Die vorliegende Arbeit untersucht unter Einbezug evolutionspsychologischer Erklärungsansätze gemäß der ‚parental investment’ Theorie und der ‚good genes’ Theorie, ob die weibliche Fertilität als auch der Beziehungsstatus im Sinne von evolvierten sexuellen Strategien einen systematischen Einfluss auf die Selbstwahrnehmung und das Verhalten von Frauen ausüben. Um diese möglichen Veränderungen in Kognition und Verhalten zu untersuchen, wurde eine Studie an 40 Frauen durchgeführt, die keine hormonellen Kontrazeptiva einnahmen und täglich über die Länge ihres Menstruationszyklus einen Fragebogen ausfüllten, der die zu untersuchenden Merkmale beinhaltete. Diese longitudinale Vorgehensweise ermöglichte den kontrollierten Vergleich von hoch fertiler und niedrig fertiler Phase und deren Einfluss auf die weibliche Wahrnehmung der eigenen Attraktivität sowie auf das Schmink- Kleidungsverhalten der Frauen. Aus explorativer Sicht wurde zusätzlich die weibliche Unternehmungslust bzw. die tatsächlichen Unternehmungen der Frauen in Abhängigkeit ihrer Konzeptionswahrscheinlichkeit und ihres Beziehungsstatus untersucht.
Die Ergebnisse der vorliegenden Längsschnittstudie belegen hypothesenkonform den systematischen Einfluss des Fertilitätsstatus als auch des Beziehungsstatus auf die weibliche Selbstwahrnehmung der eigenen Attraktivität. Zudem kann ein signifikanter Einfluss des Ovulationszyklus auf das weibliche Schmink- und Kleidungsverhalten von Frauen nachgewiesen werden. Eine Interaktion von Konzeptionswahrscheinlichkeit und Beziehungsstatus wird nur in Bezug auf die Verwendung von Kosmetika zum Schminken der Augen und einen ‚sexy’ Kleidungsstil tendenziell signifikant. Jedoch deuten die Mittelwerte darauf hin, dass mittels einer größeren Stichprobe eine durchgängige Signifikanz der Interaktion von Fertilitäts- und Beziehungsstatus erreicht werden könnte. Obgleich die Hypothesen bezüglich der systematischen Einfluss des Fertilitätsstatus auf die weibliche Unternehmungslust und das Unternehmungsverhalten von Frauen nicht aufrechterhalten werden konnten, stützen die Befunde unter Einbezug des Beziehungsstatus den systematischen Einfluss der weiblichen Fertilität auf die Unternehmungslust von Frauen.
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
1 Einleitung
2 Evolutionspsychologische Grundlagen
2.1 Die Evolutionstheorie von Charles Darwin 132.2 Sexuelle Selektion
2.3 Grundannahmen der Evolutionspsychologie
2.4 Evolutionspsychologische Sexualstrategien des Menschen
2.4.1 Das Konzept des parentalen Investments
2.5 Partnerwahlpräferenzen
2.5.1 Partnerwert und Partnerpräferenzen von Frauen
2.5.2 Physische Attraktivität als Partnerkriterium
2.6 Weibliche sexuelle Strategien der Partnerwahl und des intrasexuellen Wettbewerbes
2.6.1 Gründe für die Wahl eines Kurzzeitpartners seitens der Frau
2.7 Die versteckte Ovulation
2.8 Der Einfluss des Fertilitätsstatus auf weibliche Sexualstrategien
3 Gegenwärtiger Forschungsstand
4 Hypothesenableitung
4.1 Ableitung der zentralen Hypothesen
4.1.1 Systematische Unterschiede in der weiblichen Selbst- wahrnehmung in Abhängigkeit des Fertilitätsstatus
4.1.2 Systematische Unterschiede des weiblichen Verhalten in Abhängigkeit des Ovulationszyklus
4.2 Explorative Fragestellung
4.3 Nebenfragestellung: Der Beziehungsstatus als systematische Einflussgröße auf weibliche sexuelle Strategien
4.4Zusammenfassung der Hypothesenableitung
4.5 Hypothesen
5 Empirische Vorgehensweise
5.1 Durchführung der Datenerhebung
5.2 Messinstrumente
5.3 Operationalisierung der Unabhängigen Variablen
5.4 Operationalisierung der Abhängigen Variablen
5.4.1 Indexkonstruktion
6 Ergebnisteil
6.1 Darstellung des statistischen Analyseverfahren
6.2 Beschreibung der Stichprobe
6.3Ergebnisdarstellung
6.3.1 Systematischer Veränderungen der ‚Selbst-wahrgenommenen Attraktivität’ von Frauen in Abhängigkeit ihres Fertilitäts- und Beziehungsstatus
6.3.2 Der Einfluss des weiblichen Ovulationszyklus auf die Verwendung von Kosmetika
6.3.3 Systematische Veränderungen des selbstbeurteilten Kleidungsstils von Frauen in Abhängigkeit ihres Fertilitäts- und Beziehungsstatus
6.3.4 Der Einfluss der weiblichen Zyklusphase und des Beziehungsstatus auf die Unternehmungslust bzw. tatsächlichen Unternehmungen von Frauen
7 Zusammenfassende Interpretation und Diskussion der Ergebnisse
8 Ausblick
9 Literaturverzeichnis
10 Anhang
A1: Der weibliche Menstruationszyklus
