Die Frage nach den Ursachen für den Aufstand vom 17. Juni 1953 impliziert ihrerseits einen komplexen Fragenkatalog: Kam der Aufstand zum Ausbruch, weil sich die DDR seit Monaten in einer tiefen wirtschaftlichen Krise befand und der Lebensstandart der Menschen vor diesem Hintergrund drastisch gesunken war? Waren es die repressiven Maßnahmen der Regierung, der „totale soziale Krieg“ (Werkentin 2002) gegen die eigene Bevölkerung – insbesondere gegen die Bauern –, der einen offenen Konflikt heraufbeschwor? Bestand ein Zusammenhang zwischen Aufstand und „Republikflucht“? Stimulierte der Beschluss der SED-Regierung, die Produktionsnormen um mindestens zehn Prozent zu erhöhen, den Ausbruch des Aufstandes oder die Tatsache, dass dieser Beschluss, selbst im Rahmen des Neuen Kurses, nicht zurückgenommen wurde? War es das selbstkritische Fehlereingeständnis der Regierung, das die Massen mobilisierte? Brach der Aufstand aus, weil das Regime mit diesem Fehlereingeständnis erstmals Schwäche zeigte? Eskalierte der Aufstand, weil die Menschen den Neuen Kurs als eine Bankrotterklärung des Regimes auffassten?
In jedem Falle – darauf weisen die hier gestellten Fragen hin – kann ein Zusammenhang zwischen dem Aufstand und bestimmten krisenhaften Verhältnissen, die im Vorfeld des 17. Juni innerhalb der DDR herrschten, angenommen werden. Von dieser Annahme ausgehend impliziert die Frage nach den Ursachen des Aufstandes, zum einen die Frage nach dem Ausmaß und den wirtschaftlichen sowie gesellschaftlichen Konsequenzen jener Krisen und zum anderen die Frage, inwieweit diese den Aufstand provoziert bzw. ausgelöst haben könnten. In diesem Zusammenhang werden vier Maßnahmen der SED-Regierung sowie deren Hintergründe, ihre krisenhaften Folgen und die Reaktionen der DDR-Bevölkerung auf diese Umstände analysiert.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Zwangskollektivierung und Enteignung – eine Ursache für den Aufstand?
