Diese Arbeit untersucht den Einfluss von Environmental Innovations (EI) auf den Unternehmenserfolg (UE). Dabei stützen sich die formulierten Hypothesen auf den Natural Resource Based View (NRBV), um den positiven Einfluss von EI auf den UE zu begründen. Basierend auf der Signaling- und Assimilations-Kontrast-Theorie wird der Einfluss positiver und negativer Signale von „Environment“, „Social“ und „Governance“ (ESG) Disclosure respektive ESG Controversies auf die Beziehung zwischen EI und UE untersucht.
Überprüft werden die Hypothesen auf Grundlage eines Paneldatensatzes, welcher 1.154 Unternehmen über elf Jahre betrachtet. Mittels eines „two-way“ Fixed Effects Modells, kann der positive Einfluss von EI auf den TobinsQ bestätigt werden. Ferner bewirken ESG Disclosure einen signifikant positiven Einfluss der EI auf den Return on Assets (ROA). Entgegen den Erwartungen verstärken ESG Controversies den positiven Einfluss von EI auf den Umsatz.
Angesichts der Größe des Paneldatensatzes sowie der Robustheit des Modells können, im Vergleich zu vorangegangen Studien, allgemeingültigere Aussagen zum Einfluss von EI auf den UE getroffen werden. Ferner werden die dahinterliegenden Wirkungsmechanismen in Form von Signalen im Zusammenhang mit EI erstmalig konzeptionell und empirisch beleuchtet und bieten Anknüpfungspunkte für zukünftige Arbeiten.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Anhangsverzeichnis
Symbolverzeichnis
1 Einleitung
2 Konzeptioneller Rahmen
2.1 Begriffliche Grundlagen
2.1.1 Environmental Innovations
2.1.2 Unternehmenserfolg
2.1.3 ESG Disclosure
2.1.4 ESG Controversies
2.2 Theoretischer Hintergrund
2.2.1 Natural Resource Based View
2.2.2 Signaling Theorie
2.2.3 Assimilations-Kontrast-Theorie
3 Hypothesenherleitung
3.1 Environmental Innovations und der Unternehmenserfolg
3.2 Der moderierende Einfluss von ESG Disclosure
3.3 Der moderierende Einfluss von ESG Controversies
3.4 Der interagierende Einfluss von ESG Disclosure und ESG Controversies
4 Empirie
4.1 Datensatz
4.1.1 Datenbank
4.1.2 Operationalisierung der Variablen
4.1.3 Datenbereinigung
4.1.4 Deskriptive Statistik
4.2 Datenauswertung
4.2.1 Modellauswahl
4.2.2 Kontrollvariablen
4.2.3 Hypothesentest
4.2.4 Robustheit der Ergebnisse
4.3 Ergebnisinterpretation und Limitationen
5 Zusammenfassung und Ausblick
Literaturverzeichnis
Anhang
Kurzzusammenfassung
Die vorliegende Arbeit untersucht den Einfluss von Environmental Innovations (EI) auf den Unternehmenserfolg (UE). Dabei stützen sich die formulierten Hypothesen auf den Natural Resource Based View (NRBV), um den positiven Einfluss von EI auf den UE zu begründen. Basierend auf der Signaling- und Assimilations-Kontrast-Theorie wird der Einfluss positiver und negativer Signale von „Environment“, „Social“ und „Governance“ (ESG) Disclosure respektive ESG Controversies auf die Beziehung zwischen EI und UE untersucht. Überprüft werden die Hypothesen auf Grundlage eines Paneldatensatzes, welcher 1.154 Unternehmen über elf Jahre betrachtet. Mittels eines „two-way“ Fixed Effects Modells, kann der positive Einfluss von EI auf den TobinsQ bestätigt werden. Ferner bewirken ESG Disclosure einen signifikant positiven Einfluss der EI auf den Return on Assets (ROA). Entgegen den Erwartungen verstärken ESG Controversies den positiven Einfluss von EI auf den Umsatz. Angesichts der Größe des Paneldatensatzes sowie der Robustheit des Modells können, im Vergleich zu vorangegangen Studien, allgemeingültigere Aussagen zum Einfluss von EI auf den UE getroffen werden. Ferner werden die dahinterliegenden Wirkungsmechanismen in Form von Signalen im Zusammenhang mit EI erstmalig konzeptionell und empirisch beleuchtet und bieten Anknüpfungspunkte für zukünftige Arbeiten.
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Wirkungsrichtung nach der Assimilations-Kontrast-Theorie
Abbildung 2: Wirkungsrichtung der interagierenden Moderatoren
Abbildung 3: Konzeptionelles Modell
Abbildung 4: Entwicklung der Mittelwerte von EI und den Moderatoren
Abbildung 5: Entwicklung der Mittelwerte von Umsatz, ROA und TobinsQ
Abbildung 6: Mittelwerte von EI, ESG Disclosure und ESG Controversies nach Industriesektor und Kontinent
Abbildung 7: Mittelwerte von Umsatz, ROA und TobinsQ nach Industriesektor und Kontinent
Abbildung 8: Verteilung der standardisierten Residuen
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Eigenschaften der strategischen Fähigkeiten nach dem NRBV
Tabelle 2: Payoff Optionen nach der Signaling Theorie
Tabelle 3: Einfluss der strategischen Fähigkeiten auf den UE
Tabelle 4: Zugrundeliegende Datenbank der Variablen
Tabelle 5: Datensatz differenziert nach Kontinenten
Tabelle 6: Datensatz differenziert nach Industriesektor
Tabelle 7: Deskriptive Statistik
Tabelle 8: Mittelwert und Standardabweichung von EI und ESG Controversies nach Ausprägung von ESG Disclosure
Tabelle 9: Durchschnittliche „within“ Standardabweichung der Variablen
Tabelle 10: Ergebnisse der „two-way“ Fixed Effects Modelle für den Umsatz
Tabelle 11: Ergebnisse der „two-way“ Fixed Effects Modelle für den ROA
Tabelle 12: Ergebnisse der „two-way“ Fixed Effects Modelle für den TobinsQ
Tabelle 13: Korrelationsmatrix
Tabelle 14: Varianzinflationsfaktoren
Tabelle 15: Robuste Ergebnisse der „two-way“ Fixed Effects Modelle für den Umsatz
Tabelle 16: Analyse der Moderatoreneffekte H3a und H4b
Tabelle 17: Robuste Ergebnisse der „two-way“ Fixed Effects Modelle für den ROA
Tabelle 18: Analyse des Moderatoreneffektes H3b
Tabelle 19: Robuste Ergebnisse der „two-way“ Fixed Effects Modelle für den TobinsQ
Tabelle 20: Übersicht über bestätigte und abgelehnte Hypothesen
Anhangsverzeichnis
Anhang 1: Übersichtstabelle empirischer Studien zum Thema EI - UE
Anhang 2: Ausschnitt aus den Sustainability Reporting Guidelines nach GRI
Anhang 3: UE vor und nach ESG Controversies von BP und VW
Anhang 4: Datastream Code (Mnemonic) der Variablen
Anhang 5: Indikatoren für EI
Anhang 6: Indikatoren für ESG Controversies
Anhang 7: Quellenverzeichnis
Symbolverzeichnis
Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Nicht erst der diesjährige Jahrhundertsommer in Deutschland zeigt, dass sich die Welt in einem ökologischen Wandel befindet (World Health Organization, o. Jg.). Die Herausforderungen gegen den Klimawandel und der Umweltverschmutzung sind allgegenwärtig. Bereits seit Jahrzehnten werden internationale Konferenzen und Abkommen getroffen um dem steigenden negativen Einfluss auf die natürliche Umwelt entgegenzuwirken. Das Kyoto Protokoll und das Übereinkommen von Paris stehen exemplarisch für unzählige globale Abkommen, welche als Reaktionen der politischen Führung auf den ökologischen Wandel zu werten sind (BMU, 2017).
