Hat die Bindung zur Mutter einen anderen Einfluss auf ein Kind als die zum Vater? Die Bindungsforschung beschäftige sich lange nur mit der Bindung zwischen Mutter und Kind. Der Fokus lag also auf einem dyadischen Beziehungssystem, ohne Berücksichtigung des kompletten Familiensystems, zu dem in der Regel auch der Vater gehört. In der weiteren Forschung wurde vor allem erarbeitet, dass der Vater ein anderes Verhältnis zum Kind entwickelt, als die Mutter. Daher befasst sich dieses Portfolio mit der Frage, ob lediglich die dyadische Beziehung zwischen Mutter und Kind im Säuglingsalter Einfluss auf das Bindungsverhalten hat, oder doch eine triadische Interaktion zwischen Mutter, Vater und Kind von Bedeutung ist.
Dafür sollen die unterschiedlichen Einflüsse beider Eltern auf das Kind im frühkindlichen Bereich erarbeitet werden. Dazu wird Bezug genommen auf die Inhalte verschiedener Lehrveranstaltungen zu Erziehung, Bildung, Sozialisation, Biographie und Identität, sowie zu Theorien, Methoden und Institutionen der Erziehung, Bildung und Kultur. Schließlich werden die Grundannahmen der Bindungstheorie vorgestellt, sowie die mütterliche und väterliche Feinfühligkeit kontrastiert.
Inhaltsverzeichnis
1. Vorstellung der Lehrveranstaltungen im Modul 3
1.1 LV 1: Erziehung, Bildung und Sozialisation
1.2 LV 2: Lebenslauf, Biographie und Identitat
1.3 LV 3 Exemplarische Vertiefung zu Theorien, Methoden oder Institutionen der Erziehung, Bildung und Kultur
1.4 LV 4: Kultur, Asthetikund Medien: Ausdruck, Gestaltung, Analyse, Reflexion
2. Lernbericht
2.1 Grundannahme der Bindungstheorie
2.2 Mutterliche Feinfuhligkeit im Vergleich zur vaterlichen Feinfuhligkeit
2.2.1 Mutterliche Feinfuhligkeit
2.2.2 Vaterliche Feinfuhligkeit
3. Lernreflexion
3.1 Lernreflexion der Bindungstheorie im Zusammenhang mit dem Modul 3.2
3.2 Fazit
4. Dokumentensammlung
Literaturverzeichnis
Einleitung
Die Bindungsforschung beschaftige sich in ihrer Anfangszeit Schwerpunkt maBig mit der Bindung zwischen Mutter und Kind. Lange untersuchte man also lediglich dieses dyadische Beziehungssystem, ohne groBe Berucksichtigung des kompletten Familien- systems, zu dem in der Regel auch der Vater gehort. Man konnte dies auf die klassische Rollenverteilung zuruckfuhren, in der sich die Mutter um das Kind kummert und der berufstatige Vater zur okonomischen Absicherung der Familie dient. In dieser Zeit ent- wickelten Studien das Bild des peripheren Vaters, welcher nicht in Familienangelegen- heiten involviert ist (vgl. Seiffge - Krenke 2009, S. 196).
In weiteren Forschungen versuchte man das Bindungssystem des Vaters in Vergleich mit dem der Mutter zu setzen und schon dort viel auf, dass dies nicht moglich ist, da der Vater ein anderes Verhaltnis zum Kind entwickelt, als die Mutter. Trotz allem besteht eine Bindung zwischen Vater und Kind.
Daher befasst sich dieses Portfolio mit der Frage, ob lediglich die dyadische Beziehung zwischen Mutter und Kind im Sauglingsalter Einfluss auf das Bindungsverhalten hat, oder doch eine triadische Interaktion zwischen Mutter - Vater und Kind Einfluss hat. Hierbei sollen die unterschiedlichen Einflusse beider Eltern auf das Kind im fruhkindli- chen Bereich erarbeitet werden, die dann zur Beantwortung der Fragestellung dienen. Zunachst werden in diesem Portfolio die besuchten Lehrveranstaltungen aus dem Modul 3.2: Handlungsgebiet Erziehung, Bildung und Kultur und deren thematische Inhalte kurz vorgestellt, um die Lerninhalte des Semesters darzustellen. AnschlieBend folgt der Lern- bericht, der sich im Hauptteil mit der Fragestellung. Die anschlieBende Lemreflexion stellt die wesentlichen Inhalte dar und setzt sich in einem fachlichen Diskurs mit dem zuvor ausgearbeiteten Ergebnissen und mit den inhaltlich passenden Lernergebnissen aus den anderen Seminaren in dem Modul auseinander. Im Anschluss folgt ein Fazit zur Beantwortung der Fragestellung.
In der Dokumentensammlung sind als verpflichtende Teilleistungen des Moduls ein Pro- tokoll einer Seminareinheit sowie eine Power - Point Presentation mit zugehorigem Handout beigefugt.
