Informationen zu Bewertungskriterien für wissenschaftliches Schreiben, Do’s und Don’ts des wissenschaftliches Arbeiten, Arten schriftlicher Arbeiten in der Germanistik, Aufbau einer Hausarbeit und Methoden - im Fach Germanistik/Deutsch (Lehramt)
1.Bewertungskriterien für wissenschaftliches Schreiben
Jeder Dozent entscheidet selbst über die Gewichtung der Kriterien für schriftliche Arbeiten. Generell lassen sich aber bewertungsrelevante Kategorien angeben. Die folgende Liste versteht sich darum als Orientierungsrahmen, der auch zur eigenen Qualitätskontrolle (Checkliste) eingesetzt werden kann.
Material
-Wurde der aktuelle Stand der Forschung berücksichtigt? Die genutzte Forschungsliteratur sollte so aktuell wie möglich sein. Die Aktualität ist jedoch stark vom Thema der Arbeit abhängig.
-Hat die Arbeit eine ausreichende Materialbasis?
-Wurden die Auswahlkriterien der genutzten Literatur offen gelegt und sinnvoll benannt?
Argumentation
-Ist ein sicherer Umgang mit Konzepten und Theorien zu erkennen?
-Wurde ein Problembewusstsein gezeigt?
-Wurden Thesen der Forschungsliteratur hinterfragt?
-Wurde eine Forschungsfrage (auch Fragestellung) für die Arbeit formuliert?
-Wurden Fachbegriffe verwendet und im Kontext der Arbeit definiert?
-Wurde ein eigenständiger Gedankengang entwickelt?
-Zeigt die Arbeit ein hinreichendes Verständnis der zitierten Literatur?
-Gibt es ein ausgewogenes Verhältnis von eigenem Text und Zitaten (bzw. sinnvolle argumentative Einbindung von Sekundärliteratur in den eigenen Gedankengang)?
-Gibt es eine nachvollziehbare Analyse/Interpretation der Primärtexte?
Sprache
-Entsprechen Ausdrucksfähigkeit und Ausdrucksspektrum dem Studienabschnitt?
-Wurden grammatikalische und syntaktische Fehler vermieden?
-Besteht ein sachlich richtiger und angemessener Umgang mit Fremdwörtern und Fachausdrücken?
Formalien
-Wurden fremde Inhalte als Zitate gekennzeichnet?
-Wurde eine korrekte Zitierweise nach Vorgaben des Prüfers verwendet?
-Gibt es eine einheitliche Formatierung des Textes und wurden dabei Vorgaben des Prüfers beachtet? Formale Vorgaben können den Seitenumfang der Arbeit oder das Layout betreffen, hier bspw. Seitenränder, Schriftart und –größe, Zitierweise (Verwendung von Fußnoten oder Harvard-Zitierweise).
1.Do’s und Don’ts des wissenschaftliches Arbeiten
Wissenschaftliches Arbeiten beinhaltet einen methodengeleiteten Umgang mit einem Gegenstandsbereich, in unserem Fall der Literatur. Die Nutzung des literaturwissenschaftlichen Beschreibungsinventars, wie beispielsweise den Begriffen der Dramenanalyse ist grundlegend.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.Arten schriftlicher Arbeiten in der Germanistik
Protokoll
-Strukturierung einer Vorlesung/ Seminarstunde herausarbeiten
-nach Möglichkeit bereits Schwerpunkte (Motiv, Figur etc) setzen
-Arbeit mit der Forschungsliteratur und dem Primärtext (Belegstellen, Fussnoten, Literaturliste)
Hausarbeit
-eigenständige Erarbeitung eines umfassenderen Themas
-Dialog mit der Forschungsliteratur
-Schwerpunkt im Inhalt setzen (Motiv, Vergleich, ...)
Literaturkritik
-Titel
-Inhaltsskizze des Werkes
-Ausführungen zum Autor
-Was hat er bereits geschrieben?
-Wofür ist er bekannt?
-Welche Auszeichnungen hat er bereits erhalten?
-Wie fügt sich der vorliegende Text ins Gesamtwerk?
-Einordnung in den Literaturdiskurs der Gegenwart
-Um welche Art Text handelt es sich?
-In welcher Tradition steht er?
-Wie ist der Text ästhetisch einzuordnen?
-Differenz zur wissenschaftlichen Arbeit
-Subjektivität
-literarische Wertung
-Aber dennoch nicht: Beliebigkeit und freie Willkür im Schreiben.
