Sein eigener Chef sein, alleine über seine Zeit bestimmen– das und vieles mehr verspricht die Selbstständigkeit. Und gerade im Sozialmanagement kann sich dieser Schritt lohnen. Doch was muss man beachten auf dem Weg zur erfolgreichen Gründung?
Christoph Grützmacher erläutert das vor allem für Selbstständige im Nebenerwerb: Neben einer theoretischen Analyse und wertvollem Hintergrundwissen gibt er auch praxisorientierte Tipps. So unterstützt er alle Interessierten, die eine Gründung im Sozial- und Gesundheitswesen erwägen.
Neben bürokratischen, rechtlichen und finanziellen Herausforderungen sollte ein Gründer auch ein gewisses psychisches Grundkapital mitbringen. Vor allem im Social Management ist ein stabiles Persönlichkeitsprofil mit ausgeprägter Selbstkontrolle sehr wichtig. Denn wer selbstständig arbeitet, der muss letztlich auch gut verwalten können.
Aus dem Inhalt:
- Existenzgründung;
- Gründertypen;
- Sozialmanagement;
- Businessplanung;
- Entrepreneurship
Inhaltsverzeichnis
Kurzvita
Vorwort
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungen
1 Darstellung der Fragestellung und Zielsetzung und Abänderung der Ursprungsidee
1.1 Vorbereitung im Rahmen von Projektstudienarbeit und Studienarbeit
1.2 Zielsetzung
1.3 Vorgehensweise
2 Existenzgründungen in Deutschland
2.1 Gründungen in Deutschland im internationalen Vergleich
2.2 Gründungsformen in Deutschland
3 Fazit: Identifizierung von fördernden und hemmenden Faktoren im Prozess der Existenzgründung im Nebenerwerb im Bereich sozialer Dienstleistungen
4 Ausblick
Quellenverzeichnis
Internetquellen
Quellen eigener Studienarbeiten:
Kurzvita
Christoph Grützmacher, Jahrgang 1978, hat nach einer Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann und einer weiteren Ausbildung zum examinierten Altenpfleger nebenberuflich Social Management (B.A.) in Gummersbach und Berlin studiert, um sein wirtschaftliches Interesse mit Themen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen verknüpfen zu können und Handlungsempfehlungen für Gründungsinteressierte zu erarbeiten.
Vorwort
Die Fragestellung, die mich im Rahmen meines Projektes während des Steinbeis-Studiums begleitet, ist die Fragestellung nach dem idealen Gründungsprozess. Da ich eine Selbständigkeit im sozialen Dienstleistungsbereich aus dem Nebenerwerb im Anschluss an mein Studium anstrebe, ist die Zielsetzung grundsätzlich die Erhebung von fördernden Faktoren und die Entwicklung einer Art „Fahrplan“ für eine gelingende Selbständigkeit. Ich erhoffe mir, nach Abschluss des Studiums Handlungsempfehlungen erstellt zu haben, die zu beachtende Fallstricke in der Vorgründungsphase und in der ersten Gründungszeit gleichermaßen berücksichtigen. Existenzgründungen in Deutschland sind vielfältig – von ihrer Rechtsform, ihren Gründungsideen, den Branchen sowie von den persönlichen Motiven zur Gründung. Die Bachelor-Thesis verfolgt die Fragestellung, welche Faktoren dazu beitragen, dass eine Gründung im Nebengewerbe als Einzelunternehmer im Bereich der sozialen Dienstleistungen gelingen kann.
Gummersbach, den 29.08.2017
Christoph Grützmacher
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Arbeitsschritte zur Erarbeitung von Handlungsempfehlungen für den Gründungsverlauf
Abbildung 2: Fallende Gründerzahlen
Abbildung 3: Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit 2015
Abbildung 4 Anzahl der Gründungen im Ländervergleich
Abbildung 5: Notwendige Schritte bis zur Unternehmensgründung im Ländervergleich
Abbildung 6: Anzahl der Tage bis zur Unternehmensgründung
Abbildung 7: Kosten in Relation zum Pro-Kopf Einkommen im Ländervergleich
Abbildung 8: Starting a Business Ranking
Abbildung 9: Innovationsgehalt bei Gründungen in Deutschland
Abbildung 10: Subjektive Einschätzung der Gründungschancen im Zeitraum von 2002-2015
Abbildung 11: Vergleich Schließungen gegenüber Neugründungen
Abbildung 12: Gründungen nach Branchenanteilen
Abbildung 13: Innovationsgehalt bei Gründungen in Deutschland
Abbildung 14: Größe und Anstellung von Mitarbeitern bei Neugründungen
Abbildung 15: Nebenerwerbsselbständigkeit nach INMIT
Abbildung 16: Begründungen für Gründungen im Neben- statt im Hauptgewerbe
Abbildung 17: Probleme bei der Gründung im Nebenerwerb
Abbildung 18 – Primär- und Globalfaktorenstruktur des 16 PF-R
Abbildung 19: Kompetenzen WBL nach Einschätzung Sozial-Holding Mönchengladbach
Abbildung 20: SWOT-Analyse
Abbildung 21: Betreuungszahlen im Vergleich
Abbildung 22: Tilgungsplan Gründungskredit KfW
Abbildung 23: Durchschnittliche Brutto-Festgehälter von Führungskräften (2014)
Abbildung 24: Fördernde Schritte in der Phase der Existenzgründung
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Gründungszahlen sinken weiter
Tabelle 2: Sinkende Gründerzahlen
Tabelle 3: Solo-Selbständige nach ausgewählten Merkmalen
Tabelle 4: Solo-Selbständige nach Berufen
Tabelle 5: Kapitalbedarfsplanung und Zeitplanung
