Die folgende Arbeit thematisiert die kognitiven Leistungen des Gehirns und ihre Defizite aus therapeutischer und pädagogischer Perspektive mit Fokus auf dem Gedächtnis. Ziel der Arbeit ist es, insbesondere die Relevanz von Störungen des Gedächtnisses für das therapeutische und pädagogische Handeln herauszufiltern und aus dieser Betrachtungsweise Schülerinnen und Schüler der verschiedenen Therapieberufe für Gedächtnisstörungen und ihre Symptome zu sensibilisieren.
Dazu werden zunächst die vier kognitiven Funktionsbereiche Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Exekutivfunktionen beschrieben, sowie auf deren Dysfunktionen beziehungsweise Störungen eingegangen. Darauf aufbauend wird die Bedeutung von Störungen des Gedächtnisses für die berufliche Tätigkeit von Therapeuten und Therapeutinnen aus therapeutischer und pädagogischer Sicht erörtert.
Zusätzlich wird unter den vorangegangenen Aspekten ein konzeptueller Entwurf einer Unterrichtseinheit erstellt, welche Methoden beinhaltet, die zu bestimmten Lernzielen führen sollen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Funktionsbereiche und typische Storungen
2.1 Funktionen und Storungen der visuellen Wahrnehmung
2.2 Funktionen und Storungen derAufmerksamkeit
2.3 Funktionen und Storungen des Gedachtnisses
2.4 Funktionen und Storungen der exekutiven Leistungsfahigkeit
3 Bedeutung von Storungen des Gedachtnisses fur die berufliche Tatigkeit
4 Konzeptueller Entwurf einer Unterrichtseinheit
5 Fazit
6 Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
Die folgende Arbeit thematisiert die Auseinandersetzung mit kognitiven Leistungen des Gehirns und ihren Defiziten aus therapeutischer und padagogischer Perspektive mit auf das Gedachtnis gelegten Fokus. Die Autorin beschreibt zunachst die vier kognitiven Funktionsbereiche: Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedachtnis und Exekutivfunktionen und deren Dysfunktionen bzw. Storungen, um eine Grundlage fur ihre Arbeit zu legen. Darauf aufbauend wird die Bedeutung von Storungen des Gedachtnisses fur die berufliche Tatigkeit von Therapeuten und Therapeutinnen aus therapeutischer und padagogischer Sicht erortert. Zusatzlich wird unter den vorangegangenen Aspekten ein konzeptueller Entwurf einer Unterrichtseinheit erstellt, welche Methoden und Inhalte die zu bestimmten Lernzielen fuhren sollen, beinhaltet. Infolgedessen ist das Ziel dieser Arbeit besonders die Relevanz von Storungen des Gedachtnisses fur das therapeutische und padagogische Handeln herauszufiltern und aus dieser Betrachtungsweise Schulerinnen und Schuler der verschiedenen Therapieberufe fur Gedachtnisstorungen und ihre Symptome zu sensibilisieren und das angemessene therapeutische (Be-) Handeln zu schulen, da Dysfunktionen im Gedachtnis sich unterschiedlich und moglicherweise fur unerfahrene Therapeuten/-innen mit „ungew6hnlichen“ Verhaltensweisen auftern. Aufterdem ist die Anzahl der an Gedachtnisstorungen Erkrankten in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Abschlieftend wird zu der vorangegangenen Arbeit zusammenfassend Stellung genommen.
2 Funktionsbereiche und typische Storungen
Das menschliche Gehirn ist das am wenigsten erforschte Organ unseres Korpers, es bildet zusammen mit dem Ruckenmark unser zentrales Nervensystem und eine komplexe Einheit. Diese Einheit ist neben der Regulation von lebenswichtigen Funktionen wie der Atmung und der Verdauung auch fur unser emotionales Empfinden, Denken, Bewegen und Handeln zustandig. Umso mehr schranken Storungen Oder Dysfunktionen die das Gehirn und seine Funktionen, besonders seine kognitiven Funktionen, wie das visuelle Wahrnehmen, die Aufmerksamkeit, das Gedachtnis und Exekutivfunktionen, betreffen, das alltagliche Leben eines Individuums ein. Diese Facetten konnen durch unterschiedliche Umweltfaktoren, genetische Dispositionen, das Alter und Pathologien beeinflusst werden.
