Die folgende Arbeit hat das Ziel, zwei Konzepte der Sozialpathologie zu vergleichen. Zum einen thematisiert sie das Pathologiemodell Emile Durkheims. Durkheim gilt als „Klassiker“ der Soziologie, der eine maßgebliche Rolle bei der Konstituierung der Soziologie als eigenständige wissenschaftliche Disziplin spielte.
Bekannt wurde er vor allem durch seine Analyse des sozialen Zusammenhalts in ausdifferenzierten Gesellschaften der Industrialisierung in „Über die soziale Arbeitsteilung. Studie über die Organisation höherer Gesellschaften“ aus dem Jahr 1893 und seinem Werk „Regeln der soziologischen Methode“ aus dem Jahr 1895, in dem er neue Maßstäbe für die wissenschaftliche Arbeit der Soziologie setzte. Dabei blieb sein Pathologiemodell innerhalb der breiten wissenschaftlichen Rezeption seines Schaffens eher im Hintergrund. Das zweite Modell ist das des Psychoanalytikers und Soziologen Erich Fromm. Als frühes Mitglied der sogenannten „Frankfurter Schule“ hatte er einen nicht zu unterschätzenden Einfluss für das damals junge Institut für
Sozialforschung, vor allem für das bekannte Modell des „autoritären Charakters“ leistete er theoretische Vorarbeit.
Nach der Trennung vom Institut setzte Fromm seine Arbeit eigenständig fort. Sein Schaffen blieb und bleibt jedoch immer noch,
zumindest in Deutschland, im Schatten der Arbeit der Frankfurter Schule um Max Horkheimer und Theodor W. Adorno.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Einführung und Aufbau der Arbeit
- 1.2 Was bedeutet Sozialpathologie?
- 2 Emile Durkheims Pathologiekonzept
- 2.1 Grundzüge Durkheims soziologischer Methodologie
- 2.2 Der Normalitäts- oder Durchschnittstypus
- 3 Erich Fromms Pathologiekonzept
- 3.1 Die seelischen Grundbedürfnisse des Menschen
- 3.2 Der Gesellschaftscharakter, seelische Gesundheit und Sozialpathologie
- 4 Vergleich und Evaluation
- 4.1 Holismus vs. Anthropologie
- 4.2 Naturalismus vs. Normativismus
- 4.3 Relativismus vs. normativer Humanismus
- 4.4 Soziale Tatsachen und Gesellschaftscharakter
- 4.5 Die Pathologiekonzepte am Beispiel des modernen Phänomens der steigenden Anzahl psychisch Erkrankter
- 4.6 Eine kritische Betrachtung der Pathologiekonzepte
- 5 Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, die Konzepte der Sozialpathologie bei Emile Durkheim und Erich Fromm zu vergleichen und deren Erklärungskraft für moderne soziale Missstände zu evaluieren. Der Fokus liegt auf der Frage, ob und inwiefern diese Konzepte, trotz ihres Rückzugs ins wissenschaftliche Hinterlicht, für die Analyse aktueller Probleme fruchtbar gemacht werden können. Die steigende Anzahl psychisch Erkrankter dient als Fallbeispiel.
- Vergleich der Pathologiekonzepte von Durkheim und Fromm
- Analyse der soziologischen Methodologie Durkheims
- Untersuchung der seelischen Grundbedürfnisse des Menschen nach Fromm
- Evaluation der Erklärungskraft der Konzepte für moderne soziale Probleme
- Anwendung der Konzepte auf das Beispiel der steigenden psychischen Erkrankungen
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Sozialpathologie ein und skizziert den Aufbau der Arbeit. Sie verweist auf Aristoteles' Konzept des "zoon politikon" und die aktuelle Relevanz der Diskussion um soziale Missstände, einschließlich der steigenden psychischen Erkrankungen, wirtschaftlicher Ungleichheit und der Integrationsherausforderungen durch Migration. Der Begriff der Sozialpathologie wird in den Kontext der Sozialphilosophie eingeordnet, mit Axel Honneth als einflussreichem Vertreter. Die Arbeit kündigt einen Vergleich der Pathologiekonzepte Durkheims und Fromms an und erläutert die methodische Vorgehensweise.
1.2 Was bedeutet Sozialpathologie?: Dieses Kapitel befasst sich mit der Definition von Sozialpathologie. Angesichts der fehlenden einheitlichen Definition des Krankheitsbegriffs in der Medizin werden die gegensätzlichen Positionen des Naturalismus und des Normativismus vorgestellt, um den Kontext des Begriffs zu klären. Der Naturalismus, vertreten durch Christopher Boorse, definiert Krankheit objektiv und wertfrei anhand von Funktionsbeeinträchtigungen. Dieses Kapitel liefert somit den notwendigen theoretischen Hintergrund für die anschließende Analyse der beiden Sozialpathologie-Konzepte.
2 Emile Durkheims Pathologiekonzept: Dieses Kapitel präsentiert Durkheims soziologisches Pathologiemodell. Es beleuchtet seine methodologische Grundlage und den Begriff des "Normalitätstyps". Durkheims Analyse des sozialen Zusammenhalts in modernen Gesellschaften wird kurz angerissen, um seinen Ansatz zur Sozialpathologie zu kontextualisieren. Die Bedeutung seiner Arbeiten "Über die soziale Arbeitsteilung" und "Regeln der soziologischen Methode" wird erwähnt, um seine Bedeutung in der Soziologie hervorzuheben. Dieses Kapitel legt den Grundstein für den späteren Vergleich mit Fromms Konzept.
