Seit dem Anfang der 1980er Jahre prägt eine neue Welle des Denkens, die aus Nordamerika stammt, die politische Debatte. Es handelt sich dabei um den „Kommunitarismus“. Der Kommunitarismus sieht die Gerechtigkeit als ein Problem der (westlichen) Gesellschaft an, die sowohl liberal (universalistisch) als auch kommunitär (partikularistisch) funktioniert. Deshalb fordern die Kommunitarier mehr Gemeinschaft und mehr Solidarität in der Gesellschaft. Aus diesem Grund kann man den Kommunitarismus auch als Gegenbewegung zum Liberalismus ansehen.
In dieser Arbeit möchte ich auf einige Vertreter des Kommunitarismus näher eingehen und ihre Grundzüge erläutern. Zuerst werde ich versuchen, den Begriff des „Kommunitarismus“ zu definieren, um deutlich zu machen, was genau darunter zu verstehen ist.
Danach gehe ich auf Michael Sandel ein, der ein Schüler von Charles Taylor war. Er argumentiert gegen John Rawls Buch „Liberalism and the Limits of Justice“, da er der Meinung ist, dass Rawls zwei Grundprinzipien zu einem Widerspruch führen. Außerdem steht das „ungebundene Selbst“ im Zentrum von Sandels Kritik.
Charles Taylor lehnt die Vertragstheorie von Hobbes und Locke ab, die von einem atomischen Menschenbild ausgeht. Er ist der Meinung, dass ein Mensch nicht unabhängig, frei ohne jeglicher sozialer Bindung leben kann. Außerdem stellt er drei Theoriekonzeptionen vor; er findet aber nur die letzte Theoriekonzeption, die des liberalen Republikanismus, als zutreffend.
Michael Walzer sieht die kommunitarische Kritik als eine ständige Begleiterscheinung des Liberalismus an. Jedoch hat er zwei Einwände gegen diese Kritik, die ich in diesem Kapitel erläutern werde.
Zu guter Letzt folgt ein Resümee zu den gezeigten Theorien von diesen drei Vertretern, Sandel, Taylor und Walzer und ein Ausblick, ob die Ansätze und Anforderungen des Kommunitarismus in Zeiten des Individualismus überhaupt durchgeführt werden können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definition des Kommunitarismus
- Was bedeutet „Kommunitarismus“?
- Kritik des ungebundenen Selbst - Michael Sandel
- Das ungebundene Selbst
- Rawls Prinzipien der Gerechtigkeit
- Kritik des atomischen Individuums - Charles Taylor
- Vertragstheorie
- "Wie viel Gemeinschaft braucht die Demokratie?"
- Die kommunitarische Kritik am Liberalismus - Michael Walzer
- Erster Einwand
- Zweiter Einwand
- Die vier Mobilitätsformen
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit dem Kommunitarismus und seiner Kritik am liberalen Individualismus. Ziel ist es, die Kernaussagen und Argumentationslinien des Kommunitarismus anhand der Werke von Michael Sandel, Charles Taylor und Michael Walzer zu beleuchten.
- Das „ungebundene Selbst“ und die Kritik an Rawls’ Gerechtigkeitskonzepten
- Die Relevanz von Gemeinschaftsbindungen und soziale Verantwortung für die menschliche Entwicklung
- Die Kritik am atomistischen Menschenbild und die Relevanz von Traditionen und Gemeinschaftswerten
- Die Bedeutung von Bürgertugenden und Bürgerengagement für eine funktionierende Gesellschaft
- Die Rolle des Staates im Hinblick auf individuelle und gesellschaftliche Ziele
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema des Kommunitarismus ein und stellt die zentrale Frage nach der Bedeutung von Gemeinschaft in modernen Gesellschaften. Sie betont die Relevanz des Kommunitarismus als Gegenbewegung zum Liberalismus und stellt einige wichtige Vertreter wie Amitai Etzioni und Michael Walzer vor.
Definition des Kommunitarismus
Dieses Kapitel definiert den Begriff des Kommunitarismus und beleuchtet seine Entstehung im Kontext der westlichen Gesellschaften. Es diskutiert die Kritik des Kommunitarismus am rücksichtslosen Individualismus und den Forderungen nach mehr Gemeinschaftssinn und Solidarität.
Kritik des ungebundenen Selbst - Michael Sandel
Sandel kritisiert Rawls’ „Liberalism and the Limits of Justice“ und argumentiert, dass Rawls’ Gerechtigkeitsprinzipien zu einem Widerspruch führen. Im Zentrum seiner Kritik steht das „ungebundene Selbst“, welches Sandel als problematisch ansieht.
Kritik des atomischen Individuums - Charles Taylor
Taylor lehnt die Vertragstheorie von Hobbes und Locke ab, da sie von einem atomistischen Menschenbild ausgeht. Er argumentiert, dass Menschen nicht unabhängig und frei von sozialen Bindungen leben können. Taylor stellt verschiedene Theoriekonzeptionen vor und bewertet den liberalen Republikanismus als zutreffend.
Die kommunitarische Kritik am Liberalismus - Michael Walzer
Walzer sieht den Kommunitarismus als ständige Begleiterscheinung des Liberalismus, aber er kritisiert die Argumente der Kommunitaristen. Dieses Kapitel erläutert Walzers zwei Einwände gegen die Kritik am Liberalismus.
Schlüsselwörter
Kommunitarismus, Liberalismus, Individualismus, Gemeinschaft, Gerechtigkeit, soziale Verantwortung, Bürgertugenden, Bürgerengagement, Traditionen, Gemeinschaftswerte, Staat, Politik, Rawls, Sandel, Taylor, Walzer
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- Anonym (Autor), 2018, Das entwurzelte Selbst. Die Perspektive des Kommunitarismus, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/452585