Ebenso abseits der politischen und institutionellen Ebene steigt die Aufmerksamkeit in der Bevölkerung hinsichtlich der natürlichen Umwelt (D´Souza, Taghian, & Lamb, 2006, S. 162 f.). Nicht zuletzt die unmittelbare Konfrontation verschiedener globaler ökologischer Missstände über Social-Media-Kanäle, bewirkt eine zunehmende Sensibilisierung und ein steigendes Umweltbewusstsein der Konsumenten (Arbatani, Labafi, & Robati, 2016, S. 237 ff.).
Darüber hinaus versuchen Nichtregierungs- (NGO) und Umweltorganisationen wie beispielsweise Greenpeace mittels verschiedenartiger Aktionen für den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur einzustehen (Greenpeace, o. Jg.).
Die umweltpolitisch bedingten veränderten Anforderungen sowie der zunehmende Druck aus der Gesellschaft durch Konsumenten und NGO´s führen zum ökologischen Umdenken der Unternehmen (Hojnik & Ruzzier, 2016, S. 812). Unternehmen weltweit erkennen die Notwendigkeit einer nachhaltigen Entwicklung, um angemessen auf die bestehenden ökologischen Herausforderung zu reagieren (Drumwright, 1994, S. 1 f.).
Galten ökologische Aktivitäten früher als Aufwände und Trade-off zu den eigentlichen Unternehmenszielen, wird dies heutzutage vermehrt als gewinnbringende Geschäftsmöglichkeit betrachtet (Porter & van der Linde, 1995, S. 97). Immer mehr Unternehmen richten ihre Geschäftsaktivitäten, Produktentwicklungen und Unternehmensstrategien ebenso an ökologischen Zielen aus (Drumwright, 1994, S. 1 f.; Environmental Defense Fund, o. Jg., S. 1). Ein Hauptaspekt liegt in der Förderung und Entwicklung von EI.
Mittels EI können Unternehmen aktiv in die Bekämpfung des ökologischen Wandels eingreifen, beispielsweise durch die Entwicklung umweltfreundlicher Produkte oder Produktionsprozesse sowie durch die Einführung einer ökologischen Unternehmenspolitik. Walmart plant zum Beispiel die Einführung eines „sustainability toolkit“ für seine gesamte Supply-Chain. Das sogenannte Projekt „Gigaton“ soll bis 2030 Emissionen um eine Billion Tonnen reduzieren (Walmart, 2017).
Die stetig voranschreitende Digitalisierung und Industrie 4.0 eröffnen neue weitreichende Möglichkeiten für EI. Sensoren, Automatisierung, Big Data und künstliche Intelligenz können Emissionen reduzieren und den Ressourceneinsatz optimieren. Es ist die Rede von der „vierten Welle der Environmental Innovations“ (Environmental Defense Fund, o. Jg., S. 4).
Aufgrund der aktuellen Bedeutsamkeit steigt auch die Aufmerksamkeit in der Wissenschaft sich mit der Thematik EI auseinanderzusetzen. Konzeptionelle und empirische Arbeiten untersuchen den sogenannten „Business Case“ solcher EI (Varadarajan, 2017; Rexhäuser & Rammer, 2014).
Einige Untersuchungen haben ein signifikant positiven Einfluss auf den UE feststellen können. Aufgrund der allgemeinen Heterogenität in den empirischen Studien hinsichtlich Datensatz, Operationalisierung und Untersuchungsmodell ist eine allgemeingültige Aussage über den positiven Einfluss von EI auf den UE nach Ansicht dieser Arbeit nicht reliabel.[1] Demzufolge adressiert auch diese Arbeit in einem ersten Schritt den „Business Case“ von EI, um folgende Frage zu beantworten:
Haben Environmental Innovations einen positiven Einfluss auf den Unternehmenserfolg?
Darüber hinaus sind dahinterliegende Wirkungsmechanismen weitgehend unerforscht. Diese Arbeit untersucht Faktoren, die den vermeintlich positiven Einfluss von EI auf den UE begünstigen oder abschwächen können.
Verschiedene Stakeholdergruppen fordern Systematik und Transparenz im Bereich der Nachhaltigkeit, um unter anderem EI differenzierter bewerten zu können. Aufgrund dessen veröffentlichen zunehmend mehr Unternehmen ESG Disclosure, um ihre nachhaltigen Aktivitäten zu kommunizieren und legitimieren (Hart, 1995, S. 999 f.; Qiu, Shaukat, & Tharyan, 2016, S. 102). Allein die Global Reporting Initiative (GRI), eine Guideline für die Auflistung nachhaltiger Unternehmensaktivitäten, verzeichnet im Zeitraum 2007 bis 2016 einen Zuwachs von über 600 Prozent (Global Reporting, 2017).
