Das Ende des Ersten Weltkrieges und der Zusammenbruch der Habsburgermonarchie: Kärnten ist ein Kriegsschauplatz, wobei die Karnische Front und die Kärntner Grenze hält. Das europäische Großreich Österreich-Ungarn zerfällt, wobei dieses ein "Vielvölkerkerker" war – oder wird es zum Vorbild? Dies ist ein geänderter Blickwinkel im Zeichen der Europäischen Union.
Der südslawische SHS-Staat mit den Serben, Kroaten und Slowenen wird gebildet und es entsteht auch der Nationalstaat Deutschösterreich, wobei eine neue Selbstständigkeit des Landes Kärnten angestrebt wird. Es erfolgt ein Warten auf die Friedenskonferenz: Der US- Präsident Woodrow Wilson verkündet das Selbstbestimmungsrecht für die Völker Europas. Für Kärnten stellt sich die Frage der "Unteilbarkeit" oder Selbstbestimmungsrecht, wobei eine natürliche oder nationale Grenze gezogen werden sollte. Es gibt südslawische und österreichische Lösungsvorschläge.
Den südslawischen Okkupanten wird im November 1918 kein Widerstand geleistet, wobei der Landtag / die Landesversammlung geheim am 5. Dezember 1918 den bewaffneten Widerstand beschließt. Das Ergebnis wird Wien übermittelt und die Volkswehr, als erstes Bundesheer, formiert sich. In Velden entsteht die Idee einer Kärntner Republik, wobei der Abwehrkampf in Grafenstein 1914/15 einen Wendepunkt erfährt und im Jänner 1919 es zu entscheidenden Abwehrmaßnahmen kommt. Man spricht von Kärntnern und Krainern, nicht von Deutschen und Slowenen, das Kärntner Volk eine Einheit.
Die Miles Mission als Friedensmacher, eine einzigartige Intervention der Amerikaner. Die Pariser Friedenskonferenz und der lange Weg zur Volksabstimmung. Die Miles Ergebnisse schaffen die Grundlage für eine Volksabstimmung. Mit der Waffe tritt man gegen die Volksabstimmung an, wobei am 29. April 1919 eine südslawische Offensive erfolgt und bis zum 7. Mai der Höhepunkt im Abwehrkampf gegeben ist. Die Volksabstimmung wird am 12. Mai 1919 festgelegt und die Volksabstimmung wir am 29. Mai 1919 neuerlich beschlossen und es kommt zu einem jugoslawischen Generalangriff und eine Zweizonenlösung wird am 4. Juni 1919 beschlossen. Klagenfurt wird am 6. Juni 1919 von den "Serben" besetzt und der militärische Abwehrkampf geht zu Ende. Die italienischen Truppen besetzen die Eisenbahnlinie Villach - Feldkirche - St. Veit. Kärnten ist eineinhalb Jahre geteilt vom Juni 1919 bis Oktober 1920. Die Interalliierte Plebiszitkommission erschein in Klagenfurt und dadurch kommt es überhaupt zu einer Volksabstimmung.
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung
1 Einleitung
2 Karantanien – ein alpenslawisches Fürstentum
2.1 Fürstenstein, ältestes Kärntner Rechtssymbol
2.2 Kärnten, Landesbewusstsein als einerlei Volk?
2.3 Kärntner Slowenen, Landeseinheit oder Nordgrenze
2.4 Kärntner Volk, ein zweierlei Volk?
3 Zusammenbruch der übernationalen Vielvölkermonarchie
3.1 Kärnten, slowenische nationale Bewegung
3.2 Slowenen und die südslawische Bewegung
3.3 Jugoslawische Gebietsansprüche an Kärnten
3.4 Maideklaration südslawischer Abgeordneter
3.5 Amerika, Selbstbestimmungsrecht der Völker
3.6 Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen
3.7 Nationalstaat Deutsch-Österreich
3.8 Kärnten – Ein Warten auf die Friedenskonferenz
4 Gefecht um Grafenstein ein Meilenstein im Abwehrkampf
4.1 Freiheit und Landeseinheit in Gefahr, Kampf um Grafenstein
4.2 Kärnten, südslawische Besetzung und Freiheitsbewegung
4.3 Steinacher, Gefecht um Grafenstein und erster Kanonenschuss
4.4 Grafenstein, Abschnitt Annabrücke
4.5 Studentenkompanie, Abwehrkampf in Grafenstein
4.6 Abwehrkampf, Unterabschnitt Grafenstein
5 Jugoslawische Gebietsansprüche erfordern Freiheitskampf
5.1 Soldatenrat, erster Anstoß zum Widerstand
5.2 Kärnten, südslawische Besetzung – vollendete Tatsachen?
5.3 Kärnten, dessen Erwachen und Widerstand
5.4 Befreiung des Gailtales und des Rosentales
5.5 Jännerkämpfe und Widerstandswille
5.6 Waffenstillstand in Graz und amerikanische Miles-Mission
5.7 Grenzfrage – die ersten Friedensverhandlungen in St. Germain
5.8 Der Freiheitskampf – ein Anliegen der Deutschsprachigen und der Sprachslowenen
5.9 Südslawischer Überfall und auflebender Abwehrkampf
5.10 SHS- Staat und die Kärntner Abstimmungsfrage
5.11 Volksabstimmung, das Warten im Klagenfurter Becken
5.12 Erste Friedensverhandlungen und südslawischer Überfall
5.13 Das Klagenfurter Becken und die Zweizonen-Lösung
6 Volksabstimmung und interalliierte Plebiszitkommission
6.1 Abstimmungszone mit südslawischer Verwaltung
6.2 Volksabstimmung für das Klagenfurter Becken
6.3 Volksabstimmung, eine enorme Furcht der Jugoslawen
6.4 Österreich und Staatsvertrag in St. Germain
6.5 Übermächtiger jugoslawischer Angriff auf Kärnten und Besetzung von Klagenfurt
6.6 Landesagitationsleitung und österreichische Propaganda
6.7 Heimatdienst und österreichische Agitation
6.8 Volksabstimmung und die Diplomatie
6.9 Volksabstimmung und die Demarkationslinie
6.10 Volksabstimmung und geistiger Abwehrkampf
6.11 Volksabstimmung und interalliierte Kontrolle
6.12 Südslawische Propaganda vor der Abstimmung
6.13 Kärnten – von der Wiener Regierung im Stich gelassen?
7 Deutschsprachige und Slowenischsprachige für Österreich
7.1 Kärntner Grenzfrage und die Wiener Regierung
7.2 Renner, die Legende von der Draugrenze
7.3 Jugoslawische Truppen und Kärntner Gegenoffensive
7.4 Steinacher – Volksabstimmung Sieg in deutscher Nacht?
7.5 Demokratische Entscheidung für die junge Republik Österreich
7.6 Italien mit Eigeninteresse für Volksabstimmung
7.7 Jugoslawenfreundliche Geistlichkeit und Lehrerschaft
8 10. Oktober 1920, ein Tag der Selbstbestimmung
8.1 Volksabstimmung, Tag der Freiheit und Einheit
8.2 Wirtschaft und das Abstimmungsverhalten
8.3 Sprache und Politik beeinflussen das Abstimmungsverhalten
8.4 Sozialdemokratie, eine Abstimmung für Österreich
8.5 Volksabstimmung und die slowenische Volksgruppe
8.6 Kärnten, ethnische und sprachliche Situation
8.7 Volksabstimmung und die internationale Diplomatie
8.8 Alliierte und der Standpunkt von Kärnten und Österreich
9 Freiheitskampf ein Beitrag zur Staatsidee Österreich
9.1 Volksabstimmung und jugoslawische Beziehungen
9.2 Jugoslawische Gebietsforderungen nach der Volksabstimmung
9.3 Kärnten und ein Brückenbauen für die Landeseinheit
9.4 Jugoslawische Gebietsforderungen und der Artikel sieben
9.5 Jugoslawien, Bedrohung der Freiheit und Landeseinheit
9.6 Der Staatsvertrag und die jugoslawischen Gebietsansprüche
10 Kärnten frei und ungeteilt
11 Angebotene Kulturautonomie und Minderheit in Kärnten
11.1 Entwurf einer slowenischen Kulturselbstverwaltung
11.1.1 Selbstverwaltung der allgemeinen Kultur
11.1.2 Selbstverwaltung des Schulwesens
11.2 Grundzüge für die Regelung des slowenischen Schulwesens
11.3 Selbstverwaltung der slowenischen Volksgruppe
11.4 Kulturstelle für das gemischtsprachige Gebiet
12 Literatur
13 Abkürzungen
Vorbemerkung
Die „ Etymologie “ des Familiennamens „ Westritschnig “: „ Bistričnik “ – „ Bistrischnigg “ – „ Wistrischnigg “ – „ Wistritschnigg“ - „ Westritschnig “, mit einer Herkunft aus der Ortsschaft „ Obirsko/Ebriach “, eine Streusiedlung in der politischen Gemeinde Eisenkappel-Vellach, der Bezirkshauptmannschaft Völkermarkt, dem Herzogtum Kärnten, des Bundeslandes Kärnten, der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn, der Republik (Deutsch-) Österreich, birgt eine wechselvolle „ zweisprachige “ Kärntner Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit „ Abwehrkampf 1918/19 “, „ Volksabstimmung 1920 “ und „ Partisanengewalt 1942-1945 “ in sich. Von der neuen Bedeutung „ Riese “ geht wahrscheinlich der Name „ Obir “ aus, wobei der Obir einer der mächtigsten Bergstöcke in den Ostkarawanken ist. Der Name des Dorfes „ Ebriach “, mittelhochdeutsch (mhd) Öbriach, wird 1154 erstmals urkundlich erwähnt, und dieses liegt am Fuße des Obir. Das slowenische „ Obrjah “ bedeutet „ bei denen am Obir “, denn die Ortschaft liegt am Fuße des Obir-Bergstockes.1 Eine moderne slowenische „ Neubildung “ von „ Ebriach “ ist „ Obirsko “. Die Ortschaft Ebriach, eine „ Streusiedlung “, wird spätestens vor 1300 von Slowenen bevölkert.2 Die erstmaligen urkundlichen Erwähnungen sind eine Sache und die tatsächlichen Besiedlungen sind wieder eine andere Tatsache. Im zu Ende gehenden 6. Jahrhundert beginnen die Alpenslawen Kärnten zu besiedeln. Das „ polyethnische “ frühmittelalterliche „ Fürstentum Karantanien “ entsteht im zu Ende gehenden 7. Jahrhundert als „ selbstständiges Stammesherzogtum “ der Karantanen, wobei diese ein vornehmlich „ slawisch “ bestimmtes Volk waren. Karantanien wird auch als „ Land der Slawen “ bezeichnet. Die „ Karantaner “ gehören zu unseren Vorfahren in Kärnten. Die Karantanen haben eine enorme Ausbreitung, weit über das spätere „ Reichs- Herzogtum Kärnten “, gegründet im Jahre 976, hinaus. Eine spätere, von Ober- und Westmittelkärnten ausgehende „ bairische Besiedlung “, findet ab der Mitte des 8. Jahrhundert statt, wobei eine „ fränkische Herrschaft “ der Karolinger in Kärnten ebenfalls gegeben ist. Es kommt zu einer kriegerischen Auseinandersetzung der Baiern mit den Karantanen. Die geistliche und weltliche Grundherrschaft über die „ bairisch-fränkischen “ Bauern äußert sich im Grundherrlichen System in Kärnten, wobei sich ein „ fränkisch-bairisches “ Geschlecht als neue adelige Oberschicht ausbildet. Karantanien nimmt durch den Karolinger Kaiser, Arnulf von Kärnten, an Bedeutung zu. Arnulf wird im Jahre 887 zum ostfränkischen König gekrönt, der von 896 bis 899 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation ist.
