Ich habe mich für das Thema „Engagement und Selbstkultur bei Montaigne“ entschieden, weil es gewissermaßen den Hauptteil der Essais ausmacht. Montaigne begann 1572, nachdem er sich aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen hatte, wesentliche Teile des 1. Buches der Essais zu schreiben. Er selbst war der Gegenstand seines Schreibens und die beherrschende Gestalt der Essais. Die Frage „was bin ich?“ und daraus abgeleitet, „was weiß ich?“ war für ihn nur durch Selbstbeobachtung, der er sich exzessiv hingab, zu klären. Aus dieser wiederum leitete Montaigne Gedanken über alle Menschen ab, da er das Wissen über den Menschen in dem althergebrachten Hinweis, sich selbst zu erkennen, erfüllt sah. Die anfängliche Verwunderung, warum ein Autor sich allein zum Thema eines Buches macht, ohne jedoch Regeln aufstellen zu wollen, findet darin ihre Erklärung. Montaigne sah sich nie als Ideal, aber doch als Bespiel für die anderen Menschen, da seine Meinung über diese aus ihm selbst entstand. Der ganze Inhalt der Essais ist somit eigentlich als ständiges Wechselspiel zwischen dem „Ich“ und den Anderen zu sehen, was sich in der Thematik verdeutlicht. Um Montaignes Positionen genau darlegen zu können, werde ich mich in dieser Hausarbeit kurz auf sein Leben und seine Zeit beziehen, da diese untrennbar mit seinem Wirken verbunden sind. Im weiteren Verlauf sind außerdem seine Ansichten zur Thematik darzulegen und ist auch erklärend auf die Selbstverringerung einzugehen, da sie die Gegensätze zwischen den „Essais“ und dem eigentlichen Handeln Montaignes aufzeigt. Dazu werde ich mich hauptsächlich auf den Essay "Von der Schonung des Willens", Friedrich, Hugo: Montaigne, Lacouture, Jean:Michel de Montaigne - ein Leben zwischen Politik und Philosophieund Starobinski, Jean: Montaigne beziehen, und diesen Sekundärtexten Meinungen zu Montaignes Verhältnis zu sich selbst und den anderen entnehmen.
Inhaltsverzeichnis
1. Vorbemerkung
2. Montaigne
2.1. Sein Leben
2.2. Montaigne und seine Zeit
3. Montaignes Verhalten
3.1. Selbstkultur
3.2. Montaigne und die anderen
3.3. Engagement
4. Die Selbstverringerung
5. Abschließende Bemerkungen
6. Literaturverzeichnis
1. Vorbemerkung:
Ich habe mich für das Thema „Engagement und Selbstkultur bei Montaigne“ entschieden, weil es gewissermaßen den Hauptteil der Essais ausmacht. Montaigne begann 1572, nachdem er sich aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen hatte, wesentliche Teile des 1. Buches der Essais zu schreiben. Er selbst war der Gegenstand seines Schreibens und die beherrschende Gestalt der Essais. Die Frage „was bin ich?“ und daraus abgeleitet, „was weiß ich?“ war für ihn nur durch Selbstbeobachtung, der er sich exzessiv hingab, zu klären. Aus dieser wiederum leitete Montaigne Gedanken über alle Menschen ab, da er das Wissen über den Menschen in dem althergebrachten Hinweis, sich selbst zu erkennen, erfüllt sah. Die anfängliche Verwunderung, warum ein Autor sich allein zum Thema eines Buches macht, ohne jedoch Regeln aufstellen zu wollen, findet darin ihre Erklärung. Montaigne sah sich nie als Ideal, aber doch als Bespiel für die anderen Menschen, da seine Meinung über diese aus ihm selbst entstand. Der ganze Inhalt der Essais ist somit eigentlich als ständiges Wechselspiel zwischen dem „Ich“ und den Anderen zu sehen, was sich in der Thematik verdeutlicht.