Auf der anderen Seite stehen Unternehmen aufgrund diverser Skandale und fragwürdigen Verhalten im Bereich ihrer nachhaltigen Aktivitäten im Mittelpunkt der Berichterstattung (Cai, Jo, & Pan, 2012, zit. nach Aouadi & Marsat, 2016, S. 1). Nicht zuletzt der Abgasskandal von VW dient als Beispiel des kontroversen Verhaltens von Unternehmen, die zum einen durch EI die ökologische Entwicklung in der Gesellschaft vorantreiben wollen, jedoch durch ESG Controversies das genaue Gegenteil davon bewirken (ARD, 2018).
ESG Disclosure und ESG Controversies können als Signale verstanden werden (Fatemi, Glaum, & Kaiser, 2017, S. 3; Aouadi & Marsat, 2016, S. 12). Da beide Signale im unmittelbaren inhaltlichen Zusammenhang mit EI stehen können, wird in dieser Arbeit einen Zusammenhang der benannten Faktoren vermutet. In der empirischen Forschung von EI, wurden die Wirkungsmechanismen dieser Signale bisher nicht adressiert. Aufgrund dessen untersucht diese Arbeit folgende Frage:
Können positive und negative Signale eines Unternehmens die Wirkung von Environmental Innovations auf den Unternehmenserfolg beeinflussen?
Ziel ist zum einen weitere Erkenntnisse über den Einfluss von EI auf den UE zu gewinnen. Zum anderen soll die Wirkung der beschriebenen Signale untersucht werden.
Grundlage dieser empirischen Untersuchung ist ein von Datastream bezogener Paneldatensatz mit 1.154 weltweiten Unternehmen, für welche im Zeitraum von 2006 bis 2016 ESG- und finanzspezifische Daten erhoben wurden. Mittels Fixed Effects Modell und der Verwendung verschiedener finanzieller Kennzahlen für den UE bietet diese Arbeit aussagekräftigere und allgemeingültigere Ergebnisse, als empirische Arbeiten zuvor. Ferner lassen sich durch die Untersuchung der moderierenden Effekte ESG Disclosure und ESG Controversies neue Erkenntnisse für Wissenschaft und Praxis ableiten.
Um die Forschungsfragen zu beantworten, ist diese Arbeit wie folgt aufgebaut: In Kapitel 2 werden neben dem definitorischen Teil, die den Hypothesen zugrundeliegenden Theorien näher erläutert. Basierend darauf werden in Kapitel 3 die entsprechenden Hypothesen formuliert und das konzeptionelle Untersuchungsmodell vorgestellt. Anschließend wird im Kapitel 4 die Erstellung des Datensatzes dargelegt indem unter anderem die spezifischen Variablen operationalisiert werden. Darüber hinaus werden die Modellauswahl, die Hypothesentests und die Robustheit der Ergebnisse dargestellt. Anschließend werden die Ergebnisse interpretiert sowie Limitationen erläutert. Im abschließenden Kapitel 5 werden die Ergebnisse der Forschung nochmals zusammengefasst aufgezeigt, um die Forschungsfragen zu beantworten. Ferner werden Anknüpfungspunkte für zukünftige Untersuchungen erläutert.
2 Konzeptioneller Rahmen
2.1 Begriffliche Grundlagen
Die begrifflichen Grundlagen dienen als Basis für die im Kapitel 4.1.2 beschriebenen Variablen des Untersuchungsmodells. Im folgenden Kapitel werden EI und UE sowie die Moderatoren ESG Disclosure und ESG Controversies, unter Berücksichtigung thematisch relevanter wissenschaftlicher Arbeiten, definiert.
2.1.1 Environmental Innovations
In der wissenschaftlichen Literatur fällt eine Vielzahl von Begrifflichkeiten, wenn es um die Thematik nachhaltiger oder ökologischer Innovationen geht. „Eco-innovations, eco-friendly innovations, environmental innovations, environmentally sustainable innovations, green innovations, sustainable innovations, sustainability driven innovations, sustainability driving innovations, sustainability enhancing innovations, sustainability focused innovations sowie sustainability-oriented innovations” sind Begriffe, die oft austauschbar benutzt werden (Varadarajan, 2017, S. 14).
Die verschiedenen Definitionen um den Begriff EI sind allerdings nicht einheitlich und variieren hinsichtlich verschiedener Dimensionen zu abgrenzenden Themen. Demzufolge ist es in diesem Kapitel zielführender die verschiedenen Dimensionen und deren Ausprägungen zu erläutern, als eine einheitliche Definition zu finden. Darüber hinaus bietet dieser Ansatz eine differenziertere Betrachtungsweise hinsichtlich der unterschiedlichen Operationalisierungen von EI in vorangegangen empirischen Studien.
Als Basis dafür dienen zunächst abgrenzende Definitionen der beiden Begriffe Environment und Innovation.
Environment zielt auf eine ökologische oder nachhaltige Entwicklung ab. Nach der World Commission on Environment and Development (WCED) spiegelt dies eine Entwicklung wider, welche die Bedürfnisse der heutigen Generation gerecht wird, ohne die Möglichkeiten zukünftiger Generationen einzuschränken (WCED, 1987, S. 41).
Innovationen sind Einführungen neuer oder signifikant verbesserter Produkte, Dienstleistungen, Prozesse oder Organisationsformen, mithilfe deren sich Unternehmen am Markt positionieren, differenzieren und behaupten (Baregheh, Rowley, & Sambrook, 2009, S. 1334).
Unter Berücksichtigung beider Definitionen bestimmen insbesondere zwei Merkmale den Begriff EI. Zum einen reduziert sich als Folge der Einführung von EI der negative Unternehmenseinfluss auf die natürliche Umwelt (Kammerer, 2009, S. 2286; Varadarajan, 2017, S. 20).
Zum anderen ist die sogenannte „double externality“ ein weiteres Merkmal, welche EI von Innovationen im Allgemeinen abgrenzt. So profitiert durch die Einführung von EI neben dem Unternehmen, die Gesellschaft an sich und weitere Stakeholder, aufgrund des reduzierten negativen Umwelteinflusses (Rennings, Ziegler, Ankele, & Hoffmann, 2006, S. 47).
Aufbauend auf diesen Kernmerkmalen (reduzierter Umwelteinfluss und „double externality“) variiert die Abgrenzung des Begriffs EI insbesondere hinsichtlich der Art, Reichweite und Neuartigkeit.
Bezüglich der Art von EI wird am häufigsten zwischen ökologischen Produkt-, Prozess und organisatorischen Innovationen differenziert (Cheng, Yang, & Sheu, 2014, S. 82 f.).