Das „ Herzogtum Kärnten “ wird ein eigenständiges, territoriales staatliches Gebilde. Diese „ älteste Landeseinheit “ des Ostfränkischen Reiches liegt vorwiegend auf dem Boden der heutigen Republik Österreich. Der Zusammenbruch der Habsburgermonarchie als ein „ übernationaler “ Vielvölkerstaates hat nach dem Ersten Weltkrieg zur Folge, dass das „ erweiterte Kanaltal “ Italien und das unterkärntnerische „ Mießtal “ und das „ Seeland “ dem neuen südslawischen SHS- Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, durch die Friedenskonferenz von St. Germain, zugesprochen wird. Das Herzogtum Kärnten bleibt Teil des Heiligen Römischen Reiches, allerdings bekommt das „ Reich “ ab dem 15. Jahrhundert die Zusatzbezeichnung Deutscher Nation. Das Herzogtum Kärnten ist von 976 bis 1335 ein selbstständiges organisatorisches Gebilde. Das „ Herzogtum Kärnten “ geht aus dem slawischen Fürstentum Karantanien hervor. „ Karantanien “ kommt in der Mitte des 8. Jahrhunderts unter die „ fränkische Oberherrschaft “ und wird bis zur Abspaltung vom „ Herzogtum Baiern “ im Jahre 976 von fränkischen Königen und bairischen Landesfürsten regiert. Das „ Herzogtum Kärnten “ geht im Jahre 1335 in den Besitz des „ Hauses Habsburg “ über. Das Herzogtum Kärnten wird mit dem Erzherzogtum Österreich, dem Herzogtum Steiermark und dem Herzogtum Krain vereinigt.
Das so genannte „ Reich “ hört wegen der Niederlegung der „ Reichskrone “ durch Kaiser Franz II. im Jahre 1806 zu bestehen auf. Kaiser Franz wird bereits im Jahre 1804 als Franz I. zum Kaiser von Österreich, wobei dieser den Titel und die Würde eines Kaisers von Österreich erhält. Das „ Kaisertum Österreich “ wird damit begründet, welches bis zum Ausgleich mit Ungarn im Jahre 1867 bestehen sollte. Die dadurch entstandene „ Doppelmonarchie“ Österreich-Ungarn besteht bis zum Zusammenbruch der Monarchie im Jahre 1918. Die „ übernationale “ Habsburgermonarchie zerfällt am Ende des Ersten Weltkrieges in „ Nationalstaaten “, in denen es auch „ autochthone“ Minderheiten gibt. Der Franzose bzw. Korse, „ Bonaparte Napoleon “ 1769-1821, steigt in der Französischen Revolution in der Armee auf und erweist sich als militärisches Talent ersten Ranges. Napoleon krönt sich während einer Zeremonie in Anwesenheit von Papst Pius VII in der Kathedrale von Notre Dame in Paris selbst zum „ Kaiser der Franzosen “.
Die „ Aufzeichnungen “, welche durch den Geschichtsverein in das Kärntner Landesarchiv gelangen, geben Auskunft über den Bergbau in den Revieren des Obirs3. Der „ Obir “ wird heute als „ Hoch- und Kleinobir “ bezeichnet, wobei der Hochobir 2142 Meter und der Kleinobir 1948 Meter hoch ist. Der Bergstock des Obirs ist der „ Karawankenkette“ vorgelagert und wird durch den 1066 Meter hohen Schaidasattel mit dem Hauptkamm der Koschutta verbunden. Die tief eingeschnittenen Täler des Freibaches im Westen, des Ebriacher Baches im Süden und des Vellacher Baches im Osten trennen den Obirstock von den anderen Bergen. Die Aufzeichnungen über den Bergbau führen zunächst in die Gegend von Kappel, dem heutigen Eisenkappel, an den Westabfall der Petzen. Die „ politische Verwaltungseinheit Gubernium Laibach “ besteht aus „ fünf Kreisen “, nämlich Laibach, Neustadt, Adelsberg, Klagenfurt und Villach. Der „ Franziszeische Kataster “ im Kronland Kärnten geht in der Zeit von 1823 bis 1844 als große topographische- und gewaltige Vermessungs- und Verwaltungsleistung in die Geschichte der Habsburgermonarchie ein. Der Steuerbezirk Kappel im Kreis Klagenfurt besteht aus den folgenden Katastralgemeinden (KG): Ebriach , Kappel, Leobnigg, Loppen, Ober- und Unter Seeland, Remschenig, Trögern und Vellach.4 Im Lobnigg-Graben erhält am 30. September 1568 Ludwig Ungnad, Freiherr zu Sunnegg, das „ Bergwerksrecht “ verliehen und schürft nach silberhältigen Bleierzen. Johann Wilhelm Graf von Attems verkauft dem Abt von Stift St. Paul seine Bleierzgrube im „hochen Obir“. Die Hammergewerke Johann Martin Huebmershofen eröffnen am 15.April 1729, ob der Kirche Ebriach/Obisko, im hohen Gebirge einen Neuschurf von Silber und Blei. Es gibt am Hochobir die Reviere Obir II und III, und es wird am Kleinobir im Jahre 1829 ebenfalls nach Blei geschürft.5
Der familiären Vorfahren meines Vaters „ Ferdinand Westritschnig“ , geboren im Jahre 1898 in Althofen in der Gemeinde Grafenstein und ein „ Kaisertreuer Kärntner “ mit slowenischer Muttersprache, wobei dieser erst in der „ Volkschule“ die deutsche Sprache. Ferdinand Westritschnig kämpft im Ersten Weltkrieg an der Karnischen Kriegsfront aus Überzeugung für eine „ übernationale Habsburgermonarchie “ und damit für eine unversehrte Kärntner Grenze gegenüber Italien. Dieser wird an der „ Karnischen Kriegsfront “ von 1916 bis 1918 zum dekorierten Soldaten einer übernationalen, Vielvölker Habsburgermonarchie. Dem kriegserfahrenen Kärntner Soldaten Ferdinand Westritschnig schließt sich lückenlos der „ Abwehrfkampf “ an, denn es geht wieder darum, um die Kärntner Grenze zu kämpfen, allerdings ist der kriegerische Kontrahent ein anderer, nicht mehr Italien, sondern der neu gegründete südslawische Staat der Serben, Kroaten und Slowenen. Der neue Staat, für den nunmehr gedient wird, heißt „ deutsche“ Republik „ Österreich“, wobei dieser aus der Vielvölker Habsburgermonarchie als Nationalstaat mit authochtonen Minderheiten hervorgeht. Die neu aus der Donaumonarchie gebildeten Nationalstaaten beherbergen auch autochthone Minderheiten, wobei es in Kärnten die Slowenen und im Burgenland die Kroaten sind. Aus der Habsburgermonarchie löst sich ebenfalls der neue Nationalstaat der Südslawen, nämlich jener der Serben, Kroaten und Slowenen heraus. Der nunmehrige südslawische Staat wird plötzlich zum Gegner und Feind, wobei Teile von Südkärnten im November 1918 durch jugoslawische Truppen „ okkupiert “ werden. Militärische Abwehrmaßnahmen gegen den neuen, südslawischen Staat werden notwendig. Ehemalige Kameraden der Armee der Habsburgermonarchie werden durch den Nationalismus über Nacht zu nationalen Gegnern. Der aufkommende „ Nationalismus “ hat den „ einerlei Kärntner “ in Deutsche und Slowenen getrennt. Vor der nationalen Ära war die „ Mutter- und Vatersprchesprache “ im Prinzip egal, „ man hat geredet, wie einem der Schnabel gewachsen ist “. Der Nationalismus hat in Kärnten, wie die Geschichte uns lehrt, sowohl auf deutscher, wie auf slowenischer Seite, so manches zerstört.
Mein Vater „ Ferdinand Westritschnig Senior “, ein „ heimattreuer Kärntner “, slowenischer Muttersprache, ein „ Österreich bewusster “ Kärntner, war als „ Abwehrkämpfer “ auch beim Gefecht um Grafenstein am 13. und 14. Dezember 1918 mit dabei, in schwieriger Zeit Kärntens. Dessen Sohn, Dr. „ Karl Josef Westritschnig“, Verfasser dieser Publikation, geboren im Jahre 1947 bei der alten Schmiedhube in Althofen, die zumindest urkundlich über 300 Jahre Jahre Jahre nachgewiesen werden kann, wobei der zeitliche Ursprung noch unbekannt ist, der Pfarre St. Peter in der Gemeinde Grafenstein, dieser ist verehelicht mit Sigrid Westritschnig, geboren im Jahre 1950 in Klagenfurt, einer geborenen Kömmetter, aus einer ehemaligen Klagenfurter 200- jährigen „ Seifensieder“ und später als „ Handschuhmacher-Dynastie “ am Alten Platz in Klagenfurt stammend, wobei direkte Kömmetter Vorfahren im 17. Jahrhundert als „ Reichsfreiherrn “ wichtige „ Landstände in Kärnten “ waren, wobei diese plötzlich und rätselhaft von der Bildfläche verschwinden.
Freiherr Hans Kemeter II. zu Trübein, einem Gut in Radkersburg in der Steiermark, wird im Jahre 1607 in die weltlichen Landstände aufgenommen, wobei im Jahre 1683 eine Bestätigung erfolgt.
Links: Großer Wappensaal, Plan 134, Ostwand, Landstand 1607 ; Rechts: Kärntner Landesarchiv, Wappenbuch A 93a und C 107a.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Verleihung des Wappens an die Freiherrn Kemeter zu Trübein, Herrn auf Neidenstein, westlich von Völkermarkt, durch Kaiser Leopold I . im Jahre 1670.
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Freiherr Hans Carl Kemeter III. wird im Jahre 1671 Generaleinnehmer . Links: Kleiner Wappensaal, Plan 27, Nordwand; Kärntner Landesarchiv: Wappenbuch B 141a.
