Der Wada Test (intracarotidale Amobarbitaltest) wird neben der Sprachlateralisation u.a. zur Vorhersage von Gedächtniseinbußen nach epilepsiechirurgischen Eingriffen verwendet. Ziel der vorliegenden Arbeit war es herauszufinden, ob die Gedächtnisuntersuchung des Wada Tests einen Vorhersagewert auf die postoperative Leistung des Gedächtnisses für verbales Material hat. Ein zusätzliches Ziel war es die kognitive Leistungsentwicklung postoperativ zu beschreiben und aussagekräftige klinisch-neuropsychologische Prädiktoren zu finden. Von den 57 an der Untersuchung an der Universitätsklinik Innsbruck teilgenommenen Patienten (TLE links=32, TLE rechts=25) unterzogen sich alle einer präoperativen Untersuchung bzw. auch alle einem Wada Test. 55 dieser präoperativ untersuchten Personen nahmen an der postoperativen 3 Monatskontrolle teil, von 42 Personen liegen Daten der 12 Monatskontrolle vor. In die Stichprobe aufgenommen wurden nur jene Patienten mit linkshemisphärischer Sprachlokalisation (Wada Lateralitätsquotient≥0,3).
Postoperativ zeigten sich bei 61 % der linksseitigen Patienten Leistungseinbußen im Verbalgedächtnis, 39 % blieben auf gleichem kognitivem Level, nach 12 Monaten kam es zu keiner progredienten Verschlechterung, das Niveau blieb in etwa gleich.
Anders das Bild bei Patienten mit TLE rechts, bei denen sich 72 % postoperativ in ihrer Leistung verbesserten oder gleich bleiben, nach 12 Monaten stieg der Anteil auf 85 %. Die Verluste hingen vom präoperativen Ausgangsniveau ab und fielen für ältere Patienten bzw. Patienten mit spätem Epilepsiebeginn deutlicher aus als für jüngere Patienten. Es konnte (besonders bei TLE links) ein signifikanter positiver Zusammenhang zwischen dem postoperativem Outcome im Verbalgedächtnis und der Wiedererkennensleistung der ipsilateralen als auch der kontralateralen Hemisphäre im Wada Test nachgewiesen werden. Je besser die Leistung der jeweiligen Hemisphäre im Wada Test, desto besser das Outcome im Verbalgedächtnis.
Die Resultate geben Hinweise dafür, dass der Wada Test verbale Gedächtnisleistungen nach einem epilepsiechirurgischen Eingriff vorhersagen kann, für eine Bestätigung der Resultate ist ei- ne Erweiterung der Stichprobe notwendig.
Inhaltsverzeichnis
- 1 EINLEITUNG
- 2 WADA TEST
- 2.1 GRUNDLEGENDE BESCHREIBUNG UND HISTORISCHE ENTWICKLUNG
- 2.2 METHODISCHER ANSATZ DES WADA TESTS
- 2.3 ZIELSETZUNG DES WADA TESTS
- 2.4 DAS HIPPOCAMPAL ADEQUACY VS. FUNCTIONAL RESERVE MODEL
- 2.5 RELIABILITÄT DES WADA TESTS
- 2.6 VALIDITÄT DES WADA TESTS
- 2.6.1 Vorhersage einer anterograden Amnesie
- 2.6.2 Die Vorhersage von postoperativen materialspezifischen Veränderungen
- 2.6.3 Validität im Bezug auf die biologisch anatomische Ebene
- 2.7 VERGLEICH MIT NICHT INVASIVEN VERFAHREN
- 2.7.1 Vergleich mit bildgebenden Verfahren
- 2.7.2 Vergleich mit klinisch - neuropsychologischen Prädiktoren
- 3 GEDÄCHTNIS
- 3.1 ANATOMIE UND FUNKTION DES MEDIALEN TEMPORALLAPPENS
- 3.2 LIMBISCHES SYSTEM
- 3.2.1 Hippokampus
- 3.2.2 Corpus amgydaloideum
- 3.2.3 Gyrus cinguli
- 3.2.4 Schaltkreise des limbischen Systems
- 3.3 UNTERSCHEIDUNG DER GEDÄCHTNISSYSTEME
- 3.3.1 Der Fall H.M
- 3.3.2 Explizites und Implizites Gedächtnis
- 3.4 NEUROANATOMISCHE KORRELATE DER GEDÄCHTNISPROZESSE
- 3.4.1 Informationsverarbeitung auf Gehirnebene
- 4 NEUROPSYCHOLOGIE DER TEMPORALLAPPENEPILEPSIE
- 4.1 KOGNITIVES PROFIL DER TEMPORALLAPPENEPILEPSIE
- 4.2 LATERALISIERTE KOGNITIVE DEFIZITE BEI TEMPORALLAPPENEPILEPSIE
- 5 OPERATIVE VERFAHREN
- 5.1 KOGNITIVE VERÄNDERUNGEN DURCH EPILEPSIECHIRURGISCHE EINGRIFFE
- 5.1.1 Kognitive Veränderungen nach Selektiver - Amygdalahippokampektomie (SAH)
- 6 FRAGESTELLUNG UND HYPOTHESEN
- 7 METHODIK
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Vorhersagewert des Wada-Tests auf postoperative Leistungen im Verbalgedächtnis bei Patienten mit Temporallappenepilepsie. Ein weiteres Ziel ist die Beschreibung der kognitiven Leistungsentwicklung postoperativ und die Identifizierung klinisch-neuropsychologischer Prädiktoren.
