Die Masterarbeit bietet einerseits einen Gesamtüberblick über die Geschichte der Verlegerinnen, um zu verdeutlichen wie schwerwiegend die Ausgrenzungen der buchwissenschaftlichen Forschung in der Vergangenheit waren. Im zweiten Teil wird der aktuelle Berufsalltag von Verlegerinnen anhand einer quantitativen Befragung aufgezeigt.
Durch die lang praktizierte androzentrische Form der Geschichtsschreibung wurde die Frau als Verlegerin exkludiert. Jedoch gibt es seit der Herausbildung des Verlegerberufes kontinuierlich eine Vielzahl an selbstbewusst agierenden Verlegerinnen.
Das „weibliche Verlegerbild“ wird im ersten Teil der Arbeit als Kontradiktion zur bisherigen Forschung veranschaulicht. Durch die beinahe ausschließliche Hinweisung auf weibliche Leistungen soll ein verstärktes Bewusstsein für die Präsenz von Verlegerinnen evoziert werden.
2016 entspricht die tradierte Norm des männlichen Verlegers nicht mehr der Realität. Trotz anhaltender Konfrontation mit geschlechterspezifischen Problematiken brechen Stereotypen in den Führungsebenen auf. Durch eine quantitative Untersuchung unter allen Verlegerinnen Deutschlands, wird ein Beitrag zur statistisch validen Beurteilung der tatsächlichen Lage geschaffen. Anhand der Forschung wird versucht zu klären, unter welchen Bedingungen Frauen im Jahr 2016 als Verlegerinnen arbeiten. Dies umschließt die Erforschung der Unternehmen, in denen sie tätig sind, die Art und Weise wie sie das Unternehmen gegründet haben, bzw. welchen Karriereweg sie absolviert haben, um in die Geschäftsführung einzutreten, genauso wie soziodemographische Angaben.
INHALT
1 Vorwort
2 Einführung
2.1 Problemstellung
2.2 Forschungsstand
2.3 Zielsetzung
3 Die Verlegerin im aktuellen Fokus
I – HISTORISCHER TEIL
4 Geschichte der Verlegerinnen.
4.1 Absenz als Produkt androzentrischer Geschichtsschreibung
4.2 Erwachen des verlegerischen Bewusstseins
4.2.1 Die erste (Drucker)Verlegerin
4.2.2 Die deutschen Verlegerinnen des 16. und 17. Jahrhunderts
4.2.3 Das 18. Jahrhundert bis zur Gründung des Börsenvereins
4.3 Erwachen eines politischen Bewusstseins
4.3.1 Frauenbewegungen bis zum Ersten Weltkrieg
4.3.2 Die Kriegsjahre – zwischen Förderer und Zerstörer
4.3.3 Nachkriegszeit bis Neue Frauenbewegung
II – ANALYTISCHER TEIL
5 „Herzlich Willkommen zur Umfrage für Verlegerinnen!“
5.1 Forschungsdesign
5.2 Auswertung der Umfrage
5.2.1 Unternehmen im Portrait
5.2.2 Firmengründung
5.2.3 Berufsalltag
5.2.4 Ausbildung und Karriereweg
5.2.5 Work-Life-Balance
5.2.6 Strukturelle Defizite und Mentalitätsmuster
5.3 Ergebnisse im Kontext
6 Ausblick
7 Quellen.
7.1 Sekundärliteratur
7.2 Internetquellen
8 Anhang.
8.1 Verlegerinnen des 16. und 17. Jahrhunderts
8.2 Von Frauen geführte Verlage 2016
8.3 Fragebogen
8.4 Danksagung
8.5 Erklärung
8.6 Anmerkung zur veröffentlichten Version
1 Vorwort
Ein Mann schreibt. Eine Frau schreibt.
Ein Mann liest. Eine Frau liest.
Ein Mann verlegt. Eine Frau verlegt.
Seit Jahrhunderten.
2 Einführung
Im Zentrum dieser Arbeit stehen Verlegerinnen1 sowie Frauen im Topmanagement in Deutschland. Bis Dato sind Forschungsbeiträge über diese Frauen limitiert. Nicht nur in der Buchgeschichtsforschung kam es lange Zeit zu Versäumnissen, sondern auch in der Firmengeschichtsschreibung. Diese Vernachlässigung korreliert mit bzw. resultiert aus einer lang praktizierten androzentrischen Form der Geschichtsschreibung und Quellenarbeit. Immer wieder werden in der Sekundärliteratur lediglich die „großen deutschen Kulturverleger“ genannt. Referenzen und Parallelen werden ausschließlich zu ihnen gesucht. Die Erwähnung der verlegenden Frau beschränkt sich zumeist auf die Funktion der Witwe, Gattin oder Tochter des Verlegers. Verlegerinnen erscheinen durch diese Geschichtsschreibung ein äußerst seltenes Phänomen zu sein. Das ökonomisch erfolgreiche Wirken und Ansehen vieler Frauen ist jedoch schlicht nicht tradiert.
Blickt man über die deutschen Grenzen hinweg, erlangen ausgewählte Verlegerinnen bereits relativ früh Ansehen und Berühmtheit. Virgina Woolf und ihr Mann sind exemplarisch zu nennen. 1917 ersteigerten sie ohne Vorkenntnisse eine Handpresse mit einer sechzehnseitigen Anleitung und stellten sie in ihr privates Wohnzimmer. Dies war der Grundstein für ihren Verlag The Hogarth Press. Sie waren die ersten Verleger_innen, die besondere Papiere für den Umschlag auswählten und somit einen Trend in der Buchproduktion auslösten. Kurioserweise lehnte das Verlegerehepaar Ulysses von James Joyce ab. Jedoch hatte eine andere Verlegerin den Mut, sich auf diese rechtliche und zwischenmenschliche Odyssee einzulassen. In Paris mit Sylvia Beach, die bis dahin nur Buchhändlerin war, kam das Werk in eine gebundene Form und somit erlangte sie länderübergreifende Berühmtheit bis nach Deutschland.2
Begrenzt ist das Wissen über deutsche Verlegerinnen vergangener Zeiten. Aktuellere Daten und Fakten sind es ebenso. Vereinzelt gibt es sozialwissenschaftliche Studien, die den vorhandenen Gender Gap in der Führungsebene, die Firmenkulturen sowie die problematische Vereinbarkeit von Familie und Beruf thematisieren. Jene liefern wichtige Beiträge, jedoch fehlen umfangreiche und valide Untersuchungen, die eine sachliche Debatte über die „Frauenfrage“ ermöglichen würden. Es kursieren Zahlen über eine sehr hohe Anzahl an Frauen, die in der Buchbranche tätig sind. Exakt gegenläufig sind jene Angaben über Frauen in der Führungsebene in Buchverlagen – hier sind sie besonders niedrig. Anhand von validen Zahlen Klarheit über den aktuellen Berufsalltag von Verlegerinnen zu schaffen, ist nach Durchsicht verfügbarer Forschungsbeiträgen nicht realisierbar.
Diese Masterarbeit soll sich keinem anklagenden Tonfall anschließen. Weder die vergangenen Versäumnisse der Geschichtsschreibung mögen hier vorwurfsvoll diskutiert werden noch die strukturellen, geschlechterspezifischen Schwierigkeiten, denen Frauen ausgesetzt sind, sollen im Fokus stehen. Viel eher möchte diese Arbeit betonen, wie wichtig eine genderbewusste Geschichtsschreibung ist. Aktuelle positive Tendenzen der Branche sollen eruiert und akzentuiert werden. Positive Verstärkung wird als zielführender als Anprangerung angesehen.
