Das 21. Jahrhundert ist, wie kein anderes Jahrhundert zuvor, geprägt von Medien, Information und Kommunikation. Was Menschen früher noch mit körperlicher Arbeit leisten mussten, wird zunehmend durch Maschinen bewerkstelligt. Die Beschäftigungsfelder sind heute, zumindest in den Industriestaaten, mehr und mehr im so genannten Dienstleistungssektor zu finden. Eine der wichtigsten Dienstleistungen ist die Beschaffung, Verarbeitung und Weitergabe von Informationen. Diese werden allgemein durch Prozesse der Kommunikation transportiert und vermittelt.
Die entscheidende technische Errungenschaft, die diese Entwicklung sozusagen einleitete und erst möglich machte wird allgemein in der Erfindung des Buchdrucks gesehen - also mit dem Druck Gutenbergs berühmter Bibel von 1452 bis 1455 in Mainz. Mit der Möglichkeit Bücher in Massen zu (re)produzieren und zu publizieren, war der Startschuss der massenmedialen Kommunikation gefallen. Als sich dann im 20. Jahrhundert noch Radio, Film und schließlich Fernsehen als Massenmedien etablierten, war der Sprung von der landwirtschaftlich und industriell geprägten Arbeitergesellschaft hin zur Informations- und Kommunikationsgesellschaft geschafft. Der Buchdruck markiert deshalb den entscheidenden Meilenstein dieses Reformationsprozesses, welcher sich analog auch im Modell des demographischen Übergangs der Industriestaaten widerspiegelt.
Ein vergleichbares Phänomen könnte nun ebenfalls die Etablierung des Internets bewirken. Mit Hilfe dieses Mediums, kann in der Kommunikation nicht nur die Zeitlichkeit, sondern erstmals auch die räumliche Determiniertheit des Menschen überwunden werden.
[…] „Dabei findet neben der virtuellen Realität, […] die erweiterte Realität (auf Neudeutsch "Augmented Reality") zunehmend Aufmerksamkeit. Das Ziel: Der Nutzer soll neben der natürlichen Umgebung auch bestimmte extra in sein Gesichtsfeld projizierte Informationen sehen […] - am besten über das Internet.“ […]
(Marsiske Hans-Arthur: Die Geister, die ich rief, Der Spiegel, Juni 2001)
In der folgenden Arbeit soll in einem kurzen Abriss versucht werden, die Art und Weise darzustellen, welche Auswirkungen das Internet auf die Realitätswahrnehmung des Menschen hat, wie sich diese Wahrnehmung verändert, bzw. wie das Internet Wirklichkeit(en) konstruiert.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Wirklichkeitskonstruktion im soziologisch-wissenschaftlichen Sinn
- 2.1 Der Begriff Konstruktion
- 2.2 Beobachten und Wirklichkeit
- 2.3 Wirklichkeitskonstruktion in den Massenmedien
- 2.4 Wirklichkeitserzeugung - ein langwieriger Prozess
- 3. Soziale Wirklichkeitskonstruktion durch das Internet
- 3.1 Das Internet - Ein personalisiertes Massenmedium?
- 3.2 Konkrete Wirklichkeitskonstruktionen im Internet
- 3.2.1 Soziale Kognition
- 3.2.2 Soziale Emotion
- 3.2.3 Soziale Motivation
- 3.2.4 Einstellungen
- 3.2.5 Soziale Repräsentationen
- 4. Ausblick
- 5. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Auswirkungen des Internets auf die Realitätswahrnehmung des Menschen. Ziel ist es, darzustellen, wie das Internet Wirklichkeit konstruiert und die Wahrnehmung des Individuums verändert. Die Arbeit skizziert den soziologischen Begriff der Wirklichkeitskonstruktion und wendet diesen auf das Medium Internet an.
- Wirklichkeitskonstruktion im soziologischen Kontext
- Das Internet als personalisiertes Massenmedium
- Einfluss des Internets auf soziale Kognition, Emotion, Motivation und Einstellungen
- Konstruktivistische Perspektiven auf die Wirklichkeitsbildung
- Beobachtung und die Grenzen der Objektivität
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt den Wandel von der arbeitsorientierten Gesellschaft zur Informations- und Kommunikationsgesellschaft, wobei der Buchdruck und später das Internet als entscheidende technologische Meilensteine hervorgehoben werden. Das Internet wird als Medium dargestellt, welches die zeitliche und räumliche Determiniertheit menschlicher Kommunikation überwindet, und der Einfluss auf die Realitätswahrnehmung des Menschen wird als zentrales Thema der Arbeit genannt.