Um Montaignes Positionen genau darlegen zu können, werde ich mich in dieser Hausarbeit kurz auf sein Leben und seine Zeit beziehen, da diese untrennbar mit seinem Wirken verbunden sind. Im weiteren Verlauf sind außerdem seine Ansichten zur Thematik darzulegen und ist auch erklärend auf die Selbstverringerung einzugehen, da sie die Gegensätze zwischen den „Essais“ und dem eigentlichen Handeln Montaignes aufzeigt.
Dazu werde ich mich hauptsächlich auf den Essay "Von der Schonung des Willens", Friedrich, Hugo: Montaigne, Lacouture, Jean: Michel de Montaigne – ein Leben zwischen Politik und Philosophie und Starobinski, Jean: Montaigne beziehen, und diesen Sekundärtexten Meinungen zu Montaignes Verhältnis zu sich selbst und den anderen entnehmen.
2. Montaigne
2.1. Sein Leben:
Michel de Montaigne[1] wurde am 28. Februar 1533 als Sohn eines Beamten und einer Kaufmannstochter geboren. Da seine Eltern wohlhabend waren, konnten sie ihn zur Pflege an einen Hofmeister übergeben, der Montaigne mit der lateinischen Sprache vertraut machte. Nach der siebenjährigen Ausbildung auf dem „Collège de Guyenne“ begann er 1546 das Studium der Rechte in Bordeaux. Nach Beendigung des Studiums im Jahr 1554 übernahm Montaigne den Posten des Ratsherrn des Steuergerichtshofes von Périgueux und wurde 1557 Ratsherr des Parlamentes. In den Jahren 1559 bis 1563 reiste er im Auftrag des Parlamentes häufig an den Hof von Paris, bis 1563 sein enger Freund Etienne de la Boëtie starb. Nach diesem Verlust und dem Tod seines Vaters 1568 zog sich Montaigne ab 1570 aus dem öffentlichen Leben zurück und verkaufte sein Amt als Parlamentsrat. Er veröffentlichte Teile des Nachlasses von de la Boëtie und begann 1572 auf dem ihm gehörenden Schloss zu Montaigne mit dem Schreiben seiner Essais. 1580 wurde die erste Ausgabe dieser veröffentlicht. Gleichzeitig begab sich Montaigne aus Gesundheitsgründen, aber auch, um fremde Sitten und Lebensumstände kennen zu lernen, auf die „große Reise“ durch Italien. Dorthin wurde ihm 1581 die Botschaft gebracht, dass man ihn zum Bürgermeister von Bordeaux gewählt hatte. Daraufhin reiste er nach Bordeaux zurück und übernahm scheinbar widerwillig das Bürgermeisteramt. 1582 erschien die zweite Ausgabe der Essais mit einigen Zusätzen und Korrekturen. Im darauffolgendem Jahr wurde Montaigne für eine zweite Amtszeit als Bürgermeister wieder gewählt. Da die großen Unruhen dieser Zeit auch auf Bordeaux übergriffen, bemühte sich Montaigne um Vermittlung zwischen Heinrich von Navarra und dem Marschall von Matignon, der als Gouverneur des Königs von Frankreich fungierte. Darauf jedoch soll im folgenden Kapitel etwas näher eingegangen werden. Im selben Jahr noch legte Montaigne sein Amt als Bürgermeister nieder, und betrieb die Herausgabe der Essais weiter. Am 13.September 1592 starb Montaigne auf seinem Schloss.