Nach Pujari (2006, S. 78) sind ökologische Produktinnovationen neue oder signifikant verbesserte Produkte hinsichtlich ihrer technischen oder materiellen Komponente. Der Fokus liegt dabei in der Reduzierung des negativen Unternehmenseinflusses auf die natürliche Umwelt insbesondere in der Verbrauchs- und Entsorgungsphase.
Eine ökologische Prozessinnovation sind neu eingeführte Elemente im Produktionssystem, welche die Produktion umweltfreundlicher gestalten. Diese Elemente führen zur Verwendung neuer umweltfreundlicher Inputmaterialien sowie zur Optimierung des Ressourcenverbrauchs während der Produktion (Cheng et al., 2014, S. 82).
Ökologisch-organisatorische Innovationen wirken indirekt auf die Reduzierung des Umwelteinflusses, indem sie, beispielsweise durch neu eingeführte ökologischer Managementprozesse, Produkt- und Prozessinnovationen ermöglichen (Murphy & Gouldson, 2000, zit. nach Cheng et al., 2014, S. 82).
Die Reichweite von EI liegt zwischen einer rein ökologischen Betrachtung der Umwelt, bis hin zur „tripple bottom line“, welche darüber hinaus ökonomische und soziale Aspekte mitberücksichtigt (Varadarajan, 2017, S. 20). In diesem Fall sind nachhaltige („sustainable“) Innovationen gemeint.
Nach Hauschildt und Salomo (2011, S. 18 ff.) kann eine Innovation neu für ein Unternehmen, für einen Markt bzw. eine Branche oder für die gesamte Welt sein.
Diese Arbeit grenzt EI auf eine rein ökologische Betrachtungsweise ein. Darüber hinaus werden alle drei Arten von EI (Produkt, Prozess und organisatorische Innovationen) inkludiert. Hinsichtlich der Neuartigkeit muss EI lediglich etwas Neues für das spezifische Unternehmen darstellen.
Diese Eingrenzung trifft am besten auf Definition und Operationalisierung der Asset4 ESG Datenbank zu. Nach dieser sind EI definiert als die Fähigkeit eines Unternehmens die Umweltkosten und Umweltbelastungen ihrer Kunden zu senken sowie dadurch neue Absatzmärkte/Marktchancen, mittels dem Einsatz von umweltfreundlichen Technologien und Prozessen oder umweltgerecht gestalteten Produkten, zu schaffen.
Eine detaillierte Beschreibung zur Operationalisierung und dahinterliegenden Indikatoren erfolgt im Kapitel 4.1.2.
2.1.2 Unternehmenserfolg
Der Begriff UE kann verschieden definiert werden. Demzufolge werden unterschiedliche Operationalisierungen in empirischen Untersuchungen verwendet, um den Unternehmenserfolg darzustellen. Diese Arbeit orientiert sich an den empirischen Untersuchungen, die ebenfalls den Einfluss von EI oder themenverwandte Faktoren auf den UE untersucht haben. Nach Anhang 1 werden vor allem finanzielle Kennzahlen verwendet um den Einfluss von EI auf den UE zu untersuchen. Aufgrund dieser Tatsache werden in dieser Arbeit ebenfalls ausschließlich finanzielle Kennzahlen verwendet um den UE abzubilden. Nichtfinanzielle Indikatoren, wie beispielsweise die Kundenzufriedenheit wurden darüber hinaus aufgrund einer unzureichenden Anzahl an Beobachtungen im genutzten Datensatz nicht berücksichtigt.
Durch finanzielle Kennzahlen kann der wirtschaftliche Erfolg bzw. die wirtschaftlichen Ziele gemessen werden. Dabei wird zwischen buchhalterischen („accounting based measures“) und marktorientierten („market based measures“) Kennzahlen differenziert (Orlitzky, Schmidt, & Rynes, 2003, S. 407 f.). Während buchhalterische Kennzahlen insbesondere den bereits zurückliegenden bis kurzfristigen Unternehmenserfolg abbilden, stellen marktorientierte Kennzahlen das zukünftige Potential des Unternehmens dar (Kang, Germann, & Grewal, 2016, S. 68). Da aufgrund der in Kapitel 3 beschriebenen Hypothesenherleitung angenommen wird, dass EI Auswirkungen auf die buchhalterischen als auch marktorientierten Kennzahlen haben kann, werden beide Arten in dieser Arbeit berücksichtigt (Margolis & Walsh, 2002, S. 14 f.).
Der Umsatz und der (ROA) repräsentieren in dieser Arbeit die buchhalterischen Kennzahlen. Der Umsatz fungiert als Kundenreaktion (Rubera & Droge, 2013, S. 449). Mittels ROA wird die Profitabilität des Unternehmens gemessen (Amores-Salvado, Castro, & Navas-Lopez, 2014, S. 358). Der TobinsQ reflektiert als marktorientierte Kennzahl die Erwartungshaltung der Investoren hinsichtlich zukünftiger Erträge des Unternehmens (Miller, 2004, S. 1106; Kang et al., 2016, S. 68).
Der UE wird demzufolge durch den Umsatz, den ROA und den TobinsQ definiert, um den vergangenen sowie kurz bis langfristigen Erfolg abzubilden. Darüber hinaus ist es mittels dieser drei Kennzahlen möglich, die Profitabilität sowie Reaktionen von Kunden und Investoren auf EI zu messen.
2.1.3 ESG Disclosure
Unter ESG sind die Bereiche „Environment“, „Social“ und „Governance“ zu verstehen (Fatemi et al., 2017, S. 1). Disclosure sind im allgemeinen Unternehmensberichte. In Kombination handelt es sich bei ESG Disclosure um Unternehmensberichte, welche eine Auflistung aller nachhaltigen (ESG) Unternehmensaktivitäten beinhaltet (Ioannou & Serafeim, 2017, S. 1). Die Art und der Umfang solcher ESG Disclosure ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich, da kein einzuhaltender Standard erforderlich ist. Dennoch richten sich viele Unternehmen an die Guidelines der GRI (Ioannou & Serafeim, 2017, S. 21). Diese Arbeit stützt sich auf die im Kapitel 4.1.2 näher erläuterte Definition der Asset4 ESG Datenbank. Demnach handelt es sich bei ESG Disclosure um einen separaten Nachhaltigkeitsreport bzw. einen Abschnitt über Nachhaltigkeit im Jahresbericht.