2.1 Politik nach der 2. Parteikonferenz
2.2 Politik gegen die Großbauern als Ursache für den Aufstand?
2.3 Folgen der Zwangskollektivierung in der Landwirtschaft
2.3.1 Angst und Misstrauen – Protest und Republikflucht
2.3.2 Verschlechterung der Versorgung der Bevölkerung
2.4 Ursachen für den Aufstand: Ergebnisse eines totalen sozialen Krieges
3. Die Militarisierung – eine Ursache für den Aufstand?
3.1 Vorgeschichte: Gründe für das militärökonomische Denken der UdSSR
3.2 Konzentration auf die Schwerindustrie, Vernachlässigung der Leichtindustrie
3.3 Folgen für das zivile Bauwesen
3.4 Folgen für die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln
3.5 Reaktionen auf den niedrigen Lebensstandart
3.6 Ablehnung der Militarisierung – Verschärfung des Konflikts?
3.7 Ursachen für den Aufstand: Die Aufrüstung und ihre Folgen
4. Die Normenerhöhung und ihre Folgen
4.1 Haushaltslöcher als Voraussetzung
4.2 Die Normenerhöhung – eine genuine Ursache für Protesthaltung?
4.3 Ursachen für den Aufstand: Normenerhöhung
5. Der Neue Kurs
5.1 Gründe für die Kurskorrektur
5.2 Keine Rücknahme der Normenerhöhung – eine unmittelbare Ursache für den Aufstand?
5.3 Eingestehen von Fehlern – eine Mobilisierung der Massen?
5.4 Eine geschwächte SED wirkt mobilisierend?
5.5 Staatsbankrott
5.6 Ursachen für den Aufstand: Der Neue Kurs
6. Fazit
Literaturliste
1. Einleitung
Die Frage nach den Ursachen für den Aufstand vom 17. Juni 1953 impliziert ihrerseits einen komplexen Fragenkatalog: Kam der Aufstand zum Ausbruch, weil sich die DDR seit Monaten in einer tiefen wirtschaftlichen und ökonomischen Krise befand und der Lebensstandart der Menschen vor diesem Hintergrund drastisch gesunken war? Waren es die repressiven Maßnahmen der Regierung, der „totale soziale Krieg“[1] gegen die eigene Bevölkerung – insbesondere gegen die Bauern –, der einen offenen Konflikt heraufbeschwor? Bestand ein Zusammenhang zwischen Aufstand und „Republikflucht“[2] ? Stimulierte der Beschluss der SED-Regierung, die Produktionsnormen um mindestens zehn Prozent zu erhöhen, den Ausbruch des Aufstandes oder die Tatsache, dass dieser Beschluss, selbst im Rahmen des Neuen Kurses, nicht zurückgenommen wurde? War es das selbstkritische Fehlereingeständnis der Regierung, das die Massen mobilisierte? Brach der Aufstand aus, weil das Regime mit diesem Fehlereingeständnis erstmals Schwäche zeigte? Eskalierte der Aufstand, weil die Menschen den Neuen Kurs als eine Bankrotterklärung des Regimes auffassten?
In jedem Falle – darauf weisen die hier gestellten Fragen hin – kann ein Zusammenhang zwischen dem Aufstand und bestimmten krisenhaften Verhältnissen, die im Vorfeld des 17. Juni innerhalb der DDR herrschten, angenommen werden. Von dieser Annahme ausgehend impliziert die Frage nach den Ursachen des Aufstandes, zum einen die Frage nach dem Ausmaß und den wirtschaftlichen, ökonomischen sowie gesellschaftlichen Konsequenzen jener Krisen und zum anderen die Frage, inwieweit diese den Aufstand provoziert bzw. ausgelöst haben könnten. In diesem Zusammenhang werden vier Maßnahmen der SED-Regierung sowie deren Hintergründe, ihre krisenhaften Folgen und die Reaktionen der DDR-Bevölkerung auf diese Umstände in den folgenden vier Kapiteln dieser Arbeit analysiert.
Dabei erfolgt innerhalb des ersten Kapitels eine Darstellung der Maßnahmen der Zwangskollektivierung sowie der Politik des SED-Regimes gegen die Bauern, welche Reaktionen aus der Bauernschaft darauf im Vorfeld des 17. Juni sowie am Tag des Aufstandes erfolgten und welche Schlussfolgerungen sich daraus ziehen lassen. Darüber hinaus wird analysiert, welche ökonomischen und wirtschaftlichen Folgen die Kollektivierung hatte, welche Konsequenzen mit diesem Umstand für die Ernährungslage der Bevölkerung verbunden waren und wie sich diese Situation auf das Stimmungsbild der DDR-Bürger auswirkte. Anschließend werden, im zweiten Abschnitt dieser Arbeit, die Gründe und Folgen der Militarisierungspolitik des SED-Regimes erläutert, wie sich die Vernachlässigung der Leichtindustrie zugunsten der Schwerindustrie auf den Lebensstandart der Menschen auswirkte, wie die DDR-Bürger diese Situation beurteilten und in welchem Verhältnis sie mehrheitlich zur Aufrüstung der DDR standen. Im dritten Analysekomplex werden schließlich die Ursachen für die Normenerhöhung dargestellt, was diese für die Existenz der Arbeiter und ihrer Familien bedeutete und welche Folgen diese Maßnahmen in Bezug auf die Stimmung der Arbeiterschaft mit sich brachte. Abschließend wird im vierten Teil dieser Arbeit auf die Gründe für den Kurswechsel der SED-Regierung eingegangen und die Konsequenzen des Neuen Kurses aufgezeigt – insbesondere wird in diesem Zusammenhang analysiert, wie die Arbeiter auf die Tatsache reagierten, dass die Normenerhöhung im Rahmen des Neuen Kurses nicht zurückgenommen wurde und welche Folgen die selbstkritische Haltung der SED-Führung hatte.
