Filme gehören zu den wichtigsten Medien der heutigen Zeit. Schon immer weisen sie auf gesellschaftliche Trends und Normen hin. Modeerscheinungen, wie welche aktuellen oder historischen Themen die Gesellschaft beschäftigen, welche technischen Mittel eingesetzt werden, wie sich die Personen kleiden oder die Szenerie ausgestattet ist, spiegeln dabei den jeweiligen Zeitgeist wider. Eines der komplexen Probleme der letzten Jahrzehnte – angesichts Klimawandel, Umweltverschmutzung und Artensterben – ist der Naturschutz. Zuneh-mend befassen sich auch die Medien mit dieser Thematik.
Ecocriticism (wenig gebräuchlich: Ökokritik) beschäftigt sich mit der Sprache und Darstellung der Natur in der Literatur und mittlerweile auch in weiteren Medien, wie Filmen. Im Fol-genden beschäftigt sich diese Arbeit mit den Fragen, auf welche Weise die Natur im dystopi-schen Science Fiction-Film abgebildet wird, welche Wertvorstellungen verständlich gemacht werden sollen, welche Konflikte bei gegensätzlichen Normen auftreten können und wie hoch die Wirksamkeit der ökopolitischen Botschaft im Film in Bezug auf die Gesellschaft ausfällt. Exemplarisch soll hier der Fokus insbesondere auf den Film Avatar – Aufbruch nach Pandora (2009) vom Regisseur James Cameron gelegt werden.
Diese Arbeit beschäftigt sich in einer interdisziplinären Herangehensweise mit den Fragen, auf welche Weise die Natur im dystopischen Science Fiction-Film abgebildet wird, welche Wertvorstellungen verständlich gemacht werden sollen, welche Konflikte bei gegensätzlichen Normen auftreten können und wie hoch die Wirksamkeit der ökopolitischen Botschaft im Film in Bezug auf die Gesellschaft ausfällt. Exemplarisch soll hier der Fokus insbesondere auf den Film "Avatar – Aufbruch nach Pandora" (2009) vom Regisseur James Cameron gelegt werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einlitung
1.1. Allgemeine Informationen zum Film und Plot
1.2. Camerons innovative Filmtechnik: Warum Mischung aus Realfilm und CGI-Animation
2. Situationsanalyse
2.1. Soziale Akteure – Konflikte und Machtverhältnisse
2.2. Institutionen
2.3. Einflussfaktoren des Wandels
2.4. Mensch vs. Na'vi – zwei konträre Ideologien
3. Jake Sully – der tragische Held
4. Message
4.1. Film als Auslöser zu Werteänderung/ Umdenken in Gesellschaft
4.2. Schwierigkeiten der Nachhaltigkeitskommunikation
5. Zusammenfassung: Erreicht der Film sein Ziel?
6. Quellenverzeichnis
6.1. Filme
6.2. Sekundärliteratur
1. Einleitung
Filme gehören zu den wichtigsten Medien der heutigen Zeit. Schon immer weisen sie auf gesellschaftliche Trends und Normen hin. Modeerscheinungen, wie welche aktuellen oder historischen Themen die Gesellschaft beschäftigen, welche technischen Mittel eingesetzt werden, wie sich die Personen kleiden oder die Szenerie ausgestattet ist, spiegeln dabei den jeweiligen Zeitgeist wider. Eines der komplexen Probleme der letzten Jahrzehnte – angesichts Klimawandel, Umweltverschmutzung und Artensterben – ist der Naturschutz. Zunehmend befassen sich auch die Medien mit dieser Thematik.
Ecocriticism (wenig gebräuchlich: Ökokritik) beschäftigt sich mit der Sprache und Darstellung der Natur in der Literatur[1]und mittlerweile auch in weiteren Medien, wie Filmen. Im Folgenden beschäftigt sich diese Arbeit mit den Fragen, auf welche Weise die Natur im dystopischen Science Fiction-Film abgebildet wird, welche Wertvorstellungen verständlich gemacht werden sollen, welche Konflikte bei gegensätzlichen Normen auftreten können und wie hoch die Wirksamkeit der ökopolitischen Botschaft im Film in Bezug auf die Gesellschaft ausfällt. Exemplarisch soll hier der Fokus insbesondere auf den FilmAvatar – Aufbruch nach Pandora(2009) vom Regisseur James Cameron gelegt werden.
1.1. Allgemeine Informationen zum Film und Plot
James Camerons SpielfilmAvatar – Aufbruch nach Pandorasiedelt sich zwischen den Genres Science Fiction und Fantasy an. In den Kinos war er sowohl im üblichen 2D-Filmformat sowie auch im stereoskopischen Format zu sehen, das neue technische Maßstäbe gesetzt hat. Dafür gewann der Film drei Oscars: Art Direction, Kamera und Visual Effects (von insgesamt neun Nominierungen)[2]. Im Handel ist er in drei verschiedenen Schnittlängen veröffentlicht worden: als Kinoversion, in einer 8 Minuten längeren Special Edition (erweiterte Kinofassung) und eine um nochmals 8 Minuten erweiterte Extended Collector's Edition.[3]Diese Arbeit bezieht sich auf die über 170min lange Extended Collector's Edition, die 2010 auf DVD erschienen ist. Sie ermöglicht dem Zuschauer einen intensiveren Einblick in das Leben auf der Erde sowie den Konflikt zwischen Menschen und Na'vi.
