Das Ziel dieser Arbeit ist es eine umfassende Einsicht über die Besonderheiten der japanischen Managementmodelle zu geben. Zunächst wird die japanische Wirtschaftsgeschichte kurz erläutert werden, um somit Zugriff und Verständnis für die bestehenden Systeme gewinnen zu können. Im Hauptteil werden diese Besonderheiten zuerst aus makroökonomischer und anschließend aus mikroökonomischer, d.h. betriebsinterner Sicht behandelt. Auf Grund der schwierigen wirtschaftlichen Lage und dem Einfluss der internationalen Gemeinschaft sind die traditionellen Werte und Praktiken in der Zukunft nicht haltbar, so dass ein weiterer Teil der Arbeit darin bestehen wird, die japanischen Managementmodelle im Wandel zu analysieren. Abgeschlossen wird die Seminararbeit mit einem Fazit.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Überblick zur japanischen Wirtschaftsgeschichte
3. Spezifika des japanischen Managements
3.1. Bushi-do, Zen-Buddhismus und Konfuzianismus als Grundlage der Wirtschaftsethik
3.2. Administrative Führung
3.3. Keiretsu
4. Konkrete Managementstile in der japanischen Unternehmenskultur
4.1. Das verdeckte Verfahren: Herrschaft zu geringen Kosten
4.2. Organisationsstruktur
4.3. Langfristige Planung
4.4. Führungs- und Entscheidungsverhalten
4.4.1. Langzeitbeschäftigung
4.4.2. Das Senioritätsprinzip (Nenko Joretsu)
4.4.3. Gemeinsame Entscheidungsfindung
4.4.4. Produktionsprozesse
5. Wandel und Zukunftsperspektiven der japanischen Wirtschaft
6. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Das Ziel dieser Arbeit ist es eine umfassende Einsicht über die Besonderheiten der japanischen Managementmodelle zu geben. Zunächst wird die japanische Wirtschafts-geschichte kurz erläutert werden, um somit Zugriff und Verständnis für die bestehenden Systeme gewinnen zu können. Im Hauptteil werden diese Besonderheiten zuerst aus makroökonomischer und anschließend aus mikroökonomischer, d.h. betriebsinterner Sicht behandelt. Auf Grund der schwierigen wirtschaftlichen Lage und dem Einfluss der internationalen Gemeinschaft sind die traditionellen Werte und Praktiken in der Zukunft nicht haltbar, so dass ein weiterer Teil der Arbeit darin bestehen wird, die japanischen Managementmodelle im Wandel zu analysieren. Abgeschlossen wird die Seminararbeit mit einem Fazit.
2. Überblick zur japanischen Wirtschaftsgeschichte
Japan war durch eine nach innen gerichtete Politik 250 Jahre lang (Edo -Epoche) vom internationalen Handel isoliert. Seit der Öffnung des Marktes im Jahre 1854 hat das Land unter der starken Beeinflussung der westlichen Industrienationen einen radikalen Wandel vollzogen. Das Rechtswesen, die Verwaltung, das Schul- und Ausbildungswesen und die Wirtschaftsordnung wurden nach westlichem Vorbild ausgerichtet, jedoch stets ohne die eigenen Traditionen zu verleugnen. Der daraufhin anschließende Industrialisierungsprozess führte zu der einmaligen Erfolgsgeschichte Japans (Rothlauf, 1999, S. 259). Der Aufstieg zu einer der führenden Industrienation vollzog sich insbesondere nach dem Ende des zweiten Weltkriegs. Die wirtschaftliche Entwicklung Japans lässt sich in drei Phasen aufteilen: 1950-70 Wiederaufbau und Hochwachstumsphase, Konsolidierungs- und Ausbauphase ab Mitte der 70er bis zu den 90er, von wo an die wirtschaftliche Stagnation begann.
Japan war bis zu dem Friedensvertrag von San Francisco in 1952 von den Siegermächten besetzt. In der Zeit wurde versucht ein parlamentarisch-demokratisches politisches System herzustellen und die Marktwirtschaft einzuführen. Dazu wurde das oligarchische Wirtschafts-system aufgehoben, in dem die herrschenden Familien mit ihren Wirtschaftkonglomeraten (Zaibatsu) entmachtet wurden. Außerdem wurden wieder Gewerkschaften zugelassen und die Kontrollwirtschaft modifiziert. Die Aufschwungphase wurde durch internationale Abkommen, wie z.B. das GATT-Abkommen von 1947 und den Korea-Krieg, welcher umfangreiche Aufträge der Amerikaner an die japanische Wirtschaft mit sich brachte, begünstigt (Hemmert/Lützeler, 1998, S. 7). Die Boom-Phase wurde durch die Ölkrise 1973/74 beendet und läutete somit die Konsolidierungsphase ein. Die Wachstumsraten bis zu den 90er Jahren sanken auf durchschnittlich 5% per anno. Im letzten Jahrzehnt stagnierte die Wirtschaft und von 1992-2002 betrug die jährliche Wachstumsrate im Schnitt lediglich 1% (Lorange/Dominique, 2004, S. 96). Die Yen-Aufwertung (Endaka -Phase), welche schon in den 80er Jahren einsetzte, und die weitreichenden Folgen der bubble economy stürzten den Finanzsektor und mit diesem die gesamte japanische Wirtschaft in eine Krise. Die Yen-Aufwertung bewirkte eine radikale Senkung der Leitzinsen, wodurch verstärkt Wertpapiere und Immobilien nachgefragt wurden. Dadurch entstand die bubble economy, welche erst durch einen Börsencrash im Jahr 1992 zum platzen gebracht wurde.
