 209) zitiert Rubin et. al. (1994, S. 5) sehr treffend: „… wahrgenommene Divergenz von Interessen zwischen zwei Parteien oder deren Vorstellung, dass die von Ihnen angestrebten Ziele nicht gleichzeitig zu erreichen sind.“ Sog. Einstellungen bedingen Emotionen und beeinflussen das letztendliche Verhalten eines Individuums. Die Ziele mit seinen Ansichten bestimmte Ziele erreichen zu wollen bzw. zu können sind nach Rubin et. al. (1997) zit. nach Baros (2004, Anhang 1, S. 210) einerseits Erlangung gewisser ‚Ziele‘ (max. möglich) oder aber von ‚Standards‘ (min. fordernd). Für die Konflikt Konfliktwahrnehmung ist es nach Rubin et. al. (1994) unabdingbar die eigene Interpretation und die Wahrnehmung der konfliktprägenden bzw. auslösenden Umstände zu betrachten. Die eigene Bewertung in dem sich anbahnenden Konflikts ist ebenso ausschlaggebend, wie der Konflikt an sich.
(vgl. Baros, 2004, Anhang 1, S. 208 ff)
Weitere Kriterien die einen Konflikt auslösen können sind folgende, die Baros (2004, S. 211) von Rubin (1994, S. 18 ff) übernommen hat und diese zitiert. Sie sollen an dieser Stelle zusammengefasst wiedergegeben werden:
1. Zeiten schnell steigender Ansprüche: zunehmende Erfolge oder Lebensumstände können zu Dissonanzen führen. Menschen tendieren dazu immer noch ein bisschen mehr zu wollen und streichen schneller die Segel, wenn es wider Erwarten langsamen dauert oder eine Durststrecke zu überwinden ist.
2. Unklarheit über die relative Machtverteilung: die sich gegenseitig bekämpfenden Gruppen sehen wegen der Unklarheit wer der Stärkere ist dem Konflikt als aus eigener Wahrnehmung als zukünftiger Sieger gegenüber. Dies gießt nur Öl in das Feuer des Konfliktes und macht u.U. beide Seiten realitätsfern.
3. Vergleiche und Ungerechtigkeitserleben: eine oder beide Parteien die an dem Konflikt beteiligt sind fühlen sich ungerecht behandelt. Die Positionen werden verglichen und daraus die Folge abgeleitet, der andere werde – beispielsweise von einem Richter – übervorteilt. Die eigene subjektiv erlebte Zurückgeworfenheit gegenüber der Konkurrenz erzeugt erneute Anstrengungen.
4. Statusungleichheit: hierbei werden die Unterschiede in Alter, Erfahrung und Bildung als argumentative Waffe gegen den Kontrahenten eingesetzt, sofern man sich einer ‚Überlegenheit‘ sicher wähnen kann. Um dies mit einem Beispiel greifbar zu machen: es hat derjenige mit dem teuersten Auto (Statussymbol) recht. So oder so ähnlich könnte eine Statusungleichheit aussehen.
5. Schwächung des normativen Konsenses: hierbei werden Normen für das zuträgliche und konfliktarme Verhalten der Gruppenmitglieder festgeschrieben bzw. konsensartig akzeptiert. Fehlen solche Normen – wie beispielsweise in postmodernen (westlich orientierten) Gesellschaften – so sind einige Mitglieder irritiert und suchen den Konflikt als Lösungsstrategie. Somit sind Normen eine Ausrichtung einer Gruppe auf ein gemeinsames Ziel.
6. Null-Summen-Denken: die Parteien bzw. Gruppen denken, dass der Gewinn der anderen, in welchem Bereich auch immer, das eigene Fortkommen im Konflikt schmälert. Dies kann massive Auswirkungen darauf haben wie der Konflikt wahrgenommen wird. Es kann den Konflikt eher zum Eskalieren bringen, da eine Partei annimmt sie sei so geschädigt, dass sie die Oppositionspartei ebenfalls mit untergehen lassen will.
7. Kommunikation zwischen Gruppenmitgliedern: entwickelt eine Gruppe eine Idee – sei es nun parteipolitisch oder aber an der Hochschule – so wird eine andere Gruppierung dem widersprechen. Es ist in einem solchen Fall für eine Gruppe von Vorteil, wenn alle Gruppenmitglieder dieser einen Bestrebung folgen. Nur ist es besonders in unserer heutigen kommunikativen Zeit wahrscheinlich, dass es auch innerhalb einer Gruppe verschiedene Ansichten gibt und Konflikte hier häufig schon innerhalb der Gruppe auftreten können.
