Die Arbeit beschäftigte sich, basierend auf der Queer Theory und den Gender Studies, mit der Frage, inwiefern Unterrichtskonzepte vielfältigkeitsorientiert sind, sodass sie jedes Individuum, losgelöst von geschlechtlichen Vorschreibungen, miteinbeziehen und respektieren. Die Analyse bezog sich auf Konzepte der Sekundarstufe I in NRW. Untersucht wurden wissenschaftliche Arbeiten zur Sexualerziehung, die Richtlinien zur Sexualerziehung und der Kernlehrplan für Nordrhein-Westfalen sowie gängige Lehrbücher aus dem Jahr 2017. Als Hauptkriterium der Analyse wurde eine queere Grundeinstellung ausgewählt, um die Anpassung an die aktuellen gesellschaftlichen Diskurse messen zu können. Eine Miteinbeziehung von Inter*sexualität und Trans*gender bedingt eine Loslösung von der vorherrschenden Vorstellung von Geschlecht, vor allem für jene Individuen, welche sich in der Gesellschaft außerhalb einer Geschlechtergrenze positionieren, in welcher einzig Mann* und Frau* existieren und gelten. In wissenschaftlichen Arbeiten wird die aktuelle Problematik wiederholt benannt, jedoch durch die mindere Behandlung von Trans*gender und Inter*sexualität auch produziert. Selbiges gilt für Richtlinien und den Kernlehrplan. Hier wird auf eine Individualentwicklung besonderen Wert gelegt, jedoch nur im Sinne einer Entwicklung hin zu einem Mann* oder einer Frau*. Auf benannte vielfältige Individuen wird kein Bezug genommen.
Die Untersuchung der Lehrbücher zeigte auf, dass sich isoliert eine Entkopplung von biologischem und psychischem Geschlecht verzeichnen lässt. Ferner findet eine Auseinandersetzung mit benannten Themen einzig durch eine Benennung, welche partiell diskriminierend und negativ besetzt ist, statt. In einem weiteren Schulbuch finden weder vielfältige Geschlechtsidentitäten, weder noch vielfältige sexuelle Orientierungen Beachtung.
Demnach herrschen für Individuen, welche Trans*gender oder inter*sexuell sind, fortwährend diskriminierende Grundbedingungen und Einstellungen, aus welchen praktischer Schulunterricht hervorgeht. Die Konstruktion von Lösungsansätzen gestaltete sich vielseitig, wie zum Beispiel durch den Vorschlag eines Begriff-Inventars, welcher eine neutrale Benennung von Personen ermöglicht, wodurch jedes Subjekt Beachtung in Unterrichtskonzepten finden kann. Im Verlauf der Untersuchung war festzustellen, dass die Gesellschaft sich in einer Umbruchsphase befindet, welcher es vor allem bei dieser Thematik an Sensibilisierung bedarf.
Inhaltsverzeichnis
1.) Abstract
2.) Einleitung
3.) Theoretischer Hintergrund
3.1.) Soziales Konstrukt der Heteronormativität
3.2.) Gender Studies
3.3.) Queer Theory
3.4.) Definition von Inter*sexualität und Trans*gender
3.5.) Sexualerziehung
4.) Forschungsstand und Hinführung zur Pädagogik
5.) Analyse vorherrschender Unterrichtskonzepte NRW’s der Sekundarstufe I
5.1.) Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule
5.2.) Vielfältigkeit der Queer Theory als Basiskonzept des Schulwesens und als Kriterium der Untersuchung
5.2.1.) Untersuchung wissenschaftlicher Arbeiten
5.2.2.) Untersuchung der Richtlinien der Sexualerziehung in NRW
5.2.3.) Untersuchung des Kernlehrplans NRW
5.2.4.) Untersuchung der Sexualerziehung in Lehrbüchern
5.3) Lösungsansätze
6.) Fazit
1.) Abstract
Die vorliegende Arbeit beschäftigte sich, basierend auf der Queer Theory und den Gender Studies, mit der zentralen Frage, inwiefern Unterrichtskonzepte vielfältigkeitsorientiert sind, sodass sie jedes Individuum, losgelöst von geschlechtlichen Vorschreibungen, miteinbeziehen und respektieren. Der Fokus lag auf der Behandlung von Inter*sexualität und Trans*gender innerhalb der Unterrichtskonzepte.[1] Die Analyse bezog sich auf Konzepte der Sekundarstufe I in NRW. Untersucht wurden wissenschaftliche Arbeiten zur Sexualerziehung, die Richtlinien zur Sexualerziehung und der Kernlehrplan für Nordrhein-Westfalen sowie gängige Lehrbücher aus dem Jahr 2017.
Als Hauptkriterium der Analyse wurde eine queere Grundeinstellung ausgewählt, um die Anpassung an die aktuellen gesellschaftlichen Diskurse messen zu können. Eine Miteinbeziehung von Inter*sexualität und Trans*gender bedingt eine Loslösung von der vorherrschenden Vorstellung von Geschlecht, vor allem für jene Individuen, welche sich in der Gesellschaft außerhalb einer Geschlechtergrenze positionieren, in welcher einzig Mann* und Frau* existieren und gelten.
In wissenschaftlichen Arbeiten wird die aktuelle Problematik wiederholt benannt, jedoch durch die mindere Behandlung von Trans*gender und Inter*sexualität auch produziert. Selbiges gilt für Richtlinien und den Kernlehrplan. Hier wird auf eine Individualentwicklung besonderen Wert gelegt, jedoch nur im Sinne einer Entwicklung hin zu einem Mann* oder einer Frau*. Auf benannte vielfältige Individuen wird kein Bezug genommen. Die Untersuchung der Lehrbücher zeigte auf, dass sich isoliert eine Entkopplung von biologischem und psychischem Geschlecht verzeichnen lässt. Ferner findet eine Auseinandersetzung mit benannten Themen einzig durch eine Benennung, welche partiell diskriminierend und negativ besetzt ist, statt. In einem weiteren Schulbuch finden weder vielfältige Geschlechtsidentitäten, weder noch vielfältige sexuelle Orientierungen Beachtung.
Demnach herrschen für Individuen, welche Trans*gender oder inter*sexuell sind, fortwährend diskriminierende Grundbedingungen und Einstellungen, aus welchen praktischer Schulunterricht hervorgeht. Die Konstruktion von Lösungsansätzen gestaltete sich vielseitig, wie zum Beispiel durch den Vorschlag eines Begriff-Inventars, welcher eine neutrale Benennung von Personen ermöglicht, wodurch jedes Subjekt Beachtung in Unterrichtskonzepten finden kann. Im Verlauf der Untersuchung war festzustellen, dass die Gesellschaft sich in einer Umbruchsphase befindet, welcher es vor allem bei dieser Thematik an Sensibilisierung bedarf.