Abkürzungen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Darstellung der Fragestellung und Zielsetzung und Abänderung der Ursprungsidee
Ziel der Bachelor-Thesis ist es, eine Art „Fahrplan“ für eine gelingende Selbständigkeit im Bereich der sozialen Dienstleistungen in der speziellen Gründungsform der Selbständigkeit im Nebenerwerb zu erarbeiten. Die Bachelor-Thesis verfolgt die Fragestellung, welche Faktoren dazu beitragen, dass eine Gründung gelingen kann und welche Faktoren ein Scheitern begünstigen. Zu Beginn des Steinbeis-Studiums stand die Idee, mich zu Ende des Studiums im Bereich sozialer Dienstleistungen, genauer im Bereich der Berufsbetreuung, die zu den sogenannten „freien Berufen“ zählt1, selbständig zu machen. Die Zeit des Studiums sollte gewinnbringend genutzt werden, um einen Leitfaden für eine erfolgreiche Gründung als „Projekt“ zu erarbeiten. Der ursprüngliche Gedanke für das Projekt zu Beginn des Studiums war die Vorstellung, das gesetzte Ziel durch eine Befragung zu hemmenden und fördernden Faktoren von Gründern im Bereich der Berufsbetreuung durchzuführen. Hierzu sollte ein Fragebogen entworfen werden, der Berufsbetreuungsbüros in Deutschland zu hemmenden und fördernden Faktoren während der Gründungsphase und in den ersten drei Jahren der neu aufgebauten Existenzgründung befragt. Zielsetzung dieser Idee war es, in bestimmten Bereichen wie z.B. „Softwarelösungen“, „Büroeinrichtung“, „Kommunikation mit anderen Institutionen“ usw. Aussagen zu erhalten, welches Vorgehen oder welche Lösungen sich auf die Gründung positiv oder negativ ausgewirkt haben. Dieser Ansatz hat sich nach näherer Betrachtung jedoch aus zwei Gründen als nicht zielführend erwiesen. Zum einen ist eine Übertragbarkeit nur schwer herzustellen, denn die zu befragenden Betreuer*innen sind in unterschiedlichen Bundesländern ansässig und kommen aus unterschiedlichen Branchen. So ist das Führen von Betreuungen für Rechtsanwälte oft eine Art Hinzuverdienst zur Kanzlei, auch werden nicht umständliche Betreuungen mit mehreren Aufgabenkreisen geführt, sondern z.B. nur die Vermögensverwaltung, die einen eher geringen persönlichen Kontakt benötigt.
Diese Voraussetzungen sind z.B. nicht übertragbar auf kleine Einzelunternehmer, die sich rein auf die Betreuungstätigkeit konzentrieren. Des Weiteren fehlte bei dieser Vorgehensweise die Berücksichtigung der jeweiligen regionalen Gegebenheiten. So existieren von Kommune zu Kommune unterschiedliche Vorgehensweisen bei der Eröffnung eines Betreuungsbüros, dies geht über Vorschriften zu Probezeiten hin zu Vorgaben bei dem Berichtswesen, den Abrechnungen usw. Der anfänglich angedachte Fragebogen wäre nicht in der Lage gewesen, diese branchenspezifischen und regionalspezifischen Besonderheiten abzubilden und hätte somit keine übertragbaren und allgemeingültigen Aussagen treffen können.
Hinzu kam nach Absprache mit meinem Studienbetreuer, Herrn Prof. Dr. Nauendorf die Problematik, dass eine eigene wissenschaftliche Befragung entweder vom Arbeitsumfang her weit über die Erstellung einer Projekterarbeitung und anschließenden Bachelorarbeit hinausgehen würde und dies auch von den wissenschaftlichen Anforderungen her eher im Bereich eines Masterstudiums anzusiedeln wäre. Es wurde somit überlegt, wie eine im Rahmen der Studienarbeit zu erstellende wissenschaftliche Arbeit Erkenntnisse für das Projekt der Existenzgründung liefern könnte und in welcher Form vorhandene Studien und Analysen bezogen auf die eigene Forschungsfrage ausgewertet werden könnten, um diese dann im Rahmen der Bachelorarbeit vertieft auswerten und bearbeiten zu können. Aus diesem Grund erfolgte eine Abänderung, sodass sich der Forschungsgegenstand nicht mehr auf den Bereich der Berufsbetreuung bezieht, da dies zu eingrenzend gewesen wäre und eine Vergleichbarkeit aufgrund der oben genannten Faktoren nicht herstellbar gewesen wäre. Er wurde somit erweitert auf den Bereich „Soziale Dienstleistungen“. Es wird somit im Folgenden in der Bachelor-Thesis untersucht, welche Bedingungen hinderlich oder förderlich für den Gründungsprozess eines Einzelunternehmers sind, der im Bereich der sozialen Dienstleistungen und spezifisch im Nebenerwerb gründen möchte. Eine reine Fokussierung auf Existenzgründung an sich wäre zu offen gewesen, sodass die Kriterien „Nebengewerbe“ und „soziale Dienstleistung“ relevante, zu berücksichtigende Faktoren darstellen, da sie direkt Einfluss auf den Gründungsverlauf nehmen. So kann auch im Bereich der Preiskalkulation der Bereich der sozialen Dienstleistungen nicht direkt mit stärker gewinnorientierten Branchen wie z.B. Social Media Start Ups, deren Kunden vorwiegend aus der Privatwirtschaft kommen bzw. keine Kostenerstattung durch Transferleistungen oder Kommunen/öffentliche Gelder erhalten, verglichen werden. Eine Auswahl an Studien, die diese speziellen Kriterien in den Blick nehmen, ermöglicht es, für den Forschungsgegenstand relevante Aussagen zu treffen.