3 Erich Fromms Pathologiekonzept: Dieses Kapitel beschreibt Fromms Ansatz zur Sozialpathologie, eingebettet in seine psychoanalytische und soziologische Perspektive als Mitglied der Frankfurter Schule. Sein Konzept des "autoritären Charakters" und seine Arbeit zum Gesellschaftscharakter werden in Beziehung gesetzt zu seinen Gedanken über seelische Gesundheit und Sozialpathologie. Der Einfluss seiner Theorien auf das Verständnis sozialer Probleme wird erörtert, unter Berücksichtigung seines eigenständigen Werdegangs nach seiner Trennung vom Institut für Sozialforschung.
4 Vergleich und Evaluation: Dieses Kapitel vergleicht und evaluiert die Konzepte von Durkheim und Fromm. Es werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Holismus und Anthropologie, Naturalismus und Normativismus, sowie Relativismus und normativem Humanismus herausgearbeitet. Der Vergleich wird anhand der Konzepte "Soziale Tatsachen" und "Gesellschaftscharakter" vertieft. Die Erklärungskraft der Modelle wird anhand des Beispiels der steigenden psychischen Erkrankungen untersucht, gefolgt von einer kritischen Betrachtung beider Konzepte. Dieser Abschnitt bildet den Höhepunkt der Analyse, indem er die theoretischen Konzepte auf ein konkretes soziales Phänomen anwendet.
Schlüsselwörter
Sozialpathologie, Emile Durkheim, Erich Fromm, Soziologie, Psychoanalyse, Gesellschaftscharakter, soziale Tatsachen, Normalitätstypus, seelische Gesundheit, moderne Gesellschaft, psychische Erkrankungen, Naturalismus, Normativismus, Vergleichende Analyse.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Vergleich der Sozialpathologiekonzepte von Durkheim und Fromm
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit vergleicht die Sozialpathologiekonzepte von Emile Durkheim und Erich Fromm und evaluiert deren Erklärungskraft für moderne soziale Missstände. Der Fokus liegt auf der Anwendbarkeit dieser Konzepte auf aktuelle Probleme, insbesondere am Beispiel der steigenden Anzahl psychisch Erkrankter.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt den Vergleich der Pathologiekonzepte von Durkheim und Fromm, die Analyse von Durkheims soziologischer Methodologie, die Untersuchung von Fromms seelischen Grundbedürfnissen des Menschen, die Evaluation der Erklärungskraft der Konzepte für moderne soziale Probleme und die Anwendung der Konzepte auf das Beispiel der steigenden psychischen Erkrankungen. Zusätzlich werden die Begriffe Naturalismus und Normativismus im Kontext der Sozialpathologie beleuchtet.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert: Einleitung (inkl. Definition von Sozialpathologie), Durkheims Pathologiekonzept, Fromms Pathologiekonzept, Vergleich und Evaluation der beiden Konzepte (inkl. Fallbeispiel steigende psychische Erkrankungen) und Schlussfolgerung. Jedes Kapitel wird in der Zusammenfassung der Kapitel detailliert beschrieben.
Was sind die zentralen Unterschiede zwischen Durkheims und Fromms Konzepten?
Der Vergleich analysiert Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Bezug auf Holismus vs. Anthropologie, Naturalismus vs. Normativismus, und Relativismus vs. normativem Humanismus. Die Konzepte „Soziale Tatsachen“ (Durkheim) und „Gesellschaftscharakter“ (Fromm) bilden dabei zentrale Vergleichspunkte.
Wie wird das Beispiel der steigenden psychischen Erkrankungen behandelt?
Die steigende Anzahl psychisch Erkrankter dient als Fallbeispiel, um die Erklärungskraft der Konzepte von Durkheim und Fromm für ein aktuelles soziales Problem zu evaluieren und deren Anwendbarkeit zu überprüfen.
Welche methodische Vorgehensweise wird angewendet?
Die Arbeit vergleicht und evaluiert die beiden Konzepte anhand ihrer theoretischen Grundlagen und wendet sie auf ein konkretes soziales Phänomen an. Die methodische Vorgehensweise wird in der Einleitung erläutert.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Schlüsselbegriffe sind Sozialpathologie, Emile Durkheim, Erich Fromm, Soziologie, Psychoanalyse, Gesellschaftscharakter, soziale Tatsachen, Normalitätstypus, seelische Gesundheit, moderne Gesellschaft, psychische Erkrankungen, Naturalismus, Normativismus und vergleichende Analyse.
Welche Definition von Sozialpathologie wird verwendet?
Die Arbeit geht auf die fehlende einheitliche Definition von Sozialpathologie ein und präsentiert die gegensätzlichen Positionen des Naturalismus und des Normativismus, um den Kontext des Begriffs zu klären. Der Naturalismus wird dabei anhand von Christopher Boorse erläutert.
Welche Rolle spielt der Begriff des "Normalitätstyps" bei Durkheim?
Durkheims Konzept des "Normalitätstyps" ist zentral für sein Verständnis von Sozialpathologie. Es dient als Maßstab, um abweichendes Verhalten und soziale Missstände zu identifizieren.
Welche Bedeutung hat Fromms Konzept des "Gesellschaftscharakters"?
Fromms Konzept des "Gesellschaftscharakters" ist essenziell für sein Verständnis von seelischer Gesundheit und Sozialpathologie. Es beschreibt die prägenden Einflüsse der Gesellschaft auf die Psyche des Einzelnen.
- Citation du texte
- Anonym (Auteur), 2016, Das Konzept der Sozialpathologie bei Emile Durkheim und Erich Fromm, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/455187