A2: Tagebuch-Fragebogen
A3: Demographischer Fragebogen
A4: Variablenübersicht
A5: Statistischer Anhang
Verzeichnis der Tabellen
Tabelle 6-1: Stichprobenbeschreibung: Alters- und Zyklusstruktur unter Berücksichtigung des Beziehungsstatus
Tabelle 6-2: Univariate Ergebnisse zur weiblichen ‚Selbstwahrnehmung der eigenen Attraktivität’ – Haupteffekt ‚Fertilitätsstatus’, Interaktion ‚Fertilitätsstatus*Beziehungsstatus’
Tabelle 6-3: Univariate Ergebnisse zur ‚Verwendung von Kosmetika’ – Haupteffekt ‚Fertilitätsstatus’, Interaktion ‚Fertilitätsstatus*Beziehungsstatus’
Tabelle 6-4: Weibliche Singles vs. Frauen mit Partner – a priori Kontraste ‚Verwendung von Kosmetika’
Tabelle 6-5: Univariate Ergebnisse zur Beurteilung des eigenen ‚Kleidungsstils’ – Haupteffekt ‚Fertilitätsstatus’, Interaktion ‚Fertilitätsstatus*Beziehungsstatus’
Verzeichnis der Abbildungen
Abbildung 3-1: Graphische Darstellung der Einflussvariablen
Abbildung 5-1: niedrig vs. hoch fertile Phase eines 28-Tage Zyklus
Abbildung 5-2: niedrig vs. hoch fertile Phase eines 31-Tage Zyklus
Abbildung 6-1: ‚Selbstwahrgenommene Attraktivität’ von Frauen in Abhängigkeit ihrer Zyklusphase
Abbildung 6-2: ‚Selbstwahrgenommene Attraktivität’ von Single-Frauen vs. Frauen in einer festen Paarbeziehung in Abhängigkeit ihrer Zyklusphase
Abbildung 6-3: ‚Verwendung von Kosmetika’ von Frauen
in Abhängigkeit ihrer Zyklusphase
Abbildung 6-4: Beurteilung des Kleidungsstil ‚sexy’ von Single-Frauen vs. Frauen in einer festen Paarbeziehung in Abhängigkeit ihrer Zyklusphase
Abbildung 6-5: ‚Unternehmungslust’ von Single-Frauen vs. Frauen in einer festen Paarbeziehung in Abhängigkeit ihrer Zyklusphase
Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit untersucht unter Einbezug evolutionspsychologischer Erklärungsansätze gemäß der ‚parental investment’ Theorie und der ‚good genes’ Theorie, ob die weibliche Fertilität als auch der Beziehungsstatus im Sinne von evolvierten sexuellen Strategien einen systematischen Einfluss auf die Selbstwahrnehmung und das Verhalten von Frauen ausüben. Um diese möglichen Veränderungen in Kognition und Verhalten zu untersuchen, wurde eine Studie an 40 Frauen durchgeführt, die keine hormonellen Kontrazeptiva einnahmen und täglich über die Länge ihres Menstruationszyklus einen Fragebogen ausfüllten, der die zu untersuchenden Merkmale beinhaltete. Diese longitudinale Vorgehensweise ermöglichte den kontrollierten Vergleich von hoch fertiler und niedrig fertiler Phase und deren Einfluss auf die weibliche Wahrnehmung der eigenen Attraktivität sowie auf das Schmink- Kleidungsverhalten der Frauen. Aus explorativer Sicht wurde zusätzlich die weibliche Unternehmungslust bzw. die tatsächlichen Unternehmungen der Frauen in Abhängigkeit ihrer Konzeptionswahrscheinlichkeit und ihres Beziehungsstatus untersucht.
Die Ergebnisse der vorliegenden Längsschnittstudie belegen hypothesenkonform den systematischen Einfluss des Fertilitätsstatus als auch des Beziehungsstatus auf die weibliche Selbstwahrnehmung der eigenen Attraktivität. Zudem kann ein signifikanter Einfluss des Ovulationszyklus auf das weibliche Schmink- und Kleidungsverhalten von Frauen nachgewiesen werden. Eine Interaktion von Konzeptionswahrscheinlichkeit und Beziehungsstatus wird nur in Bezug auf die Verwendung von Kosmetika zum Schminken der Augen und einen ‚sexy’ Kleidungsstil tendenziell signifikant. Jedoch deuten die Mittelwerte darauf hin, dass mittels einer größeren Stichprobe eine durchgängige Signifikanz der Interaktion von Fertilitäts- und Beziehungsstatus erreicht werden könnte. Obgleich die Hypothesen bezüglich der systematischen Einfluss des Fertilitätsstatus auf die weibliche Unternehmungslust und das Unternehmungsverhalten von Frauen nicht aufrechterhalten werden konnten, stützen die Befunde unter Einbezug des Beziehungsstatus den systematischen Einfluss der weiblichen Fertilität auf die Unternehmungslust von Frauen.
1 Einleitung
Das Thema Partnerwahl und die damit einhergehenden geschlechtsspezifischen sexuellen Strategien bilden den Forschungsschwerpunkt der Evolutionspsychologie, die davon ausgeht, dass sich die von den Lebewesen herausgebildeten Eigenschaften und Präferenzen durch Selektions- und Adaptationsprozesse im Laufe der Evolution herausgebildet und ihre Ursprünge im Pleistozän[1] haben. Der Großteil evolutionspsychologischer Untersuchungen legt hierbei ihren Fokus auf das Werben des Mannes um die Frau.