1.1 Vorbereitung im Rahmen von Projektstudienarbeit und Studienarbeit
Die Projektstudienarbeit diente als erstes angewandtes Instrument, um eine Idee davon zu entwickeln, ob und inwiefern die eigene Gründungsidee grundsätzlich und vor allem im Oberbergischen Kreis tragfähig sein könnte. So wurde u.a. eine erste Stärken- und Schwächenanalyse sowie weitere Marktforschungsinstrumente genutzt, um den Gegenstand der Gründung (im konkreten Fall der Gründung eines Betreuungsbüros) zu konkretisieren. Es zeigte sich, dass speziell der Bereich der Berufsbetreuungen im Oberbergischen Kreis eine hohe Nachfrage verzeichnet und es hier einen Bedarf an Fachkräften gibt, sodass eine weitere Fokussierung auf die Gründung im Bereich sozialer Dienstleistungen in der Studienarbeit und der Bachelor-Thesis als sinnvoll erachtet werden konnten. Im Gegensatz zur Projektstudienarbeit hat die Studienarbeit nicht die geplante Dienstleistung der Selbständigkeit und deren Bewertung hinsichtlich wirtschaftlicher Verwertbarkeit in den Vordergrund gestellt, sondern im Rahmen einer Sekundäranalyse von ausgewählten Studien erste Erkenntnisse zu Existenzgründungen in Deutschland, im internationalen Vergleich sowie eine Abgrenzung und Unterscheidung verschiedener Gründungsformen vorgenommen.
Zum Thema Existenzgründung gibt es zahlreiche Publikationen, von der Bachelorarbeit angefangen bis hin zu umfassenden Dissertationen oder ganzen Studienreihen. Nicht jede dieser Auswertungen kann jedoch in der Bachelor-Thesis genutzt werden. Allgemeingültige Aussagen alleine werden immer zu unspezifisch sein, um den angestrebten Gründungstyp passend zu beschreiben und durch Auswertung von Existenzgründungsstudien Aussagen zu fördernden und hemmenden Faktoren in der Startphase einer Existenzgründung treffen zu können. Sie können nur zur ersten Verortung von Existenzgründungsformen in Deutschland einen ersten Einblick geben, müssen dann aber spezifiziert werden, da sie sonst keine auf den Forschungsgegenstand zutreffenden Aussagen treffen können, da sie in allgemeinen Aussagen verhaften. So werden z.B. auch Existenzgründungsstudien im Bereich der Social Media andere zu verkaufende Produkte in den Fokus stellen, Existenzgründungsstudien im Bereich der Wirtschaft nicht den Aspekt der sozialen Dienstleistungen im Fokus haben oder Existenzgründungsformen, die einen großen Anfangsinvest benötigen, sich ganz andere Fragestellungen stellen, als eine Gründungsform, die aus einer Nebentätigkeit heraus entsteht. In der Studienarbeit wurde somit auch ein Versuch einer Studienvorauswahl sowie einer ersten Klärung des Forschungsgegenstandes getroffen. Mit Hilfe der festgelegten Kriterien des Forschungsgegenstandes wurden Studien ausgewählt, die übertragbare Aussagen treffen können und sich somit für eine Sekundäranalyse in der Bachelor-Thesis eignen. Der Forschungsgegenstand wurde eingegrenzt auf den Typus des Solo-Gründers im Nebengewerbe, der im Bereich der sozialen Dienstleistungen mit dem Ziel der späteren Haupterwerbstätigkeit durch Existenzgründung gründen möchte. Somit kann im letzten Schritt durch die Bachelor-Thesis eine vertiefende Auswertung verschiedener Studien erfolgen, die den spezifischen Typus der Teilzeitgründung als Einzelperson in den Fokus nehmen. In der Studienarbeit kristallisierten sich vor allem fördernde und hemmende Faktoren in Form einer Oberkategorie heraus. So scheint laut ersten Ausarbeitungen der Studienarbeit der Existenzgründer in Vollzeit mit Angestellten finanziell erfolgreicher zu sein, als der Gründer im Nebengewerbe, der als sogenannter Solo-Gründer ein Geschäft aufbaut. Da die Gründung im Bereich der sozialen Dienstleistung Kunden jedoch nicht über die gleiche Ansprache wie in der Privatwirtschaft erreichen kann und zum Aufbau eines Kundenstamms voraussichtlich einen längeren Zeitraum benötigt, ist die Gründung im Nebengewerbe als erste Arbeitshypothese als sinnvoll anzusehen. Da die Nebenerwerbsgründungen in Deutschland einen großen Raum einnehmen, wird die Bachelor-Thesis sich speziell auf diesen Bereich stützen. Die Studienarbeit konnte auch herausarbeiten, dass es zwei zentrale Punkte gibt, die sich hemmend auf eine Gründung auswirken können:
1. Die Angst vor dem eigenen Scheitern, die sogar eine Gründung verhindern kann sowie
2. Unwirtschaftliches Handeln und fehlende Vorbereitung der Gründung, die sich durch finanziell schlechte bis desaströse Verhältnisse bei Großteilen von Gründern im Nebenerwerb zeigen.2
Wie diese zentralen Punkte näher betrachtet und ihre Auswirkungen beschrieben werden können, wird im folgenden Punkt näher erläutert.
