Haben wir einen freien Willen oder nicht? Im alltäglichen Leben gehen wir davon aus, dass wir einen freien Willen haben. Unser gesamtes Menschenbild fusst auf der Vorstellung, dass Individuen selbstbestimmt und somit (eigen)verantwortlich handeln. Doch was ist mit dem vieldiskutierten Begriff „freier Wille“ eigentlich gemeint? Soll er bedeuten, dass es in unserem Wesenskern eine Instanz gibt, die freimütig Entscheidungen trifft, ohne dass sie von inneren und äusseren Umständen abhängig ist? Oder vielleicht die abgeschwächte Form: Sie ist zwar abhängig von den komplexen Umständen, die zu einer Entscheidung führen - bei mehreren Alternativen steht diese jedoch trotzdem offen, ist also auch nicht vorhersagbar. Andere Philosophen behaupten, der Wille sei dermassen fest in kausale Ketten eingebunden, dass im Prinzip unser Leben vorherbestimmt sei, freie Entscheidungen und ein freier Wille seien nichts als eine Illusion. Mit diesen Positionen, auch Indeterminismus und Determinismus genannt, möchte ich mich anhand Thomas Nagels Text in seinem Buch „Was bedeutet das alles?“ auseinandersetzen. Im Anschluss daran werde ich einen Lösungsversuch skizzieren, den David Hume bereits vor einem Viertel-Jahrtausend zur Diskussion gestellt hat.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Determinismus und Indeterminismus
2.1. Konsequenzen des Determinismus
2.2. Konsequenzen des Indeterminismus
3. Humes Kompatibilitismus
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Haben wir einen freien Willen oder nicht? Im alltäglichen Leben gehen wir davon aus, dass wir einen freien Willen haben. Unser gesamtes Menschenbild fusst auf der Vorstellung, dass Individuen selbstbestimmt und somit (eigen)verantwortlich handeln. Doch was ist mit dem vieldiskutierten Begriff „freier Wille“ eigentlich gemeint? Soll er bedeuten, dass es in unserem Wesenskern eine Instanz gibt, die freimütig Entscheidungen trifft, ohne dass sie von inneren und äusseren Umständen abhängig ist? Oder vielleicht die abgeschwächte Form: Sie ist zwar abhängig von den komplexen Umständen, die zu einer Entscheidung führen - bei mehreren Alternativen steht diese jedoch trotzdem offen, ist also auch nicht vorhersagbar. Andere Philosophen behaupten, der Wille sei dermassen fest in kausale Ketten eingebunden, dass im Prinzip unser Leben vorherbestimmt sei, freie Entscheidungen und ein freier Wille seien nichts als eine Illusion.
Mit diesen Positionen, auch Indeterminismus und Determinismus genannt, möchte ich mich anhand Thomas Nagels Text in seinem Buch „Was bedeutet das alles?“ auseinandersetzen. Im Anschluss daran werde ich einen Lösungsversuch skizzieren, den David Hume bereits vor einem Viertel-Jahrtausend zur Diskussion gestellt hat.
2. Determinismus und Indeterminismus
Anhand eines alltäglichen Beispiels, einer Entscheidung darüber, welches Nahrungsmittel ich zu mir nehmen soll, entwickelt Thomas Nagel die Fragestellung ob es möglich gewesen wäre, sich anders zu entscheiden, als man sich entschieden hat. Gemeint ist hier eine „freie“ Situation, in der tatsächlich mehrere Alternativen offen standen, bis man sich ohne Zwang für eine von ihnen ent schlossen hat.
Die Kernfrage, die Nagel an diesem Punkt stellt ist, ob die Entscheidung bereits vorher feststand, der Entscheidungsprozess als solcher quasi unnötig, eine Farce war, oder ob tatsächlich „eine offene Möglichkeit“[1] bestand, ob „nichts von dem, was bis zu dem Punkt geschieht, an dem Sie sich entscheiden, […] unwiderruflich fest [legt], wie Ihre Entscheidung ausfallen wird“[2]. Dies ist die klassische Frage danach, ob unser Wollen verursacht ist, ob es also von vornherein festgelegt ist, oder nicht. „Einiges von dem was geschieht, ist von vornherein festgelegt“[3], so z.B. der nächste Sonnenaufgang der durch die unerschütterlichen Naturgesetze so gut wie sicher erscheint.
Nun scheint Nagel eine kompromisslose Übertragbarkeit der Naturgesetze auf menschliches Wollen und Handeln zumindest fragwürdig zu sein: „Wenn Sie sagen, Sie hätten statt dessen [der Schokoladentorte] auch einen Pfirsich essen können, so meinen Sie damit vielleicht unter anderem, dass nicht von vorneherein festgelegt war, was Sie tun würden, wie etwa von vorneherein feststeht, dass morgen die Sonne aufgeht“[4].
Genau dieser Meinung sind jedoch die Deterministen, wenn auch in einem etwas umfassenderen Sinne: „Durch die Summe aller Erfahrungen, Wünsche und Erkenntnisse einer Person sowie ihre Erbanlagen, die gesellschaftlichen Bedingungen und der Charakter der Entscheidung, mit der sie konfrontiert ist, wirken mit anderen Faktoren, die uns möglicherweise unbekannt sind, zusammen und machen eine bestimmte Handlung unter den gegebenen Umständen unausweichlich.“ Soweit eine knappe Übersicht über den Determinismus.
Sein Gegenteil, den Indeterminismus leitet Nagel mit dem Hinweis auf Entdeckungen der Quantenphysiker ein. Im subatomaren Bereich gibt es nur noch Wahrscheinlichkeit, keine Kausalität. Zumindest besteht die Möglichkeit, nun, da die Welt nachweisbar nicht komplett determiniert ist, dass auch wir Menschen eine Ausnahme darstellen und nicht den in der Natur beobachtbaren Kausalzusammenhängen unterworfen sind. „Nun stellt sich aber das Problem, dass die Tat, wenn sie nicht unter anderem durch Ihre Wünsche, Ihre Überzeugungen und Ihren Charakter vorherbestimmt war, etwas zu sein scheint, dass einfach bloss geschieht und für das es keine Erklärung gibt“[5]. Das hiesse, das alles menschliche Handeln reiner Zufall wäre, bestenfalls durch Wahr-scheinlichkeiten bestimmbar.
Abschliessend eine Bestimmung aus dem Metzler Philosophie-Lexikon. Dort wird eine Unterscheidung in physiologischen und psychischen Determinismus vorgenommen, je nach dem welche Ebene betrachtet wird. Die These des physiologischen Determinismus ist, dass alle Handlungen von Personen durch vorausliegende körperliche Umstände nach physikalischen Gesetzen determiniert sind. Gelegentlich wird diese Variante als physischer Determinismus bezeichnet. Die These des psychologischen Determinismus ist, dass alle Handlungen von Personen oder mindestens einige ihrer Charakteristika durch vorausliegende psychische Umstände nach psychologischen Gesetzen determiniert sind.
Als Indeterminismus wird diejenige Sicht bestimmt, welche behauptet, kausale Notwendigkeit würde, zumindest beim Menschen nicht existier
[...]
[1] Nagel, S.42/43
[2] Nagel, S.42
[3] Nagel, S.43
[4] ebd.
[5] Nagel, S.48
- Arbeit zitieren
- Leonard Ameln (Autor:in), 2004, Thomas Nagels Sicht der Willensfreiheit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46685
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