Sprinten ist doch nur schnell Geradeauslaufen.
Diesen Satz bekommen Leichtathleten oft zu hören. Entgegen der Annahme vieler Menschen, ist der Sprint jedoch ein äußerst komplexer Ablauf. Um schnell sprinten zu können, muss ein sehr ausgiebiges und spezielles Training absolviert werden. Im Verlauf der Arbeit soll untersucht werden, inwieweit unterschiedliches Training die Schnelligkeitsleistung beeinflussen kann. Die Schnelligkeitsleistung lässt sich als eine „sportliche Leistung, die dominierend durch die Schnelligkeitsfähigkeiten bestimmt ist“ (Schnabel, Harre & Krug, 2008) definieren. Um das Thema einzugrenzen, soll die Darstellung hauptsächlich am Beispiel des 100m-Sprints gezeigt werden. Zu Beginn der Arbeit wird eine theoretische Einführung zur allgemeinen trainingswissenschaftlichen Thematik vorgenommen. Wichtige Begriffe werden definiert und in Verbindung gesetzt. Außerdem werden im zweiten Kapitel wichtige Aspekte zur allgemeinen Trainingsgestaltung und -organisation vorgestellt. An Beispielen aus dem Sprintbereich werden Faktoren zur Beeinflussung der Leistungsfähigkeit erläutert. Das dritte Kapitel ist dem Sprinttraining gewidmet. Auch hier werden zuerst einige wichtige Begriffe definiert und voneinander abgegrenzt. Danach wird anhand der genannten Komponenten des Sprints die Trainings- und Belastungsgestaltung erklärt. Weiterhin wird eine mögliche Trainingsplanung vorgestellt, die eine Orientierung über den Aufbau des Sprinttrainings gibt. Kapitel 4 stellt einen Exkurs dar und vergleicht die Sprinter Usain Bolt und Carl Lewis sowie deren Trainingsprogramme. In dem Vergleich soll herausgefunden werden, inwieweit die unterschiedlichen Trainingsprogramme Auswirkungen auf die Schnelligkeitsleistung haben. Abschließend wird ein Fazit der gewonnenen Erkenntnisse erstellt.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theoretische Einführung
2.1 Begriffsbestimmung Training
2.2 Begriffsbestimmung Sportliche Leistungsfähigkeit
2.3 Trainingsziele
2.4 Trainingssteuerung
2.4.1 Leistungsdiagnostik
2.5 Trainingsorganisation
2.5.1 Langfristiger Trainingsaufbau
2.5.2 Periodisierung
2.5.3 Trainingspläne
2.6 Trainingsgestaltung
2.6.1 Belastungskomponenten
2.6.2 Grundlegende Trainingsmethoden
2.7 Faktoren zur Beeinflussung der sportlichen Leistungsfähigkeit
2.7.1 Konstitution
2.7.2 Zusammensetzung der Muskulatur
2.7.3 Psychische Einflüsse
3. Sprinttraining
3.1 Begriffsbestimmung Schnelligkeit
3.2 Begriffsbestimmung Sprinttraining
3.3 Trainings- und Belastungsgestaltung der Sprintkomponenten
3.4 Aufbau von Sprinttraining
4. Exkurs: Vergleich zwischen Usain Bolt und Carl Lewis
4.1 Usain Bolt
4.1.1 Vorstellung der Person
4.1.2 Besonderheiten des Trainingsprogramms
4.2 Carl Lewis
4.2.1 Vorstellung der Person
4.2.2 Besonderheiten des Trainingsprogramms
4.3 Vergleich
4.3.1 Voraussetzungen und taktische Faktoren
4.3.2 Vergleich der Trainingsmethoden
4.3.3 Betrachtung weiterer Faktoren
4.4 Auswertung
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1.: Wechselwirkungen zwischen den Gegenstandsbereichen der Trainingswissenschaft
Abb. 2.: Vereinfachtes Strukturmodell der Komponenten der sportlichen Leistungsfähigkeit
Abb. 3.: Regelkreismodell der Trainingssteuerung
Abb. 4.: Stufen des Trainingsaufbaus im spitzensportorientierten Training
Abb. 5.: Komponenten der Trainingsbelastung
Abb. 6.: Systematik der Kondition und Koordination
Tabellenverzeichnis
Tab. 1.: Daten ausgewählter Rennen von Lewis und Bolt
Tab. 2.: Vergleich der einzelnen Abschnitte der ausgewählten Rennen
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Sprinten ist doch nur schnell Geradeauslaufen.