In Anlehnung an die Tierwelt, in der die Männchen meist durch ihr auffälligeres und farbenprächtigeres äußeres Erscheinungsbild und ihrem aktiveren Werbeverhalten um das Weibchen charakterisiert sind, wird bei evolutionspsychologischen Studien zum Partnerwahlverhalten des Menschen oft auch hier dem männlichen Geschlecht der aktivere Part im intergeschlechtlichen Wettbewerb zugeschrieben. Zur Veranschaulichung an dieser Stelle ein oft zitiertes Beispiel aus der Tierwelt: Männliche Laubenvögel versuchen das Weibchen mit Hilfe ihres extravagantem Nestbaus zu betören. Der Vogel, der schließlich das schönste Heim baut, hat auf dem Partnermarkt die besten Chancen und folglich die größte Auswahl unter den Weibchen (Borgia, 1995). Im Wettstreit um weibliche Gunst setzen auch die Männer in der Welt der Menschen oft auf das Präsentieren von Wohlstand und hohem Status in Form von Beruf, Einkommen, Besitz (Borkenau, 1993; Buss, 1989; Hassebrauck, 1990). Aber ist es nicht gerade bei den Menschen so, dass das weibliche Geschlecht zumindest auf den ersten äußerlichen Eindruck die signalträchtigere Erscheinung und den dadurch eventuell aktiveren Part beinhaltet? Rein optisch gesehen entspricht die Signalwirkung des äußeren Erscheinungsbildes der Frau doch eher dem farbenprächtigen Männchen aus der Tierwelt –so gesehen wären die viel bunteren und auffälligeren Ornamente des Tiermännchens das Gegenstück zu der bei den menschlichen Frauen meist auffälligeren Kleidung und Kosmetik[2].
Nach der Theorie der sexuellen Selektion wird das dargestellte Konkurrenzverhalten innerhalb der Geschlechter durch die Partnerpräferenzen des anderen Geschlechtes beeinflusst (Buss, 1999; Grammer, 1996). Hier wird der menschlichen Frau analog zu dem Weibchen in der Tierwelt der aktivere bzw. wählerische Part bezüglich der Partnerauswahl zugewiesen. Evolutionspsychologen sehen dies in dem meist bedeutend höherem elterlichen Investment des Weibchens in der Tierwelt bzw. der Frau bei den Menschen begründet (Trivers, 1972). Andererseits finden wir jedoch auch beim Mann ein aktives und zugleich wählerisches Verhalten in der Partnerwahl, was sich unter anderem darin zeigt, dass der Mann höheren Wert auf Jugendlichkeit und Schönheit bei der Frau legt – als diese es bezüglich ihrer Partnerpräferenzen tut (Borkenau, 1993; Buss, 1989; Buss, 1999; Grammer; 1996; Symons, 1979; Townsend, 1989; Townsend & Wassermann, 1996). Um hier einen Brückschlag zu dem inter- sowie intrasexuellen Wettbewerb der Frauen zu machen: Das Kleidungs- und Schminkverhalten der Frauen könnte vor diesem Hintergrund unter anderem sowohl eine Strategie des weiblichen Werbens um den Mann sein als auch ein weibliches ‚Werkzeug’, um sich im intrageschlechtlichen Wettbewerb von den Konkurrentinnen abzuheben.
Hinweise für die Existenz eines solchen Mechanismus, der dem Einfluss der Reproduktionsfähigkeit unterliegt, liefern verschiedene Studien, die zeigen, dass die Partnerpräferenzen als auch das Partnerwahlverhalten der Frau in Abhängigkeit des Fertilitätsstatus im Menstruationszyklus Unterschiede aufweisen (Gangestad & Cousins, 2002; Gangestad & Thornhill, 1998; Gangestad, Thornhill & Garver, 2002; Little, Penton-Voak, Burt & Perrett, 2002; Penton-Voak & Perrett, 2000; Pillsworth, Haselton & Buss, 2004; Regan, 1996; Thornhill & Gangestad, 1999). Der Fokus dieser Untersuchungen liegt hierbei jedoch meist auf der Erfassung weiblicher Partnerpräferenzen – die aktive Partnerwerbung bzw. das intrageschlechtliche Konkurrenzverhalten der Frauen im Wettbewerb um das männliche Geschlecht bleibt dabei meist unbeachtet.
Die vorliegende Studie stellt daher einen Versuch dar diese ‚Forschungslücke’ zu füllen und herauszufinden, inwieweit sich Veränderungen der weiblichen Selbstwahrnehmung sowie des Verhalten von Frauen in Abhängigkeit ihres Fertilitätsstatus zeigen und auf (unbewusste) adaptive Mechanismen vor dem Hintergrund sexueller Strategien im Sinne der Evolutionspsychologie zurückzuführen sind.
Bevor mit dem Theorieteil begonnen wird, soll zunächst ein kurzer Überblick über den Verlauf der vorliegenden Arbeit geben gegeben werden:
Da sich die im Zentrum der zur untersuchenden Fragestellung stehenden sexuellen Strategien im Laufe der Evolution entwickelt haben, wird zunächst auf die Evolutionstheorie Darwins und die Theorie der Sexuellen Selektion eingegangen, welche das Fundament der daran anknüpfenden heutigen Evolutionspsychologie bilden. Im Anschluss an die Darstellung der sogenannten Sexualstrategien des Menschen, werden die damit verbundenen Partnerpräferenzen erläutert. Der Fokus wird hierbei auf die weiblichen sexuellen Strategien gelegt, auf die der Fokus der Fragestellung der vorliegenden Untersuchung liegt. Diese werden im Kontext der intersexuellen Partnerwahl als auch der intrasexuellen Konkurrenz dargestellt und diskutiert. Der Theorieteil schließt mit der Erläuterung des Einflusses des Fertilitätsstatus auf die weiblichen Sexualstrategien.