2.1.4 ESG Controversies
ESG Controversies sind Nachrichten und Berichte, welche das fragwürdige Verhalten und Skandale eines Unternehmens in den ESG Bereichen aufdecken. Als Folge dessen stehen diese Unternehmen zumeist im Mittelpunkt der Berichterstattung (Cai et al., 2012, zit. nach Aouadi & Marsat, 2016, S. 1). Nach der Asset4 ESG Datenbank werden ESG Controversies definiert als Enthüllungen unternehmensspezifischer Kontroversen in den ESG Bereichen sowie negative Events, über die in den globalen Medien berichtet wurden.
2.2 Theoretischer Hintergrund
2.2.1 Natural Resource Based View
Der NRBV basiert auf der Ressourcentheorie (RBT). Nach dieser entstehen für Unternehmen Wettbewerbsvorteile durch Berücksichtigung interner Ressourcen und Fähigkeiten („capabilities“) (Hart, 1995, S. 988). Nach Barney (1991, S. 105 ff.) müssen diese wertvoll, nicht substituierbar, nicht imitierbar (aufgrund kausaler Mehrdeutigkeit und hoher Komplexität) und selten sein, um zu einem nachhaltigen Wettbewerbsvorteil zu führen.
Dennoch wird in zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten der ausschließliche Fokus auf interne Ressourcen und Fähigkeiten kritisiert (Gray & Wood, 1991, S. 6 f.). So vernachlässigt die RBT äußere Einflussfaktoren der natürlichen und sozialen Umwelt und ist unfähig zu erklären, wie Ressourcen in einer sich verändernden Umwelt eingesetzt werden sollen, um einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen (Hart, 1995, S. 987). In Anbetracht ständig wechselnder institutioneller Bestimmungen und steigender Bedeutsamkeit der Bedürfnisse externer Stakeholder (z.B. Kundennachfrage nach ökologisch freundlichen Produkten), stellt Hart (1995, S. 987 ff.) die Plausibilität der RBT in Frage. Insbesondere die wachsende Anzahl ökologischer Probleme gibt Veranlassung, die RBT als limitiert zu betrachten, um wichtige Faktoren für einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil zu identifizieren.
Nach Hart (1995, S. 991) ist es erforderlich neben den internen Ressourcen und Fähigkeiten auch die Veränderung der externen (natürlichen) Umwelt zu berücksichtigen. Nachdem NRBV stellt die Berücksichtigung umweltbedingter Einschränkungen und Möglichkeiten Schlüsselressourcen dar, welche sich positiv auf den Unternehmenserfolg durch einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil auswirken. Dabei differenziert Hart (1995, S. 992) zwischen drei strategischen Fähigkeiten: „Pollution Prevention“ (PP), „Product Stewardship“ (PS) und „Sustainable Development“ (SD). Auf Grundlage treibender ökologischer Faktoren, üben PP, PS und SD einen positiven Einfluss auf die Umwelt aus.
Beim PP gilt der Ansatz, präventiv Abfälle und Emissionen im Unternehmen zu vermeiden, um die im Nachgang entstehenden Kosten der Entsorgung („end-of-pipe“) zu minimieren (Hart, 1995, S. 993). Dadurch können Unternehmen signifikante Kosteneinsparungen realisieren und somit einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Konkurrenzunternehmen ohne PP erreichen (Hart & Ahuja, 1996, S. 30). So reduziert bzw. eliminiert das Unternehmen die „Clean-Up“ Kosten sowie die Compliance- und Haftungskosten. Darüber hinaus steigt Effektivität und Produktivität, beispielsweise durch eine effizientere Verwertung der Eingangsprodukte (z.B. Rohstoffe) und durch die Optimierung des Produktionsprozesses (z.B. Eliminierung unnötiger Produktionsschritte oder Durchlaufzeiten) (Smart, 1992, zit. nach Hart, 1995, S. 992 f.).
Durch eine PP Strategie verringern sich somit die Kosten, insbesondere in der Produktion, als auch in der Entsorgung und erhöhen dadurch den Cash-Flow und die Profitabilität des Unternehmens (Hart, 1995, S. 993). Nach Hart und Ahuja (1996, S. 31 f.) ist diese Art von Strategie vor allem am Anfang ökologischer Bemühungen aufgrund der sogenannten „low hanging fruits“ sinnvoll und profitabel. So führen kostengünstige Veränderungen beispielsweise bei der Materialverwendung zu einer erheblichen Reduktion der Emissionen. Mit voranschreitender Dauer fallen für weitere Maßnahmen zur Reduzierung von Schadstoffen und Abfällen immer höhere Kosten an, da diese oft nur durch eine erhebliche Veränderung im Produktionsprozess (z.B. Einführung einer neuen Technologie) realisiert werden können (Frosch & Gallopoulos, 1989, S. 148 ff.).
Im Gegensatz zur PP berücksichtigt PS die gesamte Wertschöpfungskette und den gesamten Lebenszyklus, von der Materialbeschaffung bis zum Endverbraucher und integriert die Interessen externer Stakeholder in die Produktentwicklung und in das Produktdesign. Dadurch erweitert sich die strategische Fähigkeit des Unternehmens nicht nur funktionale Gruppen im Unternehmen zu koordinieren, sondern auch die Perspektiven externer Stakeholder, wie Medien oder staatliche Aufsichtsbehörden in die Produktentwicklung miteinzubeziehen (Allenby, 1991, S. 5 f.).
Die Reduzierung nichterneuerbarer, sowie die Verwendung erneuerbarer Materialien, die Vermeidung toxischer Stoffe und die Minimierung der Umweltbelastung bei der eigentlichen Produktverwendung durch den Endverbraucher, sind Maßnahmen, um die ökologischen Kosten eines Produktes über dessen Lebenszyklus zu reduzieren (Hart, 1995, S. 994).
Durch die Integration spezifischer Stakeholder in den Produktionsprozess oder in das Produktdesign, steigt die Reputation und Akzeptanz bzw. Legitimität, wodurch ein Wettbewerbsvorteil gegenüber den Konkurrenzunternehmen entsteht.