Diesen Satz bekommen Leichtathleten oft zu hören. Entgegen der Annahme vieler Menschen, ist der Sprint jedoch ein äußerst komplexer Ablauf. Um schnell sprinten zu können, muss ein sehr ausgiebiges und spezielles Training absolviert werden. Im Verlauf der Arbeit soll untersucht werden, inwieweit unterschiedliches Training die Schnelligkeitsleistung beeinflussen kann. Die Schnelligkeitsleistung lässt sich als eine „sportliche Leistung, die dominierend durch die Schnelligkeitsfähigkeiten bestimmt ist“ (Schnabel, Harre & Krug, 2008, S. 588) definieren. Um das Thema einzugrenzen, soll die Darstellung hauptsächlich am Beispiel des 100m-Sprints gezeigt werden. Zu Beginn der Arbeit wird eine theoretische Einführung zur allgemeinen trainingswissenschaftlichen Thematik vorgenommen. Wichtige Begriffe werden definiert und in Verbindung gesetzt. Außerdem werden im zweiten Kapitel wichtige Aspekte zur allgemeinen Trainingsgestaltung und -organisation vorgestellt. An Beispielen aus dem Sprintbereich werden Faktoren zur Beeinflussung der Leistungsfähigkeit erläutert. Das dritte Kapitel ist dem Sprinttraining gewidmet. Auch hier werden zuerst einige wichtige Begriffe definiert und voneinander abgegrenzt. Danach wird anhand der genannten Komponenten des Sprints die Trainings- und Belastungsgestaltung erklärt. Weiterhin wird eine mögliche Trainingsplanung vorgestellt, die eine Orientierung über den Aufbau des Sprinttrainings gibt. Kapitel 4 stellt einen Exkurs dar und vergleicht die Sprinter Usain Bolt und Carl Lewis sowie deren Trainingsprogramme. In dem Vergleich soll herausgefunden werden, inwieweit die unterschiedlichen Trainingsprogramme Auswirkungen auf die Schnelligkeitsleistung haben. Abschließend wird ein Fazit der gewonnenen Erkenntnisse erstellt.
2. Theoretische Einführung
In diesem Kapitel werden die Grundlagen des Trainings näher betrachtet. Erläuterungen erfolgen anhand von Beispielen aus der Leichtathletik (bevorzugt aus dem Schnelligkeitsbereich), auf die im Verlauf der Arbeit Bezug genommen wird. Die Trainingswissenschaft befasst sich im Allgemeinen mit drei Gegenstandsbereichen, die sich gegenseitig beeinflussen: Leistungsfähigkeit, Training und Wettkampf.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1.: Wechselwirkungen zwischen den Gegenstandsbereichen der Trainingswissenschaft (Hohmann, Lames & Letzelter, 2007, S. 30)
Die drei Gegenstandsbereiche stehen wie im Schaubild dargestellt in einer ständigen Wechselwirkung. Da in dieser Arbeit der Einfluss von unterschiedlichem Training auf die Schnelligkeitsleistung betrachtet werden soll, liegt der Schwerpunkt zu Beginn hauptsächlich auf den Gegenstandsbereichen Training und Leistungsfähigkeit. Der Bereich Wettkampf ist in der Leichtathletik hauptsächlich für Leistungssportler1 von Bedeutung. Dort werden unter anderem die Ergebnisse des Trainings eines Sportlers sichtbar, weswegen zum Schluss auch darauf Bezug genommen wird. Durch die im Schaubild dargestellten Wechselwirkungen ist jedoch klar, dass die Bereiche nicht isoliert betrachtet werden können und somit immer präsent sind. Das Training wird in diesem Schaubild als das Steuerinstrument der Leistungsfähigkeit bezeichnet und diese soll wiederum verändert werden, um die gesetzten Trainingsziele zu erreichen. Es wird deutlich, dass das Training präzise geplant und kontrolliert werden muss, um die Leistungsfähigkeit so steuern zu können, dass die geplanten Trainingsziele erreicht werden. Eine hohe Leistungsfähigkeit ist außerdem die Voraussetzung für eine erfolgreiche Wettkampfteilnahme. Dies wiederum wird durch eine gezielte und bewusste Steuerung des Trainings sichergestellt (Hohmann, Lames, Letzelter, 2008, S. 30ff.).
2.1 Begriffsbestimmung Training
Der Begriff Training wird von verschiedenen Personen, ob Sportwissenschaftlern, Trainern oder Sportlern, unterschiedlich aufgefasst und definiert. In dieser Arbeit wird auf folgende Definition von Hohmann, Lames & Letzelter (2014, S. 14f.) Bezug genommen, die in der Literatur im Bereich der Trainingswissenschaft häufig zitiert wird:
Training ist die planmäßige und systematische Realisation von Maßnahmen (Trainingsinhalte und Trainingsmethoden) zur nachhaltigen Erreichung von Zielen (Trainingszielen) im und durch Sport.
In dieser Definition werden die vier Hauptbestandteile des Trainings angesprochen und in Verbindung gesetzt. Das Produkt des Trainingsprozesses sind die gesetzten Ziele, die mithilfe bestimmter und individuell angepasster Trainingsinhalte und -methoden erreicht werden sollen. Die Trainingsziele sind in der Regel gleichzusetzen mit einer Optimierung der sportlichen Leistungsfähigkeit, dies entspricht im Hochleistungssport meist einer Verbesserung der sportlichen Leistung. Es kann aber ebenso auch der Erhalt, die Wiederherstellung oder die kontrollierte Rückführung dieser sein. Mit der Planmäßigkeit und der Systematik werden zwei wichtige Attribute des Trainingsaufbaus genannt. Eine strukturierte Organisation des Trainings ist unentbehrlich, wenn die formulierten Ziele erreicht werden sollen (ebd., S. 14ff.). Ein weiterer wichtiger Punkt, der in anderen Definitionen2 auftaucht, ist die Kontrolle des Trainings, die ebenfalls dazu dienen soll, die gesetzten Ziele zu erreichen, indem sie die Angemessenheit der gewählten Maßnahmen durch verschiedene Methoden erfasst.