Im Anschluss werden aktuelle Forschungsarbeiten und empirische Nachweise der Auswirkungen des Menstruationszyklus auf die weibliche Wahrnehmung und das Verhalten im Kontext evolvierter sexueller Strategien dargestellt. Nach der Hypothesenableitung und -bildung folgt der methodische Teil, in dem die Stichprobe, das Messinstrument, die empirische Auswertung und die Ergebnisse der Untersuchung dargestellt werden. Die Arbeit schließt mit der Interpretation und Diskussion der Ergebnisse sowie mit einigen Anregungen zu weiteren Untersuchungsmöglichkeiten, die sich aus der intensiven Beschäftigung mit der Thematik der Evolutionspsychologie ergeben haben.
2 Evolutionspsychologische Grundlagen
Das Fundament der heutigen Evolutionspsychologie bildet die von Charles Darwin (1809-1882) aufgestellte Evolutionstheorie, die postuliert, dass alle Organismen von einem gemeinsamen Ursprung abstammen (vgl. Darwin, 1876). Das Grundprinzip der Evolution ist nach Darwin die natürliche Auslese (Selektion). Darwin stellte als erster ein Modell vor, das Evolution und Selektion verbindet. Die heutige Evolutionspsychologie modifiziert dieses Modell und kann als Symbiose von Darwins Theorie der Evolution und genetischer Biologie gesehen werden(Alcock, 2001; Czihak, Langer & Ziegler, 1990; Gangestad & Simpson, 2000).
Im Folgenden wird zunächst die von Darwin aufgestellte Theorie zur Evolution beschrieben, um im Anschluss daran näher auf die heutige Evolutionspsychologie einzugehen.
2.1 Die Evolutionstheorie von Charles Darwin
Darwin postulierte, dass die Welt sich nicht statisch verhält, sondern sich in einer ständigen Entwicklung befindet. Die Arten verändern sich unaufhörlich, neue Arten entstehen, andere sterben aus. Lebensbedingungen ändern sich mit der Zeit und üben einen Adaptationsdruck aus.
Gleichzeitig ging Darwin von einem langsamen und kontinuierlichen Ablauf der Evolution sowie von dem Fehlen zusammenhangloser Sprünge oder plötzlicher Änderungen aus. Ein weiteres Postulat der Evolutionstheorie Darwins war das des gemeinsamen Ursprungs aller Lebewesen. Darwin nahm an, dass einander ähnliche Organismen miteinander verwandt sind und von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen und schloss auch den Menschen mit in diese Annahmen ein. Alle Säugetiere seien aus einer einzigen Urart hervorgegangen; alle Insekten besäßen einen gemeinsamen Vorfahr und alle anderen Gruppen von Lebewesen ebenfalls. Darwins viertes Postulat galt der natürlichen Auslese, der Selektion. Er bezeichnete die Veränderungen in der Evolution nicht als Resultat eines mysteriösen Zufalls, sondern als das Produkt einer Selektion (Mayer, 1994).
Der Vorgang der Selektion besteht aus zwei Stufen: In der ersten Stufe entsteht eine genetische Variation. Jede Generation erzeugt etliche Variationen, deren (genetischer) Ursprung Darwin jedoch noch nicht bekannt war. Die zweite Stufe der Selektion stellt das Überleben im Existenzkampf dar. Bei den meisten Pflanzen und Tieren produziert ein Elternpaar eine unübersichtliche Vielzahl von Nachkommen. Darwin ging davon aus, dass diejenigen überlebten, denen die geeigneteste Kombination von Eigenschaften zugefallen war, um sich in der Umwelt (charakterisiert durch Klima, Konkurrenten, Feinde) zu behaupten. Wer überlebte, hatte die größte Chance, sich zu reproduzieren und lebende Nachkommen zu hinterlassen, deren Eigenschaften wiederum für den nächsten Selektionszyklus bereitstehen (Mayr, 1994).
2.2 Sexuelle Selektion
Während die natürliche Selektion dadurch charakterisiert ist, dass die Individuen mit einer Erbausstattung von einem hohem Anpassungswert überleben (Schneider & Schmalt, 2000), beschreibt die sexuelle Selektion (‚geschlechtliche Zuchtwahl’) alle Merkmale, die den Lebewesen bei der Konkurrenz um Sexualpartner Vorteile verschafften, die innerhalb der Art verbreitet werden – selbst wenn diese Merkmale die Überlebensfähigkeit an sich herabsetzen (Miller, 2001). In Über die Entstehung der Arten schreibt Darwin, die sexuelle Selektion sei nicht abhängig:
„von einem Kampf um’s Dasein in Beziehung auf andere organische Wesen oder auf äußere Bedingungen (…), sondern von einem Kampfe zwischen den Individuen des einen Geschlechts, meistens den Männchen um den Besitz des anderen Geschlechts. Das Resultat desselben besteht nicht im Tode, sondern in einer spärlichen oder ganz ausfallenden Nachkommenschaft des erfolglosen Konkurrenten“ (Darwin, 1876, zit. n. Miller, 2001, S. 50).