2. Zwangskollektivierung und Enteignung – eine Ursache für den Aufstand?
2.1 Politik nach der 2. Parteikonferenz
Die Kollektivierung der Landwirtschaft stellte neben dem Auf- und Ausbau der Schwerindustrie (mehr dazu vgl. Kapitel 3) einen der entscheidenden Schwerpunkte der Wirtschaftpolitik der SED nach der 2. Parteikonferenz im Juli 1952 dar. Die Maßnahmen, die nach dieser Konferenz durchgeführt wurden, implizierten die Beseitigung der Großbauern als soziale Gruppe[3] sowie die Kollektivierung der Klein- und Mittelbauern.[4] Ziel dieser Aktion war der Übergang zur sozialistischen Großproduktion auf dem Lande.[5] Das Instrumentarium des „planmäßigen Aufbaus des Sozialismus“ war dabei die 1952 gebildete LPG, die den staatlich organisierten Zusammenschluss von Landwirten und landwirtschaftlichen Betrieben darstellte.[6]
Da jedoch nur wenige Großbauern auf freiwilliger Basis zum Eintritt in eine LPG zu bewegen waren, kamen nach der 2. Parteikonferenz Methoden des wirtschaftlichen und juristischen Zwangs zur Anwendung[7] und wurden zum entscheidenden Gründungsmoment für die LPG.[8]
In den Folgen dieser, auf Zwang basierenden und immer rigider werdenden Politik der SED gegen die Bauern, sieht Roth eine „generelle Ursache für das Aufbegehren breiter Volksmassen“.[9] Diese These wird im Folgenden überprüft. Dabei wird zunächst die Frage im Vordergrund stehen, wie die Politik gegen die Bauern ausgesehen hat.
2.2 Politik gegen die Großbauern
Mit hohem Tempo wurde die LPG-Gründung nach der 2. Parteikonferenz forciert. Tausende „devastierter“ Landwirtschaftsbetriebe wurden im Zuge des „Klassenkampfes im Dorf“ innerhalb der gesamten DDR zu Gunsten der LPG bis Juni 1953 enteignet und zwangskollektiviert.[10]
Um diese Kollektivierung durchführen zu können, kamen repressive Maßnahmen – Eisenfeld, Kowalczuk und Neubert sprechen sogar von „terroristischen Mitteln“[11] – zur Anwendung. Das geschah zwischen November 1952 und Juni 1953 – einem Zeitabschnitt, den Schöne als „Repressionsphase“ in der Kollektivierung der Landwirtschaft bezeichnet.[12]
Der Staat setzte überzogene Steuererhebungen und Ablieferungssollvorgaben „als besonderes Druckmittel gegen die Bauern ein.“[13] Wurde der verlangte Soll nicht erfüllt, wurden hohe Geldstrafen verhängt. Im Falle einer Nichtzahlung der Geldstrafen – die Summe bewegte sich zwischen 1.500 und 10.000 Mark – drohte eine Gefängnisstrafe, wobei das Gericht einen Tag Gefängnis mit 5 Mark Strafsumme verrechnete.[14] Oder die Regierung begründete ihre Maßnahmen mit dem Vorwurf der Sabotage.[15]
Zwischen August 1952 und Januar 1953 fanden über 1.250 politisch motivierte Verfahren im Zusammenhang mit solchen „Vergehen“ gegen Bauern statt.[16] Ob die Betroffenen krank waren, der Tierbestand wegen einer Seuche dahingerafft worden oder die Ernte witterungsbedingt schlecht ausgefallen war, spielte dabei keine Rolle.[17] Tausende wurden durch diese Maßnahmen in den Ruin getrieben, „sodass die SED die Höfe enteignen und der Kollektivierung zuführen konnte.“[18] Auf diese Weise wurden viele Bauern gezwungen, in die LPG einzutreten oder aber ihre Höfe abzugeben.[19]
2.3 Folgen der Zwangskollektivierung in der Landwirtschaft
2.3.1 Angst und Misstrauen – Protest und Republikflucht
Mangelnde Freiwilligkeit beim LPG-Eintritt führte dazu, dass der Kollektivierungskurs „immer Stärker in Verruf geriet“[20]. Der staatliche Druck, die Schikanen und Willkürmaßnahmen der Regierung erzeugten zudem eine Situation der Angst, Verfolgung und Repression innerhalb der DDR. Eine Lageanalyse, erstellt vom Rat des Kreises Parchim, weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sich „eine gewisse Unruhe und ein Misstrauen gegenüber unserer Regierung in der Bauernschaft bemerkbar [mache]“[21].
