Im Altertum wurde der Begriff Katechismus für die Unterweisung der Katechumenen vor ihrem Eintritt in die Kirche verwendet. Im Mittelalter bezeichnete er die religiöse Unterweisung im Allgemeinen. Seit dem 16. Jahrhundert bedeutet der Begriff Katechismus ein Buch zur religiösen Unterweisung im familiären und kirchlichen Bereich.
Später wurde es dann als ein Lernbuch für den Schüler gebraucht in der Form einer „kurzen Zusammenfassung der christlichen Heilslehre. Zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Biblischen Geschichten neben dem systematischen Religionsunterricht als eigenständiges Unterrichtsfach eingeführt. Der Katechismus war das Lehrbuch des systematischen Religionsunterrichts.
In meiner Arbeit werde ich mich zunächst mit der Entstehungsgeschichte der Katechismen befassen und dabei verschiedene Katechismuskonzeptionen zur Betrachtung ziehen. In diesem Sinne werde ich mich auf das Reformationszeitalter, das Aufklärungszeitalter und die Anfänge der katechetischen Bewegung konzentrieren. Diesbezüglich werde ich auf wichtige Autoren hinweisen und die Verwendung des Katechismus in der Schule betrachten.
Darauf aufbauend werde ich auf die Biblischen Geschichten eingehen und die jeweils gebräuchlichen Schulbücher vergleichen, wie sie früher und heute im Religionsunterricht herangezogen wurden.
Einen größeren Teil meiner Arbeit nimmt der Vergleich zwischen vier Katechismen ein, die in dem Zeitraum von 1947 bis 1980 für den Schulgebrauch veröffentlicht wurden. Diese Gegenüberstellung hat den Zweck, an ihr die Veränderung bezüglich des Aufbaus und der Aufmachung des Katechismus im Laufe der Jahre zu erörtern. Zudem dient sie der Analyse, inwieweit eine kindgemäße Glaubensvermittlung gewährleistet ist.
Ziel meiner Vergleichsarbeit ist es, darzulegen, ob sich die Didaktik der Katechismen gewandelt hat und somit auch die Kirche in dieser Hinsicht mit der Zeit geht.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Die geschichtliche Entwicklung des Katechismus
1.1 Zur Entstehung
1.2 Reformationszeitalter
1.3 Aufklärungszeitalter – Romantik
1.4 Katechetische Reaktion unter dem Einfluss der Schultheologie
1.5 Die dreißiger Jahre
2. Der Schulunterricht verändert sich
2.1 Biblische Geschichten
2.2 Religionsbücher früher und heute – Ein kleiner Einblick
3. Vergleich von vier exemplarischen Katechismen
3.1 Katholischer Katechismus von 1947
3.2 Katholischer Katechismus von 1961
3.3 Katholischer Katechismus von 1979
3.4 Katholischer Katechismus von 1980
3.5 Resümee
3.6 Der Katechismus der katholischen Kirche von 1992
4. Reflexion
Literaturverzeichnis
Einleitung
Im Altertum wurde der Begriff Katechismus für die Unterweisung der Katechumenen vor ihrem Eintritt in die Kirche verwendet[1].
Im Mittelalter bezeichnete er die religiöse Unterweisung im Allgemeinen[2].
Seit dem 16. Jahrhundert bedeutet der Begriff Katechismus ein Buch zur religiösen Unterweisung im familiären und kirchlichen Bereich.
Später wurde es dann als ein Lernbuch für den Schüler gebraucht in der Form einer „kurzen Zusammenfassung der christlichen Heilslehre[3].
Zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Biblischen Geschichten neben dem systematischen Religionsunterricht als eigenständiges Unterrichtsfach eingeführt. Der Katechismus war das Lehrbuch des systematischen Religionsunterrichts[4].
In meiner Arbeit werde ich mich zunächst mit der Entstehungsgeschichte der Katechismen befassen und dabei verschiedene Katechismuskonzeptionen zur Betrachtung ziehen. In diesem Sinne werde ich mich auf das Reformationszeitalter, das Aufklärungszeitalter und die Anfänge der katechetischen Bewegung konzentrieren.
Diesbezüglich werde ich auf wichtige Autoren hinweisen und die Verwendung des Katechismus in der Schule betrachten.
Darauf aufbauend werde ich auf die Biblischen Geschichten eingehen und die jeweils gebräuchlichen Schulbücher vergleichen, wie sie früher und heute im Religionsunterricht herangezogen wurden.
