Gegenstand dieser Arbeit ist die Darstellung der Diskursanalyse als politikwissenschaftliche Methode und die Anwendung einer Diskursanalyse an dem empirischen Beispiel der Leitkulturdebatte im Herbst 2000 in der BRD. In einem diachronen Vergleich soll ermittelt werden, ob die CDU mit der von ihr ausgelösten Debatte einen kulturellen Wandel und damit eine Interpretationsherrschaft in der Gesellschaft und den Eliten erreichen konnte. Die qualitative Einzelfalluntersuchung Diskursanalyse untersucht öffentliche, mehr oder weniger organisierte konflikthafte thematisch abgeschlossene Diskussionsprozesse von zum Beispiel diskursiven politischen Eliten. Mit den von SCHWAB-TRAPP entwickelten Analyseinstrumenten läßt sich in einem diachronen Vergleich der Diskurs rekonstruieren. Die diskursive Formation der Begriff Leitkulturdebatte im diskursiven Feld der öffentlichen
Auseinandersetzung in Buch- und Zeitungsveröffentlichungen und die diskursiven Gemeinschaften, also die Hauptakteure (Eliten), werden textanalytisch untersucht (SCHWAB-TRAPP, 2001, S. 261-283). Auf die Erläuterung der für von zentraler Wichtigkeit erachteten letzten beiden Begriffe Elite und Strategie wird im Rahmen dieser Arbeit, neben dem Anwendungsbeispiel, ein Schwerpunkt gesetzt. Weitere Ausführungen zur Diskursanalyse, korrespondierend mit dem Titel der Arbeit als spezifisch politikwissenschaftliche Methode und über die Einordnung als qualitative Methode hinaus finden sich in der methodischen Einordnung der Einleitung und im Hauptteil dieser Arbeit.
Diese Arbeit dient der Erlangung des Leistungsnachweises im Teilgebiet Methoden. Die Arbeit wird aufgrund des von mir gehaltenen Referats zur Diskursanalyse als politikwissenschaftliche Methode auf dem Präsenzseminar vom 14.-15.12.2002 in Karlsruhe zum Thema „Transatlantische Beziehungen aus europäischer Perspektive“ erstellt. Weiterhin bin ich in einer Public-Relations Agentur beschäftigt und dort unter anderem mit politischen Kampagnen und politischer Kommunikation vertraut. Der Diskurs um die deutsche Leitkultur kann als eine gescheiterte politische Kampagne gesehen werden. Die Diskursanalyse ist ein methodisches Mittel, den Prozeß von politischen Kampagnen zu rekonstruieren, zu interpretieren, die Eliten und deren Wahrnehmung herauszufiltern, Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen und Diskursereignisse einzugrenzen.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Hauptteil
2.1 Die Diskursanalyse als politikwissenschaftliche Methode
2.2 Analyseinstrumente der Diskursanalyse
2.2.1 Diskursive Formationen
2.2.2 Diskursive Felder
2.2.3 Diskursive Gemeinschaften
2.2.4 Diskursive Eliten
2.2.5 Diskursive Strategie
2.3 Das empirische Beispiel der Leitkulturdebatte
2.3.1 Der Begriff
2.3.2 Etappen der Auseinandersetzung
2.3.3 Das Krisenmanagement der Unionsparteien
2.3.3.1 Zielgruppenorientierung des Diskurses
2.3.3.2 Kommunikation/diskursive Strategie
2.3.3.3. Agenda diktieren
3. Zusammenfassung und Ergebnis
1. Einleitung
Gegenstand dieser Arbeit ist die Darstellung der Diskursanalyse als politikwissenschaftliche Methode und die Anwendung einer Diskursanalyse an dem empirischen Beispiel der Leitkulturdebatte im Herbst 2000 in der BRD. In einem diachronen Vergleich soll ermittelt werden, ob die CDU mit der von ihr ausgelösten Debatte einen kulturellen Wandel und damit eine Interpretationsherrschaft in der Gesellschaft und den Eliten erreichen konnte.
