Die Trinitätslehre ist ein zentrales Thema in Hegels Gesamtwerk. In den unterschiedlichsten Schriften nimmt er Bezug auf die Lehre vom dreieinen Gott. Diese Arbeit befaßt sich vor allem mit den relevanten Textpassagen in der Religionsphilosophie und der Enzyklopädie.
Es erscheint vielleicht auf den ersten Blick verwunderlich, warum ausgerechnet der Trinitätsgedanke für Hegel von so großem Interesse ist. Handelt es sich hier nicht um ein Vorstellungsrelikt der christlichen Dogmatik? Es muß hier jedoch von vornherein unterschieden werden zwischen christlicher Lehre und Hegels Begriff der Dreieinigkeit. Zwar versteht sich Hegel grundsätzlich als Philosoph des Christentums (in seiner lutherischen Prägung). Doch muß beachtet werden, daß Hegel nicht als Scholastiker die Lehren des Christentums beweisen, sondern ihren vernünftigen Inhalt in die Sprache der Philosophie übersetzen will.
Ziel dieser Arbeit ist es daher, zu zeigen, welchen philosophischen Gehalt Hegel der Trinitätslehre abgewinnen kann. Ein Vergleich der christlichen Dogmatik mit Hegels Konzeption erscheint mir im Rahmen dieser philosophischen Betrachtung wenig fruchtbar. Einzig der Unterschied von dreipersonaler und triadischer Struktur soll hier behandelt werden.
Die Pointe des Trinitätsgedankens ist es, Gott als Geist zu begreifen: „der Inhalt der christlichen Religion ist, Gott als Geist zu erkennen zu geben“ (10.29 f.). Sofern Gott als Geist verstanden wird, läßt dies nach Hegel auch grundsätzlich die Möglichkeit nach Wissen von Gott zu, da ein geistiger Gott sich vor allem offenbaren oder manifestieren muß: „Es liegt wesentlich im Begriffe der wahrhaften Religion, d.i. derjenigen, deren Inhalt der absolute Geist ist, daß sie geoffenbart und zwar von Gott geoffenbart sei“ (10.372 f.).
Es soll ein Hauptanliegen dieser Untersuchung sein, die ungeheure Fruchtbarkeit des Gedankens, Gott sei Geist, darzustellen. Dabei soll jedoch vermieden werden, eine Hierarchisierung der Weltreligionen zugrundezulegen; es soll bestenfalls die Kernvorstellung einer Religion herausgegriffen werden, um sie auf ihren philosophischen Nutzen zu analysieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Der Begriff des Geistes und seine Stellung im System
- Das Verhältnis von Philosophie und Religion
- Die offenbare Religion
- Das Reich des Vaters
- Das Reich des Sohnes
- Das Reich des Geistes
- Kritik an Hegels Trinitätslehre
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit Hegels Trinitätslehre und analysiert ihre philosophischen Implikationen. Der Fokus liegt auf der Religionsphilosophie und der Enzyklopädie, wobei die Arbeit den Primärtexten Vorrang einräumt. Ziel ist es, den philosophischen Gehalt des Trinitätsgedankens in Hegels System aufzuzeigen und den Unterschied zwischen christlicher Dogmatik und Hegels Begriff der Dreieinigkeit zu beleuchten.
- Hegels Geistbegriff und seine Stellung im System
- Das Verhältnis von Philosophie und Religion in Hegels Werk
- Die offenbare Religion und die triadische Struktur der Trinität
- Die Menschwerdung Gottes und die Rolle der Gemeinde
- Kritik an Hegels Trinitätslehre: Pantheismusvorwurf und trinitätstheologische Einwände
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einführung stellt die Trinitätslehre als zentrales Thema in Hegels Gesamtwerk vor und zeigt die Relevanz der relevanten Textpassagen in der Religionsphilosophie und der Enzyklopädie auf. Sie beleuchtet die Bedeutung des Geistbegriffs für Hegels Trinitätslehre und verdeutlicht, dass Hegel nicht die christliche Dogmatik beweisen, sondern ihren vernünftigen Inhalt in die Sprache der Philosophie übersetzen will.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Verhältnis von Philosophie und Religion in Hegels Werk. Es zeigt auf, dass Hegel die Identität des Gegenstandes von Religion und Philosophie postuliert, jedoch beide Bereiche in Bezug auf ihre Stellung im dialektischen Werdegang des Absoluten unterscheidet. Die Philosophie wird als eine Art der Vollendung des Absoluten verstanden, die den Inhalt der Religion auf höherem Niveau in eine logische Sprache transformiert.
Das dritte Kapitel widmet sich der Offenbaren Religion, die von Hegel als absolute Religion bezeichnet wird. Es erläutert, wie die offenbare Religion als realisierter Begriff der Religion verstanden werden kann und wie Hegel Gott als Geist begreift, der sich im menschlichen Bewusstsein manifestiert. Das Kapitel behandelt die drei Reiche der Trinität: das Reich des Vaters, das Reich des Sohnes und das Reich des Geistes. Es zeigt auf, wie Hegel die triadische Struktur der Trinität versteht und wie die Menschwerdung Gottes als ein notwendiger Schritt in der dialektischen Vermittlung Gottes mit der Welt und dem Menschen dargestellt wird.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Hegels Trinitätslehre, den Geistbegriff, das Verhältnis von Philosophie und Religion, die Offenbare Religion, die triadische Struktur der Trinität, die Menschwerdung Gottes, die Gemeinde, die Kritik an Hegels Trinitätslehre, der Pantheismusvorwurf, die trinitätstheologische Kritik, sowie Hegels Systematik und Dialektik.
- Citar trabajo
- Elmar Korte (Autor), 1998, Hegels Trinitätslehre, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46170
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