Im Rahmen dieser Arbeit soll aufgezeigt werden, inwiefern sich ein Migrationshintergrund bei Schülern in der Benotung niederschlägt. Wie stark wirken sich migrationsbedingte Disparitäten im Alltag tatsächlich auf die Notenvergabe aus? Und warum erzielen Migranten im Durchschnitt nach wie vor schlechtere Noten? Wie kann man diesem Missstand entgegenwirken?
Die öffentliche Diskussion zur Bildungsbenachteiligung von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund wurde durch die Ergebnisse internationaler Vergleichsstudien, wie beispielsweise IGLU (Internationale Grundschul-Lese Untersuchung) und PISA (Programme for International Student Assesment) ausgelöst. Deutschland ist das OECD-Land mit den stärksten migrationsbedingten Disparitäten. Da dieses Problem dringenden Handlungsbedarf fordert, wird seither der Bildungsbeteiligung und dem Bildungserfolg von Lernenden mit Migrationshintergrund vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt. Derzeit werden in Deutschland rund elf Millionen Kinder und Jugendliche unterrichtet, davon hat jeder Zehnte einen Migrationshintergrund. Dies stellt eine sehr große Anzahl von Betroffenen dar, weshalb dringend Maßnahmen ergriffen werden müssen um diesem Missstand entgegenzuwirken.
Literaturverzeichnis
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Studie
2.1 Allgemeines
2.2 Untersuchung
2.3 Ergebnisse
3. Migrationsbedingte Disparitäten in der Notenvergabe
3.1 Mögliche Ursachen
3.2 Lösungsansätze
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Durch die Globalisierung und zunehmende Wanderungsbewegungen leben wir innerhalb Deutschlands, in einer multikulturellen Gesellschaft, in der Menschen mit Migrationshintergrund zu einem festen Bestandteil geworden sind. Die späteren Ausbildungs- und Berufschancen und auch die Möglichkeit der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, hängen vor allem von dem schulischen Bildungserfolg ab. Die Bildung stellt somit eine zentrale Ressource für Lebenschancen dar und ihre Bedeutsamkeit ist somit nicht zu unterschätzen.
Die öffentliche Diskussion zur Bildungsbenachteiligung von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund wurde durch die Ergebnisse internationaler Vergleichsstudien, wie IGLU (Internationale Grundschul-Lese Untersuchung) und PISA (Programme for International Student Assesment) ausgelöst. Deutschland ist das OECD-Land mit den stärksten migrationsbedingten Disparitäten. Da dieses Problem dringenden Handlungsbedarf fordert, wird seither, der Bildungsbeteiligung und dem Bildungserfolg, von Lernenden mit Migrationshintergrund, vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt. Derzeit werden in Deutschland rund elf Millionen Kinder und Jungendliche unterrichtet, davon hat jede/jeder zehnte einen Migrationshintergrund. Dies stellt eine sehr große Anzahl von Betroffenen dar, die keinesfalls zu unterschätzen ist.
Im Rahmen dieser Hausarbeit, werde ich mich ausgehend von der bestehenden Notwendigkeit der Auseinandersetzung, mit migrationsbedingten Disparitäten in der Notenvergabe beschäftigen. Ich werde insbesondere darauf eingehen, wie sich migrationsbedingte Disparitäten in der Notenvergabe auswirken und folgende Fragen beantworten. Warum erzielen Migranten im Durchschnitt, nach wie vor, schlechtere Noten? Wie kommt es zu migrationsbedingten Disparitäten in der Leistungsbewertung und wie lässt sich dem entgegenwirken?
Im Folgenden werde ich mich auf die Studie „Migrationsbedingte Disparitäten in der Notenvergabe nach dem Übergang auf das Gymnasium“ und die Lektüre „Der Übergang in die Sekundarstufe 1. Leistungsbeurteilung, Bildungsaspiration und rechtlicher Kontext bei Kindern mit Migrationshintergrund“ von Cornelia Grensch stützen.