2.) Einleitung
Geschlecht macht den Menschen essentiell. Der Auffassung ist ein Großteil der Menschen, welche Trans*gender und Inter*sexuelle diskriminieren und nicht als vollwertiges Gesellschaftsmitglied akzeptieren. 2011 wurde beschlossen, dass § 8 Abs. 1 Nr. 4 TSG gegen das Grundgesetz verstößt, indem er eine Vornamensänderung und die Anerkennung eines anderen Geschlechts nur zulässt, insofern man operative Maßnahmen unternommen hat, sich dem Wunschgeschlecht anzugleichen. Dadurch würde gegen die körperliche Unversehrtheit und das Recht der sexuellen Selbstbestimmung verstoßen, weswegen das Gesetz nicht anwendbar ist. Seit 2013 ist es laut § 22 Abs. 3 PStG möglich, den Geschlechtseintrag eines Kindes auszulassen, wenn es keinem der festgesetzten Geschlechter zugeordnet werden kann.
Gesetzlich verbesserte Konditionen für Trans*- und Inter*menschen gewähren diesen keinen besseren Lebensstandard. So findet man auf der Internetseite Queer.de zahlreiche Berichterstattungen darüber, dass LGBTIQ*personen diskriminiert werden, wie zum Beispiel durch Kardinal Müller, welcher LGBTIQ*aktivisten mit Nazis vergleicht.[2] Andere Vergleiche, wie der von LGBTIQ*menschen und kranken Menschen, welche keine vollständige Körperfunktionsfähigkeit besitzen, sind ebenfalls vorgekommen.[3]
Heteronormativität ist nicht nur in den Individuen (mental und physisch) verankert, sondern auch in gesellschaftlichen Strukturen. Beispiele dafür sind […] Schulbücher (‚Mutti spült, Papa arbeitet‘) [und] Wissenschaft.[4]
In einer Gesellschaft, in der Heterosexualität als Grundvoraussetzung gilt, obliegt es dieser, sich weiterzuentwickeln und sich dem Inhalt von LGBTIQ* zu öffnen. Dabei ist es irrelevant, ob man persönlich von der Thematik betroffen ist, denn vom Menschsein und der Menschwerdung ist jedes Subjekt betroffen. Die Haltung muss sich einer Formung unterziehen, welche jedes Individuum dazu befähigt, alle Mitmenschen als gleichwertig zu erkennen. Es muss erkannt werden, dass Persönlichkeits- und Körperentfaltung nicht statisch sind, sondern freisinnig. Eine weltoffene Erziehung kann von Geburt an stattfinden. Dabei hat das Schulumfeld enormen Einfluss auf die Entwicklung eines Kindes. LGBTIQ* sollte fächerübergreifend, grundlegend im schulischen Kontext vorkommen. Vor allem für den Biologieunterricht in der Sekundarstufe, welcher Gefahr läuft, Sexualkunde zu unterrichten, ohne den Lernenden eine ausgiebige Sexualerziehung zu Teil kommen zu lassen, ist das wichtig.
Diese Arbeit setzt an der Wurzel an und untersucht die zentrale Frage, wie und ob sich eine vielfältigkeitsorientierte Einstellung in grundlegenden Unterrichtskonzepten verankert hat, oder ob sich heteronormative Strukturen, wie in obigem Zitat, noch durch diese hindurchziehen. Der Terminus Unterrichtskonzepte wurde bewusst gewählt, da es sich um eine „theoriegeleitete Grundeinstellung [...] bezüglich Zweck, Anlage und Durchführung“[5] des Unterrichts handelt.
Dabei liegt der Fokus auf der Miteinbeziehung von Trans*gender und Inter*sexualität, da diese in der Forschungsliteratur zur allgemeinen Sexualerziehung in geringer Ausführung zu vermerken sind.[6] Besonders „in Verbindung mit dem theoretischen Analyserahmen der Queer Theory“[7] mangelt es an aktuellen Arbeiten, wodurch sich deren Grundprinzipien als Hauptkriterium der Analyse eignen. In gängigen wissenschaftlichen Arbeiten findet keine Untersuchung der Richtlinien der Sexualerziehung und des Kernlehrplans statt, welche grundlegend für die gesamte Sexualerziehung im schulischen Kontext sind. Um etwas in seiner Gesamtheit zu verändern, müssen auch die Prämissen dafür angepasst werden und nicht nur das praktische Handeln, welches aus der Prämisse resultiert. Demnach leistet die Arbeit einen kleinen Beitrag zu etwas Grundlegendem, in der Forschung bisher nicht zur Kenntnis genommenem. Die Arbeit behandelt in ihrer Untersuchung allgemeine Grundlagen und gestattet keinen Einblick in die Realität der Klassenräume. Zusätzlich bietet sie keinen Einblick in das gesamte Konzept schulischer Sexualerziehung, da sich die Analyse auf Unterrichtskonzepte der Sekundarstufe I bezieht.
LGBTIQ* entstammt den Gender Studies und der Queer Theory, welche anfänglich skizziert werden. Darauffolgend werden Inter*sexualität und Trans*gender definiert, sowie der Terminus Sexualerziehung, welcher für die Analyse bewusst ausgewählt wurde. Ein kleiner Einblick in vergangene Arbeiten über Sexualerziehung deckt Differenzen und Oppositionen auf, wodurch die Meinungsdifferenzen, welche weiterhin herrschen, verdeutlicht werden. Daraus entsteht die Frage, ob meinungsbildender Schulunterricht den Entwicklungen und Umbrüchen konform ist. Folgend darauf, werden wissenschaftliche Forschung, die Richtlinien der Sexualerziehung für NRW und der Kernlehrplan für NRW unter dem Kriterium, ob eine queere Grundeinstellung darin verankert ist, untersucht. Darauf basierend, folgt die Analyse von Schulbüchern, welche die Unterrichtsentstehung immens beeinflussen. Es stellt sich die Frage, ob Theorie und Praxis bereits ineinandergreifen oder noch voneinander entfernt existieren und inwiefern Kindern eine dekonstruktive Sexualerziehung geboten werden kann. In Bezug auf Trans*- und Inter*menschen wird untersucht, ob diese im Material eine periphere oder zentrale Behandlung erfahren und ob diese Behandlung diskriminierend stattfindet oder vielfältigkeitsorientiert.
3.) Theoretischer Hintergrund
Um das Verständnis für das pädagogische Anliegen, die Behandlung von Trans*gender und Inter*sexualität im schulischen Kontext, zu fördern, ist es wichtig, die theoretischen Hintergründe derer zu kennen und zu verstehen. Diese dienen der Verknüpfung soziokultureller Strukturen und dem Erziehungsauftrag der Schule, mit der Biologiedidaktik. Zu betonen ist, dass es sich bei den drei folgenden Unterkapiteln selbstredend um keine klar voneinander abzugrenzenden Kategorien handelt. Sie sind vernetzt, bringen sich gegenseitig hervor und sind einander bestimmend. Diesbezüglich werden nur die grundlegenden Aspekte der Theorien erwähnt, wobei die diachrone Entwicklung dieser bewusst ausgelassen wird. Es handelt sich im Zuge dessen um den Ist-Zustand einer aktuellen Gesellschaft, welche durch diese Theorien beeinflusst und gewandelt werden kann.