1.2 Zielsetzung
Durch stetigen Erkenntnisgewinn im Rahmen des Studiums musste die Fragestellung eingegrenzt und abgeändert werden. Die Bachelor-Thesis bezieht sich aus diesem Grund nun zum einen nicht auf den eingeschränkten Bereich der Berufsbetreuung, sondern Gründungsprozesse im Bereich ambulanter Betreuungsangebote sowie weit gefasst sozialen Dienstleistungen im Allgemeinen, da es für den gesonderten Bereich der Berufsbetreuungen wenig Studienmaterial gibt. So zielt die Bachelor-Thesis nun darauf ab, Handlungsempfehlungen für den „gelingenden Gründungsprozess“ in dem Segment sozialer Dienstleistungen zu geben. Die im vorherigen Punkt erläuterten Faktoren (Angst vor dem Scheitern und unwirtschaftliche/fehlende oder unvollständige Marktanalyse- und Existenzgründungsplanung), die sich in der Studienarbeit schon als relevant herausgestellt haben, werden in der Bachelor-Thesis nicht nur vertieft bearbeitet. Vielmehr wird darüber hinaus für beide Punkte versucht, Handlungsempfehlungen zum Abbau hemmender Faktoren abzuleiten, die möglichst allgemeingültig für den definierten Gründungstypus gelten können. Als Arbeitshypothese wird ebenfalls weiterhin davon ausgegangen, dass es allgemein fördernde und hemmende Faktoren für ein Gründungsvorhaben im sozialen Dienstleistungsbereich aus der Anstellung heraus gibt, die durch Auswertung geeigneter Studien herausgearbeitet werden können. Neben diesen allgemeingültigen Aussagen, die durch Auswertung von Gründungsstudien zusammengefasst werden können, müssen jedoch auch individuelle Faktoren berücksichtigt werden. Diese wurden zum Teil, insbesondere bezogen auf die Wirtschaftlichkeit der Dienstleistungsidee, im Rahmen der Projektstudienarbeit betrachtet. Abgeändertes Ziel für die vorliegende Bachelor-Thesis ist es nun, eine zum Großteil übertragbare Grundlage zu erarbeiten, die allgemeingültige Aussagen aufgrund von Sekundäranalyse treffen kann, ebenfalls aber aufzeigt, wie eine individuelle Betrachtung von spezifischen Gründungsideen erfolgen müsste, um voraussichtlich eher erfolgreich sein zu können.
1.3 Vorgehensweise
Gemäß der Abbildung 1 ist das Ziel, im Rahmen der vorliegenden Bachelor-Thesis eine wissenschaftliche Erst-Analyse im Vorfeld ausgewählter Studien zur Existenzgründung zu hemmenden und fördernden Faktoren durchzuführen. Diese hemmenden und fördernden Faktoren, die für eine bestimmte Gründungsform gelten, die ebenfalls in dieser Studienarbeit festgelegt und definiert wird, werden dann im Rahmen der Bachelorarbeit näher betrachtet und ausgewertet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Arbeitsschritte zur Erarbeitung von Handlungsempfehlungen für den Gründungsverlauf
Quelle: Eigene Darstellung
Im Folgenden wird kurz die Gründungssituation in Deutschland und im internationalen Vergleich skizziert, ebenfalls werden unterschiedliche Gründungsformen dargestellt und miteinander verglichen. Da eine Fokussierung auf die Gründung im Nebenerwerb im Bereich der sozialen Dienstleistungen als Solo-Unternehmer erfolgen soll, wird ebenfalls eine kurze Definition als Arbeitsgrundlage festgelegt. In weiteren Schritten ist die leitende Fragestellung die Frage nach der Verringerung des Gründungsrisikos durch die Wahl der Gründungsform des Nebenerwerbs sowie eine mögliche Bearbeitung von als Risiken definierten hemmenden Hauptfaktoren:
1. Die Angst vor dem eigenen Scheitern, die sogar eine Gründung verhindern kann sowie
2. Unwirtschaftliches Handeln und fehlende Vorbereitung der Gründung, die sich durch finanziell schlechte bis desaströse Verhältnisse bei Großteilen von Gründern im Nebenerwerb zeigen.
In der Projektstudienarbeit und in der Studienarbeit wurde von der Arbeitshypothese ausgegangen, dass eine Gründung als Einzelunternehmer im Bereich der sozialen Dienstleistungen in Form einer Nebenerwerbsgründung eigentlich aufgrund der niedrigen einzusetzenden finanziellen Mittel und (in Teilen) anhaltender Absicherung durch Teilzeit-Gehalt und Absicherung der Sozialversicherungsbeiträge zu Beginn der Gründung weniger risikoreich sein müsste, als eine mit z.B. Gründerdarlehen vorfinanzierte Existenzgründung. In der Studienarbeit zeigte sich jedoch, dass ein Großteil weder den Start in das Hauptgewerbe aktiv plante, noch ein finanzieller Vorteil gegenüber Angestellten bei einem Großteil der Selbständigen bestand. Im Gegenteil zu der Annahme verdiente ein Großteil sogar weniger als Festangestellte in vergleichbarer Position und Tätigkeiten. Da das Gründungskapital speziell im Bereich der sozialen Dienstleistungen als eher gering anzusehen ist und besonders Gründer im Nebenerwerb eher gründen, wenn sie dies aus eigenen finanziellen Mitteln bestreiten können, kann dies nicht der Hauptgrund sein. Die Arbeitshypothese in der Bachelor-Thesis wird insofern abgeändert, dass diese Erkenntnisse in Kombination mit der Angst vor dem Scheitern Hinweise zu liefern scheinen, dass eine im Vorfeld nicht durchdachte Existenzgründung, eventuell gepaart mit einer nicht vorhandenen Unternehmerpersönlichkeit das Unterfangen einer Existenzgründung scheitern lassen können.3 Schon bevor es zur Gründung kommt, brechen einige Gründungsinteressierte ihr Gründungsvorhaben ab. Dies scheint insbesondere in Deutschland weit verbreitet zu sein, wie im Vorfeld im Rahmen der Studienarbeit mit Blick auf internationale Vergleiche deutlich wurde. Hier lag Deutschland nicht nur im europaweiten, sondern auch im insgesamten Ländervergleich im Ranking der „Gründungsmutigen“ auf einem der hintersten Ränge. Weitere Gründer gründen zwar, haben jedoch große Existenzängste, die sich möglicherweise ebenfalls auf Gründungsart, -form und das unternehmerische Handeln auswirken können. Da durch den internationalen Vergleich deutlich wurde, dass es sich um Ängste handelt, die in Deutschland besonders stark vorhanden sind, obwohl das Risiko einer Gründung vergleichsweise gering zu sein scheint, wird im Rahmen der Bachelor-Thesis als Arbeitshypothese angenommen, dass vor allem auch psychologische Gründe vorzuliegen scheinen.4 Die Bachelor-Thesis wird aus diesem Grund ausarbeiten, ob es eine bestimmte Gründungs- oder Unternehmerpersönlichkeit gibt und inwiefern diese bestimmte charakteristische Persönlichkeitsmerkmale aufweisen müsste, sowie ob Persönlichkeitsentwicklungsinstrumente (wie z.B. Gründungscoaching oder Persönlichkeitstraining) bei der Weiterentwicklung solch einer Persönlichkeit in Teilen unterstützend wirken können.
