Diese Hausarbeit untersucht, wie Friedrich Nietzsche die Begriffe Vernunft und Intuition bestimmt und welche Rolle sie in der Suche nach der Wahrheit spielen. In seiner Schrift, in der es grundsätzlich um die Frage geht, wieso der Mensch nach Wahrheit strebt, stellt Nietzsche zuletzt den vernünftigen Menschen dem intuitiven Menschen gegenüber, indem er einige Beispiele aufführt, in denen die Vor- und Nachteile der jeweiligen Haltung unterstrichen werden. Welcher der beiden Pole führt uns zu der Wirklichkeit?
Diese Hausarbeit gliedert sich dementsprechend folgendermaßen: zunächst soll Nietzsches Text "Von Lüge und Wahrheit im außermoralischen Sinne" analysiert werden, woraufhin der Vernunft- und Intuitionsbegriff erläutert wird. Anschließend wird auf den Zusammenhang der Vernunft und Intuition zum Wahrheitsbegriff eingegangen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden abschließend in einem Fazit zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Hauptteil
1 Der unerklärliche Trieb nach Wahrheit
1.1 Verallgemeinerung durch Sprache
1.2 Ein bewegliches Meer von Metaphern
1.3 Befreiung des Intellekts
2 Vernunft vs. Intuition
Fazit
3 Literaturverzeichnis
Einleitung
„Es gibt Zeitalter, in denen der vernünftige Mensch und der intuitive Mensch neben einander stehen, der eine in Angst vor der Intuition, der andere mit Hohn über die Abstraktion; der letztere eben so unvernünftig, als der erstere unkünstlerisch ist“ (Nietzsche, KSA 1, 1988, S. 889). Wie bestimmt Friedrich Nietzsche die Begriffe Vernunft und Intuition und welche Rolle spielen sie in der Suche nach der Wahrheit? In seiner Schrift, in der es grundsätzlich um die Frage geht, wieso der Mensch nach Wahrheit strebt, stellt Nietzsche zuletzt den vernünftigen Menschen dem intuitiven Menschen gegenüber, indem er einige Beispiele aufführt, in denen die Vor- und Nachteile der jeweiligen Haltung unterstrichen werden. Welcher der beiden Pole führt uns zu der Wirklichkeit?
Diese Hausarbeit gliedert sich dementsprechend folgendermaßen: zunächst soll Nietzsches Text „Von Lüge und Wahrheit im außermoralischen Sinne“ analysiert werden, woraufhin der Vernunft- und Intuitionsbegriff erläutert wird. Anschließend wird auf den Zusammenhang der Vernunft und Intuition zum Wahrheitsbegriff eingegangen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden abschließend in einem Fazit zusammengefasst.
Hauptteil
1 Der unerklärliche Trieb nach Wahrheit
Zu Beginn des Textes stellt uns Nietzsche die irdischen Wesen vor, indem er aus der Perspektive des Universums versucht wiederzugeben, wie klein, unwichtig und zeitlich begrenzt das Leben ist. Darauf folgt eine Ausbreitung des Hochmuts eines jeden Menschen, den er zwangsläufig mit dem ihm gegebenen Intellekt erhält, dessen Aufgabe im Grunde darin besteht, ihm einen Existenzsinn zu geben. Dadurch wird davon ausgegangen, der Mensch habe eine unabdingbare Bedeutung für die Welt. Doch auch beispielsweise die Fliege denkt über sich nicht anders (Vgl. Nietzsche, KSA 1, 1988, S. 875). Egal aus welcher Perspektive man das Sein betrachtet, kein Wesen scheint zu wissen, was es außerhalb von ihm noch geben sollte. Wenn er nicht mehr ist, ist seiner Meinung nach nichts mehr. Genau das Gegenteil allerdings möchte uns Nietzsche begreiflich machen: die Menschheit ist nur ein winzig kleiner Moment in der unendlichen Ewigkeit des Universums. Sobald er nicht mehr ist, ist er auch schon vergessen.