Ein klassisches Beispiel für die sexuelle Selektion durch Partnerwahl in der Tierwelt ist der Pfauenschwanz. Dieser entwickelte sich vermutlich dadurch, dass die Pfauenhennen größere und farbenprächtigere Pfauenschwänze bevorzugten. Obwohl die Pfauenmännchen mit kürzeren, leichteren und farbloseren Schwänzen wahrscheinlich bessere Überlebenschancen hatten, führte die sexuelle Auswahl der Pfauenhennen bei den Pfauen zu langen, schillernden Federn, die jedoch zur Pflege viel Zeit beanspruchen und eine Flucht vor feindlichen Raubtieren erschweren. Scheinbar hatte der Pfauenschwanz eine ganz andere biologische Funktion, indem er dazu diente, Pfauenhennen anzulocken und sich ergo durch die sexuelle Auslese entwickelt konnte (Miller, 2001). Auch wenn der Pfauenschwanz keinen Sinn als Anpassung für das Überleben erfüllt, dient er jedoch als Adaptation für die Partnerwerbung. Hierbei ist die phänotypische Ausprägung[3] als Folge aus dem Wettbewerb um einen Geschlechtspartner hervorgegangen.
Durch diese gezielte Partnerwahl erhalten weiblichen Lebewesen eine Reihe von Vorteilen: Erstens können sie bessere Überlebenschancen für ihre Nachkommen erreichen, wenn das Männchen, mit dem sie sich verpaaren, mit seinen Ornamenten anzeigt, dass es z.B. trotz seines ‚handicaps’ in Form seiner auffälligen Erscheinung sein Territorium gut gegen Eindringlinge verteidigen kann (Zahavi, 1975). Neben diesen direkten Nutzen gibt es eine zweite Klasse von Vorteilen: die so genannten indirekten oder genetischen Nutzen für die Nachkommen. Das Männchen zeigt mit seinen Ornamenten an, dass es vorteilhafte Gene besitzt, die sich auf die Nachkommen übertragen, wenn das Weibchen sich mit ihm verpaart. Solch vorteilhaft väterlichen Gene können ‚Attraktivitätsgene’ sein, die ihre Söhne für die nächste Generation Weibchen attraktiv machen (Fisher, 1958), oder es können gute Gene zum Überleben sein, wie etwa ‚Resistenzgene’ gegen die vorherrschenden Parasiten (vgl. Kap. 2.5).
Zusammengefasst setzt sich die sexuelle Selektion aus zwei Komponenten zusammen: Erstens aus der differentiellen Wahl durch Mitglieder eines Geschlechtes (intersexueller Wettbewerb) und zweitens aus dem Wettbewerb innerhalb eines Geschlechtes um die Mitglieder des anderen Geschlechtes (intrasexueller Wettbewerb); wobei die Partnerpräferenzen des einen Geschlechtes den Konkurrenzkampf innerhalb der Geschlechter beeinflussen (Buss, 1992).
2.3 Grundannahmen der Evolutionspsychologie
Darwins Theorie der Evolution wurde im Laufe der Evolutionsforschung insoweit modifiziert, dass anstelle des Individuums nun das Gen die Einheit der Selektion und der Erhaltung darstellt. Ziel der von den Lebewesen herausgebildeten Eigenschaften ist demnach im Gegensatz zu Darwins Annahme nicht der Erhalt der eigenen Art, sondern der Erhalt und die Verbreitung der eigenen Gene (Daly & Wilson, 1978). Der unterschiedliche Erfolg der Individuen einer Population, ihre Gene in den Genpool der nächsten Generation einzubringen, wird als ‚reproduktive Fitness’ (kurz: Fitness) bezeichnet (Alcock, 2001; Miller, 2001). Die Fitness ist dabei das entscheidende Maß für die Selektion und stellt den relativen Beitrag eines Individuums zum Genpool der nächsten Generation dar.
Mittel zur Verbreitung der eigenen Gene ist die sexuelle Fortpflanzung, welche beim Menschen zweigeschlechtlich ist und somit einen Partner des anderen Geschlechtes voraussetzt (Buss, 1999; Miller, 2001). Die Übertragung der Theorie der sexuellen Selektion auf den Menschen vollzog sich jedoch erst in den siebziger und achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts (Mayr, 1994). Auslöser dieser Entwicklung waren die theoretischen Überlegungen von Wissenschaftlern der Gebiete der Psychologie und Anthropologie (z.B. Buss, 1989; Cosmides & Tooby, 1987; Daly & Wilson, 1978; Symons, 1979). Ziel ihrer Forschungsarbeiten war es, grundlegende Verhaltensmechanismen herauszuarbeiten, die Ergebnisse der Evolution waren und sich durch die Prozesse von Selektion und Adaptation entwickelt haben. Diese Mechanismen tragen dazu bei, sowohl die außergewöhnliche Flexibilität menschlichen Verhaltens als auch die aktiven Strategien bei der Partnerwahl zu erklären, wie sie Männer und Frauen anwenden, um das Ziel aller Lebewesen erreichen zu können, sich erfolgreich zu reproduzieren (Daly & Wilson, 1978). Die Wissenschaft der Evolutionspsychologie betrachtet somit den Menschen als eine Folge biologischer Anpassungen und untersucht, zur Lösung welcher Überlebens- und Fortpflanzungsprobleme sich diese Adaptationen entwickelten (Miller, 2001).
2.4 Evolutionspsychologische Sexualstrategien des Menschen
Wir alle stammen von einer langen und nie unterbrochenen Kette von Vorfahren ab, die den Wettbewerb um bevorzugte Partner gewannen, die Partner, welche unter Gesichtspunkten der Fortpflanzung wertvoll waren, an sich banden und lange genug mit ihnen zusammen blieben, um Nachkommen zu zeugen. Gleichzeitig wehrten sie erfolgreich konkurrierende Rivalen ab und lösten Probleme, die einen Fortpflanzungerfolg hätten verhindern können. In der Konsequenz tragen wir das sexuelle Erbe dieser Erfolgsstrategien unbewusst in uns (Buss, 1994).