Durch SD soll die zukünftige Position des Unternehmens am Markt sichergestellt werden. Dabei spielen neben ökologischen, auch ökonomische sowie soziale Faktoren eine Rolle (Hart & Dowell, 2011, S. 1466). Ziel ist es, Technologien zu etablieren oder Ressourcen zu verwenden, welche auch langfristig wirtschaftlich, ökologisch und sozial anerkannt sind. Beispielhaft dafür ist die Verwendung erneuerbarer Ressourcen für den Produktionsprozess (Solar- statt Nuklearenergie). Dies erfordert eine disruptive Änderung im Unternehmen, häufig verbunden mit radikalen Innovationen und strategischem Neudenken (Hart & Dowell, 2011, S. 1472). Die frühzeitige Antizipation und Implementierung solch nachhaltiger Aktivitäten, bewirkt häufig ein zuvorkommen gegenüber der Konkurrenz hinsichtlich des Zugangs zu bestimmten zukunftsfähigen Ressourcen. Die daraus entstehenden „first mover advantages“ generieren Wettbewerbsvorteile. Darüber hinaus können Regeln bzw. Standards etabliert werden, welche spezifisch auf das Unternehmen ausgerichtet sind (Hart, 1995, S. 994 f.).
Tabelle 1 fasst die durch Schlüsselressourcen generierten Wettbewerbsvorteile der drei strategischen Fähigkeiten zusammen.
Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Eigenschaften der strategischen Fähigkeiten nach dem NRBV (Hart, 1995, S. 992; Hart & Dowell, 2011, S. 1472)
Nach dem NRBV verbessert sich durch die Verwendung der drei strategischen Fähigkeiten der UE aufgrund von Kostenreduktionen, Wettbewerbsvorteilen und Umsatzsteigerungen (Hart, 1995, S. 1005 ff.). Die drei strategischen Fähigkeiten sind schwer imitierbar und substituierbar. Die daraus generierten Schlüsselressourcen sind wertvoll für das Unternehmen. Mithilfe dieser ist es für das Unternehmen möglich, sich am Markt klar zu positionieren und sich von der Konkurrenz zu differenzieren. Neben den finanziellen Vorteilen steigt auch die Reputation (Hart, 1995, S. 998 ff.).
Die im NRBV befindlichen Wirkungsmechanismen stellen die Grundlagen für eine Vielzahl von wissenschaftlichen Arbeiten dar, welche sich mit dem „Business Case“ nachhaltiger Aktivitäten befassen.
2.2.2 Signaling Theorie
Die Signaling Theorie basiert auf der Informationsasymmetrie zwischen zwei Akteuren und beschreibt, wie diese mit Hilfe von Signalen reduziert werden kann (Spence, 2002, S. 434). Dabei steht der Absender grundsätzlich vor der Entscheidung, ob und wie er das Signal kommunizieren möchte, während der Empfänger dieses Signal richtig zu interpretieren versucht (Connelly, Certo, Ireland, & Reutzel, 2011, S. 39).
Es treten Informationsasymmetrien auf, wenn Akteure über unterschiedliche Informationen (qualitativ und quantitativ) über eine spezifische Sache verfügen. Da einige Informationen privat und schwer zugänglich sind, entsteht ein ungleicher Informationsgehalt zwischen dem Akteur, welcher die Information besitzt und jenem, der mit diesen Informationen eine potentiell bessere Entscheidung treffen könnte. Dabei wird zwischen qualitativen Informationsasymmetrien (z.B. fehlende Kenntnisse über die Leistungsmerkmale eines Akteurs) und Informationsdefiziten hinsichtlich der Verhaltensabsicht von Akteuren differenziert (Stiglitz, 2002, S. 469 ff.).
Besonders viele wissenschaftliche Arbeiten beschäftigen sich mit den Auswirkungen und Interpretationsmöglichkeiten qualitativer Signale eines Unternehmens (Absender) zu externen Stakeholdern (Empfänger). Das Modell von Kirmani und Rao (2000, S. 68) stellt dazu vereinfacht dar, in welchen Fällen es für ein Unternehmen sinnvoll ist, mittels Signalen seine spezifische Qualität zu kommunizieren. Dabei differenziert das Modell zwischen qualitativ hochwertigen (QH) und minderwertigen (QM) Unternehmen, wobei diese Information lediglich dem Unternehmen selbst zugänglich ist, nicht jedoch den externen Stakeholdern, wie beispielsweise Investoren oder Kunden. Demzufolge kann jedes Unternehmen von sich aus entscheiden, ob sie ihre „wahre Qualität“ den externen Stakeholdern signalisiert. Dabei gilt:
Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2: Payoff Optionen nach der Signaling Theorie
(Kirmani & Rao, 2000, S. 68)
Wenn A > B und D > C, stellt das „Signaling“ eine valide Strategie für QH Unternehmen dar, weil es sich lediglich für diese rentiert und die externen Stakeholder zwischen QH und QM differenzieren können. Im Fall A > B und C > D rentiert sich das „Signaling“ für beide Unternehmenstypen und erlaubt dem externen Stakeholder nicht mehr zwischen den beiden Typen zu differenzieren (Kirmani & Rao, 2000, S. 68).
Basierend auf diesem Modell wurden finanzielle Kennzahlen wie beispielsweise Fremdkapital oder Dividenden als Signal für Unternehmensqualität untersucht (Ross, 1973; Bhattacharya, 1979). Gemäß diesen Untersuchungen sind lediglich QH Unternehmen in der Lage langfristig hohe Kredite aufzunehmen (hohes Fremdkapital) bzw. Dividendenauszahlungen zu tätigen. Folglich beeinflussen solche Signale beispielsweise Investoren bei der Beurteilung und qualitativen Wahrnehmung eines Unternehmens (Connelly et al., 2011, S. 43).
Neben dem Modell von Kirmani und Rao (2000, S. 68), welches vereinfacht die Payoff Optionen von QH und QM Unternehmen abbildet, stellen BliegeBird und Smith (2005, S. 224) vier grundlegende Bedingungen auf, welche das Signal erfüllen muss, um Einfluss ausüben zu können („honest Signaling“). Zum einen muss es Qualitätsunterschiede zwischen den konkurrierenden Unternehmen geben. Darüber hinaus muss der Empfänger (externe Stakeholder) fähig sein, durch die zugesendeten Informationen Unternehmen qualitativ zu unterscheiden und davon zu profitieren. Drittens müssen Absender und Empfänger gegensätzliche Interessen verfolgen, was bedeutet, dass eine erfolgreiche Täuschung dem Absender auf Kosten des Empfängers vom Nutzen sein wird. Und schließlich müssen die Kosten für das Signal oder die aus dem Signal gewonnenen (monetären) Vorzüge abhängig von der zugrundeliegenden Qualität des Unternehmens sein.