Einen größeren Teil meiner Arbeit nimmt der Vergleich zwischen vier Katechismen ein, die in dem Zeitraum von 1947 bis 1980 für den Schulgebrauch veröffentlicht wurden. Diese Gegenüberstellung hat den Zweck, an ihr die Veränderung bezüglich des Aufbaus und der Aufmachung des Katechismus im Laufe der Jahre zu erörtern. Zudem dient sie der Analyse, inwieweit eine kindgemäße Glaubensvermittlung gewährleistet ist.
Ziel meiner Vergleichsarbeit ist es, darzulegen, ob sich die Didaktik der Katechismen gewandelt hat und somit auch die Kirche in dieser Hinsicht mit der Zeit geht.
1. Die geschichtliche Entwicklung des Katechismus
1.1 Zur Entstehung
Gegen Ende des Mittelalters entwickelte sich der Katechismus zum Lehrbuch für Schüler. Der Grund dafür lag in der vermehrten Anwendung katechetischer Grundformeln bei der Beichte. Diese Grundformeln setzten sich zunächst lediglich aus dem Glaubensbekenntnis und dem Vaterunser als Taufstücke zusammen. Durch den Einfluss des Augustinus von Hippo trat dann auch der Dekalog hinzu. Die Sakramente und das Ave-Maria folgten im 13.Jh und auch die mittelalterlichen Tugend- und Sündenkataloge fielen letztendlich unter die Grundformeln.
Nach der Entdeckung des Buchdrucks wurden die katechetischen Grundformeln oftmals auf sog. K.tafeln zur besseren Übersicht übertragen.
Auch das spät-mittelalterliche Erbauungsbuch kann ebenso als Vorläufer des Katechismus angesehen werden. Es enthielt bereits diverse katholische Druckschriften aus vorlutheranischer Zeit, die in gewisser Hinsicht als Lern-Katechismus betrachtet werden können (z.B. Liber Jesu Christi pro simplicibus [Ly 1505]).
Dennoch gilt Luther als derjenige, der den ersten vollentwickelten Lern-Katechismus geschaffen hat[5].
1.2 Reformationszeitalter
Petrus Canasius war der erste unter den Katholiken, der mit seinen katholischen Katechismen, wie der Summa doctrinae Christianea oder dem Catechismus minimus der „formal- katechetisch hervorragenden Leistung Luthers“[6] das Wasser reichen konnte. Zuvor hatten sich unter anderen Erasmus, Dietenberger und Witzel im Erschaffen von Katechismen versucht, konnten sich aber kaum mit den Katechismen von Luther messen. Die Katechismen des Canisius sind dagegen wie der Kleine Katechismus von Luther in einer warmen und anschaulichen Sprache geschrieben. Ebenso positiv hervorzuheben sind die klare Gliederung und die gute Lernbarkeit.
Die Stoffauswahl erfolgte in einem konservativen Sinn und ist sehr vom mittelalterlichen Lehrgut geprägt. Die Stoffgliederung ist sowohl bei Luther als auch bei vielen anderen Katechismen dieses Zeitalters von Meinungsverschiedenheiten durchfahren. Luthers Anliegen war es, den katholischen Glauben systematisch darzustellen[7] und die katholische Christenlehre in ihrer Reinheit und Vollständigkeit zu präsentieren[8].
Sein „Großer Katechismus“ weist konsequent vom Anfang bis zum Schluss ein Frage- Antwort- Schema auf. Die 213 Fragen sind in knappen Sätzen formuliert, die memoriert und nicht reflektiert werden sollen[9].
Besonders in Deutschland fanden die Katechismen von Canisius bis in das 18. Jahrhundert hinein großen Anklang. Bedauernswerter Weise wurden auch viele minderwertige Überarbeitungen, die nach freiem Muster gestaltet wurden, verbreitet.
Diese beinhalteten oftmals Inhalte aus den dickleibigen Handbüchern aus dieser Zeit und beschäftigten sich zu intensiv mit den Kontroversfragen.
Es gab allerdings auch lobenswerte Überarbeitungen der Katechismen von Canisius, beispielsweise die von P. Spieß (1659) oder die Erfurter Bearbeitung (1714).
Zur Zeit des katechetischen Formalismus des 17. Jahrhunderts in Deutschland wurde dem Katechismus des Tridentinums hinsichtlich seiner wichtigen Anregungen zur Stoffgliederung und Stoffdurchdringung zu geringe Bedeutung beigemessen.
