Diese Arbeit untersucht folgende Fragestellung: In welchem Verhältnis steht jeweils die Orientierung an Normen des tugendhaften bzw. moralisch richtigen Verhaltens und das Streben nach Glück bei Aristoteles und bei Mill und wie sind die Unterschiede zu bewerten?
Was bestimmt ein glückliches Leben? Führt ein moralisch richtiges Verhalten automatisch zum Glück? Bis zu welchem Punkt führt man überhaupt ein tugendhaftes Leben und kann es dabei passieren, dass das eigene Glück dabei auf der Strecke bleibt? Sowohl Aristoteles als auch John Stuart Mill definieren die Tugendhaftigkeit ähnlich, wenn es um Eigenschaften wie Ehre und Würde geht. Um zur Definition des Glücksbegriffs zu gelangen, haben sie jedoch sehr unterschiedliche Vorgehensweisen. Während beide versuchen, Glück durch Formeln zu definieren, scheint es kompliziert die Tugendhaftigkeit bedingungslos mit einzubauen, denn in einem Fall scheinen die beiden unvereinbar, im anderen Fall ist sie Voraussetzung, um zum Glück zu finden. Zu beiden Ergebnissen kann es kommen, wenn sich das Verständnis von „Glück“ grundlegend unterscheidet. In den folgenden Zeilen möchte ich mich mit der Frage beschäftigen, in welchem Verhältnis jeweils die Orientierung an Normen des tugendhaften bzw. moralisch richtigen Verhaltens und das Streben nach Glück bei Aristoteles und bei Mill stehen und wie die Unterschiede zu bewerten sind anhand ihrer jeweils großen Schriften „Nikomachische Ethik“ (Aristoteles) und „Der Utilitarismus“ (John Stuart Mill). Diese Hausarbeit gliedert sich dementsprechend folgendermaßen: Zunächst sollen beide Texte analysiert werden, indem sich auf die Begriffe „Glück“ und Tugend“ konzentriert wird. Anschließend möchte ich die jeweiligen Ansichten zu ihren Formeln zum Erreichen des glücklichen Lebens durch Gemeinsamkeiten und Unterschiede vergleichen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden abschließend in einem Fazit zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Hauptteil
1 Begriffliche Klärungen
1.1 Aristoteles‘ „Nikomachische Ethik“
1.2 John Stuart Mills „Der Utilitarismus“
2 Vergleich
2.1 Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Fazit
3 Literaturverzeichnis
Einleitung
Was bestimmt ein glückliches Leben? Führt ein moralisch richtiges Verhalten automatisch zum Glück? Bis zu welchem Punkt führt man überhaupt ein tugendhaftes Leben und kann es dabei passieren, dass das eigene Glück dabei auf der Strecke bleibt? Sowohl Aristoteles als auch John Stuart Mill definieren die Tugendhaftigkeit ähnlich, wenn es um Eigenschaften wie Ehre und Würde geht. Um zur Definition des Glücksbegriffs zu gelangen, haben sie jedoch sehr unterschiedliche Vorgehensweisen. Während beide versuchen, Glück durch Formeln zu definieren, scheint es kompliziert die Tugendhaftigkeit bedingungslos mit einzubauen, denn in einem Fall scheinen die beiden unvereinbar, im anderen Fall ist sie Voraussetzung, um zum Glück zu finden. Zu beiden Ergebnissen kann es kommen, wenn sich das Verständnis von „Glück“ grundlegend unterscheidet. In den folgenden Zeilen möchte ich mich mit der Frage beschäftigen, in welchem Verhältnis jeweils die Orientierung an Normen des tugendhaften bzw. moralisch richtigen Verhaltens und das Streben nach Glück bei Aristoteles und bei Mill stehen und wie die Unterschiede zu bewerten sind anhand ihrer jeweils großen Schriften „Nikomachische Ethik“ (Aristoteles) und „Der Utilitarismus“ (John Stuart Mill). Diese Hausarbeit gliedert sich dementsprechend folgendermaßen: Zunächst sollen beide Texte analysiert werden, indem sich auf die Begriffe „Glück“ und Tugend“ konzentriert wird. Anschließend möchte ich die jeweiligen Ansichten zu ihren Formeln zum Erreichen des glücklichen Lebens durch Gemeinsamkeiten und Unterschiede vergleichen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden abschließend in einem Fazit zusammengefasst.