Als zweiter Aspekt wurde in der Studienarbeit eine typische deutsche Angst deutlich, die bis hin zu Existenzängsten gehen kann und teilweise Existenzgründungen schon im Vorfeld scheitern lassen. Neben psychologischen Aspekten können diese Ängste auch finanziell begründet sein, vor allem vor dem Hintergrund, dass Gründungsinteressierte aus dem sozialen Bereich oftmals keine oder wenige betriebswirtschaftlichen Kenntnisse aufweisen. Die Bachelor-Thesis wird ebenfalls klären, wie durch Marktforschung und Analysen vorab eine Marktfähigkeit geklärt werden kann. Des Weiteren wird erarbeitet werden, in welcher Form ein Business Plan zu erstellen ist, welche Bereiche enthalten sein müssen und wie eine Kalkulation erstellt werden müsste, die eine zügige Übertragung von der Nebengründung in eine Hauptgründung zum Ziel hat und marktwirtschaftlich arbeitet, d.h. z.B. Vorsorgeleistungen in die Kalkulation mit einrechnet. In einem weiteren Abschnitt werden außerdem die Möglichkeiten der Gründung unter Nutzung von Fördermöglichkeiten, Gründerdarlehen oder Zuschüssen sowie eine kurze Skizzierung zur Gründung als privatwirtschaftlicher Unternehmer im Vergleich zur Gründung in Form einer gemeinnützigen Rechtsform dargestellt. Diese Ausarbeitungen werden zum einen mit Blick auf das eigene Gründungsvorhaben, sowie übertragen auf die definierte Zielgruppe analysiert. Zielsetzung ist die Erarbeitung von Handlungsempfehlungen, die diese hemmenden Faktoren abschwächen, oder durch gezielten Einsatz von fördernden Instrumenten sie vielleicht sogar zu fördernden Faktoren im Gründungsprozess umwandeln können.
2 Existenzgründungen in Deutschland
Bevor im Folgenden vertieft eine Studienanalyse erfolgt, werden im Vorfeld kurz die derzeitige Wirtschaftslage, der Arbeitsmarkt sowie statistische Daten zu Existenzgründungen im Allgemeinen skizziert.
Um einen Blick über die derzeitige Situation von Existenzgründern zu geben, bezieht sich die Bachelor-Thesis in diesem Punkt schwerpunktmäßig auf den KfW-Gründungs-monitor 2016 und den Global Entrepreneurship Monitor des Instituts für Arbeits- und Berufsforschung (IAB) sowie der Leibniz Universität. Der Gründungsmonitor der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), einer Bank, die staatliche Darlehen sowie Zuschüsse für Privatpersonen ebenso wie für Kommunen und Privatwirtschaft in unterschiedlichen Segmenten zu unterschiedlichen Konditionen gewährt (u.a. Existenz-gründerdarlehen), wird auf Grundlage von 50.000 per Zufall ausgewählten Bürger aus Deutschland ausgewählt. Er umfasst neben Gründungen im Vollerwerb auch Gründungen im Nebenerwerb, freiberufliche sowie gewerbliche Existenzgründungen.
Der Gründungsmonitor ist somit nicht nur wissenschaftlich aussagekräftig und repräsentativ, sondern erhebt branchenunabhängig Daten, sodass er das in Deutschland umfassendste Bild zur derzeitigen Gründungssituation liefert.5 Laut dem KfW-Existenzgründermonitor 2016 ist die Zahl aller Existenzgründungen im Jahr 2015 deutlich gesunken. So reduzierte sich die Zahl der Existenzgründer insgesamt um 152.000 neue Existenzgründungsvorhaben auf nur noch 763.000 Personen, die eine Gründung planten und durchführten. Dies stellt einen deutlichen Rückgang von minus 17 Prozent dar. Diese Tendenz zeigt auch die Graphik auf der nächsten Seite.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Fallende Gründerzahlen
Quelle: KfW Gründungsmonitor 2016
Da der Gründungsmonitor alle Gründungsformen umfasst, wird ein Blick auf unterschiedliche Gründungsmotivationen notwendig. Hier wird deutlich, dass der Rückgang sich besonders stark bei den sogenannten Notgründern bemerkbar machte. Hier ist der stärkste Rückgang an Gründungen zu verzeichnen, die Zahl der Personen, die aus monetärer Notlage und z.B. Langzeitarbeitslosigkeit heraus eine Existenzgründung als Ausweg aus der Krise wählten, sank um insgesamt 28 Prozent auf 207.000 Personen.
Eine Erklärung für dieses Ergebnis ist unter anderem in der deutlich verbesserten Arbeitsmarktlage zu finden. Ein möglicher Grund für die in der Vergangenheit sehr hohen sogenannten Notgründungen waren jedoch auch Staatliche Anreizprogramme, die sukzessive zurückgenommen wurden, als die Wirtschaft sich nach der Wirtschaftskrise und hoher Arbeitslosigkeit wieder erholte. So gab es in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit noch höhere Anschubfinanzierungen für Existenzgründungen, z.B. in der vielfach noch bekannten Form der sogenannten Ich-AG. Diese Anschubprogramme wurden jedoch, auch aufgrund der sich stetig verbessernden wirtschaftlichen Lage, weiter zurück ge-fahren, sodass die Verringerung um 28 Prozent als Zeichen einer gut funktionierenden Wirtschaft gedeutet werden könnte, in der nun insbesondere im Zuge des Fachkräftemangels wieder adäquate Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Inwiefern dieser Trend dauerhaft anhält, muss abgewartet werden.