3.1.) Soziales Konstrukt der Heteronormativität
„Der Begriff der ‚Heteronormativität‘ ist aus gegenwärtigen gender- und queerpolitischen Diskursen und Praxen nicht mehr wegzudenken.“[8] Heteronormativität beschreibt die Grundzüge eines schematischen, menschlichen Denkens. Die theoretischen Ansätze der beiden folgenden Kapitel basieren auf diesem Konzept. Auch in der Zusammenbringung mit didaktischen Ansätzen spielt der damit verbundene Terminus der Normalität eine prägnante Rolle.
Der Terminus - hetero impliziert eine binäre Geschlechterkultur. Gemeint sind Geschlechter, welche sich voneinander abgrenzen. Den Begriff fest auf eine Definition zu begrenzen wäre paradox, da es sich hier um ein wandelbares Konzept, welches abhängig von gesellschaftlichen Diskursen und Ereignissen ist, handelt. Das Konzept selbst „soll als dynamisch betrachtet werden.“[9] Eine passende Beschreibung liefern und Klesse und weitere:
Der Begriff der Heteronormativität beschreibt Heterosexualität als ein zentrales Machtverhältnis, das alle wesentlichen gesellschaftlichen und kulturellen Bereiche, ja die Subjekte selbst durchzieht. In der gängigen Rezeption referiert der Begriff auf die wechselseitige Verwiesenheit von Geschlecht und Sexualität und hebt die Erkenntnis hervor, dass vorherrschende Geschlechterdiskurse in mehrfacher Weise heterosexualisiert sind: Sie basieren zum einen auf der Annahme von zwei klar voneinander abgrenzbaren, sich ausschließenden Geschlechtern und zum anderen auf der Setzung von heterosexuellem Begehren als natürlich und normal.[10]
Eine weitere zutreffende Erklärung liefert Degele:
Heteronormativität beschreibt in erster Annäherung ein binäres Geschlechtersystem, das lediglich genau zwei Geschlechter akzeptiert, und das Geschlecht mit Geschlechtsidentität, Geschlechtsrolle und sexueller Orientierung gleichsetzt: Die Basiseinheiten sind Männer und Frauen, die sich in ihrer Sexualität aufeinander beziehen. […] Heteronormativität bezeichnet aber nicht nur Naturalisierungen von Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität, sondern bezieht sich darüber hinaus auf gesellschaftliche Strukturen und Organisationsweisen.[11]
Heteronormativität bezieht sich nicht einzig auf das Geschlecht, die Geschlechtsidentität oder die sexuelle Orientierung. Vielmehr implizieren heteronormative Diskurse die kausalen Zusammenhänge für das aktive Hervorbringen einer binär orientierten Gesellschaft. Ziel einer heteronormativen Kritik ist es, diese Zustände aufzulösen und das nicht, indem Akzeptanz für Individuen geschaffen wird, welche sich nicht den binär verankerten gesellschaftlichen Konventionen zugehörig fühlen. Vielmehr werden jene Praktiken, Systeme, Institutionen und Diskurse in den Blick genommen, welche (sexuelle und geschlechtliche) ‚Devianz‘ erst produzieren (oder historisch produziert haben), welche Heterosexualität und zweigeschlechtliche Normen einsetzten und derart bestimmte Existenzen und Lebensweisen privilegieren und fördern, während Diskriminierung und Gewalt gegen LGBTIQs legitimiert oder nur bedingt sanktioniert wird.[12]
Judith Butler benennt dieses Prinzip mit dem Begriff der heterosexuellen Matrix, welche großen Einfluss auf ihre Theoriebildung hat, wie sich weiter unten zeigen wird. Allgemein gilt es im Sinne dieser Arbeit zu verstehen, dass die Selbstverständlichkeit der Heterosexualität Einfluss auf unsere Gesellschaft hat. Der heterosexuelle Grundgedanke spiegelt sich überall wieder. Sei es in Schulbüchern (Europäisches heterosexuelles Pärchen bei der Hochzeit), Personalfragebögen (Auswahl des Geschlechts), der Werbung (Frauen als Werbegesicht für Waschmittel) oder im Unterbewusstsein jedes Individuums, welches versucht sein Gegenüber einem Geschlecht zuzuordnen und grundlegend davon ausgeht, dass es heterosexuell ist. Dabei ist zu betonen, dass diese binären Klassifizierungen so grundlegend sind, dass sie vor allem passiv, im alltäglichen Leben, geschehen.
Der Heteronormativitätsbegriff kombiniert Heterosexualität mit Norm. Bei einer Norm handelt es sich um eine Festlegung, welche nur durch ihr Gegenteil, die Abweichung existieren kann. Diese Unterscheidung „gehört zum Repertoire des ‚gesunden Menschenverstands‘“.[13] Bei Normen handelt es sich also um Gegebenheiten und Regeln, nach welchen der Mensch handeln kann, um sich in das Gesellschaftssystem einzuordnen.
Zusammenfassend, weist das Konzept der Heteronormativität auf eine Kultur hin, welche Heterosexualität als Norm voraussetzt. Diese Norm wurde und wird immer weiter konstruiert und ist wandelbar. Problematisch ist jedoch, dass besonders „auf dem Feld der Sexualität […] von den betreffenden Institutionen Kategorien entwickelt w[u]rden, die der Abweichung einen legitimen Platz zugestehen, ohne sie zur ‚Normalität‘ werden zu lassen“.[14] Dadurch kommt es eventuell zur Akzeptanz der so betitelten Abweichungen. Jedoch können die Nichtbetroffenen trotzdem Abstand von Abweichungen gewinnen, da die Akzeptanz derer nur mit Distanz und Unbetroffenheit funktioniert.
3.2.) Gender Studies
Bei den Gender Studies handelt es sich um einen postmodernen theoretischen Ansatz, welcher im Begriff ist, sich fortwährend zu vergrößern und weiterzuentwickeln. Begründerin dessen ist die amerikanische Kultur- und Literaturwissenschaftlerin Judith Butler. Durch ihre Werke, vor allem durch Das Unbehagen der Geschlechter, legte sie den Grundstein der gendertheoretischen Ansätze. Wichtig hierfür sind die Begriffe Heteronormativität, Dekonstruktion und doing gender, Intelligibilität, Geschlechtsidentität (gender) und Geschlecht (sex). Auf die Termini wird im Verlauf des Kapitels explizit eingegangen.
