Die Schule ist ein bedeutender Sozialisationsraum für die meisten Kinder und Jugendlichen und stellt einen festen Bestandteil der Schülerinnen und Schüler im Alter von 6 bis 16 Jahren dar. Der Leistungsvergleich und das Feedback für die erbrachte Leistung sind Faktoren mit großer Auswirkung. Je nach Verlauf und Rückmeldung können diese Faktoren positive oder auch negative Auswirkungen auf die Entwicklung der Heranwachsenden und ihr Selbstwertgefühl haben.
Für Schülerinnen und Schüler bedeutet dies also zehn Jahre lang: the struggle is real. Sie haben in ihren Entwicklungsphasen damit zu kämpfen, sich in einem Rahmen von Leistungsdruck selbst entfalten und finden zu müssen. Eine große Herausforderung, die für viele Schülerinnen und Schüler nicht selten in mangelndem Selbstwertgefühl, Schlaflosigkeit oder Prüfungsangst endet.
Als Pädagoge stellt sich somit die Frage: Wie kann die Lehrkraft dazu beitragen, dass die Schülerinnen und Schüler im Schulalltag trotz allem Druck und Stress eine positive Entwicklung erleben? Welche Inseln kann die Lehrkraft im Unterricht schaffen, die Schülerinnen und Schüler im Umgang mit Stress und Leistungsdruck unterstützen?
Die folgende Ausarbeitung stellt eine Alternative vor, die Lernenden ermöglicht mit den genannten Umständen des Schulalltags umzugehen. Die Alternative, die hier vorgestellt werden soll, ist das Konzept der Achtsamkeit.
Zunächst soll das Konzept selbst, seine Entstehung und die Auswirkungen auf Körper und Geist beschrieben werden. Verschiedene Studien haben bereits die Auswirkungen von Achtsamkeitsübungen untersucht, sodass dazu...
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theoretischer Hintergrund:
Definition von Achtsamkeit und ihre Auswirkungen auf Körper und Geist
3. Formulierung der Fragestellung
4. Aktueller Forschungsstand:
Achtsamkeit im Schulalltag und mögliche Umsetzung
von regelmäßigen Achtsamkeitsübungen im Schulalltag
5. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Schule ist ein bedeutender Sozialisationsraum für die meisten Kinder und Jugendlichen und stellt einen festen Bestandteil der Schülerinnen und Schüler im Alter von 6 bis 16 Jahren dar. Der Leistungsvergleich und das Feedback für die erbrachte Leistung sind Faktoren mit großer Auswirkung. Je nach Verlauf und Rückmeldung können diese Faktoren positive oder auch negative Auswirkungen auf die Entwicklung der Heranwachsenden und ihr Selbstwertgefühl haben (Shavelson, Hubner, & Stanton, 1976).
Für Schülerinnen und Schüler bedeutet dies also zehn Jahre lang: the struggle is real. Sie haben in ihren Entwicklungsphasen damit zu kämpfen, sich in einem Rahmen von Leistungsdruck selbst entfalten und finden zu müssen. Eine große Herausforderung, die für viele Schülerinnen und Schüler nicht selten in mangelndem Selbstwertgefühl, Schlaflosigkeit oder Prüfungsangst endet (Eisholz & Keuffer, 2012).
Als Pädagoge stellt sich somit die Frage: Wie kann die Lehrkraft dazu beitragen, dass die Schülerinnen und Schüler im Schulalltag trotz allem Druck und Stress eine positive Entwicklung erleben? Welche Inseln kann die Lehrkraft im Unterricht schaffen, die Schülerinnen und Schüler im Umgang mit Stress und Leistungsdruck unterstützen?
Die folgende Ausarbeitung stellt eine Alternative vor, die Lernenden ermöglicht mit den genannten Umständen des Schulalltags umzugehen. Die Alternative, die hier vorgestellt werden soll, ist das Konzept der Achtsamkeit.
Zunächst soll das Konzept selbst, seine Entstehung und die Auswirkungen auf Körper und Geist beschrieben werden. Verschiedene Studien haben bereits die Auswirkungen von Achtsamkeitsübungen untersucht, sodass dazu Ergebnisse vorliegen.
Anschließend soll erläutert werden, inwiefern diese Ergebnisse für eine Anwendung von Achtsamkeitsübungen in der Schulpraxis sprechen. Verschiedene Projekte beschäftigen sich bereits mit der Frage, wie die Ausübung von Achtsamkeit im Schulalltag realisiert werden kann. Untersucht wurde hier unter anderem auch, ob und inwiefern sich Achtsamkeit positiv auf den Lernprozess und das Lernklima auswirkt.