Der Film spielt Mitte des 22. Jahrhunderts. Zu diesem Zeitpunkt ist die Erde von den Menschen nahezu ausgebeutet und bis an die ökologischen Grenzen belastet, weshalb in anderen Sonnensystemen nach neuen Rohstoffquellen gesucht wird. Fündig wurden die Menschen in einem nahegelegenen Sonnensystem, in dem sich der erdähnliche Mond Pandora befindet. Hier wird das extrem seltene Mineral Unobtanium abgebaut. Doch der Trabant ist nicht unbewohnt: die einheimischen humanoiden Na'vi leben in einem tiefen Einklang mit der Natur und so entbrennt ein Kampf um die Vorherrschaft in diesem fremden Paradies.
1.2. Camerons innovative Filmtechnik: Warum Mischung aus Realfilm und CGI-Animation
Der FilmAvatar – Aufbruch nach Pandorawurde von Kritikern aufgrund seiner revolutionären Filmtechnik hoch gelobt. Nach Angaben des Regisseurs sind etwa 60% computeranimiert und 40% real gedreht. Für den Film arbeitete Cameron an der Entwicklung eines neuen 3D-Kamerasystems. Mithilfe von Performance Capturing wurden neben Bewegungsabläufen sogar Mimik und emotionale Reaktionen im Computer verarbeitet und auf fotorealistische Figuren übertragen.[4]
Erst durch den Einsatz aus kostspieliger Computeranimation, realen Schauspielern und Kulisse konnten die Vorteile beider Methoden genutzt werden, um das sensible Thema des Films optimal zu veranschaulichen. Die Darstellung der habgierigen Menschen zeigt ein düsteres, aber mögliches Szenario der sozialen Entwicklung. Der Film soll ernst genommen werden; dementsprechend bietet sich ein reiner Animationsfilm nicht an. Trickfilme, wie die Pixar Animation Studios sie produzieren oder Serien wie Matt GroeningsFuturama, werden in der westlichen Kultur oftmals als Kinderfilme beziehungsweise leichte Erwachsenenunterhaltung aufgefasst. Allerdings wir der Trickfilm von der Filmwissenschaft allmählich als ernst zu nehmendes Genre neu entdeckt.[5]Die Abbildung realer Menschen durch Schauspieler schlägt eine Brücke zum Jetzt, wogegen sich die animierte Fantasiewelt abhebt. Die fotorealistische CGI-Animation dagegen hilft bei der Darstellbarkeit und Glaubhaftigkeit. McLuhan ordnet Reichtum an Details und ausgezeichnete Animationstechnik den „heißen Medien“ zu, die dadurch die Botschaft des Films eindringlicher vermitteln können. Hierauf wird in Abschnitt 3.2 genauer eingegangen.
2. Situationsanalyse
Im Folgenden soll mit Hilfe von inter- und transdisziplinären Methoden aus den Umweltwissenschaften eine Analyse der Konfliktsituation auf Pandora erstellt werden. Die Situation wird dabei anhand von realen irdischen Verhältnissen beurteilt. Es wird davon ausgegangen, dass die Zusammenhänge ähnlich sind.
2.1. Soziale Akteure – Konflikte und Machtverhältnisse
Im Film gibt es vier soziale Akteure, die auf das Gebiet Ansprüche stellen; drei davon sind menschliche Gruppen:
- Der Konzern Resources Development Administration (im Folgenden RDA abgekürzt),
- das Forscherteam,
- die Söldnertruppe (im Folgenden als Marines bezeichnet) und
- die indigenen Na'vi.
RDA will den wertvollen Rohstoff Unobtanium[6]auf Pandora abbauen. Auf der anderen Seite stehen die indigenen Na'vi, eine außerirdische humanoide Rasse, die den Mond bevölkert. Insbesondere betroffen ist von ihnen der Stamm der Omaticaya, unter deren Heimatdorf sich eine besonders große Unobtaniumlagerstätte befindet. Der Konzern beschäftigt zur Durchsetzung seiner Interessen zwei weitere Gruppen: die Forscher und die Söldner. Die Forscher sollen eine diplomatische Lösung finden. Dies ist der Hauptgrund wofür das Avatar-Programm finanziert wird. Die Söldner sind ehemalige Marines, welche zur militärischen Unterstützung angeheuert wurden.