Die Gender Studies resultierten aus Erweiterungen und Infragestellungen des Feminismus, wie Funk adäquat beschreibt:
Sie erweitern die im Feminismus einseitig auf patriarchalische Strukturen zur Unterdrückung der Frau abzielende Untersuchung von Machtbeziehungen zwischen den Geschlechtern Mann und Frau hin zu einer umfassenderen Analyse und Darlegung von Geschlechterkonfigurationen und -interaktionen. Als grundlegender Unterschied zum Feminismus ist dabei die Ausweitung einer grundsätzlich binär konzipierten Geschlechterordnung hin zu einer polymorphen Proliferation von theoretisch gleichberechtigten Geschlechtskonfigurationen und Identitätskategorien zu sehen.[15]
Gendertheoretische Untersuchungen konzentrieren sich demnach nicht auf diskriminierte Minderheiten, wie es der Feminismus tut, sondern beziehen sich auf alle Individuen, indem sie das aktuelle Lebens- und Wahrnehmungskonzept der binär orientierten und beeinflussten Gesellschaft infrage stellt. Eine binär orientierte Gesellschaft impliziert eine durch Heteronormativität geprägte Gesellschaft. Es handelt sich um ein soziales Konstrukt, welches durch die Gender Studies hinterfragt wird. Hier geht es vor allem um das Wie und nicht die Frage nach dem Warum. Die Gender Studies erklären, dass Menschen sich nicht in einen naturgegebenen Rahmen einfügen, sondern diesen selbst schaffen. „Die scheinbar vorgegeben Identitätskategorien sind keinesfalls vorgegeben, sondern entstehen vielmehr als Effekte ihrer eigenen Einhaltung. Gender ist daher ein performativ hergestelltes Konstrukt.“[16]
Ebenso interpretiert Judith Butler das Paradigma des Individuums zwischen Geschlechtern und Identitäten.[17] Dabei stellt sie den allgemeinen Identitätsbegriff infrage, indem sie Identität als „deskriptives Merkmal der Erfahrung“[18] anzweifelt und diese zu einem „normative[n] Ideal“[19] deklariert. Normativ impliziert, dass das Individuum in seinem Sein einer Begrenzung durch sogenannte Regulierungsverfahren ausgesetzt ist. „Diese Grenzen wurden stets nach Maßgabe eines hegemonialen kulturellen Diskurses festgelegt, der auf binäre Strukturen gegründet ist, die als Sprache der universellen, allgemeingültigen Vernunft erscheinen.“[20] Im Gegensatz zu vorherigen theoretisch Arbeitenden untersucht Butler die Problematik nicht aus einem minderheitsorientiertem Aspekt. Vielmehr sieht sie alle Individuen davon betroffen, wobei sie die Untersuchung auf die Binarität der Geschlechter fundiert. Laut Butler gilt:
‚Intelligible‘ Geschlechtsidentitäten sind solche, die in bestimmtem Sinne Beziehungen der Kohärenz und Kontinuität zwischen dem anatomischen Geschlecht (sex), der Geschlechtsidentität (gender), der sexuellen Praxis und dem Begehren stiften und aufrechterhalten[21]
Dementsprechend erkennt sie, dass gender und sex kohärent zu Intelligibilität und Identität sind. Demnach wird einem Individuum seine Identität nicht durch eine andere, abgrenzbare Gruppe auferlegt, sondern durch die Regulierungsverfahren, zu welchen eben genannte Termini gehören. Butler erklärt, dass „,Identität‘ durch die stabilisierenden Konzepte ,Geschlecht‘ (sex), ,Geschlechtsidentität‘ (gender) und ,Sexualität‘ abgesichert wird“.[22]
Gender Studies beschäftigen sich also mit den proximaten Ursachen indem sie fragen, warum Geschlecht und Geschlechtsidentität gesellschaftlich konstruiert kohärent sind und warum die beiden Kategorien paradoxerweise homogen heterosexuell orientiert sind. Die Frage nach der Kohärenz beantwortet sie dadurch, dass „die heterosexuelle Fixierung des Begehrens […] die Produktion von diskreten, asymmetrischen Gegensätzen zwischen ,weiblich‘ und ,männlich‘ [erfordert und instituiert], die als expressive Attribute des biologischen ,Männchen‘ (male) und ,Weibchen‘ (female) verstanden werden.“[23] Daraus resultiert die Frage, wie sich das Individuum in diesen begrenzten Rahmen einordnet. Oder wie Butler es formuliert: „In welchem Maße werden die Identität, die innere Kohärenz des Subjekts und sogar der selbstidentische Status der Person durch Regulierungsverfahren der Geschlechter-Ausbildung und Teilung konstituiert?“[24]
Aus einer heteronormativ orientierten Gesellschaft leitet sich das Problem des nicht-kongruenten Individuums ab:
Gerade weil umgekehrt bestimmte ,geschlechtlich bestimmte Identitäten‘ (gender identities) nicht den Normen kultureller Intelligibilität entsprechen, erscheinen sie innerhalb des Gebiets der kulturellen Intelligibilität nur als Entwicklungsstörungen oder logische Unmöglichkeiten.[25]
Butler erkennt, dass die Gesellschaft dem Zwang obliegt, sich in das normative System der Geschlechteridentitäten und des Geschlechts anzupassen, um dem Muster nicht zu entfallen. Dabei gilt der Mensch als Individuum nicht als Opfer, sondern vielmehr als, wenn auch unbewusster, Täter. Der Begriff des doing gender dient als Schlüsselbegriff.
Gender, verstanden sowohl als sozialer Konstruktions- und Identifikationsprozess im Sinne eines doing gender als auch als die aus diesen Prozessen resultierende Geschlechtsidentität, stellt eine sich selbst erfüllende Prophezeiung (self-fulfilling prophecy) dar.[26]
Zusammenfassend fechten die Gender Studies gesellschaftsorientiert das heteronormative Identitätsfindungskonzept an und schildern jenes als aktiven, stets ausgeübten Akt der Individuen. Im Zuge dessen entkoppelt Butler die Termini Geschlecht (sex) und Geschlechtsidentität (gender) und definiert den Terminus gender als:
Geschlechtsidentität [welche] die wiederholte Stilisierung des Körpers [ist], ein Ensemble von Akten, die innerhalb eines äußerst rigiden regulierenden Rahmens wiederholt werden, dann mit der Zeit erstarren und so den Schein der Substanz bzw. eines natürlichen Schicksals des Seienden hervorbringen.[27]
3.3.) Queer Theory
Das Wort ‚queer‘ bedeutet im Englischen soviel wie seltsam, sonderbar, verdächtig, verrückt; etwas verderben oder jemanden irreführen. Zugleich dient es als eines der stärksten Schimpfworte für lgbtiq Personen und ließe sich in diesem Sinne vielleicht mit ‚pervers‘ übersetzen. In den USA wurde der Begriff zu verschiedenen Zeiten und von unterschiedlichsten Gruppen als positive Selbstbezeichnung angeeignet. Von Akademiker_innen der 90er Jahre wurde queer unter den Einflüssen von feministischen Theorien, Gay und Lesbian Studies sowie poststrukturalistischen Theorien als eine kritische Perspektive zur Analyse von Machtverhältnissen entwickelt.[28]
Degele beschreibt die Queer Theory grundlegend „als eine dreifach kritische Denkströmung“[29], welche sie in Begriffs-, Kategorien-, Identitäts- und Heteronormativitätskritik aufteilt. Dabei ist ein Hauptcharakteristikum des queeren Denkens, dass im „Zentrum […] nicht mehr eine disziplinäre Beschäftigung mit Minderheiten“ steht.[30]
Dabei nimmt die Queer Theory „einen eher vermittelten Bezug auf Identifikationsmuster.“[31] Das Prinzip der Identität, welche sich für queere Theoretiker* und Theoretikerinnen* als sozial konstruiertes Gefüge versteht, in welches sich das Individuum durch unterbewusste Performativität einordnet, wird durch die Queer Theory nichtig. Zweifelhaft daran ist der Fakt, „daß wir nicht als freie Subjekte existieren, sondern im Gegenteil. Erst die Ideologie uns als Subjekte hervorbringe.“[32] In diesem Sinne dient „queer als Begriff, der Aufmerksamkeit auf Identität ziehen kann, ohne sie zu verfestigen.“[33] Dies kann man insofern verstehen, dass queer als freier Begriff, auch nur freie, nicht einzurahmende Individuen hervorbringen kann. Dabei könnte der Zweifel aufkommen, ob sich Individuen, welche sich der stereotypischen Beschreibung für einen Mann*, eine Frau* und Weiteres zugehörig fühlen, durch das Konzept von queer ausgeschlossen oder dekonstruiert fühlen. Jedoch bietet queer im Zuge seiner Undefinierbarkeit und durch sein Wesen der Entnaturalisierung eine Möglichkeit, sich den inneren Bedürfnissen entsprechend einzuordnen und zu repräsentieren.