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Freiherr Hans Carl Kemeter III. wird am Jahre 1679 Verordneter. Links: Kleiner Wappensaal, Plan 30, Ostwand; rechts: Kärntner Landesarchiv, Wappenbuch B 65.
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Karl Westritschnig, geboren im Jahre 1947, verehelichte Sigrid Westritschnig, geboren im Jahre 1950, geborene Kömmetter , mit Tochter Katrin Westritschnig, geboren im Jahre 1984; Heinrich Josef Kömmetter, geboren im Jahre 1919, Hausbesitzer, Handschuhmacher- Meister und Lederhosen-Erzeugung in Klagenfurt am Alten Platz, verehelicht mit Helga Kömmetter, geborene Deschmann, geboren in der Stadt Mies in der Tschechoslowakei im Sudetenland, mit den Kindern Sigrid, meine Frau, und Heinz Georg und der Schwester von Heinrich Josef Kömmetter, Herta Kömmetter, geboren im Jahre 1918; Josef Kömmetter, geboren im Jahre 1882, Hausbesitzer, bürgerlicher Handschuhmachermeister und Bandagist, verehelicht mit Josefine Kömmetter geboren im Jahre 1889, eine geborene Lunacek aus Velden am Wörther See; Josef Matthias Kömmetter, geboren im Jahre 1839, Hausbesitzer, Handschuhmachermeister und Bandagist, verehelicht mit Josefa Kömmetter, geboren im Jahre 1865, eine geborene Kleinberger; Anton Kometer, geboren im Jahre 1802, Hausbesitzer, Handschuhmachermeister und Bandagist, Eleonore Kometer, geboren 1812, eine geborene Grünwald; Franz Florian Komether, geboren 1770, Hausbesitzer und Handschuhmachermeister, verehelicht mit Maria Komether, eine geborene Schwarz; Franz Borgias Kometer, geboren im Jahre 1738 , Seifensiedermeister, verehelicht mit Maria Elisabeth Kometer, geboren im Jahre 1749, eine geborene Maria Proyi; Anton Kometer, geboren im Jahre 1700 , Seifensieder, verehelicht mit Maria Kometer, eine geborene Ogrisin; Doktor Franz Kemeter, geboren im Jahre 1650, wandelt sich mysteriös vom Adeligen zum Bürgerlichen; Hans Carl Kemeter III., geboren im Jahre 1620, Reichsfreiherr zu Trübein, Herr auf Neudenstein bei Völkermarkt, Verleihung des Wappens an die Freiherrn Kemeter durch Kaiser Leopold I. im Jahre 1670, wobei dieser Generaleinnehmer im Jahre 1671 und Verordneter im Jahre1679 wird; Hans Kemeter, geboren im Jahre 1570, Reichsfreiherr zu Trübein, Aufnahme in die „ Kärntner Landstände “ im Jahre 1607; Hans Kemeter zu Trübein, wird im Jahre 1584 von Erzherhzog Karl geadelt.
Meine Schwiegermutter Helga Kömmetter, geboren in der alten Stadt Mies in Egerland im Sudetenland, eine „ Sudetendeutsche “, flieht nach den Kriegswirren aus der Tschechoslowakei, wobei die Großmutter meiner Frau Sigrid Westritschnig, Paula Frieda Deschmann, eine geborene Seifert, bei der Flucht aus der damaligen Tschechoslowakei, aufgrund der „Benesch Dekrete “ bestialisch umgebracht wird, da die Deutschen als „ vogelfrei “ erklärt werden, und es wird Hab und Gut zurückgelassen, wobei eine Wiedergutmachung für dieses Unrecht nicht erfolgt. Es finden vier verwandte Sudetendeutsche meiner Frau, denen die Flucht nach Österreich geglückt ist, im Familiengrab meiner verstorbenen Schwiegermutter ihre letzte Ruhestätte, wo auch ich und meine Frau in einer Urne beerdigt werden.
Die „ Sudetendeutschen sind Altösterreicher “, die nachweislich ohne Unterbrechung in den Randgebieten Böhmens, Mährens und Österreichisch- Schlesien, lebten und nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben wurden. Sie zählten damals 3,5 Millionen Menschen, dies entspricht der Einwohnerzahl von Bosnien und Herzegowina. Ihr gesamter Besitz wurde nach 1945 vom tschechoslowakischen Staat konfisziert, und alle bis auf einen kleinen Rest, der als Berg- oder Facharbeiter unentbehrlich war – musste ihre Heimat unter menschenunwürdigen Bedingungen verlassen. Heute leben in ihrer angestammten Heimat in Tschechien weniger als 100.000 Sudetendeutsche, meist sind diese in den Randgebieten im heutigen Tschechien als authochtone Volksgruppe einer Minderheit angesiedelt.
Die direkte Linie meines Vaters „ Ferdinand Westritschnig“, ein Kaiser- und Heimattreuer Kärntner“ und „ Österreich bewusster “ Grafensteiner „ Abwehrkämpfer “ in Kärntens schwerer Zeit, vulgo Schmied Hube, geboren im Jahre 1898 in Althofen Nr. 5, ungefähr 3,5 Kilometer östlich von Grafenstein gelegen, verheiratet mit Maria Westritschnig, geboren im Jahre 1914 in Eberndorf am Kreuzberglweg, einer geborenen Kollmann, vulgo Skrutl Realität; „ Johann Westritschnig Junior“ , geboren im Jahre 1867 in Althofen, östlich von Grafenstein, vulgo Schmied, verehelicht mit Katharina Westritschnig, geboren im Jahre 1870 in Werda 3, Gemeinde Grafenstein, vulgo Stefan, eine geborene Jaritz; „ Johann Westritschnigg Senior ,“ geboren im Jahre 1835 in Althofen, Pfarre St. Peter, vulgo Schmied, verheiratet mit Maria Westritschnigg, geboren im Jahre 1841, einer geborenen Karpf; „ Mathias Westritschnigg“ , geboren im Jahre 1902 in der Pfarre Tainach, vulgo Zwirn in Greuth, verehelicht mit Maria Westritschnigg, geboren im Jahre 1804, einer geborenen Planegger. Die Zwirn Realität ist in der 2. Hälfte des 19. Jahrhundert abgebrannt und wird an die Völkermarkter Straße verlegt; „ Lukas Westritschnigg“ , geboren im Jahre 1769 in der Pfarre Tainach beim vulgo Zwirn in Greuth, wird Besitzer der vulgo Schmied Hube in Althofen, Gemeinde Grafenstein im Jahre 1811 , verheiratet mit Maria Westritschnigg, einer geborenen Rupitz beziehungsweise vorher verehelicht mit einer geborenen Scheinigg; „ Andreas Wistrischnigg “, verstorben im Jahre 1785, wobei dieser zuerst Besitzer der vulgo Moschitz ¼ Hube in Althofen in der Gemeinde Grafenstein im Jahre 1758 wird, später wird Andreas Wistrischnigg Eigentümer der vulgo Zwirn Realität in Greuth in der Katastralgemeinde (KG) Höhenbergen, der Mutter- und Probsteipfarre Tainach, verstorben im Jahre 1787 i n der Nähe der Völkermarkterstraße in Höhenbergen, verehelicht mit Maria Westritschigg, in der Pfarre Tainach, wobei diese eine geborene Lamplin ist.
Das „ Kollekturregister “ der Pfarre St. Johann in Ebriach/Obisko hat im Jahre 1825 neben anderen Vulgo- und Hofnamen, folgende eingetragen: Bistričnik – „Wistritschnigg“ untere , Ebriach Haus Nr. 62, in der slowenischen und deutschen Form, wobei das Anwesen in einer Mulde liegt. Ebenfalls wird in diesem Register Zvrhnji Bistri čnik – „Wistritschnigg“ obere , Ebriach Haus Nr. 63, in slowenischer und deutscher Form festgehalten. In der Kompass Wanderkarte 2013: Klopeiner See, Karawanken Ost und Steiner Alpen Nr. 65, 1: 50.000 wird der „ Untere Bistritschnig “ und der „ Obere Bistritschnig “ angeführt.
Der Franziszeische Kataster der Katastralgemeinde (KG) Ebriach/Obirsko dient als Basis der Grundbesteuerung. In diesem Kataster scheinen die Vor- und Nachnamen von Huben in Ebriach unter anderen auf: „ Wistritschnig Johann “ – Besitzer der unteren Wistritschnig – Hube , „ Westritschnig Jakob “ – Eigentümer der oberen Wistritschnig – Hube , „ Wistritschnig Franz “ – Besitzer der Oboinig – Hube .
Die „ untere Wistritschnig- Hube “ in Ebriach 62, Gemeinde Eisenkappel- Vellach:
Johann Wistritschnig Senior wird im Jahre 1787 geboren, Besitzer der Hube, verehelicht mit Maria Wistritschnig, geborene Lakner ; Tochter Maria Wistritschnigg , geboren am 13. Februar 1815.
Stefan Pasterk, verehelicht mit Maria Pasterk, geborene Wistritschnig , geboren im Jahre 1815, Tochter des Johan Wistritschnig, der im Jahre 1787 geboren wird. Stefan Pasterk wird aufgrund des Kaufvertrages vom 4. Februar 1856 das Eigentumsrecht der Realität untere Wistritschnig-Hube ermöglicht. Der Ehegattin des Johan Bistričnik, Maria Bistričnik, geborener Lakner, wird aufgrund des besagten Kaufvertrages eine lebenslange Leibrente gewährt.6
Elisabeth Pasterk wird aufgrund des Übergabevertrages vom 8. Jänner 1906 das Eigentumsrecht übertragen. Stefan Kaschlak wird aufgrund des Übergabevertrages vom 29. Dezember 1928 das Eigentumsrecht ermöglicht. Oswald Smrtnik erhält am 29. September 1936 das Eigentumsrecht der Realität untere Wistritschnig-Hube. Florian Smrtnik wird aufgrund der bezirksgerichtlichen Einantwortungsurkunde vom 21. August 1951 und des Erbübereinkommens vom 3. August 1951 das Eigentumsrecht der Realität untere Wistritschnig-Hube verliehen.
Die obere Wistritschnig- Hube befindet sich mit der Hausnummer 63 in Ebrfiach, Gemeinde Eisenkappel- Vellach:
Jakob Wistritschnig, geboren 1780, Besitzer dieser Realität in Ebriach 63, verehelichte Elisabeth Wistritschnig, geborene Jereb; Sohn Franz Wistritschnig , geboren am 6. April 1801, in Ebriach 70, verehelicht mit Anna Wistritschnig, geborener Jerusch; Sohn Johann Wistritschnig Junior, geboren am 19. März 1942 in Ebriach 63.