Auch die Erkenntnisse aus den Französischen Katechismen fanden in die Werke der Deutschen kaum Eingang. Damit distanzierten sie sich von einer Einteilung des Lernstoffes in gleichmäßige Lektionen, der Mehrstufigkeit des Katechismus, das heißt für Anfänger und für Fortgeschrittene. Der historische Katechismus ist in zusammenhängenden Lehrstücken aufgebaut, mit Fragen zum Abschluss der einzelnen Lektionen, „die den dogmatischen Lehrgehalt der historischen Erzählung erarbeiten und formulieren helfen“ sollen. Man ging von der Heilsgeschichte aus[10].
1.3 Aufklärungszeitalter – Romantik
Durch den Schritt hin zur obligaten Schulkatechese ergab sich die Möglichkeit, die gesamte Jugend auf Grund des Schulzwanges planmäßig religiös zu bilden.
Außerdem konnte der Religionsunterricht erweitert und vertieft werden, wodurch die Schüler den katechetischen Lernstoff in größerem Maße vermittelt bekamen.
Der Staat kümmerte sich um eine einheitliche Organisation des Religionsunterrichtes und um einen Einheits- Katechismus, der nun als Schulbuch galt.
Um dem Gebrauch in der Schule gerecht zu werden, wurden vom Katechismus Mehrstufigkeit und Berücksichtigung der unterschiedlichen Altersstufen der Schüler abverlangt.
Die Pädagogik der Aufklärung gab dem Religionsunterricht wichtige Richtlinien vor. Beispielsweise wollte sie weg vom sturen Auswendiglernen und von der Vielzahl an apologetischen Fragen. Weiterhin forderte sie, dass das Schulbuch Bezug nehmen müsse auf die psychologische Eigenart des Kindes und setzte sich für eine bessere Einteilung des katechetischen Lehrinhaltes ein[11].
Für die neuen schlesischen Volksschulen wurden die ersten richtigen Schulkatechismen für die erste (Sagan 1765), die zweite und dritte Klasse herausgegeben, wobei die beiden letztgenannten von B. Strauch geschrieben wurden.
Seit Canisius gelten seine beiden Werke als die bedeutendsten deutschen Katechismen, da sie auf die Bedürfnisse ihrer Zeit eingingen. Sie lassen eine religiöse Wärme spüren[12].
Hinsichtlich der vielen anderen Katechismen, die aus der Aufklärungszeit stammen, wie die Saganer Katechismen oder die von J. F. Batz, ist anzumerken, dass sie kirchlicher waren als die Ketecheten und Katechetiker.
Ab dem 19. Jahrhundert kann man eine Rückbesinnung auf die Dogmen, eine enge Anlehnung an die Biblische Geschichte und die Betonung des religiösen Gemüts, bezogen auf den Rationalismus der Aufklärung[13] bemerken.
Trotz dieser Einstellung verzeichnete keiner dieser Katechismen größeren Erfolg. Die Katechismen von J. B. von Hirschers um 1842 fanden kaum Anklang, da sie für Kinder zu schwierig geschrieben waren. Hirscher wollte durch seine Katechismen den einsetzenden Abfall des Christentums in dieser Zeit bei den Kindern vermeiden und wollte ihnen den innersten Sinn der christlichen Religion begreifbar machen.
Die Katechismen waren theologisch betrachtet allerdings nicht fehlerfrei und für Kinder zu schwer verständlich.
1.4 Katechetische Reaktion unter dem Einfluss der
Schultheologie
Im Zuge der Neuscholastik wuchs der katechetische Lernstoff immer mehr an wobei sehr auf theologische Vollständigkeit geachtet wurde[14]. Aus einer schulorganisatorischen Notwendigkeit wurde von Deharbe ein Einheitskatechismus verfasst, der „Katholische Katechismus oder Lehrbegriff“ (um 1847).
Dieser Katechismus war eine vervollständigte Bearbeitung des Katechismus von Canisius. Er fand nicht nur Aufnahme bei den deutschen Diözesen, sondern auch in anderen Ländern wie England und Amerika diente er für weitere Bearbeitungen.
Der Katechismus fand aber nicht bei allen Anklang, denn selbst den Katecheten war wohl bewusst, dass er große Mängel aufwies, über die nicht hinweggesehen werden konnte. So war er keineswegs anschaulich, hatte eine zu enorme Stoffmenge inne und das erzieherische Moment fehlte. Zwar war er größten Teils theologisch korrekt, konnte allerdings kaum christliche Tiefe vorweisen. Im Laufe der Zeit wurden daher Änderungen vorgenommen, teilweise von Deharbe auch selbst.