Zum Schluss erfolgt eine Zusammenfassung der Informationen und ein Fazit, in dem die Forschungsfrage beantwortet werden soll.
2. Definition von Achtsamkeit und ihre Auswirkungen auf Körper und Geist
Wie oben bereits geschrieben, stellt der Schulalltag mit seinen Herausforderungen eine große Aufgabe für viele Schülerinnen und Schüler dar. Schule ist ein Ort der Sozialisation möglich macht, was nicht zuletzt auch bedeutet, dass Menschen in Interkation treten. Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen, Voraussetzungen, Rollen, Aufgaben, Verpflichtungen, Bildungsgraden und Entwicklungsständen treffen aufeinander. Es bleibt also nicht aus, dass man sich gegenseitig prägt und auf die unterschiedlichste Art beeinflusst. Als Lehrkraft hat man oft den Fokus auf die Vermittlung des Fachwissens und die Umsetzung des Lehrplans im Kopf gerichtet. Zudem ist Schule als Institution oft defizitorientiert, was nicht selten zur Vernachlässigung der eigenen Person, zu Zynismus, zu Aggressionen oder zu Burnout sowohl von Seiten der Lehrkräfte als auch der Schülerinnen und Schüler führt (Eisholz & Keuffer, 2012). Genau an diesem Punkt setzt das Konzept der Achtsamkeit an und verlangt ein eher widersprüchliches Verhalten: Innehalten und Entspannen. Durch die Schnelllebigkeit der Gesellschaft und die Vergänglichkeit von Momenten wachsen Schülerinnen und Schüler in einer Welt von Hektik und Leistungsdruck auf. John Kabat-Zinn entwickelte in den 1970er Jahren eine Therapieform, die mindfulness based stress reduction, in der das Prinzip der Achtsamkeit aufgegriffen und angewandt wurde, um zunächst Menschen zu therapieren, die ihre innere Mitte verloren oder unter einer Depression gelitten haben. Er war der Überzeugung, dass Menschen Einfluss darauf nehmen können, wie sie bzw. ihr Körper und ihr Geist mit Stress umgehen (Aßmann, 2012). Seitdem ist der Begriff der Achtsamkeit näher in den Fokus gerückt, aus der psychologischen Forschung nicht mehr wegzudenken und hat außerdem Einzug in die Didaktik und Pädagogik gefunden (Kuschel, 2016).
Im Folgenden soll der Begriff „Achtsamkeit“ näher definiert, die sich damit befassenden Theorien vorgestellt und die aus auf den Theorien basierenden Studien resultierenden Befunde vorgestellt werden. Im Anschluss daran werden Übungen vorgestellt, in denen Achtsamkeit umgesetzt und praktiziert wird.
„Achtsamkeit (engl. »mindfulness«) meint das bewusste Lenken der Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment, das vorurteilslose und wertfreie Erleben des Hier und Jetzt.“ (Kuschel, 2016). Seinen Ursprung hat das Prinzip der Achtsamkeit im Buddhismus (Wallace, 2012). Im Buddhismus findet der den wahren Weg zur Einsicht in die Natur aller Dinge, der aktiv nichts tut, nichts denkt und vor allem nichts bewertet (Kuschel, 2016). Es geht insbesondere darum, nicht zu vergessen und nicht abgelenkt zu werden und somit Kontrolle über seinen Körper und Geist zu erhalten (Wallace, 2012).
Psychologisch gesehen besteht das Prinzip Achtsamkeit aus fünf Komponenten:
1. Das Geschehen wird beobachtet. Es geht dabei vor allem um das Erleben des Geschehens.
2. Das erlebte Geschehen wird objektiv beschrieben. Voraussetzung dafür ist Offenheit und Unvoreingenommenheit gegenüber der Erfahrung.
3. Die Erfahrung wird nicht bewertet, sondern lediglich als gemachte Erfahrung akzeptiert. Emotionen und Gedanken haben keinen Einfluss auf das Erlebte. Das Geschehen soll nicht durch Emotionen, Gedanken oder Vorerfahrungen kategorisiert werden.
4. Das Ausschließen von Emotionen und das nicht Kategorisieren soll ermöglichen, aufmerksam zu handeln und nicht in die Erfahrung einzugreifen, sondern sie anzunehmen und wahrzunehmen, als das was sie ist. Es geht dabei nicht darum handlungsunfähig zu sein, sondern sich bewusst für die Erfahrung zu entscheiden und sie zu akzeptieren.