8. Vorhandensein von Führern: die intergruppalen Konflikte können eine Aufspaltung der Gruppe in zwei oder mehr Subgruppen hervorrufen. In diesen Untergruppen kann sich jeweils wieder ein Anführer oder Leiter dazu berufen fühlen, für die Ziele seiner Subgruppe kombattant durchzusetzen. Dies schwächt die ehemals ‚alleinherrschende‘ Position des Anführers der ehemaligen Übergruppe und bringt deren Ziele in Wanken. Auch hier entsteht ein Nährboden für weitere Konflikte.
(vgl. ebd., 2004, S. 211 – 213)
2.2 Wozu dient ein Konflikt?
Ein Konflikt kann Spannungen offenlegen und abbauen helfen. Besonders in Gruppen – wie auch im Verlauf dieser Arbeit die Selbsthilfegruppe – ist es in unserer demokratischen und inzwischen pluralistischen Gesellschaft wichtig und richtig, also sozial erwünscht, Konflikten nicht aus dem Weg zu gehen. Hierzu ein vortreffliches Zitat von Metzinger (1999, S. 49): „Der Konflikt kann auch positive Aspekte aufweisen, wenn die Konfliktbewältigung als wesentlicher Teil einer demokratischen Lebens angesehen wird:…“. Der Konflikt ist also ein wichtiger Bestandteil nicht nur unserer Kultur, sondern auch des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Der Autor dieser Arbeit will auf keinen Fall in Kalter-Kriegs-Manier Demokratie als die einzig richtige Staatsform darstellen und er möchte an dieser Stelle die Konkurrenz längst vergangener Zeiten mit einem Zitat abschwächen: „Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen, ausgenommen alle anderen.“ (Winston Churchill). Dieses Zitat zeigt sehr deutlich, dass sich die Demokratie nicht dass sie automatisch beste Staatsform ansieht, sondern eine Selbstkritik an den Tag legt. Trotz aller Nachteile legt sie den Grundstein für einen offenen Disput und damit einen Konfliktvoraussetzung bzw. -Bereitschaft.
2.3 Konfliktmodell nach Glasl
Die Konflikttheorie die er erdachte und die sich in neun Eskalationsstufen gliedert. Der Inhalt soll hier zusammengefasst und wiedergegeben werden. Das von Glasl angeführte Doppeltbeispiel (Firma Kesselwerk und Lehrerkollegium), welches eine gewisse Bekanntheit erlangte soll hier nicht wiedergegeben werden, doch verweist der Autor dieser Arbeit auf Glasl (2011, S. 98ff), denn lesenswert sind diese Beispiele allemal – sie verstärken das Verständnis dieser Theorie.
Begonnen werden soll mit einer schematischen Darstellung der Eskalationsstufen nach Glasl (siehe unten):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(adaptiert aus Glasl, 2011, S. 98 und 99)
Folgend werden die einzelnen Stufen zusammenfassend erläutert. Der Bezug findet sich im Buch „Selbsthilfe in Konflikten“ von Glasl, 2011, S. 98 – 118.
Eskalationsstufe I
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Auch Verhärtung genannt. Diese Verhärtung bezieht sich auf Meinungen und Ansichten. Die Gespräche über diese Unterschiedlichkeit der Auffassungen der Parteien sind unproduktiv und kommen nicht richtig in Schwung, da sie letztendlich zu keinem Ergebnis führen. Sie erstarren, wirken unauthentisch und können beide Seiten von der Imperfektion der anderen ‚überzeugen‘, die Feinseligkeit befeuern. Die verschiedenen Richtungen der Wahrnehmung des Streitpunktes wird klarer, kondensiert aus dem Nebel der Undefiniertheit, um dann zu einem festen unverrückbaren Gebäude zu erstarren, das allen Beteiligten das Kommunizieren miteinander schwer bis unmöglich macht.
(vgl., ebd., 2011, S. 98 – 100)
Eskalationsstufe II
Debatte und Polemik können mächtige Waffen sein, die in dieser Phase gerne als Waffe verwendet werden. Die Argumentation folgt keinem erkenntnisgenerierenden Ziel sondern nur der Offenlegung der Schwächen des Streitpartners. Seine Argumentation wird zerpflückt, auch wenn es dafür keine sachliche Begründung gibt. Hauptsache man steht als der intellektuelle Überflieger da, der gegen jeden Zweifel erhaben ist. Die eigenen Argumente in diesem Streit werden als apodiktisch betrachtet und man schreckt somit vor einer kompletten Diskreditierung des anderen Streitenden nicht zurück. Man will ihn am Boden sehen: emotional, argumentativ, in allen Belangen. Dies hat freilich zur Folge, dass der Andere ebenso denkt und es zu einem verbalen Handgemenge kommen kann. Der Konflikt spitzt sich zu.
