Diese Arbeit beinhaltet einen arbeitstherapeutischen Behandlungsbericht über einen Patienten mit einer endogenen Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis und cerebralen Krampfanfällen in der Vorgeschichte.
Die Arbeit umfasst eine arbeitstherapeutische Befunderhebung, Therapieplanung und -beschreibung.
Inhalt
1. Fallbeispiel
1.1 Allgemeine Daten des Patienten
1.2 Soziale Anamnese
1.3 Medizinische Anamnese
1.4 Arbeitsanamnese / Berufsanamnese
1.5 Resümee der Anamnese
2. Arbeitstherapeutische Befundaufnahme
2.1 Arbeitstherapeutischer Befund
2.1.1 Fremdbefunde
2.1.2 Eigene Befunderhebung
2.2 Interpretation des Befundes und daraus resultierende Problemstellung sowie Wochenplan des Berichtspatienten
3. Zielsetzung
3.1 Angestrebtes Rehabilitationsziel mit Begründung
3.1.2 Erreichbare Ziele während des Betreungszeitraumes der Praktikantin
3.1.2.1 Erreichbare Ziele, die zur Realisierung des Rehaziels führen
3.1.3 Aufzeichnung des therapeutischen Weges unter Berücksichtigung der Zielsetzung arbeitstherapeutischer Verfahren und Medien
4. Bericht über die Durchführung der geplanten arbeitstherapeutischen Behandlung
5. Zusammenfassende Auswertung der Behandlung bzgl. Planung und Durchführung
6. Vorschläge für weiteres therapeutisches Vorgehen innerhalb der AT und flankierende Maßnahmen
7. Selbstreflektion zur Arbeit mit dem Berichtspatienten
Literaturhinweise
1. Fallbeispiel
1.1 Allgemeine Daten des Patienten
Name: Herr S.
Alter: 31 Jahre
Wohnort: Musterstadt
Familienstand: ledig
Erlernter Beruf: Maschinenschlosser
Zuletzt ausgeübte Tätigkeit: Job als Kraftfahrer
Staatsangehörigkeit: deutsch
Aktuelles Aufnahmedatum: 4 . 10. xxx
Station: Station 21; ab 4. Dez. tagesklinisch
Kostenträger: LVA Düsseldorf
Diagnose: - Endogene Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis - Cerebrale Krampfanfälle in der Vorgeschichte
Therapie: - Beschäftigungstherapie
- Gymnastik
- SPZ (=Sozialpsychiatrisches Zentrum)
- Arbeitstherapie
Hilfsmittel: Keine
Medikation: Morg Mitt Abds Nacht
Tegretal ret. mg 200 - 0 - 400 - 0
Metro-polol mg 25 - 0 - 25 - 0
Akineton mg 2 - 0 - 0 - 0
Truxal mg 0 - 0 - 0 - 50
Fluanxol Depot 2% 2 ml im. 14tägig
Besonderheiten: Herr S. ist auf freiwilliger Basis in Behandlung.
Er bekommt regelmäßig Tages- und Wochenendurlaub.
Es besteht keine Suizidgefahr.
Anwendungsgebiete und Nebenwirkungen der verabreichten Medikamente 1)
Truxal (Neuroleptikum)
Anw:: Unruhe und Erregungszustände, Dämmerschlafeinleitung, bzw. zur Schlafkur, Zusatz- therapie bei Tetanus, bei juckenden Dermatosen und Entziehungskuren.
NW: Hautreaktionen (toxische und allergische), Photosensibilität, Dyskinesien, Parkinsonoid, Provokation epilepsieforme Anfälle, Fieber, Rigor, Akinese, vegetative Entgleisung, Bewusstseinseintrübungen bis hin zum Koma, Unruhe, Erregung, Schwindel, Kopfschmerzen, depressive Verstimmung, Lethargie, gastrointestinale Störungen, endokrine Störungen, Gewichtszunahme, Störungen des Glucosestoffwechsels, Erregungsleitungsstörungen, Hypotonie, orthostatische Regulationsstörungen, Miktionsstörungen, Störung
der Speichel- und Schweißdrüsensekretion, Engwinkelglaukomauslösung,
paralytischer Ileus.
