Als es im Mittelalter im gesellschaftlichen Umgang notwendig wurde, eine bestimmte Person von anderen genauer zu unterscheiden, gab man dieser einen Beinamen, welcher der Vorläufer des heutigen Familiennamen war. Der Namensgeber suchte sich ein hervortretendes Merkmal der zu bestimmenden Person heraus und benannte diese Person anhand dieses charakteristischen Merkmals. Diese Benennungen richteten sich nach der jeweiligen Abstammung, Herkunftsort, Wohnsitz, berufliche Tätigkeit oder nach den persönlichen Eigenschaften des zu Benennenden. Bei den heutigen Familiennamen ist jedoch das charakterisierende Element verloren gegangen, das heißt, dass zum Beispiel der Familienname Klein nicht mehr unbedingt auf eine kleine Person zutreffen muss. In dieser Arbeit werde ich mich mit der Gruppe der Berufsnamen beschäftigen, speziell mit dem Bereich des Holzgewerbes. Unter Berufsnamen versteht man diejenigen Familiennamen, die eine hauptsächlich ausgeübte Erwerbstätigkeit einer Person bezeichnen oder die den Mitmenschen als besonders wichtig oder auffällig erscheinenden Fertigkeiten und Tätigleiten, ebenso auch ein Amt oder eine bestimmte Aufgabe in der Gemeinschaft. (Seibicke, 10) Die Familiennamen aus Berufsbezeichnungen sind die zahlenmäßig größte Gruppe der Familiennamen. (Naumann, 25)
Die Namensgruppe nach Berufsnamen ist deshalb kulturgeschichtlich sehr interessant, da viele heutige Familiennamen die starke Entfaltung des Handwerks im Mittelalter widerspiegeln. Diese große Gruppe der Familiennamen gibt uns somit einen Einblick in die Tätigkeit unserer Vorfahren während des 12.-16. Jahrhunderts und in das gewerbliche Leben in den mittelalterlichen Städten mit ihren reich entwickelten Handwerkszünften (Heintze, 43). Da es in den Städten eine weitaus höhere Spezialisierung und Arbeitsteilung gab, war die Benennung eines Mitbürgers nötiger als auf dem Lande, wo die Bevölkerung größtenteils aus Bauern bestand. Je stärker die Arbeitsteilung im Zusammenhang mit der Entwicklung der Produktivkräfte voranschritt, desto mehr Berufe entstanden und desto vielschichtiger wurden die Berufsnamen. Daher lässt sich eine große Fülle mittelalterlicher Berufsnamen erkennen. (Fleischer, 138)
Wie bereits erwähnt, werde ich mich in dieser Hausarbeit derjenigen Gruppe der Familiennamen widmen, die sich auf das Gewerbe der Holzverarbeitung zurückzuführen lassen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
I. Bedeutung einiger unmittelbarer Berufsnamen aus der Holzverarbeitung
A. Herstellung von Fässern
B. Herstellung von Holzgefäßen, Geschirr, Werkzeug und Waffen
C. Herstellung von Möbel
D. Wagenbau
II. Bedeutung einiger mittelbarer Berufsnamen aus der Holzverarbeitung
A. Zimmerleute und Stellmacher
B. Böttcher und Küfer
C. Tischler, Drechsler und Schnitzer
III. Bildung
IV. Historische und landschaftliche Besonderheiten des Familiennamens Böttcher
Nachwort
Literaturverzeichnis
Vorwort
Als es im Mittelalter im gesellschaftlichen Umgang notwendig wurde, eine bestimmte Person von anderen genauer zu unterscheiden, gab man dieser einen Beinamen, welcher der Vorläufer des heutigen Familiennamen war. Der Namensgeber suchte sich ein hervortretendes Merkmal der zu bestimmenden Person heraus und benannte diese Person anhand dieses charakteristischen Merkmals. Diese Benennungen richteten sich nach der jeweiligen Abstammung, Herkunftsort, Wohnsitz, berufliche Tätigkeit oder nach den persönlichen Eigenschaften des zu Benennenden. Bei den heutigen Familiennamen ist jedoch das charakterisierende Element verloren gegangen, das heißt, dass zum Beispiel der Familienname Klein nicht mehr unbedingt auf eine kleine Person zutreffen muss.