Der Intellekt wurde dem Menschen gegeben, um ihn festzuhalten und ihn in dem Glauben zu lassen es gäbe keinen Grund zur Flucht. Ihm wird eine Wirklichkeit vorgespielt, er wird getäuscht. Das ist die Hauptstärke des Intellekts: Die Täuschung über den Wert des Daseins.
Der Intellekt existiert also zur Erhaltung des Individuums und muss ihn hierfür täuschen. Diese Verstellungskunst ist alles was der Mensch kennt – und doch drängt es ihn unerklärlicherweise zur Wahrheit.
Der Mensch fürchtet zwar die Folgen des Betrogenwerdens, jedoch lässt er sich allzu gerne belügen. Ähnlich steht es um die Wahrheit. Solange diese von Vorteil ist, will man sie leben. Was weiß der Mensch überhaupt, über die Welt und über sich selbst? Hierbei ist jedoch nicht der Mensch zu verurteilen, da es doch von der Natur so gewollt ist, sein Bewusstsein wird eingeschlossen, um ihn hier zu behalten. Es ist eine komplizierte und für den Erhalt des Individuums so wichtige Konstellation – wie kommt es aber, dass der Mensch trotzdem nach Wahrheit sucht? Nietzsche begründet diesen Drang mit dem Wunsch nach Gesellschaftlichkeit. Der Mensch ist ein Herdentier. Um in der breiten Masse zu funktionieren, benötigt man Frieden untereinander. Es ist dieser Wunsch nach Frieden, der in die Richtung des Wahrheitstriebes lenkt (Vgl. Nietzsche, KSA 1, 1988, S. 877).
1.1 Verallgemeinerung durch Sprache
Nun wird geglaubt, dass das, was als Wahrheit bezeichnet wird, die Wirklichkeit und das Ziel der Suche sind. Hier stoßen wir auf die Meisterkonstruktion der Menschheit, die durch die Sprache entstand. Ohne Sprache gibt es keine Bezeichnung der Wahrheit und damit auch nicht ihr Gegenstück, die Lüge. Durch die Sprache werden Konventionen kreiert, Gesetzte und Regeln, an die man sich zu halten hat – wenn man diese missbraucht, ist man ein Lügner und wird aus der Gesellschaft verstoßen. Wurde die Sprache aus tatsächlichen Wahrheiten heraus kreiert? Basiert sie auf der Wirklichkeit? Hat die Sprache das Recht, die Wahrheit zu vertreten? Oder wurde hier nur ein Schutzschilt gebaut? Hierdurch kommt es zu unangebrachten Verallgemeinerungen. Indem man einem Ding einen Begriff zuteilt, ordnet man dieses Etwas in eine Kategorie mit anderen Dingen ein. Jedoch gleicht keine Gestalt der anderen. Gleichwohl tragen sie alle den gleichen Namen. Wir erfinden Begriffe, die weitergegeben werden, von Generation zu Generation, von Buch zu Buch, und man beginnt, diesen Begriff als die adäquate Bezeichnung für etwas zu akzeptieren. Dabei handelt es sich hier nur um eine Metapher. Wir verbildlichen die Dinge und niemand wird jemals das gleiche Bild vor Augen haben, so leben wir eine verbildlichte Wahrheit. Nicht unähnlich von Mythen - sie werden von Mund zu Mund weitergeleitet, es werden Details hinzugefügt sowie weggelassen, die Geschichte wird verändert, ob absichtlich oder nicht, ein kleines bisschen, bis die endliche Geschichte von der originalen weitreichend abweicht. Wie können wir von etwas behaupten, dass es wahr ist, wenn wir doch die Wurzeln dieses Dinges nicht kennen? Womit arbeiten wir, wenn nicht mit dem Wesen der Dinge?
Beim Gleichsetzen ungleicher Fälle passiert etwas, was als das Vergessen des Unterscheidenden bezeichnet wird. Durch diese von Begriffen hergeführte Verallgemeinerung werden auch Handlungen verallgemeinert, wodurch die Ehrlichkeit relativ wird. Der ehrliche Mensch hat seinen festen Platz in der Gesellschaft. Die Natur wiederrum kennt keine Begriffe, somit keine Verallgemeinerung, und nur sie kennt das eigentliche Wesen der Dinge. „Ein für uns unzugängliches und undefinierbares X“ (Nietzsche, KSA 1, 1988, S. 880).
