In dieser Studienarbeit wird der Frage nachgegangen, wie soziale Ungleichheiten in Deutschland legitimiert werden.
Nach der Definition des Begriffes "soziale Ungleichheit" wird dessen historischer Kontext gezeigt. Es werden auch unterschiedliche Theorien, die dieses Thema analysieren, vorgestellt.
In seinem Essay „Du kommst hier nicht rein“ bezieht sich Lars Weisbrod auf die These von Thomas Piketty, dass die ökonomische Ungleichheit nicht nur größer werde, sondern sich sogar immer mehr verfestige. Deutschland nähere sich in Bezug auf die Aufstiegsmöglichkeiten wieder den Gesellschaftsstrukturen des 19. Jahrhunderts an und man könne eigentlich wieder von Aristokratie sprechen, nur mit Panama-Briefkastenfirmen statt Ländereien.
In Bezug auf die Einkommensverteilung von 1991 bis 2010 bestätigt sich, dass sich die Einkommensverhältnisse in diesem Zeitraum gefestigt und lediglich nach dem oberen 10. Zehntel umverteilt haben. Während das obere 10. Zehntel einen Einkommenszuwachs verbuchen konnte, ist das Einkommen bei allen anderen Dezilen im gleichen Zeitraum gesunken. Im Jahr 2010 hatte das Zehntel der Bevölkerung mit den geringsten Einkommen nur einen Anteil von 3,7% am gesamten bedarfsgewichteten Nettoeinkommen. Im Vergleich lag der Wert für die 10% mit den höchsten Einkommen bei 23,1%.
Inhalt
1. Einführung
2. Begriff: Soziale Ungleichheit
3. Historischer Kontext
4. Grundlegende Theorien
5. Theorienvergleich
6. Idee und Legitimation von „sozialer Ungleichheit“
7. Fazit
Literaturverzeichnis
Internetquellen
1. Einführung
In seinem Essay „Du kommst hier nicht rein“ bezieht sich Lars Weisbrod auf die These von Thomas Piketty, dass die ökonomische Ungleichheit nicht nur größer werde, sondern sich sogar immer mehr verfestige. Deutschland nähere sich in Bezug auf die Aufstiegsmöglichkeiten wieder den Gesellschaftsstrukturen des 19. Jahrhunderts an und man könne eigentlich wieder von Aristokratie sprechen, nur mit Panama-Briefkastenfirmen statt Ländereien (vgl. Weisbrod 2016, S. 39). In Bezug auf die Einkommensverteilung von 1991 bis 2010 (SOEPv28) bestätigt sich, dass sich die Einkommensverhältnisse in diesem Zeitraum gefestigt und lediglich nach dem oberen 10. Zehntel umverteilt haben. Während das obere 10. Zehntel einen Einkommenszuwachs verbuchen konnte, ist das Einkommen bei allen anderen Dezilen im gleichen Zeitraum gesunken. Im Jahr 2010 hatte das Zehntel der Bevölkerung mit den geringsten Einkommen nur einen Anteil von 3,7% am gesamten bedarfsgewichteten Nettoeinkommen. Im Vergleich lag der Wert für die 10% mit den höchsten Einkommen bei 23,1% (vgl. SOEPv28 2013).