2.2. Montaigne und seine Zeit:
Für diese Hausarbeit[2] ist es unabdingbar, auch das geschichtliche Geschehen zu Montaignes Lebzeiten zu erläutern, da dieses Auswirkungen auf sein Handeln hatte und teilweise auch sein Engagement erklären wird. Dies soll jedoch nur überblicksartig geschehen, da ein ausführlicher geschichtlicher Abriss nicht Gegenstand der Hausarbeit ist.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts geriet das katholische Christentum in eine Krise, die ganz Europa umfassen sollte, wodurch allmählich das Bedürfnis nach religiöser Erneuerung entstand. Die Reformer, deren Anhängerzahl immer größer wurde, versuchten, die Kirche von innen heraus neu zu gestalten. Sie stießen damit aber auf großen Widerstand der Kirche und des Königs. 1535 begannen erste Unterdrückungsversuche und Verfolgungen seitens des französischen Königs gegen die Reformation, so dass sich viele Anhänger dieser, unter ihnen auch Calvin und Marot, ins Ausland begaben. Viele Reformer wurden 1547 auf Geheiß des Königs Heinrich II. auf dem Scheiterhaufen verbrannt, weshalb sich die Lage immer weiter zuspitzte. Erste Annäherungsversuche scheiterten 1560 und der Krieg zwischen beiden Parteien brach aus, nachdem im Jahr 1562 60 Hugenotten bei einem Gottesdienst umgebracht wurden. Dieser Krieg war nicht mehr nur ein Glaubenskrieg, sondern gewann politische Brisanz, da die zentralistische Monarchie in die Kritik der Protestanten geriet. In der Zeit von 1562 bis 1598 kam es daraufhin zu 8 militärischen Auseinandersetzungen, die ihren schrecklichen Höhepunkt 1572 in der Bartholomäusnacht, bei der 10.000e französische Protestanten getötet wurden, fanden. Interessant im Bezug auf Montaigne sind besonders die Auseinandersetzungen von 1584-1598 zwischen Heinrich III, auf dessen Seite Montaigne stand, und Heinrich von Navarra, einem protestantischen Führer. Nach dem Tod Heinrichs III. belagerte Heinrich von Navarra Paris, musste aber erst zum Katholizismus konvertieren, um 1594 zum neuen französischen König gekrönt zu werden. Vier Jahre danach wurde das Edikt von Nantes erlassen, welches den Protestanten durch Toleranz und Rechte zunächst hundert Jahre Religionsfreiheit bescherte, und den Kriegen ein Ende setzte.
Wie aus diesem kurzen geschichtlichen Abriss erkennbar ist, lebte Montaigne zu sehr stürmischen Zeiten, die ihn während seiner Amtszeit als Bürgermeister in Bordeaux unmittelbar betrafen, da er oftmals vom König gebeten wurde, zwischen ihm und Heinrich von Navarra zu vermitteln. Außerdem war Bordeaux eine sehr wichtige Stadt, da sie strategisch genau zwischen beiden Lagern lag, so dass Montaigne auch in dieser Hinsicht Bedeutung zukam.
3. Montaignes Verhalten
3.1. Selbstkultur:
Im Jahre Christi 1571, am 28. Februar, seinem Geburtstage, hat sich Michel de Montaigne, seit langem der Bürden des Parlamentes und der öffentlichen Pflichten müde, in voller Lebenskraft in den Schoß der gelehrten Musen zurückgezogen, wo er in Ruhe und Sicherheit die Tage verbringen wird, die ihm zu leben bleiben. Vergönne ihm das Schicksal, diese Wohnung der süßen Weltflucht seiner Ahnen zu vollenden, die er seiner Freiheit, seiner Ruhe und seiner Muße gewidmet hat.[3]