2.2 Begriffsbestimmung Sportliche Leistungsfähigkeit
Die sportliche Leistungsfähigkeit ist ein wichtiger Aspekt, der in der Trainingswissenschaft behandelt wird. Sie stellt den „Ausprägungsgrad einer bestimmten sportmotorischen Leistung dar“ (Weineck, 2004, S. 21). Alle wichtigen Bestandteile des Trainings befassen sich mit der Veränderung der sportlichen Leistungsfähigkeit. Diese besteht gleichzeitig aus einem verflochtenen Gefüge, das „aufgrund [seiner] multifaktoriellen Zusammensetzung nur komplex […] trainier[t]“ (ebd.) werden kann. Die verschiedenen Komponenten der sportlichen Leistungsfähigkeit sind im Folgenden abgebildet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2.: Vereinfachtes Strukturmodell der Komponenten der sportlichen Leistungsfähigkeit (Weineck, 2004, S. 21)
In der Abbildung 2 wird die enge Verflechtung aller Komponenten deutlich. Außerdem kann festgestellt werden, dass neben dem konditionellen und dem technischen Training auch andere Elemente von Bedeutung sind, die in Verbindung mit der Leistungsfähigkeit und dem Training stehen. Genannt sind hier die taktischen, sozialen und auch psychischen Fähigkeiten, die die sportliche Leistungsfähigkeit einer Person beeinflussen. Dazu kommen veranlagungsbedingte Faktoren, die unterschiedliche Einwirkungen auf die Leistung eines Sportlers haben können.
Die individuelle Höchstleistung eines Sportlers kann nur erreicht werden, wenn eine „harmonische Entwicklung aller leistungsbestimmenden Faktoren“ (ebd.) ermöglicht werden kann. Es ist also wichtig, dass neben dem spezifischen Training (Kondition und Technik) auch die oben genannten beeinflussenden Faktoren im direkten Umfeld des Sportlers bedacht und bestmöglich gefördert werden.
2.3 Trainingsziele
Trainingsziele können sich zum Teil sehr voneinander unterscheiden. Es werden die Ziele im Sport und die Ziele durch Sport unterschieden (Hohmann et al., 2014, S. 13). Ziele im Sport beziehen sich auf sportinterne Trainingsziele und sind vor allem im Leistungssport anzutreffen. Sie beinhalten eine Verbesserung der Leistung und den Erfolg bei Wettkämpfen. Ziele durch den Sport sind sportexterne Trainingsziele und sind vermehrt im Breitensport vertreten, in dem die Fitness und das gesundheitliche Wohlbefinden im Vordergrund stehen. Doch auch die persönliche Weiterentwicklung und soziale Interaktion kann mit in die Trainingsgestaltung aufgenommen werden. Auch hierbei handelt es sich um sportexterne Trainingsziele, die besonders im Jugendbereich (ob Leistungs- oder Breitensport) von Bedeutung sind. Weiterhin können die Ziele in vier folgende Untergruppen unterteilt werden (Friedrich, 2016, S.14). Im Hochleistungssport steht insbesondere die Steigerung der sportlichen Leistungsfähigkeit im Vordergrund. Hochleistungssportler verfolgen vorrangig das Ziel an bestimmten Wettkämpfen erfolgreich teilzunehmen und ihre persönliche Höchstleistung zu erbringen. Die zweite Untergruppe, die ebenfalls die Hochleistungssportler betrifft, ist die der kontrollierten Rückführung der sportlichen Leistungsfähigkeit, was auch als Abtrainieren bezeichnet wird. Dies geschieht nach Beendigung der aktiven Karriere der Hochleistungssportler. Für die anderen Sportler steht der Erhalt der sportlichen Leistungsfähigkeit im Mittelpunkt des Trainings und dieses wird mit dem Ziel des gesundheitlichen Wohlbefindens ausgeführt. Die vierte Untergruppe ist die der Rehabilitation, also der Wiederherstellung der sportlichen Leistungsfähigkeit, die im Leistungs- wie im Breitensport in unterschiedlichem Ausmaß vertreten ist. Zudem ist zu bemerken, dass die Intention des Sportlers nicht sofort einen Rückschluss auf seine Leistungsfähigkeit geben kann. Breitensportler können ebenso wie Leistungssportler mit dem Ziel der Leistungssteigerung trainieren. Jedoch wird sich das Training aufgrund der unterschiedlichen Leistungsniveaus stark voneinander unterscheiden (ebd., S. 14f.).
