In dieser Referatsausarbeitung steht die Erklärung und Vermittlung von Suprasegmentalia, besonders in ihrer Hinwendung auf Deutsch als Fremdsprache, im Mittelpunkt. Trotz der nicht von der Hand zu weisenden Wichtigkeit von Ausspracheerwerb im Fremdsprachenunterricht, haben sich in der DaF-/DaZ-Forschung bisher nur wenige WissenschaftlerInnen einen Namen in diesem Bereich gemacht.
Die Ausarbeitung ist so strukturiert, dass in einem ersten Schritt Phonetik und Phonologie grundlegend erklärt werden und darauffolgend Suprasegmentalia sowohl auf Phonetik, als auch auf Phonologie bezogen, definiert, erklärt und von Segmentalia abgegrenzt werden. Es schließt sich eine detaillierte Betrachtung aller suprasegmentalen Merkmale an. Innerhalb der Ausführungen werden zur Veranschaulichung zum Teil kleine Übungsbeispiele für den Unterricht gezeigt. In einem dritten Schritt werden die suprasegmentalen Merkmale in fünf übergeordnete Funktionen eingeordnet. Diese Einordnung hebt die Wichtigkeit der Suprasegmentalia vor allem bezogen auf die kommunikative Kompetenz hervor und stellt im Vergleich zum vorherigen Schritt einen deutlicheren Realitäts- bzw. Praxisbezug zum Sprechen her.
Inhalt
Einleitung
1. Phonetik und Phonologie
2. Segmentalia und Suprasegmentalia in Phonetik und Phonologie
2.1 Sprechmelodie
2.2 Lautheit/Lautstärke
2.3 Dauer
2.4 Sprechgeschwindigkeit/Tempo
2.5 Sprechspannung
2.6 Pausen
2.7 Stimme, Stimmqualität, Stimmausdruck
2.8 Melodiesierung, Akzentuierung, Gliederung und Rhythmisierung
2.9 Wortakzent
2.10 Wortgruppenakzent
3. Grundfunktionen der Suprasegmentalia
Bibliographie
Einleitung
In dieser schriftlichen Ausarbeitung zu einem im November 2017 im Rahmen des Seminars „Ausspracheerwerb und Aussprachevermittlung“ an der Universität Kassel gehaltenen Referates steht die Erklärung und Vermittlung von Suprasegmentalia, besonders in ihrer Hinwendung auf Deutsch als Fremdsprache, im Mittelpunkt.
Trotz der nicht von der Hand zu weisenden Wichtigkeit von Ausspracheerwerb im Fremdsprachenunterricht, haben sich in der DaF-/DaZ-Forschung bisher nur wenige WissenschaftlerInnen einen Namen in diesem Bereich gemacht. Besonders hervorzuheben sind auf dem Gebiet des Ausspracheerwerbs Prof. Dr. Ursula Hirschfeld und Prof. Dr. Kerstin Reinke, die nicht nur auf diesem Gebiet forschen, sondern ebenso Übungen zum Verbessern des Sprechens in all seinen Facetten publizieren.
Die während der Ausarbeitung genannten Übungen gehen zu einem Großteil auf diese beiden Wissenschaftlerinnen zurück.
Die Ausarbeitung ist so strukturiert, dass in einem ersten Schritt Phonetik und Phonologie grundlegend erklärt werden und darauffolgend Suprasegmentalia sowohl auf Phonetik, als auch auf Phonologie bezogen, definiert, erklärt und von Segmentalia abgegrenzt werden.
Es schließt sich eine detaillierte Betrachtung aller suprasegmentalen Merkmale an. Innerhalb der Ausführungen werden zur Veranschaulichung zum Teil kleine Übungsbeispiele für den Unterricht gezeigt.
In einem dritten Schritt werden die suprasegmentalen Merkmale in fünf übergeordnete Funktionen eingeordnet. Diese Einordnung hebt die Wichtigkeit der Suprasegmentalia vor allem bezogen auf die kommunikative Kompetenz hervor und stellt im Vergleich zum vorherigen Schritt einen deutlicheren Realitäts- bzw. Praxisbezug zum Sprechen her.
