Andersens „Die kleine Seejungfrau“ greift einen Mythos auf, der seit mehreren tausend Jahren in Literatur und Kunst vieler verschiedener Kulturen präsent ist. Die Figur der Wasserfrau bietet viele verschiedene Formen: Nixe, Sirene, Meerjungfrau, Undine, Melusine und Loreley. Alle diese Realisierungen spielen auf „die Assoziation von Weiblichkeit und Wasser“ (Wich 15) an. Andersen jedoch prägte vornehmlich das Bild der Meerjungfrau, das wir heute kennen und inspirierte damit viele andere Werke – das wohl berühmteste ist Disneys Arielle. In den meisten anderen Version besitzen „die Fabelwesen, zumeist die weiblichen, eine erotische Anziehungskraft, die den unweigerlichen Untergang des Betörten freiwillig erscheinen lässt.“ (27). Andersens Seejungfrau jedoch wirkt kindlicher und unschuldiger. Dies verweist auf eine andere Sichtweise dieser Wesen.
„Die Meerjungfrauen erscheinen als schutz- und erlösungsbedürftige Fabelwesen, die nur durch die Liebe eines Menschen aus dem Zustand der Seelenlosigkeit befreit werden können.“ (28). Ebendiese Sichtweise beschreibt die Essenz von Andersens Märchen. Die kleine Seejungfrau (die, zusätzlich bemerkt, keinen Namen besitzt und somit eine Beispielhaftigkeit bleibt) ist auf der Suche nach der Erlösung und dem Erlangen einer Seele. In der ersten Fassung von Andersen’s Märchen stirbt die kleine Seejungfrau und wird zu Schaum auf dem Meer, nachdem sie sich weigert, den Prinzen zu töten. Später wurde das Ende insofern umgeändert, dass sie eine zweite Chance auf eine unsterbliche Seele erhält, indem sie sich den Luftgeistern anschließt. Die kleine Seejungfrau verkörpert den tragisch gescheiterten Versuch, zwei Welten zu verbinden, die unvereinbar sind.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2.1. Beschreibungen zweier Welten
2.2. Die Unvereinbarkeit dieser Welten
3. Der Verbindungsversuch der Seejungfrau
3.1. Alles, was sie hat geben können
3.2. Die personifizierte Hybridität
4.1. Vorahnungen ihres Scheiterns
4.2. Scheitern
5. Schluss
6. Bibliographie
- Arbeit zitieren
- Ina Noschitzka (Autor:in), 2018, Gescheiterte Hybridität in Hans Christian Andersens "Die kleine Seejungfrau". Der gescheiterte Versuch der Verbindung zweier Welten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/461680
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