Die Evolutionspsychologie geht davon aus, dass sich im Laufe der Evolution geschlechtsspezifische sexuelle Strategien zur Lösung der verschiedenen Probleme, die die Partnerwahl mit sich bringt, entwickelt haben. Diesen Sexualstrategien liegen psychologische Mechanismen (wie z.B. Partnerpräferenzen, sexuelle Begierde oder Eifersucht) zugrunde, welche wiederum auf äußere Reize bzw. Indikatoren wie die körperliche Erscheinung, Anzeichen von sexuellem Interesse oder Hinweise auf mögliche Untreue reagieren (Miller, 2001).
2.4.1 Das Konzept des parentalen Investments
Nach Ansicht der Evolutionspsychologie scheint ein Grund für die Entwicklung von geschlechterdifferenzierten Partnerwahlstrategien in der ungleichen Investition von Mann und Frau in die Reproduktion (elterliches Investment) zu liegen (Trivers, 1972). Die Zeit, Ressourcen und Energie die zur Produktion und Aufzucht der Nachkommen nötig sind, variieren zwischen den Geschlechtern. Vor dem Hintergrund, dass sich beim Mann die minimale Investition in die Reproduktion auf den Aufwand der Auswahl der passenden Partnerin und den Vollzug des Geschlechtaktes beschränkt, kann er sich bei der Partnerwahl vordergründig auf die Merkmale der Frau konzentrieren, die als Fitnessindikatoren dienen, um somit unbewusst dem primären Ziel aller Lebewesen nachzukommen, die eigenen Gene erfolgreich zu verbreiten. Da der Mann in der Regel bis ins hohe Alter zeugungsfähig ist, wäre es auf den ersten Blick für ihn die beste Reproduktionsstrategie, während seiner Lebensspanne so viele Partnerinnen wie möglich zu befruchten ohne dabei eine langfristige Bindung einzugehen.
Anderseits ist es jedoch aus verschiedenen Gründen auch für den Mann evolutionär sinnvoll, sich an eine Partnerin zu binden, da er nur durch eine längerfristige Bindung sicher sein kann, dass der Geschlechtsverkehr zu einer Befruchtung geführt hat. Weiterhin erhöht er durch eine langfristige Bindung die Überlebenschancen seines Nachwuchses, indem er die Frau bei der Pflege des Kindes unterstützt. Um zu gewährleisten, dass seine Weitergabe von Spermien auch zum Überleben seines Genpools führt, ist es für ihn evolutionär effektiver, in eine geringere aber dafür sichere Nachkommenschaft zu investieren (Buss, 1999; Buss & Schmitt, 1993; Trivers, 1972).
Dem hingegen ist die Anfangsinvestition in die Reproduktion seitens der Frau weitaus höher als die des Mannes: Das Produzieren von Eizellen kostet die Frau mehr biologische Energie als der Mann für das Herstellen von Spermatozoen benötigt (Trivers, 1972). Des Weiteren tragen Frauen, wenn es zu einer Befruchtung gekommen ist, die ‚Kosten’ der darauffolgenden neunmonatigen Schwangerschaft, der Geburt, der sich anschließenden Stillzeit und Kinderpflege.
In der Konsequenz stellen die weitaus höheren weiblichen Kosten die Frau bei der Partnerwahl im Evolutionsprozess vor das Problem, einerseits einen Mann zu finden, der bereit ist, mit ihr eine langfristige Bindung einzugehen und sie durch seine Ressourcen bei der Kinderbetreuung zu unterstützen – und anderseits einen Träger von ‚guten Genen’ zu finden, um somit ihren Reproduktionserfolg zu sichern.
Die durch das unterschiedliche elterliche Investment bedingten geschlechtsspezifischen Sexualstrategien dienen aus evolutionspsychologischer Perspektive der Maximierung des Reproduktionserfolges und gleichzeitig der Vorbeugung des Risiko einer Fehlinvestition (Buss, 1994; Hatfield & Sprecher, 1995, Trivers, 1972). Das jeweilige Geschlecht sollte sich demnach unbewusst nach einer Art strategischem ‚Kosten-Nutzen-Prinzip’ zu den Eigenschaften eines Partners hingezogen fühlen, die den Reproduktionserfolg maximieren könnten. Hierbei stellt die Partnerwahl einen wichtigen Bestandteil der Sexualstrategien dar, auf die im Folgenden näher eingegangen wird.
2.5 Partnerwahlpräferenzen
Neben den von beiden Geschlechtern als wichtig empfundenen Persönlichkeits-eigenschaften wie Verlässlichkeit, Humor und ausgeglichenem Charakter, scheint ein universell gültiges Muster zu bestehen, dass Frauen bei der Partnerwahl mehr Wert als Männer auf finanzielle Ressourcen und Status legen – also auf Merkmale, die ein Investment in die Beziehung erkennen lassen. Männer hingegen präferieren stärker als Frauen physische Attraktivität bei der Partnerwahl, welche als Indikator für die Fertilität und Gesundheit der Frau gesehen werden kann (Borkenau, 1993; Buss, 1989; Buss, 1999; Grammer; 1996; Kenrick, Sadalla, Groth & Trost, 1990; Symons, 1979; Townsend, 1989; Townsend & Wassermann, 1996), da im Gegensatz zum Mann die Reproduktionsfähigkeit der Frau durch das Alter eingeschränkt ist:
„Because male reproductive success in humans depends heavily on mating with reproductively capable females, selection over thousands of generations should favour those males who prefer to mate with reproductively capable females“ (Buss, 1992, S. 250).