1. Phonetik und Phonologie
Bevor sich den Segmentalia und Suprasegmentalia gewidmet werden kann, muss erklärt werden, was Phonetik und Phonologie ist und worin ihre Bedeutung für einen guten DaF-/DaZ Unterricht besteht.
Die Phonetik beschäftigt sich im Allgemeinen mit der Frage, wie Laute produziert werden. Einer der verfolgten Ansätze ist der physiologische. Das heißt, dass der Fokus auf dem Sprechapparat (dem Mund, der Zunge, dem Gaumen, usw.) liegt.
Die Phonologie ist die linguistische Disziplin, die die Phoneme einer Sprache beschreibt. Die Phonologie sucht nach distinktiven (bedeutungsunterscheidenden) Merkmalen, um daraus eine Systematik, das heißt ein Phonemsystem abzuleiten. (Vgl. Hirschfeld, Reinke: 56)
„Phonetik und Phonologie sind wichtige Grundlagendisziplinen für den DaF-/DaZ-Unterricht. Beide Bereiche sind eng miteinander verbunden und beziehen sich aufeinander.“ (Hirschfeld, Reinke: 55) Trotzdem gibt es Unterschiede zwischen diesen beiden Disziplinen. Diese werden im Folgenden dargestellt.
Wird historisch der Blick zurückgeworfen auf den Begründer des sprachwissenschaftlichen Strukturalismus, den Schweizer Linguisten Ferdinand de Saussure (1857 - 1913), so fallen die prägenden Begriffe langue und parole ins Auge.
Mit der langue meint de Saussure „die Sprache im Sinne einer bestimmten Einzelsprache, wie Deutsch oder Russisch mit einem abstrakten Regelsystem.“ (Hirschfeld, Reinke: 55)
Mit der parole ist hingegen „das Sprechen, der konkrete mündliche Sprachgebrauch“ (Hirschfeld, Reinke: 55) gemeint. Die langue stellt den Bereich der Phonologie dar. Es geht hier vor allem um das Sprachsystem. Die parole hingegen ist die akustische Phonetik. Hier geht es um die Sprachrealisierung. De Saussure sprach an dieser Stelle auch vom image acoustique.
Für die beiden eingeführten Begriffe werden nach Trubetzkoy auch die Begrifflichkeiten Sprachgebildelautlehre (für die Phonologie) und Sprechaktlautlehre (für die Phonetik) gebraucht. (Vgl. Hirschfeld, Reinke: 55)
Was die sprachlichen Grundfertigkeiten im DaF-/DaZ-Unterricht Sprechen, Hören, Lesen und Schreiben angeht, fallen Phonetik und Phonologie in den Bereich des Sprechens. Indirekt stehen sie jedoch auch in Zusammenhang mit dem Hören. Phonetik und Phonologie nehmen einen grundlegenden Teil der kommunikativen Fertigkeiten ein. Spätestens seit der kommunikativen Wende, ist die Strukturierung des Fremdsprachenunterrichts entlang dieser sprachlichen Fertigkeiten im Rahmen einer integrativen Vermittlung üblich. (Vgl. Rösch: 173) Phonetik und Phonologie und somit auch die darunterfallende Teildisziplin der Suprasegmentalia sollten dementsprechend einen besonderen Stellenwert innerhalb des DaF-/DaZ-Unterrichts genießen. Um den angesprochenen Stellenwert deutlich erkennen zu lassen, werden im Folgenden Segmentalia und Suprasegmentalia in Phonetik und Phonologie erklärt.