2.4 Trainingssteuerung
Zur Veränderung der sportlichen Leistungsfähigkeit muss das gesamte Training sehr präzise gesteuert werden. Die wichtigsten Komponenten der Trainingsteuerung können in zwei Gruppen unterteilt werden. Zu den steuerbaren und regelnden Komponenten zählen die Trainingsinhalte und -methoden, die Rahmenbedingungen (Sportstätten, Geräte und andere Mittel, die zur Durchführung des Trainings benötigt werden) sowie die Trainingsprinzipien (Weineck, 2004, S. 48f.). Trainingsprinzipien sind als allgemeine Handlungsorientierungen zu verstehen, auf denen das Training basiert (Hohmann et al., 2014, S. 23). Als anteilige Komponenten der Trainingsteuerung werden die Leistungsdiagnostik, die Trainingsplanung, die Trainingsdurchführung, die Trainings- und Wettkampfkontrolle sowie die Auswertung von Training und Wettkampf gezählt. Sie sind an der Leistungssteuerung beteiligt, können diese jedoch nicht direkt verändern (Weineck, 2004, S. 48). Nach Carl & Grosser (Zitat nach Röthig, 1992, S. 527f.) definiert sich Trainingssteuerung wie folgt:
Trainingssteuerung bezeichnet zusammenfassend die gezielte (kurz- und längerfristige) Abstimmung aller Maßnahmen der Trainingsplanung, des Trainingsvollzugs (der Trainingsdurchführung), der Wettkampf- und Trainingskontrollen und der Trainings- und Wettkampfauswertung zur Veränderung des sportlichen Leistungszustandes (Trainingszustandes) im Hinblick auf das Erreichen sportlicher Leistungen und Erfolge.
Je nach gesetzten Zielen kann durch den differenzierten Einsatz der steuerbaren und regelnden Größen der Trainingssteuerung das Erreichen der erwünschten individuellen Leistungsveränderung ermöglicht werden (Weineck, 2004, S. 48). Um dies umsetzen zu können, sind neben der Trainingsplanung auch die Leistungsdiagnostik und -kontrolle von Bedeutung. Die Abbildung 3 zeigt das Regelkreismodell, in dem die verschiedenen Bereiche der Trainingssteuerung dargestellt werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3.: Regelkreismodell der Trainingssteuerung (Hohmann, Lames & Letzelter, 2007, S. 172)
Die Trainingsplanung ist der Ausgangspunkt aller gesteuerten Trainingshandlungen. Sie bestimmt neben den Trainingsinhalten und -methoden auch die zeitliche Komponente, in der eine bestimmte Leistung erreicht werden soll. Die Ziele, die im Trainingsplan festgehalten werden, bestimmen den Sollwert eines Sportlers. Mit einem individuell abgestimmten Training und unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen soll dieser Wert erreicht werden. Das Training wird wie geplant durchgeführt und verändert so den Trainingszustand des Sportlers. Die Messung seiner Leistungsfähigkeit ist als Kontrolle für den Trainingsverlauf sehr wichtig. Dies kann entweder auf Vorbereitungswettkämpfen oder durch verschiedene Methoden der Fähigkeits- und Leistungsdiagnostik im Rahmen des Trainings geschehen. Wenn die Ergebnisse vorliegen, werden diese ausgewertet und in Vergleich mit den Erwartungswerten gesetzt. Dieser Soll-Ist-Vergleich führt zu einer Überprüfung der Trainingsplanung und bei unerwarteten oder abweichenden Ergebnissen zu einer Veränderung der Trainingsinhalte und -methode (Hohmann et al., 2007, S. 172f.).
2.4.1 Leistungsdiagnostik
Als wesentliche Voraussetzung der Trainingssteuerung bezeichnet Weineck (2004, S. 51) die Leistungsdiagnostik. Unter der Leistungsdiagnostik wird die „Erfassung und Beurteilung der sportlichen Leistungen und der aktuellen Leistungsfähigkeit“ (Schnabel et al., 2008, S. 52) mithilfe verschiedener Kontroll- und Testverfahren verstanden. Dazu zählen vor allem sportmotorische Tests zur Erfassung des Leistungszustandes, aber auch die Erfassung von physischen und psychischen Merkmalen, die durch das Training wenig beeinflusst werden können. Hierzu gehören beispielsweise Größe und Gewicht oder auch die Konzentrationsfähigkeit. Um das Training also entsprechend der Leistungsveränderung der Athleten steuern und planen zu können, benötigen Trainer „(immer wieder) Informationen zum Trainingszustand [ihrer] Athleten“ (Grosser & Neumaier, 1988, S. 17). Dazu wird die Leistungskontrolle zu verschiedenen Zeitpunkten des Trainingsprozesses durchgeführt. Wichtig ist, dass eine Bestandsaufnahme zu Beginn des Trainingszyklus gemacht wird. Während des Trainingsprozess gibt es Tests zur laufenden Kontrolle des Trainingszustandes. Am Ende jedes Zyklus wird wiederum durch Tests der Trainingszustand ermittelt und damit die Trainingswirksamkeit der eingesetzten Trainingsmaßnahmen überprüft.