Aufgrund des Übergabeprotokolls und der Einantwortungsurkunde vom 21. September 1827 wird das Eigentumsrecht der Realität „obere Wistritschnig Hube“ in Ebriach 63 nach Jakob Wistritschnig, geboren 1780, an seinem Sohn Franz Wistritschnig, geboren im Jahre 1801, übertragen.7 Johann Wistritschnig Junior, geboren 1842, in Ebriach 63, Sohn des Franz Wistritschnig, geboren im Jahre 1801, und der Anna Wistritschnig, geborene Jerusch . Johann Wistritschnig Junior, verehelicht mit Maria Wistritschnig, geborener Larun, Tochter des Simon und Gertraud Larun.
Die „ Oboinig Hube “ befindet sich in Ebriach 67, Gemeinde Eisenkappel- Vellach:
Franz Wistritschnig , geboren im Jahre 1801, Besitzer der Oboinig Realität in Ebriach 67, liegt in der Katastralgemeinde (KG) Ebriach, verehelicht mit Anna Wistritschnig, geborener Jerusch .
Im „ Flurbuch “, verfasst im Jahre 1787 in der Regierungszeit 1780 bis 1790 des Römisch-Deutschen Kaisers Joseph II., kommen im „ Josephinischen Kataster “ der Steuer-Gemeinde Ebriach mit der Bezirksobrigkeit Kappel folgende Besitzer vor: „ Georg Unter Wistritschnigg “, Ebriach 69 und „ Sebastian Ober Wistritschnigg “, Ebriach 70.
Georg Wistritschnig , Besitzer der „Unteren Wistritschnig Hube“ in Ebriach 69, in der Gemeinde Eisenkappel-Vellach, verehelicht mit Ursula Wistritschnig/Wistrizhnig, geborener Plasnig , Sohn Joannes/Johann Wistrzhnig, geboren am 3. Mai 1787 in Ebriach 69.
In der Katastralgemeinde und Pfarre Ebriach gehören folgende Huben zur „ Grundherrschaft“ Hagenegg/Hagenek: Gornnji Jamnik und Spodnnji Jamnik, Kožlak, Malovršnik, „ Zgornji Bistri čnik “, Majdalenekar, „ Obojnik “, Jers, Rožovnik, Pečnik, Vajnžiš, Ivan, Trplak usw.8
Im heutigen Kärnten beginnt die slawische bzw. alpenslawische Besiedlung im zu Ende gehenden 6. Jahrhundert, wobei die Ausbreitung der Alpenslawen einige Jahrhunderte dauert. Der frühmittelalterliche slawische „ Karantanenstaat “, ein Fürstentum, ensteht in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts und breitet sich von Osttirol bis nach Ober- und Unterösterreich und die Bucklige Welt im Osten aus. Der deutsche Volksstamm der Baiern besiedelt Kärnten ab der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts vom Norden ausgehend, wobei der bairische Siedlungsprozess einige Jahrhunderte lang dauert. Die Herrschaft der Franken in Kärnten wird ausgeübt durch das Adelsgeschlecht der Karolinger, dessen wichtigster Vertreter Kaiser Arnulf von Kärnten ist. Kaiser Arnulf entwickelt sich vom Herzog in Karantanien zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Die Anwesenheit einer slawischen und deutschen Bevölkerung in Kärnten bringt es mit sich, dass sich eine „ Zweisprachigkeit“ ausbildet. Eine „ deutsch-slowenische“ Sprachgrenze bildet sich bis zum ausgehenden Mittelalter um 1500 aus. In Kärten entsteht im Spätmittelalter allmählich eine „ Nordgrenze “ der slowenischen Sprache.
. Die Städte und Märkte südlich dieser Sprachgrenze sind vorwiegend „ deutschsprachig“ und die ländlich-bäuerlichen Gebiete haben eine „ slowenischsprachige “ Bevölkerung. In Kärnten wird nicht das Schriftslowenisch als Mutter- und Umgangssprache gesprochen, sondern eine slowenische Mundart, die im Wesentlichen aus vier slowenischen bzw. windischen Dialekten besteht. Die „ Windische Sprache “ dieser Zeit darf nicht mit dem unglücklichen Begriff des „ Windischen “, einem Konstrukt nach dem Ersten Weltkrieg, verglichen werden. Die slowenisch-deutsche Sprachgrenze hat sich bis zum ausgehenden Mittelalter um 1500 vollständig ausgebildet und bleibt bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts eine gleichbleibende Linie. Die bürgerlich-liberale Revolution im Jahre 1848 hat den „ Nationalismus “ in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Folge, der an Intensität zunimmt. Die „ Gebietsansprüche “ werden durch die „ nationalen “ und „ bewussten “ Slowenen in der zu Ende gehenden Habsburgermonarchie hervorgerufen. Die „ Südslawen “ schließen sich auch zunehmend zusammen, wobei dies vorallem die Serben, Kroaten und Slowenen sind. Das „ Herzogtum Kärnten “ macht der „ völkerreichen “ und „ übernationalen “ Doppelmonarchie vermehrt zu schaffen. Ein zunehmender „ Sprachnationalismus “ in der ausgehenden Habsburger-Monarchie spaltet die ehemals „ einerlei“ Kärntner zweier Sprachen in der Zeit der Romantik, vor der „ bürgerlich-liberalen “ Revolution 1848, zunehmend national in Deutsche und Slowenen. Die „ jugoslawischen Gebietsforderungen “ im Ersten Weltkrieg bringen es mit sich, dass
„eine Kärntner Delegation [auch mit Vertretern der Kärntner Slowenen] am 25. Mai 1918 bei Kaiser Karl in Wien, gegen die Zerreißung der natürlichen Einheit Kärntens und die Zerstörung des nationalen Friedens, protestiert “.9
Der Nationalismus beginnt mit der „ bürgerlich-liberalen “ Revolution 1848 in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und bringt den „ übernationalen“ Vielvölkerstaat der Donaumonarchie zunehmend in Bedrängnis. Das „ Einerlei beider Sprachen “ in der Romantik beginnt durch den „ Sprachnationalismus “ die Kärntner in „ Deutsche “ und „ Slowenen “ zu spalten. Die slowenischen bzw. südslawischen „ Gebietsansprüche “ an Kärnten bzw. an die neu gegründete Republik Deutsch-Österreich bringen es mit sich, dass infolge der ungerechtfertigten „ jugoslawischen Besetzung Südkärntens “ im November 1918 der „ militärische Abwehrkampf 1918/19 “ am 5. Dezember 1918 von den Kärntnern beschlossen wird, sodass Freiwillige und ehemalige Soldaten der Karnischen Front, so auch mein Vater, Ferdinand Westritschnig, am Abwehrkampf in Grafenstein teilgenommen haben. Dieser ist ein Bauer aus Althofen, in der östlichen Gemeinde Grafenstein gelegen, wird 1898 geboren, wirkt als dekorierter Soldat in den Jahren 1916 bis 1918 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges an der Karnischen bzw. italienischen Front, wobei für ihn als „ heimattreuer Kärntner “ und „ Österreich bewusster“ Frontsoldat des Ersten Weltkrieges mit slowenischer Muttersprache eine Weiterführung des militärischen Kampfes in Form des Abwehrkampfes für die „ bedrohte Landeseinheit “, für eine „ national und ethnisch ungeteilte “ Heimat Kärnten vom Mießtal bis nach Grafenstein, unausweichlich ist. Die „ Befreiung von Grafenstein “ von den Südslawen bzw. Serben wird zum Beginn des militärischen Abwehrkampfes, wobei die „ ersten Kanonenschüsse “ auf Befehl des Weltkriegsoffiziers Oberleutnant „ Hans Steinacher “ im Kärntner Abwehrkampf abgefeuert werden und an der Karawankengrenze zerschellen. Den biografischen Spuren meines Vaters kann ich entnehmen, dass die „ übernationale “ Habsburgermonarchie ihm als „ Kaisertreuem“ ein Anliegen war. Ich entstamme einer „ heimattreuen“ Familie mit slowenischen Wurzeln, wobei meine beiden Elternteile Slowenisch als Muttersprache haben. Eine „heimattreue“ Verwandtschaft in der Gemeinde Grafenstein sorgte mit einigen „ militärischen “ und „ geistigen “ Abwehrkämpfern für eine ungeteilte Heimat Kärnten. Meinem Vater und den anderen „ verwandtschaftlichen “ Freiheitskämpfern war es wichtig, sich gegen die jugoslawischen „ Eindringlinge und Okkupanden “ zu wehren, welche „ Gebietsansprüche “ an Kärnten und damit an das neue Österreich stellten. Durch den Zusammenbruch der Vielvölkermonarchie der Habsburger werden „plötzlich Kameraden “ einer „ übernationalen “ Habsburgermonarchie an der Karnischen bzw. italienischen Front zu „ nationalen Feinden “ im Kärntner Freiheitskampf 1918-1920, somit im Abwerkampf 1918/19 und bei der Volksabstimmung 1920. Dies ist eine nationale Tragik der Kärntner Geschichte, hervorgerufen durch den Zusammenbruch der Habsburgermonarchie. Viele ehemalige Kameraden im Heer der „ übernationalen “ Monarchie kämpfen nunmehr im „ national “ geprägten Jugoslawien, im Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen. Die südslawischen Eindringlinge in Kärnten kämpfen um die „ slowenische Nordgrenze “, im Wesentlichen um die „ deutsch-slowenische “ Sprachgrenze, wie sie in der Mitte des 19. Jahrhunderts gegeben war. Die „ übernationale ethnische Einheit “ von Slowenen und Deutschen mit einer „ einerlei Sprache “ in Kärnten wird in Frage gestellt, da leider zunehmend der „ Sprachnationalismus “ zum Tragen kommt. Ein Anschluss von Südkärnten an Jugoslawien, dem Staat des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen und damit eine „ Teilung des Klagenfurter Beckens “, wäre damit verbunden. Die natürliche Grenze der Karawanken und damit ein ungeteiltes Klagenfurter Becken wird vom amerikanischen Präsidenten, Dr. Woodrow Wilson, hartnäckig verteidigt, wobei dadurch seinem „ Selbstbestimmungsrecht der Völker “ zum Durchbruch verholfen wird und damit für das „ Klagenfurter Becken“ eine „ Volksabstimmung “ ermöglicht wird, welche die Jugoslawen bis zuletzt vermeiden wollen. Das erfolgreiche Ergebnis der Volksabstimmung am 10. Oktober 1920 für Österreich zeigt, weshalb die Südslawen diese Abstimmung verhindern wollten.