2. Die Studie
2.1 Allgemeines
Die Studie „Migrationsbedingte Disparitäten in der Notenvergabe nach dem Übergang auf das Gymnasium“ wurde im Jahr 2017 veröffentlicht. Sie beschäftigt sich mit der Frage, ob Bildungsungleichheiten in Abhängigkeit des Migrationshintergrundes, auch nach der Realisierung eines, im deutschen Schulsystem, gerade für Disparitäten bedeutsamen Bildungsübergangs, fortbestehen und ob diese Disparitäten auch unter Berücksichtigung relevanter Kontrollvariablen sowie spezifischer Betrachtung innerhalb einer Schulform Bestand haben.1
2.2 Untersuchung
Zur Analyse genutzt wurden die Daten einer Längsschnitterhebung, in deren Verlauf 1487 Gymnasiasten und Gymnasiastinnen zu fünf Messzeitpunkten, während der fünften und sechsten Klasse, befragt wurden. Desweiteren lagen Daten zu der Leistungsbewertung, durch deren sechsundfünfzig Lehrkräfte im Fach Mathematik vor. Die Lehrkräfte, als auch die Schüler und Schülerinnen, stammten aus sechsundfünfzig Klassen an dreiunddreißig Gymnasien in Baden-Württemberg. Über den gesamten Untersuchungszeitraum wurden die Klassen von derselben Lehrkraft betreut. 24,5 Prozent der befragten Schüler und Schülerinnen wiesen bei der Befragung einen Migrationshintergrund auf.
Bei der Untersuchung wurden der Migrationshintergrund, die soziale Herkunft und der häuslicher Sprachgebrauch erfragt. Als Lernende mit Migrationsintergrund wurden Schüler und Schülerinnen definiert, welche in einem anderen Land geboren wurden oder mindestens ein Elternteil haben, dessen Geburt außerhalb von Deutschland stattgefunden hat.
Die soziale Herkunft der Lernenden wurde über den höchsten erreichten Bildungsabschluss der Eltern erfasst und der häusliche Sprachgebrauch mit der Häufigkeiten des Gebrauchs der deutschen Sprache, innerhalb der Familie. Die Beurteilung durch die Lehrkraft wurde anhand der, von Schülerinnen und Schülern, selbstberichteten Noten der Klassenarbeiten und Zeugnisse ermittelt (Da selbstberichtete Noten eine hohe Validität aufweisen und hoch mit den tatsächlichen Noten korrelieren, können sie als ein akkurates Maß der tatsächlichen Note gewertet werden). Um die allgemeine Mathematikleistung der Lernenden zu erfassen, wurden curricular-valide allgemeine standardisierte Testverfahren herangezogen, die insgesamt fünfmal durchgeführt wurden.2
2.3 Ergebnisse
Zu keinem Messzeitpunkt gab es signifikante Leistungsunterschiede bei den standardisierten Tests. Dennoch erzielten die Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund bei den Klassenarbeiten und den Zeugnisnoten signifikant schlechtere Zensuren. Im Durchschnitt bewegten sich die Unterschiede in einem Bereich von 0.2 bis 0.3 Notenstufen.
Die Disparitäten bei Lernenden mit Migrationshintergrund lassen sich nicht auf den häuslichen Sprachgebrauch oder andere soziale Herkunftskontexte zurückführen und sind auch nicht geschlechtsabhängig. Die Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund starteten mit kaum unterschiedlichen Noten aus der Grundschule auf das Gymnasium. Bei gleichen Leistungen in den standardisierten Tests erhielten sie dann zu Beginn der fünften Klasse schlechtere Zensuren, die bis zum Ende der sechsten Klasse stabil blieben. Der Migrationshintergrund hatte nicht nur zu Beginn der fünften Klasse einen Einfluss auf die Notengebung, es verblieben bis zum Ende der sechsten Klasse Effekte der Herkunft. Einige Forscher und Forscherinnen vertreten die Meinung, dass die Bedeutung migrationsbedingter Disparitäten mit einem längeren Kontakt zwischen den Lehrkräften und den Lernenden abnehmen und somit keinen weiteren Bestand haben. Die Studie widerlegt jedoch mit ihren Funden diese Aussage.
Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass auch direkt nach der Realisierung eines bedeutsamen Bildungsüberganges und innerhalb einer Schulform, Disparitäten zwischen Leistungen in standardisierten Tests der Schüler und Schülerinnen und der Notengebung durch die Lehrkräfte existieren. Zudem verlieren in keinem Fall an Relevanz. In der Studie wurden nur Effekte, in Bezug auf Noten und Testleistungen, im Fach Mathematik betrachtet. Mathematik ist ein vergleichsweise klar zu beurteilendes Fach, wodurch sich vermuten lässt, dass Urteilsfehler aufgrund des Migrationshintergrundes in anderen Fächern größer sein könnten.