Zu Anfang des 20. Jahrhunderts setzte die Katechetische Bewegung ein, die vor allen Dingen methodische Forderungen stellte. Der Katechismus sollte anschaulicher werden und weniger Lernstoff beinhalten. Außerdem wurde ein biblisch-historisches Religionsbüchlein verlangt, das für die Anfänger gedacht war. Eine Forderung war auch, das erzieherische Moment mehr zu beachten. Sie erfüllte sich in den Katechismen Pius´X (Compendio della dottrina christ. um 1905 und Catech. della dottrina christ. um 1912)[15].
1.5 Die dreißiger Jahre
In Deutschland und Frankreich kam es in den dreißiger Jahren zur kerygmatischen Besinnung, die besonders von J. A. Jungmanns „Die Frohbotschaft und unsere Glaubensverkündigung“ angeführt wurde.
Man war zu der Einsicht gelangt, dass eine völlige Erneuerung des Religionsunterrichts mehr als nur methodischer Verbesserungen bedurfte. Nicht mehr die Memoriertexte sollten ausschlaggebend sein, statt dessen wurde eine „knappe, gehaltvolle Darstellung des Lehrguts“[16] als erforderlich angesehen.
Der eigentliche Sinn der christlichen Heilsbotschaft sollte gezielt, „gewinnend und lebensformend“[17] herauskristallisiert werden. Aus diesen Gründen war es notwendig, neue Lehrbücher zu erstellen. Zwei Katechismen, die diesen Wünschen nachkamen, waren der französische Einheits-Katechismus von Ch. A. Quinet und A. Boyer um 1940 und der „Katholische Katechismus für die Bistümer Deutschlands“ um 1955. Der französische Katechismus setzte den Lehrstückkatechismus durch und der deutsche Katechismus trug durch seine zahlreichen Übersetzungen in andere Sprachen dazu bei, dass dem neuen Katechismustyp Geltung getan wurde.
2. Der Schulunterricht verändert sich
2.1 Biblische Geschichten
Mit der Aufklärung kam es zu einer bedeutenden Änderung bezüglich des Schul- und Bildungswesens, da anstatt der Kirche der Staat schrittweise die Verantwortung
übernahm.
Hinweise für dieses volkserzieherische Interesse findet man unter anderem in dem Preußischen General –Land –Schul –Reglement von 1763, in der Theresianischen Schulordnung für Österreich von 1774 und in der „Kurfürstlichen Schulordnung für die bürgerliche Erziehung der Stadt- und Landschulen in Bayern“ von 1778[18].
Aus dieser Veränderung heraus entwickelte sich der Katechismusunterricht von der Glaubensunterweisung in der Gemeinde durch die Kirche hin zum Schulfach.[19]
Eine Auswirkung der Schulreformen auf den Religionsunterricht vollzog sich durch die Einführung eines eigenständigen „Biblischen Geschichtsunterrichts“ in den katholischen Volksschulen. Dieser neue Unterricht war dem Katechismusunterricht als Teilfach zugeordnet, oft auch untergeordnet. Denn der Katechismusunterricht blieb weiterhin der Mittelpunkt der „Christlichen Religionslehre.
Für das neue Teilfach wurden Schulbibeln entwickelt, deren Titel meist „Biblische Geschichte“ war. Ihr Zweck bestand darin, biblische Geschichten im Zusammenhang zu erzählen[20].
2.2 Religionsbücher früher und heute – Ein kleiner Einblick
Auch im 19. und 20. Jahrhundert bildeten der Katechismus und die Biblischen Geschichten den Leitfaden des Religionsunterrichts. Ein gutes Beispiel dafür ist das bekannte „Gottbüchlein“ von Ernst Veit (München 1933ff.), das die Schulen in Bayern bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges verwendeten[21].
In einem ersten Abschnitt dieses Buches wird „Vom lieben Gott“ erzählt.
Der Abschnitt beginnt mit einem kolorierten Bild von Bruno Goldschmitt, der auch der Illustrator des Büchleins ist. Das Bild stellt Gott dar, den ein Strahlenkranz und ein langer weißer Bart zieren. Um ihn herum sieht man Engel, die ihn lobpreisen. Nach dem Bild folgt ein „Potpourri“ von 59 erbaulichen und weisheitlichen Sprüchen, Versen, Liedern und Gedichten[22].