Entnaturalisierung bedeutet ein Wenden der Queer Studies „gegen ein essenzialisierendes, das heißt Eigenschaften und Identitäten festschreibendes und damit Ausschlüsse produzierendes Denken“[34], indem Identität, welche Eigenschaften und Charakter impliziert, nicht als natürlich gegeben, sondern als von der Gesellschaft erbaut, erachtet wird. So wird dem Menschen die Freiheit gegeben, diese Erkenntnis zu erlangen und außerhalb dieser Gesellschaftsnormen als selbstbestimmtes Individuum zu existieren.
Diese Entnaturalisierung bezog sich in erster Linie auf die Sexualisierung des Körpers, indem sie Kritik an dem Fabrikat der Heteronormativität ausübt. „Damit zeigt queer sein Verständnis von Sexualität als einen diskursiven Effekt.“[35] Diskursiv meint, dass Sexualität, entgegen der Annahme einer heterosexuell orientierten Gesellschaft, unbeständig ist. Ein Diskurs ist durch fortwährende Reflektion und Meinungsäußerungen ein fluides System. Demnach ist das queere Bestreben, „die etablierte gesellschaftliche Ordnung als zweigeschlechtlich und heterosexuell organisierte Zwangsveranstaltung auf den Kopf [zu] stellen.“[36] Dieser Ansatz könnte als Erzeuger von erneuten Differenzen gesehen werden, da sich Heterosexuell-cisgeschlechtliche, also Individuen, welche sich seit ihrer Geburt an dem ihnen zugeschriebenen Geschlecht zugehörig fühlen und heterosexuell sind, ausgegrenzt fühlen könnten. Aber „ Queer richtet den Blick darüber hinaus auf die heterosexuell-cisgeschlechtliche Mehrheit und die Prozesse ihrer Herstellung“[37].
Zusammenfassend bezeichnet Queer eine kritisierende Position und wird „als Infragestellung üblicher Vorstellungen von sexueller Identität verstanden, weil hier die Kategorien, Gegensätze und Gleichsetzungen dekonstruiert werden, die Identität enthalten.“[38] Dabei geht es „darum, die Genese und Wirkungsmacht von Normalität und Normalisierungsprozessen durch Institutionen und Regelungen zu rekonstruieren.“[39]
Wichtig ist zu verstehen, dass es im Sinne der Erweiterung der Gender Studies nicht nur um die Erkenntnis der Differenzen geht, sondern auch um „Anerkennung von Differenzen und (politischer) Gleichheit, um die Auflösung eindeutiger Identitäten und die Dekonstruktion von Kategorisierungen.“[40] Dabei ist es von Belangen, der Menschheit bereits anfänglich die Existenz von Diversität zu vermitteln, ohne dabei in Kategorien wie Normalität und Abweichung zu verfallen. Das Ziel ist nicht, dass Abweichung anerkannt wird und Individuen sich selbst als normal und andere als anders kategorisieren können. Ziel ist es, der Kategorisierung von Norm und Abweichung keinen Raum mehr in der Gesellschaft zu bieten. Dabei handelt es sich mittlerweile um weitaus mehr als Sexualität und Begehren, „[i]nzwischen geht es dabei auch um die Übertragbarkeit von queer“.[41]
3.4.) Definition von Inter*sexualität und Trans*gender
Inter*sexualität wird grundlegend „definiert als das Vorkommen beider Geschlechter bei einem Individuum.“[42] Gemeint ist, dass typisierte Geschlechtsmerkmale, welche in der Medizin polarisiert und voneinander abgrenzbar sind, in einem Individuum auftauchen. Der Terminus impliziert kein drittes Geschlecht, welches sich, wie bei der binären Geschlechtsdefinition, auf typisierende Merkmale reduzieren lässt. Vielmehr handelt es sich um einen flexiblen Terminus, welcher vielfältige Individuen bezeichnet. „So fühlen sich einige als vollwertige Männer oder Frauen mit einer kleinen oder großen Besonderheit, andere wiederum sehen sich als etwas außerhalb der engen zweigeschlechtlichen Ordnung.“[43]
Der Begriff ist oft irreführend, da „das ‚inter‘ auf die gedachte Binarität des geschlechtlichen Seins [verweist] und suggeriert damit abermals, dass sich etwas ‚zwischen‘ zwei Polen befindet.“[44] Das zweite Wortglied ließe die fälschliche Annahme zu, es handle sich bei Inter*sexualität um die sexuelle Orientierung. Deswegen koexistiert er mit dem Terminus der Intergeschlechtlichkeit, welcher jedoch als „negative und pathologisierende Betrachtung der körperlichen Varianz“[45] dient. Aufgrund dessen „nutzen intergeschlechtliche Menschen den Begriff ‚intersexuelle Menschen‘[46] als Selbstbezeichnung.“[47]
Aus medizinischer Sicht wird Intersexualität jenseits der Vielfalt betrachtet und als eine DSD (Disorder of Sexual Development) benannte Krankheit eingestuft.[48] Disorder bedeutet übersetzt Störung. Diese Pathologisierung des Körpers „ist die Unstimmigkeit von inneren und äußeren Geschlechtsmerkmalen. Das soziale Geschlecht wird zum Problem, weil es ‚eigentlich‘ falsch zugewiesen wurde.“[49] Dieser Vorgang ist von dem Zuweisungsgeschlecht abhängig. Nicht übereinstimmende Körpermerkmale werden als Störfaktor eingestuft.[50] Dabei ist die Einstufung des Störfaktors durch die oben beschriebene, mögliche Kombination von Geschlechtsmerkmalen prädestiniert.[51]
Bei Menschen, welche der Gruppe Trans*gender[52] zugehörig sind, handelt es sich um jene, „deren körperliche Variation rein biologisch einem der gesellschaftlich anerkannten Geschlechter zuordenbar ist.“[53] Dieses chromosomale, äußere Geschlecht ist jedoch nicht kongruent zu ihrem inneren Geschlecht. Sie fühlen sich dementsprechend nicht als Mann* oder Frau*, obwohl die körperlichen Merkmale, in ihrer Kombination, aus medizinischer Sicht, das Wesen eines Mannes* oder einer Frau* beschreiben. „Transgender wird häufig als Oberbegriff für alle Personen verstanden, für die das gelebte Geschlecht keine zwingende Folge des bei der Geburt zugewiesenen Geschlechts ist.“[54] Sie können sich in der Geschlechterordnung von Mann* und Frau* nicht einordnen und sehen sich selbst außerhalb dieser Matrix.