So betont z.B. die Bundesagentur für Arbeit (BA) in ihrer Fachkräfteengpassanalyse für das Jahr 2017, dass
“Trotz stark gestiegener Vakanz-Zeit und einer knapper gewordenen Arbeitslosen-Stellen-Relation von einem flächendeckenden Fachkräftemangel in Deutschland nicht ausgegangen werden kann“.6
Sie verweist darauf, dass- wie schon in den Vorjahren - Engpässe vor allem branchenbezogen aufgetreten sind, vorrangig betroffen sind hier die technischen Berufe sowie der Bereich Gesundheit und Pflege. Aufgrund starker Expansion in der Baubranche zeichnen sich hier ähnliche Trends ab. Vakanzen können insgesamt (Helferberufe ausgenommen) mittlerweile erst nach 100 Tagen besetzt werden, dies stellt einen Anstieg von 10 Tagen zum Vorjahr dar.7 Existenzgründungen zur Verhinderung von Langzeitarbeitslosigkeit weisen aufgrund anderer Alternativen, die sich aus einer guten Arbeitsmarktlage ergeben, noch einen anhaltenden Abwärtstrend auf. Hier ist abzuwarten, wie sich die Zahlen darstellen, wenn eine von der BA prognostizierte Entspannung der Fachkräfteengpässe aufgrund gestiegener Studienzahlen einsetzt.8 Auch die folgende Tabelle verdeutlicht, dass eine Gründung nicht mehr aus einer Notlage heraus, sondern vielmehr als attraktive wirtschaftliche Chance und Alternative zur Festanstellung im sozialversicherungspflichtigen Verhältnis angesehen wird.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Gründungszahlen sinken weiter
Quelle: Kfw Gründungsmonitor 2016
Die Tabelle zeigt den derzeit anhaltenden Gegentrend zu den z.B. damals für den Abbau der Arbeitslosigkeit geförderten Ich-AGs. Gründe der rückläufigen Gründung und insbesondere der rückläufigen Notgründen können in der guten Arbeitsmarktsituation gesucht werden. Der Stellenindex der BA bestätigt diesen Trend, die gute Konjunktur zeigt deutliche Auswirkungen auf den Stellenmarkt in Deutschland. Der Stellenindex der BA gilt als Indikator für die Nachfrage nach Arbeitskräften in Deutschland. Mit Blick auf den Mai 2015 lässt sich feststellen, dass er im Vergleich vom Wert des Vorjahres (163) um 25 Punkte einen deutlichen Zuwachs verzeichnete und auf insgesamt 187 Punkte angestiegen ist. Dies zeigt, dass die Arbeitskräftenachfrage ebenso wie das Wachstum weiterhin ansteigt. Dies zeigt sich auch in einem hohen Wert an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit 2015
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Verkürzt lässt sich sagen, dass zurzeit Gründungen im Bereich der Voll-und Notgründungen sinken, im Bereich der Nebenerwerbsgründungen und der Chancengründungen jedoch leicht zunehmen. Eine besondere Form ansteigender Gründungsformen sind die Digitalen Gründer. In Deutschland scheint außerdem regional vor international zu gelten, so stehen 74.000 sogenannte Weltmarktgründer 458.000 regionalen Gründern gegenüber.9
2.1 Gründungen in Deutschland im internationalen Vergleich
Ein internationaler Vergleich von Existenzgründungen ist nur eingeschränkt möglich. So fehlt laut Bersch et.al. in der Econtor-Studie10 eine einheitliche Datenbasis, die einen internationalen Vergleich mit gleichen Kriterien ermöglicht. Erstmalig wurde der Versuch für die EU-Mitgliedsstaaten im Jahr 2002 gestartet. Eurostat versuchte damals erstmalig, nationale Daten zu Unternehmensbeständen sowie Veränderungen in Form von Gründungen und Schließungen in einer Studie zusammen zu führen. Die dadurch entstandene „Business Demography Statistics“ (Unternehmensdemographiestatistik - UDS, Eurostat 2004) liefert Daten für den Zeitraum 1998 bis 2013. Trotzdem sind laut Econstor die Daten der einzelnen Länder nur eingeschränkt miteinander vergleichbar. So ist zum einen nicht klar definiert, was genau ein Unternehmen ist, es weichen Auffassungen länderspezifisch ab und es können bei unterschiedlichen Formen wie Personengesellschaften, Einzelkaufleuten, freien Berufen, Selbstständigen usw. unterschiedliche Kriterien angesetzt werden. Ebenfalls gibt es unterschiedliche Mindestwerte an umsatzsteuerpflichtigem Umsatz unterhalb dessen Unternehmen nicht berücksichtigt werden. Auch hieraus können Unterschiede entstehen. Ebenso ist zu berücksichtigen, dass Anreizprogramme die Gründungsmotivation ebenfalls beeinflussen können und somit Ländervergleiche zu Gründungsdynamiken verzerren können. Seit 2010 liefert auch Deutschland umfassendere Daten zu Gründungen, Schließungen und wirtschaftsaktiven Unternehmen, die Werte wurden von der Unternehmensdemographiestatistik (UDS) des Statistischen Bundesamtes entnommen, wobei das Studiendesign nicht veröffentlicht wurde. Telefonische Nachfragen von Econstor ergaben jedoch, dass die UDS Unternehmen ab einem besteuerbaren Umsatz von 17.500 € oder mit wenigstens einem sozialversicherungspflichtigem Beschäftigten zählt. Hier könnten Teilzeitgründer im Nebenerwerb in den ersten Monaten unter Umständen nicht mitgezählt werden. Zu beachten ist auch, dass bestimmte Branchen wir Land- und Forstwirtschaft, aber auch Erziehung und Unterricht, Gesundheits- und Sozialwesen, Kunst, Unterhaltung und Erholung sowie Erbringung von sonstigen Dienstleistungen aus den Analysen ausgeschlossen werden, da nicht alle Länder hierfür Angaben liefern.11 Dies bedeutet, dass ein internationaler Vergleich an dieser Stelle nur für