2.1 Problemstellung
Die großen „Standardwerke“ der Buchhandelsgeschichte setzen im Zeitalter Gutenbergs ein und erläutern die technischen Errungenschaften, das politische und wirtschaftliche Zeitgeschehen sowie die aufkommende Professionalisierung. Die Trennung der Disziplinen Buchdruck, Verlag, Buchbinderei und Sortimentsbuchhandel werden stets thematisiert. Gegebenenfalls werden Drucker(verleger) aus dem 16. und 17. Jahrhundert genannt, die aus Primärquellen wie Briefverkehr, Geschäftsbüchern und Vermerken in den Büchern rekonstruierbar waren. Ab der Herausbildung des Berufsstandes Verleger_in wird von Männern berichtet, die besondere Berühmtheit durch angesehene Autor_innen oder neu erschlossene Geschäftsfelder erlangten. Wie bereits Edda Ziegler in dem Werk Buchfrauen bemerkt, ist die Suche nach Frauen in buchhandelsgeschichtlichen „Standardwerken“ eine von wenig Erfolg gekrönte.3 Durchkämmt man die Register nach Frauen, gelangt man zu 90% zu Autorinnen oder Mäzeninnen. Lediglich die Nennung einer Gattin oder Witwe eines Verlegers stellt bereits einen besonders bemerkenswerten Fund dar. Wenn den Frauen in der Buchbranche ein eigenes Kapitel gewidmet wird, dann geschieht dies im äußerst knappen Ausmaß.
Ein weiterer Teilaspekt der Problematik stellt die Firmengeschichtsschreibung dar. Hier wäre Möglichkeit geboten, Frauen, die den Verleger unterstützt, verlegerische Tätigkeiten übernommen, bzw. bei Ausfall oder Tod jenen ersetzt haben, zu würdigen. Jedoch wurden in jenen Chroniken die Gattinnen, wenn überhaupt, nur namentlich erwähnt.
In Deutschland wurde den Frauen, nach jahrzehntelangen politischen Kämpfen im 19. Jahrhundert, peu à peu höhere Bildungsmöglichkeiten eröffnet. Die Branchenvertretung, Der Börsenverein der Deutschen Buchhändler, führte einen restriktiveren Diskurs als der deutsche Staat. Das Wahlrecht im Verein wurde weiblichen Mitgliedern erst Jahre nach dem staatlichen verliehen und die Möglichkeit zur Gesellenausbildung blieb ihnen vorerst verwehrt.
Im 20. Jahrhundert kam es in den Perioden der Weltkriege zu einem hohen Personalnotstand. Aufgrund der Vielzahl von in den Kriegsdienst einberufenen Männern mussten Frauen geschäftsführende Tätigkeiten ausführen und ergriffen daraufhin Berufe, die ihnen im öffentlichen Diskurs bis dato nicht zustanden. Während der Nachkriegszeit sowie den Neuen Frauenbewegungen in den Siebziger Jahren in Deutschland werden Frauen als Verlegerinnen öffentlich verstärkt wahrgenommen. Aus jener Bewegung entsteht ein neues Segment: der sogenannte „Frauenbuchmarkt“. Dies impliziert eine Vielzahl an Neugründungen von Frauenverlagen, die dementsprechend von Frauen geleitet werden. In der Sekundärliteratur, der Firmengeschichtsschreibung sowie an der Zunahme an Verlegerinnenbiographien spiegelt sich dies wider.
In der neueren Geschichtsschreibung wird versucht verlegende Frauen zu berücksichtigen. Publikationen zu der Thematik nehmen zu. Nichtsdestotrotz bedarf es noch ausgiebiger Quellenforschung, um eine reale Abbildung der Verlegerinnengeschichte zu erlangen.
Versucht man eine reale Abbildung des aktuellen Alltages von Verlegerinnen zu generieren, ist primär die Verlagslandschaft Deutschlands zu analysieren. Gegenwärtig ist eine breite Schwankung bei Angaben zur Verlagsanzahl festzustellen. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels zählt mit 21.März 2016 über 1.670 Mitglieder.4 Das Statistische Bundesamt berechnet 2013 im Verlagswesen 7.650 Unternehmen, wobei lediglich 1.755 den Schwerpunkt auf Bücher haben. Zusätzlich listet es Unternehmen erst ab einem Umsatz von 17.500 Euro auf.5 Das Adressbuch für den deutschen Buchhandel führt in seinem Portal „rund 24.000“ Verlage.6
Ebenso stellt eine Angabe der Geschlechterverhältnisse von den Mitarbeiter_innen wie auch Führungskräften vor Herausforderungen. Mehrere Akteure der Branche sowie Forschungsbeiträge sprechen von 80 bzw. über 80% Frauen in der Buchbranche.7 Diese Zahl ist jedoch nicht mit validen und repräsentativen Studien zu belegen. Aktuelle Statistiken des Buchhandels in Deutschland zeigen eine gewisse Nähe zu der kursierenden Zahl, mit einem Frauenanteil von 75%.8 Berechnungen des Statistischen Bundesamtes präsentieren ein abweichendes Bild der Mitarbeiter_innen im Verlagswesen. Bei 136.700 Angestellten im Verlagswesen wird eine Frauenquote von 52,1%, Tendenz leicht rückläufig, attestiert.9 24.450 Personen sind in Buchverlagen, mit Stand 2015, tätig.10 In der Strukturerhebung von 2013 werden 24.015 tätige Personen erhoben, davon ist der weibliche Anteil nicht bekannt. Jedoch von den Unternehmen, die einen Gesamtumsatz von über 250.000 Euro haben, sind 21.457 Personen abhängig beschäftigt und davon sind 13.848 weiblich. Dies entspricht einer Quote von 64,5%.11
Erhebungen, die sich mit dieser Berufsgruppe beschäftigen, sind rar. Das Branchennetzwerk BücherFrauen e.V. hat 2009 eine Studie in Auftrag gegeben, die von Romy Fröhlich durchgeführt wurde. Hierbei waren 4% der Teilnehmerinnen Verlegerinnen. Diese Zahl ist nicht repräsentativ, da es sich um eine Selbstrekrutierungsstudie handelt, jedoch kursiert sie ebenso. Der Buchreport führt eine jährliche Umfrage unter den 100 größten Verlagsunternehmen durch. Laut dieser sind 32% der Personen, in der A und B Führungsebene, Frauen. In der Topführungsebene konnte ein Anteil, unter anderem durch diverse Maßnahmen in den letzten Jahren, von 18% errungen werden. 2005 waren es noch 6 Prozentpunkte weniger.12 Demnach gibt es de facto eine stetige Erhöhung an weiblichen Neueinstellungen in der Geschäftsführung von großen Verlagshäusern. Da es jedoch keine Angaben für alle Buchverlage gab, wurde eigenständig im März/April 2016 eine Zählung aller Mitglieder des Börsenvereins durchgeführt. Das Ergebnis lautet: 29,6% der Verlage können eine weibliche Verlegerin bzw. mindestens eine Frau im Topmanagement vorweisen.
Diese Zahlen können eine Geschlechterdiskrepanz in der Führungsebene nicht von der Hand weisen. Sie implizieren ebenso eine Verringerung der Quote bei größeren Verlagen. Jedoch erzielen die Buchverlage, unabhängig der Unternehmensgröße, einen Frauenanteil, der über dem deutschen Durchschnitt liegt. Der „Anteil an weiblichen Führungskräften“ liegt deutschlandweit bei 29,1%13 und der „Frauenanteil in Führungspositionen“ beläuft sich, mit Stand Mai 2015, auf 22,4%. Das Schlusslicht Baden-Württemberg liegt nochmals zwei Prozentpunkte darunter.14 Ferner ist der deutsche Durchschnitt bei den größten Unternehmen (rund 13%15 ) deutlich unterhalb der größten Unternehmen der Branche. Betrachtet man den Global Gender Gap Index 2015 des World Economic Forum wäre Deutschland auf Platz 11 von 145 Ländern. Jedoch in Punkto Lohngleichheit rutscht das Land auf Platz 101 und bei hohen Beamt_innen und Manager_innen auf Platz 73.16
Diese Darstellung soll und kann nichts beschönigen, jedoch bei faktisch 29,6% weiblicher Führung in allen Verlagen und 18% in den 100 größten Verlagshäusern Deutschlands, kann man zwar dezidiert von einer Unterrepräsentanz sprechen, jedoch nicht von einer Abwesenheit.