Hauptteil
1 Begriffliche Klärungen
Zur Erläuterung der Vergleiche zwischen Aristoteles‘ und Mills Auffassung des tugendhaften Lebens und des Strebens nach Glück möchte ich kurz die zu behandelden Texte zusammenfassen und dabei jeweils das Verständnis der Autoren von den Worten „Glück“ und „Tugend“ weiter ausführen.
1.1 Aristoteles‘ „Nikomachische Ethik“
Zunächst geht Aristoteles in seinem Werk „Nikomachische Ethik“ auf das Bedürfnis eines jeden Menschen ein, durch ein gewisses Handeln ein bestimmtes Gut zu erlangen. Hierbei ist es jedoch wichtig zwischen den Zielen einer jeden Handlung zu unterscheiden. So ist beispielsweise das Ziel der Medizin die Gesundheit, das Ziel des Schiffsbaus das Schiff (vgl. Aristoteles 1985, S. 45). Nun sind all diese Tätigkeiten nur Teil eines Ganzen, sie werden ausgeführt, um zu einer Zwischenstation zu gelangen, die einen letztendlich zum eigentlichen Ziel, dem Glück, befördern soll. Glück ist von allen Zielen das einzige, das abschließend ist. Nun möchte man Begriffe finden, die hinter dem Wort „Glück“ stehen, wie es ein Kranker tun würde, der die Gesundheit oder ein Armer den Reichtum als abschließendes Ziel bezeichnen würde, da sie damit ihr ultimatives Glück gefunden hätten. Da dieser Gesichtspunkt jedoch zeitbedingt ist, müssen auch diejenigen, die zu ihrem, ihrer Ansicht nach höchstem Ziel gekommen sind, erkennen, dass sie nur Bestandteile eines Ganzen sind.
Hinter jeder Tätigkeit steckt eine charakteristische Fähigkeit, die es auszuüben gilt, um zum Ziel zu gelangen. Da allgemein bekannt ist, dass „Glück“ das höchste Ziel der Menschen ist, muss klargestellt werden, welches seine charakteristische Fähigkeit ist, denn nur in deren Ausübung kann der Mensch das für ihn gute Leben erreichen. Für Aristoteles ist dies die Vernunft. Glück ist nach ihm kein passiver Zustand, sondern wird durch Aktivität und Dauerhaftigkeit charakterisiert.
An dieser Stelle möchte ich auf seine Theorie der drei unterschiedlichen Lebensformen zu sprechen kommen. Eine Form ist das Leben der Lust, in dem sich der Mensch voll und ganz seinen Genüssen hingibt, ohne an seinen Verstand zu appellieren, was im Falle des Menschen heißt, das Glück nicht (dauerhaft) erreichen zu können. Da „die Leute aus der Menge“ (vgl. Aristoteles 1985, S. 48) mit ihren Vieh-gleichen Bedürfnissen leicht zufriedenzustellen sind, heißt das noch nicht, dass diese glücklicher sind. Denn nur die „Gebildeten“ (vgl. Aristoteles 1985, S. 48) wissen, was das für den Menschen wahre Glück beinhaltet, auch wenn sie für die Gewissheit, dass sie diese Bedingungen nie erfüllen können, sind sie sich dessen lieber bewusst, als sich weiterhin unwissend kurzen Freuden hinzugeben. Eine weitere wäre das auf Ehre zielendes, politische Leben, das neben der dritten Lebensform, das Leben der Theorie, ein vielversprechender Weg zu gehen wäre, denn in beiden Fällen muss sich der Mensch seiner Vernunft bedienen. Hier kommt zum ersten Mal die Frage auf, ob ein auf Ehre zielendes, politisches Leben zwingend ein glückliches Leben zu führen bedeutet. Auch wenn der Begriff „Ehre“ frei zu interpretieren ist, bleibt doch klar, dass es Opfer zu bringen gibt, um sich diese Bezeichnung zu verdienen, denn Ehre führt in vielen Fällen dazu, seine eigenen Bedürfnisse hintenanzustellen.
