Nur wenige Jahre nach der Französischen Revolution breitete sich auch im Deutschen Reich die Angst vor einem Umsturz aus.
Als Herd aller Verschwörungen wurden die Geheimbünde, Orden und vor allem auch die Studentenorden angesehen.
Um einer möglichen Revolution entgegenzuwirken, versammelten sich 1793 die Reichsstände, um über eine mögliches Verbot von Studentenorden zu diskutieren. Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, warum gerade die studentischen Orden eine scheinbare Bedrohung für die Herrscherschicht des 18. Jahrhunderts darstellten, also welche Umstände eine Rolle spielten, dass es überhaupt zu einem Reichsgutachten kommen konnte. War es der letzte Schritt einer langen Entwicklung oder gab es vielmehr einen konkreten Auslöser? Um den vorgegebenen Umfang der Arbeit einzuhalten, können nicht alle Universitäten mit ihren jeweiligen Studentenorden in Betracht gezogen werden. Deshalb wird das Hauptaugenmerk vor allem auf die Universität Jena gerichtet, zumal sich hier auch ein Höhepunkt der „Krise“ abgespielt hat. Die Forschungsliteratur befasst sich nur am Rande und nur in einzelnen Aspekten mit dieser Thematik. Am aussagekräftigsten, bezüglich der Verhandlungen um das Reichsgutachten selbst, dürfte noch Karl Härters „Reichstag und Revolution“ sein. Die Ereignisse 1792 in Jena werden hier aber völlig außer Acht gelassen. Dies erscheint jedoch insoweit als wichtig, da es die Universität ist, auf welche sich der Herzog Karl August mit seiner Argumentation für ein Verbot aller Studentenorden bezieht. Mit der Universität Jena befassen sich vor allem Otto Dann in seiner Arbeit: „Jena: Eine akademische Gesellschaft im Jahrzehnt der Französischen Revolution“, sowie Otto Götze in seinem Werk: „Die Jenaer akademischen Logen und Studentenorden des XVIII. Jahrhunderts“. Von beiden Autoren werden ausführlich die Auslöser und der Ablauf der Studentenunruhen in Jena beschrieben. Die Interpretation des Reichsgutachtens als Quelle selbst stellt einen weiteren Punkt der Arbeit dar. Hier werden Umsetzung und Strafmaß des Verbotes gegen Studentenorden festgelegt. Verwunderlich und deshalb im selben Maße erklärungsbedürftig ist die Tatsache, dass der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation dieses Reichsgutachten niemals ratifizierte und es somit zu keinem Zeitpunkt einen allgemeingültigen Status erreichte.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Studentische Verbindungen
- III. Die Studentenunruhen in Jena als Auslöser des Reichsgutachtens?
- IV. Verbot geheimer Gesellschaften
- V. Das Reichsgutachten 1793
- VI. Ratifizierung durch den Kaiser
- VII. Auswirkungen des Reichsgutachtens
- VIII. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Ursachen für die Entstehung des Reichsgutachtens von 1793, das sich mit dem Verbot von Studentenorden befasste. Sie beleuchtet insbesondere die Rolle der studentischen Verbindungen, die in den Augen der Obrigkeit eine Bedrohung durch ihre Nähe zur aufklärerischen Ideologie und ihr potenzielles revolutionäres Potential darstellten.
- Die Rolle der studentischen Verbindungen im Kontext der Aufklärung
- Die Studentenunruhen in Jena und ihre Bedeutung für das Reichsgutachten
- Die Argumente der Obrigkeit für ein Verbot der Studentenorden
- Die Auswirkungen des Reichsgutachtens auf die Studentenorden an den deutschen Universitäten
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die historische und politische Situation des Deutschen Reichs im Kontext der Französischen Revolution dar und führt in die Thematik des Reichsgutachtens von 1793 ein.
- Studentische Verbindungen: Dieses Kapitel untersucht die Geschichte der studentischen Verbindungen in Deutschland und ihre Entwicklung im Kontext der Aufklärung.
- Die Studentenunruhen in Jena als Auslöser des Reichsgutachtens?: Hier wird der Fokus auf die Ereignisse an der Universität Jena gelegt, die maßgeblich zur Entstehung des Reichsgutachtens beigetragen haben.
- Verbot geheimer Gesellschaften: Dieses Kapitel analysiert die verschiedenen Argumente, die für ein Verbot der Studentenorden sprachen und die Debatte um die Bedrohung durch die geheimen Gesellschaften.
- Das Reichsgutachten 1793: Der Fokus liegt hier auf dem Inhalt und der Entstehungsgeschichte des Reichsgutachtens selbst.
- Ratifizierung durch den Kaiser: Dieses Kapitel befasst sich mit der Frage, warum der Kaiser das Reichsgutachten nicht ratifizierte und somit dessen Gültigkeit für das gesamte Reich nicht bestätigte.
- Auswirkungen des Reichsgutachtens: Hier werden die Auswirkungen des Reichsgutachtens auf die Studentenorden an den verschiedenen Universitäten untersucht.
Schlüsselwörter
Reichsgutachten, Studentenorden, Studentenunruhen, Jena, Aufklärung, Französische Revolution, Geheimgesellschaften, Verbot, Universitäten, Reichsstände, Karl August von Sachsen-Weimar, ideologische Strömungen, politische Debatten, akademische Gesellschaften.
- Quote paper
- Stefanie Zimmermann (Author), 2013, Das Reichsgutachten 1793. Wie kam es dazu und wieso stellten gerade Studenten in den Augen der Fürsten solch eine Bedrohung dar?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/444207