5. In Situationen, in denen Emotionen auftreten, soll durch eine Nicht-Identifikation mit dem emotionalen Zustand gewährleistet werden, dass die Emotionen nicht die Kontrolle über die Situation bekommen, sondern man selbst immer noch Herr der Lage ist. Die Emotionen sollen zwar bewusst durch Achtsamkeit wahrgenommen werden, jedoch gilt es, diese nicht als wirklich anzusehen, sondern eben nur als das was sie sind – Gefühle und Gedanken (Baer, 2014).
Ziele von Achtsamkeitsübungen sind langfristig die Unterdrückung von Gedanken (und dabei vor allem von negativen Gedanken), eine bessere Emotionsregulation, mehr Selbstmitgefühl, gesteigerte emotionale Intelligenz, höhere Offenheit gegenüber Erfahrungen, geringeres Stressempfinden, gesteigertes Körperbewusstsein, gesteigerte Aufmerksamkeit und ein gezielter Fokus auf wesentliche Dinge (Ott, 2012; Baer, 2014).
Bishop et. al und Malinowski haben verschiedene Theorien zur Achtsamkeit und ihrer Wirkung aufgestellt. Diese sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden:
Bishop et. al (2004): Zwei-Komponenten-Modell
Nach dem Zwei-Komponenten-Modell wirkt Achtsamkeit in zwei Richtungen: Einerseits wirkt sich Achtsamkeit positiv auf die Aufmerksamkeitssteuerung aus und bewirkt dadurch eine Steigerung der Daueraufmerksamkeit, kognitiven Flexibilität, kognitiven Inhibition und datengesteuerten Informationsverarbeitung. Andererseits wirkt sich Achtsamkeits auf die Erfahrungsorienterung aus, indem Vermeidung geschwächt, dafür aber Offenheit als Disposition, Affekttoleranz, kognitive Komplexität und die Relativierung eigener Beschreibungen gestärkt wird (Bishop, et al., 2004).
Malinowski (2013): Liverpool-Mindfulness-Modell
Nach dem Liverpool-Mindfulness-Modell wirken sich Motivation, Absichten, Erwartungen und die innere Haltung auf das Praktizieren von Achtsamkeit aus. Die Achtsamkeitsübungen wiederum haben eine Wirkung auf die Aufmerksamkeit und die emotionale und kognitive Flexibilität. Diese drei Komponten bilden gemeinsam den Kernprozess. Dieser Kern beeinflusst das Bewusstsein dafür, Dinge, Erfahrungen und Situationen nicht zu bewerten, sodass letztendlich körperliches und mentales Wohlbefinden aber auch eine Veränderung im Verhalten erzielt werden kann. Die Veränderung im Verhalten beinhaltet bewusstes, flexibles und autonomes Handeln (Malinowksi, 2013).
Achtsamkeitsübungen sind vielseitig und universell einsetzbar und erfordern allesamt die bewusste und gewissenhafte Ausführung. Mögliche Achtsamkeitsübungen sind z.B. der Bodyscan und die Atemmeditation. Beim Bodyscan werden die Probanden beispielsweise auf eine Reise durch ihren Körper geschickt und sollen achtsam einzelne Körperregionen spüren und wahrnehmen, indem die gesamte Aufmerksamkeit auf eine Körperregion gelenkt wird.
Eine weitere Achtsamkeitsübung, die nichts mit Meditation zu tun hat, ist die Three-Good-Things-Übung. Hierbei sollen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen am Ende eines Tages über eine bestimmte Dauer drei positive Dinge aufschreiben, die sie an diesem Tag erlebt haben. Es gibt hierbei keine Vorgaben. Ziel ist lediglich, sich auf die positiven Geschehnisse zu konzentrieren.
