In dieser Arbeit möchte ich gern theoretisch einen kurzen Einblick in die verschiedene Ritualformen geben.
Betrachtet man dieses Thema kritisch, so werden Ritualen im Schulalltag sowohl positive als auch negative Aspekte zugesprochen, welche ich nachfolgend erläutern möchte. Zuerst widme ich mich den negativen Aspekten. Die Theorie der Schulpädagogik gibt folgende negative Aspekte zu bedenken: Rituale seien Zeitverschwendung, Rituale unterwerfen und stereotypisieren und Rituale disziplinieren zu sehr. Die Literatur zeigt hingegen aber auch eine Vielzahl an positiven Eigenschaften auf. So dienen Rituale als Strukturierungs- und Orientierungshilfe, das soziale Miteinander wird durch sie geregelt, sie machen das Unterrichtsgeschehen nachvollziehbar, sie erleichtern den Ablauf des Unterrichts, sie entsprechen den Ordnungsbedürfnissen von Kindern und außerdem fördern sie die Kinder auf dem Weg zur Selbstständigkeit.
Nicht nur den Schülerinnen und Schülern helfen Rituale, sondern auch den Lehrpersonen, um den Unterrichtsalltag ein wenig entspannter und auch stressfreier zu meistern. Mit ihnen kann die Lehrkraft beispielsweise bestimmte soziale Verhaltensweisen fördern oder auch abstellen, das Miteinander stärken und den Schülerinnen und Schülern im Alltag Sicherheit vermitteln. Der Schulalltag biete eine Vielzahl von Möglichkeiten, an denen sich Rituale anbieten. Ob beim Unterrichtsbeginn, während der Kontrolle der Hausaufgaben, als kleine Pause zwischendurch, zur Rückmeldung oder Vergabe von Feedback, zu ganz bestimmten Anlässen oder einfach nur am Ende eines Schultages. Aus der Theorie habe ich gelernt, dass es die verschiedensten Ritualformen gibt. Im Schulalltag unterscheidet man die ständig anwendbaren Rituale wie Alltagsrituale, Gemeinschaftsrituale und Bewältigungsrituale aber auch die besonderen Rituale zu ganz bestimmten Anlässen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Allgemeine Definition
2.2 Alltagsrituale
2.3 Gemeinschaftsrituale
2.4 Bewältigungrituale
2.5 Besondere Rituale
3 Praxisbeispiel
3.1 Klasse 1a – Unterricht mit Ritualen
3.2 Klasse 2c – Unterricht ohne Rituale
4 Fazit
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Während meines Studiums an der Universität lernte ich sowohl in meinem Hauptfach Primare und Elementare Bildung als auch in meinem Nebenfach Religionswissenschaft, dass Rituale und Ritualisierungen in der Erziehung, Sozialisation und auch bei der Bildung von Kindern im Grundschulalter eine zentrale Rolle spielen.
Als zukünftige Lehrerin möchte ich bereits im Laufe meines Studiums lernen und erfahren, was einen "guten" Unterricht charakterisiert und was er bedeutet. Aufgrund dessen habe ich mir die Frage gestellt, welche Rolle Rituale im Alltag eines Grundschülers spielen und ob sie dazu dienen, sich als positive Möglichkeit zur Unterstützung sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für die Lehrperson zu wirken.
Dieser Frage ging ich während meiner Hospitation in der staatlichen Grundschule Nordschule in Jena nach. Ich führte nicht-teilnehmende Beobachtungen sowohl in einer ersten Klasse mit Ritualen, als auch in einer zweiten Klasse ohne Rituale durch und verglich die beiden Unterrichtsalltage miteinander. Meine Erfahrungen und Erkenntnisse möchte ich in dieser Studienarbeit präsentieren.
2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Allgemeine Definition
Bereits in der Religionswissenschaft habe ich gelernt, dass es kein menschliches Leben ohne Formen von Ritualen gibt. Rituale sind, so scheint es, ein notwendiges Gerüst um das Leben zu gliedern bzw. ihm Halt und Form zu geben. Sie gelten in der Theorie als besonders hilfreich, die Schulzeit nicht als ein langweiliges und gleichförmiges Dahinfließen erleben zu lassen, sondern viel eher als eine gegliederte Erlebniswelt.