Um die Storungen der visuellen Wahrnehmung besser zu verstehen, wird zunachst ein Uberblick uber den Aufbau des visuellen Systems und die Lokalisation seiner Funktionen geschaffen.
2.1 Funktionen und Storungen dervisuellen Wahrnehmung
Wahrend die kognitive Fahigkeit des Sehens im Okzipitallappen des Gehirns verankert ist, ist die Personen- und Objekterkennung im Temporallappen lokalisiert. Somit bezeichnet man das Verarbeiten des Gesehenen bzw. das elementare Sehen als retinope Organisation. Daruber hinaus liegen die Funktionen Orientierung und das raumliche Denken im Parietallappen. Die visuelle Raumerkennung kann z.B. mit der Frage „Wo steht der Gegenstand." erklart werden. Denn die Orientierung findet raumlich korperbezogen statt d.h. es wird geschaut, ob der Gegenstand Oder eine Person vor, hinter einem selber oder rechts/ links neben statt. Des Weiteren findet die Steuerung von Bewegungen bzw. Motorik im Allgemeinen, die durch die visuelle Wahrnehmung kontrolliert wird im Frontallappen statt. Das Ganze bezeichnet man als objektbezogene raumliche Orientierung, denn die Frage die beispielsweise gestellt und gleichzeitig durch die Ausfuhrung der Motorik beantwortet wird ist: „Wohin gehe ich?“. Daruber hinaus beinhaltet die raumliche emotionale Komponente die Einstufung der Vertrautheit eines Gegenstandes oder einer Person, die man sieht.
Storungen der visuellen Wahrnehmung zeigen sich in Form von Sehstorungen, die sich beispielsweise durch eine Hemianopsie auftern, Explorationsstorungen, die durch einen Neglect deutlich werden oder Erkennensstorungen, welche eine Agnosie vorbringen konnen.
2.2 Funktionen und Storungen derAufmerksamkeit
Die Aufmerksamkeit eines Individuums ist der Antrieb seiner aller Aktionen und am haufigsten nach Hirnschadigungen betroffen. Von grower Bedeutsamkeit ist diese besonders fur kognitive und praktische Fahig- und Fertigkeiten. Denn sie ist an Prozessen wie z.B. der Wahrnehmung, der Orientierung, der Handlungsplanung und der Bewegungsausfuhrung beteiligt. Zu ihren zahlreichen Facetten gehort auch die Alertness, sie beinhaltet Aktiviertheit, Wachheit und die Reaktionsbereitschaft. Sie ist durch Medikationen, Drogen oder sogar Schlafentzug beeinflussbar und wird durch zeitliche Erweiterungen zur langerfristigen Aufmerksamkeit. Dies Aufmerksamkeitsfunktion wird unterteilt in Dauer- Aufmerksamkeit, also der willkurlichen Konstanthaltung der Aufmerksamkeit durch mentale Anstrengung und der Vigilanz, welche die Verantwortung hat auch bei monotonen Aufgaben die Aufmerksamkeit auf einem konstanten Niveau zu halten. Eine weitere Facette ist die selektive Aufmerksamkeit, sie beschreibt die Fahigkeit relevante Reize mit Aufmerksamkeit zu fokussieren und dabei gleichzeitig irrelevante Reize zu selektieren und auszublenden. Zusatzlich gehort der Aufmerksamkeitswechsel ebenfalls zu den Facetten der Aufmerksamkeitsfunktionen. Der Aufmerksamkeitswechsel ist die Fahigkeit seine Aufmerksamkeit zwischen verschiedenen Reizen schnell und flexibel zu wechseln. Daruber hinaus definiert die geteilte Aufmerksamkeit das Wahrnehmen mehrerer Informationen gleichzeitig.
Beeintrachtigungen der Aufmerksamkeitsfunktionen sind auf der Verhaltensebene bei Patienten durch haufiges und kontinuierliches Bemuhen ihre Defizite zu kompensieren oder durch ein mangelndes Storungsbewusstsein (Awareness). Diese Art der Defizite bringen das Problem der Kombination bzw. das Vermischen mit anderen Symptomen mit sich, so dass es zu einem sehrvariierenden Storungsbild kommt.