Gründungen insgesamt Sinn macht. Für die Branche der sozialen Dienstleistungen gibt es international keine ausreichende Datenlage, die langfristige Ländervergleiche valide darstellen könnte. Bezogen auf die im UDS erhobenen Branchengruppen Handel, konsumnahe Dienstleistungen, sonstige unternehmensnahe Dienstleistungen und dem Baugewerbe sowie der forschungsintensiven Industrie und wissensintensiven Dienstleistungen, dem Verkehr und Hochtechnologien zeigt sich, dass die meisten Länder eine ähnliche Zusammensetzung der Branchen und ein ähnliches Muster aufweisen. So wurden zwischen 61 und 76 % der Unternehmen im Jahr 2013 in den Branchengruppen Handel, konsumnahe Dienstleistungen, sonstige unternehmensnahe Dienstleistungen und dem Baugewerbe neu aufgebaut.12 Weitere Anhaltspunkte zu Gründungen im internationalen Vergleich liefern die Zahlen der Gründungsraten, die bezogen auf den vorherrschenden Unternehmensbestand betrachtet werden, da sich hier die unterschiedlichen Definitionen von Unternehmen weniger auswirken. So hatte Großbritannien 2013 die höchste Gründungsrate bei allen Wirtschaftszweigen. Ebenfalls hohe Ergebnisse wiesen Polen, Dänemark und die Niederlange auf. Deutschland kam nach dieser Betrachtung nur auf 5 Prozent und findet sich somit unter den Ländern mit der niedrigsten Gründungsrate, nur Belgien lag mit 4 Prozent noch darunter. Ähnlich niedrig ist ebenfalls Finnland mit 6 Prozent13.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4 Anzahl der Gründungen im Ländervergleich
Quelle: Eurostat
Mögliche Gründe zeigen Econstor aufgrund sogenannter Doing Business-Daten auf. Diese Daten enthalten
„Informationen zu Regulierungsvorschriften in verschiedenen Ländern, die das Errichten und Betreiben von Unternehmen betreffen. Ziel des Doing Business-Projektes ist es, Indikatoren zu entwickeln, die das Ausmaß und die Kosten von Gesetzen und Vorschriften, die Unternehmen zu beachten haben, in den einzelnen Länder beschreiben, diese Indikatoren zwischen den Ländern zu vergleichen und das Ausmaß der Regulierung gemessen durch die Indikatoren in Beziehung zu Wachstum und Wohlstand zu setzen.“
Diese Daten werden seit dem Jahr 2002 von der Weltbank erhoben und liefern Erkenntnisse zu Regulierungen für Unternehmen u.a. in der Phase der Existenzgründung. Als ein Beispiel nennt Econstor die Anzahl der rechtlichen Schritte bei der Gründung eines Unternehmens. Hierzu werden alle notwendigen Interaktionen mit offiziellen Stellen gezählt (Wirtschaftsprüfer, Gewerbeamt, Notare usw.). Diese Zahl ist in Deutschland seit 2004 konstant, neun Schritte sind notwendig, um ein Unternehmen zu eröffnen. Hiermit findet sich Deutschland auf Platz 7 der betrachteten Länder, Österreich benötigt 6, während China 11 Schritte benötigt. Verglichen wird Deutschland auch mit den sogenannten BRICS- Staaten. Dieser Begriff ist
„ein Sammelbegriff für eine Gruppe von 5 ökonomisch (und politisch) aufstrebenden Staaten und Wachstumsmärkten (engl. »emerging powers«); der Begriff ist gebildet aus den Anfangsbuchstaben der Länder Brasilien, Russland, Indien, China und (seit 2010) Südafrika. Die Abkürzung BRIC (zunächst ohne S) wurde 2001 von Jim O’Neill, Chefvolkswirt der Investmentbank Goldman Sachs, geprägt, um die (ökonomische) Machtverschiebung von den westlichen Industrieländern (sog. G-7-Staaten) hin zu den wirtschaftlich boomenden Schwellenländern (v. a. China) zu beschreiben.“14
Grundsätzlich sind in den sogenannten BRICS-Staaten die meisten Schritte für eine Unternehmensgründung notwendig und Gründungen sind hier besonders aufwändig und langwierig, in den USA/Kanada sind die geringsten Schritte notwendig und es ist von einem unkomplizierterem und schnellerem Verfahren auszugehen (Kanada: 1 Interaktion/ Indien: 13 Interaktionen).
Die Graphik verdeutlicht dies:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Notwendige Schritte bis zur Unternehmensgründung im Ländervergleich Quelle: Business Demography Statistics (Eurostat) – Mannheimer Unternehmenspanel (ZEW) – Berechnungen des ZEW
Eine Begründung könnte sein, dass Deutschland im Vergleich zu den meisten übrigen europäischen Ländern weniger stark auf Entbürokratisierungsprozesse gesetzt hat, da es 2008 im europäischen Durchschnitt lag, andere europäische Länder die bürokratischen Hürden aber sukzessive abzubauen scheinen. Ein weiterer Indikator ist die Gesamtzahl notwendiger Tage für die Gründung eines Unternehmens, auch hier dauert es in Deutschland drei Wochen und Deutschland liegt mit diesem Wert im unteren Mittelfeld.
In Belgien, Korea und den Niederlangen sowie den USA ist eine Gründung mit jeweils vier Tagen am schnellsten durchzuführen15, wie die Graphik zeigt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Anzahl der Tage bis zur Unternehmensgründung
Ein weiterer Indikator stellt die Identifizierung der Kosten für die Einrichtung eines Unternehmens dar, dieser Indikator enthält auch Gebühren zur Unternehmensregistrierung, rechtliche durchschnittliche Beratungsleistungen usw., die gesetzlich vorgeschrieben sind. Zur Vergleichbarkeit wird dieser Indikator durch die Weltbank in Prozent des Pro-Kopf-Einkommens des Landes erhoben. Auch hier zeigt sich, dass eine Gründung in Deutschland mit hohen Kosten verbunden ist.