Wurde zu Beginn die Signalisierung der Qualität weitestgehend mit finanziellen Kennzahlen untersucht, findet die Signaling Theorie heute auch in anderen Bereichen Anwendung (Riley, 2001, S. 473). Nach Connelly et al. (2011, S. 43) kann Qualität definiert werden als die zugrundeliegende, nichtbeobachtbare Fähigkeit eines Unternehmens, den Bedürfnissen oder Anforderungen externer Stakeholder gerecht zu werden. Ökologische Themen gewinnen, wie beschrieben, für externe Stakeholder an Bedeutung und die Innovationsfähigkeit ist ein gängiges Signal für Unternehmen (Bhattacharya & Ritter, 1983, S. 331 ff.). Demzufolge eignet sich die Signaling Theorie für EI als theoretisches Konzept, auf dessen Basis Hypothesen aufgestellt werden können.
2.2.3 Assimilations-Kontrast-Theorie
Die Assimilations-Kontrast-Theorie stammt aus dem Zweig der Verhaltenspsychologie. Im marketingspezifischen Kontext wird sie verwendet, um die Auswirkung der im Kunden entstandenen Dissonanz zwischen Erwartungshaltung (EH) und tatsächlicher Leistung (TL) eines Produktes oder einer Dienstleistung zu erklären. Sie basiert auf Grundlage der Assimilationstheorie und Kontrasttheorie (Anderson, 1973, S. 38).
Nach Festingers Theorie der kognitiven Dissonanz, entsteht eine psychologisch bedingte Dissonanz, wenn die TL nicht mit der EH übereinstimmt (Festinger, 1957, zit. nach Anderson, 1973, S. 39). Nach der Assimilationstheorie minimiert bzw. assimiliert der Kunde diese Diskrepanz, um seine mentale Dysbalance zwischen den beiden ungleichen Zuständen zu verringern. Liegt die EH über der TL eines Produktes, steigt die vom Kunden wahrgenommene Leistung an dessen EH. Befindet sich die EH unter der TL, sinkt die wahrgenommene Leistung stattdessen. Aus Unternehmenssicht sollte die EH demzufolge immer über der TL liegen, um die vom Kunden wahrgenommene Leistung zu erhöhen (Anderson, 1973, S. 39).
Im Gegensatz dazu steht die Kontrasttheorie. Nach dieser vergrößert sich die Diskrepanz zwischen den beiden Zuständen, bei zuvor entstandener mentaler Dysbalance. Dies bewirkt, dass die Kunden bei höherer EH die TL als geringer wahrnehmen, und bei geringerer EH die TL höher einschätzen (Anderson, 1973, S. 39 f.). Demzufolge impliziert die Kontrasttheorie das genaue Gegenteil zur Assimilationstheorie.
Bei der Assimilations-Kontrast-Theorie sind die Wirkungsmechanismen bei mentaler Dysbalance abhängig von der Höhe der Diskrepanz zwischen EH und TL. Bei geringer Diskrepanz assimiliert der Kunde, während bei einem größeren Unterschied zwischen EH und TL die Wirkungsmechanismen der Kontrasttheorie greifen (Anderson, 1973, S. 40 f.).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Wirkungsrichtung nach der Assimilations-Kontrast-Theorie (Anderson, 1973, S. 39)
Abbildung 1 zeigt die Wirkungsrichtung der drei beschriebenen Theorien, aufgrund dessen die differenziert wahrgenommene Leistung der Kunden erklärt werden kann. So sinkt (Kontrast) oder steigt (Assimilation) die wahrgenommene Leistung bei zunehmender EH. Auf Grundlage der Assimilations-Kontrast-Theorie verläuft die wahrgenommene Leistung S-förmigen. Die beiden äußeren Schnittpunkte mit der TL-Geraden veranschaulichen den Übergang vom Kontrastieren zum Assimilieren und vice versa.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass basierend auf der Assimilations-Kontrast-Theorie, je nach Höhe der Diskrepanz zwischen EH und TL, die Kunden die wahrgenommene Leistung an ihre EH assimilieren oder kontrastieren.
3 Hypothesenherleitung
3.1 Environmental Innovations und der Unternehmenserfolg
In den letzten Jahren stieg die Sensibilität und Nachfrage nach ökologischen und nachhaltigen Unternehmen und deren Produkten bzw. Dienstleistungen bei diversen Stakeholdergruppen, wie beispielsweise den Kunden, Investoren oder auch staatlichen Regulatoren (D´Souza et al., 2006, S. 162 f.; Ioannou & Serafeim, 2015. S. 1057 ff.). Zeitgleich stiegen auch die EI Aktivitäten in den Unternehmen. Aufgrund dieser Tatsache beschäftigen sicher immer mehr wissenschaftliche Arbeiten, Unternehmen und Institutionen mit dem sogenannten „Business Case“ solcher EI (Pujari, 2006, S. 76). Der NRBV ist für eine Vielzahl von empirischen Arbeiten die theoretische Grundlage, um den Einfluss von EI auf den UE zu begründen und zu untersuchen.[2] Durch EI können Unternehmen die drei strategischen Fähigkeiten (PP, PS und SD) aufbauen und daraus resultierend Wettbewerbsvorteile erlangen.
EI im Kontext der PP deutet häufig auf einen umgestalteten (inkrementelle Innovation) bis komplett neu eingeführten (radikale Innovation) Produktionsprozess hin (Russo & Fouts, 1997, S. 537 f.). Dieser ermöglicht dem Unternehmen einen effizienteren Einsatz des Inputs oder vermindert die Schadstoffbelastung (Young, 1991, zit. nach Hart, 1995, S. 993). Dadurch reduzieren sich die Stückkosten des Produktes, sowie die Entsorgungs- und Compliance-Kosten (Rexhäuser & Rammer, 2014, S. 148).
Nach Russo und Fouts (1997, S. 538) handelt es sich im Fall eines neu eingeführten Produktionsprozesses um einen materiellen Vermögenswert, welcher dann einen Wettbewerbsvorteil bewirkt, wenn dieser gegenüber äquivalenten Produktionsprozessen der Konkurrenten überlegen ist (z.B. hinsichtlich des Input/Output Verhältnisses). Die unternehmensinterne Erfindung und Implementierung beugt Imitationen vor und das Produkt kann mit einer höheren Marge oder zu einem Preispremium am Markt angeboten werden.[3] Dadurch steigen Umsatz und Profitabilität.