Von Trans*gender differenziert sich eine Gruppe, welche sich der Trans*sexualität zuordnen. Dabei handelt es sich um Menschen, welche sich in jener Zwei-Geschlechter-Ordnung identifizieren und wahrnehmen, dabei entspricht ihre Identität, wie bei Trans*gendern, nicht dem ihnen zugeordneten Geschlecht.[55] Anders als diese, haben sie jedoch das Gefühl, das sozial konstruierte Gegengeschlecht zu sein und demnach öfter den Wunsch, ihren Körper dementsprechend zu verändern. Durch eine geschlechtsangleichende Operation „machen sie […] keine Veränderung von Mann zu Frau oder von Frau zu Mann durch, sondern sind von jeher im Inneren Frau bzw. Mann gewesen und möchten ‚nur noch‘ den Körper an diese Identität anpassen lassen“.[56]
Neuste Auswertungen haben ergeben, dass eine von tausend eine Trans*frau, geboren als biologischer Mann* und dem Empfinden nach dem weiblichen* Geschlecht zugehörig, ist und einer von zweitausend Menschen ist ein Trans*mann, geboren als biologische Frau* und dem Empfinden nach dem männlichen* Geschlecht zugehörig.[57] Dabei kommt es bei 43-50 % zu geschlechtsangleichenden Operationen und 77-80 % erhalten eine Hormonbehandlung.[58] Trotz der vielseitigen Weiterentwicklung im Sinne der Betroffenen auf psychischer, ebenso wie auf medizinischer Ebene, wird dem Trans*sein als Wirkungsursache eine ‚Krankheit‘ vorgeworfen. Krankheiten implizieren Symptome, durch welche sich auf einen, dem normalen Körperzustand nicht entsprechenden Zustand schließen lässt. So bedingt auch die Kategorisierung des Trans*seins als Krankheit einer Reihe von Symptomen, welcher die gefährliche Annahme inne liegt, „Trans*menschen stellten einen einheitlichen Persönlichkeitstyp dar und zeigten in ihrer Entwicklung einen einzigen, ‚typischen‘ Verlauf.“[59]
3.5.) Sexualerziehung
Für vorliegende Arbeit wurde, vor allem in Bezug auf Unterrichtsmaterialien des Faches Biologie, bewusst der Terminus Sexualerziehung ausgewählt, um dazu aufzurufen, dass es sich bei der Biologie nicht nur um die Vermittlung von Fachwissen handelt.
Sexualerziehung ist die theoriegeleitete Praxis, die sich auf das Thema Sexualität in der Gesamterziehung bezieht. Sexualerziehung kann dabei als ein Teil der Sozial- und Gesundheitserziehung verstanden werden, die wiederum ein Aspekt der Gesamterziehung darstellt. Sexualerziehung gibt Hilfen zum Verstehen und zum Umgang mit sexuellen Gefühlen, sie erweitert die Kenntnisse über sexuelle Vorgänge und über die Regeln des gesellschaftlichen Verhaltens.[60]
Der Begriff steht für alle Aspekte ein, die Biologieunterricht im Optimalfall erfüllen sollte und ist zeitgemäßer als Begriffe wie Sexualkunde. Sexualerziehung beinhaltet die Gefühle eines jeden Individuums und erzieht diese zu eigenverantwortlichen, rücksichtsnehmenden Gesellschaftsteilnehmern * und -teilnehmerinnen*.
4.) Forschungsstand und Hinführung zur Pädagogik
Grundvoraussetzung ist, dass die Sexualerziehung seit 1977 nicht als rechtswidrig anzusehen ist.[61] Durch Eltern, welche Sexualerziehung für rechtswidrig befunden haben, kam es zu Verhandlungen, welche entschieden, dass Sexualerziehung weder familiär, noch schulisch stattfinden konnte.[62] Daraus entstanden Richtlinien für die Sexualerziehung, in denen die Schule eine ergänzende Rolle zur Elternerziehung spielt.[63] Durch die Einschränkung des Unterrichts durch die Eltern, wurde der Unterricht damals fachwissenschaftlich orientiert gestaltet.[64]
Grundlegend beschäftigen sich die Arbeiten mit der damals aktuellen Sexualerziehung und arbeiten Ziele heraus, welche ein aktueller und zeitgemäßer Unterricht erfüllen sollte. Dabei lassen sich enorme Differenzen zwischen den Werken verzeichnen, welche geradezu mit „einem Paradigmenwechsel“[65] einhergingen, welcher nur partiell wirkte. So erkennt Hopf das Prinzip der Sexualität als „keine[r] immer gleichbleibende[n] Größe“[66] und auch das Problem, dass „Sexualität […] das gesellschaftliche Produkt von interaktionistischen und kulturellen Prozessen auf einer biologischen Grundlage“[67] ist. Er plädiert für einen Unterricht jenseits von Norm und Abweichung, bei welchem die Kinder und Jugendlichen erlernen, sich nicht auf Normwerte zu beziehen, um andere zu diskriminieren und eine eigene Identität zu repräsentieren.[68] Er erkennt die Fehlentwicklung des Unterrichts und bemerkt, dass es ein langer Weg ist, bis sich eine „ausführliche und vorurteilsfreie“[69] Erziehung in den Schulen entwickeln wird.
Dass dies ein langwieriger Prozess ist, spiegelt sich in der Literatur wieder. Becker fundiert seine Arbeit nicht auf einer vielfältigen Grundeinstellung. Er erwähnt typische Geschlechterrollen, welche für ihn unumgänglich seien und bezieht diese dabei auf die Allgemeinheit. Indem er es „erfreulich“[70] findet, dass circa 95% der Menschen heterosexuell orientiert sind, bekennt er sich zu einer heteronormativen Gesellschaft. Die Freude begründet er mit einem Aussterben der Menschheit, wenn dem nicht so wäre. Seine inkongruente Auffassung von Sexualerziehung präzisiert sich, indem er bei einer Aufzählung der ‚unterschiedlichen‘ sexuellen Orientierungen Trans*gender und Inter*sexuelle gemeinsam mit Pädophilen[71] aufzählt.[72] Die Thematik des Trans*seins und der Inter*sexualität hat Einzug in die Literatur gefunden, erscheint jedoch absurd, durch die Nebeneinanderstellung wie der obigen. Zudem liegt ein Missverständnis der sexuellen Orientierung vor, indem sexuelle Vorlieben mit der Geschlechtsidentität gleichgestellt werden. Trans*gender, wie auch Inter*sexuelle, können homosexuell, heterosexuell oder anderweitig orientiert sein.