Es gibt verschiedene Arten der Leistungskontrolle: die Trainingsdokumentation, die Videoanalyse und die sportmotorischen Tests. Die Trainingsdokumentation kann von Trainern wie Athleten vorgenommen werden und beinhaltet alle wichtigen Details zum Trainingsverlauf wie auch Informationen zu den Rahmenbedingungen. Das Verfahren der Videoanalyse wird zur Erfassung der Technik verwendet. Die Auswertung kann mittlerweile direkt nach der zu analysierenden Aktivität, jedoch auch später erfolgen. Die sportmotorischen Tests müssen immer im klaren Bezug zu den Trainingszielen stehen und bestenfalls nur eine bestimmte Fähigkeit erfassen. Daher bedienen sich die unterschiedlichen Sportarten und Disziplinen auch jeweils verschiedener Test- und Kontrollverfahren. Für alle Tests gilt jedoch, dass die drei Hauptgütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität erfüllt werden müssen (Grosser & Neumaier, 1988). Die Validität wird als die ausschlaggebenste der drei Kriterien aufgefasst, da sie beurteilt, inwieweit die zu prüfende motorische Fähigkeit tatsächlich erfasst wird. Die Objektivität besagt, dass die Tests unabhängig von den Untersuchern, das heißt dem Testleiter und den Auswertern und Beurteilern, sein müssen. Die Reliabilität bewertet die Genauigkeit der untersuchten Fähigkeit und prüft somit, ob diese zuverlässig gemessen wird und keine Messfehler vorliegen. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn eine Person unter gleichen Bedingungen adäquate Leistung erbringt (Meinel & Schnabel, 2004, S. 360ff.).
In der Leichtathletik werden neben dem Erfassen von physischen Merkmalen wie Größe und Gewicht sowie Fettanteil vor allem sportmotorische Tests angewandt. Im Schnelligkeitsbereich ist die Messung der Geschwindigkeit von großer Bedeutung. Mithilfe von Lichtschranken wird die Geschwindigkeit auf bestimmten Strecken(abschnitten) gemessen. Es kann sich hierbei um eine Messung der (Höchst-)geschwindigkeit oder der Beschleunigungsgeschwindigkeit handeln. Um die Geschwindigkeit eines Sprinters zu messen, werden oft Tests über 30m fliegend durchgeführt, das bedeutet, dass der Sprinter beschleunigt und dann 30m auf hohem Tempo durch zuvor aktivierte Lichtschranken läuft. Die Messung der Beschleunigung erfolgt vom Start des Sprinters aus. Zur Messung der Reaktionsschnelligkeit gibt es verschiedene Tests wie das Fangen eines fallenden Gegenstands oder das Deuten auf bestimmte Symbole auf verbale Anweisung. Fußtapping wird oft zur Messung der zyklischen Schnelligkeit gewählt. Es können jedoch auch andere ähnliche Methoden, wie zum Beispiel das Skipping, zum Einsatz kommen. Auch Tests zur Messung der Maximal- und Schnellkraft sind für Sprinter sehr wichtig und werden mithilfe von speziellen Geräten in Labors durchgeführt. Wie auch in anderen Sportarten erfolgen im Sprint Technikkontrollen durch Videoanalysen, die entweder sofort oder auch später ausgewertet werden können und zur Entwicklung einer guten Technik hilfreich sind (Grosser, 1991, S. 156f.; Grosser, Starischka & Zimmermann, 2012, S. 109; Weineck, 2010, S. 699ff.).
2.5 Trainingsorganisation
Erfolg steht am Ende eines langerarbeiteten und organisierten Ablaufes. Es dauert oft viele Jahre bis ein Sportler erfolgreich auf hohem Niveau Wettkämpfe bestreiten kann. Ein wichtiger Bestandteil zum Erreichen dieses Niveaus spielt mitunter auch die Organisation des Trainings. Diese beinhaltet den langfristigen Trainingsaufbau, die Periodisierung der Trainingsplanung und das Erstellen von Trainingsplänen.
2.5.1 Langfristiger Trainingsaufbau
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4.: Stufen des Trainingsaufbaus im spitzensportorientierten Training (Friedrich, 2016, S. 23)
Training wird als ein langfristiger Prozess angesehen. Das spitzensportorientierte Training wird wie in Abbildung 4 dargestelltin drei Stufen unterteilt: die Allgemeine Grundausbildung, das Nachwuchstraining und das Hochleistungstraining. Diese Phasen müssen von jedem Sportler durchlaufen werden und die Reihenfolge ist dabei nicht veränderbar. Die zeitliche Komponente kann sich jedoch von Sportler zu Sportler unterscheiden. Außerdem überschneiden sich einige Bereiche in verschiedenen Sportarten, sodass bei einem Wechsel der Sportart nicht alle Stufen erneut durchlaufen werden müssen (Friedrich, 2016, S. 23).