Eine konkrete Protesthaltung gegen die vorherrschende Situation erfolgte am Tag des Aufstandes, als die Bauernschaft „tatkräftig gegen die SED-Diktatur opponierte“[22]. In über 250 Gemeinden mit jeweils ca. 2000 Einwohnern kam es zu Protesten gegen die Parteiherrschaft sowie zu Angriffen auf deren Vertreter.[23]
Viele andere Bauern hingegen, für die die Situation in der DDR zu Beginn des Jahres 1953 unhaltbar wurde, reagierten auf die repressiven Maßnahmen der Regierung mit „Republikflucht“.[24] Somit war ein weiteres Ergebnis der Zwangskollektivierungsmaßnahmen „eine ständig ansteigende Fluchtwelle von Bauern“[25]. Viele – darunter eine Reihe wirtschaftlich erfolgreicher Landwirte[26] – gaben unter den gegebenen Umständen „ihren Besitz, den sie in Generationen zusammengehalten hatten, [auf] und [gingen] in die Bundesrepublik“[27]. Es kam sogar vor, dass „alle Großbauern mit ihren Familien eines Dorfes ‚republikflüchtig’ wurden“[28]. So flohen nicht nur die Besitzer der Höfe, sondern auch die mit ihnen arbeitenden Familienangehörigen.[29] Zudem wurden viele Neu-, Mittel- und Kleinbauern „republikflüchtig“.[30] Unter den 226.000 Flüchtlingen des Jahres 1953 befanden sich 11.076 Bauern[31], die „lieber ihre Höfe in der DDR aufgaben, als sie unter den gegebenen Bedingungen zu bewirtschaften.“[32] In den Monaten Januar bis April 1953 verließen im Durchschnitt fast 2000 Bauern pro Monat die DDR und gingen in den Westen.[33] Dabei wurde zwar die Flucht der Großbauern gern in Kauf genommen, die Flucht der besonders umworbenen Klein- und Mittelbauern hingegen war kaum eingeplant.[34]
Die „Republikflucht“ hatte schwerwiegende wirtschaftliche Konsequenzen und ließ in der staatlichen und gesellschaftlichen Realität der DDR eine „tiefe existentielle Krise“[35] heraufziehen.[36]
2.3.2 Verschlechterung der Versorgung der Bevölkerung
Der Umstand massenhafter Flucht der Bauern aus der DDR bedeutete erstens einen Verlust an Fachwissen und zweitens blieben die verlassenen Felder über einen längeren Zeitraum unbestellt, da dem Staat seit 1952 durch die Vertreibung von Großbauern mehr als 621.000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche anheim gefallen waren, jedoch „ohne dass die Voraussetzungen gegeben waren, diese effektiv zu bewirtschaften“[37]. So prägten beispielsweise im Frühjahr 1953 nicht abgeerntete und unbestellte landwirtschaftliche Flächen v.a. die brandenburgische Landschaft.[38] Störungen in der landwirtschaftlichen Produktion waren mit dem Entzug von Arbeitskräften vorprogrammiert und damit Schwierigkeiten in der Versorgung der Bevölkerung unausweichlich.[39] Die Produktivität auf dem Land „ging dramatisch zurück“[40]. Massive Versorgungsprobleme zeigten sich dann schließlich seit Herbst 1952.[41] Immer deutlicher geriet der SED-Staat in eine ökonomische Krise.[42] Doch trotz der stärker werdenden Unzufriedenheit[43] innerhalb der DDR – auf die sogar die sowjetische Kontrollkommission aufmerksam gemacht hatte – und der zunehmenden wirtschaftlichen Probleme, erklärte die Regierung noch am 20.-22. November 1952, dass die Maßnahmen der 2. Parteikonferenz richtig und unumstößlich seien.[44]