Die inkohärente Datenlage darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es keine aktuelle Studie gibt, die sich ausschließlich und flächendeckend der aktuellen Lage der Verlegerinnen annimmt. Eine aussagekräftige Datenlage ist jedoch unumgänglich, um valide Schlüsse ziehen zu können und eventuell politisches Agieren zu evaluieren. Einige qualitative Befragungen oder Interviews sind bereits zugänglich, jedoch mit jenen Informationen und jenem Umfang lassen sich nur partiell gültige Aussagen, auch in Anbetracht der genderspezifischen Fragestellungen, tätigen. Denn eines scheint gewiss: In der Verlagswelt galt der männliche Kulturverleger lange Zeit als Ideal. Die Branche befindet sich im größten Wandel seit Gutenberg und steht aufgrund Deprofessionalisierungstendenzen sowie Dumpinglöhnen regelmäßig in der Kritik. Die Analyse geschlechterspezifischer Ungleichheiten muss viele Faktoren berücksichtigen und lässt keine einfachen Antworten zu.
2.2 Forschungsstand
Diese Arbeit versteht sich als disziplinübergreifend, jedoch soll sie an buchwissenschaftliche Forschungsbeiträge anknüpfen. An dieser Stelle werden nach chronologischer Form die wichtigsten Werke genannt.17 In der Reihe Archiv für Geschichte des Buchwesens wurden mehrere sehr wichtige Beiträge für die Thematik veröffentlicht. Benzing hat unter dem Titel Die deutschen Verleger des 16. und 17. Jahrhunderts 1977 eine umfassende Sammlung ausschließlich deutscher Verleger, nach alphabetischer Ordnung, in zweiter Auflage verfasst. Diese über 120 Seiten lange Aufzählung enthält teilweise persönliche Angaben, in denen Witwen und Töchter recherchierbar sind, die das Geschäft selbstständig weiterführten. Um bei derselben Reihe zu bleiben, sei Werner Adrian erwähnt, der Verfasser des Artikels Frauen im Buchhandel. Eine Dokumentation zur Geschichte einer fast lautlosen Emanzipation. Er setzt bei den Druckerverlegerfrauen im 15. Jahrhundert an und endet seinen kritischen Diskurs im neuzeitlichen Buchhandel. Adrian leistete mit seinem Artikel einen äußerst fundierten Beitrag, auf den im Laufe der Arbeit mehrmalig zurückgegriffen wird. Sein Fokus liegt jedoch auf dem vertreibenden Buchhandel. Bei Jägers Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert werden in einem Kapitel die Verlegerwitwen und Töchter in Bezug auf die Erbfolge beleuchtet und konkrete Zahlen aus dem Jahr 1911 genannt. Bei Ursula Rautenbergs Werk Buchwissenschaft in Deutschland sind ebenfalls Witwen der Druckerverleger wiederkehrend thematisiert. Die ersten sehr bedeutenden Artikel zu Verlegerinnen und Frauen im Druckbereich wurden von Annemarie Meiner und Otto Bettmann verfasst. Durch die zeitliche Distanz der Entstehung der Texte müssen sie als historisches Zeitdokument betrachtet und kritisch beleuchtet werden. Biographische Arbeiten zu den Verlegerinnen Unger Helene und Vandenhoeck Anna wurden bereits veröffentlicht und sind für diese Arbeit lediglich am Rande von Relevanz, da auf solide erforschte Verlegerinnen nicht näher eingegangen werden soll. Mark Lehmstedt, der über Helene Unger forschte, führt ebenso eine ausführliche Auflistung der Verlegerinnen auf, auf welche zu späterem Zeitpunkt verwiesen wird. Barbara Lösel, die sich eingehend mit Anna Vandenhoeck befasst, hat den Schwerpunkt auf die Verlagsproduktion gelegt. Am Ende der buchwissenschaftlichen Publikationen zu Verlegerinnen soll nochmals Ziegler mit ihrem 2014 erschienen Werk Buchfrauen erwähnt werden . In Überblickskapiteln stellt sie zeitgeschichtliche Ereignisse, kombiniert mit Biographien von Verlegerinnen, Druckerinnen, Verlagsmitarbeiterinnen sowie Buchhändlerinnen dar. Hiermit leistet sie den ersten wichtigen Beitrag zur Geschichtsschreibung von Verlegerinnen und anderen Frauen der Branche. Ziegler bietet einige Anknüpfungspunkte für den historischen Teil dieser Arbeit. Jedoch ist das Ziel meiner Masterarbeit eine durchgängige Verlegerinnengeschichtsschreibung darzulegen und weniger einzelne Persönlichkeiten zu beleuchten.
Aktuelle empirische Studien zu Verlegerinnen sind wenige realisiert worden. Thematisiert sind Frauen in Führungspositionen im Verlagswesen in der von den BücherFrauen e.V. in Auftrag gegebenen Studie MehrWert, die von Fröhlich durchgeführt wurde. Zielgruppe dieser Befragung waren Männer sowie Frauen, die im Verlag, Zwischenbuchhandel oder Sortimentsbuchhandel angestellt oder selbstständig tätig waren. Verlagsvertreter_innen waren ebenso gefragt wie Verleger_innen und Inhaber_innen. Bei dieser Selbstrekrutierungsstudie waren lediglich 4% der Befragten weibliche Führungskräfte. Jedoch wurden äußerst umfangreich Ausbildung, Karriere, Situation am Arbeitsplatz und private Lebensbereiche abgefragt. Erwähnenswert ist auch die von Anette Scholonek durchgeführte Befragung unter jungen Verlagsgründer_innen, wobei hier Verlagsgründung, Kompetenzen und Professionalisierungsgrade im Fokus standen. Zuletzt kann die Wiener Diplomarbeit von Maria Haupt genannt werden. 2006 führte sie in Österreich qualitative Verlegerinnenbefragungen durch und erforschte den Gender Gap in der Führungsebene im Nachbarland.
2.3 Zielsetzung
Die Erforschung der Geschichte und gegenwärtigen Situation von Verlegerinnen eröffnet ein breites Feld. Im Rahmen der genannten Problemstellung werden für diese Arbeit zwei Hypothesen aufgestellt:
- Durch die lang praktizierte androzentrische Form der Geschichtsschreibung wurde die Frau als Verlegerin exkludiert. Jedoch gibt es seit der Herausbildung des Verlegerberufes kontinuierlich eine Vielzahl an selbstbewusst agierenden Verlegerinnen.
- Die tradierte Norm des männlichen Verlegers entspricht nicht mehr der Realität. Trotz anhaltender Konfrontation mit geschlechterspezifischen Problematiken brechen tradierte Stereotypen in der Führungsebene auf.