Die Kosten liegen bei 8,8 Prozent des Pro-Kopf-Einkommens. Somit sind nur in Polen und Italien innerhalb der EU und Korea und Indien im weltweiten Vergleich der betrachteten Länder Unternehmensgründungen teurer als in Deutschland.16 Dies verdeutlicht folgende Abbildung:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 7: Kosten in Relation zum Pro-Kopf Einkommen im Ländervergleich
Das dieser Trend nicht abgebaut wird, sondern vielmehr in 2014 noch einmal stark anstieg, zeigt die rechte Abbildung. Dieser Anstieg ist laut der Weltbank durch das Kostenrechtsmodernisierungsgesetz vom 29.07.2013 zurückzuführen, sodass der Trend eher steigend, als abfallend sein wird.17 Diese und weitere Indikatoren zeigen auf, dass Gründungen in Deutschland mit vielen, oftmals bürokratischen Hürden verbunden sind. Um diese Hürden zu visualisieren, berechnet die Weltbank aus Einzelindikatoren ihrer unterschiedlichen Regulierungskategorien wie z.B. den Tagen bis zur Gründung ein Gesamtranking. Hierfür werden die Ausprägungen eines Indikators in einem Land zum Vergleich mit den anderen ausgewerteten Ländern gesetzt und es wird ein Mittelwert gebildet. Dies geschieht für insgesamt 189 Länder, die Weltbank nennt das daraus entstehende Ranking das „Starting a Business Ranking"18 Es verwundert nicht, dass Deutschland in einem Ranking von 189 Ländern nur auf Platz 114 landen kann:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 8: Starting a Business Ranking
Quelle: Doing Business (Weltbank) – Darstellung ZEW.
Diese Ergebnisse sieht auch die Studie Unternehmertum: Schlüssel zum Wohlstand19 als alarmierendes Zeichen an.
Sie verdeutlicht, dass Deutschland nicht zu den Gründer-Nationen gezählt werden kann. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass wenn gegründet wird, Gründer meist männlich sind und wenig Innovationsgründungen erfolgen. Da die Volkswirtschaft der Bundesrepublik Deutschland sich jedoch insgesamt mehr in Richtung Dienstleistungsbereich orientiert, spiegeln diese Zahlen auch den allgemeinen Strukturwandel in Deutschland. Auch wenn Innovationen für den Wirtschaftsfaktor Deutschland eine große Bedeutung einnehmen, sind die meisten der im Dienstleistungsbereich aufgebauten Gründungen jedoch Angebote, die schon erprobte Konzepte umsetzen. Nur 16 Prozent der Gründungen weisen eine innovative Neuheit oder neue Dienstleistung auf, wobei hier die regionale Marktneuheit mit 9 Prozent den größten Anteil einnimmt, wie auch die folgende Graphik verdeutlicht:20
[...]
1 Vgl. http://www.bundesanzeiger-verlag.de/betreuung/wiki/Berufsbetreuer (Stand 04.06.2017)
2 Vgl. Grützmacher, Christoph: Identifizierung von fördernden und hemmenden Einflussfaktoren bei der Gründung im Bereich (sozialer) Dienstleistungen im Nebenerwerb: Studienarbeit, S. 34 f.
3 Vgl. ebd.
4 Vgl. ebd.
5 Vgl.https://www.kfw.de/PDF/Download-Center/Konzernthemen/Research/PDF-Dokumente-Gr%C3%BCndungsmonitor/Gr%C3%BCndungsmonitor-2016.pdf, S.1 (Stand 04.05.2017)
6 https://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Fachkraeftebedarf-Stellen/Fachkraefte/BA-FK-Engpassanalyse-2017-06.pdf, S. 6 (Stand 16.07.2017)
7 vgl. ebd.
8 vgl. ebd.
9 Vgl. https://www.kfw.de/PDF/Download-Center/Konzernthemen/Research/PDF-Dokumente-Gr%C3%BCndungsmonitor/Gr%C3%BCndungsmonitor-2016.pdf, S.3 (Stand 18.07.2017)
10 https://www.econstor.eu/bitstream/10419/156631/1/StuDIS_2016-03.pdf, S. 34 ff. (Stand 20.07.2017)
11 Vgl. ebd.
12 Vgl. https://www.econstor.eu/bitstream/10419/156631/1/StuDIS_2016-03.pdf, S. 37 ff. (Stand 20.07.2017)
13 Vgl. ebd.
14 http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/176724/brics-staaten (Stand 20.07.2017)
15 Vgl.https://www.econstor.eu/bitstream/10419/156631/1/StuDIS_2016-03.pdf, S. 47 ff. (Stand 24.07.2017)
16 Vgl. https://www.econstor.eu/bitstream/10419/156631/1/StuDIS_2016-03.pdf, S. 48 ff.
17 Vgl. ebd.
18 Vgl. https://www.econstor.eu/bitstream/10419/156631/1/StuDIS_2016-03.pdf, S. 50 ff.
19 Vgl.https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=2&ved= 0ahUKEwi77pj1zfzVAhUFOhQKHSmLDCUQFggsMAE&url=https%3A%2F%2Fwww.dihk.de%2Fressourcen%2Fdownloads%2Fstudie-unternehmertum-wohlstand&usg=AFQjCNGzRIJ1otEzDyyR_2LD9bkXgv33cg , S. 56 f. (Stand 24.07.2017)
20 Vgl. https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Mittelstand/ unternehmensgruendungen-und-gruendergeist-in-deutschland.pdf?__blob=publicationFile&v=20, S.8. (Stand 20.07.2017)
- Arbeit zitieren
- Christoph Grützmacher (Autor:in), 2019, Existenzgründung im Social Management. Perspektiven und Herausforderungen bei Gründungen im Nebengewerbe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/456809
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