Die Theorie der zerbrochenen Scheiben, wie die „Broken Windows Theorie“ ins Deutsche übersetzt werden kann, beschriebt eine Darlegung der beiden US-Wissenschaftler James Q. Wilson und George L. Kelling. Gemäß der Auffassung beider Sozialforscher wird eine nicht erfolgte Reparatur einer Fensterscheibe eines Gebäudes zwangsläufig zur Zerstörung weiterer Fensterscheiben führen.
Die Theorie basiert auf Erkenntnissen eines Unterfangens des Staates New Jersey. In den 70er Jahren startete die Regierung, basierend auf staatlicher Finanzierung, das Programm „Safe and Clean Nighborhoods“. Im Rahmen des Sicherheitsprogramms erwartete die Regierung eine Senkung der Begehungen von Straftaten durch einen gesteigerten Einsatz von Fußstreifen der örtlichen Polizeibeamten. Das Unterfangen der Regierung wurde von den Leitern der örtlichen Polizei als untauglich empfunden, auf Grund der staatlichen Finanzierung jedoch gebilligt.
Mit dem Beginn des Sicherheitsprogramms begaben sich Polizisten nun fußläufig in den Einsatz. Im Rahmen der ständigen Präsenz gaben Anwohner an, ein höheres Sicherheitsempfinden zu verspüren. Ein tatsächlicher Rückgang der Kriminalität war jedoch nicht zu verzeichnen, sodass Wilson/Kelling im Rahmen empirischer Forschungen Ursachen für die Entstehung krimineller Handlungsabläufe untersuchten.
Inhaltsverzeichnis
1. Die Theorie
1.1. Der Ursprung
2. Empirische Forschung
2.1. Schlussfolgerung
3. Kritik
1. Die Theorie
Die Theorie der zerbrochenen Scheiben, wie die „Broken Windows Theorie“ ins Deutsche übersetzt werden kann, beschriebt eine Darlegung der beiden US-Wissenschaftler James Q. Wilson und George L. Kelling.
Gemäß der Auffassung beider Sozialforscher wird eine nicht erfolgte Reparatur einer Fensterscheibe eines Gebäudes, zwangsläufig zur Zerstörung weiterer Fensterscheiben führen.1
1.1. Der Ursprung
Die Theorie basiert auf Erkenntnissen eines Unterfangens des Staates New Jersey. In den 70er Jahren startete die Regierung, basierend auf staatlicher Finanzierung, das Programm „Safe and Clean Nighborhoods“.
Im Rahmen des Sicherheitsprogramms erwartete die Regierung eine Senkung der Begehungen von Straftaten durch einen gesteigerten Einsatz von Fußsteifen der örtlichen Polizeibeamten.
Das Unterfangen der Regierung wurdevon den Leitern der örtlichen Polizei als untauglich empfunden, auf Grund der staatlichen Finanzierung jedoch gebilligt.
Mit dem Beginn des Sicherheitsprogramms begaben sich Polizisten nun fußläufig in den Einsatz. Im Rahmen der ständigen Präsenz, gaben Anwohner an, ein höheres Sicherheitsempfinden zu verspüren.2
Ein tatsächlicher Rückgang der Kriminalität war jedoch nicht zu verzeichnen, sodass Wilson/Kelling im Rahmen empirischer Forschungen Ursachen für die Entstehung krimineller Handlungsabläufe untersuchten.3
2. Empirische Forschung
Um Ihre Theorie zu bekräftigen zogen Wilson und Kelling Experimente anderer Sozialforscher heran.
Bereits 1969 beschäftigte sich der Sozialforscher Philip Zimbardo mit der vermeintlich höheren Kriminalitätsbereitschaft von Einwohnern sozial schwacher Wohngegenden. Hierzu stellte er nicht gekennzeichnete Autos in Gegenden ab, welche verschiedene Sozialstrukturen aufwiesen. Dabei stellte sich heraus, dass ein Fahrzeug welches sich in einem Wohnort mit einer schwachen Sozialstruktur, welche durch hohe Arbeitslosenzahlen geprägt ist, abgestellt wurde, schneller durch Entwenden von Einzelteilen und Vandalismus zerstört wurde, als ein Fahrzeug, welches sich in einem sozial gestärktem Viertel befand.4 Zimbardo führte sein Experiment weiter, indem er in der eher wohlhabenden Gegend die Scheiben des Autos mittels eines Vorschlaghammers zerstörte. Die Veränderung der Umstände führte dazu, dass auch dieses Fahrzeug durch Vandalismus zerstört wurde.5
Dieses Experiment untermauerte die Aussagen der beiden US-Sozialforscher Wilson und Kelling. Demnach führen außergewöhnliche Erscheinungen im sozialen Umfeld zu unüblichen Handlungsweisen der dort lebenden Bevölkerung.