2. Begriff: Soziale Ungleichheit
Liegen bestimmte vorteilhafte und nachhaltige Lebensbedingungen vor, die Menschen aufgrund ihrer Position in gesellschaftlichen Beziehungsgefügen zukommen, wird dies als soziale Ungleichheit bezeichnet (vgl. Hradil 2006, S. 206). Soziale Ungleichheit liegt also dann vor, wenn bestimmte Gruppen bestimmte Ressourcenausstattungen oder Lebensbedingen haben, die ihnen fortlaufend bessere Lebens- und Verwirklichungschancen ermöglichen und basieren auf gesellschaftlichen Zuschreibungen und individueller Erwerbung. Veränderbar sind für den Einzelnen beispielsweise der Bildungsgrad, die Familien- und Lebensform oder der Beruf. Geschlecht, Alter und Herkunft hingegen sind nicht frei wähl- oder veränderbar. Soziale Ungleichheit wird in der Regel in Dimensionen gebündelt. Innerhalb der Dimensionen lassen sich höhere und niedrigere Stellungen unterscheiden, wie beispielsweise Erwerbs-, Berufs-, Einkommens- oder Prestige-Status (vgl. Hradil 2012). Drei Kriterien müssen zusammen erfüllt sein, damit (un-) vorteilhafte Lebensbedingungen eines Positionsträgers als „soziale Ungleichheiten“ zutreffen. Erstens müssen die Bedingungen einen gesellschaftlichen Wert und in der jeweiligen Gesellschaft ein knappes oder begehrtes Gut darstellen. In der modernen Industriegesellschaft ist ein knappes Gut beispielweise das Erwerbseinkommen, das eine Berufstätigkeit voraussetzt. Zweitens müssen die begehrten Güter begrenzt verfügbar und „ungleich“ verteilt sein. Drittens müssen Vorstellungen oder Vermutungen über überpersönliche Verteilungsmechanismen existieren, die regelmäßig bestehen, sozial strukturiert und in der Organisation einer Gesellschaft verankert sind. Das gesellschaftliche Beziehungsgefüge muss somit systematisch aufgrund von Positionen vorteilhafte und nachteilige Lebensbedingen von Menschen schaffen, also nicht vor- oder nachteilige Lebensbedingungen enthalten, die zufällig (z.B. Lottogewinn), individuell (z.B. negative Charaktereigenschaften) oder natürlich (z.B. Erbanlagen) bedingt sind (vgl. Hradil 2006, S. 207).
3. Historischer Kontext
Im historischen Kontext findet man drei Epochen, in denen eigene Ungleichheitsstrukturen auszumachen sind: das vorindustrielle Ständegefüge, die frühindustrielle Klassenstruktur und das industriegesellschaftliche Schichtungsgefüge. In der vorindustriellen Ständegesellschaft (Mittelalter bis zur Revolution 18./19. Jahrhundert) war die familiäre Herkunft ein wichtiger bestimmender Faktor für soziale Ungleichheit. Der Stand, in dem man geboren wurde, entschied über den Lebensweg. Soziale Ungleichheit war an die Geburt geknüpft und konnte nur in Ausnahmefällen (z.B. Heirat) verändert werden.
Die frühindustrielle Klassengesellschaft bestand aus Besitzhabenden und Besitzlosen. Die Arbeiterklasse gelang selten zu Reichtum, meistens wurde sie ausgebeutet. Die Fabrikbesitzer vererbten ihre Besitztümer familiär weiter.
In der industriegesellschaftlichen Schichtgesellschaft entwickelte sich das Schichtungsgefüge. Mit ansteigender Hierarchie stieg auch das Machtverhältnis (Arbeiter - Vorarbeiter - Meister). Einkommen und Qualifikation entschied über den Stand in der Gesellschaft. Dieses Schichtungsgefüge etablierte sich, ohne das Klassen- und Ständegefüge abzulösen. Deshalb wurden die Industriegesellschaften geschichtete Gesellschaften genannt.
4. Grundlegende Theorien
Pierre Bourdieu prägte die Theorie eines Klassenmodells, welches mit einem ökonomischen-, kulturellen- und sozialen Kapital behaftet ist. Alle drei Kapitale können miteinander interagieren. So kann sich beispielsweise das kulturelle Kapital unter bestimmten Voraussetzungen in ökonomisches Kapital und soziales Kapital auch unter bestimmten Voraussetzungen in ökonomisches Kapital umwandeln. Kulturelles Kapital ist ein durch eigene Bildung angeeignetes Kapital. Das kulturelle Kapital wird in drei Arten aufgeteilt:
1. Inkorporiertes Kapital.
2. Objektiviertes Kapital.
3. Institutionalisiertes Kapital.
Die Bildung wird bei inkorporiertem Kapital bewusst oder auch unbewusst durch Familie, Schule oder Universität erworben. Die in Bildung investierte Zeit wird zum festen Bestandteil des Menschen. Das objektivierte Kapital besteht aus kulturellen Gütern, wie Büchern, Lexika, Instrumenten und Bildern. Das institutionalisierte Kapital kann in Form beispielsweise von Titeln, Zeugnissen und Diplomen manifestiert werden und bestätigt die Anerkennung der so erworbenen Kapitale durch die Gesellschaft (vgl. Nowak 2009, S.66). Das soziale Kapital beschreibt die sozialen Kontakte und Vernetzungen jedes einzelnen Menschen. Soziales Kapital kann über die Zeit gebildet und vererbt werden. Das soziale Kapital zeigt über die Zugehörigkeit zu einer Gruppe gegebenenfalls eine Machtposition. Damit das soziale Kapital funktioniert, muss eine gewisse Grundlage an materiellen und symbolischen Tauschbeziehungen bestehen, welche untrennbar miteinander verbunden sind. Jeder einzelne verfügt über ein gewisses Maß an sozialem Kapital, welches zum einen von der Breite des Netzes an Beziehungen, die er in Bewegung setzen kann und zum anderen vom Umfang des (ökonomischen, kulturellen oder symbolischen) Kapitals abhängt, dass Personen, mit denen er in Beziehungen steht, besitzen sollen. Das ökonomische Kapital hat ein Geldäquivalent. Zum ökonomischen Kapital zählen Geld, Aktien aber auch Grund und Boden sowie Unternehmen. Für die Umwandlung von ökonomischem Kapital in soziales Kapital wird Zeit, Aufmerksamkeit, Sorge und Mühe benötigt. Die Umwandlung von ökonomischem in kulturelles Kapital bedingt einen gewissen Aufwand an Zeit, welche durch die Verknüpfung über ökonomisches Kapital ermöglicht wird.
Die beiden amerikanischen Soziologen Kingsley Davis und Wilbert E. Moore haben die Theorie von einem Schichtenmodell, in dem der Status und die bestehende Position eines jeden Menschen in der Gesellschaft vorhanden ist geprägt (vgl. Nowak 2009, S.66 f.). Jedem Mitglied der Gesellschaft wird eine soziale Position zugeschrieben, welche mit Pflichten verbunden ist, die erfüllt werden sollen. Wer eine bestimmte Position einnehmen möchte, braucht dafür eine entsprechende Ausbildung oder spezielle Begabung. Ein weiterer Anreiz, die Position auszuüben besteht in der Belohnung oder Anerkennung, die mit der Position verknüpft. Hierdurch entsteht eine Schichtung. Der Begriff „Schichtung“ beschreibt die ungleiche Verteilung von Rechten und Vorrechten an verschiedene Positionen in der Gesellschaft. Wenn die wichtigsten Positionen von den fähigsten Personen gewissenhaft ausgefüllt werden sollen und dieses mithilfe der Gesellschaft sichergestellt werden soll, so betitelt man dies als soziale Ungleichheit. Entscheidend für den Rang einer Position sind verschiedene Faktoren. Der Unterschied in der funktionalen Bedeutung liegt darin, dass verschiedene Positionen unterschiedlich honoriert werden. Diverse Position unterliegen einer Knappheit an geeignetem Personal. Um eine bestimmte Position zu besetzen, werden gewisse Begabungen und eine geeignete Ausbildung vorausgesetzt. Innerhalb einer Schichtung existieren zusätzlich weitere Variationen. Beim Spezialisierungsgrad werden Macht- und Prestigeabstufungen gemacht und in Typ (spezialisiert) und Typ (unspezialisiert) unterschieden. Familiäre Funktionen haben mehr Gewicht als die technische Entwicklung. Gesellschaften können zusätzlich egalitär oder skalar ausgeprägt sein. Unabhängig voneinander können Gleichheit und Ungleichheit beim Grad der Mobilitätschance (auf- und absteigend) variieren und sich in mobil (offen) und immobil (geschlossen) aufteilen. Die Klassifizierung von Schichtungssystemen ist wichtig, da sich das Ausmaß der Schichtensolidarität unabhängig von anderen Kriterien bis zu einem gewissen Grad ändern kann. Auch die Stellung im Hinblick auf andere Gesellschaften spielt eine Rolle, da es freie Handelsbeziehungen und kulturellen Export zu anderen Gesellschaften gibt. Als letztes spielt die Größe der Gesellschaft eine Rolle, denn je kleiner die Gesellschaft ist, desto geringer ist die Trennung von verschiedenen Schichten und Ungleichheiten.
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- Citar trabajo
- Anónimo,, 2016, Wie werden soziale Ungleichheiten in Deutschland legitimiert? Eine Analyse, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/456772
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