Die allgemeine Grundausbildung ist das Basistraining eines jeden Menschen. Diese Stufe erfolgt in frühen Jahren und sollte als „polysportive[…] und sportartunspezifische[…] Ausbildung“ (Weineck, 2004, S. 57) erfolgen. Die Ziele der allgemeinen Grundausbildung sind die Förderung der allgemeinen Entwicklung sowie der koordinativen Fähigkeiten eines Kindes. Die Anforderungen, die an das Kind gestellt werden, sollten immer altersgemäß, freudebetont, vielfältig und variabel gestaltet werden, sodass der Bewegungsschatz erweitert werden kann. Dies erfolgt dem Alter entsprechend meist in spielerischer Form (ebd.). In dieser Phase steht das Bewegungslernen an erster Stelle und die Kinder sollten durchgehend in diesen Fähigkeiten gefördert werden. Das Erlernen von koordinativen Fähigkeiten ist ein alltagsbegleitender Prozess und muss (und soll auch) nicht nur im Rahmen von Sportunterricht oder Training stattfinden. Das Nachwuchstraining lässt sich in drei weitere Abschnitte einteilen, das sich im Durchschnitt insgesamt über 10 bis 12 Jahre erstreckt (Friedrich, 2016, S. 25). Zu Beginn des Nachwuchstrainings ordnen sich die Sportler, oft auch unter Einfluss von Eltern oder Freunden, entsprechend ihrer individuellen Entwicklung und Eignung sowie ihrem Interesse, einer Sportart zu. Das sportartspezifische Grundlagentraining ist die erste Etappe des Nachwuchstrainings. Hier stehen vor allem die Weiterentwicklung der Grundtechniken und ein spezifisches Koordinationstraining im Vordergrund. Während des Aufbautrainings wird der Belastungsumfang und die -intensität erhöht. Es werden die Grundlagen vertieft und weiterhin an der sportartspezifischen Koordination gearbeitet. Das Anschlusstraining umfasst je nach Sportart zwischen zwei und vier Jahren und stellt die Übergangsphase zwischen dem Nachwuchstraining und dem Hochleistungstraining dar. Diese Phase entscheidet oft über die leistungssportliche Zukunft eines Sportlers. Während dieser Etappe erfolgt eine weitere Steigerung der Belastbarkeit unter besonderer Berücksichtigung der Regenerationsphasen. Außerdem findet eine Periodisierung des Trainings und eine Zunahme der Wettkampfhäufigkeit statt. Nebenbei sollen die Sportler sich vermehrt mit leistungsdiagnostischen Verfahren befassen und das Training beziehungsweise auch die Wettkämpfe mithilfe des Trainers analysieren (Weineck, 2004, S. 58f.). Im Hochleistungstraining werden Sportler durch eine höchstmögliche Steigerung von Trainingsumfang und -intensität an ihre individuelle Höchstleistung herangeführt. Die Trainingsmethoden und -inhalte werden weiter spezifiziert, um die sportartspezifische Technik zu perfektionieren. Ziel ist es, die individuelle Höchstleistung über einen möglichst langen Zeitraum zu halten (ebd., S. 60).
2.5.2 Periodisierung
Zur genaueren Planung wird das Training in sich wiederholende Zyklen eingeteilt. Ein Trainingszyklus umfasst drei Perioden: die Vorbereitungsperiode, die Wettkampfperiode und die Übergangsperiode. In der Vorbereitungsperiode wird die sportliche Form weiterentwickelt, um sie später in der Wettkampfperiode bestmöglich abrufen zu können. Die aktive Erholung sowie die Regeneration des Körpers stehen im Vordergrund der Übergangsperiode (Weineck, 2004, S.61). Dabei kommt es zu einem „vorübergehenden, geplanten Verlust der sportlichen Form“ (Starischka, 1988, S. 38), um den Körper von der hohen Belastung während der Wettkampfphase zu erholen. Die Länge der einzelnen Perioden ist vor allem davon abhängig, ob ein Sportler der Einfach- oder der Doppelperiodisierung folgt. Bei der Einfachperiodisierung arbeitet der Sportler auf einen Höhepunkt im Jahr hin, bei der Doppelperiodisierung gibt es zwei Abschnitte im Jahr, die auch als Sommer- und Wintersaison3 bezeichnet werden. Jede Saison hat ihren Höhepunkt. Hier ist zu beachten, dass bei der Doppelperiodisierung die Übergangsperiode von Saison 1 (Wintersaison4 ) und die Vorbereitungsperiode von Saison 2 (Sommersaison5 ) verschmelzen und es deswegen nur fünf anstelle von sechs Trainingsperioden pro Jahr gibt. Zudem sind die Zeitpunkte des Beginns der jeweiligen Periode sowie deren Längen von Verband zu Verband und manchmal sogar von Person zu Person unterschiedlich.
Nach Weineck (2004, S. 62f.) gibt es einige Vorteile der Doppelperiodisierung. Durch den Aufbau des Trainings kommt es zu einem erhöhten Leistungszuwachs im Schnellkraftbereich. Zudem bietet die Doppelperiodisierung mehr Abwechslung und durch die zwei Saisons verlieren die Sportler ihre Wettkampfhärte nicht. Als Nachteile nennt Weineck die Störung der Vorbereitung der Wettkampfperiode 2 durch die Saison 1 und eine zu hohe Belastung durch zu viele Wettkämpfe, die sich negativ auf die Entwicklung der Leistungsfähigkeit auswirken kann. Dem kann entgegengewirkt werden, indem die Wettkampfperiode 1 als Leistungskontrolle genutzt wird und die Sportler sich schwerpunktmäßig auf die Wettkampfsaison 2 vorbereiten. Dies ist das System, das viele Hochleistungssportler in der Leichtathletik heutzutage nutzen. Ausgehend vom europäischen Wettkampfkalender ist die Wintersaison der Sommersaison unterzuordnen. Das Hauptaugenmerk der Hochleistungssportler liegt auf der Sommersaison, so kann die Wintersaison als gute Vorbereitung dienen. Der Periodenzyklus bekommt durch den Einsatz von Makro- und Mikrozyklen eine weitere strukturierte Organisation. Makrozyklen entsprechen der Trainingsplanung mehrerer Wochen und regulieren die Intensität und den Umfang des Trainings. Mikrozyklen haben die gleiche Aufgabe, jedoch handelt es sich hier um die Planung einiger aufeinanderfolgender Tage (Starischka, 1988, S. 20ff.).