Fluanxol (Psychopharmaka)
Anw: Zur Langzeitbehandlung von schizophrenen Verlaufsformen mit Antriebs- und Affekt-
verarmung, chronifizierte depressive Prozesse, Phasenprophylaxe bei manisch- depressiver Symptomatik und zur Behandlung von Suchtkrankheiten.
NW: Wie bei Truxal, zusätzlich: delirante Syndrome, Regelanomalien, sexuelle Störungen,
Obstipation, Akkomodationsstörungen.
Tegretal (Antiepileptikum)
Anw: Epilepsien - partielle Anfälle mit komplexer und elementarer Symptomatik,
Grand-mal.
NW: Haarausfall, allergische Reaktionen (Erytheme), Kopfschmerzen, Schwindel, Seh-
störungen, Somnolenz, Ataxie, Gastrointestinale Störungen, selten Hyponaträmie,
Herzrhythmusstörungen, Bradykardie, AV - Block, Thromboembolien, allergische Reaktionen.
Akineton (Anticholinergika)
Anw: Parkinsonismus, medikamentöse und sonstige extrapyramidale Symptome, Nikotin-
vergiftung, Vergiftung durch organische Phosphorverbindungen.
NW: Abnahme der Schweißdrüsensekretion ( Wärmestau ), Hautrötung, Akkomodations-
störung, Auslösung eines Engwinkelglaukoms, zentralnervöse Störungen, Unruhe,
Halluzinationen, (vorwiegend bei Überdosierung) Obstipation, Müdigkeit, Benommenheit, Schwindel, gelegentlich Gedächtnisstörungen, vereinzelt Dyskinesen.
Metro - polol
Anw: Bei Herzrasen, Tachykardie
NW: Keine Angaben möglich, da das Präparat in der "Roten Liste" von '91 noch nicht
aufgeführt wird.
1.2 Soziale Anamnese
Herr S. ist im Oktober 1963 in YXZ geboren und in XXX aufgewachsen. Er hat einen 2 1/2 Jahre älteren Bruder, der Beamter im Wirtschaftsministerium in ABC ist. Zum Bruder habe er ein herzliches, offenes Verhältnis, Herr S. bewundere ihn, da aus ihm "etwas geworden sei" Er freue sich über den Erfolg des Bruders, er gönne ihm das ohne neidisch zu sein (Patientenaussage). Der Vater arbeitet in einem Krankenhaus in der Verwaltung. Die Mutter ist Hausfrau.
Herr S. wurde 1970 in XXX eingeschult und absolvierte 1979 den Hauptschulabschluss. Er ist ledig und lebt nicht in einer festen Beziehung. Zu Beginn seiner Erkrankung hat Herr S. zeitweilig alle Kontakte zu den Eltern und zum Bruder abgebrochen, und im Frühjahr 1993 wieder aufgenommen. Von 1985 bis 1991 hatte Herr S. eine eigene Wohnung in XYZ. Von 1991 bis 1993 befand er sich auf einer psychotisch indizierten Flucht. Seit diesem Zeitpunkt ist er ohne festen Wohnsitz. Während seines Krankenhausaufenthaltes in Hamburg wurde ihm von seinem Bruder zugesichert, daß er nach seiner Entlassung aus der stationären Behandlung bei ihm wohnen könne. Durch die Verlegung nach Köln sollte für Herrn S. die Rückkehr und Wiedereingliederung in sein früheres soziales Umfeld ermöglicht werden. In der Zwischenzeit hat sein Bruder jedoch eine Freundin, die mit ihrem Kind zu ihm gezogen ist, so dass Herr S. eine eigene Wohnung suchen musste, die er Anfang Dezember beziehen wird. Er ist seit 1991 arbeitslos und lebt von Sozialhilfe.