2. Segmentalia und Suprasegmentalia in Phonetik und Phonologie
Der segmentale Bereich der Phonetik umfasst Phone (Laute), Allophone (Variante eines Phonems) und deren Verbindungen. Ein Phon kann ein Vokal oder Konsonant sein und ist die wissenschaftliche Bezeichnung für die Realisierung eines Phonems als die kleinste analysierbare Einheit. Ein Beispiel hierfür kann die Realisierung des Phonems /r/ im Wort Reise als Zungenspitzen-R oder Zäpfchen-R sein. (Vgl. Hirschfeld, Reinke: 57)
Zu den suprasegmentalen phonetischen Merkmalen gehören „Melodie/Tonhöhe (Intonation im engeren Sinne), Lautheit, Dauer, Sprechgeschwindigkeit (Tempo), Sprechspannung, Pausen.“ (Hirschfeld, Reinke: 57) Die suprasegmentalen phonetischen Merkmale sind sprach-, situations-, äußerungs- und sprecherabhängig und überlagern und beeinflussen den segmentalen Bereich (die Lautbildung). „Alle suprasegmentalen phonetischen Mittel sind an der Strukturierung von Äußerungen beteiligt“. (Hirschfeld, Reitbrecht: 195) Sie werden sowohl vereinzelt, als auch in Kombination verwendet. Durch die Kombination der Merkmale werden multiparametrische Merkmalskomplexe herausgebildet. Diese sind Akzent, Gliederung und Rhythmus. (Vgl. Hirschfeld, Reinke: 58)
Die suprasegmentalen phonologischen Merkmale, bei denen regelhafte Beschreibungen und die distinktive Funktion im Fokus stehen, sind Wortakzent, Wortgruppen- und Satzakzent, Gliederung, Strukturierung, Pausierung und Sprachmelodie. (Vgl. Hirschfeld, Reinke: 58)
Allgemein kann also formuliert werden, dass die Suprasegmentalia sowohl der Phonologie, als Teil des Sprachsystems, als auch der Phonetik, als Teil der Sprachrealisierung, zugeordnet werden. (Vgl. Kapitel 1 dieser Ausarbeitung).
In der Linguistik gelten synonym für die Suprasegmentalia auch die Begriffe Prosodie und Intonation. (Vgl. Hirschfeld, Neuber: 10,11) Da einige Bereiche zur Suprasegmentalia in Phonetik und Phonologie sich überschneiden, werden diese Bereiche im Folgenden detailliert dargestellt.
Wichtig für die zunächst dargestellten Merkmale (2.1 - 2.7) ist, dass diese sprachunabhängig und individuell unterschiedlich sind, sich demungeachtet jedoch innerhalb bestimmter Regelbereiche bzw. Erwartungsnormen bewegen. (Vgl. Hirschfeld, Neuber: 12)
2.1 Sprechmelodie
Die Melodie des Gesprochenen, auch Intonation genannt, ist von Sprache zu Sprache unterschiedlich. Es wird unterschieden zwischen der terminalen (fallenden), der interrogativen (steigenden) und der progredienten (schwebenden, bzw. gleich bleibenden) Sprechmelodie. (Vgl. Hirschfeld, Reinke: 96)
Im Vergleich zur musikalischen Melodie, deren Notenwerte sich fast immer nach dem auf 440 Herz gestimmten Kammerton a richten, hat die Sprechmelodie keine festgelegten Notenwerte, an denen sie sich orientiert. Die Sprechtonhöhe unterliegt verschiedenen Faktoren, wie beispielsweise Alter und Geschlecht. Trotzdem gibt es Intervallunterschiede zwischen einzelnen Satzteilen, sodass kein alltäglich gesprochener Satz monoton klingt. Diese Intervallunterschiede innerhalb der Sprechmelodie sind wichtig, da durch sie beispielsweise deutlich erkennbar wird, ob ein Aussagesatz oder eine Frage vorliegt. Eine Frage zeichnet sich durch eine interrogative, also zum Ende des Satzes steigende, Sprechmelodie aus. Es liegt ein Hochschluss vor. Ein Aussagesatz hingegen hat eine terminalen Sprechmelodie und einen so genannten Tiefschluss. Kein Muttersprachler macht sich während des Sprechens darüber Gedanken. Jeder Lernende einer Fremdsprache hingegen, muss diese für jede Sprache typischen Melodieverläufe lernen. Das Deutsche zeichnet sich durch ein vergleichsweise kleines Melodieintervall aus und hat in bestimmten Aussagesätzen, Imperativen, usw. einen relativ starken Abfall der Melodie am Äußerungsende (=Lösungstiefe). (Vgl. Hirschfeld, Reinke: 60)