1. Vorstellung der Lehrveranstaltungen im Modul 3.2
1.1 LV 1: Erziehung, Bildung und Sozialisation
Die Pflegekinderhilfe - ein zukunftsfahigesModell mit Reformbedarf!
Das Seminar setzt sich kritisch mit dem Pflegekindersystem in Deutschland auseinander und diskutiert in seinem Verlauf die Reformbedurftigkeit. Es werden die unterschiedlichen Unterbringungsformen, wie z.B. Bereitschaftspflege, Dauerpflege, So- zialpadagogische Lebensgemeinschaft etc. erarbeitet, sowie deren Vor - und Nachteile. Der erste Teil des Seminars befasst sich mit der Darstellung der Pflegefamilien und deren emotionalen sowie burokratischen Herausforderungen. Im zweiten Teil des Seminars geht es um die Darstellung der Pflegekinder. Hierbei werden vor allem die Problematik der haufigen Bindungsabbruche und deren Auswirkung auf die entwicklungspsychologi- sche Entwicklung thematisiert.
1.2 LV 2 : Lebenslauf, Biographie und Identitat
Bindungserfahrungen aus der vaterlichen Perspektive
Die Lehrveranstaltung behandelt die besondere Bindungsbeziehung zwischen dem Vater und seinem Kind und der wachsenden primaren Rolle innerhalb des Familiensystems. Durch veranderte soziale Rollenbilder in den Familien und unterschiedlichen Familien- systemen, steht der Vater vor mehr Herausforderungen, diese Erwartungen zu erfullen. In dem Seminar wird erarbeitet, wie Mutter und Vater einen unterschiedlichen Auspra- gungsgrad auf die Entwicklung des Kindes haben, unabhangig von der Bindungsintensi- tat.
Die Lehrveranstaltung beinhaltet, eine Konzeptentwicklung eines Kurses fur werdende Eltern, in denen Kompetenzen im Sinne des Kindeswohles und der langfristigen Starkung der Familie bzw. positiven Entwicklung des Kindes von null bis zwei Jahren vermittelt werden sollten.
1.3 LV 3 Exemplarische Vertiefung zu Theorien, Methoden oder Institutionen der Erziehung, Bildung und Kultur
Erfahrung, Erlebnis undAbenteuer in der Padagogik
Erfahrung, Erlebnis und Abenteuer sind in diesem Seminar zentrale Aspekte, die intensiv analysiert werden. Zunachst befasst sich die Lehrveranstaltung damit, die Begriffe von- einander getrennt zu betrachten und sie im Anschluss in einen padagogischen Rahmen zu setzen. Neben der historischen Entwicklung, an dem Beispiel von Kurt Hahn, der als einer der Ersten ein ganzheitliches Konzept zur Bildung und Charakterbildung entwickelte, ist ein zentrales Thema die wachsende Padagogisierung von Erlebnissen und Abenteuer. Da- raus folgt der Diskurs uber die Auseinandersetzung mit dem Nutzen und der Herausfor- derung der aufkommenden Padagogisierung in der Gesellschaft.
1.4 LV 4 Kultur, Asthetik und Medien: Ausdruck, Gestaltung, Analyse, Reflexion
Brandherd Welt.Mediale Berichterstattung in Zeiten des Krieges.
Das Seminar setzt sich zunachst mit den Ursachen von aktuellen politischen Konflikten auseinander und die Auswirkungen auf die bestehende Weltordnung werden kritisch be- gutachtet. Zu Beginn des Seminars wird hierzu die mediale Berichterstattung anhand von Pressemitteilungen zu politischen Konflikten untersucht. Hierbei geht es darum, den Ver- fasser und seine Botschaft des Artikels herauszuarbeiten, welcher oft unter politischen Einflussen steht. Im weiteren Verlauf des Seminars werden die Kriege in Syrien, der Ukraine und in der Turkei auf ihre Ursachen und deren aktuelle Lage dargestellt. Hierzu werden mediale Berichterstattungen analysiert und auf ihren Einfluss auf die Gesellschaft gewertet.
In dem Seminar geht es darum ein Bewusstsein zu schaffen, dass mediale Berichterstattung meist einen Zweck beinhaltet und mehrere mediale Quellen herangezo- gen werden sollten, um sich einen realitatsnahen Uberblick zu verschaffen.
2. Lernbericht
Der folgende Lernbericht befasst sich zunachst mit den Grundannahmen der Bindungs- theorie und vergleicht im Anschluss die unterschiedlichen Einflusse von Vater und Mutter und stellt die Bedeutsamkeit in Hinblick auf eine gesunde Entwicklung des Kindes dar.
2.1 Grundannahme der Bindungstheorie
„Unter Bindung versteht man ein lang andauerndes affektives Band zu ganz bestimmten Personen, die nicht ohne Weiteres auswechselbar sind, deren korperliche, psychische Nahe und Unterstutzung gesucht werden, wenn z.B. Furcht, Trauer, Verunsicherung, Krankheit, Fremdheit usw. in einem Ausmafi erlebt werden, das nicht mehr selbststandig regulierbar ist“ (Seiffge - Krenke 2009, S. 58). Eine Bindung besteht somit zwischen zwei Personen und beschreibt eine intensive Beziehung, die unabhangig von auBeren Wi- derstanden besteht.