2.5.3 Trainingspläne
Um die beschriebenen Zyklen genauer zu planen, werden Trainingspläne geschrieben. Zuerst werden die Trainingspläne nach Zielgruppe differenziert. Es gibt Rahmentrainingspläne, die basierend auf den Richtlinien der Fachverbände die gröbste Jahresplanung mit Vorbereitung auf die Saisonhöhepunkte vorgibt. Trainer schreiben anschließend die Trainingspläne für ihre Trainingsgruppen und spezifizieren sie weiter zu individuellen Trainingsplänen für jeden Sportler (Weineck, 2004, S. 41f.).
Im Hochleistungssport wird oft auf ein bestimmtes Großereignis (bei der Leitathletik sind dies die Olympischen Spiele) hingearbeitet. Um dort seine beste Leistung abrufen zu können, werden Mehrjahrespläne angefertigt, die meist ab dem Jugendbereich greifen. In Jahresplänen werden die festgehaltenen Planungen weiter konkretisiert. Entsprechend der Periodisierung wird die Wettkampf- und Belastungsplanung dort festgehalten. Auch für die Makro- und Mikrozyklen gibt es eigene Trainingspläne. Je weniger Trainingseinheiten in dem Plan festgehalten werden, desto genauer muss er angefertigt werden. Im Mikrozyklusplan, der meist für eine Woche erstellt wird, wird die Trainingsbelastung im Wochenverlauf sowie die Trainingsinhalte und -methoden genau festgehalten. An einigen Tagen ist es möglich, dass Trainingseinheitspläne erstellt werden, um dem Sportler genaue Hinweise zu einer Einheit zu geben. Dies erfolgt meist, wenn der Trainer nicht anwesend ist (ebd., S. 42f.).
Die Trainingseinheit stellt die kleinste Einheit des Trainingsprozesses dar. Der Ablauf einer Trainingseinheit ist immer gleich aufgebaut. Sie startet mit einem vorbereitenden Teil, in dem neben dem physischen Aufwärmen auch das psychische Einstimmen von Bedeutung ist. Die Konzentration soll vollständig dem Training gewidmet werden. Im Hauptteil wird je nach Plan das Training mit den gegebenen Inhalten und Methoden vollzogen. Ziel ist es, die sportliche Leistungsfähigkeit weiterzuentwickeln. Bei Schulung mehrerer Komponenten ist es wichtig, die richtige Belastungsfolge beizubehalten. Zu Beginn einer Einheit sollten nach Weineck (2004, S. 31) die Übungen stehen, die eine vollständige Erholung fordern, wie beispielwiese Koordinations-, Schnellkraft oder Maximalkraftübungen sowie Schnelligkeitsübungen von hoher Intensität. Folgend können Übungen mit einer unvollständigen Pausengestaltung (Schnelligkeits- und Kraftausdauerübungen) ausgeführt werden. Ausdauereinheiten sollten immer am Ende einer Trainingseinheit stehen. Der Hauptteil nimmt die größte Zeitspanne des gesamten Trainings ein. Am Ende findet ein Ausklang als abschließender Teil der Trainingseinheit statt. Es muss sich dabei nicht immer um ein Abwärmen oder Auslaufen handeln, sondern kann auch einfach das Besprechen der Einheit sein (ebd., S. 43ff.).
2.6 Trainingsgestaltung
Um eine Steigerung der Leistungsfähigkeit erreichen zu können, müssen in der Trainingsplanung auch weitere Details wie die Belastungssteuerung und den damit verbundenen Einsatz verschiedener Methoden berücksichtigt werden.
2.6.1 Belastungskomponenten
Die Steigerung der Leistungsfähigkeit kann durch folgende Kettenreaktion beschrieben werden: Eine auf den Körper ausgeübte Belastung führt zu einer Störung der Homöostase des Körpers, der sich jedoch nach einiger Zeit an die Veränderung anpasst, was dann zu einem erhöhten Funktionszustand führt. Um jedoch dieses Ergebnis zu erreichen, müssen die Belastungskomponenten richtig und sinnvoll eingesetzt werden. In der Trainingswissenschaft werden fünf verschiedene Komponenten unterschieden, die in Abbildung 5 dargestellt sind.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die fünf Komponenten können in qualitative und quantitative Komponenten unterschieden werden. Zu den quantitativen Aspekten zählen die Reizdauer, der Reizumfang und die Trainingshäufigkeit. Die Reizdauer gibt die Einwirkungsdauer eines bestimmten Reizes an. Der Reizumfang stellt die Summe der gesamten Reize einer Trainingseinheit dar. Die Trainingshäufigkeit ist für die langanhaltende Steigerung der Leistungsfähigkeit von großer Bedeutung. Der Abstand zwischen den gesetzten Reizen muss optimal gesetzt werden. Er darf nicht zu groß sein, da sonst keine Leistungssteigerung erfolgt und auch nicht zu gering, da es sonst zu einer Überbelastung führen kann. Die Reizintensität und die Reizdichte gelten als die qualitativen Aspekte der Belastungskomponenten. Die Reizintensität gibt die Stärke eines Reizes an. Sie wird meist in Prozent der individuellen maximalen Leistungsfähigkeit angegeben. Unter Reizdichte wird das Verhältnis von Belastungs- und Erholungsphasen verstanden. Diese Belastungsnormative bestimmen die momentane Trainingsbelastung, die in Abhängigkeit zu den Trainingszielen, Trainingsinhalten und den Trainingsmethoden gestaltet wird (Weineck, 2004, S. 23ff.).