Demzufolge sollen zuerst, anhand diverser historischer Quellen und Sekundärliteratur, die Verlegerinnen mit Fokus auf ihre geschichtliche Entwicklung und Rolle dargestellt werden. Dies soll im Kontext der zeitlichen Gegebenheiten stehen. In diesem Teil der Arbeit wird das „weibliche Verlegerbild“, als Kontradiktion zur bisherigen Forschung, veranschaulicht. Durch die beinahe ausschließliche Hinweisung auf weibliche Leistungen soll ein verstärktes Bewusstsein für die Präsenz der Verlegerin beim/bei der Lesenden evoziert werden. Der historische Block teilt sich en gros in zwei emanzipatorische Teilbereiche. Bei der ersten Sequenz, mit Beginn bei den ersten (Drucker)Verlegerinnen, ist es von primärem Forschungsinteresse die Frauen „sichtbar“ zu machen und ihnen retrospektiv verlegerisches „Bewusstsein“ einzuhauchen. Das Erwachen der politischen Emanzipation und einer selbstbewussteren Eigenwahrnehmung von (verlegenden) Frauen im 19. Jahrhundert leitet die zweite Sequenz des Theorieteils ein. Die Frauen entwickeln eine neue Wahrnehmung ihrer gesellschaftlichen Rolle und wollen jene nach außen kommunizieren und rechtlich gesichert sehen. In den folgenden Kapiteln wird die Entwicklung während der beiden Weltkriege, der Nachkriegszeit sowie den Frauenbewegungen erläutert und endet in den 1990er Jahren. Im Anschluss befindet sich der zweite, empirische Block der Arbeit. Durch eine quantitative Untersuchung unter allen Verlegerinnen Deutschlands, soll ein Beitrag zur statistisch validen Beurteilung der tatsächlichen Lage geschaffen werden. Anhand der Forschung wird versucht zu klären, unter welchen Bedingungen Frauen im Jahr 2016 als Verlegerinnen arbeiten. Dies umschließt die Erforschung der Unternehmen, in denen sie tätig sind, die Art und Weise wie sie das Unternehmen gegründet haben, bzw. welchen Karriereweg sie absolviert haben, um in die Geschäftsführung einzutreten, genauso wie soziodemographische Angaben. Von Forschungsinteresse ist, welche Faktoren die Wahrscheinlichkeit an die Spitze eines Verlages zu treten erhöhen? Lässt sich das Stigma der Gattin – Witwe – Tochter entkräften? Gibt es branchenspezifische Gründe für den Gender Gap in der Führungsebene? Ist die Vorbildfunktion anderer Frauen und Männer von Bedeutung?
Die Zielgruppe der Masterarbeit sind Entscheidungsträger_innen sowie Mitarbeiter_innen der Verlagsbranche. Zweifelsohne wird sie für Verlegerinnen von größter Bedeutung sein, um sich über aktuelle Trends des Berufsstandes sowie Probleme und Hilfestellungen ihrer Kolleginnen zu informieren. Bei Frauen, die sich an richtungsentscheidenden Punkten ihrer Karriere befinden, können die Ergebnisse bei der Einschätzung der Gegebenheiten unterstützen.
Durch den relativ kleinen Rahmen, den eine Masterarbeit bietet, muss abgegrenzt werden. Diese Arbeit will sich jedoch nicht auf einen bestimmten Zeitabschnitt oder auf aktuelle Daten beschränken. Es erschien besonders wichtig in einer Arbeit einen Gesamtüberblick über die Geschichte der Verlegerinnen zu liefern, um zu verdeutlichen wie schwerwiegend die bisherigen Ausgrenzungen der buchwissenschaftlichen Forschung waren. Bewusst ist mir auch, dass gerade bei der Umfrage, die den zweiten Teil der Arbeit einnimmt, eine Gegenüberstellung der Verleger sehr sinnvoll wäre. Es ist kaum möglich konkrete Vergleiche mit der aktuellen Berufssituation von Männern zu ziehen. Hierbei muss auf Ergebnisse ähnlicher Studien verwiesen werden. Die Ressourcen sind begrenzt und um in Teilbereichen in die Tiefe zu gehen, Daten, Fakten und Aussagen anhand Originalquellen zu überprüfen oder sogar biographisch zu forschen, wären ein größeres Forschungsteam und vor allem mehr Zeit von Nöten.
3 Die Verlegerin im aktuellen Fokus
Die/der Verleger_in ist ein Spezifikum der Branche. Kaum ein anderer Beruf umspannt theoretisch eine so große Bandbreite an individuellen Arbeitsaufgaben. Hodeige sieht ihn als „eine[n] der individuellsten Berufe überhaupt“, der „vielfältige geistige und wirtschaftliche Gestaltungsmöglichkeiten“18 bietet. Aufgrund der Strukturveränderungen der Branche und der divergierenden Unternehmensstrukturen sind Kompetenzen und Aufgabenbereiche nicht einheitlich zu benennen. Lange Zeit war eine aktive Führung der Inhaber_innen die Norm im Verlag. In den letzten drei Jahrzehnten kommt es häufig zur Implementierung von manager_innengeführten Unternehmen, gerade bei Tochtergesellschaften von Konzernen, wo keine Inhaber_innen im Hintergrund fungieren. Die verlegerische Rolle wird abstrakt, da Strategisches und Kaufmännisches den Alltag bestimmen. Kompetenzen und Entscheidungen werden im Managementteam aufgeteilt. Sie führen die Verleger_innentätigkeit im „eigentlichen Sinne“ aus. Bei größeren Entscheidungen ist die Findung von Kompromissen nicht zu umgehen. Budgetäre Entscheidungen müssen gerechtfertigt werden, die den Ausschluss von eventuell ökonomisch nicht erfolgreichen Titeln miteinschließen. Die Einhaltung des Budgetplans ist oberste Prämisse. Inhaberverleger_innen können bei diesem Aspekt vermehrt eigene Vorlieben realisieren und autonom das Risiko der Produktion bewerten.19 Klar ist spätestens seit Fritz J. Raddatz Ausspruch, was ein_e Verleger_in zu leisten hat:
Der wahre Verleger muss Vater und Mutter sein, Amme und Zuchtmeister, Gläubiger und Fordernder, Duellant und Sekundant, Beichtvater und Ministrant, Heiliger und Hurenbold. Er muss das Gehirn eines Philosophen, den Blick eines Radiologen, die Sanftmut einer Krankenschwester haben. Eines darf er auf gar keinen Fall: ein eigenes Leben haben.20
Verfolgt man aufmerksam Branchennews, sind mehrmals jährlich Berichte über neu implementierte Verlegerinnen bzw. Interviews mit diesen verfasst. Das inkludiert nicht nur Neugründungen, sondern ebenso Übernahmen von Frauen in die Geschäftsführung von großen Konzernen sowie Traditionsverlagen.