Die qualitative Einzelfalluntersuchung Diskursanalyse untersucht öffentliche, mehr oder weniger organisierte konflikthafte thematisch abgeschlossene Diskussionsprozesse von zum Beispiel diskursiven politischen Eliten. Mit den von SCHWAB-TRAPP entwickelten Analyseinstrumenten läßt sich in einem diachronen Vergleich der Diskurs rekonstruieren. Die diskursive Formation der Begriff Leitkulturdebatte im diskursiven Feld der öffentlichen Auseinandersetzung in Buch- und Zeitungsveröffentlichungen und die diskursiven Gemeinschaften, also die Hauptakteure (Eliten), werden textanalytisch untersucht (SCHWAB-TRAPP, 2001, S. 261-283). Auf die Erläuterung der für von zentraler Wichtigkeit erachteten letzten beiden Begriffe Elite und Strategie wird im Rahmen dieser Arbeit, neben dem Anwendungsbeispiel, ein Schwerpunkt gesetzt. Weitere Ausführungen zur Diskursanalyse, korrespondierend mit dem Titel der Arbeit als spezifisch politikwissenschaftliche Methode und über die Einordnung als qualitative Methode hinaus finden sich in der methodischen Einordnung der Einleitung und im Hauptteil dieser Arbeit.
Diese Arbeit dient der Erlangung des Leistungsnachweises im Teilgebiet Methoden. Die Arbeit wird aufgrund des von mir gehaltenen Referats zur Diskursanalyse als politikwissenschaftliche Methode auf dem Präsenzseminar vom 14.-15.12.2002 in Karlsruhe zum Thema „Transatlantische Beziehungen aus europäischer Perspektive“ erstellt. Weiterhin bin ich in einer Public-Relations Agentur beschäftigt und dort unter anderem mit politischen Kampagnen und politischer Kommunikation vertraut. Der Diskurs um die deutsche Leitkultur kann als eine gescheiterte politische Kampagne gesehen werden. Die Diskursanalyse ist ein methodisches Mittel, den Prozeß von politischen Kampagnen zu rekonstruieren, zu interpretieren, die Eliten und deren Wahrnehmung herauszufiltern, Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen und Diskursereignisse einzugrenzen.
Ziel dieser Arbeit ist die Vorstellung und Einordnung der Diskursanalyse als politikwissenschaftliche Methode und die Anwendung der von SCHWAB-TRAPP entwickelten Analyseinstrumente an dem empirischen Beispiel der Leitkulturdebatte. Ziel dieser politischen Kampagne war es, den Regierungsparteien (SPD, Bündnis 90/Die Grünen) den Begriff „deutsche Leitkultur“ als Kontrapunkt strategisch in die Diskussion um die Einwanderung sowie die multiethnische Gesellschaft entgegenzusetzen und diesen in die Zielgruppen, die deutsche Gesellschaft und Parteiangehörige der Union einzubringen. Weiterhin soll gezeigt werden, wie und warum sich der Begriff nicht durchzusetzen vermochte und die politische Agenda zu oben genanntem Themenkomplex von den Regierungsparteien diktiert wurde und wird.
Der Diskurs um die Leitkultur wird in der Hauptsache anhand einer Zeitungsberichtsauswertung, also einer Inhaltsanalyse im diachronen Vergleich, rekonstruiert und analysiert. Bei der Inhaltsanalyse handelt es sich um eine empirische Methode zur systematischen, intersubjektiven, nachvollziehbaren Beschreibung inhaltlicher und formaler Merkmale von Mitteilungen (ALEMANN/TÖNNESMANN, 1994, S. 106). Gegenüber anderen Forschungsmethoden bietet die Inhaltsanalyse eine Reihe von Vorteilen: Die Inhaltsanalyse erlaubt Aussagen über Kommunikatoren und Rezipienten, die nicht bzw. nicht mehr erreichbar sind. Der Forscher ist nicht auf die Kooperation von Versuchspersonen angewiesen. Der Faktor Zeit spielt für die Untersuchung eine untergeordnete Rolle, da der Forscher nicht an bestimmte Termine zur Datenerhebung gebunden ist. Es tritt keine Veränderung des Untersuchungsobjekts durch die Untersuchung auf. Die Untersuchung ist beliebig reproduzierbar oder mit einem modifizierten Analyseinstrument am selben Gegenstand wiederholbar. Inhaltsanalysen sind meist kostengünstiger als andere Datenerhebungsmethoden (ALEMANN/TÖNNESMANN, 1994, S. 106 f.). Diese Vorteile ergeben sich aus der nicht-reaktivität der Forschungsmethode.