2.3 Funktionen und Storungen des Gedachtnisses
Das Gedachtnis befindet sich im Temporallappen des Gehirns. Es besteht aus mehreren Facetten zu denen das Kurzeitgedachtnis, das Arbeitsgedachtnis und das Langzeitgedachtnis zahlen. Im Kurzzeitgedachtnis, welches auch sensorischer Speicher genannt wird, verweilen Informationen nur kurz, da die Aufnahmekapazitat begrenzt ist. Man spricht von einer Zeitspanne die wenigen Sekunden bis Minuten betragt. Somit werden „alte“ Informationen von „neuen“ Informationen abgelost. Ubergangsweise werden verschiedene kognitive Prozesse, die fur eine bestimmte Anforderung fur einen begrenzten Zeitraum abrufbar sind, im Arbeitsspeicher verwertet. Haben manche dieser Informationen eine groftere Wichtigkeit konnen sie in das Langzeitgedachtnis ubergehen, welches gegensatzlich zum Kurzzeitgedachtnis einen Daruber hinaus sind die Begriffe retrograd und anterograd grower Relevanz bezuglich der Funktionen des Gedachtnisses. Wahrend das retrograde Gedachtnis die Fahigkeit ist sich an langer zuruckliegende Geschehnisse zu erinnern, beschreibt das anterograde Gedachtnis je nach Betrachtungszeitpunkt Informationen das Neugedachtnis. Ein Beispiel fur das retrograde Gedachtnis ware das Ski- Fahren, „ich kann schon Skifahren." „Dann werde ich auch jetzt Skifahren." Ein weiteres Beispiel diesmal fur das anterograde Gedachtnis ist, das erlerne z.B. eines Kochrezeptes, so dass ich es immer wieder abrufen und kochen kann. Zusatzlich unterteilt man das retrograde Gedachtnis in die Begriffe prozedurale Fertigkeiten, perzeptuelle Wahrnehmungen, episodische Erfahrungen und semantisches Wissen. Das semantische Wissen beinhaltet Fahigkeiten, von denen man ihr Ursprung des Erlernens nicht mehr bewusst ist. Episodische Erfahrungen hingegen bezeichnen die personlichen Erfahrungen, die eine emotionale Verknupfung haben. Die perzeptuelle Wahrnehmung hat die Aufgabe wahrgenommene Informationen zu Verarbeiten und zu filtern nach Bekanntheit oder Neuheit. Des Weiteren beinhalten die prozedualen Fertigkeiten alle automatisierten Fahigkeiten in Bezug auf Handeln, Wahrnehmen oder Denken.
1st das anterograde Gedachtnis gestort, kann es zu Beeintrachtigung der Aufnahme von neuen Informationen kommen, dies bezeichnet man als anterograde Amnesie. Gegensatzlich bezeichnet man die Unfahigkeit sich an Informationen oder Reize, die vor Eintritt der Schadigung geschehen sind zu erinnern.
2.4 Funktionen und Storungen derexekutiven Leistungsfahigkeit
Exekutive Funktionen sind eine Einheit aus Wahrnehmungs-, Aufmerksamkeits-, Gedachtnis- und affektiven Prozessen besteht. Sie kontrollieren und steuern durch verschiedene Mechanismen unser Verhalten und ermoglichen so ein situationsgemaftes Handeln beispielsweise in neuen oder unerwarteten Situationen. Daruber hinaus helfen uns die exekutiven Funktionen bei alltaglichen Dingen wie dem organisieren des Haushaltes, die Gestaltung der Freizeit oder der eigenen Motivation. Dies findet auf drei Ebenen statt. Einmal der kognitiven Ebene, auf der Planungen und Reflexionen stattfinden, dann der motivationalen Ebene, zu welcher das Antriebsniveau und die Aufmerksamkeit gehoren und die emotionale Ebene. Hierwird sich mit der Selbstkontrolle und dem Sozialverhalten auseinandergesetzt.
Storungen der exekutiven Leistungsfahigkeit konnen sich in Form von verandertem Sozialverhalten oder Veranderungen des Charakters auftern und fur eine betroffene Person und ihrem personlichen Umfeld hinderlich im alltaglichen Leben sein. So kann es sein, dass die Frau eines Patienten erzahlt, dass ihr Ehemann zunehmen egoistischer handelt und sich ihr gegenuber immer aggressiver verhalt.
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- Quote paper
- Michelle-Pia Szczudlinski (Author), 2019, Kognitive Leistungen und ihre Defizite aus therapeutischer und pädagogischer Perspektive, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/461496
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