Hier möchte ich auf Aristoteles‘ Ansicht zur Seele zu sprechen kommen. Diese besteht sowohl aus nichtrationalen wie auch aus rationalen Teilen: bei den nichtrationalen Teilen handelt es sich um die sogenannten „Charaktertugenden“, die durch dauerhafte Haltungen (Dispositionen) aus Erziehung gekennzeichnet sind. Die aus den Dispositionen folgenden Handlungen werden aus unterbewussten Überzeugungen ausgeführt. Um schlechte Gewöhnungen in Frage zu stellen, benötigt die Seele auch die rationalen Teile namens „Verstandstugenden“. Hierbei geht es um die Klugheit, in jeder Situation ein angemessenes Handeln an den Tag zu legen. Hier sprechen wir von Aristoteles‘ „Wahl der Mitte“ oder „Vermeidung von Übermaß und Mangel“ (vgl. Aristoteles 1985, S. 55), sowohl in der emotionalen Reaktion als auch im Handeln. Als Beispiel möchte ich die Bezeichnung „tapfer“ näher betrachten. Man sollte den Begriff nicht allgemein bestimmen, sondern ausschließlich mit Bezug auf eine konkrete Situation, denn nur so kann der Charakter des Handelnden und nicht nur die Handlung und deren Folgen ethischer Bewertungen als Grundlage dienen (vgl. Aristoteles 1985, S. 45). Im Wort „tapfer“ fließt schnell das Wort „tollkühn“ mit ein und somit kann eine allgemein bekannte Tugend schnell zu einem Laster werden. Tugenden und Laster gehören laut Aristoteles zum Charakter eines Menschen, der in seiner Seele verankert ist.
Um zum Glück zu gelangen, ist die Tugend nach Aristoteles eine notwendige, jedoch nicht einzige Bedingung, denn auch äußere Umstände und Zufälle sind wichtige Bestandteile des höchsten Ziels.
1.2 John Stuart Mills „Der Utilitarismus“
In seiner Schrift „Der Utilitarismus“ möchte Mill die, seiner Meinung nach, falsche Auffassung der Gegner des Utilitarismus berichtigen, denn sie scheinen nur dessen Gegner zu sein, weil sie Jeremy Benthams (Begründer des Utilitarismus) als zu radikal empfinden. An vielen Stellen liest sich Mills Text wie eine Rechtfertigung für missverstandene Standpunkte, vor allem bezüglich der Begriffe „Tugend“ und „Glück“, was später im Text noch weiter erläutert werden soll.
Grundsätzlich handelt es sich beim Utilitarismus um die Nützlichkeit der Handlungen, solange sie ein Maximum an Glück für die Allgemeinheit fördert. Insofern ist es verständlich, wenn sich Kritiker dieser Einstellung fragen, wie die Begrifflichkeiten „Tugend“ und „Glück“ bei solch einer Einstellung auseinandergehalten werden. Geht es beim Utilitarismus etwa darum, dass man nur glücklich sein kann, wenn man tugendhaft ist? An welcher Stelle steht das Glück eines Individuums? Auf genau diese Fragen geht Mill in seiner Schrift ein.
Zunächst möchte ich mit seiner oft zitierten Aussage, es sei „besser, ein unzufriedener Mensch zu sein, als ein zufriedenes Schwein; besser ein unzufriedener Sokrates, als ein zufriedener Narr“ (Mill 1861, S. 263) auf seinen Vergleich zwischen qualitativem und quantitativem Hedonismus eingehen. Er unterscheidet also zwischen zwei Arten des Glücks, wobei eine der beiden mehr wert ist als die andere. Hier stimmt er mit Aristoteles überein, der behauptet, ein Lebeweisen sei nur bei der Ausübung der für ihn spezifischen Fähigkeit wirklich glücklich; im Falle des Menschen ist es die Vernunft. Derjenige, der sein Glück einmal bei dieser Tätigkeit gefunden hat, kann wahres Glück (nicht Freude) nur in der Ausübung der Vernunft finden, wobei dies nur durch Regelmäßigkeit und Dauerhaftigkeit erreicht werden kann. Hierbei ist es auch wichtig zu unterstreichen, dass, wenn man die eine Freude wertvoller als die andere nennen will, nur diejenigen, die beide Seiten erlebt haben, beurteilen können. Somit kommt er zum Schluss, dass die meisten, die beim Ausüben ihrer höheren Fähigkeiten am glücklichsten sind. Mill ist der Ansicht, dass das Glück als Ganzes aus einzelnen Bestandteilen besteht, die unabdingbar sind. Ein Beispiel wäre das Gefühl der Würde, dass wir kaum zu wahrnehmen im Stande wären, würden wir uns wie Tiere all unseren Leidenschaften hingeben, denn Zufriedenheit und Glück sind zwei durchaus unterschiedliche Begriffe. Ein entscheidender Teil des Glücks ist nämlich, dass man nicht lange im Stande ist, etwas zu begehren, was mit sich unvereinbar ist.
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- Arbeit zitieren
- Sophia Guckenberger (Autor:in), 2018, Tugendhaftigkeit und Glück nach Aristoteles und Mill, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/468184
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