In der vorliegenden wissenschaftlichen Ausarbeitung soll die Zeitphilosophie von Martin Heidegger anhand des von ihm gehaltenen Vortrags "Der Begriff der Zeit" (1924) veranschaulicht werden. Dieser sowie die gleichnamige schriftliche Ausarbeitung enthalten die Grundkonzeptionen seines 1927 veröffentlichten Hauptwerks "Sein und Zeit". Aufgrund dessen ermöglicht die Analyse dieses Vortrages eine anschauliche Einleitung der Zeitphilosophie Heideggers und ermöglicht somit eine Einführung in die weitaus komplexere Philosophie seines Hauptwerkes
Martin Heidegger. Der Begriff der Zeit
In der vorliegenden wissenschaftlichen Ausarbeitung soll die Zeitphilosophie von Martin Heidegger anhand des von ihm gehaltenen Vortrags "Der Begriff der Zeit" (1924) veranschaulicht werden. Dieser sowie die gleichnamige schriftliche Ausarbeitung enthalten die Grundkonzeptionen seines 1927 veröffentlichten Hauptwerks "Sein und Zeit". Aufgrunddessen ermöglich die Analayse dieses Vortrages eine anschauliche Einleitung der Zeitphilosophie Heideggers und ermöglicht somit eine Einführung in die weitaus komplexere Philosophie seines Hauptwerkes. Seine Überlegungen zur Zeit beginnend, skizziert Heidegger grundsätzliche Aspekte der einsteinschen Relativitätstheorie: "Der Raum ist an sich nichts; es gibt keinen absoluten Raum. [...] Auch die Zeit ist nichts. Sie besteht nur infolge der sich in ihr abspielenden Ereignisse." (Heidegger 2004: 109) Diese Verknüpfung der Wahrnehmung der Zeit bzw. der Zeit an sich und den in ihr stattfindenden Ereignissen gestaltet sich als eine Anschauung, die bereits von Aristoteles festgehalten wurde: "Die Zeit ist das, worin sich Ereignisse abspielen." (Heidegger 2004: 109) Die Ergeignisse konstituieren somit etwas, das als Zeit wahrgenommen werden kann. Die Zeit ansich ist kein fassbarer Gegenstand, lässt sich von uns aber mittels der Abfolge von Ereignissen wahrnehmen. Die Uhr erscheint als ein Messinstrument, um eine solche Bestimmung der Zeit vornehmen zu können. Daher drängt sich die Frage auf, welche Rückschlüsse uns die Uhr auf die Zeit ermöglicht. Um meßbar zu sein, muss die Zeit homogen konstituiert sein. In der Zeit lassen sich beliebige Jetztpunkte festlegen, von welchen ein früherer und ein späterer Zeitpunkt fixiert werden kann: Jedes Früher und Später ist bestimmbar aus einem Jetzt, welches aber selbst wiederum beliebig ist. Somit ist der Uhr eine andere Funktion zu eigen, als gebräuchlich angenommen wird: "Die primäre Bestimmung, die die Uhr jeweils leistet, ist nicht die Angabe des Wielange, des Wieviel der gegenwärtig fließenden Zeit, sondern die jeweilige Fixierung des Jetzt." (Heidegger 2004:110)
Sein und Zeit stehen in enger Verbindung zueinander. Die Betrachtung der Zeit bedingt die des Seins und umgekehrt. "Sollte das menschliche Sein in einem ausgezeichneten Sinn in der Zeit sein, so daß an ihm, was die Zeit ist, ablesbar werden kann, so muß dieses Dasein charakterisiert werden in den Grundbestimmungen seines Seins." (Heidegger 2004: 112) Um dies darstellen zu können, zeigt Heeidegger zunächst die Grundstrukturen des Daseins ansich auf: Dasein als In-der-Welt-sein und das Dasein als Mit-einander-sein. Dem Mit-einander-sein ist die Bedeutungen des Füreinander-seins und des Vorhandenseins für Andere zueigen. Das In-der-Welt-sein meint das Zurechtkommen in der Welt- die Auseinandersetzung mit der Welt. Das Mit-einander-sein gestaltet sich als mit Anderen dieselbe Welt teilen- einander in der Welt begegnen. Dem Mit-einander-seins ist die Sprache grundsätzlich, das Dasein spricht über sein In-der-Welt-sein. An diese kategorialen Grundstrukturen des Daseins anknüpfend, eröffnet Heidegger die Möglichkeit, dass das Dasein in der Eigentlichkeit seines Seins zu denken ist. Diese Eigentlichkeit des Daseins wird als die äußerste Seinsmöglichkeit charakterisiert. Das Dasein hat verschiedene Seinsmöglichkeiten. Diejenige Seinsmöglichkeit aber, die die äußerste und zugleich allen Menschen gemeinsame ist, ist die des Todes. Heidegger denkt den Tod jedoch nicht lediglich als die äußerste Seinsmöglichkeit, sondern als die eigentliche Seinsmöglichkeit. Der Tod ist "die unbestimmte Gewißheit der eigensten Möglichkeit des Zu-Ende-seins." (Heidegger 2004: 116) Das Dasein weiß um seinen eigenen Tod, auch wenn es dieses Wissen nicht wach rufen möchte oder sich ansinnt dieses zu verdrängen. "Es ist ein Vorlaufen des Daseins zu seinem Vorbei als einer in Gewißheit und völliger Unbestimmtheit bevorstehenden äußersten Möglichkeit seiner selbst. Dasein als menschliches Leben ist primär Möglichsein, das Sein der Möglichkeit des gewissen und dabei unbestimmten Vorbei." (Heidegger 2004: 116)
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- Kevin-Michael Neimeier (Autor), 2017, Zeitphilosophie im Vortrag "Der Begriff der Zeit" von Martin Heidegger, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/452450