In dem zweiten Abschnitt, dem Hauptteil des Buches, stehen 85 „Biblische Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament“. Daraufhin folgt ein Abschnitt über „Unsere Kirche“, der das Gotteshaus, den Gottesdienst, die Bibel, das Gesangsbuch, das Kirchenjahr, die Sakramente und sowohl die Amtshandlungen als auch die katechetischen Grundformeln, das Glaubensbekenntnis, die Zehn Gebote und das Vaterunser umfasst. Das „Gottbüchlein“ schließt mit einer Vielzahl an Gebeten.
Diese Form von Religionsbüchern war Gang und Gebe, bis schließlich durch die pädagogische und religionspädagogische Wende gegen Ende der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts eine Änderung stattfand. Die Curriculumreform zog eine neue Art von Materialien für den Religionsunterricht mit sich[23].
Die Bücher, die die Schulgeneration vor 1975 im Unterricht verwendete, wurden durch produktive und kreative Unterrichtsmodelle, Arbeitshilfen und Materialien unterschiedlicher Art verdrängt, bis endlich neue Religionsbücher auf den Markt kamen.
Sie verinnerlichten die gewandelte religions-didaktische Situation und finden sich noch in den heutigen Lehr- und Arbeitsbüchern des Faches Religion wieder[24].
Die Bücher geben eine große Anzahl an Bildern von unterschiedlicher Gestaltung wieder. Beispielsweise finden sich biblische Bilder, Darstellungen aus der Lebenswelt der Kinder, sowie Fotos und Grafiken als auch Symbole wieder. Mit diesen Bildern können sich die Kinder größtenteils identifizieren. Sie sind interessant und schön anzuschauen. Zudem bringen sie den Betrachter zum Nachdenken und geben den Hinweis auf die Texte, Inhalte und Themen.
Die Themenauswahl ist eine andere als die des Gottbüchleins. Ein Werk für den evangelischen Religionsunterricht an bayrischen Grundschulen mit dem Titel „Am Anfang. Religion 1“ (Frankfurt a.M. 1986) beinhaltet Themen wie „Miteinander leben“, „Unsere Kirche“, „Auf Jesus hören“, „Sehen lernen“, „Angst haben“, „Passion“, „Ostern“ und „Abraham“[25].
Im Unterschied zum Gottbüchlein fällt auf, dass sehr auf die Sinne und Gefühle der Kinder eingegangen wird. Aber auch unter den Religionsbüchern unserer Zeit lassen sich Unterschiede erkennen. Es sind andere didaktische Konzepte, die Einfluss haben auf die Gestaltung der Religionsbücher. So differieren sowohl die Themenauswahl als auch die Gestaltung, Art und Auswahl der Bilder des „Religionsbuchs für das erste Schuljahr“ (Zürich, Köln, Düsseldorf 1983) von Hubertus Halbfas, einem katholischen Religionspädagogen, zum evangelischen bayrischen Religionsbuch „Am Anfang“. Es werden Themen bearbeitet wie „Leben und Lernen in der Schule“, „Im Kirchenjahr“, „Licht“, „Herz“, „Tür“, „Augen die nicht sehen“[26].
Vor der pädagogischen und religionspädagogischen Wende ging es um die Wiedergabe und Weitergabe von Glaubensinhalten und Wahrheiten wie in dem Gottbüchlein. Heutzutage dagegen wollen die Religionsbücher die Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen ansprechen. Es sollen Erfahrungen besprochen werden und daran angeknüpft sollen Fragen, Probleme und Meinungen vermittelt werden[27].
Die Erzählungen, Informationen und Dialoge finden somit den notwendigen Bezugnahme zur Alltagswelt der Schüler, um die Lebensqualität und Lebensförderlichkeit der christlichen Botschaft erfahrbar werden zu lassen.
3. Vergleich von vier exemplarischen Katechismen
Im folgenden Verlauf meiner Arbeit werde ich mich auf vier Katechismen aus dem Zeitraum von 1947 bis 1992 beziehen.
Zunächst werde ich bei jedem einzelnen Werk auf den Aufbau und hervorhebenswerte Eigenschaften eingehen und anschließend anhand der Auferstehung Jesu Christi die Art und Weise der Stoffbehandlung untersuchen.
