In der folgenden Arbeit wird die Bedeutung der Mentalisierungsfähigkeit pädagogischer Fachkräfte in den frühpädagogischen Handlungsfeldern Kinderkrippe und Kindertagesstätte dargelegt. Das Mentalisierungskonzept stammt ursprünglich aus dem klinisch-therapeutischen Setting, gewinnt jedoch in der Pädagogik zunehmend an Bedeutung. Obwohl sich die mentalisierungsbasierte Pädagogik noch in den Anfängen befindet, ist es Ziel dieser Arbeit, deren Relevanz aufzuzeigen. Die grundlegende Fähigkeit zu Mentalisieren entwickelt sich im Verlauf der Kindheit, sodass gerade die Arbeit in Kindertageseinrichtungen einen Schnittpunkt zum Ansatz der mentalisierungsbasierten Pädagogik bietet. Pädagogische Fachkräfte haben demnach eine hohe Verantwortung zu tragen, da sie diesen relevanten Prozess nicht nur begleiten, sondern darüber hinaus auf die Entwicklungsaspekte Einfluss nehmen können.
Im Rahmen dieser Arbeit wird der Frage nachgegangen, inwieweit die Mentalisierungsfähigkeit pädagogischer Fachkräfte, die in einer Krippe oder Kindertagesstätte tätig sind, eine Ressource hinsichtlich der sozial-emotionalen Entwicklung des Kindes darstellen kann. Die Fragestellung steht im Vordergrund der Arbeit und hat sich im Zuge der Auseinandersetzung mit der Mentalisierungstheorie sowie eigenen Berufserfahrungen in frühpädagogischen Handlungsfeldern ergeben. Da Bildung, Erziehung und Betreuung aufgrund des gesellschaftlichen Wandels des letzten Jahrzehnts heutzutage überwiegend in institutionellen Einrichtungen erfolgt, handelt es sich um eine Thematik, die deutlich mehr Beachtung erhalten sollte.
Bereits im Jahr 2015 besuchten in Deutschland knapp 700.000 Kinder unter drei Jahren und ca. zwei Millionen Kinder zwischen drei und sechs Jahren eine Kindertageseinrichtung. Demnach wachsen viele Kinder nicht mehr nur innerhalb ihrer Familie auf, sondern verbringen bereits ihre ersten Lebensjahre oftmals in außerfamiliären Einrichtungen. Kindheit heute bietet zwar eine Vielzahl von Chancen, wie z.B. die Entfaltung individueller Interessen und Fähigkeiten, ist jedoch auch oftmals mit Belastungsfaktoren besetzt, die der seelischen Gesundheit gefährden können. Dazu gehören beispielsweise knapp bemessene Zeiträume für familiäre Beziehungsgestaltung, hoher Konsum und Erfolgsdruck, wenig freie Spielzeiten, familiäre Trennungserfahrungen sowie verunsicherte Eltern aufgrund gravierender gesellschaftlicher Veränderungen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Aktuelle Diskurse zur Kindheitspädagogik
- 2. Grundlagen des Mentalisierens
- 2.1 Entwicklungspsychologische Modelle
- 2.1.1 Bindung und Mentalisieren
- 2.1.2 Markierte Affektspiegelung
- 2.1.3 Gestörte Affektspiegelung und Fremdes Selbst
- 2.1.4 Epistemisches Vertrauen
- 2.2 Entwicklung der Mentalisierungsfähigkeit bei Kindern bis zum sechsten Lebensjahr (prämentalisierende Modi)
- 2.3 Scheitern des Mentalisierens
- 3. Mentalisierungsbasierte Kindheitspädagogik
- 3.1 Resilienzförderung durch Mentalisierung
- 3.2 Marte Meo als pädagogisches Konzept zur Stärkung der Mentalisierungsfähigkeit
- 4. Pädagogische Fachkräfte als Begleiter_innen von Mentalisierungsprozessen
- 4.1 Die Relevanz von Eingewöhnungs- und Übergangsphasen hinsichtlich der kindlichen Entwicklung
- 4.1.1 Berliner Eingewöhnungsmodell
- 4.1.2 Wiener Krippenstudie
- 4.1.3 Mentalisierungsbasiertes Präventionsprogramm „Amor Parentum“
- 4.2 Work Discussion als Methode zur Stärkung der Mentalisierungsfähigkeit
- 4.3 Mentalisierung als Stressprävention
- 5. Bedeutung für die Soziale Arbeit
- 6. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit beschäftigt sich mit der Bedeutung der Mentalisierungsfähigkeit pädagogischer Fachkräfte im Kontext der frühpädagogischen Handlungsfelder Kinderkrippe und Kindertagesstätte. Ziel ist es, die Relevanz des Mentalisierungskonzepts für die Entwicklung der sozialen und emotionalen Kompetenzen von Kindern aufzuzeigen und die Rolle pädagogischer Fachkräfte als Begleiter_innen von Mentalisierungsprozessen zu beleuchten.
- Die Bedeutung der Mentalisierungsfähigkeit für die Entwicklung von Kindern
- Entwicklungspsychologische Modelle des Mentalisierens und die Rolle von Bindung und Affektspiegelung
- Malisierungsbasierte Pädagogik als Ansatz zur Förderung der Resilienz von Kindern
- Die Bedeutung von Eingewöhnungsprozessen und Übergangsphasen in der frühen Bildung
- Mentalisierung als Ressource im pädagogischen Handeln und als Instrument zur Stressprävention
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas der Mentalisierungsfähigkeit pädagogischer Fachkräfte in frühpädagogischen Handlungsfeldern dar und führt in die Fragestellung der Arbeit ein. Das erste Kapitel beleuchtet aktuelle Diskurse in der Kindheitspädagogik und zeigt die gesellschaftlichen Veränderungen im Zusammenhang mit den gestiegenen Anforderungen an die Tätigkeit in Kindertageseinrichtungen auf.
Das zweite Kapitel behandelt die Grundlagen des Mentalisierens und stellt verschiedene entwicklungspsychologische Modelle vor, die für den Erwerb der Mentalisierungsfähigkeit relevant sind. Das dritte Kapitel fokussiert auf die mentalisierungsbasierte Kindheitspädagogik und beleuchtet Interventionsmöglichkeiten zur Stärkung der kindlichen Mentalisierungsfähigkeit.
Das vierte Kapitel erörtert die Bedeutung der pädagogischen Fachkraft im Kontext von Mentalisierungsprozessen. Es werden verschiedene Modelle von Eingewöhnungsprozessen vorgestellt und Mentalisierung als Instrument der Stressprävention betrachtet.
Das fünfte Kapitel beleuchtet die Relevanz des Mentalisierungskonzepts für die Soziale Arbeit.
Schlüsselwörter
Die Masterarbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen der Mentalisierungsfähigkeit, der frühpädagogischen Handlungsfelder, der Entwicklungspsychologie, der Bindungstheorie, der Affektspiegelung, der mentalisierungsbasierten Pädagogik, der Resilienzförderung, der Eingewöhnungsprozesse, der Stressprävention und der Sozialen Arbeit.
- Quote paper
- Josephin Scholz (Author), 2018, Die Bedeutung der Mentalisierungsfähigkeit pädagogischer Fachkräfte in der Kindheitspädagogik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/443117