Die Verschlechterung der Versorgungslage wurde zum Jahreswechsel 1952/53 unübersehbar und sorgte im Frühjahr 1953 für „erhebliche Spannungen in der Bevölkerung und brachte ein wachsendes Maß an Unzufriedenheit mit sich“[45], die sich, laut Schwabe, „in den Aktionen vom 17. Juni 1953 entlud.“[46]
2.4 Ursachen für den Aufstand: Ergebnisse eines totalen sozialen Krieges
Zusammenfassend ist festzustellen, dass die immer rigider werdende Politik der Regierung, die „mit brachialer Gewalt“[47] eingeleiteten Kollektivierung der Landwirtschaft, die sich schließlich zu einem „totalen sozialen Krieg“[48] gegen die Bauernschaft entwickelte, in der Tat, in ihren Folgen, als eine, wie Roth es formuliert, „generelle Ursache für den Aufstand breiter Volksmassen“[49] gesehen werden kann. Die repressiven Maßnahmen der Regierung hatten ein negatives Stimmungsbild innerhalb der Bauernschaft und Proteste zur Folge. Die Republikflucht der Bauern hatte zudem schwerwiegende ökonomische und wirtschaftliche Konsequenzen, die sich verheerend auf die Versorgungslage der DDR-Bürger auswirkten, was wiederum eine negative Grundstimmung innerhalb der Bevölkerung zur Folge hatte. Der Unmut darüber kann als eine entscheidende Voraussetzung für den Juni-Aufstand gesehen werden. Bei alledem darf natürlich nicht außer Acht gelassen werden, dass sich dieser „totale soziale Krieg“ nicht nur gegen die Bauern, sondern gegen fast alle wichtigen sozialen Gruppen der DDR-Bevölkerung richtete.[50]
[...]
[1] Vgl. Werkentin, Falco: Der totale soziale Krieg. Auswirkungen der 2. Parteinkonferenz der SED im Juli 1952. In: Jahrbuch für Kommunismusforschung 2002, S. 23-54.
[2] Vgl.: Schreiben der SED-Bezirksleitung Potsdam an das ZK der SED (z. Hd. Walter Ulbricht) über die „Republikflucht von werktätigen Bauern“ (Auszug), 2.4. 1953. In: BLHA, Rep. 530, Signatur 1009, Blatt 76. Zitiert nach Ciesla, Burghart (Hrsg.): Freiheit wollen wir! Der 17. Juni 1953 in Brandenburg. Berlin 2003, S. 76.
[3] Den Kampf gegen die starke soziale Stellung der Großbauern im Dorf hatte die SED bereits früher, spätestens seit der 1. Parteikonferenz im Januar 1949, eingeleitet. Vgl. Werkentin, Falco: Die „2. Parteikonferenz“ der SED im Juli 1952. In: Werkentin, Falco (Hrsg.): Der Aufbau der „Grundlagen des Sozialismus“ in der DDR 1952/53. Berlin 2002, S. 57.
[4] Kowalczuk, Ilko-Sascha: Das bewegte Jahrzehnt. Geschichte der DDR von 1949 bis 1961. Bonn 2003, S. 116.
[5] Ciesla, Burghart (Hrsg.): Freiheit wollen wir! Der 17. Juni 1953 in Brandenburg. Berlin 2003, S. 27.
[6] Es existierten drei Typen von LPG: Typ I: gemeinsame Nutzung des eigenen und gepachteten Ackerlandes; Typ II: gemeinsame Nutzung von Maschinen, Geräten und Zugkräften; Typ III: gemeinsame Nutzung des gesamten Grund und Boden.