(vgl. ebd., 2011, S. 100 – 102)
Eskalationsstufe III
Taten statt Worte ist die Beschreibung für diese Eskalationsstufe und bedeutet nichts anderes als dass die Konfligierenden einander weder verstehen noch dem anderen Partner nachvollziehbar übermitteln können was ihr Anliegen ist. Die Kommunikation ist somit auf sprachlicher Ebene nicht mehr umsetzbar. Beide Beteiligten führen nur noch Handlungen aus. Sie sind keiner Vernunft – in Bezug auf ihren Konflikt – mehr zugänglich. Man quittiert die Aussagen des Gegenübers mit ablehnender oder deutlich missbilligender Körpersprache. Letztere gewinnt in dieser Stufe an Bedeutung und ersetzt die verbale Kommunikation.
Folgende Punkte werden von Glasl (2011, S. 104) für die Orientierung von Menschen angeführt, die dem was gesagt wird misstrauen:
1. Bei Diskrepanzen zwischen Inhalt und stimmlichen Ausdruck wird der negativen Botschaft der Stimme eher geglaubt als dem Inhalt.
2. Wenn aus dem Stimmlichen Ausdruck nicht klar erkannt werden kann, ob jemand Böses im Schilde führt, wird dem Gesichtsausdruck eher geglaubt als der Stimme und eher Böswilligkeit unterstellt.
3. Wenn an der Wahrhaftigkeit des Gesichtsausdrucks gezweifelt wird, hat die Ausdrucksform der Hände mehr Glaubwürdigkeit als die des Gesichtes.
5. (sic!) … die der Körperhaltung mehr als die der Hände,
6. (sic!) … und zuletzt die der Beine und Füße mehr als die der Körperhaltung.
Wohlgemerkt: diese Verlagerung der Aufmerksamkeit tritt bei jemandem dann auf, wenn er unterstellt, dass die Gegenseite mögliche feindliche Absichten verdecken wollte. Dann führt die Skepsis zu dieser eben beschriebenen „Abwärtsbewegung“ von 1 bis 5 (sic!), denn die negativen Absichten „lecken nach unten hin aus“.
(ebd., 2011, S. 104)
Der Gruppendruck steigt und gleichsam einem energetischen Kraftfeld werden diejenigen an der Partizipation gehindert, die eine andere Meinung vertreten als die Gruppe. Um diese Metaphorik weiter zu benutzen ist innerhalb des Kraftfeldes eine gleiche Meinung erwünscht, verlangt, gegeben. Glasl spricht hier von Gruppendruck und Konformitätsdruck (ebd., 2011, S. 104). Andersgeartete Meinungen bzw. Individualismus in dieser Sache sind unerwünscht. Sozusagen denken die Beteiligten militärisch: ‚In Reih und Glied!‘ oder ‚Alle auf den Feind!‘. An dieser Stelle sind zudem Manifestationen von Rollen zu beobachten, auf die an anderer Stelle eingegangen wird. Die Empathie für die Anderen oder Unbeteiligte nimmt stark ab und sie bleiben in Ihren emotionalen und feindlichen Einstellungen gegenüber der anderen Seite verpflichtet.
(vgl. ebd., 2011, S. 103 – 105)
Eskalationsstufe IV
Dies Stufe verbindet Glasl „Images und Koalitionen“ (2011, S. 105). Es gilt ein möglichst positives Bild von sich selbst zu zeichnen und die Gegenseite zu diskreditieren. Dies kann wie folgt geschehen und Glasl zitiert hier Sherif (1962) sowie Gladstone (1965):
- Ich weiß viel, aber …
- Mein Wissen ist immer auf aktuellen Stand, aber …
- Ich lerne gut, aber …
- Ich bin sehr genau, aber …
- usw.