Bindung entsteht erst nach der Geburt eines Sauglings in Interaktion mit seiner Bindungs- person, bzw. Bindungspersonen, pragend hierbei sind vor allem die ersten Lebensjahre (vgl. Brisch 2014 S. 32; Seiffge - Krenke 2009, S. 69). Das Neugeborene signalisiert durch bestimmte Verhaltensweisen, z.B. Mimik, Gestik, Schreien seine Bedurfnisse. Diese Verhaltensweisen fuhren zum Kontakt mit der umsorgenden Personen und bieten dem Kind zugleich Sicherheit, Nahrung und Schutz. Dieses Bindungsverhalten des Sauglings ist somit uberlebenswichtig und genetisch verankert (vgl. Grossmann K./ Gross- mann K.E. 2008, S. 69; Seiffge - Krenke 2009, S. 58).
Ein Kind kann mehr als eine Bindungsperson haben, allerdings gibt es eine spezifische Hierarchie zwischen den Bindungspersonen. Diese ist abhangig von der Bindungsinten- sitat zwischen dem Saugling und der Bindungsperson. Wie oben im Zitat erwahnt ist das Verhalten der Bindungsperson von groBer Bedeutung, wenn das Kind sich in einem ne- gativen Gefuhlszustand befindet. Wenn es Trauer, Angst oder ahnliches empfindet, lasst es sich vorzugweise von der primaren Bindungsperson trosten (vgl. Grossmann K./ Grossmann K.E. 2008, S. 68).
Das Bindungssystem eines Kindes ist genetisch derart von seiner Umwelt abhangig, dass sich ein Saugling anjede Art von Bindungsperson bindet, unabhangig von ihrem fursorg- lichen Verhalten. Dies bedeutet, dass ein Saugling sich somit auch z.B. an eine Mutter bindet, die sich unzureichend um das Kind kummert (vgl. Ahnert 2014, S.28). In Bezug darauf unterscheidet sich lediglich die Bindungsqualitat eines Kindes. Dieses ist von ver- schiedenen intemen und externen Faktoren abhangig (vgl. Krieger 2007, S. 56).
Eines der wichtigsten Faktoren ist hierbei das Konzept der Feinfuhligkeit. Dieses Konzept wurde von Mary Ainsworth in ihrer Studie zur Qualitat von Bindung in den 1970 Jahren, gepragt und bezeichnet die Qualitat der Reaktion einer Bindungsperson eines Kindes, durch die diese Person die fruhkindliche Bindung so beeinflusst, dass sich unterschiedli- che Qualitaten von Bindungen ergeben (vgl. Grossmann K. / Grossmann K.E. 2008, S. 117; Ahnert 2014, S. 30).
Um die Bindungsqualitat zwischen einem Kind und seiner Bindungsperson zu beobach- ten, entwickelte Mary Ainsworth den Test der „Fremden Situation“, in dem in einer Mo- mentaufnahme beobachtet wird, ob das Kind Trennungsschmerz zeigen und durch phy- sische Nahe zu der Bindungsperson uberwinden kann (vgl. Ahnert 2014, S. 34). Resul- tierend daraus wurden drei Bindungstypen entwickelt: sichere Bindung, unsicher - ver- meidende Bindung und die unsichere - ambivalente Bindung. Diese wurden im spateren Verlauf von Ainsworth Schulerin Mary Main durch einen vierten Bindungstyp, der des- organisierten Bindung, erganzt (vgl. Ahnert 2014, S. 67 ff.)
Der sichere Bindungstyp ist durch die positive Feinfuhligkeit der Eltern - Kind Interak- tion gekennzeichnet. Die prompte Wahmehmung der kindlichen Signale und der richti- gen Interpretation sowie die prompte Reaktion der Eltern fuhren zu keiner starken Frustration beim Kind (vgl. Spangler/ Zimmermann 2009, S. 114; Grossmann K./ Grossmann K.E. 2008 S. 140). Die Kinder haben eine ausgewogene und harmonische Balance zwischen selbststandigem Spiel und der Freude am Kontakt mit der Bindungsperson. Sie suchen ihre Nahe bei negativen Gefuhlszustanden und konnen sich wieder losen, wenn sie getrostet wurden (vgl. Ahnert 2014 S. 33).
Kinder mit einer unsicher - vermeidenden Bindung sind unabhangig von ihren Bindungs- personen. Den Kindem fehlt die Zuversicht bezuglich der Verfugbarkeit ihrer Bindungsperson, von dieser sie eine geringe Feinfuhligkeit erfahren haben, z.B. in Form von Zu- ruckweisungen.
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- Citation du texte
- Ines Mateja (Auteur), 2018, Dyade oder Triade? Der unterschiedliche Einfluss von Mutter und Vater auf die frühkindliche Bindungsentwicklung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/456496
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