Einleitung
Nicht selten ist das entgegengebrachte Erstaunen, ja manchmal sogar die Bewunderung eines sportlichen Laien umfassend, wenn Ihnen andere (egal ob mit derselben sportwissenschaftlichen Kompetenz oder Leistungssportler) auf Fragen nach dem Trainingsprogramm antworten: „Na ich schaffe es/ muß täglich 4 Stunden Sport treiben.“ Der Laie wundert sich, aber sollte nicht der „Fachmann“ die Thematik nach der Struktur des Trainingsprozesses hinsichtlich Periodisierung, zyklischer Gestaltung und Intensität genauer beleuchten und kritisch hinterfragen, damit nicht nur im Leistungssport erfolgreich und effizient trainiert werden kann?!
Vielmehr ist neben dem leistungsbezogenen Effekt eines jeden Trainingsprogrammes auch der Fokus auf die Gesunderhaltung des menschlichen Organismus zu richten, denn kein Sporttreiben wird seinen Sinngebungen nach Kurz gerecht, wenn resultierend aus dem sogenannten Übertrainingssyndrom, Überlastungsschäden am Bewegungsapparat sowie negative Auswirkungen auf Herz, Kreislauf und Psyche davongetragen werden.
Dabei ist es durch korrekte Trainingsorganisation möglich, die auf Grund regelmäßiger Trainingsreize hervorgerufene biologische Anpassungsreaktion, in Fachliteratur auch Adaptation genannt, so zu nutzen, daß die individuelle Leistungsfähigkeit gesteigert und ein gesundes Trainingsergebnis erreicht werden kann.
Dieser Grundsatz wurde offenbar schon im alten Griechenland praktiziert, da die griechische Mythologie über die Methoden des Milon von Kroton (Schüler des Pythagoras, Gelehrter und mehrmaliger Olympiasieger im Ringen) berichtet, daß dieser durch das tägliche Tragen eines Kalbes versuchte, stärkster Mann der Welt zu werden. Da das Kalb wuchs und somit ständig schwerer wurde, mußte sich Milons Körper ständig dem steigenden Gewicht anpassen, was sich schließlich, nach der Reifung vom Jüngling zum Mann, in seiner Stärke ausdrückte. Heutzutage bauen die Erkenntnisse der Trainingsmethodik auf diesem Prinzip auf...
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Adaptation – Basis zur organismischen Leistungssteigerung
2.1. Grundlegende Zusammenhänge biologischer Anpassungsfähigkeit
2.2. Das Prinzip der Superkompensation
2.2.1. „Optimale“ Wiederherstellung
2.2.2. „Einfache“ Wiederherstellung
2.2.3. „Unvollständige“ Wiederherstellung – Gefahr des Übertrainingssyndroms
3. Anwendung ausgewählter Varianten in der Praxis
4. Fazit und Ausblick
5. Literaturverzeichnis
6. Erklärung
1. Einleitung
Nicht selten ist das entgegengebrachte Erstaunen, ja manchmal sogar die Bewunderung eines sportlichen Laien umfassend, wenn Ihnen andere (egal ob mit derselben sportwissenschaftlichen Kompetenz oder Leistungssportler) auf Fragen nach dem Trainingsprogramm antworten: „Na ich schaffe es/ muß täglich 4 Stunden Sport treiben.“
Der Laie wundert sich, aber sollte nicht der „Fachmann“ die Thematik nach der Struktur des Trainingsprozesses hinsichtlich Periodisierung, zyklischer Gestaltung und Intensität genauer beleuchten und kritisch hinterfragen, damit nicht nur im Leistungssport erfolgreich und effizient trainiert werden kann?!
Vielmehr ist neben dem leistungsbezogenen Effekt eines jeden Trainingsprogrammes auch der Fokus auf die Gesunderhaltung des menschlichen Organismus zu richten, denn kein Sporttreiben wird seinen Sinngebungen nach Kurz gerecht, wenn resultierend aus dem sogenannten Übertrainingssyndrom, Überlastungsschäden am Bewegungsapparat sowie negative Auswirkungen auf Herz, Kreislauf und Psyche davongetragen werden.[1]
Dabei ist es durch korrekte Trainingsorganisation möglich, die auf Grund regelmäßiger Trainingsreize hervorgerufene biologische Anpassungsreaktion, in Fachliteratur auch Adaptation genannt, so zu nutzen, daß die individuelle Leistungsfähigkeit gesteigert und ein gesundes Trainingsergebnis erreicht werden kann.