Das „ ungeteilte “ Klagenfurter Becken mit einer natürlichen Grenze der Karawanken in der neu entstandenen demokratischen Republik Österreich ist wesentlich den Amerikanern, die zum Hauptsieger des Ersten Weltkrieges werden, zu verdanken. Dies ist vorallem ein Verdienst des amerikanischen „ Präsidenten Woodrow Wilson “. Der amerikanische Präsident propagiert die „ Selbstbestimmung der Völker “, die beim Zerfall der Habsburgermonarchie in „ Nationalstaaten “ mit mehr oder weniger ethnischen und sprachlichen Minderheiten zur Anwendung kommen soll. Die Amerikaner gehen als Hauptgewinner aus dem Ersten Weltkrieg hervor. Die Anwendung des „ Selbstbestimmungsrechtes “ in der „ Frage Kärnten “ hat zur Folge, dass die „ Volksabstimmung “ am 10. Oktober 1920 durchgeführt wird. Die Jugoslawen fürchten ein Plebiszit in der „ Kärntner Grenzfrage “ wie der Teufel das Weihwasser, denn die Abstimmung in der Frage des „ Klagenfurter Beckens “ könnte ungünstig für sie ausgehen, was in der Realität auch eingetreten ist, obwohl das Abstimmungsgebiet jugoslawisch besetzt war. Der Erfolg bei der Volksabstimmung eines „ freien “ und „ ungeteilten “ Kärntens darf nicht als „ Sieg in deutscher Nacht “ gesehen werden, wie es „ Deutschnationale“ oft sehen. Der Beitrag der „ damaligen “ „ Sozialdemokratischen Arbeiterpartei “ in Zusammenhang mit dem „ militärischen “ Abwehrkampf und der „ geistigen “ Volksabstimmung darf nicht unterschätzt werden. Das Plebiszit des Jahre 1920 ist somit nicht nur ein Erfolg der „ deutschen “ Bevölkerung im Abstimmungsgebiet, sondern auch eine Errungenschaft der „ heimattreuen bzw. der deutschfreundlichen slowenischen“ Bevölkerung, die vorallem auch aus wirtschaftlichen Gründen das ungeteilte Klagenfurter Becken nicht verlieren wollen, wobei der Zugang zu den Märkten von Klagenfurt und Villach erhalten bleiben soll. Die Folgen des „ Kärntner Freiheitskampfes 1918-1920 “ bringen es mit sich, dass viele Südkärntner auf „ Identitätssuche “ sind. Die Kärntner Slowenen werden zunehmend „ erstens “ in „ nationale und bewusste “ Slowenen gespalten, die meist für einen „ Anschluss von Südkärnten “ an den jugoslawischen SHS-Staat votierten und „ zweitens “ in „ heimattreue und deutschfreundliche “ Slowenen getrennt, die weiterhin für einen Verbleib des „ Klagenfurter Beckens bzw. Südkärntens “ bei einem „ ungeteilten “ Kärnten sind. Es kann angenommen werden, dass ungefähr 50 Prozent der Deutschen und ungefähr 50 Prozent der „ heimattreuen und deutschfreundlichen “ Slowenen, man spricht auch von „ Sprachslowenen “, für den neuen Staat Österreich votierten. Es wird nach dem Ersten Weltkrieg bei der „ zweiten “ Gruppe auch von „ Windischen bzw. nationalen Zwischenmenschen “ gesprochen, denn diese wollten nicht mehr „ Slowenen “ sein und „ Deutsche “ durften sie nicht werden. Diese „ zweite“ Gruppe wird von den „ nationalen “ Slowenen auch als „ Deutschtümler bzw. Nem čurji “ bezeichnet. Diese Kärntner Abstimmung im Jahre 1920 kann auch als ein „ ethnisch-übernationaler “ Sieg beider Volksgruppen gesehen werden, wobei auf slowenischer Seite die „ deutschfreundlichen bzw. heimattreuen “ Slowenen in dieser Problematik tonangebend sind. Es kommt bei vielen Kärntnern zu einem „ Sprachwechsel “ vom Slowenischen zum Deutschen, wie es auch in meinem Fall gewesen ist. Der „ erforderliche“ Abwehrkampf, die „ erfolgreiche “ Volksabstimmung und eine „ Partisanengewalt in Kärnten als Volksabstimmung mit der Waffe “, haben der slowenischen Volksgruppe im „ zweisprachigen “ Kärnten nach meiner persönlichen Wahrnehmung letzten Endes „ bedauerlicherweise “ geschadet. Das Slowenische wird als Muttersprache in den Familien oft nicht mehr weitergegeben, wie es bei mir gewesen ist. In meiner Kindheit und Jugend haben noch viele ältere Menschen, vor allem im bäuerlichen Bereich, wo ich aufgewachsen bin, nämlich östlich der Marktgemeinde Grafenstein in der Pfarre St. Peter, in der Nähe der ehemaligen Gemeinde Tainach, heute an der Völkermarkter Gemeinde- und Bezirksgrenze, „ mutter- und umgangssprachlich “ slowenisch gesprochen. Dieser gesprochene „ slowenische Dialekt “ in diesem Gebiet ist nämlich ein „ Mischdialekt “, denn es treffen hier der „Jauntaler und Rosentaler “ slowenische Dialekt zusammen. Dieser slowenische Dialekt wird in der Öffentlichkeit kaum noch gesprochen, nämlich oft aus „ politischen und ideologischen “ Gründen, eben wegen der vergangenen „ Grenz-Probleme“ mit erforderlichem Abwehrkampf, einer erfolgreichen Volksabstimmung und einer Partisanengewalt von 1942 bis 1945 im Kärnten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die „ Grenzforderungen des kommunistischen Tito-Jugoslawiens an Kärnten “ in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im „ zweisprachigen “ Kärnten haben der slowenischen Volksgruppe in Kärnten geschadet.
1 Einleitung
Die Südslawen – und hier vor allem die Slowenen in der Krain – sowie „ national gesinnte “ Kärntner Slowenen versuchen, das vorwiegend slowenischsprachige Südkärnten mit 70 Prozent Slowenenanteil dem aus der Habsburgermonarchie neu entstehenden „ südslawischen “ Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen anzuschließen.10 Mit der Volkszählung des Jahres 1910 ist die Abstimmungszone A noch zu 70 Prozent slowenischsprachig. Daher konnten sich die Jugoslawen auf eine Volksabstimmung einlassen. Die Jugoslawen sind bestrebt, dem „ Selbstbestimmungsrecht “ des amerikanischen Präsidenten Dr. Woodrow Wilson entgegenzuwirken. Das Bestreben der Südslawen ist, eine Volksabstimmung zu vermeiden und große Teile Südkärntens ohne Abstimmung zu bekommen. Daher erfolgt eine „ Besetzung des umstrittenen Gebietes “, einschließlich Klagenfurts, durch jugoslawische Truppen. Ein Irrtum gewisser Kreise, unter ihnen der Innenminister der Slowenischen Nationalversammlung in Laibach, der Klagenfurter Rechtsanwalt Janko Brejć, und der Klagenfurter Domherr Franc Smodej, ist es, zu glauben, dass die Mehrheit der Kärntner Slowenen sich dasselbe wünscht. „ Deutsche wie slowenische Kärntner “ greifen im strittigen Gebiet zu den Waffen, um gemeinsam für den Verbleib Südkärntens, also auch des „ Mießtales “, zu kämpfen.11 Das Mießtal ist vorallem wegen seiner Bergwerke von wirtschaftlicher Bedeutung und damit für die Slowenen von Interesse, weniger wegen seines ethnischen Charakters. Die Gemeinde „ Seeland“ ist nicht Gegenstand dieses Volkstumskampfes, da dieses Gebiet südlich der Karawanken liegt. Die slowenische Kärntner Bevölkerung ist nach Krain orientiert. Die Gemeinde Seeland geht mit Beschluss des Kärntner Landesausschusses vom 26. Oktober 1918, also noch vor dem Zerfall der Habsburgermonarchie, an Krain. Ein Austausch erfolgt mit der rein deutschen Gemeinde „ Weißenfels “, wobei diese ohne Abstimmung an Italien fällt.
Der „ Kärntner Abwehrkampf “ wird von deutschen und auch slowenischen bewaffneten Freiwilligen in Kärnten gegen die aus Krain und der Untersteiermark angreifenden Truppenverbände geführt. Die Abwehrkämpfe der Kärntner gegen die Südslawen im Dezember 1918 und Jänner 1919 haben zur Folge, dass der „ Kampflärm in Kärnten “ von den Amerikanern gehört wird. Die „ amerikanische Studienkommission “ steht unter der Leitung des Gelehrten und Diplomaten Archibald Cary Coolidge 1866-1928. Dieser schickt die sogenannte „ Miles-Mission “ nach Kärten, um an Ort und Stelle die strittigen Gebiete in Südkärnten, die „ wahren ethnischen, wirtschaftlichen und geografischen Verhältnisse “, zu studieren. Die amerikanische Mission hat zur Folge, dass eine „Volksabstimmung erwirkt“ wird, bei der festgestellt werden soll, ob die „ Kärntner Slowenen “ im strittigen Gebiet weitgehend der Meinung sind, dass dieses Gebiet an Jugoslawien angeschlossen werden soll.12
Es gibt eine wissenschaftlich qualitätsvolle Seminararbeit von Dieter Schöfnagel, geschrieben an der Universität Wien im historischen Seminar von Professor Ludwig Jedlicka, mit dem Thema „ Jugoslawische Gebietsansprüche seit 1945 “, worin auch die Zeit von 1918-1945 behandelt wird. Der „ Kärntner Heimatdienst “ schreibt am 29. August 1966 an den Verfasser,
„es sei nicht richtig, dass die Kärntner Slowenen gegen einen Gebietsübergang Südkärntens an Jugoslawien waren, sonst hätten nicht viele von ihnen für diesen Gebietsübergang gekämpft und nicht schließlich rund 41 Prozent der Bevölkerung der Abstimmungszone A für Jugoslawien abgestimmt. Da insgesamt 22.025 Stimmen für Österreich abgegeben wurden, wovon 11.960 auf die Deutschen des Gebietes entfallen seien, wobei diese Ziffer eine reine Hypothese ist, aufgebaut auf dem Prozentsatz derjenigen Einwohner nach dem Stande der Volkszählung von 1910, die überhaupt nicht abstimmten (48%), seien die restlichen, für Österreich abgegebenen 11.065 Stimmen von den Windischen [Heimattreue Slowenen] abgegeben worden, aber nicht von den Slowenen, die geschlossen für Jugoslawien gestimmt hätten. Dazu ist zu sagen, dass diese These lediglich zur Untermauerung der Behauptung aufgestellt wird, dass es ein Zwischenvolk der sogenannten Windischen sogar schon im Jahre 1920 und noch füher gegeben habe, das trotz Zugehörigkeit zu einer slawischen (Haus-) Sprachgruppe antislowenisch empfand und im Grunde dem deutschen Volk weitgehend zugehörig gewesen sei. Diese These geht also dahin, nur die volksbewussten Slowenen als Slowenen anzuerkennen, ihnen aber gleichzeitig Heimatfeindlichkeit und Österreichfeindlichkeit vorzuwerfen, eine Auffassung, die im Jahre 1941 konsequent zur Aussiedlungsaktion geführt hat. Dabei wird offenbar übersehen, dass es nach der Selbstbestimmungsrechts-Theorie von Wilson allen Völkern und Volksgruppen Österreich-Ungarns völkerrechtlich zukam, das von ihnen bewohnte Gebiet aus den verbleibenden Kernstaaten (Deutschösterreich, Ungarn) zu lösen und einem der Nachfolgestaaten anzugliedern. Bis zur Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920 hatten also die projugoslawisch eingestellten Kärntner Slowenen das Recht, den Gebietsübergang zu fordern, wie es zuvor das Recht der Kärntner Deutschen und proösterreichisch eingestellten Slowenen gewesen war, mit der Waffe in der Hand und dann mit dem Stimmzettel entgegenzutreten“.13
Die Bezirksstadt Völkermarkt wird am 30. November 1918 von den Südslawen unter dem Kommando von Oberleutnant Franz Malgaj besetzt. Es stellt sich die Frage, ob man es mit der Nationalregierung in Laibach oder mit der südslawischen Regierung in Belgrad zu tun hat. Die Laibacher Regierung kann nur ehemalige österreichische Soldaten der Habsburgermonarchie gegen die Kärntner schicken. Die südslawische Regierung wäre eine Ententemacht und könne jeden Punkt Altösterreichs besetzen. Die Aktion Majster, wie sie in der Untersteiermark vor sich ging, kann nicht gebilligt werden. Die Frage, Slowenen oder Südslawen, kann vom Landesausschuss am 30. November 1918 nicht gelöst werden.