2. Wirklichkeitskonstruktion im soziologisch-wissenschaftlichen Sinn: Dieses Kapitel beleuchtet den wissenschaftlichen Begriff der „Konstruktion“ und unterscheidet ihn von der umgangssprachlichen Bedeutung. Es betont die unterbewussten, oft nicht vom Individuum selbst erkannten Prozesse der Wirklichkeitsbildung, die durch biologische, kognitive und soziokulturelle Bedingungen beeinflusst werden. Das Kapitel diskutiert die Rolle der Beobachtung und die damit verbundenen Grenzen der Objektivität, unter Bezugnahme auf Theorien des Konstruktivismus (z.B. Luhmann) und die Bedeutung von Unterscheidungen im Wahrnehmungsprozess.
3. Soziale Wirklichkeitskonstruktion durch das Internet: Dieses Kapitel analysiert die spezifischen Auswirkungen des Internets auf die Konstruktion von Wirklichkeiten. Es untersucht das Internet als personalisiertes Massenmedium und erörtert, wie es soziale Kognition, Emotion, Motivation, Einstellungen und soziale Repräsentationen beeinflusst. Der Fokus liegt darauf, wie das Internet durch personalisierte Inhalte und Interaktionen die individuellen Wirklichkeitskonstruktionen prägt.
Schlüsselwörter
Wirklichkeitskonstruktion, Konstruktivismus, Internet, Massenmedien, Soziale Kognition, Soziale Emotion, Soziale Motivation, Einstellungen, Soziale Repräsentationen, Beobachtung, Objektivität, Luhmann, Informationsgesellschaft.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Wirklichkeitskonstruktion im Internet"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Auswirkungen des Internets auf die Realitätswahrnehmung des Menschen. Sie analysiert, wie das Internet Wirklichkeit konstruiert und die Wahrnehmung des Individuums verändert. Ein zentrales Thema ist die Anwendung des soziologischen Begriffs der Wirklichkeitskonstruktion auf das Medium Internet.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Wirklichkeitskonstruktion im soziologischen Kontext, das Internet als personalisiertes Massenmedium, den Einfluss des Internets auf soziale Kognition, Emotion, Motivation und Einstellungen, konstruktivistische Perspektiven auf die Wirklichkeitsbildung sowie Beobachtung und die Grenzen der Objektivität.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Wirklichkeitskonstruktion im soziologisch-wissenschaftlichen Sinn, ein Kapitel zur sozialen Wirklichkeitskonstruktion durch das Internet und einen Ausblick. Zusätzlich enthält sie ein Literaturverzeichnis und ein Inhaltsverzeichnis mit detaillierter Gliederung der Kapitel und Unterkapitel. Es werden auch die Zielsetzung und die wichtigsten Themenschwerpunkte sowie Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel bereitgestellt.
Was versteht die Arbeit unter "Wirklichkeitskonstruktion"?
Die Arbeit beleuchtet den wissenschaftlichen Begriff der „Konstruktion“ und unterscheidet ihn von der umgangssprachlichen Bedeutung. Es werden die oft unbewussten Prozesse der Wirklichkeitsbildung diskutiert, die durch biologische, kognitive und soziokulturelle Bedingungen beeinflusst werden. Die Rolle der Beobachtung und die damit verbundenen Grenzen der Objektivität werden unter Bezugnahme auf Theorien des Konstruktivismus (z.B. Luhmann) und die Bedeutung von Unterscheidungen im Wahrnehmungsprozess behandelt.
Wie wird das Internet in der Arbeit betrachtet?
Das Internet wird als personalisiertes Massenmedium betrachtet, welches die zeitliche und räumliche Determiniertheit menschlicher Kommunikation überwindet. Die Arbeit untersucht, wie es durch personalisierte Inhalte und Interaktionen die individuellen Wirklichkeitskonstruktionen prägt und soziale Kognition, Emotion, Motivation, Einstellungen und soziale Repräsentationen beeinflusst.
Welche Schlüsselbegriffe sind zentral für die Arbeit?
Zentrale Schlüsselbegriffe sind Wirklichkeitskonstruktion, Konstruktivismus, Internet, Massenmedien, Soziale Kognition, Soziale Emotion, Soziale Motivation, Einstellungen, Soziale Repräsentationen, Beobachtung, Objektivität, Luhmann und Informationsgesellschaft.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Diese Arbeit ist für akademische Zwecke bestimmt und dient der Analyse von Themen im Bereich der Soziologie und Medienwissenschaft.
Wo finde ich weitere Informationen?
Weitere Informationen finden sich im vollständigen Text der Arbeit, einschließlich des ausführlichen Inhaltsverzeichnisses, der Kapitelzusammenfassungen und des Literaturverzeichnisses.
- Quote paper
- Oliver Schill (Author), 2005, Soziale Wirklichkeitskonstruktion - die Auswirkungen des Internets auf die Realitätswahrnehmung des Menschen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45072