- die Gegenseite weiß wenig
- das Wissen der Gegenseite ist hoffnungslos veraltet
- die Gegenseite ist lernunfähig
- die Gegenseite ist ungenau
- usw.(Glasl, 2011, S. 106)
Die Kritik am Gegenüber beschränkt sich in dieser Eskalationsstufe auf „… Wissen und Können …“ (ebd., 2011, S. 107) und vermeidet andersartige Kritik der anderen Partei gegenüber. Diese besonders schlechten Bilder vom ‚Feind‘ und das außerordentlich positive Wahrnehmen seiner selbst, ist eine starke und nicht einfach zu ändernde Ansicht Die Kritik am Gegenüber beschränkt sich in dieser Eskalationsstufe auf „… Wissen und Können …“ (ebd., 2011, S. 107) und vermeidet andersartige Kritik der anderen Partei gegenüber. Diese besonders schlechten Bilder vom ‚Feind‘ und das außerordentlich positive Wahrnehmen seiner selbst, ist eine starke und nicht einfach zu ändernde Ansicht in der jeweiligen Partei. Es wird nur noch ausschließlich das gesehen, was man selbst schon im Vorhinein annimmt – der psychologischen Theorie der self-fulfilling- prophecy (ebd., 2011, S. 107) wird somit vollkommend entsprochen. Auch eignet sich jede Seite ein latentes und verstecktes „… Sticheln …“ (ebd., 2011, S. 107) an, das möglichst unentdeckt bleiben soll. Dies würde der nach Watzlawick & Beavin & Jackson (1968) angegebenen Theorie der ‚paradoxen Beziehung‘, die Glasl (2011) auf Seite 107 anführt, entsprechen.
In dieser Beziehung wird der andere als Bösewicht gebrandmarkt, dann aber trotzdem in der Nähe bzw. vital gehalten, um Stress abzubauen oder um die eigene Position aufrecht zu erhalten wozu ein Gegner unabdingbar erscheint.
Häufig vorkommend und konfliktsteigernd ist die „…Projektion …“ (ebd., 2011, S. 107). Diese psychologische Theorie bezeichnet einen Mechanismus eigene Fehlbarkeiten und Schwächen auf das Gegenüber, das entgegengesetzte Meinungen vertritt oder schlichtweg feindlich ist, zu projizieren wie ein Overheadprojektor eine Folie an die Wand.
Diese eigenen Fehler werden somit aufdeckbar und somit angreifbar. Etwas was man bei sich selbst nicht möglich erscheint ist so erstrebenswert, wenn es dem Schaden des anderen dient.
Eskalationsstufe V
In dieser Stufe geht es heftiger zu als zuvor. Es geht hier nicht mehr um kognitive Fehler, sondern vielmehr um moralische Verwerflichkeit und böse Hintergedanken, die der Gegenseite unterstellt werden. Glasl beschreibt dies so, dass nichts besser die Angelegenheit zusammenfassen könnte:
„Öffentliche Kränkungen und Beleidigungen sind jetzt keine Ausrutscher mehr, sondern beabsichtigt. Die Auseinandersetzung ist sprunghaft radikal und brutal geworden – einerseits in Worten, andererseits sogar in Handgreiflichkeiten ausgeartet.“ (Glasl, 2011, S. 108).
Die eine überhöht sich selbst als richtige und überlegene Partei, während die Gegenpartei schamlos und mit allen Mitteln als falsch dargestellt wird. Es entwickelt sich auf beiden Seiten ein schwarz-weiß Denken, das keine Couleur dazwischen lässt. Genauso wie die Selbstwahrnehmung als überhöht gilt hat die Gegenseite exakt die andere Seite. Das Glauben daran, dass die andere gegenteilige Partei sogar noch verwerflicher ist, als zuvor gedacht beflügelt den Konflikt weiter.
„Haim Omer, Nahi Alon und Arist von Schlippe (2007) legen dar, wie es dadurch schließlich zu einer Dämonisierung des anderen Menschen, ja sogar ganzer Gruppen und Völker kommen kann …“ (ebd., 2011, S. 110).