2.6.2 Grundlegende Trainingsmethoden
Neben den Belastungsnormativen sollen auch die drei grundlegenden Trainingsmethoden vorgestellt werden, die heutzutage im allgemeinen Training verwendet werden. Die Dauermethode wird hauptsächlich zur Verbesserung der Grundlagenausdauer genutzt. Es gibt verschiedene Arten, von denen die kontinuierliche Methode (meist auch als Dauerlauf bezeichnet) die bekannteste ist. Sie ist geprägt durch eine lange Belastung ohne Pausen. Jedoch gibt es auch die Tempowechselmethode, bei der die Intensität in geringen Ausmaß mit einer bestimmten Regelmäßigkeit verändert wird. Bei der Intervallmethode gibt es einen Wechsel von Belastung und Erholung. Die Erholungsphasen werden auch als lohnende Pausen bezeichnet. Wichtig ist, dass es sich dabei um keine vollständige Erholung handelt, sondern lediglich eine kurze Pause, um die nächste Belastungsphase zu absolvieren. Mehrere Belastungen ergeben eine Serie und mehrere Serien wiederum ergeben eine Trainingseinheit. Dadurch, dass es sich um keine vollständige Erholung handelt, kommt es zu einer Summierung der Ermüdung. Auch bei der Intervallmethode kann zwischen zwei verschiedenen Arten unterschieden werden. Bei der extensiven Intervallmethode wird vor allem die aerobe Ausdauer (das heißt Sauerstoff steht bei der Energieumwandlung im Körper zur Verfügung) trainiert und die Intensität der Läufe liegt bei 60 bis 80%6. Die Dauer der Belastung variiert und mit ihr auch die Pausenlänge. Diese sollte je nach Belastungsdauer zwischen 15 Sekunden und 15 Minuten liegen. Die Serienpausen dürfen etwas länger sein, sollen jedoch auch keine vollständige Erholung darstellen. Die intensive Intervallmethode ist durch eine höhere Belastungsintensität gekennzeichnet. Die Läufe sollten mit 80 bis 90% der maximalen Geschwindigkeit absolviert werden. Die Belastungsdauer ist aufgrund der höheren Intensität niedriger als bei der extensiven Intervallmethode und auch der Belastungsumfang ist etwas geringer. Damit soll vor allem die Entwicklung der anaeroben Kapazität (d.h. Sauerstoff steht bei der Energieumwandlung im Körper nicht zur Verfügung7 ) vorangetrieben werden und dient somit der Ausbildung der Sprint- und Schnelligkeitsausdauer. Die dritte Methode nennt sich Wiederholungsmethode. Bei dieser gibt es auch einen Wechsel von Belastung und Erholung. Der entscheidende Unterschied ist hier jedoch der Umfang, der wesentlich geringer ist als bei den zuvor beschriebenen Methoden. Ebenfalls unterscheidet sich diese Methode dadurch, dass die Erholungsphase um einiges länger als bei der Intervallmethode ist, da es sich hier um eine (fast) vollständige Erholung handelt. Die Belastungsintensität liegt mit 90 bis 100% im maximalen Bereich (Geese & Hillebrecht, 1995, S. 77ff.).
[...]
1 Zur einfacheren Lesbarkeit wird in dieser Arbeit die männliche Form verwendet, die weibliche ist selbstverständlich immer miteingeschlossen.
2 Wie beispielsweise die Definition von Schnabel, Harre & Krug (2008, S. 203) verdeutlichen kann: „Im Wettkampfsport das komplexe, planmäßige und zielorientierte Einwirken auf die sportliche Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft durch Trainingstätigkeit des Sportlers sowie Führungs- und Lenkungsmaßnahmen von Trainern mit dem Ziel, die Leistungsfähigkeit zu steigern bzw. zu stabilisieren.“
3 Ausgehend vom europäischen/amerikanischen Wettkampfkalender
4 Saison 1 entspricht in der Leichtathletik der Wintersaison, die das Training der Monate Oktober bis Mitte März umfasst.
5 Saison 2 entspricht in der Leichtathletik der Sommersaison, die das Training von Mitte März bis Ende September umfasst.
6 Angabe in Prozent der maximalen individuellen Geschwindigkeit; in der Leichtathletik entweder an der Vorjahresbestleistung oder an der Zielzeit der kommenden/laufenden Saison gemessen
7 Dies geschieht, nach dem die aeroben Kapazitäten aufgebracht sind. Durch Milchsäuregärung werden Kohlenhydrate in Energie umgewandelt. Bei diesem Vorgang fällt Laktat an, welches die Muskeln sehr schnell ermüden lässt. Die Geschwindigkeit kann daher nicht über einen langen Zeitraum aufrechterhalten werden.
- Citation du texte
- Lara Muriel Diekmann (Auteur), 2018, Einfluss von unterschiedlichem Training auf die Schnelligkeitsleistung anhand des 100m-Sprints, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/448450
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