In der Krankengeschichte habe ich Hinweise gefunden, dass Herr S. während der Zeit seiner psychotischen Flucht Schulden gemacht, sowie Urkundenfälschung begangen habe. Das Verfahren wurde inzwischen eingestellt. (Krankenakte 2)
1.3 Medizinische Anamnese
Normaler Schwangerschaftsverlauf, schwierige, lange Geburt, bei der die Mutter in Lebensgefahr war. Als Kind die üblichen Kinderkrankheiten. Als Jugendlicher Zerrung der LWS beim Jiu Jitsu- Training. Jahrelange Schmerzen, jedoch nie deswegen in Behandlung gewesen. Bei der Musterung wurde er für Wehr-untauglich erklärt. (Patientenaussage)
Mit dem drittem Lebensjahr habe er viele, den ganzen Körper betreffende Krampfanfälle mit Zungenbiss und Urinabgang meistens Nachts gehabt. Er sei regelmäßig bei dem Nervenarzt Dr. G. in Behandlung gewesen und habe bis ca. zu seinem 17. Lebensjahr Mylepsinum erhalten. Nach Absetzen des Medikamentes seien keine Krampfanfälle mehr aufgetreten.
Der Vater von Herrn S. leidet seit ca. 6 - 7 Jahren ebenfalls an Krampfanfällen. Ansonsten seien in der Familie keine neurologisch - psychiatrischen Erkrankungen bekannt. (Krankenakte 2)
Krankenhausaufenthalte:
- September und Oktober 1991: Alexianer- Krankenhaus in YYY
- 8. 7. 1993 bis 3. 10. 1993: Krankenhaus Ochsenzoll in HH. Verlegung nach K
- seit dem 4. 10. 93: LKH Köln Merheim
Beginn der Erkrankung - wahrscheinlich im Jahre 1990/ 91. Als er Kraftfahrer gewesen sei, habe er ein Rauschen in den Ohren entwickelt, schließlich Stimmen gehört, eine unfreundliche Männerstimme. In dieser Zeit habe er sich bei mehreren Firmen beworben, für die unterschiedlichsten Posten, für die er keine Ausbildung hatte. Er hatte zeitweise das Gefühl, er könne alles, er wisse alles, deswegen sei das überhaupt kein Problem. Er versuchte, bei Vorstellungsgesprächen ein immer höheres Monatsgehalt auszuhandeln, dessen Höhe vollkommen irreal gewesen sei, so dass seine Gesprächspartner etwas befremdet waren, und Abstand davon nahmen, ihn einzustellen. (Patientenaussage)
Er habe dann einen zunehmend abnormen Gedankenablauf entwickelt, habe ständig "denken" müssen, auch über die Vergangenheit und dass alles Falsch gelaufen sei. Seltsame Dinge hätten sich ereignet, in der Landschaft habe er eigentümliche "Maschinenkristalle" gesehen, habe immer wieder Stimmen gehört, als würde überall, wo er hinblicke, Krieg herrschen. Er habe dann auch Schreie gehört. Schließlich sei er nach YYY ins Alexianer- Krankenhaus gegangen. Er habe dort aber so getan, als würde "nichts" sein, aber bereits zu diesem Zeitpunkt fühlte er sich "gesteuert".
Nach der Entlassung sei es zu einer psychotisch motivierten Flucht gekommen. Er sei sehr viel Auto gefahren, habe zwanghaft immer andere Richtungen eingeschlagen. Schließlich sei er dann nach Finnland gefahren, er habe sich wörtlich "in die Büsche schlagen wollen".