Weiterhin haben wir auf dem Präsenzseminar folgende Definitionsmomente für eine Inhaltsanalyse als Datenerhebungsmethode für die Diskursanalyse festgehalten: Die Inhaltsanalyse untersucht wie und wann sich Begriffe wandeln. Dieses wichtige Merkmal wird am Begriff der deutschen Leitkultur verdeutlicht. Der Begriff wird von den unterschiedlichen, an dem Diskurs Beteiligten immer wieder unterschiedlich verwendet, weiterverarbeitet und transportiert. Weiterhin tritt ein Diskursstrang mit unterschiedlichen Diskursverschränkungen in den verschiedenen diskursiven Feldern hervor, die den Prozeß des Diskurses um die Leitkultur rekonstruierbar und hierdurch analysierbar machen. Zum Abschluß läßt sich dieser Diskursstrang wieder in einzelne Diskursfragmente (Bestandteile) zerteilen, dies ermöglicht die Bewertung des Diskurses und das Aufzeigen von Handlungsalternativen.
Die einzelnen Texte zum Diskurs der Leitkultur entstammen wie oben schon erwähnt hauptsächlich aus Tages-, bzw. Wochenzeitungen. Diese stellen einen Querschnitt aus den meistgelesenen Zeitungen in der Bundesrepublik dar. Zudem wurden in diesen überregionalen Zeitungen Reden und Interviews der am Diskurs beteiligten Eliten veröffentlicht. Die vorgenommene Auswahl aus der Menge der vorhandenen Texte zum Thema bestimmt sich ebenfalls aus den zu Wort kommenden wichtigsten Elitenbeiträgen zum Diskurs. Diese Auswahl wurde zum einen aufgrund der Wichtigkeit der Beiträge ausgewählt, weitere hätten keinen neuen Erkenntnisgewinn für die Diskursanalyse gebracht. Zum anderen mußte eine Beschränkung aufgrund der Seitenbegrenzung vorgenommen werden.
Diese Eingrenzung spiegelt den wichtigsten Punkt in der Kritik an der qualitativen Methode der Diskursanalyse als Einzellfallanalyse wieder: das Spannungsfeld zwischen Verallgemeinerungsgebot und Detaillierungszwang (SCHWAB-TRAPP, 2001, S. 275 f.). Dieses Spannungsfeld und die damit verbundene Kritik lässt sich relativieren, wenn die Ergebnisse der Diskursanalyse als Handlungsalternative bewertet werden und der Akteur Zukunftsperspektiven und Anleitungen für weitere Diskurse oder Kampagnen besitzt.
Die nötigen Schlüsselbegriffe (Analyseinstrumente): Diskursive Formation, diskursives Feld, diskursive Gemeinschaft, diskursive Eliten und diskursive Strategien werden ausführlich im Hauptteil der Arbeit erklärt, da dies der Gewichtung einer Methodenarbeit entspricht und den üblichen Rahmen einer Einleitung sprengen würde.
Zum Aufbau ist einleitend zu sagen, daß sich der Hauptteil in zwei Teile unterteilt. Zunächst werden die von SCHWAB-TRAPP entwickelten Analyseinstrumente, also das für die Diskursanalyse notwendige methodische Gerüst dargestellt. Weiterhin werden in einem Methodenannex Kampagnebegriffe aus der Öffentlichkeitsarbeit eingeführt, diese dienen dazu, den Diskurs zu evaluieren, zusätzliche Handlungsalternativen aufzuzeigen und die Bausteine der Diskursanalyse, sofern sie sich nicht überschneiden, zu ergänzen. Diese leiten zur Anwendung der Diskursanalyse am empirischen Beispiel über. Im abschließenden Kapitel wird der Erkenntnisgewinn des Hauptteils zusammengefaßt und eine Stellungnahme zur oben angegebener zentralen These präsentiert.
2. Hauptteil
Der Hauptteil befaßt sich zunächst mit der Darstellung der Methode der Diskursanalyse. Anschließend wird eine Diskursanalyse am Beispiel der Leitkulturdebatte durchgeführt.