Befasst man sich exemplarisch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und versucht Artikel zum Thema Verlegerin zu recherchieren, stehen 1.163 Treffer21 zur Auswahl. Die relevanten Personenvorschläge beschränken sich auf Ulla Unseld-Berkéwicz und Friede Springer. Beide waren als Witwen in jahrelange Rechtsstreitigkeiten verwickelt und wurden in der Berichterstattung auf diese Funktion limitiert.22 Führt man diese Suchanfrage bei der FAZ ohne Suffix in durch, werden 12.913 Treffer zur Recherche angeboten. Im Sommer 2005 veröffentlicht die FAZ 13 Verlegerinnenportraits, wo es hieß: „Längst sind es Frauen, die unsere Bücher machen.“23 Ziegler sieht Frauen wie Unseld-Berkéwicz als „Ausnahmefrauen“. Sie „übernehmen, wenn der Patriarch ab- oder zurückritt, die Unternehmensführung selbst – auch gegen massive Widerstände.“24 In zwei Bereichen sieht sie hauptsächlich das Wirken von Verlegerinnen: in dem jüngeren Segment des Kinder- und Jugendbuches sowie in Kleinverlagen.25 Die Neugründung eines eigenen Unternehmens sei oft der einzige Weg, sich den Hierarchien und thematischen Fokussierungen eines Konzerns zu entziehen, konstatiert sie in einem Interview mit Andrea Blome. Diese Freiheit würde bei Fusionierungen mit Konzernen oft verloren gehen.26
Zu Gründungszeiten war der Verlag Antje Kunstmann ebenso ein Kleinverlag. Mittlerweile ist er ein mittelständischer Betrieb und Kunstmann wird als „Vorzeigefrau“ angesehen. Einstweilen sei ihr diese Rolle etwas „lästig“. Sie sieht die Probleme nicht nur bei den Verhältnissen, sondern gerade Frauen, die Familie und Beruf realisieren möchten, stoßen an Grenzen. In der Kritik stehe man als Frau, egal, ob man keine Kinder bekomme, sich um Kinder kümmere oder eben Karriere und Kinder realisieren möchte. „Wofür man sich als Frau auch immer entscheidet, man wird gesellschaftlich am Defizit gemessen.“27 Die Verlegerin von heute benötige Mut – auch zum finanziellen Risiko, wie Liebe zum Beruf.28 Überzeichnend und in knappen Ausschnitten nähert sich Nina George in ihrer Festrede für die Berliner BücherFrauen der Situation der Frauen im Buchgewerbe. Sie sieht die Lektorinnen in der Rolle der Serviererinnen, die „in verständliche[n] Häppchen dem Herrn Verleger Manuskripte zur Entscheidungshilfe“29 präsentieren. Sie liebe ihren Verleger – „[a]ber warum ist er keine Frau?“30 Das Verhältnis zwischen Lektorinnen und Verlegern wurde auch in der Diplomarbeit der in Österreich tätigen Marie-Theres Zirm beschrieben. Sie kritisiert nicht nur die Entscheidungswillkür, sondern dass innerhalb der Verlage die Strukturen so verfahren sind, dass sich Cheflektorinnen kaum gegen den meist männlichen Verleger behaupten können.31 Als „sichtbare Möglichkeit für Frauen in Führungspositionen zu gelangen“ erkennt die Vorsitzende der BücherFrauen Stephanie Hanel bei einem Interview mit dem Buchreport: „zugespitzt gesagt, Witwe oder Tochter des Verlegers zu sein.“32 Der Verweis auf die früher oft praktizierte Praxis der Unternehmensübernahme von Frauen, ist überzeichnend intendiert. Sie konstatiert im Anschluss, dass für Neueinsteigerinnen in die Branche dies keine berufsbezogene Perspektive sei.33
Zum Weltfrauentag dieses Jahres wurde ein Dossier von der Initiative VORSICHT BUCH! über erfolgreiche Frauen der Branche veröffentlicht. Darunter sind einige Verlegerinnen, die Kindererziehung und eine Führungsposition bewältigen. Monika Kolb-Klausch, Geschäftsführerin des Mediacampus Frankfurt und Bildungsdirektorin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, wurde zum Thema interviewt. Sie beobachtet, dass
auch in unserer Branche immer mehr Frauen – vor allem junge Frauen – in führenden, auch Top Positionen, tätig sind. Vor allem auch Frauen mit Kindern. Es ist schön zu sehen, dass sich Rollenverhältnisse wie selbstverständlich weiterentwickelt haben und vielfältige Familienszenarien möglich sind. Männer, die eine Familienzeit nehmen oder sich diese teilen oder Frauen, die alternative Betreuungsmöglichkeiten annehmen.34
Somit bleiben die beruflichen Perspektiven und Herausforderungen von Verlegerinnen in Deutschland, medial und in Forschungsbeiträgen, kontrovers diskutiert.
I – HISTORISCHER TEIL
4 Geschichte der Verlegerinnen
4.1 Absenz als Produkt androzentrischer Geschichtsschreibung
Jedermann weiß, daß [sic!] es Frauen immer in der Geschichte gegeben hat, daß [sic!] der Gedanke an eine frauen-lose Geschichte absurd ist. Dennoch ist es richtig, von der Unsichtbarmachung der Frauen in der herrschenden, männlichen Geschichtssicht zu sprechen.35
Anette Kuhn hat obigen Ausspruch nicht über die Verlagsbranche getätigt. Jedoch scheint er auch in diesem Segment partiell gültig zu sein. Eine objektive Geschichtsschreibung ist die höchste Prämisse, die in der Wissenschaft zu gelten hat. Sie ist jedoch von vielen Faktoren abhängig. Die Auswahl des Untersuchungsgegenstandes, der Person sowie des Ereignisses ist mindestens genauso eminent wie die Selektion der Quellen, Methode und des Forschungsinteresse. All diese Entscheidungen, die zu treffen sind, um vergangene Ereignisse für die Nachwelt zugänglich zu machen, bilden unser heutiges Bild von vergangenen Epochen und deren Persönlichkeiten.36 Ausschnitte vergangener Realitäten werden erst durch Interpretation wahr. „[J]edes Ereignis, egal ob in der Vergangenheit oder in der Gegenwart, [erhält] seine konkrete Bedeutung immer erst im Akt der Rezeption.“37 Diese Sachlage weist auf den hohen Grad der Verantwortung der Geschichtswissenschaft hin. Zu leicht kann sie als bewusstes Instrument manipulativ verwendet werden.
Bereits zu Beginn wurde erwähnt, dass es sich um eine interdisziplinäre Arbeit handelt. Die Thematik tangiert die feministische Geschichts- und Berufsfeldforschung ebenso wie die Verlagsgeschichtsschreibung. Hierzu sei ein kurzer Überblick über Aspekte der feministischen Geschichtswissenschaft gegeben, die für den Kontext von Bedeutung sind. Nach Claudia Opitz hat sich die Geschlechtergeschichte aus der Frauenforschung heraus entwickelt.38 Die Übergänge sind jedoch fließend.39 Kuhn, die den ersten Lehrstuhl der Frauenforschung in Deutschland bekleidete, konstatierte 1985, dass die „Absurdität einer nur-Männer-Geschichtsschreibung“ den Frauen nun bewusst sei. Überdies sei die „ Geschichtslosigkeit der Frauen von Frauen als Produkt männlicher Geschichtsschreibung zu begreifen. “ 40 Die Frauenforschung definiert die Geschichte als „eine Geschichte der Geschlechterbeziehungen“ und befand die Notwendigkeit „das weibliche Geschlecht als historische Kategorie sichtbar“41 zu machen.
Die Geschlechtergeschichte arbeitet mit den dichotomen Begriffen soziales und biologisches Geschlecht, da Geschlecht nicht als „Teil der Naturordnung, sondern als Teil der Gesellschaftsordnung gesehen werden muss“42. Durch die Annahme, dass auch das biologische Geschlecht gesellschaftlich konstruiert ist, wird die dritte Kategorie des kulturellen oder symbolischen Geschlechts deklariert. Man erkennt die „symbolische Ordnung der Kultur“ als Beeinflussung der sozialen Funktionen, die „letztlich wieder auf den Körper projiziert werden“.43
Helga Grubitzsch führte in den 1980er Jahren den Begriff feministische Geschichtswissenschaft ein, da ihr die Frauengeschichte zu sehr auf die rein weibliche Perspektive fokussiert war und der neue Begriff eher auf die Folgewirkung der „androzentrische[n] Geschichtsschreibung“44 weist. Zwei jüngere Werke zur feministischen Geschichtswissenschaft wurden von Opitz45 und Griesebner46 verfasst. Letztere bietet die Definition:
Die feministische Geschichtswissenschaft lässt sich nicht über einen Fragekanon, einen Gegenstandsbereich oder eine einheitliche Methodologie und Theorie bestimmen. Sie ist auch keine Teildisziplin der Geschichtswissenschaft […]. Was aber eine feministische Perspektive ausmacht, kann nicht unabhängig von Zeit und Raum bestimmt werden, sondern ist immer in Relation zu den Macht- und Herrschaftsverhältnissen zu sehen, welche die Gegenwart des Erzählers/ der Erzählerin wie auch der untersuchten Gesellschaft bestimmen.47
Ein weiterer Teilaspekt der Nichtbeleuchtung ist vermutlich, dass nicht nur in der Frauen- und Geschlechterforschung, sondern ebenso in der Berufsbildungsforschung „das Thema Berufsbildung und Geschlecht ein wenig beachteter Gegenstandsbereich“ ist, obwohl die „Segregation der Berufsbildungsbereiche nach Geschlecht ein zentrales Strukturmerkmal“48 des Bildungswesens darstellt. Der aus der Historie entwickelte Geschlechtercode der Berufsentscheidungen zeigt bis heute Wirksamkeit.49
Als Abschluss dieses Kapitels sei kurz die Geschichtsaufarbeitung der Verlagsunternehmen angesprochen. In der Buchforschung wurde dies, im Gegensatz zur Buchhandelsgeschichtsschreibung, nicht priorisiert abgehandelt. Die große Problematik jener Arbeiten ist, dass sie häufig nicht von unabhängigen Forschern verfasst werden, sondern als euphemistische Festschriften und Firmenchroniken zu Feieranlässen.50 Zu diesem Zweck kann eine Firmengeschichte „aufpoliert“ werden. Schulz pointiert bereits 1979 den Aspekt, dass Frauen lediglich während des Krieges oder nach Versterben des Mannes, bis der Sohn den Betrieb übernehmen konnte, Erwähnung fanden.51
4.2 Erwachen des verlegerischen Bewusstseins
In den folgenden Kapiteln soll in knappem Ausmaß auf relevante gesellschaftliche wie buchhandelsgeschichtliche Ereignisse verwiesen werden. Die Persönlichkeiten müssen aufgrund der Rahmenbedingungen schattenhaft bleiben. Lediglich die Nennung von einem Großteil ist in diesem Abschnitt realisierbar. Bis auf den Exkurs zu den Begebenheiten vor unserer Zeitrechnung, beschränkt sich die Darstellung auf die heutigen Grenzen Deutschlands.