Rituale kennzeichnen sich allgemein durch ihre Wiederholbarkeit, gleichbleibende Abläufe, bestimmten Darstellungsmöglichkeiten und Emotionalität aus. Sie können sowohl allein als auch von einer Gruppe praktiziert werden. Durch die genannten Merkmale heben sich Rituale klar definiert von alltäglichen Handlungen ab. Bezieht man Rituale auf die Schule, so werden sie als Symbolhandlungen welche von den beteiligten Individuen verstanden werden, bezeichnet.1
Hebt eine Lehrperson beispielsweise einfach nur die Hand zu Beginn des Unterrichts, wissen die Schülerinnen und Schüler, dass sie still sein müssen, da nun der Unterricht beginnt. Gegenüber von Regeln haben Rituale nicht nur einen rationalen Charakter sondern entfalten auch eine Symbolkraft. Darüber hinaus strukturieren sie Situationen im Schulalltag und das Zusammenleben.2
Betrachtet man dieses Thema kritisch, so werden Ritualen im Schulalltag sowohl positive als auch negative Aspekte zugesprochen, welche ich nachfolgend erläutern möchte. Zuerst widme ich mich den negativen Aspekten. Die Theorie der Schulpädagogik gibt folgende negative Aspekte zu bedenken: Rituale seien Zeitverschwendung, Rituale unterwerfen und stereotypisieren und Rituale disziplinieren zu sehr. Die Literatur zeigt hingegen aber auch eine Vielzahl an positiven Eigenschaften auf. So dienen Rituale als Strukturierungs- und Orientierungshilfe, das soziale Miteinander wird durch sie geregelt, sie machen das Unterrichtsgeschehen nachvollziehbar, sie erleichtern den Ablauf des Unterrichts, sie entsprechen den Ordnungsbedürfnissen von Kindern und außerdem fördern sie die Kinder auf dem Weg zur Selbstständigkeit.3
Nicht nur den Schülerinnen und Schülern helfen Rituale, sondern auch den Lehrpersonen, um den Unterrichtsalltag ein wenig entspannter und auch stressfreier zu meistern. Mit ihnen kann die Lehrkraft beispielsweise bestimmte soziale Verhaltensweisen fördern oder auch abstellen, das Miteinander stärken und den Schülerinnen und Schülern im Alltag Sicherheit vermitteln. Der Schulalltag biete eine Vielzahl von Möglichkeiten, an denen sich Rituale anbieten. Ob beim Unterrichtsbeginn, während der Kontrolle der Hausaufgaben, als kleine Pause zwischendurch, zur Rückmeldung oder Vergabe von Feedback, zu ganz bestimmten Anlässen oder einfach nur am Ende eines Schultages.
Aus der Theorie habe ich gelernt, dass es die verschiedensten Ritualformen gibt. Im Schulalltag unterscheidet man die ständig anwendbaren Rituale wie Alltagsrituale, Gemeinschaftsrituale und Bewältigungsrituale aber auch die besonderen Rituale zu ganz bestimmten Anlässen.4 In den nachfolgenden Zeilen meiner Hausarbeit möchte ich gern theoretisch einen kurzen Einblick in die verschiedene Ritualformen geben.
2.2 Alltagsrituale
Rituale am Stunden- bzw. Tagesanfang gestalten das Zusammenkommen der Klasse, helfen den Kindern sich auf den Tag vorzubereiten und selbstbestimmt den Schultag zu beginnen. Das Begrüßungsritual – beispielsweise das gegenseitige „Guten Morgen“ ist ein Zeichen für den Beginn der Unterrichtsstunde. Das Ritual signalisiert hierbei den Schülerinnen und Schülern, dass von ihnen erwartet wird, die Konzentration auf die Lehrperson und den Unterricht zu wenden und private Gespräche möglichst einzustellen. Weitere Unterrichtsanfangsrituale sind zum Beispiel: Symbolkarten, Zuweisung eines Garderobenplatzes, die Schuhklammer, die Sammelmappe, der Hausaufgabenkorb oder die Morgenplanarbeit, das Morgenlied, der Wunschkreis, die Nachrichtenecke, der Gong, der Erzählstein, das Murmelgespräch oder die Tagesvorschau.
Rituale zur Beendigung des Unterrichts oder als Ausklang des Tages können beispielsweise der Tagesabschlusskreis, der Buchtipp des Tages, das magische Wort oder ein Abschiedslied sein.
Kommen die Schülerinnen und Schüler einmal nicht zur Ruhe ist ein akustisches Signal oder ein Handzeichen eine stimmschonende Alternative. Als akustische Signale können
beispielsweise Tischglocken, eine Klangschale oder ein Xylophon verwendet werden. Handzeichen wie der „Schweigefuchs“ haben Vor- und Nachteile. Ein Nachteil ist, dass nicht jedes Kind gleich auf das Handzeichen reagiert und es so eventuell länger dauert, bis Ruhe im Klassenzimmer einkehrt. Der große Vorteil dieser Methode ist, dass das Handzeichen auch von den Schülern eingesetzt werden kann.