Dies wurde besonders im 1. Und 2. Weltkrieg in Europa überdeutlich gezeigt. Besonders diese Ereignisse der Geschichte zeigen, wie stark die eigene Wahrnehmung seiner Selbst abweichen kann und eigene Wahrheiten favorisiert werden, obwohl nur unzureichende Fakten gegeben sind. Die Ausartung von Interessenkonflikten wird selbsterklärend in Kriegen deutlich. Auch in gegenwärtiger Zeit sind in den Konfliktregionen dieser Welt dies artige Entwicklungen zu beobachten. Auch ist die erlebte Enttäuschung über das noch unmoralischere Verhalten des Anderen – als vorher angenommen Öl in das Feuer des jeweiligen Konfliktes. Es geht dann primär darum den Opponenten als unendlich bösartig zu vorzuführen. Er hat keinerlei Möglichkeit auf Rehabilitation, sondern man blickt beim Kontakt mit Ihm in die Büchse der Pandora. Auch erhöht sich derjenige der dies behauptet, da er es als gottgegeben ansieht die Welt vor dien verruchten Machenschaften der feindlichen Partei zu erretten. Diese Bildliche Sprache soll zudem verdeutlichen, dass es hierbei um eine Inszenierung handeln kann, die ihresgleichen nur auf der Bühne eines Theaters findet. Ein Ausweg wird mit einer totalen Annihilierung angeboten. Auch die diffamierte Seite entwickelt große Energien die restitutio ad integrum wiederzuerlangen, ist aber geneigt eher denen Gehör zu schenken, die zweifelsfrei auf ihrer Seite zu stehen scheinen, das Erlittene ausdauernd beklagen und von der Schlechtigkeit der anderen Partei ebenso überzeugt sind.
(vgl. ebd., 2011, S. 110 – 112)
Eskalationsstufe VI
Die Konfliktsituation hat einen neuen Level erreicht und verlangt von den Beteiligten eine fortgesetzte Unbarmherzigkeit. Weiterhin wird kein Zweifel daran gelassen, dass der Gegner unethisch und unberechenbar ist. In diesem Stadium werden Drohungen eingesetzt, um der Gegenseite Angst zu machen. Drohungen müssen umgesetzt werden können, da sonst zu hoch gepokert wird und man Gefahr laufen kann die angedrohten Sanktionen nicht in die Tat umsetzen zu können. Glasl (2011, S. 113) stellt dies als Drohungsdreieck dar, in dieser Arbeit jedoch anders aufbereitet:
Der Autor dieser Arbeit erachtet die Metapher der Zahnräder als ebenso treffend: die Drohung zur Durchsetzung der Forderung zahnt mittels einer angedrohten Sanktion, um das Sanktionspotential in Gang zu setzen. Drohung und Sanktion müssen sich die Waage halten, damit beide nicht für die andere Partei unglaubwürdig erscheinen. Nur wenn sie sich beide von Ihrem Umfang entsprechen können sie ein größtmögliches Sanktionspotential entfalten. Dann ist es der bedrohten Partei möglich diese Drohung ernst zu nehmen und auf das weitere mögliche Einlenken einzugehen. Die Reaktion auf die Drohung fällt jedoch ausschließlich in den Entscheidungsbereich der Partei die bedroht wird. Die ausgesprochenen Drohungen werden sehr oft mit Gegendrohungen gekontert. Die verfahrene Situation wird noch extremer und sehr bald kommt es zu einem Tanz der immer schneller wird.
(vgl. ebd., 2011, S. 112 – 114)
Eskalationsstufe VII
Ab dieser Stufe geht es damit einher, dass der Gegner nicht mehr als menschliches Subjekt wahrgenommen wird, sondern im Menschenwürde ebenso abgesprochen wird als wie das Recht auf Unverletzbarkeit des Eigentums und Ähnliches. Die Unwahrheit wird zum probaten Mittel, um dem Gegner zu schaden. Der Schaden des Gegners ist dann – in verklärter Wahrnehmung bezogen auf Konflikt und Gegner etwas durchweg Positives und wird als moralisch einwandfrei betrachtet. Sozusagen wird sich an dem Schaden des anderen ergötzt, denn zu gewinnen gibt es für beide Seiten nichts mehr. Die Entmenschlichung ist derart fortgeschritten, dass Schäden nicht nur auf Sachen beschränkt bleiben, sondern auch Personen direkt geschädigt werden.
(vgl. ebd., 2011, S. 114 – 116)
„Die Konfliktparteien behandeln einander nur noch als «Ding» und rechnen hauptsächlich mit quantitativen Gegebenheiten. Sie haben den Glauben an die Menschenwürde des Gegners verloren.“ (ebd., 2011, S. 116).
Eskalationsstufe VIII
In der Achten Stufe die Glasl „Zersplitterung des Feindes“ (ebd., 2011, S. 116) nennt, ist das Primärziel immer noch Schädigung, doch jetzt bis zum Untergang der gegnerischen Partei. Auf das eigene Unbeschädigtbleiben wird ebenso wenig Rücksicht genommen, wie auf Kollateralschäden die Unbeteiligte treffen.