Dieser Grundsatz wurde offenbar schon im alten Griechenland praktiziert, da die griechische Mythologie über die Methoden des Milon von Kroton (Schüler des Pythagoras, Gelehrter und mehrmaliger Olympiasieger im Ringen) berichtet, daß dieser durch das tägliche Tragen eines Kalbes versuchte, stärkster Mann der Welt zu werden. Da das Kalb wuchs und somit ständig schwerer wurde, mußte sich Milons Körper ständig dem steigenden Gewicht anpassen, was sich schließlich, nach der Reifung vom Jüngling zum Mann, in seiner Stärke ausdrückte.[2] Heutzutage bauen die Erkenntnisse der Trainingsmethodik auf diesem Prinzip auf.
Beispielsweise besteht im Ausdauertraining die Möglichkeit einer Verbesserung der aeroben Energiebereitstellung[3] und die Vergrößerung der Zuckerspeicher (Glykogenanstieg in Muskelzellen bei kohlenhydratreicher Nahrungsaufnahme vorausgesetzt).[4]
Hingegen kann beim Krafttraining der anaerobe Stoffwechselbereich sowie eine sichtbare Zunahme des Muskelumfanges bewirkt werden.[5]
In der gesamtorganismischen Adaptation existieren zum einen energetische, zum anderen informationelle Anpassungsprozesse. In der Trainingslehre wird dieses Symptom der Leistungsoptimierung subsumiert als Prinzip der Superkompensation.
2. Die Adaptation – Basis zur organismischen Leistungssteigerung
2.1. Grundlegende Zusammenhänge biologischer Anpassungsfähigkeit
Aus sportmedizinischer Sicht wird Adaptation als eine Veränderung der Funktionssysteme des Organismus durch äußere und innere Einflüsse bezeichnet. Sie dienen der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts bzw. zur Entgegenwirkung von Störgrößen im Organismus. Entscheidend dabei ist, daß biologische Anpassung auf allen Ebenen der psychophysischen Systeme (Organe, Hormone, Nervensystem, Psyche, Verbrennungssysteme) stattfindet. Beispielsweise besteht die Möglichkeit durch Ausdauertraining die Erhöhung von Kreatinphosphat und Glycogen in den Zellen zu veranlassen. Da Menschen ihre individuellen organismischen Voraussetzungen (unterschiedliches Muskelfaserprofil) besitzen und in Bezug auf Kraft-, Schnelligkeits-
und Ausdauerbelastungen verschieden reagieren, wird auch die genetisch bedingte Adaptabilität differenziert ausfallen. Selbst das Alter trägt wesentlichen Einfluß auf das Anpassungsvermögen, so werden z.B. adaptive Fähigkeiten im anaeroben Ausdauertraining oder Maximalkrafttraining erst in der Phase der Pubeszenz (frühes Jugendalter ab 11 Jahre) herausgebildet.[6]
Die Funktionssysteme des menschlichen Organismus laufen in einem dynamischen Gleichgewichtszustand, der sogenannten Homöostase ab, d.h. die zur Aufrechterhaltung der normalen Lebensprozesse verwendete Energie wird unmittelbar resynthetisiert. Allerdings ist festzustellen, daß die gebrauchte Energiemenge mit steigender Intensität der Tätigkeit eine Verstärkung aufweist. Dabei kommt es zu einem Mangelzustand für das beanspruchte System, mit der Folge, daß die Homöostase durch die deutliche energetische Kapazitätsverringerung gestört wird. Je intensiver nun die sportliche Belastung auf den Organismus ist, desto größer ist die negative Auslenkung des Graphen der
Homöostase – Funktion in den energetischen Bereich[7], desto mehr vermindert sich die Leistungsfähigkeit und Energiemobilisation und es kommt zur verschlechterten Handlungsteuerung und Bewegungsregulation bzw. Qualität der Bewegung. Es zeigen sich Ermüdungssymptome z.B. im energetieübertragenden Funktionssystemen (in der bindegewebigen Struktur), was ein erhöhtes Verletzungsrisiko im Binde- und Stützgewebe (Sehnen, Knochen) zur Folge hat.[8]
Nach Beendigung der Trainingsbelastung (bzw. bei bestimmten Systemen schon während dieser: metabolische Adaptation – Umstellung von Atmung, Herzfrequenz, Sauerstoffbedarf[9] oder Neubildung von Kreatinphosphat und ATP) beginnt sofort die Resynthese der verbrauchten energetischen Substanzen, wobei die Dauer der Wiederherstellung von der Art und Größe der Belastung abhängt.