Mit dieser Inschrift manifestierte Montaigne seinen Rückzug aus dem öffentlichen Leben. Er ließ sie 1571 in seiner Bibliothek, dem Raum der Muse, anbringen. Zu jenem Zeitpunkt war er 39 Jahre alt und wahrscheinlich seelisch angeschlagen, denn sein engster Freund und Vertrauter, de la Boëtie, sowie sein Vater waren in den vorangegangenen Jahren gestorben. Montaigne fiel es scheinbar schwer, sich mit dem Verlust abzufinden. Das Leben ohne de la Boëtie war für ihn eine „immerwährende Begräbnisfeier“, die Freundschaft zu diesem wahrhaftig, vollkommen und unersetzlich. Darin begründete sich vielleicht der Wunsch nach Einsamkeit, da Montaigne das Leben mit niemandem seines Sinnes teilen konnte. Aber auch andere Gründe für Rückzug werden aus der Inschrift ersichtlich. Montaigne war der Verantwortlichkeit seiner politischen Ämter überdrüssig, und verlangte nach Ruhe, um sich den Musen hingeben zu können. Zudem wollte er ein Leben ohne Aufregungen und Ängste führen, und glaubte, dies in der Abgeschiedenheit zu finden. Das „Ich“ sollte das zentrale Thema seines Lebens und auch seiner „Essais“ sein, er wollte sich so sehr wie möglich mit sich selbst beschäftigen und allem anderen entsagen. Jede Art von Abhängigkeit sollte vermieden werden, außer die von sich selbst. Er wollte, dass nichts von ihm Besitz ergreifen konnte, verwehrte sich daher auch den Angelegenheiten seiner Zeitgenossen. In diesem Zusammenhang kritisierte er die Beschäftigungen der Leute, und erklärte deren Art des Tuns als „Mummenschanz“. Die Menschen ließen sich seiner Meinung nach zu einfach ergreifen und mitreißen, führten zum Beispiel Kriege, die gar nicht in ihrem Sinn lagen. Das wollte Montaigne unbedingt vermeiden, um frei zu bleiben. Er gab sich dem Gleichmut hin, ganz im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen. Seine Haltung diesbezüglich ist wohl durch seine Skepsis, welche eine Art Scheu vor universellen Prinzipien hervorrief, zu begründen. Er fragte sich immer wieder, was er wissen könne, und kam zu dem Entschluß, dass nichts sicher sei; weder Wahrheiten noch das Leben. Zu jedem Grund gab es einen Gegengrund; auch deshalb war das Wesen des Menschen nicht zu konturieren. Montaigne leitet aus der Frage, „was bin ich?" die nach dem Wissen ab, und versuchte beide in der Selbstschau zu klären. Es gab für ihn keinen anderen Weg zur Erkenntnis, daher wählte er den Rückzug in sich selbst und vom öffentlichen Leben. Helmut Pfeiffer[4] nannte diese Abkehr von den Mitmenschen „Ökonomisierung des Ich“, da sich Montaigne den zwischenmenschlichen Konflikten, die bei der Beantwortung solcher Fragen entstehen konnten, entzog. Er wollte seine Kraft vielmehr für die Erkenntnissuche aufwenden, als für die Kraft, die das Zusammensein mit anderen benötigt. Helmut Pfeiffer stellte der von Montaigne gewählten Abkehr die Ökonomisierung des Allgemeinem, also beispielsweise des Geldes, gegenüber. Montaignes Vater, der 1554 ebenfalls Bürgermeister von Bordeaux war, nahm seine Aufgabe im Dienste des Gemeinwohles sehr gewissenhaft wahr. Das Bürgermeisteramt wurde zum einzigen Inhalt seines Lebens, worüber er die anderen Freuden seines Daseins vergaß. Sein Geist wurde laut Montaigne stark in Mitleidenschaft gezogen, und seine Gesundheit aufs Spiel gesetzt. Montaigne konnte die Abkehr seines Vaters von der „angenehmen“ Seite des Lebens beobachten, und schien sich geschworen zu haben, es ihm nicht gleich zu tun. Er wollte mit seinen Talenten, seinen Anlagen und seinem Willen sparsam umgehen, daher der Begriff „Ökonomisierung des Ich“, um sich nicht an die Welt zu verlieren, wie es sein Vater tat. Helmut Pfeiffer erklärte dies wie folgt:
[...]
[1] in: Montaigne 1953
[2] Hausmann 1997, S. 39-44
[3] Inschrift in Montaignes Bibliothek
[4] Pfeiffer in: Galle/Behrens 1995, S. 76
- Citar trabajo
- Antje Siebert (Autor), 2002, Michel de Montaigne - Engagement und Selbstkultur, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45956
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