Verschiedene Studien haben bereits den Zusammenhang zwischen Achtsamkeitsübungen und den oben genannten Zielen untersucht und konnten einen signifikanten Zusammenhang feststellen (Baer, 2014). Vor allem Veränderungen auf neurologischer Ebene haben weltweit für Beachtung gesorgt. Für die Studien wurden Probanden untersucht, die entweder seit mehreren Jahren meditieren und somit eine Form von Achtsamkeitsübungen betreiben oder an dem von Jon Kabat-Zinn entwickelten Therapieprogramm teilgenommen haben. Zunächst wurden die Aktivität des Gehirns während einer Meditationsphase untersucht. Dabei konnte festgestellt werden, dass verschiedene Areale des Gehirns stärker aktiv waren als im Zustand ohne Meditation. Dies betraf Hirnregionen, die für die emotionale Steuerung und Regulation, die Sinneswahrnehmung und das Denken und Lösen von Problemen zuständig sind. Bei Patienten mit Depression, Schizophrenie oder Angststörungen sind diese Areale beispielsweise verändert. Hirnregionen, die jedoch für Angst und Kampf- oder Fluchtverhalten zuständig sind, waren hingegen weniger aktiv. Zurückzuführen sind diese Ergebnisse auf die Menge der grauen und weißen Substanz im Gehirn der Probanden. Die graue Substanz ist der Bereich, in dem verschiedene Nervenzellen miteinander kommunizieren. Dort findet der Signalaustausch und die Informationsweitergabe und Verarbeitung statt. Die weiße Substanz hat die Aufgabe, die Information zur nächsten Zelle weiterzuleiten (ähnlich einem Stromkabel). In den aktiveren Hirnregionen befand sich demnach mehr graue Substanz als bei Probanden, die keine Meditation betrieben. Probanden, die bereits seit vielen Jahren regelmäßig meditieren, konnten außerdem auch allgemeine strukturelle Veränderungen im Gehirn festgestellt werden. Sehr bedeutend sind unter anderem die Veränderungen im Hippocampus und in der Amygdala.
Der Hippocampus ist der Teil des Gehirns, der für das Lernen und die Steuerung von Emotionen zuständig ist. Hier befindet sich auch das Gedächtnis. Empfindet ein Mensch Stress, so wird ein Hormon ausgeschüttet, dass sich schädlich auf die Nervenzellen im Hippocampus auswirkt. Nervenzellen werden durch einen anhaltenden Pegel des Stresshormons langfristig zerstört. Der Hippocampus ist andererseits auch die Region des Gehirns, die neue Nervenzellen produziert, sofern sie genutzt wird, also sofern der Mensch etwas lernt. Probanden, die seit längerem meditierten, zeigten verstärkt graue Substanz im Hippocampus, da beim Meditieren diese Hirnregion aktiviert wird und gleichzeitig das Stresslevel gesenkt wird.
Die Amygdala ist die Hirnregion, die für Angst und Kampf- oder Fluchtverhalten zuständig ist. Hier wiesen die Probanden, die seit Langem meditierten, weniger graue Substanz auf, was darauf hindeutete, dass diese Hirnregion weniger aktiv war.
Zusammenfassend zeigen die Studien also, dass Meditation als Achtsamkeitsübung zu strukturellen Veränderungen von Hirnregionen führt, die für die Steuerung von Emotionen, das Einfühlungsvermögen und die Verarbeitung von Erfahrungen wichtig sind (Lazar, 2012).
Weiter konnten Tests zu Aufmerksamkeits-, Konzentrations- und Empathievermögen zeigen, dass die Aufmerksamkeitsspanne von Probanden, die Achtsamkeitsübungen durchführen, signifikant höher ist als die von Probanden, die keine Achtsamkeitsübungen durchführen. Anzumerken ist hier, dass selbst Achtsamkeitsübungen von kurzer Dauer signifikante Ergebnisse lieferte (Ott, 2012).
3. Formulierung der Fragestellung
Stress, Angst und Aggression aufgrund von mangelnder Impuls- und Emotionenkontrolle sind für viele Schülerinnen und Schüler Faktoren, die sie im Schulalltag begleiten (Eisholz & Keuffer, 2012). Nicht selten hat dies zur Folge, dass der Lernprozess, das Klassen- und das Schulklima erheblich beeinträchtigt werden. Mit dem Ort „Schule“ wird dann mehr Negatives als Positives verbunden. Die Ergebnisse der Studien zeigen, welche Auswirkungen Achtsamkeitsübungen sowohl auf den Körper als auch auf den Geist haben können. Die Folgen konnten bei Probanden untersucht werden, die entweder schon seit mehreren Jahren oder unter therapeutischer Anleitung in einem Programm Achtsamkeitsübungen durchgeführt haben. Die Fragen, die sich aus diesen Ergebnissen nun ergeben, sind: Können Achtsamkeitsübungen zur Verbesserung des Lern- und Schulklimas beitragen? Welche Auswirkungen hat Achtsamkeit im Schulalltag auf das Befinden und den Umgang mit Stressoren von Schülerinnen und Schülern? Wie könnte ein Konzept aussehen, das Achtsamkeit in den Unterricht und in den Schulalltag einbindet?
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- Citation du texte
- S. D. (Auteur), 2018, Zur Bedeutung von Achtsamkeit im Schulalltag, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/443192
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