Eine Befragung von 5000 amerikanischen Collegestudenten und –studentinnen, welche die erwünschten Eigenschaften des zukünftigen Ehepartners erhob, ergab dass die physische Attraktivität sehr viel häufiger von Männern als von den Frauen genannt wurde (Langhorne & Secord, 1955). Des Weiteren stellten Buss, Shackelford, Kirkpatrick und Larsen (2001) durch den Vergleich von fünf Studien zur Partnerwahl aus den Jahren 1939, 1956, 1977, 1985 und 1996, dass in allen Untersuchungen die physische Attraktivität des potentiellen Lebenspartners von den Männern als wichtiger und erwünschter eingestuft wurde als von den Frauen. Die Untersuchungen ergaben, dass die geschlechterdifferenzierte Bewertung bezüglich der Wichtigkeit der Attraktivität bei der Partnerwahl von einer Generation zur nächsten konstant bleibt. Die Tatsache, dass Männer größeren Wert auf attraktive Partner legen, gehört zu den am beständigsten dokumentierten psychologischen Geschlechtsunterschieden (Buss, 1987)[4].
Dass diese Geschlechtsunterschiede in der Partnerwahl jedoch nicht nur auf die Vereinigten Staaten und westliche Zivilisationen beschränkt sind, wies Buss (1989) in einer internationalen Untersuchung zur Partnerwahl von 37 Kulturen und sechs Kontinenten nach. Unabhängig von der Lage des Landes, der Ethnizität, den kulturellen Lebensbedingungen, dem politischen Systems und der Größe des Wohnorts zeigte sich, dass in 34 der analysierten Länder Männer signifikant größeren Wert auf ein physisch attraktives Erscheinungsbild des potentiellen Lebenspartners als Frauen legten (Ausnahme: Indien, Polen, Schweden). Außerdem präferierten in allen Ländern Männer eine jüngere Partnerin und Frauen hingegen einen älteren Partner und in 36 der 37 Länder zeigte sich ein signifikanter Geschlechtsunterschied der weiblichen Präferenz für einen Partner mit gutem finanziellen Status (Buss, 1989).
Dieses Muster von geschlechtsspezifischen Partnerpräferenzen tritt nicht nur in Fragebogenuntersuchungen auf, sondern findet sich auch in nicht-reaktiven Studien, wie beispielsweise in der Analyse von Kontaktanzeigen wieder (Borkenau, 1993; Hassebrauck, 1990). Hier zeigten sich einerseits die Präferenzen des jeweiligen Geschlechtes bezüglich der genannten Merkmale in den Kontaktannoncen und gleichzeitig auch die gezielte Angabe der von dem anderen Geschlecht bevorzugten Merkmale. So dominierten bei Frauen Informationen bezüglich ihres Aussehens und bei Männern die Angabe von Statusmerkmalen.
Fazit: Die eingangs aufgeführten Studien liefern empirische Evidenz, dass die männliche Partnerwahl durch die Präferenz von physisch attraktiven Frauen charakterisiert ist. Die Evolutionspsychologie nimmt an, dass es sich hierbei um einen beim männlichen Geschlecht verbreiteten psychologischer Mechanismus handelt, der über den Einfluss der jeweiligen kulturellen Besonderheiten hinausgeht (Buss, 1994). Da im Rahmen der vorliegenden Arbeit die männliche Präferenz von weiblicher Attraktivität von großer Bedeutung ist, wird in den folgenden Kapiteln vertiefend auf die Merkmale weiblicher Attraktivität und auf die Strategien der Frau im inter- und intrasexuellen Wettbewerb eingegangen; die Bedeutung der männlichen physischen Attraktivität und sexuellen Strategien werden daher nur im Kontext ihres Einflusses auf die weiblichen Sexualstrategien behandelt.
2.5.1 Partnerwert und Partnerpräferenzen von Frauen
Trotz der universal feststellbaren Präferenzen von Frauen für einen Partner mit den Eigenschaften, die auf einen guten Versorger schließen lassen (Buss, 1989, 1994, 2004; Symons, 1979; vgl. Kap. 2.5), zeigen neuere Studien, dass dennoch eine gewisse Heterogenität innerhalb der weiblichen Partnerpräferenzen besteht.
So ergab die Analyse von Partnerschaftsannoncen einen positiven Zusammenhang zwischen Selbstwahrnehmung und den Wünsche an einen Partner: Je höher die selbstberichtete Attraktivität von Frauen in den Anzeigen war, desto höhere Ansprüche stellten diese an ihren zukünftigen Partner (Bereczkei, Voros, Gal & Bernath, 1997; Waynforth & Dunbar, 1995). Ebenso lieferten Little, Penton-Voak, Burt & Perrett (2002) bei ihrer Untersuchung bezüglich des Einflusses von selbstwahrgenommenen Partnermarktwert[5] in Form der subjektiv eingeschätzten physischen Attraktivität auf die weiblichen Partnerpräferenzen unterstützende Ergebnisse. Ihren Hypothesen konform kamen die Autoren zu dem Ergebnis, dass Frauen mit einem selbstwahrgenommenen hohen Marktwert bei ihrer Partnerwahl mehr Wert auf Männer mit phänotypischen Merkmalen legten, die ein gesundes Immunsystem – also hohe genetische Qualität – signalisieren (wie z.B. maskuline Gesichtszüge, hohe Gesichtssymmetrie) als Frauen, die ihre Chancen auf dem Partnermarkt nicht so hoch einschätzten.