„Nach stundenlangen Beratungen waren alle Teilnehmer an der Sitzung ohne Unterschied ihrer Parteizugehörigkeit darüber einig, dass nach den gegebenen Umständen leider nur die Wahl verblieb, entweder zur Gewalt zu greifen oder noch weitere Gebiete Kärntens von Jugoslawen widerstandslos besetzen zu lassen. Doch die gewaltsame Befreiung der Stadt Völkermarkt war nicht nur eine Angelegenheit der Politik und der Landesverwaltung, sondern zugleich eine militärische Frage. Sie musste daher erwogen und geprüft werden“.14
Der Vorstoß der Südslawen nach Klagenfurt soll überraschend nicht von Ferlach über die Hollenburg, sondern von Völkermarkt über Grafenstein erfolgen. Der geplante jugoslawische Überfall auf Klagenfurt ist nichts anderes als ein Überrumpelungsversuch der slowenischen Nationalregierung in Laibach. Die erfolgreiche Abwehr in Grafenstein befreit Klagenfurt von einer großen Gefahr. Ein immenser Druck, der von dem Wort Ententetruppen ausgegangen ist, wird von der Bevölkerung genommen.15
Durch die Rückgewinnung von Grafenstein ist die unmittelbare Gefahr für die Landeshauptstadt gebannt. Die Rückeroberung von Grafenstein leitet den Freiheitskampf in Kärnten ein. Seit dem Erfolg in Grafenstein weiß man in Kärnten, was getan werden soll. Spontan initiierte, lokale Aktionen unterstützen das Vorgehen der Volkswehr. Durch das Gefecht von Grafenstein kommt es zu einem Wendepunkt im Kärntner Abwehrkampf.16
Links: Das Gefecht um Grafenstein am 14. und 15. Dezember 1918, wobei es durch den Kampf um Grafenstein zu einem „ Wendepunkt“ im Kärntner Freiheitskampf gegen die Südslawen kommt. Durch die Rückgewinnung und Befreiung von Grafenstein beginnt der Abwehrkampf, und eine unmittelbare Gefahr für Klagenfurt wird abgewendet.17 Rechts: Die jugoslawische Besetzung zu Anfang Dezember 1918, wobei zu diesem Zeitpunkt Hohenthurn, Nötsch, Villach, Rosegg, Klagenfurt nicht von den Südslawen besetzt ist, und dunkel schraffiert wird eine südslawische Okkupation von Südkärnten gezeigt mit Arnoldstein, Rosenbach, Ferlach, Eisenkappel, Kühnsdorf, Eberndorf, Völkerfmarkt, Griffen, Pirk, Bleiburg, St. Paul, Seeland und das unterkärntnerische Mießtal mit Schwarzenbach, Mieß, Gutenstein und Unterdrauburg. Das Kanaltal mit Tarvis wird von Italien besetzt.18
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Es kann festgestellt werden, dass nicht die Freiwilligenverbände, sondern die Volkswehr, also die bewaffnete Macht der Republik, die Hauptlast bei den Abwehrkämpfen trägt. Martin Wutte erkennt an, dass dem größeren Teil der Volkswehr die Verteidigung des Heimatlandes und der Freiheit wichtiger war als alles andere. Die Volkswehr hat von allen eingesetzten Truppenkörpern die höchsten Verluste zu ertragen. Von den 227 Personen, die auf österreichischer Seite fallen, sind 156 Angehörige der Volkswehr und der Gendarmerie. Die Volkswehren stehen im Abwehrkampf kontinuierlich zur Verfügung, währen der Einsatz der Freiwilligenverbände schwer kalkulierbar ist. Zur Unterstützung der Volkswehr werden Ende des Jahres 1918 in Kärnten Alarmkompanien aufgestellt, so auch in Grafenstein nach dem Gefecht um Grafenstein.19
Die Grafensteiner Alarmkompanie beteiligt sich unter ihrem Kommandanten, Oberleutnant Hans Kueß, Fachlehrer aus Froschendorf Nr. 2, und seinem Stellvertreter, Zugsführer Ferdinand Taupe, Land- und Gastwirt vlg. Orintschnig in Truttendorf Nr. 25, an den Kämpfen bis ins Mießtal und bei den Abwehrkämpfen im Jahre 1919 im Gemeindegebiet von Grafenstein. Bei dieser Alarmkompanie wirkte auch mein Vater Ferdinand Westritschnig, ein im Ersten Weltkrieg dekorierter Soldat. Er diente beim Khevenhüller Infanterieregiment 7 (IR7) an der Karnischen bzw. Italienischen Front.20
Dem Tagebuch von Oberleutnant Hans Steinacher aus dem Kärntner Abwehrkampf ist sinngemäß zu entnehmen: Der 13. Dezember 1918 ist ein herrlicher Abend. Der Drau- und Gurkfluss ist tagsüber von einem leichten Nebel bedeckt. Auf dem Hochobir und der Petzen glänzen die Schneefelder herunter. Eine Spannung liegt über dem Land Kärnten. Die unglückliche Stadt Völkermarkt liegt hinter den Hügeln und Wäldern von Grafenstein. Die Kärntner Sicherheitsposten bewachen die entsprechenden Grenzübergänge. Der neue Feind steht hinter der Drau und besetzt große Teile Südkärntens. Die vorgeschobene Feldwache wird von Oberleutnant Steinacher abgeritten. Im Norden befinden sich die Sicherungen der Flussübergänge, und kleine Posten werden bei der Sillebrücke und in Pischldorf positioniert. In St. Peter bei Grafenstein steht eine Wache von zehn Mann, die mit der Besatzung der Annabrücke in Verbindung steht. Der Befehl des Landesbefehlshabers, Oberst Ludwig Hülgerth, lautet 8. Dezember 1918 folgendermaßen:
„Südslawische Abteilungen mit Waffengewalt zurückweisen; serbische Abteilungen gegen Protest räumen! Wir wussten es aber schon genau: Wir geben heimischen Boden keinesfalls mehr preis, einen zweiten Befehl von Völkermarkt befolgen wir nicht“.21
Am Hügel der Kirche St. Margarethen-Hörtendorf wird in der Nacht vom 14./15. Dezember 1918 das Kanonengeschütz positioniert. Es kommt die Meldung „Fertig“ und „Feuern“: Der erste Kanonenschuss im Freiheitskampf der Kärntner dröhnt durch das Land. Das Geschoss fegt über das Schloss Rain hinweg und zerschellt in Grafenstein. Schuss für Schuss hallt an den Wänden der Karawanken wider.22
Das „ Hülgerth-Denkmal “ befindet sich im Park des Bürgerheimes in der St. Ruprechter Straße in Klagenfurt und wird im Beisein des Bundesheeres von offiziellen Vertretern der Stadt Klagenfurt und der Bevölkerung seiner Bestimmung übergeben. Ich durfte im Gedenken an den Abwehrkampf und der Volksabstimmung am 10. Oktober 1920 im Namen der damals noch sehr aktiven Kameradschaft Hülgerth als geschäftsführender Obmann und unmittelbarer Traditionsträger des Kärntner Abwehrkampfes, denn mein Vater Ferdinand Westritschnig, geboren 1898, war ein Grafensteiner Abwehrkämpfer, im Jahre 1995 eine Gedenkrede halten. Es wird das 75-jährige Erinnerungsfest an die Volksabstimmung am 10. Oktober 1920 begangen. Oberstleutnant Ludwig Hülgerth wird vorerst am 12. November 1918 Oberkommandant und am 25. November 1918 Landesbefehlshaber von Kärnten und erhält damit ein eigenes Militärkommando.23
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Oberst Ludwig Hülgerth wird am 26. Jänner 1875 in Wien geboren und wird im Jahre 1939 in einer Gruft auf Schloss Rottenstein in St. Georgen am Längsee in Kärnten begraben. Das Land Kärnten wird unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg vom neu formierten südslawischen SHS-Staat, der Gebietsansprüche an Kärnten stellt, zunehmend bedrängt. Ludwig Hülgerth, ein erfahrener Kriegs-Offizier, wird am 2. November 1918 vom Kärntner Landesausschuss vorerst zum Oberkommandanten einer Polizeitruppe ernannt. Das Staatsamt für Heerwesen in Wien, unter der Leitung von Staatssekretär Julius Deutsch, ernennt Ludwig Hülgerth am 25. November 1918 zum Landesbefehlshaber von Kärnten. In dieser Funktion leitet Oberst Hülgerth die militärischen Aktionen der mehr oder weniger motivierten „ staatlichen “ Volkswehr im „ militärischen “ Abwehrkampf. Ludwig Hülgerth findet im Jahre 1939 seine ewige Ruhe in der Grabstätte im Park des Schlosses Rottenstein in St. Georgen am Längsee, in einem Anwesen seines Schwiegersohnes. Als geschäftsführender Obmann der Kameradschaft der Abwehrkämpfer Hülgerth besuchte ich mit einer staatlichen Abordnung alljährlich vor dem 10. Oktober die letzte Ruhestätte des großen Kärntner Freiheitskämpfers, um dieses großen Mannes der Kärntner Heimaterde zu gedenken. Der Landesbefehlshaber Ludwig Hülgerth geht als großer Kärntner mit Wiener Wurzeln in die Geschichte ein. Der politische Vertreter von Kärnten, Landesverweser Arthur Lemisch, findet in Dreifaltigkeit ob St. Veit an der Glan seine letzte Ruhe.