Es ist allgemein bekannt, daß die Wiederherstellung nach einer Standardbelastung bei gut trainierten Sportlern schneller abläuft, als bei weniger qualifizierten Athleten. Hingegen lassen sich bei einer maximalen Beanspruchung andere Reaktionen beobachten. Dabei ist bei gut Trainierten zu erkennen, daß diese, bezogen auf die funktionellen Systeme, eine ausgeprägtere Ermüdung aufweisen, gleichzeitig aber auch eine intensive Wiederherstellung „genießen“ können.[10]
„Die Fähigkeit zur großen Ausschöpfung der funktionellen Reserven, zur Entwicklung einer tiefen Ermüdung, aber auch die Fähigkeit zum intensiven Verlauf der Wiederherstellung sind also als Reaktionen der langfristigen Adaptation (epigenetische) der Sportler anzusehen.“[11]
2.2. Das Prinzip der Superkompensation
Die Wiederherstellung des menschlichen Organismus nach sportlichen Belastungen als Reaktion auf die Ermüdung, bedeutet nicht nur die Rückkehr der Körperfunktionen zum homöostatischen Ausgangsniveau, sondern vielmehr auch die zeitweilige Auffüllung der Energiedepots über das ursprüngliche Niveau hinaus. Es bezeichnet das Maximum der Homöostase – Funktion.
Dieses Phänomen der Überkompensation bildet die Voraussetzung für die Auslösung energetischer Adaptationsprozesse und sozusagen die Grundlage zur erhöhten Leistungsfähigkeit und gesteigerten Belastungsverträglichkeit durch gezieltes Training.
Im Allgemeinen ist bei der Wiederherstellung des Organismus ein Phasentrennung vorzunehmen, um die einzelnen Varianten energetischer Adaptationseffekte zu erläutern.
1) Die Phase der veränderten somatischen (körperlich) und vegetativen Funktionen wird in Minuten oder Stunden berechnet und hat die Wiederherstellung der organismischen Homöostase zu Grunde liegen.
2) Die Periode der bleibenden Wiederherstellung (konstruktive Phase) spiegelt die Herausformung funktioneller und struktureller Gewebs- und Organveränderungen wieder.[12]
[...]
[1] Vgl. Engels T./ Neumann B.: Optimal trainieren. Für mehr Fitness und sportlichen Erfolg. München 2000, S.55.
[2] Vgl. Hartmann J./ Tünnemann H.: Modernes Krafttraining. Berlin 1993, S. 120.
[3] Vgl. ebd., S.36.
[4] Vgl. ebd., S.24.
[5] Vgl. ebd., S.56.
[6] Vgl. Schnabel G./ Harre D./ Borde A.: Trainingswissenschaft: Leistung – Training –
Wettkampf. Berlin 1997, S. 74.
[7] Vgl. Hartmann, C./ Minow, H. – J.: Sport verstehen – Sport erleben. Teil 2: Trainingsmethodische Grundlagen., Radebeul 1999, S.55.
[8] Vgl. Schnabel G./ Harre D./ Borde A.: Trainingswissenschaft: Leistung – Training – Wettkampf. Berlin 1997, S.55.
[9] Vgl. ebd., S.74.
[10] Vgl. Platonov, V. N.: Belastung – Ermüdung – Leistung. Der moderne Trainingsaufbau. Münster 1999, S. 64.
[11] ebd., S. 66.
[12] Vgl. Platonov, V. N.: Belastung – Ermüdung – Leistung. Der moderne Trainingsaufbau. Münster 1999, S. 37.
- Citation du texte
- Sandro Knoll (Auteur), 2001, Die biologische Adaptation im Trainingsprozess - Das Phänomen der Superkompensation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44712
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