Zu ähnlichen Ergebnissen kamen auch Buston & Emlen (2003), die postulierten, dass die Selbstwahrnehmung der eigenen physischen Attraktivität positiv mit allgemeinen Ansprüchen bei der Partnerwahl bezüglich der physischen Erscheinung korreliert. Zusätzlich zeigte sich unter Berücksichtigung des Beziehungsstatus, dass Frauen mit einem festen Partner höhere Präferenzen für maskuline Gesichter aufwiesen als Single-Frauen (Little, Jones, Penton-Voak, Burt & Perrett, 2002).
Fazit: Es besteht eine gewisse Heterogenität der Partnerpräferenzen innerhalb des weiblichen Geschlechtes in Abhängigkeit des eigenen Partnermarktwertes (bzw. des Beziehungsstatus): Frauen mit einer hoch positiven Selbstwahrnehmung sind wählerischer bei der Partnerwahl als Frauen mit einer geringeren positiven Selbstwahrnehmung. Hierbei kann angenommen werden, dass dieses gewisse ‚flexible’ Partnerwahlmuster evolutionär durchaus adaptiv ist: Berücksichtigt man, dass Männer mit äußerlichen Indikatoren für gute Gene auf dem Partnermarkt sehr ‚begehrt’ sind und sich in der Konsequenz die ‚beste’ Partnerin auswählen können (vgl. Gangestad & Simpson, 2000), würde es einen Verlust an Zeit und Energie für weniger ‚begehrte’ Frauen darstellen, erfolglos um diese attraktiven Männer zu werben. Aus evolutionspsychologischer Perspektive ließe sich demnach ein (unbewusstes) kognitives System vermuten, welches die jeweiligen Partnerpräferenzen dem eigenen Partnerwert anpasst und somit möglichen ‚Fehlentscheidungen’ vorbeugt.
2.5.2 Physische Attraktivität als Partnerwahlkriterium– Is beauty in the eye of the beholder?
Ausgehend von den Annahmen auf der Grundlage der Evolutionstheorie und einer evolutionspsychologischen Perspektive, scheint die physische Attraktivität des Menschen nicht nur ein Stimuluswert des äußeren Erscheinungsbildes zu sein, sondern einen Indikator für Gesundheit und Fruchtbarkeit darzustellen. Obgleich die traditionelle Lerntheorie davon ausgeht, dass physische Attraktivitätsstandards erst im Laufe des Lebens erlernt werden (Berscheid & Walster, 1974)[6], lieferte die Untersuchung von Langlois und Roggmann (1990) ein konträres Ergebnis. Die Studie ergab, dass Kinder schon viel früher differenzieren können: Bereits im Alter von zwei Monaten schauten Kinder länger auf Fotos, die attraktivere Gesichter zeigten und zwölf Monate alte Kinder spielten länger mit Fremden, die attraktive Masken trugen als mit denen mit weniger attraktiven Masken. Das gleiche erhöhte Spielverhalten dieser Kinder trat auch bei attraktiveren Puppen auf (Langlois & Roggman, 1990).
Des Weiteren belegen kulturübergreifende Untersuchungen, dass Schönheitsstandards interkulturell sehr ähnlich sind. Es zeigte sich, dass Menschen unterschiedlicher Kulturen bei der Beurteilung von Fotos nach Attraktivität eine durchschnittliche Korrelation von .93 aufwiesen (Cunningham, Roberts, Barbee, Druen & Wu, 1995). Diese Ergebnisse unterstützen die Annahmen der Evolutionspsychologie, dass Schönheitsideale nicht durch Lernen erworben werden sondern eine Adaptation darstellen, die sich im Laufe der Evolution herausgebildet hat. Vor diesem Hintergrund wird angenommen, dass sich im Laufe der Evolution Mechanismen entwickelten, die es einem Individuum ermöglichen, den Wert abzuschätzen, den ein potentieller Partner im Hinblick auf die eigenen Fortpflanzungschancen aufweist und somit der Verbreitung der eigene Gene. Beim Menschen spielen diese Mechanismen bei der Beurteilung der physischen Attraktivität eine große Rolle. „Bestimmte Personen erscheinen nicht zuletzt deshalb als attraktiv, weil ihr äußeres Erscheinungsbild Merkmale aufweist, die im Allgemeinen mit der hohen Eignung als Fortpflanzungspartner korrelieren” (Henss, 1992, S. 207).
[...]
[1] Beginn vor ca. 1,6 Millionen Jahren (Ende vor ca. 10.000 Jahren), in dem sich die biologische Evolution des Menschen vollzog (Miller, 2001).
[2] Wobei anzumerken ist, dass sich in verschiedenen Zeitepochen auch die Männer schminkten, wie z.B. im alten Ägypten um 4000-300 v. Chr., im antiken Griechenland um 1500-150 v. Chr. sowie im Rokoko 1720-1789.
[3] „Phänotyp: Die sichtbaren Merkmale eines Organismus einschließlich des Körpers und des Verhaltens“ (Miller, 2001, S. 487).
[4] Zu konträren Ergebnissen vgl. Kümmerling & Hassebrauck (2001).
[5] Pawlowski und Dunbar (1999) definieren den Begriff ‚Marktwert’ als Größe der Nachfrage nach einem Individuum als Partner.
[6] Demnach sollte ein Kind erst im Alter zwischen 3 und 4 Jahren beurteilen könne, was schön ist.
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