Er habe dann in Lappland versucht, einen See zu überqueren. Dabei wurde er festgenommen. Man habe geglaubt, dass er in ein Haus eingebrochen sei. Dies sei jedoch eine falsche Mutmaßung der Polizei gewesen, da er so auf der Flucht gewesen sei, habe man ihn für den Täter gehalten. Er habe dann aufgrund dieser falschen Verdächtigungen 3 Monate im Gefängnis gesessen, und wurde schließlich nach Hamburg abgeschoben. (Krankenakte)
Er habe immer Panik gehabt, ein Sprechen im Kopf, fühlte sich verfolgt. Er sei z.B. mal zu Fuß von Köln nach Bonn und zurück gelaufen. (Patientenaussage) Dann sei er noch ein halbes Jahr umhergeirrt, sei zum Verfassungsschutz gegangen, habe gefragt, ob jemand unter Hypnose entführt werden könne.
Zwischenzeitlich sei er nach Afrika geflüchtet. Dort habe er in Marokko Schwierigkeiten mit dem Zoll bekommen. Schließlich sei er nach Hamburg gefahren, wo er sich freiwillig in stationäre psychiatrische Behandlung begab.
Bei der Aufnahme berichtete er, er sei unter Hypnose entführt worden und habe Verfassungsschutz und Polizei bereits verständigt. Es handele sich wohl um terroristische Vereinigungen aus dem Bereich der organisierten Kriminalität. Er werde über "Steine" fremdgesteuert, die in seine Gedanken eingesetzt würden. Er habe plötzlich großes Wissen über geheimdienstliche Dinge, obwohl er sich nie vorher damit beschäftigt habe. Er fühle sich angezapft und werde gelenkt.
Die Beschwerden bestünden schon seit ca. anderthalb Jahren. Er lebe zur Zeit in einem Hotel, wo er nicht bleiben könne, da auch dort kriminelle Elemente ihn verfolgen würden.
Außer der medikamentösen Therapie mit
- Nipolept Drg
- Tegretal retard
- Haldol Tabl.
- Akineton Tabl.
- Lactuflor Sf.
- Aurorix Tabl.
- Stilnox Tabl.
- Tavor Tabl.
erhielt er folgende Behandlungen: - Einzelgespräche
- Gruppengespräche
- Gespräche mit Angehörigen
- Beschäftigungstherapie
Da die Angehörigen von Herrn S. in Köln wohnen, wurde er im Oktober 1993 auf eigenem, und auf Wunsch der Familie nach Merheim ins LKH verlegt. (Krankenakte) Hier wurde die begonnene Behandlung fortgesetzt. Aktuelle Medikation und Therapiemaßnahmen siehe Punkt 1. 1 Allgemeine Daten des Patienten / Therapie / Medikation.
Herr S. nahm regelmäßig an den Therapieangeboten teil. Im Sommer 94 kam es zur Verschlechterung des Krankheitsbildes. Er hörte wieder Stimmen, und es kam zu einer somatisierung der Erkrankung in Form von Magenbeschwerden, die zu einer starken Gewichtsabnahme führten. Während dieser Zeit erschien er des öfteren nicht zur AT. Eine sehr gründlich durchgeführte internistische Diagnostik ergab keinen Anhalt für körperliche Ursachen. Nach Rückgang der akuten Symptomatik nahm Herr S. wieder an BT und Nachmittags an AT teil. Mit Beginn der ganztägigen Arbeitstherapie ab November 94 wurde die BT abgesetzt.
1.4 Arbeitsanamnese / Berufsanamnese
Hauptschulabschluss
Ausbildung als Maschinenschlosser
Tätigkeit bei der Oberfinanzdirektion Köln als Verwaltungsangestellter
Verkaufssachbearbeiter
Verschiedene Jobs
zuletzt als Kraftfahrer, Ausübung der Tätigkeit als Kraftfahrer bis zum Beginn der Erkrankung 1992/ 93.
[...]
- Arbeit zitieren
- Ida Krämer (Autor:in), 1995, Arbeitstherapie in der Psychiatrie. Behandlungsbericht über einen Patienten mit endogener Psychose, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44941
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