1.2 Ein bewegliches Meer von Metaphern
Anschließend geht es nicht mehr nur um die Frage, was den Menschen bewegt, wenn er nach Wahrheit strebt, sondern um den Wahrheitsbegriff selbst: Was ist Wahrheit? „Ein bewegliches Meer von Metaphern“? (Nietzsche, KSA 1, 1988, S. 880). Die Wahrheiten sind Träume, die als solche vergessen wurden und sich als Wirklichkeit tarnen.
Zwar weiß man nach wie vor nicht, was Wahrheit ist, jedoch wissen wir, was wir denken, das sie ist: die Bedingungen, die die Gesellschaft stellt, an die wir uns zu halten haben. Etwas vom Menschen Gemachtes. Man lügt im verbindlichen Stile (Vgl. Nietzsche, KSA 1, 1988, S. 881). Jahrelange Gewohnheiten haben sich so sehr verankert, dass man nur diese kennt. Der Mensch lügt daher nicht bewusst, sondern denkt, er spricht die Wahrheit.
Nachfolgend wird behauptet, dass das Einzige, was den Menschen vom Tier abhebt, seine Fähigkeit sei, Bilder in Begriffe umzuwandeln und dadurch aufzulösen. Genau in diesem Moment passiert das, was man eine Konstruktion der eigenen Wahrheit nennen könnte. Der Mensch baut sich ein Schema, „eine Ordnung nach Kasten und Graden, eine neue Welt von Gesetzen, Privilegien, Unterordnungen, Grenzbestimmungen, die nun der anderen anschaulichen Welt der ersten Eindrücke gegenübertritt, als das Festere, Allgemeinere, Bekanntere, Menschlichere“ (Nietzsche, KSA 1, 1988, S. 881).
Dieser Bau, dieses Gerüst von Begriffen ist unzerstörbar. Es ist, als würde sich der Mensch sein eigenes Gefängnis bauen. Er baut einen Käfig an Begriffen und Regeln, in dem er sich wohl fühlt. Wenn man innerhalb dieses Käfigs nach der Wahrheit fragt, bedient man sich der verfügbaren Begriffe. Sie sind Menschengemachtes und somit immer an den Menschen geknüpft, sie sind die „unendlich gebrochenen Wiederklänge eines Urklangs des Menschen“ (Nietzsche, KSA 1, 1988, S. 883). Dieser Urklang wird innerhalb des Käfigs jedoch vom Menschen definiert und seine ursprüngliche Herkunft spielt hier keine Rolle.
Wenn der Mensch sich nur einen Augenblick aus diesem Gefängnis herauskämpfen könnte, würde er seinen Hochmut ablegen müssen – denn alleine schon zu verstehen, dass das Insekt eine ganz andere Welt wahrnimmt wie der Mensch, würde ihm viel Überwindung aberkennen. Hier würde er seine primitive Metapherwelt vergessen, so wie er vorher vergessen hat, dass er Illusionen als Wahrheiten einhandelt. Wenn etwas oft genug als wahr dargestellt wird, wird es auch als wahr angenommen.
Wenn man selbst etwas hinter einem Gebüsch versteckt, kann man es kaum als beachtlich betrachten, wenn man es dort wiederfindet. Ähnlich sieht es mit den Naturwissenschaften aus. Wir kennen kein Naturgesetz, sondern nur seine Relation zu anderen Naturgesetzen, die der Wissenschaftler so definiert hat. Wir versuchen uns selbst zu imponieren. Der Mensch bindet sich an das Begriffsgerüst, dass er gebaut hat, nur um sich nicht selbst zu verlieren. Er bindet sein Leben an die Vernunft.
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- Arbeit zitieren
- Sophia Guckenberger (Autor:in), 2018, Vernunft und Intuition nach Friedrich Nietzsche, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/468185
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