Die Regierung in Wien hat bereits in den ersten Novembertagen 1918 mit der Aufstellung der Volkswehr begonnen. Der Vollzugsausschuss der provisorischen Landesversammlung Kärntens erließ einen Aufruf, in dem für den Eintritt in die Volkswehr geworben wird. Anfang Dezember 1918 stehen in Kärnten rund 600 kampfbereite Volkswehrmänner zur Verfügung. Auf Anraten des Sozialdemokraten Otto Bauer habe man planmäßig dafür gesorgt, dass möglichst viele Arbeiter in die Volkswehr eintreten. Die Volkswehr wird zu einer Domäne der sozialdemokratischen Arbeiterschaft. Hülgerth berichtet, dass die Volkswehr als Parteitruppe angesehen werde, die im bürgerlichen Lager auf Ablehnung stoße. Die slowenisch-jugoslawische Historiographie versucht, den Anteil der Arbeiterschaft in der Volkswehr herunterzuspielen, damit soll dem von österreichischer Seite geführten Abwehrkampf jeder proletarische Anstrich genommen werden. Der Kärntner Widerstand ist nicht nur ein Anliegen des bürgerlich-nationalen Lagers. Zur Unterstützung der Volkswehr werden Ende 1918 Alarmkompanien aufgestellt, die man später Heimwehrkompanien nennt. Diese bestehen aus Freiwilligen, die sich aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen zusammensetzen. Die Arbeiterschaft stellt eigene Freiwilligenverbände auf, die Arbeiterkompanien und Arbeiterbataillone. Solche Arbeiter-Abwehrkräfte gibt es in Klagenfurt, Villach und Wolfsberg.24
Da bei der Gebietsbedrohung des Landes die Volkswehr allein nicht ausreicht, beschließt die Kärntner Landesregierung am 28. Dezember 1918 die Aufstellung von Alarmkompanien. Allerdings gibt es bereits seit dem 1. Dezember 1918 Freiwillige aus dem Raum Arnoldstein, Maria Gail, Pustritz und aus dem Lavanttal, die der fremden Macht mit Gewalt entgegentreten. In jedem Gerichtsbezirk ist eine Alarmkompanie vorgesehen. Der Verbindungsoffizier bei jeder Bezirkshauptmannschaft sollte diese Einheiten zu einem Bataillon zusammenfassen.
Ab dem 9. April 1919 werden diese Alarmkompanien als Freiwilligenverbände zu Heimwehrkompanien organisiert, wobei diese nicht mit den späteren bürgerlichen Heimwehren verwechselt werden dürfen. Der Verbindungsoffizier der Volkswehr sollte diese Einheiten jedes Bezirkes zu einer Art Bataillonsverband zusammenfassen. Die Regelung aller Heimwehrangelegenheiten ist den Landes-, Bezirks- und Ortsheimwehrräten vorbehalten. In den unmittelbar bedrohten Gebieten haben die Alarm- bzw. Heimwehreinheiten sehr hohe Stände, und oft kämpfen sogar Frauen und Mädchen mit. Für den dauernden Dienst gibt es nur wenige Heimwehrverbände, da ihre Angehörigen oft ihrem Beruf nachgehen. Die Heimwehrverbände sind im Falle eines größeren Angriffes eine wirksame Verstärkung der regulären Volkswehrtruppen. In den Heimwehreinheiten sind alle Bevölkerungsschichten und politischen Parteien vertreten. Besteht eine Kompanie nur aus Arbeitern, dann wird diese als Arbeiterkompanie bezeichnet. Sowohl im Lavanttal als auch in Ferlach und Arnoldstein-Gailitz verwischen sich die Grenzen zwischen Arbeiter- und Heimwehreinheiten. Die aus Klagenfurter Mittelschülern zusammengesetzten Einheiten nennen sich „Studenten-Kompanien“. Die Kompanien aus ländlichen Gebieten bestehen hauptsächlich aus Bauernsöhnen, Landarbeitern und Bauern. Die Kompaniekommandanten sind hauptsächlich Offiziere, aber auch Unteroffiziere. Reine Offizierseinheiten gibt es entgegen den Behauptungen Martin Wuttes nicht. Es gibt Alarm- und Heimwehreinheiten, die häufig im Kampf stehen, während andere überhaupt nicht eingesetzt werden.25
Grafenstein wird am 14. Dezember 1918 von südslawischen/serbischen Truppen besetzt. Bereits am nächsten Tag wird ein Gegenangriff organisiert, und der 15. Dezember 1918 geht als der Tag von Grafenstein in die Geschichte ein. Bei der Bahnübersetzung fällt der erste Schuss im Kärntner Freiheitskampf. Entlang der Bahnlinie und am Kirchplatz kommt es in der Ortschaft zu schweren Gefechten. Der Ort Grafenstein wird nach einem heftigen Widerstand um 6.30 Uhr zurückerobert und erstmals von den südslawischen Truppen befreit. Die Volksabstimmung wird am 10. Oktober 1920 abgehalten, wobei das Grafensteiner Abstimmungslokal sich im Schloss befindet. In der Gemeinde Grafenstein fallen im Kärntner Freiheitskampf fünf Männer und zwei Frauen, und daran erinnern:
- das Lerchbaumer-Kreuz bei Lind,
- das Pinter-Kreuz bei Thon,
- das Plaha-Kreuz bei Klein Venedig,
- die Gedenktafel am Wirtschaftgebäude des vulgo Korpitsch in Schulterndorf,
- das Kriegerdenkmal am Kirchplatz in Grafenstein.26
Da die Südslawen und die Serben gleich uniformiert sind, in der gleichen Abteilung marschieren, beide unter dem gleichen Befehl handeln, ist in mühsamer Untersuchung ihre Herkunft festzustellen, um sie dann zurückzuweisen oder unter Protest den Weg nach Klagenfurt freizugeben. Am Abend des 14. Dezember 1918, um 19 Uhr, ist Oberleutnant Hans Steinacher wieder beim Standort in Schloss Rain. Ein Bauer aus Grafenstein berichtet, die Serben wollen in der Nacht angreifen und morgen in Klagenfurt sein. Das Telefon wird notdürftig gebaut, und Hans Steinacher ordnet für alle Wachen eine erhöhte Bereitschaft an. Ein Bauer habe die Serben bereits in Grafenstein gesehen, es sollen 400 Mann sein. Die ganze Streitmacht wird alarmiert. Die eifrigen Maschinisten haben bereits die Feuerstellungen für die Maschinengewehre besetzt. Die Eisenbahnbrücke wird auch gesichert und die Reserven werden auch alarmiert. Eine Reiterpatrouille wird beim Bahnhof Grafenstein angeschossen. Die Wache in St. Peter wird gefangengenommen, und die Besatzung bei der Annabrücke ist bedroht, wobei ihr nicht geholfen werden kann. Es sind tatsächlich 400 Serben in Grafenstein eingetroffen, und die Lage ist sehr kritisch. Der Weg über Gurnitz und Ebenthal nach Klagenfurt wäre frei. Die eigenen Kräfte reichen nicht aus, um die Gurkübergänge zu verteidigen. Der Ort Hörtendorf liegt hinter der Gurk. Am Hügel von St. Margarethen wird die einzige Kanone in diesem Kampfgebiet positioniert. Eine funktionierende Telefonverbindung nach St. Margarethen muss erst hergestellt werden. Die Telefonverbindung ist diesmal ein Problem. Mithilfe eines Taschenkompasses, beim Licht eines Zündhölzchens, wird das Geschütz ausgerüstet. Dann heißt es nur mehr: „Schuss fertig!“, und es blitzt auf dem Hügel.
Der Kriegsoffizier, Oberleutnant Hans Steinacher, gibt den erforderlichen Schussbefehl, und die ersten Kanonenschüsse im Kärntner Abwehrkampf dröhnen durch die Lande, wobei auch mein Vater als Kriegssoldat beteiligt war. Die Geschosse sind nach Grafenstein gerichtet und pfauchen über das Schloss Rain hinweg. Es wird sogar der Bahnhof getroffen. Vom Hügel der Kirche Hörtendorf St. Margarethen wird in der der Nacht vom 14. auf den 15. Dezember die Kanone positioniert. Die Kanonenschüsse hallen von den Wänden der Karawanken wider. Die Abwehrkämpfer frohlocken, wobei klar wird, die Kanone spricht an. Die Hauptgruppe der feindlichen Serben kann über Grafenstein nicht hinausmarschieren. Die Spannung ist groß, und es muss neu gehandelt werden. Die Kanone gibt an die hundert Schüsse ab, eine Verstärkung aus Klagenfurt wird zugesagt.
Die Ehrung von Grafensteiner Abwehrkämpfern im Jahre 1975 findet mit ÖR Valentin Deutschmann statt , der 50 Jahre Bürgermeister war, und Ehrenbürger der Marktgemeinde Grafenstein ist. Ferner war Landeshauptmann-Stellvertreter, ÖR Herbert Bacher, anwesend. Unter anderen sieht man im Bild den dekorierten Frontsoldaten des Ersten Weltkrieges an der Karnischen Kriegsfront und Grafensteiner Abwehrkämpfer, meinen Vater Ferdinand Westritschnig, erste Reihe, sitzend vierter von links.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsquelle: Peter Orasch 1990: Marktgemeinde Grafenstein. Festschrift aus Anlass der Markterhebung
Ein Gegenangriff nach dem Vorschlag von Oberleutnant Hans Steinacher kann durchgeführt werden. Das Schloss in Grafenstein wird zu einem kleinen Heerlager, und lustige Soldaten entsteigen ab Mitternacht den Autos aus Klagenfurt. Es erklingt fröhlicher Studentengesang, dann erschallen gemütliche Kärntnerweisen.