4.2.1 Die erste (Drucker)Verlegerin
Die erste Datierung eines Verlegers52 hängt von der Definition desselben ab. Hiller erkennt verlegerische Initiativen, durch Neuausgaben und Bearbeitungen, bereits im 6. Jahrhundert vor Christus. Damals wurden von dem Tyrannen Peisistratos Gedichte von Homer und Hesiod gesammelt und publiziert.53 Schreibstuben, in denen Manuskripte vervielfältigt und anschließend im Buchhandel verkauft wurden, gab es in Athen bereits im 5. Jahrhundert vor Christus.54 Als Schutzgöttin suchten sie sich Pallas Athene aus, die dem Kopf des Vaters Zeus entsprungen war. Belegbar sind Frauen in diesen Institutionen im religiösen Kontext ab der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts nach Christus.55 Namentlich bekannt werden sie sechs Jahrhunderte später. Schwester Marietta und Schwester Rosarietta beispielsweise waren bezahlte Setzerinnen eines Dominikanerklosters in Osterode am Harz, Niedersachsen.56 Rautenberg konstatiert, dass sich ab 1480 die buchgeschichtliche Quellenlage zur Buchproduktion, aufgrund des Erhalts diverser Briefkonversationen und Rechnungsbücher, verbesserte.57 Bis ins späte Mittelalter gab es Schreibstuben mit Tendenz zur Spezialisierung. Mit der Erfindung Gutenbergs wurden die meisten zu Buchdrucker_innen. Ende des 15. und im 16. Jahrhundert konstituierte sich das Verlagswesen. Drucken, Verlegen und Verkaufen wurden in der Personalunion eines Druckerverlegers/ einer Druckerverlegerin ausgeführt. Die Differenzierung und Spezialisierung der üblichen „Mischbetriebe“ schritt im 16. Jahrhundert immer weiter fort. Das Buch dürfte zu jener Zeit noch nicht als besonderes Kulturgut gehandelt worden sein. Eher war es ein „lukrativer“ Geschäftszweig mit „hohen Gewinnspannen“. Bereits in diesem frühen Stadium der Branche waren Unternehmensformen vom Ein-Personen-Betrieb bis hin zum international agierenden Verlagshaus üblich.58
Druckvermerke von Frauen in den von ihnen gedruckten Büchern ermöglichen die Eruierung von Druckerverlegerinnen. Häufig „latinisierten“ die Frauen hierzu ihren Namen oder schlossen an den Familiennamen des verstorbenen Gatten die Silbe „in“.59 Anna Rügerin ist als erste bekannte Druckerverlegerin anzusehen. Genauer gesagt war sie die erste Frau, die sich in einem Kolophon selbst nannte. Sie verlegte einen Sachsenspiegel am 22. Juni und ein Formular am 29. Juli 1484 in Augsburg. Ihr Gatte Thomas Rüger wurde 1482 zuletzt erwähnt.
4.2.2 Die deutschen Verlegerinnen des 16. und 17. Jahrhunderts
Diese Kapitelüberschrift ist eine Anlehnung an den eminenten Forschungsbeitrag von Benzing Die deutschen Verleger des 16. und 17. Jahrhunderts. 60 Der Forscher stellte eine Auflistung aller „reinen“ Verleger bzw. Buchhändler, Drucker, Formschneider, Briefmaler, Kupferstecher und Buchbinder, die Bücher im deutschen Sprachraum verlegt haben, zusammen. Dies war möglich, da sich in Deutschland zu Zeiten der Reformation die Trennung von Buchdruck und Buchhandel größtenteils vollzogen hatte. Das Einhalten des Spezialisierungstrends wurde von Buchdruckergesellschaften urgiert.61 Benzing nannte, wo es möglich war, persönliche Eckdaten, Tätigkeiten und größere Werke der Verleger. Von großem Interesse für diese Arbeit ist, dass neben den Geburts- und Sterbedaten häufig Eheschließungen genannt werden. In einigen Fällen wurden zusätzliche Vermerke zur Ehefrau, Witwe oder Tochter getätigt. Vorweg: Es konnten 71 Frauen eruiert werden, die zumindest ein Werk verlegt bzw. als Haupterbin fungiert haben.62 Dies können sie als Witwe, (Stief-)Mutter, Schwester oder auch Tochter realisiert haben. Drei Frauen wurden sogar als eigenständige Betriebsinhaberinnen aufgelistet.63 Diese Zahl erscheint ungewöhnlich hoch, wenn man die Auflistungen in der Sekundärliteratur hierzu vergleicht.64
Ein kurzer Exkurs zur praktizierten Firmenpolitik im (vertreibenden) Buchhandel und zum zeitgeschichtlichen Kontext sei an dieser Stelle angeführt. Lehmstedt pointiert, dass „Frauen daher fast ausschließlich in drei familiengeschichtlich[en] bestimmten Zusammenhängen [begegnen]: Als Ehefrauen, als Töchter und als Witwen, wobei natürlich der eine Status leicht in den anderen übergehen konnte.“65 Über die Rolle der Ehefrau für die Entwicklungsgeschichte von Firmen ist über Jahrhunderte nicht viel bekannt. Die Mitarbeit und Erledigung von (Hilfs-)Arbeiten wurden ebenso kaum gewürdigt bzw. schriftlich festgehalten. Es ist jedoch unzweifelhaft, dass häufig die Frau eine große finanzielle Hilfestellung durch ein materiell gut situiertes Elternhaus leistete. Diese wurde in Form einer Mitgift realisiert. Die Töchter kamen erst dann als Erbinnen in Frage, wenn kein männlicher Erbe vorhanden war. Es war ihnen gestattet, durch die Eheschließung mit einem Mann, den Betrieb an diesen weiterzugeben: demnach Vererbung in weiblicher Linie. Dies, wie bereits oberhalb angesprochen, war oftmals mit strategischen Überlegungen verbunden, welche Betriebe eine besonders fruchtbare Symbiose ergeben würden.