Besonders werde ich auf Frage- Antwort- Schemata achten und die Stoffauswahl darlegen. Wichtig beim Vergleich der fünf Katechismen untereinander ist mir hierbei die Entwicklung der didaktischen Methoden im Laufe der Zeit. Ich werde beim Aufbau der Bücher darstellen, inwieweit auf die Kinder eingegangen wird.
Mögliche Fragestellungen sind: Gibt es Erläuterungen zum Katechismus, zu seiner Handhabung? Ist ein Inhaltsverzeichnis vorhanden? Ist der Katechismus anschaulich genug für die Augen eines Kindes?
Die unterschiedlichen Behandlungen und die Erläuterungsmethoden der einzelnen Themen durch die jeweiligen Katechismen untersuche ich schwerpunktmäßig im Hinblick auf die Auferstehung Jesu. Werden dem Kind Hilfen gegeben, die Informationen besser zu verstehen? Läuft es immer nur auf das Auswendiglernen hinaus? Wie sehen die gestalterischen Mittel aus?
3.1 Katholischer Katechismus von 1947
Der erste Katechismus, den ich hinsichtlich der Fragestellung, inwiefern die Auferstehung Jesu Christi den Kindern näher gebracht wird, darlege, ist der Katholische Katechismus für das Bistum Limburg[28] aus dem Jahre 1947.
Er wurde vom Bischöflichen Ordinariat Limburg an der Lahn herausgegeben. Zu Beginn des Buches ist ein Brief von Ferdinand, Bischof von Limburg, platziert, der mit den Begrüßungsworten „Meine lieben Kinder“ seine Einleitung findet.
In dem ersten Absatz des Briefes erklärt der Bischof den Kindern zunächst, dass Gott ihnen das Leben geschenkt hat und sie daher Gotteskinder seien. Er spricht die Taufe an, durch die sie „göttliches Leben empfangen“ haben. Da sie deshalb „als Kinder Gottes im göttlichen Leben wandeln“ würden, müssten sie Gottes heilige Lehre kennen lernen. Der Bischof fordert die Kinder auf, ein heiliges Leben zu führen.
Dabei würde Gott sie mit seiner Gnade unterstützen, die durch das Gebet und die Sakramente hervorkommt.
Im zweiten Absatz des Briefes kommt der Bischof nun auf den Katechismus zu sprechen. Aus ihm könnten die Kinder die heilige Wahrheit entnehmen, die sie sich einprägen und zum Leitbild ihres Lebens werden lassen müssten.
Daraufhin zitiert er Joh. 10,10 und schließt mit der Bitte: „Nun helft mir durch euer fleißiges Lernen und euer frommes Leben, dass ihr immer das göttliche Leben habt.“
Nach dem Brief des Bischofs wird sofort mit der Katholischen Religionslehre begonnen. Es gibt kein Inhaltsverzeichnis und keine Erklärung zum Aufbau des Buches. Der Grund dafür liegt sicherlich darin, dass von den Schülern gefordert wurde, die Sätze nacheinander auswendig zu lernen. Ein Inhaltsverzeichnis wäre daher unnötig. Der Katechismus besteht aus einem Frage- und Antwort- Schema, aus Textpassagen mit lehrhaftem Charakter und immer wiederkehrenden Zitaten aus Neuem und Altem Testament. Dies ist typisch für diese Zeit, denn die Lehrform der Katechismen entsprach bis in das 20. Jahrhundert einem so genannten Fragestück. Sie baute sich in Frage und Antwort auf. Entsprechend dem Charakter dieses Katechismus´ als Lern- und Memorierbuch für den des Schüler fragt der Lehrer das Kind das Gelernte ab[29].
Beim Durchlesen des Werkes wird deutlich, dass mit verschiedenen Schriftgraden gearbeitet wird und manche Textzeilen fettgedruckt sind. Es ist in dem Katechismus keine Erklärung für die unterschiedliche Verwendung des Schriftgrades oder sonstige Veränderungen der Schrift vorhanden. Man kann allerdings eine Regelmäßigkeit feststellen, wann welche Textzeile wie gedruckt wurde. Die zitierten Glaubensartikel aus dem Credo sind einheitlich normalgedruckt. Ihr Schriftgrad gleicht dem der Überschriften. Diese sind jedoch zusätzlich fettgedrückt. Die Fragen, die der Katechismus stellt, sind kleingedruckt und ab Beginn des Buches durchgehend nummeriert. Die Antworten auf die gestellten Fragen sind in der gleichen Weise gehalten wie die Überschriften. Textstellen, die zusammenfassen, was vom Wort Gottes und der Lehre der Kirche her für den katholischen Christen wichtig zu wissen ist, sind ebenso kleingedruckt wie die Fragestellungen. Schlagworte, die in solchen Erklärungen auftreten, sind ebenso kleingedruckt, werden jedoch hervorgehoben, indem zwischen den einzelnen Buchstaben im Wort eine Leerstelle platziert ist. Zitate aus der Bibel sind sowohl klein- als auch fettgedruckt.
