Niccolò Machiavelli, der von 1469 bis 1527 in Italien lebte und dort vorwiegend als Politiker und Schriftsteller tätig war, gilt heute aufgrund seiner Hauptwerke „Il Principe“ (zu deutsch: „Der Fürst“) und den Discorsi als Begründer eines realistischen Politikbegriffes. Demnach sind alle Handlungen, mit denen Herrschaft erlangt und auf Dauer gestellt werden können, Politik. Die Moral ist hierbei nur ein Mittel zum Zweck, wohingegen er der Macht eine zentrale Bedeutung als Voraussetzung stabiler Herrschaft bei misst. Sein Buch „Der Fürst“ beschäftigt sich in 26 Kapiteln mit der Ergreifung und Erhaltung von Macht durch Fürsten und Herrscher, beginnend mit den unterschiedlichen Fürstentümern und wie man sie erlangt. Im Anschluss daran wird der Fokus auf die richtige Führung eines Heeres und das richtige Verhalten eines Fürsten und dessen idealen Eigenschaften gelegt. Verfasst wurde das Werk wahrscheinlich um 1513, die päpstliche Druckgenehmigung erhielt es jedoch erst am 4. Januar 1532 postum. Die darin enthaltenen Handlungsempfehlungen wurden zu einem großen Teil durch den, für seine Skrupellosigkeit bekannten, Herrscher Cesare Borgia (1475-1507) geprägt, der als Vorbild für „Der Fürst“ fungiert. Aufgewachsen in armen Verhältnissen, genoss Machiavelli dennoch eine umfassende humanistische Bildung durch seinen Vater, den Advokaten Bernardo Machiavelli.
Inhaltsverzeichnis
Protokoll zu Vorlesung „Niccolo Machiavelli: Eine Machtanalyse jenseits der Moral"
Literaturverzeichnis
Protokoll zu Vorlesung „Niccolo Machiavelli: Eine Machtanalyse jenseits der Moral"
Niccolo Machiavelli, der von 1469 bis 1527 in Italien lebte und dort vorwiegend als Politiker und Schriftsteller tatig war, gilt heute aufgrund seiner Hauptwerke „Il Principe" (zu deutsch: „Der Furst") und den Discorsi als Begrunder eines realistischen Politikbegriffes. Demnach sind alle Handlungen, mit denen Herrschaft erlangt und auf Dauer gestellt werden konnen, Politik. Die Moral ist hierbei nur ein Mittel zum Zweck, wohingegen er der Macht eine zentrale Bedeutung als Voraussetzung stabiler Herrschaft bei misst. Sein Buch „Der Furst" beschaftigt sich in 26 Kapiteln mit der Ergreifung und Erhaltung von Macht durch Fursten und Herrscher, beginnend mit den unterschiedlichen Furstentumern und wie man sie erlangt. Im Anschluss daran wird der Fokus auf die richtige Fuhrung eines Heeres und das richtige Verhalten eines Fursten und dessen idealen Eigenschaften gelegt. Verfasst wurde das Werk wahrscheinlich um 1513, die papstliche Druckgenehmigung erhielt es jedoch erst am 4. Januar 1532 postum. Die darin enthaltenen Handlungsempfehlungen wurden zu einem groRen Teil durch den, fur seine Skrupellosigkeit bekannten, Herrscher Cesare Borgia (1475-1507) gepragt, der als Vorbild fur „Der Furst" fungiert. Aufgewachsen in armen Verhaltnissen, genoss Machiavelli dennoch eine umfassende humanistische Bildung durch seinen Vater, den Advokaten Bernardo Machiavelli.
Der spater aufkommende Begriff des Machiavellismus, welcher „eine rucksichtslose Machtpolitik, die die Erhaltung des Staates und die Staatsraison uber alles stellt, sich von keinerlei moralischen Bedenken, ublicherweise eingehaltenen Normen und (ggf.) rechtlichen Grenzen einschranken lasst"[1]beschreibt. Inwieweit der Machiavellismus die tatsachliche Einstellung Machiavellis widerspiegelt, oder ob es sich hierbei um „eine Verfalschung und Fehldeutung der staatstheoretischen Auffassungen Machiavellis"[2]handelt, bleibt ungeklart. Klar ist, dass er reale Tatbestande aufzeigt und seine Einstellung zum Thema folglich sehr realistisch, aber auch amoralisch ist. Es bleibt jedoch die Frage, ob sie auch als unmoralisch zu bewerten ist.