[7] Schöne weist darauf hin, dass die „überwiegende Mehrzahl der hier gegründeten LPG [..] aufgrund von Zwangsmaßnahmen [entstanden]“. Schöne, Jens: „Wir sind dafür, dass über diese Fragen keine Berichterstattung erfolgt.“ Die Kollektivierung der Landwirtschaft in der DDR 1952/53. In: Werkentin, Falco (Hrsg.): Der Aufbau der „Grundlagen des Sozialismus“ in der DDR 1952/53. Berlin 2002, S. 73.
[8] Kowalczuk (wie Anm. 4), S. 116.
[9] Roth, Heidi: Leipzig und Görlitz: Die SED-Macht zeigt sich hilflos. In: Mählert, Ulrich (Hg.): Der 17. Juni 1953. Ein Aufstand für Einheit, Recht und Freiheit. Bonn 2003, S. 90.
[10] Bereits im Mai 1952 wurden Zwangsumsiedlungen an der innerdeutschen Grenze durchgeführt und dabei knapp 900 Bauernhöfe in innerdeutschen Grenzkreisen auf ostdeutscher Seite enteignet. 12.000 Menschen, die als „politisch unsicher“ galten, wurden während der so genannten „Aktion Ungeziefer“ aus einem auf fünf Kilometer Breite festgelegten Grenzstreifen vertrieben. Noch mal genauso viele Menschen flüchteten in den Westen. Vgl. Kowalczuk (wie Anm. 4), S. 117.
[11] Eisenfeld, Bernd/Kowalczuk, Ilko-Sascha/Neubert, Ehrhart: Die Verdrängte Revolution. Der Platz des 17. Juni 1953 in der deutschen Geschichte. (= Wissenschaftliche Reihe der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik hrsg. von der Abteilung Bildung und Forschung, Bd. 25), Bremen 2004, S. 113.
[12] Schöne (wie Anm. 7), S. 87.
[13] Kowalczuk (wie Anm. 4), S. 117.
[14] Ciesla (wie Anm. 5), S. 26f.
[15] Werkentin, Falco: Die „2. Parteikonferenz“ der SED im Juli 1952. In: Werkentin, Falco (Hrsg.): Der Aufbau der „Grundlagen des Sozialismus“ in der DDR 1952/53. Berlin 2002, S. 58.
[16] Kowalczuk (wie Anm. 4), S. 117.
[17] Kowalczuk (wie Anm. 4), S. 117.
[18] Ebd.
[19] Schwabe, Klaus: Aufstand an der Küste. Ursachen, Verlauf und Ereignisse des 17. Juni 1953. Schwerin 2003, S. 30.
[20] Schöne (wie Anm. 7), S. 91.
[21] LHA Schwerin. Rat des Kreises Parchim. Nr. 55. Zitiert nach Schwabe (wie Anm. 19), S. 30.
[22] Schöne (wie Anm. 7), S. 92.
[23] Ebd.
[24] Ciesla (wie Anm. 5), S. 26.
[25] Werkentin (wie Anm. 15), S. 58.
[26] Schöne (wie Anm. 7), S. 91.
[27] Schwabe (wie Anm. 19), S. 31.
[28] Ebd.
[29] Wekentin (wie Anm. 15), S. 59.
[30] Schwabe (wie Anm. 19), S. 23.
[31] BArch, DO 1/11/962, Bl. 11f. In: Schöne (wie Anm. 7), S. 91.
[32] Fricke, Karl Wilhelm. In: Roth, Heidi: Der 17. Juni 1953 in Sachsen. Mit einem einleitenden Kapitel von Karl Wilhelm Fricke. Köln u.a. 1999, S. 23.
[33] Ciesla (wie Anm. 5), S.28.
[34] Werkentin (wie Anm. 15), S. 59.
[35] Fricke (wie Anm. 32), S. 19-20.