- Vorhersagekraft des Wada-Tests für postoperatives Verbalgedächtnis
- Kognitive Leistungsentwicklung nach epilepsiechirurgischen Eingriffen
- Identifikation von Prädiktoren für postoperative Gedächtnisleistungen
- Einfluss von präoperativen Faktoren (Alter, Epilepsiebeginn, Ausgangsniveau)
- Vergleich der Ergebnisse zwischen links- und rechtsseitiger Temporallappenepilepsie
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Dieses Kapitel dient als Einführung in die Thematik der Arbeit und legt den Fokus auf die Fragestellung nach dem Vorhersagewert des Wada-Tests bezüglich postoperativer verbaler Gedächtnisleistungen bei Patienten mit Temporallappenepilepsie. Es wird die Relevanz der Untersuchung im Kontext der epilepsiechirurgischen Eingriffe und deren Auswirkungen auf das kognitive Leistungsvermögen herausgestellt.
2 Wada Test: Dieses Kapitel beschreibt detailliert den Wada-Test (intracarotidale Amobarbitaltest), seine methodischen Ansätze, Zielsetzung und historische Entwicklung. Es werden die Reliabilität und Validität des Tests im Hinblick auf die Vorhersage von Gedächtniseinbußen nach epilepsiechirurgischen Eingriffen diskutiert, inkl. einem Vergleich mit nicht-invasiven Verfahren wie bildgebenden Verfahren und klinisch-neuropsychologischen Prädiktoren. Der Fokus liegt auf der Bewertung der Testleistung hinsichtlich der Vorhersage von anterograder Amnesie und materialspezifischen Veränderungen nach Operationen. Das Hippocampal Adequacy vs. Functional Reserve Model wird im Detail erläutert.
3 Gedächtnis: Dieses Kapitel befasst sich umfassend mit dem menschlichen Gedächtnis. Es beschreibt die Anatomie und Funktion des medialen Temporallappens und des limbischen Systems, inklusive detaillierter Informationen über den Hippokampus, das Corpus amygdaloideum und den Gyrus cinguli. Die Unterscheidung zwischen explizitem und implizitem Gedächtnis wird erklärt, sowie die neuroanatomischen Korrelate der Gedächtnisprozesse. Der Fall H.M. dient als anschauliches Beispiel.
4 Neuropsychologie der Temporallappenepilepsie: Dieses Kapitel beschreibt das kognitive Profil von Patienten mit Temporallappenepilepsie, mit besonderem Fokus auf die lateralsierten kognitiven Defizite. Es legt die Grundlage für das Verständnis der kognitiven Auswirkungen epilepsiechirurgischer Eingriffe.
5 Operative Verfahren: Dieses Kapitel behandelt verschiedene operative Verfahren bei Temporallappenepilepsie und analysiert die kognitiven Veränderungen, die durch diese Eingriffe entstehen können. Besonderes Augenmerk liegt auf den kognitiven Veränderungen nach einer selektiven Amygdalahippokampektomie (SAH).
6 Fragestellung und Hypothesen: In diesem Kapitel werden die Forschungsfragen der vorliegenden Arbeit präzise formuliert und die dazugehörigen Hypothesen aufgestellt. Es wird die Grundlage für die empirische Untersuchung gelegt.