Meiner, die mit ihrem Aufsatz Die Frau im Druckgewerbe, 66 1933 einen viel rezitierten Artikel verfasste, schreibt hierzu: in der Zeit, in der „Frauen noch keine Persönlichkeit als Drucker sein konnten, in der sie zum allergrößten Teil nichts als Erben waren, ohne Kenntnis des Fachs […], gebunden an Buchdruckerordnungen und Innungen“67, musste nach Ableben des Gatten ein neuer Druckleiter bestellt werden, um Privilegien zu erneuern und den Betrieb fortzusetzen. Nach Einhaltung der Trauerzeit war es eine häufige Praxis, dass zu jenem Zweck ein Gehilfe aus dem Betrieb geehelicht wurde. Meiners Annahme zum Bildungsstand und der Rolle der Frauen, kann jedoch nicht für alle Erbinnen geltend gemacht werden.68
Meiner spielt ebenso auf die seit langem gesellschaftlich und wirtschaftlich angesehene Stellung des Druckerverlegers an. „[R]eiche Frauen“ hätten gern einen Drucker geheiratet.69 Dies soll aber nicht die bewusste Heiratspolitik vieler Männer bagatellisieren, die einen eigenen Betrieb forcierten, jedoch nicht die finanziellen Mittel hatten.70 Ein gut belegtes Beispiel hierzu liefert Rautenberg. Die Brüder des Kölner Familienunternehmens Birckmann beeinflussten durch die Wahl der Ehefrauen den Erfolg des Unternehmens stark. Franz heiratete Agnes Cluyn, Tochter eines gleichnamigen Buchhändlers und Arnold ehelichte Agnes von Gennep, Tochter einer Buchdruckerfamilie. Deren Kinder heirateten wiederum in die Verlegerfamilien Hittorp und Quentel ein.71
Der Regelfall – das geht auch aus dieser Arbeit sehr deutlich hervor – waren weibliche Inhaberinnen, die durch den Tod ihres Ehegatten in diese Position gelangten. Auffallend ist, dass beinahe kein Firmeninhaber unverheiratet verstarb. Es wurde häufiger und sehr zügig neu geheiratet. Bei den Witwen sind andere Fälle überliefert. Teilweise wurde mehrere Jahre gewartet bis zur nächsten Heirat oder nicht mehr geheiratet. Es sind auch Fälle bekannt, wo wiederverheiratete Witwen eine Mitinhaberschaft behielten. Es lässt sich daraus ableiten, dass es Frauen gegeben haben muss, die die Ausübung der geschäftsführenden Rolle selbstbewusst wahrnahmen.72
Ziegler resümiert sehr treffend in Bezug auf die Witwenschaft im Buchgewerbe:
Die Witwenschaft ist denn auch der für Frauen jahrhundertelang beruflich förderlichste und freieste familiäre Status – eine in Zeiten niedriger Lebenserwartung, entsprechend kurzer Dauer von Ehen und mehrfacher Verheiratung häufigste Lebenssituation.73
In den überwiegenden Fällen wurden sie verlegerisch tätig, wenn es keine männlichen Nachkommen gab oder jene zu jung waren. Häufig waren sie „lediglich“ interimistisch tätig. Die Ausübung des Berufes war, belegt durch Korrespondenzen und Rechtsstreitigkeiten, erschwert durch restriktive staatliche Instanzen und Kollegen. Aversionen gegen Frauen und deren Konkurrenzbetriebe lagen vor. Töchter waren vom Zivilrecht insofern begünstigt, als sie einen Betrieb nicht nur weitervererben, sondern im Extremfall sogar Inhaberinnen sein konnten.74 Eine Verlagsgründung durch eine Frau blieb bis weit nach 1800 ein äußerst seltenes Phänomen.75
1518 ist die Witwe Elisabeth76 lediglich mit ihrem Vornamen in zwei Verlagswerken in Köln zu lokalisieren. Nachforschungen Meiners belegen, dass sie die Witwe des Verlegers Werden war. 1530 wurde Kunigund Herrgottin aus Nürnberg erwähnt, da sie nach der Hinrichtung ihres Gatten einen Rechtsstreit mit dem städtischen Rat austrug.77 Die bewegte Geschichte der Offizin Gülfferich in Frankfurt wurde auch durch weibliche Hände geprägt. Margarethe Han, Witwe eines Buchbinders, wurde 1540 von Güllferich geehelicht. Es wurden fast ausschließlich verlagseigene volkssprachige Werke gedruckt. Nach dem Versterben Güllferichs übernahm die Witwe das Geschäft. Im Folgejahr des Todes des Verlegers heiratete Margarethe den Drucker Jost Gran. Letztendlich übernahm jedoch Margarethes Sohn aus erster Ehe, Weigand Han, die Offizin. Die Druckerei verkauften er und seine Mutter 1561 an Georg Rab, mit dem sie eine Verlagsgemeinschaft gründeten. Nach dem Tod Weigand Hans übernahm dessen Witwe 1570 mit dem Stiefsohn den Betrieb.78 Als Hofdrucker von Kurfürst Joachim II. von Brandenburg wurde Hans Witt 1540 nach Berlin bestellt. Dessen Witwe führte die Offizin sechs Jahre nach dem Ableben des Gatten weiter. In Dresden wurde Wolfgang Stöckl an den Hof berufen, wo er von 1526 bis 1540 druckte. Seine Witwe führte die Tätigkeiten noch zwei Jahre länger aus.79
Wie bereits zu Beginn des Kapitels erwähnt, gab in der Verlegersammlung Benzings drei Frauen, die als selbstständige Verlegerinnen unter ihrem Namen angeführt werden. Der Chronologie dieses Abschnittes entsprechend, findet Marie Schurtz aus Trier zuerst Erwähnung. Vermutlich verlegte sie nur ein Werk, und zwar im Jahr 1547. Im gleichen Jahr verstarb sie auch.80 Anna Harnisch war die Tochter des Frankfurter Schriftgießers Jakob Sabon. Sie ehelichte 1591 den Drucker Harnisch. Die verlegerische Tätigkeit dürfte sie jedoch allein durchgeführt haben, da kein anderer Hinweis besteht. 1597, als wieder alleinstehende Frau, verlegte sie Bücher zu ihrer Stadt Frankfurt/Main.81 Obwohl zeitlich nicht chronologisch, sei an dieser Stelle noch die dritte selbstständige Frau bei Benzing erwähnt. Die anzunehmende Witwe des Briefmalers Johann St. Zu Augsburg, Steger Barbara, soll um 1650 eine Flugschrift verlegt haben.82
1575-1592 konzentrierte sich Catharina Gerlachin in Nürnberg auf die billige Produktion von Volksbüchern.83 Etwas mehr Wissen ist über Kunigunde Endter überliefert. In Nürnberg wurde sie 1588 als Tochter eines Kaplans geboren. Mit ihrem Gatten, Georg Endter, übersiedelte sie 1623 nach Fürth und erhielt einen Schutzbrief des Kaisers. Aufgrund einer Inhaftierung, vermutlich wegen katholischer Drucke, richteten sie in Nürnberg eine weitere Druckerei ein. 1628 verstarb Georg Endter. Kunigunde ließ sich nicht beirren und druckte weiter katholische Werke in Fürth und verstieß gegen Nürnberger Buchdruckgesetze. Trotz Widerstands erhielt sie 1630 eine Konzession für Nürnberg. Wiederum verlegte sie katholische Inhalte, und so wurden ihr Sohn, der Setzer und sie zu Haftstrafen in unterschiedlichen Türmen verurteilt. Dem entging sie durch Abwesenheit. 1635 wurde sie wieder in einem Buchdruckerverzeichnis angeführt. Ungeachtet anhaltender Mahnungen und Inhaftierungen wurde sie sogar nach der Übergabe der Geschäfte 1642 an ihren Sohn angehalten, zumindest nicht mehr Nürnberg in ihren Büchern anzugeben. 1676 verstarb sie in hohem Alter.84
Die Vorgeschichte einer der größten Buchhandels- und Verlagsunternehmen, Friesems in Köln, sei hier erwähnt. Friesems Betrieb entsprang aus dem Betrieb von Theodor Baum, der auch von dessen Witwe interimistisch geführt wurde, bis er an Konrad Bütgen überging. Nach dessen Tod 1628 übernahm die Witwe die Geschäfte bis zur Übernahme Friesems im Jahr 1638. Er scheint sie jedoch in diesen zehn Jahren unterstützt zu haben. Demnach spielten in diesem erfolgreichen Betrieb zwei geschäftsführende Frauen eine Rolle.85
Der Nürnberger und zuletzt Frankfurter Verleger Levinus Hulsius (verstorben 1606) überließ seiner Ehefrau Maria, geborene Ruting, das Unternehmen. 1610 ist ihre Übersiedelung nach Oppensheim bekannt, wo sie sich bis 1619 durch eine hohe Produktivität auszeichnete. In diesem Zeitraum können Maria Hulsius 47 Verlagswerke zugeordnet werden.86
1564 erwarb Adam Berg d. Ä. den Betrieb des Münchner Amtsdruckers Schobser. Von 1610 bis 1629 wurde das Geschäft von seiner Witwe Anna weitergeführt.87
Auch der Leipziger Familienbetrieb Grosse, der stets in männlicher Linie weitergeführt wurde, weist weibliche Führungselemente auf. Gottfried Grosse ehelichte 1618 Margarete Meyer. 549 Verlagswerke und große Geschäftstüchtigkeit können ihm nachgewiesen werden. Die Witwe führte den Betrieb vier Jahre lang, bis 1661, alleine weiter. Ab da übernahm der Sohn Johann II, der 1666 Maria Felizitas Hermann ehelichte, welche zwischen 1691 und 1699 den Betrieb allein führte. Die Witwe von Henning Grosse II – die Verwandtschaft mit dem vorhergehenden Gottfried ist unklar – führte die Geschäfte bis zur Übernahme des Sohnes Henning III 1633. Nach dem Versterben Henning III an der Pest 1637 führte die Mutter den Buchhandel weiter.88 Deren Sohn verstarb sehr früh und so musste die Schwester Rosina Maria als Erbin eintreten und heiratete sechs Jahre nach Ableben des Bruders den Druckerverleger Lanckisch. Dezidiert über ihre Produktionen ist nichts vermerkt.89
[...]