Allgemein kann festgehalten werden, dass Japan wegen seiner Insellage und der Abgeschnittenheit zu den Wirtschaftszentren (EU und USA) eine starke Expansionspolitik seit seiner Marktöffnung betrieben hat und betreibt. Noch stärker ist der Drang zur ständigen Modernisierung der Wirtschaft, da die notwendigen Rohstoffimporte durch die Exporte finanziert werden müssen. (Hemmert/Lützeler, 1998, S. 3-15).
3. Spezifika des japanischen Managements
3.1. Bushi-do, Zen-Buddhismus und Konfuzianismus als Grundlage der Wirtschaftsethik
Bushi-do, der Weg des Kriegers, beschreibt den kämpferischen Geist, der auch im Wirtschaftsalltag seinen Platz gefunden hat. Die Tugenden der damaligen Krieger gelten heutzutage als Unternehmerethik. Bushi-do lehrt Treue, Gehorsam, die Einordnung des Individuums in die zugehörige Gruppe, Verzicht auf persönlichen Ruhm sowie selbstloses Dienen. Diese Tugenden, welche ursprünglich dem Zen -Buddhismus entspringen, machten sich v.a. die Samurai (Kriegerklasse während des 11. bis 19. Jahrhundert) zu Eigen (Stucki, 1980, S. 147). Die Zen Religion vermittelt des Weiteren die Vorstellung, dass das Leben ein einziger Prozess ist, in welchem es gilt sich ständig zu verbessern. Diese Einstellung ist die Basis für die japanische Lernfreudigkeit und langfristige Planung (Keys/Denton/Miller, 1994, S. 375). Die Religion wird für die Unternehmensethik als derart wichtig angesehen, dass 50% aller Unternehmen ihre Mitarbeiter zu verbindlichen Zen -Schulungskursen schicken. Das Ziel ist es im Sinne der Gemeinschaft ein positives Geschäftsklima zu fördern. Einige Unternehmen schicken ihre Mitarbeiter sogar zu Zen-Übungen bei der japanischen Armee, um eine besonders straffe innerbetriebliche Organisation effektiv durchsetzen zu können.
Eine mildere Version über die Grundlage der modernen Wirtschaftsethik sieht den Konfuzianismus als ausschlaggebend. Die chinesische Religionsrichtung lehrt, dass die Herstellung von Harmonie innerhalb der Gesellschaft, Gruppe oder Familie und die Unterordnung des eigenen Willens zu Gunsten des Allgemeinwohls erstrebenswerte Ziele sind. Demnach gilt das Streben nach persönlichem Vorteil und Gewinn als unrein. Nicht nur die Individuen handeln im Sinne des Gemeinwohls, gleiches gilt auch für die Unternehmen. Das Ziel der Unternehmen ist es zweierlei Nutzen zu stiften. Einerseits für die ganze Gesellschaft und andererseits für die eigenen Angehörigen. Demnach werden z.B. bei der Gewinnausschüttung nicht vorrangig die Anteilseigner bedacht, sondern vor allem die eigenen Mitarbeiter. Die Partizipation am Unternehmenserfolg wirkt Motivationssteigernd und erhöht somit die Produktivität. Die Gesellschaft, d.h. die Nachfrager, sollen durch die Rationalisierung bedingten Einsparungen ein Produkt mit höherem Nutzen beziehen können.
Dieses soziale Bewusstsein ist auf allen Ebenen der Geschäftswelt tief verankert. Beispiele dafür sind die im Vergleich zu den OECD-Staaten wesentlich geringeren Unterschiede zwischen den Spitzengehältern der Manager und den Niedriglöhnern, die Übernahme der Verantwortung bei Verlusten und die Bereitschaft großzügige Spenden für kulturelle Zwecke zu tätigen (Stucki, 1980, S. 148).
Aus den beiden Philosophien des Zen-Buddhismus und Konfuzianismus heraus definieren sich die japanischen Unternehmen als Familienbetriebe. Dieses Selbstbild führte u.a. zum Modell der Langzeitbeschäftigung (siehe Kapitel 4.4.1).
3.2. Administrative Führung
Die unternehmensinterne Planung und Entscheidungen werden stark vom Ministerium für internationalen Handel und Industrie (MITI) beeinflusst. Dies geschieht durch die administrative Führung. Unter administrativer Führung sind Empfehlungen und Anweisungen von Behörden an Organisationen, Unternehmen und Bürger auf unverbindlicher Ebene zu verstehen. D.h. es sind Anordnungen, die auf keiner rechtlichen Grundlage erteilt werden. Bei praktisch jeder wichtigen Entscheidung der Unternehmen wird das MITI konsultiert. Das wichtigste Lenkungsinstrument stellt dabei der makroökonomische Orientierungsplan der Economic Planning Agency (EPA) dar. Der Orientierungsplan steuert die kurz- bis langfristige Wirtschaftsentwicklung (Reischauer, 1993, S. 305).
Dieses auf Konsens und Kooperation basierende Regulierungsinstrument knüpft an die Grundwerte der japanischen Gesellschaft an und ist somit in dieser Kultur sehr effektiv. Noch die heutigen Manager fühlen sich aus der alten Tokugawa -Tradition heraus dazu verantwortlich eng mit dem Staat zu kooperieren (Lücke, 1997, S. 107). Positiv ist daran zu vermerken, dass durch dieses Instrument die Wirtschaft leichter gesteuert werden kann, d.h. zukunftsträchtige Branchen können schnell und effizient ausgebaut werden und die langfristige Planung wird stabilisiert. Absprachen zwischen dem Staat und den Unternehmen garantieren eine gewisse Planungssicherheit auf mittel- und langfristiger Ebene.
[...]
- Arbeit zitieren
- Christoph Heimer (Autor:in), 2004, Das japanische Managementmodell - Grundzüge und Bewertung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45721
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.