Schlüsselwörter
Wada-Test, Verbalgedächtnis, Temporallappenepilepsie, Epilepsiechirurgie, postoperative kognitive Leistungen, Prädiktoren, Neuropsychologie, linkshemisphärische Sprachlokalisation, kognitive Defizite, Hippocampus, Amygdala.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Dokument: Vorhersagewert des Wada-Tests auf postoperative Leistungen im Verbalgedächtnis bei Patienten mit Temporallappenepilepsie
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht den Vorhersagewert des Wada-Tests für postoperative Leistungen im Verbalgedächtnis bei Patienten mit Temporallappenepilepsie. Ein weiteres Ziel ist die Beschreibung der kognitiven Leistungsentwicklung postoperativ und die Identifizierung klinisch-neuropsychologischer Prädiktoren.
Was ist der Wada-Test und welche Rolle spielt er in dieser Studie?
Der Wada-Test (intracarotidale Amobarbitaltest) ist ein Verfahren zur Bestimmung der Sprachdominanz und der Gedächtnisfunktionen der jeweiligen Hirnhälfte. Die Studie analysiert, wie gut der Wada-Test den postoperativen Zustand des Verbalgedächtnisses vorhersagen kann.
Welche Aspekte des Wada-Tests werden im Detail behandelt?
Die Arbeit beschreibt detailliert den methodischen Ansatz, die Zielsetzung und die historische Entwicklung des Wada-Tests. Es werden die Reliabilität und Validität des Tests im Hinblick auf die Vorhersage von Gedächtniseinbußen nach epilepsiechirurgischen Eingriffen diskutiert, inklusive eines Vergleichs mit nicht-invasiven Verfahren.
Welche Gedächtnissysteme werden in der Arbeit betrachtet?
Die Arbeit befasst sich umfassend mit dem menschlichen Gedächtnis, inklusive der Anatomie und Funktion des medialen Temporallappens und des limbischen Systems (Hippocampus, Corpus amygdaloideum, Gyrus cinguli). Es wird die Unterscheidung zwischen explizitem und implizitem Gedächtnis erklärt, sowie die neuroanatomischen Korrelate der Gedächtnisprozesse.
Wie wird die Temporallappenepilepsie in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit beschreibt das kognitive Profil von Patienten mit Temporallappenepilepsie, mit besonderem Fokus auf die lateralsierten kognitiven Defizite. Sie legt die Grundlage für das Verständnis der kognitiven Auswirkungen epilepsiechirurgischer Eingriffe.
Welche operativen Verfahren werden betrachtet?
Die Arbeit behandelt verschiedene operative Verfahren bei Temporallappenepilepsie und analysiert die kognitiven Veränderungen, die durch diese Eingriffe entstehen können, insbesondere nach einer selektiven Amygdalahippokampektomie (SAH).
Welche Fragestellungen und Hypothesen werden untersucht?
Die Arbeit formuliert präzise Forschungsfragen zum Vorhersagewert des Wada-Tests und stellt dazugehörige Hypothesen auf. Dies bildet die Grundlage für die empirische Untersuchung.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Wada-Test, Verbalgedächtnis, Temporallappenepilepsie, Epilepsiechirurgie, postoperative kognitive Leistungen, Prädiktoren, Neuropsychologie, linkshemisphärische Sprachlokalisation, kognitive Defizite, Hippocampus, Amygdala.
Welche Kapitel beinhaltet die Arbeit und worum geht es in jedem Kapitel?
Die Arbeit beinhaltet Kapitel zu Einleitung, Wada-Test (inklusive methodischem Ansatz, Reliabilität und Validität), Gedächtnis (Anatomie, Funktion, verschiedene Systeme), Neuropsychologie der Temporallappenepilepsie, Operative Verfahren, Fragestellung und Hypothesen sowie eine Zusammenfassung der Kapitel und eine Literaturliste (implizit aufgrund der bereitgestellten Struktur).
Gibt es einen Vergleich mit anderen Verfahren?
Ja, der Wada-Test wird mit nicht-invasiven Verfahren wie bildgebenden Verfahren und klinisch-neuropsychologischen Prädiktoren verglichen.
Welche präoperativen Faktoren werden berücksichtigt?
Die Arbeit berücksichtigt präoperative Faktoren wie Alter, Epilepsiebeginn und Ausgangsniveau der kognitiven Fähigkeiten.
Wie werden die Ergebnisse zwischen links- und rechtsseitiger Temporallappenepilepsie verglichen?
Die Arbeit vergleicht die Ergebnisse zwischen links- und rechtsseitiger Temporallappenepilepsie.
- Quote paper
- Hermann Sinz (Author), 2005, Der Vorhersagewert des Wada Tests auf postoperative Leistungen im Verbalgedächtnis bei Patienten mit Temporallappenepilepsie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45888