Timmermanns dagegen, wendet sich von der heteronormativen Gesellschaft, den Geschlechterrollen und der sexuellen Orientierung als Abweichung und Unterscheidungsmerkmal ab und erklärt, „dass deutsche Schulen und Bildungseinrichtungen weit entfernt von einem selbstverständlichen, akzeptierenden Umgang mit Mädchen oder Jungen sind, die sich in eine Person des gleichen Geschlechts verlieben.“[73] Wie bei Becker, geht es bei der Behandlung der sexuellen Vielfalt besonders um das Thema gleichgeschlechtlicher Liebe. Als Ursache der Vermeidung dieses Themas im schulischen Kontext sieht er eine Prägung „von Stereotypen und Vorurteilen, die auf einem Boden von Unwissenheit und Ängsten gedeihen.“[74] Er erklärt, dass die Behandlung kritischer Themen, wie gleichgeschlechtlicher Liebe, in „der Meinung der Mehrheitsgesellschaft noch nicht in dem Maße erwünscht“[75] ist. Timmermanns Ansätze verdeutlichen als „Hauptziel […], eine persönliche Auseinandersetzung Jugendlicher mit den genannten Themen anzuregen, um Normen und Werte kritisch zu betrachten und das Finden einer persönlichen Einstellung zu ermöglichen.“[76]
Die Sexualerziehung ist im Begriff sich immer weiter zu einem offenen und auf Vielfältigkeit basierendem Konzept hin zu entwickeln. Dabei ist eine Geschlechterbinarität noch präsent. Aus der vielseitigen Behandlung des Themas Homosexualität wächst das Potenzial für die Auseinandersetzung mit Trans*gender und Inter*sexualität, welche durch wissenschaftliche Arbeiten fundiert wird und Einfluss nehmen kann.
5.) Analyse vorherrschender Unterrichtskonzepte NRW’s der Sekundarstufe I
Schulische Gestaltung basiert auf gesetzlichen Auflagen, aus welchen die Richtlinien für die Sexualerziehung, sowie der Kernlehrplan hervorgehen. Konform dazu richtet sich die Forschung sowie die Gestaltung von Unterrichtsmaterialien aus. Demnach sollten sich die Unterrichtskonzepte gegenseitig beeinflussen und hervorbringen, wobei die Behandlung von Trans*gender und Inter*sexualität unter dem Aspekt einer queeren Haltung grundlegend sein sollte, um sich als zeitkonform definieren und repräsentieren zu können.
[...]
[1] LGBTIQ* ist ein Akronym und steht für lesbian, gay, bisexual, trans, inter und queer. Im Zusammenhang mit der Untersuchung wird dieses Akronym wiederholt auftauchen, wie zum Beispiel in der Beschreibung einer Person als LGBTIQ*mensch. Das Sternchen, auch Gendersternchen, markiert die Vielfalt eines jeden Individuums. Jeder Begriff, welcher einen Ausschluss vielfältiger Individuen impliziert, wird mit dem Sternchen markiert. Die Verwendung von Begriffen wie Mann* und Frau* sind in den Zusammenhängen der Arbeit unumgänglich. Das Sternchen erinnert daran, dass sich der Verwender, der Binarität, welche hinter den Begriffen steht, bewusst ist. Es ermöglicht, jedes Individuum dort zu beachten wo Begriffe es nicht ermöglichen. Vgl. Transgender. 05.06.2018. https://uni-due.de/genderportal/studis_transgender.shtml (12.08.2018)
[2] Vgl. “Homophobie existiert nicht“. Kardinal Müller vergleich LGBTI-Aktivisten mit Nazis und Kommunisten (2018). https://www.queer.de/detail.php?article_id=31220 (Stand: 18.08.2018).
[3] Vgl. Schmutziger Wahlkampf. Katholischer Bischof: Homosexualität ist wie Down-Syndrom (2015). https://www.queer.de/detail.php?article_id=23382 (Stand: 16.08.2018).
[4] Degele, Nina / Dries, Christian / Schirmer, Dominique (Hrsg.): Gender / Queer Studies. Eine Einführung. Paderborn 2008. S. 89.
[5] Unterrichtskonzepte. http://hoeflich.homepage4kmu.at/documents/de/Unterrichtskonzepte1.pdf (Stand 15.08.2018). S. 5.
[6] Es existiert eine Vielfalt von Literatur, welche sich speziell mit der Behandlung von LGBTIQ* im schulischen Kontext beschäftigt und auf welche sich in der Arbeit noch bezogen wird. Gemeint ist hier die allgemeine Mitbehandlung von LGBTIQ* im Kontext einer Arbeit über Sexualerziehung ohne, dass LGBTIQ* dabei ein Sonderposten zukommt.
[7] Huch, Sarah: Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in der Didaktik der Biologie. Ausgangspunkte und Perspektiven für die Initiierung von Bildungsprozessen. In: Sexuelle Vielfalt im Handlungsfeld Schule. Konzepte aus Erziehungswissenschaft und Fachdidaktik. Hg. Von Martin Lücke. Bielefeld 2015. S. 181-205. S. 185.
[8] Klapeer, Christine M.: Vielfalt ist nicht genug!. Heteronormativität als herrschafts- und machtkritisches Konzept zur Intervention in gesellschaftliche Ungleichheiten. In: Selbstbestimmung und Anerkennung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Lebenswirklichkeiten, Forschungsergebnisse und Bildungsbausteine. Hrsg. von Frederike Schmidt / Anne-Christin Schondelmayer und Ute B. Schröder. Wiesbaden 2015. S.25-44. S. 25.
[9] Klapeer: Vielfalt ist nicht genug!. S. 26.
[10] Hartmann, Jutta / Klesse, Christian / Wagenknecht, Peter (Hrsg.) [u.a.]: Heteronormativität. Empirische Studien zu Geschlecht, Sexualität und Macht. Wiesbaden 2007. S. 9.
[11] Degele: Gender / Queer Studies. S. 88.
[12] Klapeer: Vielfalt ist nicht genug!. S. 30.
[13] Stehr, Johannes: Normalität und Abweichung. In: Soziologische Basics. Eine Einführung für Pädagogen und Pädagoginnen. Hg. von Alberst Scherr. Wiesbaden 2006. S. 130.
[14] Ebd. S.133.
[15] Funk, Wolfgang: Gender Studies. Paderborn 2018. S. 85.
[16] Ebd. S. 91
[17] Hierbei gibt sie in ihrem Buch Das Unbehagen der Geschlechter eine klar strukturierte Übersicht über vorherrschende Theorien bezüglich des Gendertroubles. Dabei diskutiert sie diese wissenschaftlich fundiert und fügt sie in einen inhaltlichen Rahmen ein. Daraus resultieren neue Erkenntnisse, auf welche ich mich im Rahmen der Arbeit beschränken werde.
[18] Butler, Judith: Das Unbehagen der Geschlechter. 19. Auflage. Frankfurt am Main 1991 (= 722). S. 38.
[19] Ebd.
[20] Ebd. S. 27.