Nach einer kurzen Einleitung, in der gefragt wird, warum wir auf Erden seien und was Gott von uns wolle, folgt das „Erste(s) Hauptstück“. Es beinhaltet das Apostolische Glaubensbekenntnis. Die zwölf Glaubensartikel werden sorgfältig behandelt. In dem zweiten Hauptstück werden die zehn Gebote ausführlich thematisiert. In dem dritten und letzten Hauptstück geht es unter anderem um die Gnadenmittel, die heiligen Sakramente und die vierte katechetische Grundformel, das Vaterunser.
In dem Katechismus sind keine Bilder zu sehen. Gestalterische Mittel werden in Form von großen Überschriften und fettgedruckte Passagen als auch Nummerierungen angewandt. Es wird somit nur mit dem Text an sich gearbeitet, indem er übersichtlich und gegliedert gedruckt ist. Die Aufgabe der Kinder besteht in seinem Auswendiglernen und Verinnerlichen. Ihnen werden allerdings keine Identifikationsmöglichkeiten geboten da in den Texten nicht auf Alltagserfahrungen und die Lebenswelt der Kinder eingegangen wird. Es gibt keine Bilder oder Fotos, mit denen sich die Kinder identifizieren könnten.
In dem Katechismus tritt die Auferstehung Jesu als fünfter Glaubensartikel im Ersten Hauptstück auf. Zunächst wird der besagte Artikel zitiert „Abgestiegen zu der Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten“.[30]
Im Anschluss an den Wortlaut erklärt der Katechismus, dass sich die Seele Jesu von seinem Leibe trennte, als dieser starb, die Gottheit jedoch mit dem Leibe und mit der Seele vereinigt blieb.[31] Nun wird die Frage gestellt, wohin sich die Seele Jesu nach seinem Tod begab. Als Antwort wird gegeben, dass die Seele Jesu nach seinem Tod in die Vorhölle hinabstieg zu den Seelen der verstorbenen Gerechten. Da sich die Frage stellt, warum die Seelen der verstorbenen Gerechten in die Vorhölle hinabsteigen, erklärt der Katechismus, dass der Himmel durch die Sünde verschlossen war und die Seelen der verstorbenen Gerechten aus diesem Grunde nicht in den Himmel eingehen konnten. Erst durch den Erlöser sollte er wieder geöffnet werden. Als nächstes wird die Frage aufgeworfen, welches Wunder Jesus denn am dritten Tage nach seinem Tode vollbracht hätte. Es folgt die Antwort, dass Jesus am dritten Tag nach seinem Tod wieder seine Seele mit dem Leib vereinigt habe und er glorreich von den Toten auferstanden sei. Es wird auch betont, dass uns sowohl seine Freunde als auch seine Feinde bezeugt haben, dass Jesus wahrhaft auferstanden ist. Diese Anmerkung wird im Folgenden weiter ausgeführt. Es heißt nun, dass die Apostel und andere Freunde Jesus nach seiner Auferstehung öfters gesehen, berührt und mit ihm gesprochen und gegessen hätten. Sie predigten seine Auferstehung überall, wohin sie kamen. Gott habe die Predigten durch Wunder bekräftigt. Sie selbst seien für ihr Bekenntnis in den Tod gegangen.
Der Katechismus geht dann auch auf die Feinde Jesu ein. Diese konnten die Auferstehung Jesu nicht leugnen. Um das Volk zu täuschen, hätten sie die Soldaten mit Geld dazu bewogen, folgendes zu verbreiten: „Seine Jünger sind bei der Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, während wir schliefen. Und wenn dieses dem Landpfleger zu Ohren kommen sollte, so werden wir ihn beschwichtigen und euch sicher stellen“. Dieses Zitat stammt aus dem Matthäus Evangelium 28, 13-14. Es wird noch ein Zitat des Heiligen Augustinus beigefügt: „Schlafende Zeugen!“[32]
Anschließend folgt eine kurze Erläuterung, dass die Auferstehung Jesu am heiligen Osterfest gefeiert wird und dieses das höchste Fest des ganzen Kirchenjahres ist. Weiterhin wird erklärt, dass die Osterkerze ein Sinnbild des auferstandenen Heilandes ist. Zuletzt erfolgt eine kurze Zusammenfassung des fünften Glaubensartikels, die mit der Frage „Was lehrt uns die Auferstehung des Heilandes?“ eingeleitet wird. Zur Antwort werden zwei Merksätze gegeben. Die Auferstehung des Heilandes lehrt uns 1. dass Jesus wahrhaft Gott ist und 2. dass auch wir auferstehen werden.