Zum Lernen dieser Sprechmelodien ist zunächst die Bewusstmachung dieser erforderlich. Durch die Bewusstmachung des Themas haben Lernende die Möglichkeit in ihrem Alltag auf die Sprechmelodie von Konversationspartnern zu achten. Für das Lernen von Sprechmelodien gibt es die Möglichkeit im Schriftlichen Pfeile an das Ende eines Satzes zu setzen, um die Intonation zu verdeutlichen. Dies kann wie folgt aussehen:
1. terminal (fallend): Was wollen Sie? ↓
2. interrogativ (steigend): Was wollen Sie? ↑
3. progredient (gleich bleibend): Sie kommen jetzt mit. → (Vgl. Dieling, Hirschfeld: 112)
2.2 Lautheit/Lautstärke
Zwischen Lautheit und Lautstärke besteht zunächst folgender Unterschied: Lautheit stellt das subjektive Empfinden dar, Lautstärke hingegen ist eine objektiv messbare akustische Größe. (Vgl. Hirschfeld, Reinke: 60)
Durch die Veränderung der Lautstärke kann innerhalb eines Wortes, einer Wortgruppe eine Akzentuierung hervorgehoben werden. Die Lautstärke hängt stark mit der Sprechspannung zusammen, da beide durch einen erhöhten Atemdruck entstehen. (Vgl. Hirschfeld, Reinke: 60, 61) Die durch eine erhöhte Lautstärke hervorgehobene Akzentuierung kann Merkmal einer emotionalisierten Sprechweise sein (Vgl. Hirschfeld, Neuber: 11)
2.3 Dauer
Die Dauer ist die akustische Länge von Signalabschnitten und im Deutschen sowohl ein segmentales, als auch ein suprasegmentales Merkmal. (Vgl. Hirschfeld, Reinke: 60). Das heißt, sie ist im Deutschen nicht nur auf segmentaler Ebene ein distinktives Merkmal der Vokale[1], sondern dient lautübergreifend und auf suprasegmentaler Eben auch der Akzentuierung in Wort, Wortgruppe und Äußerung. Auch die Dauer kann, wie die Lautstärke Merkmal einer emotionalisierten Sprechweise sein. (Vgl. Hirschfeld, Neuber: 11) Die Dauer muss vor allem bei Vokalen geübt werden. Hierzu bieten sich unter anderem Übungen mit sogenannten Minimalpaaren und Diskriminationsübungen an (siehe Dieling, Hirschfeld: 118 ff.)
2.4 Sprechgeschwindigkeit/Tempo
Rational betrachtet, drückt die Sprechgeschwindigkeit die Häufigkeit von Signalabschnitten pro Zeiteinheit aus. (Vgl. Hirschfeld, Neuber: 11) Sprechgeschwindigkeit und Dauer ist entsprechend nah miteinander verbunden, da die Dauer sich proportional zur Sprechgeschwindigkeit verhält. Die Sprechgeschwindigkeit selbst lässt sich nicht fest in einem Zeitmaß darstellen. Sie variiert je nach SprecherIn, Sprache, Textsorte und Sprechsituation. So sprechen Nachrichtensprecher des Fernsehens in fast allen Sprachen verhältnismäßig ruhig, wohingegen Radiokommentatoren eines Fußballspiels, vor allem in den Momenten eines Tores, so schnell sprechen, dass sich beim Sprechen fast überschlagen. In diesen Situation ist die Sprechgeschwindigkeit auch nah an der Lautstärke, da Tore bei Fußballspielen nie leise, sondern zumeist laut kommentiert werden. Somit ist auch klar, dass auch die Sprechgeschwindigkeit Merkmal einer emotionalisierten Sprechweise sein kann. Ist eine Person aufgeregt, spricht sie zumeist schneller, als wenn sie nicht aufgeregt ist. In solchen Situationen erhöht sich die Sprechgeschwindigkeit durch beschleunigte Artikulationsbewegungen. „Mit zunehmender Sprechgeschwindigkeit kommt es verstärkt zu Elisionen (Lautausfällen) und Assimilationen (Lautangleichungen).“ (Hirschfeld, Neuber: 11)
[...]
[1] Eine Quantitätsdistinktion liegt bspw. bei St aa t - St a dt vor.
- Citar trabajo
- Niklas Werner (Autor), 2018, Erklärung und Vermittlung von Suprasegmentalia, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/444922
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