[21] Ebd. S. 38.
[22] Ebd.
[23] Ebd.
[24] Ebd. S 37 f.
[25] Ebd. S. 39.
[26] Funk: Gender Studies. S. 9.
[27] Butler: Das Unbehagen der Geschlechter. S. 60.
[28] Recla, Ammo / Schmitz-Weicht, Cai: Konstruktiv Dekonstruktiv. Ansätze einer queeren Bildungsarbeit. In: Sexuelle Vielfalt im Handlungsfeld Schule. Konzepte aus Erziehungswissenschaft und Fachdidaktik. Hg. Von Martin Lücke. Bielefeld 2015. S. 275-289. S. 276.
[29] Degele: Gender / Queer Studies. S. 43.
[30] Ebd. S. 52.
[31] Genschel, Corinna / Lay, Caren / Wagenknecht, Nancy (Hrsg.) [u.a.]: Queer Theory. Eine Einführung. 2. Auflage. Berlin 2005. S. 101.
[32] Ebd. S. 102.
[33] Ebd. S. 123.
[34] Degele: Gender / Queer Studies. S.43.
[35] Genschel: Queer Theory. S. 126.
[36] Degele: Gender / Queer Studies. S. 41.
[37] Recla: Konstruktiv Dekonstruktiv. S. 280.
[38] Genschel: Queer Theory. S. 124.
[39] Degele: Gender / Queer Studies. S. 52.
[40] Ebd. S. 53.
[41] Ebd. S. 52.
[42] Zehnder, Kathrin: Zwitter beim Namen nennen. Intersexualität zwischen Pathologie, Selbstbestimmung und leiblicher Erfahrung. Bielefeld 2010. S. 111.
[43] Remus, Juana: Inter*Realitäten. Variabilität und Uneindeutigkeit des Geschlechts als Herausforderung für Recht und Gesellschaft. In: Selbstbestimmung und Anerkennung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Lebenswirklichkeiten, Forschungsergebnisse und Bildungsbausteine. Hg. von Frederike Schmidt. Wiesbaden 2015. S. 63-74. S. 65.
[44] Ebd. S. 64.
[45] Ebd. S. 65.
[46] Für diese Arbeit habe ich daher gezielt den Terminus Intersexualität ausgewählt. Durch die Queer Theory als Grundstein, basiert die Arbeit auf einem diversitätsfreundlichen und -erzeugendem Konzept. Demnach erachte ich es nur für richtig, sich nicht vor dem Terminus zu scheuen, obwohl er irreführend sein kann. Jedoch würde eine Umgehung des Begriffes dem Konzept von Abweichung und Norm eine Macht zuschreiben, was im Sinne dieser Arbeit paradox wäre.
[47] Ebd.
[48] Vgl. Ebd. S. 64.
[49] Zehnder: Zwitter beim Namen nennen. S. 111.
[50] Vgl. Ebd. S. 110.
[51] Es wurde ein Verfahren entwickelt, welches sich Optimal Gender Policy nennt. Dabei handelt es sich um Angleichungsoperationen, welche meist im frühen Säuglings- oder Kindesalter vollzogen werden. Dabei soll eine Kohärenz des überwiegend vorhandenen biologischen und des inneren Geschlechts hergestellt werden. Im Zuge dessen kommt es häufig zu einer Gonadenentfernung, um eine ‚Fehlentwicklung‘, vor allem in der Pubertät, zu vermeiden. Durch Medikamente und Hormonpräparate wird die Entwicklung folglich gezielt gesteuert. Vgl. Remus: Inter*Realitäten. S. 66f.
[52] Udo Rauchfleisch spricht in seinem Werk Transsexualität - Transidentität von einer Transidentität, welche das Empfinden der Betroffenen miteinschließt. Er erwähnt, dass sich Transidente selbst oft als Trans*menschen bezeichnen. Ich wende mich hiermit jedoch von dem Terminus Transidentität ab, da dieser paradox zur Queer-Theory ein benennbares, greifbares Wesen impliziert. Demnach erscheint der aus dem anglo-amerikanischen Raum entlehnte Terminus Trans*gender sinnvoller. Zwar wird dieser üblicherweise als Geschlechtsidentität ins Deutsche übersetzt, jedoch ist damit das innere Empfinden über das innere Geschlecht gemeint und eine Einrahmung und Reduzierung in Form des Identitätsausdrucks wird vermieden. Somit ist es nicht misszuverstehen, wenn in der Arbeit weiterhin mit dem Begriff Identität gearbeitet wird. Dabei handelt es sich jedoch um die Identität des Subjekts, welche diese selbst schafft und nicht um gesellschaftlich konstituierte Identitäten.
[53] Ebd. S. 65.
[54] Berger, Fred, Schubarth, Wilfired (Hrsg.): Sexuelle Bildung in der Schule. Themenorientierte Einführung und Methoden. Stuttgart 2017 (= Brennpunkt Schule). S. 142.
[55] Ebd. S. 143.
[56] Rauchfleisch, Udo: Transsexualität – Transidentität. Begutachtung, Begleitung, Therapie. 4. Auflage. Göttingen. 2014. S. 14.
[57] Vgl. Ebd. S. 16.
[58] Vgl. Ebd.
[59] Ebd. S. 19.
[60] Jürgens, Eiko (Hg.): Sexualerziehung. Unterrichtsprinzip in allen Fächern. Neuwied, Kriftel 2002. S. 13.
[61] Zur weiteren Auseinandersetzung über die Geschehnisse, welche zur Anerkennung der Sexualerziehung durch das Schulwesen führten, gibt Ingbert von Martial einen ausführlichen Überblick
[62] Vgl. Von Martial, Ingrid: Sexualerziehung in der Schule und Elternrecht. Frankfurt am Main 1990. S. 36.
[63] Vgl. Ebd. S. 23.
[64] Vgl. Ebd. S. 20.
[65] Jürgens: Sexualerziehung. S. 25.
[66] Ebd. S. 12.
[67] Ebd. S. 13.
[68] Vgl. Ebd. S. 95.
[69] Ebd. S. 82.
[70] Becker, Georg E.: Sexualität in der Schule. Sexuelle Freiheit und sexueller Missbrauch – ein schulpädagogisches Problem? Augsburg 2011.S. 15.
[71] Die Tatsache ist bekannt, dass es sich hier um eine sexuelle Vorliebe handelt, von welcher das Individuum nicht in Begriff ist diese zu beeinflussen. Zu unterscheiden ist aber, dass die Folgen dieser sexuellen Vorliebe der Vergriff an Kindern sein kann, was rechtswidrig ist und bei Auslebung dieser sexuellen Vorliebe nicht vertretbar ist.
[72] Vgl. Ebd.
[73] Timmermanns, Stefan: Umgang mit Vielfalt in Erziehung und Beratung. Lesben und Schwule an deutschen Schulen. In: Sexuelle Vielfalt lernen. Schulen ohne Homophobie. Hg. Von Barry van Driel. Berlin 2008. S. 58-69. S. 58.
[74] Ebd.
[75] Ebd. S. 60.
[76] Ebd. S. 68.
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