Anhand der Studie kommen die Forscher zu dem Resultat, dass die migrationsbedingten Leistungsunterschiede von den Lehrkräften ausgehen.3
3. Migrationsbedingte Disparitäten in der Notenvergabe
3.1 Mögliche Ursachen
Lehrerurteile unterliegen gewissen Fehlereinflüssen und bilden das tatsächliche Niveau der Schülerleistung nicht perfekt ab, wobei die Gründe dafür vielfältiger Natur sein können. Besonders im Bereich der Beurteilung von Lernenden mit Migrationshintergrund können Stereotypen eine wichtige Rolle spielen. Die Analysen zu kulturellen Stereotypen in Deutschland beweisen, dass Deutsche mit Migrationshintergrund von anderen Deutschen weniger stark mit leistungs- und erfolgsbezogenen Attributen beschrieben werden, als Deutsche ohne Migrationshintergrund. Besonders ethnische Minderheiten werden häufig mit negativen Stereotypen gekoppelt. Dies könnte dazu führen, dass Lehrkräfte geringere Erwartungen an das Leistungspotenzial von Schülern und Schülerinnen mit Migrationshintergrund entwickeln. Lehrerinnen und Lehrer die geringere Erwartungen an das Leistungspotenzial ihrer Schüler haben, handeln weniger unterstützend, geben weniger positives Feedback, schenken weniger Aufmerksamkeit und geben weniger Gelegenheiten Fähigkeiten zu demonstrieren. Dies kann sich dann auf die Leistung der Lernenden erheblich auswirken.
Lehrpersonen sind zu Bestätigungsfehlern geneigt. Sie wählen Informationen so aus, deuten und gewichten diese, sodass die daraus resultierenden Ergebnisse ihren Ansichten und Erwartungen entsprechen.4
Besonders bei Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund sind die Anforderungen sehr hoch, die an die Beurteilung von Lehrkräften gestellt werden. Durch die oft auftretenden sprachlichen Schwierigkeiten, sind die Beurteilungskriterien für die anderen Lernenden, nur begrenzt anwendbar.
Lehrkräfte benötigen zur Beurteilung von Schülerleistungen einen Referenzrahmen, anhand dessen sie die Ergebnisse beurteilen können. Daher entwickelte Heckhausen das Konzept der Bezugsnormorientierung, das besagt, dass es unterschiedliche Bezugssysteme gibt, die als Vergleich bei der Leistungsbeurteilung herangezogen werden können. Es wird zwischen sozialen, individuellen und sachlichen Bezugsnormen unterschieden. Bei der sozialen Bezugsnorm nutzt die Lehrkraft den Leistungsvergleich mit anderen Personen. Um sachliche Bezugsnormen handelt es sich, wenn Lehrer und Lehrerinnen ein vorher festgelegtes Lernziel, für die Beurteilung, verwenden. Die individuelle Bezugsnorm kommt zum Einsatz, wenn sich die Lehrkraft bei der Beurteilung, an den früheren Leistungen von Schülern und Schülerinnen, orientiert. Für individuelle Rückmeldungen oder Leistungsgespräche nutzen Lehrer und Lehrerinnen oft die individuelle Bezugsnorm, da diese für die Lernenden motivierender, als die soziale Bezugsnorm, ist. Für formelle Leistungsbeurteilungen, wie Schulnoten oder Übergangsempfehlungen, orientieren sich die Lehrkräfte, in erster Linie, an der sozialen Bezugsnorm. Die angewandte Bezugsnorm hat, besonders für Migrantenkinder, eine wichtige Bedeutung für das Beurteilungsergebnis. Wenn die Lehrkraft die soziale oder sachliche Bezugsnorm anwendet, werden für die Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund, die gleichen Maßstäbe angewandt, wie für ihre Mitschüler ohne Migrationshintergrund. Das bedeutet, dass mögliche sprachliche Schwierigkeiten oder fehlende Kenntnisse über das Aufnahmeland, nicht zusätzlich berücksichtigt werden. Wenn individuelle Bezugsnormen die Basis für die Leistungsbeurteilung bilden, können diese persönlichen Voraussetzungen in den Urteilsprozess einbezogen werden. Dies könnte jedoch beispielsweise zu bessern Zensuren führen, als es die objektiven Leistungen tatsächlich sind.5
[...]
1 Vgl. Meike Bonefeld et al. In: Migrationsbedingte Disparitäten in der Notenvergabe nach dem Übertritt auf das Gymnasium. S. 11
2 Vgl. ebenda S. 14-15
3 Vgl. ebenda. S. 17-19
4 Ebenda. S. 12-14
5 Vgl. Cornelia Grensch in: Der Übergang in die Sekundarstufe 1. S. 60 Zeile 7- S. 61
- Arbeit zitieren
- Saskia Böhm (Autor:in), 2017, Haben Schüler mit Migrationshintergrund einen Nachteil bei der Notenvergabe?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/453256
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