Die Glaubensartikel sechs und sieben sind ebenso Gegenstand meines Betrachtungsfeldes, da ihre inhaltliche Darbietung im Vergleich zu der der Katechismen von 1961 und 1979 interessante Ergebnisse liefert.
Der sechste Glaubensartikel lautet: „Aufgefahren in den Himmel, sitzet zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters“[33]. Zunächst erhält der Leser die Information, dass Jesus nach seiner Auferstehung noch vierzig Tage auf Erden blieb, um dort die Apostel über das Reich Gottes zu unterweisen. Dieser Erkenntnis folgend wird die Frage gestellt, auf welche Weise Jesus die Erde verlassen hat. Als Antwort wird gegeben, dass Jesus aus eigener Kraft in den Himmel aufgefahren ist. Diese Antwort ist sehr knapp gehalten. Sie sagt nur etwas über Jesu Macht aus, es werden allerdings keine Bibelstellen angegeben, die der Schüler über Jesu Himmelfahrt nachlesen könnte. Bei der Besprechung des Katechismus „Botschaft des Glaubens“ von 1979 wird auffallen, dass in den Evangelien unterschiedliche Versionen des Heimgangs Jesu vorkommen. Aber angesichts der Tatsache, dass die Schüler, die mit diesem Katechismus von 1947 arbeiteten, die Texte auswendig lernen mussten, ist diese kurze Antwort angemessen, zumal auch mit der Bibel gearbeitet wurde und somit dieser Aspekt näher beleuchtet werden konnte. Insgesamt kann man bei den Antworten feststellen, dass sie stets Jesus Christus, Gott, seinen Vater und den Heiligen Geist lobpreisen und verherrlichen. Sie beschreiben wesentlich ihr Wirken, ihre Macht und ihr Wesen. Sie enthalten Informationen aus der Heiligen Schrift, die nur selten mit zitierten Bibelstellen belegt werden. Die Kinder finden in diesen Antworten Aussagen, die leicht einzuprägen sind und die ihren Glauben festigen können.
[...]
[1] vgl. Jungmann, J. A, 1961, S. 51
[2] vgl. Hofinger, J, 1961, S. 45
[3] ebd., S. 45
[4] ebd., S. 46
[5] vgl. Hofinger, J., S. 46
[6] ebd.
[7] vgl. Hess, G., Oswald, J., u.a. (Hg.),Regensburg 2003, S. 324
[8] vgl. ebd., S. 331
[9] vgl. ebd., S. 325
[10] vgl. Hofinger, J., S. 47
[11] vgl. Hofinger, J., S. 47
[12] vgl. ebd., S. 48
[13] vgl. ebd., S. 48
[14] vgl. ebd.
[15] vgl. Hofinger, J., S. 48-49
[16] ebd., S. 49
[17] a. o. O.
[18] vgl. Spölgen, Johannes, 2003
[19] vgl. ebd.
[20] vgl. Simon, W, Münster 2001, S. 49
[21] vgl. Lachmann, Rainer, 2002, S. 131
[22] vgl. ebd.
[23] vgl. Lachmann, R., 2002., S. 130
[24] vgl. ebd., S. 131
[25] vgl. ebd., S. 131-132
[26] ebd., S. 132
[27] vgl. ebd., S. 133
[28] Bischöfliches Ordinariat: Katholischer Katechismus für das Bistum Limburg, Frankfurt a.M., 1947
[29] vgl. Hofinger, J, 1961, S. 46
[30] Bischöfliches Ordinariat, 1947, S. 21
[31] vgl. a. o. O.
[32] vgl. ebd., S. 22
[33] a.o.O.
- Arbeit zitieren
- Susanne Kucharski (Autor:in), 2004, Vermittlung und Aneignung des katholischen Glaubens anhand von Katechismen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46348
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