1 In dieser Arbeit werden unter dem Begriff Verlegerin Inhaberinnen gleich mit Geschäftsführerinnen subsumiert. An thematisch erforderlichen Stellen wird auf Inhaberinnen oder Geschäftsführerinnen verwiesen. Diese Arbeit versteht unter der Berufsbezeichnung Verlegerin eine Person, die die operativen Tätigkeiten leitet und die Hauptverantwortung, zumindest für Teilbereiche des Unternehmens, hält.
2 Vgl. Bollmann 2013, S.273-295 und S.308-319.
3 Vgl. Ziegler 2014, S.11f.
4 Vgl. Börsenverein des Deutschen Buchhandels 2016 [online].
5 Vgl. Statistisches Bundesamt 2015c [online], S.17.
6 Vgl. Das Adressbuch für den deutschen Buchhandel 2016 [online].
7 Hier soll aus diversen Gründen kein Verweis auf Einzelpersonen und Werke, die jene Zahlen verwenden, genannt werden. Eher soll auf die anzunehmende Ursprungsquelle der zu hohen Zahleninterpretation verwiesen werden. 2007 wurde im Auftrag des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V. eine Studie von Braun und Hillebrecht durchgeführt, die dem Buchhandel einen Frauenanteil von 83% attestieren. Zu beachten ist, dass 85 Fragebögen aus dem Buchhandel und 135 von Buchverlagen retourniert haben, das einer Rücklaufquote von 7% entspricht. Vgl. Braun und Hillebrecht 2007 [online], S.24f.
8 Vgl. Statistisches Bundesamt 2015a [online].
9 Verlagswesen meint hier das Verlegen von Büchern und Zeitschriften sowie das Verlegen von Software. Vgl. Bohnhoff und Staffa [online], S.22.
10 FSU Jena 2015 [online] und Börsenverein des Deutschen Buchhandels 2015, S.122.
11 Statistisches Bundesamt 2015c [online], S.17.
12 Buchreport (o. V.) 2016c, S.6f.
13 Eurostat 2016 [online].
14 Bürgel 30.6.2016b [online].
15 Bürgel 30.6.2016a [online].
16 World Economic Forum 2015 [online].
17 Alle genannten Werke sind im Literaturverzeichnis zu finden.
18 Heinold 2001, S.250.
19 Vgl. Lucius 2006, S.83-85 und Heinold 2001, S.250f.
20 Fritz J. Raddatz. In: Galli 1998, Klappentext.
21 Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung 2016a [online].
22 Unseld-Witwe leitet Suhrkamp-Verlag. Erschienen 2003. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 2016b [online] und Die Witwe siegt. Erschienen 2008. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 2016c [online].
23 Blome 2005, S.34.
24 Ziegler 2014, S.163.
25 Vgl. Ziegler 2014, S.163.
26 Vgl. Blome 2005, S.34.
27 Hintermeier 2016.
28 Vgl. Hintermeier 2016.
29 George 2015 [online].
30 George 2015 [online].
31 Vgl. Zirm 2008, S.7.
32 Buchreport (o. V.) 2016b [online].
33 Vgl. Buchreport (o. V.) 2016b [online].
34 Vorsicht Buch! 2016 [online], S.1.
35 Kuhn 1985 1985, S.86.
36 Vgl. Griesebner 2012, S.9.
37 Griesebner 2012, S.11.
38 Vgl. Opitz 2010, S.7.
39 Vgl. Becker-Schmidt und Knapp 2007, S.39.
40 Kuhn 1985 1985, S.86.
41 Kuhn 1985 1985, S.89f.
42 Buchmann 2002, S.198.
43 Buchmann 2002, S.198.
44 Grubitzsch 1985, S.157.
45 Opitz 2010
46 Griesebner 2012
47 Griesebner 2012, S.18f.
48 Mayer 2009, S.2.
49 Vgl. Mayer 2009, S.2.
50 Füssel und Norrick-Rühl 2014, S.11 und 58f.
51 Schulz 1979, S.B43.
52 Hier wird bewusst nur die männliche Form verwendet. Vermutlich ist in dem besprochenen Zeitabschnitt die Berufsausübung der Frauen nicht mehr rekonstruierbar.
53 Vgl. Hiller 1966, S.20f.
54 Vgl. Heinold 2001, S.23.
55 Vgl. Bettmann 1931, S.65.
56 Vgl. Meiner 1933a, S.336.
57 Vgl. Rautenberg 2010, S.214.
58 Vgl. Heinold 2001, S.23. u. Rautenberg 2010, 221f.
59 Vgl. Meiner 1956, S.196.
60 Benzing 1977
61 Vgl. Goldfriedrich 1908, S.92f.
62 Die gesammelte Liste der Verlegerinnen bis ins 17. Jahrhundert, ist im Anhang nach alphabetischer Anordnung zu finden.
63 Vgl. Benzing 1977, S.1077-1322. Die anderen Frauen werden unter der Firma eines Mannes aufgelistet.
64 Auf die entsprechende Sekundärliteratur wird im Laufe dieses Kapitels verwiesen.
65 Lehmstedt 1996, S.89.
66 Meiner 1933a.
67 Meiner 1933a, S.336.
68 Diese Annahme wird durch die Darstellung der Verlegerinnen in dieser Arbeit in dem Zeitraum, auf den sich Meiner bezieht, gestützt.
69 Vgl. Meiner 1933a, S.336.
70 Vgl. Bettmann 1931, S.68.
71 Vgl. Rautenberg 2010, S.222.
72 Vgl. Lehmstedt 1996, S.89f.
73 Ziegler 2014, S.19.
74 Vgl. Ziegler 2014, S.19f.
75 Vgl. Lehmstedt 1996, S.90.
76 Auch Helisabeth vidua genannt, siehe Ziegler 2014, S.20.
77 Vgl. Meiner 1933a, S.337-339.
78 Vgl. Rautenberg 2010, S.228f.
79 Vgl. Röcke 2004, S.373.
80 Vgl. Benzing 1977, S.1265.
81 Vgl. Benzing 1977, S.1158.
82 Vgl. Benzing 1977, S.1273.
83 Vgl. Meiner 1933a, S.339.
84 Vgl. Norrick und Schneider 2012; S.20-22.
85 Vgl. Rautenberg 2010, S.234.
86 Vgl. Benzing 1967, S.591-596.
87 Vgl. Röcke 2004, S.373f.
88 Hier muss angenommen werden, dass sie nicht verlegerisch tätig war.
89 Vgl. Benzing 1977, S.1149-1151.
- Citar trabajo
- Angelika Höritzauer (Autor), 2016, Der Verleger ist eine Frau, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/465394
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