In dieser Arbeit werde ich mich mit der Gruppe der Berufsnamen beschäftigen, speziell mit dem Bereich des Holzgewerbes. Unter Berufsnamen versteht man diejenigen Familiennamen, die eine hauptsächlich ausgeübte Erwerbstätigkeit einer Person bezeichnen oder die den Mitmenschen als besonders wichtig oder auffällig erscheinenden Fertigkeiten und Tätigleiten, ebenso auch ein Amt oder eine bestimmte Aufgabe in der Gemeinschaft. (Seibicke, 10) Die Familiennamen aus Berufsbezeichnungen sind die zahlenmäßig größte Gruppe der Familiennamen. (Naumann, 25)
Die Namensgruppe nach Berufsnamen ist deshalb kulturgeschichtlich sehr interessant, da viele heutige Familiennamen die starke Entfaltung des Handwerks im Mittelalter widerspiegeln. Diese große Gruppe der Familiennamen gibt uns somit einen Einblick in die Tätigkeit unserer Vorfahren während des 12.-16. Jahrhunderts und in das gewerbliche Leben in den mittelalterlichen Städten mit ihren reich entwickelten Handwerkszünften (Heintze, 43). Da es in den Städten eine weitaus höhere Spezialisierung und Arbeitsteilung gab, war die Benennung eines Mitbürgers nötiger als auf dem Lande, wo die Bevölkerung größtenteils aus Bauern bestand. Je stärker die Arbeitsteilung im Zusammenhang mit der Entwicklung der Produktivkräfte voranschritt, desto mehr Berufe entstanden und desto vielschichtiger wurden die Berufsnamen. Daher lässt sich eine große Fülle mittelalterlicher Berufsnamen erkennen. (Fleischer, 138)
Wie bereits erwähnt, werde ich mich in dieser Hausarbeit derjenigen Gruppe der Familiennamen widmen, die sich auf das Gewerbe der Holzverarbeitung zurückzuführen lassen. Ich habe eine Reihe von Familiennamen herausgesucht, deren Bedeutung, Herkunft und Besonderheiten ich zu klären versuchen werde. Weiterhin möchte ich auf die grammatische Bildung sowie auf die sprachlichen Erscheinungen der ausgewählten Berufsnamen näher eingehen. Neben den unmittelbaren Berufsnamen, welche direkt eine Beschäftigung bezeichnen, gibt es eine weitere Kategorie von Familiennamen, die sich auch von dem Gewerbe der Holzverarbeitung ableiten lassen. Diese Gruppe der mittelbaren Berufsnamen steht metaphorisch, metonymisch für einen bestimmten Beruf. Die Gruppe der mittelbaren Berufsnamen werde ich in einem separaten Kapitel ansprechen, wobei ich Beispiele für Familiennamen dieser Kategorie und deren Bedeutung anbringen werde.
Am Ende dieser Arbeit erhoffe ich mir, einen tieferen Einblick in die Verschiedenheit und Detailliertheit der Berufsnamen sowie in das Gewerbe der Holzverarbeitung im Mittelalter gegeben zu haben.
I. Bedeutung einiger unmittelbarer Berufsnamen aus der Holzverarbeitung
Berufsnamen sind, wie oben bereits gesagt, ursprünglich charakterisierende Beinamen, die den Beruf des zu Benennenden ausdrücken. Später sind diese Beinamen vielfach zu Familiennamen geworden.
Alte Bezeichnungen eines Amtes oder Gewerbes sind heute nur noch in den Familiennamen enthalten, die bezeichnete Sache dagegen ist erloschen. So zum Beispiel die Bezeichnung im Namen Armbruster. Andere Gewerbe aus dem Mittelalter bestehen heute noch, aber die alten Bezeichnungen dafür sind erloschen. So z.B. die Namen Benner, oberdeutscher Berufsname zu mhd. benne >Korbwagen auf zwei Rädern< für den Hersteller, oder Schüßler, Berufsname zu mhd. schü zz eler > Schüsseldreher< für den Feindrechsler, der hölzerne Schüsseln und Schalen drechselte. (Heintze, 46)
Im Folgenden werde ich eine Vielzahl von Berufsnamen aus der Holzverarbeitung aufzeigen und deren Bedeutung, welche ich aus dem Duden Familiennamen entnommen habe, untersuchen, wobei ich die Familiennamen jeweils in vier Herstellungsbereiche einordne:
A. Herstellung von Fässern
Der Name Böttcher ist ein niederdeutscher und mitteldeutscher Berufsname für den Hersteller von Fässern. Die ursprüngliche niederdeutsche Berufsbezeichnung Bödecker zu mnd. bode >Fass< breitete sich später nach Südosten aus. Im Mittelalter waren Fässer im Bereich der Weinwirtschaft und Brauerei unentbehrlich. Große Fässer wurden daher ständig und überall gebraucht, was sich an den zahlreichen Varianten des Namens erkennen lässt. Neben den Großböttchern gab es die Kleinböttcher, die auf die Herstellung kleinerer Daubengefäße für den Haushalt spezialisiert waren.
Varianten des Böttchers, die ihren Ursprung im Norden Deutschlands haben, sind Bädeker, Baedeker, Böde(c)ker, Böttger, Böttjer. Böttcher findet man hauptsächlich im nord- und mitteldeutschen Raum, Büttner in Franken, Böhmen, Schlesien, Sachsen, Thüringen und Hessen. Der Name Küpper ist vorzufinden im Nordwesten und Fassbender im Rheinland. Vom Südwesten nach Südosten findet man den Kiefer, Küf(n)er, Schäffler, Binder und den Binter, die sich alle mit der Herstellung von Fässern beschäftigten.
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