Es geht soweit das eine Regeneration nach dem Konflikt kaum mehr möglich ist. (vgl. ebd., 2011, S. 116 u. 117)
„Durch bewusste und gezielte Schwächung des inneren Zusammenhalts und durch das Lahmlegen wichtiger Funktionen wird die Gegenpartei zerschlagen.“ (ebd., 2011, S. 117).
Eskalationsstufe IX
Die Konfliktsituation erreicht hier ihren Klimax. Jede Partei hat Schäden erlitten die sozusagen zu Ihrem letztendlichen Untergang führen. Es „… kann sogar im eigenen Untergang insofern ein Triumph erlebt werden, als der Gegner mit in den Abgrund gerissen wird.“ (ebd., 2011, S. 118). Dies ändert jedoch nicht im geringsten etwas an der sinnlosen ‚Zerstörung‘ auf beiden Seiten. Wenn auch nur eine Seite der Involvierten zu einem finalen Handeln bereit ist sind beide ‚verdammt‘. Wie bereits erwähnt können die Seiten ‚Vergnügen‘ daran finden den anderen verheert zu sehen – wenngleich dies auch für sie selbst gelten mag.
(vgl. ebd., 2011, S. 118)
2.4 Vom Konfliktmodell zum Rollenmodell
Diese Eskalationsstufeneinteilung von Glasl (2011) zeigt, wie wichtig es ist um diese Eskalationsstufen zu wissen. Es kann von relativ harmlos bis an die Substanz gehen. Zudem ist es ist wichtig den Konflikt umfassend zu erfassen und seine eigene Konfliktbeteiligung außen vor zu lassen, um die Situation der jeweiligen Konfliktsituation unvoreingenommen betrachten zu können. Für diese umfassende Sicht ist es von Vorteil von Rollenmodellen Kenntnis zu haben die den Voraussetzungen einer Selbsthilfegruppe gerecht werden. Um hier sozialarbeiterisch eingreifen zu können und Lösungen zu finden bzw. anzubieten ist eine Rekapitulation der Grundbestandteile einer Gruppe unabdingbar. Darum folgt nun in dieser Arbeit ein gängiges Rollenmodell, das in Selbsthilfe- wie in sonstigen Gruppen Anwendung finden kann. Nicht nur die Rollen per se, die möglich sind, werden im Folgenden mit besonderem Augenmerk auf die Gruppe betrachtet.
Die Selbsthilfegruppe ist eine soziale Gruppe wie diese Definition der sozialen Gruppe verdeutlicht:
„Eine soziale Gruppe ist eine Anzahl von miteinander in Bezeichnung stehenden Menschen, die durch folgende Merkmale charakterisiert ist:
- Relative Kleinheit (drei bis ca. 25 Personen). Eine Dyade, also eine Gesamtheit von zwei Personen, unterliegt hinsichtlich der möglichen Beziehungskonstellationen besonderen Bedingungen (z.B. keine Bildung von Untergruppen oder wechselnden Beziehungen).
- Unmittelbarer (face-to-face-) Kontakt. Möglicherweise relativiert die Entwicklung im Bereich interaktiver Medien in Zukunft die Bedeutung des unmittelbaren Kontaktes als Kriterium für eine soziale Gruppe.
- Gemeinsame Ziele, Normen und Werte.
- Aufeinander bezogene Rollen, Funktionen und Positionen.
(Wolfgang Rechtien in Bierhoff & Frey, 2006, S. 655 – 656)
Geht man an dieser Stelle also von einer Gruppe aus, was nach diesen genannten Voraussetzungen gegeben ist, so wird – wie bereits im Zitat (Bierhoff & Frey, 2006) erwähnt – die Einnahme von Rollen notwendig. Die genauere Betrachtung der Rolle in einer Gruppe wird im folgenden Unterkapitel erfolgen.
Zu erwähnen bleibt, dass das Modell nach Tuckmann (1965) zu den Gängigsten gehört und hier Anwendung finden wird. Andere Modelle werden nicht erwähnt, doch soll ihnen und Ihren Autoren bzw. Erdenkern durch diese allgemeine Erwähnung Genüge getan werden.
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- Arbeit zitieren
- Jan-Sebastian Müller-Wonnenberg (Autor:in), 2015, Soziale Arbeit in Selbsthilfegruppen und ihre zentrale Rolle bei Gruppenkonflikten und Lösungen bei Problemen in der Gruppe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/468563
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