Gegenstände welche keinen Besitzer aufweisen kommen im gleichen Gedankenzug als „Freiwild“ in Betracht. Eine Willensentschließung der Zerstörung von herrenlosen Dingen kommt somit in allen Bevölkerungs-schichten in Betracht. Hierbei macht es augenscheinlich jedoch einen Unterscheid in welchen Bereich der sozialen Schicht man sich befinden. Zimbardos Experiment zeigt zwei Phänomene auf. In sozial-schwachen Gegenden, welche von Armut, Drogenhandel, erhöhter nachbarschaftlicher Gewalt, Prostitution und weiteren Delikten geprägt ist, scheint der Stellenwert von Vermögens- oder Besitztümern geringer geschätzt zu werden. In sozial-starken Gegenden, welche auf guten Lohnniveau, gegenseitiger Rück-sichtnahme und fehlender Existenzangst basieren, besteht jedoch ein höherer Stellenwert von fremden Eigentum. Ein Gegenstand welcher jedoch nicht mehr den Eindruck einer einwandfreien Nutzung gewährleistet oder dem typischen Erscheinungsbild nicht mehr entspricht, scheint den Stellenwert auf null zu minimieren, sodass ein vorangegangenes Selbstverständnis des Unversehrtlassens von fremdem Eigentum zurückschraubt.
2.1. Schlussfolgerung
Gemäß Wilson und Kelling entsteht durch die Verwahrlosung von Gegenden eine Handlungsspirale. Verunreinigte Parkanlagen, mit Graffiti besprühte Wand und zerstörte Gegenstände/Gebäude führen zwangsläufig dazu, dass es zu sozialen Wandlungen kommt. Kommt es zu den o.g. Umständen, so tritt in der Bevölkerung ein Gefühl der Unsicherheit auf. Dieses Gefühl veranlasst Bevölkerungsschichten mit gutem Lohnniveau dazu Ortschaften zu verlassen und neue Lebensmittelpunkte zu suchen. Die Gesamtumstände führen zur Senkung der Lebens- und Wohnqualität, welche wiederum die Mietpreisniveaus sinken lassen. Geringe Mietpreis und Umzüge der alten Einwohner führen zur Neugliederung der Gegend in sozial-schwache Gebiete.
Eine neue wirtschaftliche Schwäche eines Gebietes mit sozial-schwachen Strukturen lassen Behebung der ursachlichen Verwahrlosung nicht zu, somit ist die Häufung weiterer Straftaten unumgänglich.6
3. Kritik
Ob die Verwahrlosung von Städten, Stadtgebieten oder Ort zu vermehrten Ausübung von Straftaten führt, lässt sich auf Grund fehlender empirischen Beobachtungen nicht beurteilen. Ob die Broken Windows Theorie bei vollem Handlungsablauf eine ausufernde Spirale bildet, kann aus heutigem Kenntnisstand nicht beurteilt werden. Vielmehr zeigen kleine Experimente, dass das Unrechtsbewusstsein unabhängig des Wohnniveaus ist. Eine Experiment aus dem Jahr 2015 im sozial „gutbetuchten“ München zeigte auf, dass auch hier die Wertschätzung von fremden Eigentum kaum eine Rolle spielt. Aus Versuchszwecken wurden Briefumschläge mit Sichtfenstern so präpariert, dass ein sich in diesem befindlicher Geldschein (5, 10 o. 100 Euro) zu erkennen war. Diese wurden sichtbar im Straßenland verteilt. Hierbei spielte es keine Rolle ob sich fünf bzw. hundert Euroscheine in dem Briefumschlag befanden. Alle Umschläge wurden in gleicher Anzahl entwendet. Umweltreize spielten in diesem Zusammenhang keine Rolle.7
[...]
1 Vgl. Wilson/Kelling, The Police and Neighborhood Safety, The Atlantic Monthly, March 1982, S. 29-38 (dt. KrimJ 28, 1996, S.121-137)
2 Vgl. Dreher/Feltes Das Modell New York: Kriminalprävention durch „Zero Tolerance“?, 1997, S. 43
3 Vgl. The Newark Foot Patrol Experiment. Washington, DC: Police Foundation, 1981
4 Vgl. Dreher/Feltes Das Modell New York: Kriminalprävention durch „Zero Tolerance“?, 1997, S. 45
5 Vgl. Hielscher Broken Windows Theorie, Diplomarbeit, 2011, S. 11
6 Vgl. Wilson/Kelling, The Police and Neighborhood Safety, The Atlantic Monthly, March 1982
7 Onlinequelle: https://www.3sat.de/page/?source=/nano/glossar/broken_windows_theorie.html (12.12.2017, 22:05 Uhr)
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2018, Wilsons und Kellings Broken-Windows-Theorie. Hintergründe und Kritik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/458885
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