„Es war die Kompanie Oberleutnant Thomas Rauter, die Maschinengewehrabteilung mit Oberleutnant Maier-Kaibitsch und Stabentheiner, eine kleine Freiwilligenabteilung mit Offizieren, Studenten und Zivilisten. Später traf mit der Eisenbahn Leutnant von Pirkenau mit der Soldatenwache ein“.27
Major Serska führt am 15. Dezember 1918 die militärische Aktion in Grafenstein durch (1. Kompanie des Volkswehrbataillon 2 mit Oberleutnant Thomas Rauter, Maschinengewehr-Kompanie des Volkswehrbataillon 2 mit Oberleutnant Maier-Kaibitsch, Soldatenwache mit Leutnant von Pirkenau, zwei Panzerwagen mit Leutnant Torkar). Getrennte Einheiten sind die 2. Kompanie des Volkswehrbataillon 2 mit Oberleutnant Steinacher und die Heimwehr-Kompanie Ebental. Ein Angriffsplan wird fertiggestellt, Oberleutnant Maier Kaibitsch bringt die Befehle zu Papier und dann beginnt die Aktion zu laufen. Um vier Uhr früh des 15. Dezember 1918 beginnt der Angriff auf Grafenstein. Leutnant von Pirkenau nimmt den Bahnhof ein. Die Kompanie Oberleutnant Thomas Rauter wird vom Maschinengewehrzug Stabentheiner unterstützt. Im Thoner Forst bricht der Kampf los. In Grafenstein gibt es den ersten Sieg im Kärntner Abwehrkampf. Der Bahnhof in Grafenstein wird beschossen, er steht unter Maschinengewehrfeuer. Es wirken die Angriffskompanien Oberleutnant Rauter und Leutnant Pirkenau zusammen. Oberleutnant Maier-Kaibitsch hat mit ein paar Männern die serbische Wache dazu gebracht, sich zu ergeben. Das Schulhaus wird durch die Serben besetzt, welche die Verhandlungen in Klagenfurt abwarten wollen. In Grafenstein stehen die Maschinengewehre noch immer feuerbereit. Das Gefecht von Grafenstein ist ein großer Erfolg für den Kärntner Abwehrkampf. Der Laibacher Schwindel mit den Ententemilitär, der eine Gegenwehr als nicht zulässig erscheinen lässt, wird entsprechend entlarvt. Das heldenhafte Beispiel von Grafenstein führt zu einer Nachahmung im weiteren Abwehrkampf.28
Hauptmann Josef Stossier, Kommandant des Abschnittes Annabrücke bei Grafenstein, schreibt bei der zehnjährigen Volksabstimmungsfeier: In der Nacht zum 29. April 1919 meldet die Feldwache am Gehöft Kowaude, nordöstlich der Annabrücke gelegen, das Eintreffen der Reiterpatrouille. Der Kommandant wird zum Telefon gebeten und meldet, dass seitens der Jugoslawen keine Tätigkeiten festzustellen sind. Um drei Uhr in der Früh meldet der Posten dem Feldwache-Kommandanten im Gehöft Kowaude, dass in Richtung Robesch-Abtei ein starker Lichtschein in ständiger Bewegung ist.
Um fünf Uhr dreißig Minuten meldet die Wache Kowaude, dass sich eine starke feindliche Abteilung entlang des Drauufers bewegt. Es halten 45 Mann mit sechs Maschinengewehren die Gegner mit wohl gezielten Schüssen nieder. Die Umfassungsgruppe hält sich nach mühevollen Kletterübungen unter den Wänden des Skarbin zum Sturm bereit. Es wird angeordnet, dass die Maschinengewehre um fünfzehn Uhr das Feuer nach rückwärts zu verlegen haben, um ein weiteres Heranbringen von Reserven zu vermeiden. Eine Handgranatensalve überrascht, und schon stürzt sich die Umfassungstruppe mit Tapferkeit in die Flanke des Gegners. Bei diesem Angriff werden 22 Gefangene gemacht. Unter den Gefangenen befindet sich auch der jugoslawische Kompaniekommandant, welcher von der Tapferkeit der Gegner tief beeindruckt ist. Die Jugoslawen haben den schriftlichen Befehl, die Annabrücke und Schloss Saager einzunehmen. Mit den in Gallizien stehenden Truppen sollen sie über Mieger und Gurnitz nach Ebental vordringen, wo weitere Befehle übernommen werden sollen.
Am 4. Mai werden Geschütze nochmals zum Stellungswechsel befohlen. Oberleutnant Pferrer leitet im Beisein des Unterbefehlshabers, Generalmajor Schrenk, und des Artillerie-Gruppenkommandanten, Oberst Weisel, das Feuer auf die jugoslawischen Stellungen bei St. Margarethen.
„Die Gruppe Oberst Perko hatte am Abend Abtei erreicht, die Verbindung mit Annabrücke war hergestellt. Um elf Uhr nachts erschien der Landesbefehlshaber, General Ludwig Hülgerth, und befahl den Vormarsch auch dieses Abschnittes in den Morgenstunden“.29
Eine kurze Wegstrecke begleitet sie noch der gute, alte Vater Schmautzer, welcher so manchen Scherz und einige kriegerische Nächte mutig, immer ausharrend, über sich ergehen lässt, wenn wieder einmal der Ruf, „Volk in Not“ durch unsere Täler und Auen hallt.
2 Karantanien – ein alpenslawisches Fürstentum
Am Ende des Ersten Weltkrieges, im Jahre 1918, zerbricht der große mitteleuropäische Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn. Die innerhalb dieser Habsburgermonarchie zusammenlebenden Nationalitäten wie Deutsche, Ungarn, Tschechen, Slowaken und Südslawen mit den Slowenen, Kroaten und Serben bilden eigene Nationalstaaten. Dem sich im 19. Jahrhundert ausbreitenden, nationalstaatlichen Prinzip, dass jedes Volk seinen eigenen Staat haben sollte, scheint offenbar die Zukunft zu gehören. Mit der Zerstörung der Donaumonarchie erlebt der Nationalismus einen großen Triumpf. Der Aufbau der neuen Nationalstaaten bringt viele Probleme mit sich, denn nationale und historische Grenzen stimmen nicht überein. Viele Mischsiedelungen sind das Ergebnis eines über Jahrhunderte dauernden Zusammenlebens innerhalb des Habsburgerreiches. Es gibt eine große Anzahl historisch gewachsener, mehrsprachiger Länder und Gebiete: Das alte Königreich Böhmen besiedeln neben Tschechen auch Deutsche. Das Herzogtum Kärnten, das ab dem Jahre 1335 zum Herrschaftsgebiet der Habsburger gehört, besiedeln seit dem frühen Mittelalter Slowenen und Deutsche.30
Von links nach rechts: „Fürstenstein“ zu Karnburg, wobei im Mittelalter die Zeremonie der Einsetzung des Kärntner Herzogs durch den „Edlinger- Bauern“ stattfindet.31 Der „Herzogstuhl“ auf dem Zollfeld, wo der Herzog von Kärnten die Lehen vergibt, nachdem er in der Kirche zu Maria Saal, im Hintergrund, dem feierlichen Hochamt beiwohnt.32
[...]
1 Vgl. Kranzmayer, Eberhard 1958: Ortsnamembuch von Kärnten, Teil 2, S.59.
2 Vgl. Kranzmayer, Eberhard 1956: Orstnamenbuch von Kärnten, Teil 1, S. 60 und 93.
3 Die geschichtliche Entwicklung des Berbaues am Hochobir, Montanistische Rundschau, XXXI, Jahrgang 1929, Nr, 1-3.
4 Vgl. Rupmler, Helmut 2013 (Hrsg.) unter Mitarbeit von Werner Drobesch, Roland Bäck, Walter Liebhart: Der Franziszeischer Kataster im Kronland Kärnten (1823-1844), S. 118.
5 Vgl.Wießner, Hermann 1951: Geschichte des Kärntner Bergbaues, Teil II, S. 218-223.
6 Kärntner Landesarchiv (KLA): Unter Wistritschnig Hube, Ebriach 62, Katastralgemeinde (KG) Ebriach, Gerichtsbezirk Kappel, Einlagezahl (EZ) 28, Grundherrschaft Neudenstein Urbar 36.
7 Kärntner Landesarchiv: Obere Wistritschnig Hube, Ebriach 63, Grundherrschaft Kirchengilt St. Michael, JUrbar 13, Bezirksgericht Kappel.
8 Vgl. Hren, Karl 2015: Gräben und Gipfel, S. 27.
9 Fräss-Ehrfeld, Claudia 2000: Geschichte Kärntens 1918-1920, Abwehrkampf – Volksabstimmung – Identitätssuche, S. 22.
10 Vgl. Übersberger, Hans 1958: Österreich zwischen Russland und Serbien.
11 Vgl. Wutte, Martin 1934: Mießtal und Unterdrauburg. In: „Die Südostdeutsche Volksgrenze“, S. 214.
12 Vgl. Veiter, Theodor 1970: Das Recht der Volksgruppen und Sprachminderheiten in Österreich, S. 273-276.
13 Veiter, Theodor 1970: Das Recht der Volksgruppen und Sprachminderheiten in Österreich, S. 277.
14 Steinacher, Hans 1970: In Kärntens Freiheitskampf, S. 72 f.
15 Vgl. Wutte, Martin 1985: Kärntens Freiheitskampf 1918-1920, S. 120-123.
16 Vgl. Fräss-Ehrfeld, Claudia 2000: Geschichte Kärntens 1918-1920. Abwehrkampf – Volksabstimmung – Identitätssuche, S. 84 f.
17 Grafikquelle: Orasch, Peter 1990: Marktgemeinde Grafenstein, S. 84.
18 Grafikquelle: Wutte, Martin 1985: Kärntens Freiheitskampf 1918-1920, S. 118.
19 Vgl. Valentin, Hellwig 2000: Kärntens „Sturmjahre“ 1918-1920, S. 41-43.
20 Vgl. Orasch, Peter 1990: Marktgemeinde Grafenstein, S. 82.
21 Steinacher, Hans 1990: Der Auftakt zum Abwehrkampf, S. 89.
22 Vgl. Steinacher, Hans 1970: In Kärntens Freiheitskampf, S. 82 f.
23 Bildquelle: privates Archiv.
24 Vgl. Valentin Hellwig 2000: Kärntens Sturmjahre 1918-1920, S. 42-46.
25 Vgl. Steinböck, Erwin 1963: Die Volkswehr in Kärnten unter Berücksichtigung des Einsatzes der Freiwilligenverbände, S. 51 f.
26 Vgl. Kulterer, Walter 1990: Kärntner Abwehrkämpferbund Grafenstein, S. 172.
27 Steinacher Hans 1990: Der Auftakt zum Abwehrkampf, S. 91.
28 Vgl. Steinacher, Hans 1990: Der Auftakt zum Abwehrkampf, S. 89-92.
29 Stossier, Josef 1990: Im Abschnitt Annabrücke, S. 95.
30 Vgl. Fräss-Ehrfeld, Claudia: Geschichte Kärntens 1918-1922, S. 13.
31 Bildquelle: Bleistiftzeichnung von Markus Pernhart um 1850.
32 Bildquelle: Bleistiftzeichnung von Markus Pernhart um 1850.
- Arbeit zitieren
- Dr. Karl Josef Westritschnig (Autor:in), 2019, Kärnten 1918-1920. Abwehrkampf, Selbstbestimmung, Volksabstimmung, Identitätssuche, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/457699
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