Auch um klare Regeln für den Umgang miteinander zu haben gibt es verschiedene Rituale: der Gesprächsführerschein, der Klassenknigge, das Begrüßungsschild, die Handpuppe begrüßt die Klasse, das Danke-Herz, das Zauberwort, die Bitte-Geschichte oder das Figurentheater.
Wenn Kinder sich bewegen und auspowern oder aber auch entspannen wollen, sind folgende Beispiele geeignet: der Seiltänzer, der Dirigent, der Raketenstart, die Wunschbälle oder das ferngesteuerte Auto. Sollen die Kinder zur Ruhe kommen und sich entspannen empfiehlt die Literatur folgendes: die Rückenmassage, der Fühlgarten, das Käferlied oder die Schweigeminute.5
2.3 Gemeinschaftsrituale
Damit Kinder sich sowohl in der Gemeinschaft der Klasse als auch allgemein in der Schule gut einfinden, benenne ich nachfolgende Beispiele: die Schnupperstunde, mein Pate, der Tag der offenen Tür, die Schulkarte, die Klassenfigur oder das Interview.
2.4 Bewältigungsrituale
Als besonders wichtig und interessant empfinde ich das Thema der Bewältigungsrituale, da ich zu diesem Thema vorher noch nicht viel gehört hatte. Kinder durchleben im Schulalltag die verschiedensten Emotionen wie Wut, Trauer, Freude, Liebe, Neid oder Angst. Rituale können den Kindern helfen die Sorgen zu nehmen, Angst zu bewältigen oder sich verstanden und sicher zu fühlen. Als Beispiele möchte ich nennen: Die Pflasterschublade, der Kummerkasten, das Lösungsbuch, der Wutbecher, die Ärger-Dose, die rote Karte, der Friedensteppich, die Sprechstunde, die gute Tat, der Freundschaftskreis, der Wiedergutmachungs-Katalog oder die Krankengrüße.6
2.5 Besondere Rituale
Verschiedene Feste wie Geburtstage, Weihnachten oder Ostern können wunderbar durch Rituale in den Schulalltag eingegliedert werden. Das Geburtstagsfest, die Adventsfeier, der Nikolaustag, das Plätzchenfest, oder die Eiersuche sind Rituale, die den Kindern viel Freude bereiten und den Jahreskalender sowie verschiedene Feste etwas näherbringen.
3 Praxisbeispiel
Ich absolvierte meine zweiwöchige Hospitation in einer staatlichen Grundschule in Thüringen. Die Schule liegt etwas außerhalb der Stadt in einem kleinen Wohngebiet und hat aktuell 15 Schulklassen mit insgesamt 382 Schülerinnen und Schülern. Meine nicht-teilnehmenden Beobachtungen führte ich in zwei verschiedenen Klassen durch, welche ich in den folgenden Kapiteln näher vorstellen möchte.
3.1 Klasse 1a – Unterricht mit Ritualen
Das Klassenzimmer befindet sich in der dritten Etage des Schulgebäudes. Die Schüler sitzen nach vorn gerichtet und in drei Tischreihen gegliedert zum Lehrertisch und dem Smartboard. Die Klasse 1a besteht aus 10 Jungen und 12 Mädchen und somit insgesamt 22 Kindern. Begleitet wird sie von einer Lehrerin sowie einem Förderpädagogen, da ein Junge geistig beeinträchtigt ist und somit speziellen Förderbedarf hat. Während meiner Hospitation gelang es mir, sowohl Alltagsrituale als auch besondere Rituale wie beispielsweise eine Geburtstagsfeier miterleben zu können.
[...]
1 Hüsten, G., Gruber, I., Winkler-Menzel, R. (2000). Hilfreiche Rituale im Grundschulalltag. München: Oldenbourg Verlag. S. 11 – 14.
2 Von der Groeben, A. (2009). Rituale in Schule und Unterricht (4. Aufl.). Hamburg: Bergmann Helbig Verlag. S. 21 -23.
3 Kaiser, A. (2000). 1000 Rituale für die Grundschule. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. S. 32 – 35.
4 Ebd. S. 36 – 40.
5 Kaiser, A. (2000). 1000 Rituale für die Grundschule. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. S. 9 – 11.
6 Von der Groeben, A. (2009). Rituale in Schule und Unterricht (4. Aufl.). Hamburg: Bergmann Helbig Verlag. S. 78 -81.
- Citation du texte
- Anonyme,, 2018, Wirken sich Rituale positiv als Möglichkeit zur pädagogischen Unterstützung im Grundschulalltag aus?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/458763
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