Nach Sarkar (2013, S. 174) ergeben sich aus PP direkte operative Wettbewerbsvorteile durch Kosteneinsparungen im Produktionsprozess.
Im Gegensatz zur PP generiert PS indirekte Wettbewerbsvorteile, insbesondere durch die Integration der Kunden in das Produktdesign (Shrivastava, 1995, S. 195). Da die Stakeholder Integration im PS die Schlüsselressource darstellt, kann die durch den NRBV theoriefundierte Erklärung für den Einfluss von EI auf den UE durch die Stakeholder Theorie erweitert werden. In dieser Theorie besteht ein Einfluss zwischen der Stakeholderbeziehung und dem UE. Dieser konnte in empirischen Untersuchungen durch themenverwandte Faktoren (Corporate Social Responsibility (CSR) oder Environmental Performance) bereits bestätigt werden (Orlitzky et al., 2003, S. 405 ff.).
Nach Sarkar (2013, S. 174) erhöht sich durch EI, welche den ökologischen Bedürfnissen und Anforderungen externer Stakeholder gerecht werden, das Ansehen („Image“) und die Zufriedenheit der Stakeholder. Insbesondere kundengenerierte Vorteile (z.B. Reduzierung des Energieverbrauches oder längerer Haltbarkeit eines Produktes) durch ein neues ökologisches Produktdesign, werden in der Marketing-Literatur als Schlüsselelement gesehen, um sich gegenüber den Konkurrenten zu differenzieren und dadurch ein Preispremium zu rechtfertigen sowie neue Kunden zu gewinnen (Kammerer, 2009, S. 2286; Shrivastava, 1995, S. 198).
Mittels PS lässt sich demzufolge die Beziehung zu Stakeholdern, die in das ökologische Produktdesign mitberücksichtig wurden, verbessern. Durch darüber hinaus bestehende empirische Belege der Stakeholder Theorie bei artverwandten Themen, kann die Annahme getroffen werden, dass EI durch PS ebenfalls einen positiven Einfluss auf den UE ausübt. So steigt die Kundenreaktion und dadurch der Umsatz.
Die langfristig bedeutendste strategische Fähigkeit, die durch EI aufgebaut werden kann, ist SD. Mittels dieser soll auch zukünftig die Konkurrenzfähigkeit des Unternehmens gesichert werden. Beispielhaft dafür stehen vor allem Innovationen im Bereich der „sauberen Technologien“ (z.B. Wind oder Solarenergie) (Hart & Dowell, 2011, S. 1470 f.). Die Umstellung auf erneuerbare Ressourcen im Produktionsprozess, sichert das Unternehmen gegen zukünftige Engpässe nicht erneuerbare Ressourcen wie beispielsweise Öl oder Kohle ab. Darüber hinaus wirken solche Maßnahmen präventiv gegen zukünftig neu verabschiedete Umweltbestimmungen durch die Regierung (z.B. neue Grenzwerte für den CO2-Ausstoß eines Unternehmens bzw. eines spezifischen Produktes) (Rexhäuser & Rammer, 2014, S. 148).
Ferner können solche Präventivstrategien neue Märkte erschließen, in denen das Unternehmen die Vorteile des „first mover“ sicherstellen kann. So ergibt sich die Möglichkeit eigene Standards zu etablieren und ein Preispremium zu verlangen sowie zumindest temporär ein Monopol aufzubauen (Porter & van der Linde, 1995, S. 104 f.). Somit kann zukünftig ein Wettbewerbsvorteil erreicht werden, der zu einem erhöhten Umsatz und steigender Profitabilität führt. Auch Investoren werden das durch EI generierte Potential des Unternehmens mit in die Bewertung einbeziehen, wodurch der Marktwert steigt und somit auch der TobinsQ (Ioannou & Serafeim, 2015. S. 1057 ff.). So argumentieren Salama, Anderson, und Toms (2011, S. 192 ff.), dass Investoren aufgrund zukünftig auftretender und kostenverursachenden Forderungen verschiedener Stakeholdergruppen, unökologisch agierende Unternehmen als risikobehaftetes Investment betrachten (z.B. Gerichtsverfahren oder regulatorische Eingriffe). Durch EI kann dem präventiv entgegengewirkt werden, wodurch das durch die Investoren wahrgenommene Risiko sinkt und der TobinsQ steigt (Sharfman & Fernando, 2008, S. 570).
Die nachfolgende Tabelle 3 veranschaulicht, wie und in welchem Zeithorizont EI durch die drei strategischen Fähigkeiten direkten Einfluss auf den UE ausübt. Anzumerken ist, dass alle drei Kennzahlen für den UE ebenfalls indirekt durch die anderen strategischen Fähigkeiten beeinflusst werden.
Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 3: Einfluss der strategischen Fähigkeiten auf den UE (Hart & Dowell, 2011, S. 1472)
Zahlreiche empirische Arbeiten begründen den Einfluss von EI auf den UE auf der zugrundeliegenden Fähigkeit der PP (Hart & Dowell, 2011, S. 1467 f.). Demzufolge beruht die Annahme dieser Arbeiten darauf, dass lediglich die durch PP resultierenden verringerten Kosten den positiven Einfluss von EI auf den UE erklären.
In der vorliegenden Arbeit wird vermutet, dass PP nur einen Teil des positiven Einflusses von EI auf den UE ausmacht. Neben PP werden auch die durch PS und SD generierten Wettbewerbsvorteile, welche für ein Unternehmen mittel- und langfristig bedeutend sind, berücksichtigt.
Die strikte Trennung der strategischen Fähigkeiten ist jedoch hinfällig, da der Übergang von PP auf PS und SD teilweise fließend ist. So kann beispielsweise eine neueingeführte „saubere“ Technologie Einfluss auf alle drei generierten Wettbewerbsvorteile (geringere Kosten, steigende Reputation und Sicherstellung der zukünftigen Position am Markt) bedeuten.
[...]
[1] Anhang 1: Übersichtstabelle empirischer Studien zum Thema EI - UE.
[2] Siehe Anhang 1: Übersichtstabelle empirischer Studien zum Thema EI - UE.
[3] In diesem Fall muss es sich zumindest für die Branche um eine neue Innovation handeln.
- Citar trabajo
- Ricardo Schumann (Autor), 2018, Der Einfluss von Environmental Innovations auf den Unternehmenserfolg, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/450035
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