2.1 Die Diskursanalyse als politikwissenschaftliche Methode
Zu Beginn steht die Klärung der Schlüsselbegriffe, diese dient der Schaffung eines methodischen Gerüsts für die Diskursanalyse. Diskurse stellen mehr oder weniger öffentliche, geplante und organisierte Diskussionsprozesse, die sich auf abgegrenzte Themen von allgemeinem gesellschaftlichen Belang beziehen, dar. (KELLER/HIRSELAND/SCHNEIDER/VIEHÖVER, 2001, S. 7). Zudem sind Diskurse abgrenzbare Zusammenhänge von Kommunikation oberhalb der Ebene situativ-singulärer Äußerungen. Diese Äußerungen sind mehr oder weniger machtvolle, institutionalisierte und geregelte Formen mündlichen oder schriftlichen Sprachgebrauchs durch soziale Akteure (NOHLEN/SCHULTZE, 2002, S. 153). Die Diskursanalyse untersucht solche Diskurse auf vielfältige Weise, da sie interdisziplinär entwickelt wurde. Auf die Darstellung der Forschungsentwicklung wird verzichtet, da diese keinen Erkenntnisgewinn für die Anwendung einer Diskursanalyse als politikwissenschaftliche Methode aufzeigt.
Da es sich bei der Diskursanalyse um eine sehr junge Analysemethode handelt, ist die Anwendungsrelevanz in der Politikwissenschaft ist noch nicht sehr entwickelt. Es existieren einige methodische Ausführungen, aber wenige forschungspraktische Anwendungen zu diesem Thema. Aus politikwissenschaftlicher Sicht wurde bislang ein Anwendungsgebiet in der Politikfeldanalyse als Massentextanalyse, multimediale Symbolanalytik und Analyse des Zusammenspiels von Text und Schrift gesehen (NULLMEIER, 2001, S. 286, 303 f.). Aus der Soziologie stammt der Ansatz, nachdem die Diskursanalyse eine vergleichende (synchron/diachron) Einzelfallanalyse in ihrer Anwendung darstellt, die oben genannte Diskurse untersucht. Diese rekonstruiert konflikthafte Prozesse im öffentlichen Raum aufgrund ihrer Legitimation und Interpretationsherrschaft (SCHWAB-TRAPP, 2001, S. 264). Politikwissenschaftlich ist die Diskursanalyse als Vergleichsanalyse (siehe weiter oben) dem empirisch-analytischen Theorieansatz zu verorten. Weiterhin ist die gesellschaftliche Bedeutung von Kommunikationsprozessen und –inhalten in allen Bereichen der Gesellschaft, auch in der Politikwissenschaft, gestiegen. Diese Beobachtung läßt sich aus einer Beschäftigung mit politischer Kommunikation und politischen Kampagnen bestätigen. Diese Beobachtungen unterstreichen die Existenz und Wichtigkeit der Diskursanalyse in der Politikwissenschaft. Im weiteren soll dem politisch-soziologischen Ansatz nach SCHWAB-TRAPP gefolgt werden.
2.2 Analyseinstrumente der Diskursanalyse
Im folgenden sollen nun die für eine Diskursanalyse nötigen Analyseinstrumente dargestellt werden. Diese Instrumente wurden von SCHWAB-TRAPP aufgrund seines Interesses für politische Soziologie und der Diskursforschungstradition nach Foucault entwickelt (KELLER/HIRSELAND/SCHNEIDER/VIEHÖVER, 2001, S. 21 f.). Bei der hier vorgenommenen Darstellung wird auf eine nähere Ausführung zur Forschungstradition von Foucault und der politischen Soziologie auf die sich SCHWAB-TRAPP bezieht verzichtet. Vielmehr sollen die entwickelten „Bausteine“ von SCHWAB-TRAPP für eine politikwissenschaftliche Arbeit adaptiert und in ihrem spezifischen politikwissenschaftlichen Anwendungspotenzial dargestellt werden. Von zentraler Bedeutung sind dabei die Analysebegriffe der „diskursiven Formation“, der „Diskursfelder“ und der „diskursiven Gemeinschaft“. Ohne näher auf den letztgenannten akteursbezogenen Begriff eingehen zu wollen, sind gerade aus politikwissenschaftlicher Sicht zusätzlich die Begriffe der „diskursiven Elite“ und der „diskursiven Strategie“ anzuführen und als spezielle Bausteine der diskursiven Gemeinschaft zu nennen (KELLER/HIRSELAND/SCHNEIDER/VIEHÖVER, 2001, S. 22).
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- Arbeit zitieren
- Lars Normann (Autor:in), 2004, Diskursanalyse als Methode Politikwissenschaftliche Anwendungspotentiale am empirischen Beispiel der Leitkulturdebatte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46706
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