RDA, unter dem Vorsitz von Parker Selfridge, ist jedes Mittel recht, um an das Unobtanium heran zu kommen. Dafür betreiben sie riesige Tagebaugruben. An dem Raubbau und der veränderten Landnutzung leidet das Ökosystem, was die Na'vi hingegen erzürnt. Die Einheimischen fühlen sich dadurch zur Verteidigung ihres Lebensraums genötigt und betreiben Sabotage an den Maschinen und bekriegen die Eindringlinge. Die Marines wurden von RDA zum Schutz angestellt und halten den Betrieb mit Gewalt und überlegener Technologie aufrecht. Das Forscherteam, unter der Leitung von Dr. Grace Augustine, ist immer noch an einer friedlichen Lösung interessiert. Jedoch ist das Verhältnis zu den Na'vi drastisch abgekühlt seit einem Anschlag seitens der Söldnertruppe vor einer Schule, die die Forscher für die Na'vi betrieben haben.[7] Die Forscher wollten den sogenannten „Wilden“ menschliches Wissen lehren und könnten zudem vom indigenen ökologischem Wissen der Na'vi profitieren. Es zeigte sich jedoch, dass die Menschen den Außerirdischen nur wenig beibringen konnten, was deren Lebensweise bereichert hätte. Die Forscher widmen sich nun in erster Linie dem fremdartigen Ökosystem, würden aber gern wieder einen guten Draht zu den Na'vi aufbauen. Forscher und Söldner stehen sich wegen ihrer unterschiedlichen Interessen mit wenig Achtung füreinander gegenüber. Die Marines halten die Forscher für „schlappschwänzige Wissenschaftsstudenten“[8] und die Forscher halten die Söldner für „schießwütige Idioten“[9].
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenDer mächtigste Akteur in dieser Situation ist der Konzern RDA: er finanziert die Söldnertruppe und die Forscher, wodurch er die oberste Befehlsgewalt besitzt. Weiterhin hat er die technischen Mittel, um das Land für seine Zwecke nutzbar zu machen. Er ist teilweise abhängig von der Umwelt, denn Pandora ist die bisher einzige erschlossene Quelle für Unobtanium. RDA ist aber nicht speziell auf das Gebiet der Omaticaya angewiesen, dort befindet sich lediglich die größte nahegelegene Lagerstätte für das Mineral. Die Marines, unter Führung von Colonel Miles Quaritch, nehmen ebenfalls eine starke Machtposition ein, da sie mit Waffengewalt nahezu alles durchsetzen können. Sie sind jedoch nicht von der Umwelt abhängig, da sie nach Ablauf des Vertrags auf die Erde zurückkehren. Die Forscher können durch ihre beratende Funktion nur geringen Einfluss auf RDA nehmen, weil RDA nicht an die Empfehlung der Forscher gebunden ist. Sie sind nur ein Stück weit abhängig von Pandora, da sie sich auf das Ökosystem des Mondes spezialisiert haben; dennoch hängt ihr Leben nicht davon ab. Daher sind sie als externe Akteure zu betrachten. In der schwächsten Position befinden sich die Na'vi, insbesondere der Stamm der Omaticaya. Unterhalb ihres Dorfes befindet sich eine hohe Konzentration des Unobtaniums. Dieses Abbaugebiet möchte RDA schnellstmöglich erschließen. Dass den Omaticaya dabei ihre Lebensgrundlage zerstört wird und ihre wichtigsten Normen und Gefühle verletzt werden, interessiert RDA nicht. Auffällig ist, dass in diesem Szenario keine relevanten Schlüsselakteure auftreten, die sowohl von Veränderungen direkt betroffen wären, als auch tatsächlich Maßnahmen ergreifen könnten.
Im späteren Verlauf des Films verändern sich die Machtverhältnisse, sobald sich Sully einmischt. Selfridge lässt sich stark von Col. Quaritch beeinflussen und verliert teilweise die Kontrolle über die Marines, woraufhin der Konflikt mit den Omaticaya in Krieg ausartet. Dr. Augustine stellt sogar in Frage, ob je eine friedliche Lösung gewünscht war. Dank der Unterstützung durch den Marine Jake Sully und des Forscherteams, gelingt es den verschiedenen Stämmen der Na'vi sich zusammen zu schließen und mithilfe von „Mutter Natur“ einen gewaltigen Gegenschlag zu verüben. Die Na'vi gewinnen dadurch die Oberhand über die Situation zurück und können nun, als Schlüsselakteure, die unerwünschten Marines und RDA-Mitarbeiter von ihrer Heimatwelt vertreiben.
[...]
[1]vgl. {Glotfelty 1996, S.xviii}
[2]{Wegener 2012, S.40}
[3]{TOBI 2013}
[4]{Wikipedia 2018, Abschnitt 2.5}
[5]Vgl. {Pike 2012, S.12}
[6]Anmerkung der Autorin: Unobtanium ist abgeleitet vom englischenunobtainable= “nicht erhältlich”, was einen Hinweis auf die Unerreichbarkeit des fiktiven Minerals gibt. Da der Rohstoff in Realität nicht existiert, wird dem Publikum damit das Gespür für die Wertigkeit entzogen, wodurch noch weniger Verständnis für die Ziele von RDA aufgebracht wird. {Pike 2012, S.134}
[7]{Cameron 2010, TC 01:10:12-01:12:00}
[8]{Cameron 2010, TC 00:24:53-00:25:54}
[9]{Cameron 2010, TC 00:15:48-00:16:23}
- Quote paper
- Annika Thaer (Author), 2018, James Camerons "Avatar – Aufbruch nach Pandora". Ecocriticism im dystopischen Science Fiction-Film, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/442859
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