[36] Zwar beschäftigte sich die SED mit den Ursachen der Republikflucht, jedoch vermied sie es, sich mit ihren eigentlichen Gründen auseinaderzusetzen. So heißt es in einem Schreiben der SED-Bezirksleitung beispielsweise, dass die Flucht der Bauern aus der DDR u.a. beeinflusst worden sei, „von Klassenfeinden wie z.B. Kirche, Sekten, RIAS, Großbauern und kleinbürgerlichen Elementen“. Vgl. Schreiben der SED-Bezirksleitung Potsdam an das ZK der SED (z. Hd. Walter Ulbricht) über die „Republikflucht von werktätigen Bauern“ (Auszug), 2.4. 1953. In: BLHA, Rep. 530, Signatur 1009, Blatt 76. Zitiert nach Ciesla (wie Anm. 5), S. 76.
[37] Schöne (wie Anm. 7), S. 90.
[38] Ciesla (wie Anm. 5), S. 28.
[39] Dietrich, Torsten: Waffen gegen das Volk. Der 17. Juni 1953 in der DDR. Hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt. München 2003, S. 41.
[40] Schöne (wie Anm. 7), S. 87.
[41] Ciesla (wie Anm. 5), S. 24.
[42] Ebd.
[43] Weiteres zu konkreten Stimmungsbildern in der Bevölkerung in Kapitel 3.
[44] Ciesla (wie Anm. 5), S. 24.
[45] Dietrich (wie Anm. 39), S. 20.
[46] Schwabe (wie Anm. 19), S. 32.
[47] Eisenfeld, Kowalczuk, Neubert (wie Anm. 11), S. 114.
[48] Werkentin (wie Anm. 1), S. 23-54.
[49] Roth (wie Anm. 9), S. 90.
[50] Die „Verschärfung des Klassenkampfes“ wurde zu einem „Krieg gegen die eigene Bevölkerung“ (Mählert, Ulrich: Dimensionen eines Aufstandes. In: Mählert, Ulrich (Hrsg.): Der 17. Juni 1953. Ein Aufstand für Einheit, Recht und Freiheit. Bonn 2003, S. 14). So wurden z.B. im Rahmen der „Aktion Rose“ die Hotelkapazitäten an der Ostsee enteignet – mit der Folge, dass die in Jahrzehnten gewachsene kulturelle und touristische Struktur vieler bekannter Ostseebäder zerstört wurde, somit Arbeitsplätze verloren gingen und viele umliegende Gemeinden durch den ausbleibenden Tourismus unter Mindereinnahmen litten. Laut Schwabe trug dieser Eingriff in die Grundrechte der Bürger durch die SED dazu bei, „dass sich eine negative Stimmung weiter verstärkte.“ Vgl. Schwabe (wie Anm. 19), S. 33.
Zudem kam es zu einer Liquidierung des privaten Großhandels- und Transportgewerbes. Mitte 1953 kam es in 13.000 gemeldeten Betrieben zu fast 3100 Durchsuchungen. In rund 2100 Fällen wurden Verfahren gegen die Inhaber eingeleitet, die nicht selten mit Enteignungen endeten. Das beschlagnahmte Vermögen belief sich auf eine Summe von insgesamt 335.364.348 DM. Vgl. Müller, Werner: Die zweite Parteikonferenz der SED 1952. Das Regime zeigt sein stalinistisches Gesicht. In: Maruhn, Jürgen (Hrsg.): 17. Juni 1953. Der Aufstand für die Demokratie. München 2003, S. 40.
Schließlich sei noch das „Gesetzes zum Schutz des Volkseigentums“ vom 2. Oktober 1952 genannt. Schon gegen die kleinsten Vergehen wurden im Rahmen dieses Gesetzes drakonische Strafen verhängt. Zwischen Oktober und März 1952/53 fanden ca. 7000 Verfahren gegen rund 10.100 Personen statt. Bis Mai 1953 saßen 66.400 Menschen in völlig überfüllten Gefängnissen. Vgl. Werkentin (wie Anm. 15), S. 68.
- Quote paper
- Benjamin van Well (Author), 2005, Welche Ursachen hatte der Aufstand vom 17. Juni 1953?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45848
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