Essay
-subjektive und objektive Perspektive
-Kurzprosa
-problembezogen
-Herangehensweisen: argumentativ, reflektiv, perspektiviert
-Neue und v.a. eigene Ideen präsentieren. Dabei den Weg der Auseinandersetzung markieren.
1.Aufbau einer Hausarbeit
-Darstellungsziel formt die Gliederung: Struktur und Gliederung bestimmen sich als logische Folge der Hauptgedanken und Erklärungsschritte
-Vermeidung zu vieler Unterpunkte (zb 2.3.4.6.9.1)
-3-5 Oberkapitel (bei ca. 15 Seiten)
-als groben Anhaltspunkt: 20% Einleitung, 70% Hauptteil, 10% Schluss
a. Titelblatt
-Endgültige Wahl des Titels erfolgt nach Beendigung der Hausarbeit, vorher Arbeitstitel. Der Titel wird unter Berücksichtigung der Forschungsfrage gewählt.
-Formale Vorgaben des Betreuers oder des Institutes bzw. der Hochschule zur Gestaltung des Titelblattes beachten.
a. Inhaltsverzeichnis
-Enthält alle Überschriften des fortlaufenden Textes.
-immer mit Seitenangabe/ Paginierung.
-Kapitelüberschriften sollen die Kernaussage des jeweiligen Teils wiedergeben
a. Einleitung
-Gerade zu Beginn des wissenschaftlichen Arbeitens die Einleitung als letzten Arbeitsschritt planen, da das Schreiben am Ende i.d.R. leichter fällt.
-Beantworten Sie in der Einleitung folgende Fragen: Was (Gegenstand: Primärtext) wird unter welcher Fragestellung (= Forschungsfrage) wie (Methode, Instrumentarium) behandelt? Welches Ergebnis soll erzielt werden? Welche Ergebnisse erwarten Sie (=Hypothese)?
-Geben Sie außerdem einen Aufbauüberblick bzw. die Darstellung der Vorgehensweise.
a. Hauptteil
-Untergliederung Sie den Hauptteil weiter nach inhaltlichen Aspekten. Stellen Sie dies an den Anfang des Arbeitsprozesses stellen.
-Prüfen Sie, dass jedes Kapitel zur Beantwortung der in der Einleitung formulierten Forschungsfrage in Beziehung stehen. Wenn alle Kapitel in Beziehung zur Forschungsfrage stehen, entsteht der sogenannte rote Faden. Struktur der Argumentationskette muss für den Leser nachvollziehbar sein. Liefert ein Kapitel keinen Beitrag zur Beantwortung der Forschungsfrage, bringt es keinen Mehrwert.
-Bei längeren Arbeiten (Bachelor- oder Masterarbeit) können auch Zwischenergebnisse präsentiert werden.
-Deduktiver Aufbau (von der allgemeinen Theorie zum praktischen Beispiel) vs. induktiver Aufbau (vom Einzelproblem zur allgemeinen Theorie)
-Selbstständigkeit in der Bearbeitung muss erkennbar sein: das eigene Verständnis im kritischen Dialog mit der Forschungsliteratur
a. Schluss/ Fazit/ Zusammenfassung/ Ausblick
-Beantwortung der Forschungsfrage: Konnte die Fragestellung beantwortet werden? Ergebnisse immer im Bezug auf die Forschungsfrage präsentieren. Waren die Hypothesen richtig oder falsch?
-Im Schluss werden keine neuen Gedanken eingeführt.
-Vermeiden Sie wörtliche Wiederholungen – außer es handelt sich um Fachbegriffe!
-Geben Sie einen abschließenden Gesamteindruck bzw. Überblick. Sie können auch einen Ausblick geben, d.h. offene Fragen und weiterführende Perspektiven formulieren. Nur bei längeren Arbeiten sollten Sie das Endkapitel nochmal zur Zusammenfassung nutzen.
a. Literaturverzeichnis
-Enthält alle und nur die in den Anmerkungen erwähnte Primär- und Sekundärliteratur. Primär- und Sekundärliteratur werden i.d.R. getrennt aufgelistet. Innerhalb der Kategorien werden die verwendeten Quellen i.d.R. alphabetisch geordnet (nach Nachname des Autors, wobei akademische Titel wir Prof. oder Dr. nicht genannt werden).
-Bibliographieren Sie immer einheitlich und orientieren Sie sich an den Vorgaben des Prüfers.
[...]
- Citar trabajo
- Tina Grahl (Autor), 2012, Anleitung zum Schreiben einer wissenschaftlichen Arbeit im Fach Germanistik/Deutsch, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/455604