Die Einordnungen von Machiavellis „Der Furst" sind so unterschiedlich wie die Personen die diese vorgenommen haben. Manche sind der Ansicht, es handle sich hierbei um eine Satire (G. Mattingly) oder eine verzweifelte Schrift eines Moralisten, der sich mittels Sarkasmus Gehor verschaffen will (B. Croce), wohingegen andere eine anti christliche Religions - kritik (Prezzolini, Haydn), eine italienisch-patriotische Schrift (Algarotti, Alfieri) oder die Erkenntnis der Notwendigkeit eines Staates (Hegel) in „Der Furst" sehen. A.H. Gilbert nennt es einen typischen Furstenspiegel der Renaissance, also eine Ermahnung oder Belehrung die an Herrschende adressiert ist und an die Tugenden, Pflichten und Grundsatze richtigen Regierens erinnert.Karl Marx und Friedrich Engels sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich bei „Der Furst" um ein Meisterwerk eines Riesen der Aufklarung, frei von kleinburgerlicher Anschauung handelt, wahrend das Werk von anderen als ein Handbuch fur Gangster (B. Russell) oder einen unentbehrlichen Begleiter zur Berufsausubung fur Staatsmanner (B.Mussolini).
Einige der von Machiavelli aufgestellten Maximen wurden in der Vorlesung naher betrachtet. Beispielsweise soll der Furst je nach Situation Schrecken oder Milde walten lassen, wobei Strenge zwar meist die effektivere Methode ist, Freundlichkeit aber manchmal dennoch angebrachter ist, da es nicht Hass, sondern Furcht ist, die einen Furst starkt. Nicht nur der Furst selbst sollte immer mit einem Krieg rechnen, Machiavelli schlagt auRerdem vor auch die Leute lieber arm und in Erwartung von Kriegen halten. So wird zum einen der Gehorsam gestarkt, aber gleichzeitig auch dessen Rivalen, Ehrgeiz und Langeweile geschwacht. Konkurrierende oder sich spaltende Gruppen und Parteien jedoch setzen Energie und Ehrgeiz im richtigen MaRe frei, so dass sie sogar als wunschenswert sind. Ahnlich geht Machiavelli mit Religion um, denn diese musse gefordert werden, egal ob richtig oder falsch. Wichtig ist nur, dass sie den Zusammenhalt und Tugenden fordert und somit auch fur den Fursten einen Zweck erfullt. Wenn die Situation ein Verbrechen oder eine drastische Handlung erfordert, muss der Herrscher bereit sein, dies schnell und auf einen Schlag zu tun, jedoch ohne es zuvor anzukundigen. Noch besser ist es naturlich, wenn der Furst selbst lieber Wohltaten verteilt und die „schmutzige Arbeit" von anderen erledigt wird. Dabei soll der Furst jedoch beachten, sich nicht mit zu machtigen, einflussreichen Bediensteten zu umgeben. AbschlieRend lasst sich also sagen, dass laut Machiavelli einem erfolgreichen Fursten mehr Zuneigung entgegengebracht wird, als dem, der einen angenehmen Charakter besitzt.
AnschlieRend mochte ich mich funf Teilfragen an das Werk Machiavellis widmen, beginnend mit der Frage nach den gesellschaftlichen Anlassen und Problembezugen von „Der Furst".
Zur Zeit der Entstehung von „Der Furst" befand sich Machiavelli auf einem kleinen Landgut, nicht weit von seiner ehemaligen Heimat Florenz entfernt. Nachdem die Medicis die Herrschaft uber Florenz zuruck erlangten, wurde Machiavelli all seinen Amtern enthoben, eingesperrt, gefoltert und nach seiner Freilassung schlieRlich ins Exil geschickt. Oft wird davon gesprochen, dass die Hoffnung in der Gunst der Medicis zu steigen, fur Machiavelli einer der Beweggrunde „Der Furst" zu schreiben war. Mit Sicherheit lasst sich sagen, dass die Machtanalyse Machiavellis die politische Situation Italiens um 1500 widerspiegelt, welche von politischer Instability, folgend aus wechselnden Koalitionen unterschiedlicher Parteien und der Zersplitterung Italiens in zahlreiche Kleinstaaten und Furstentumer, sowie standig drohenden Kriegen und Konflikten gepragt war. Obwohl Machiavelli selbst mit groRer Wahrscheinlichkeit ein uberzeugter Republikaner war, zog er eine stabile Furstenherrschaft einer instabilen Republik vor. Deswegen kann man den Wunsch politisch stabile Verhaltnisse zu schaffen, als weiteren Grund fur das Verfassen von „Der Furst" anfuhren. Als problematisch bei einem Furstenstaat sieht Machiavelli die Erhaltung der Macht gegenuber anderen Staaten sowie innerhalb des Staates. Daher versucht er die Regeln eines Spiels ohne festgelegte Spielregeln in „Der Furst" zu formulieren. Er sagt auRerdem, dass die Republiken oder Furstentumer, die man sich vorstellt nicht existieren, und ein groRer Unterschied zwischen dem Leben, wie es sein soll und dem Leben, wie es tatsachlich ist, herrscht. Durch dieses Festhalten an utopischen Erwartungen und dem „Gut sein" fordert man eher den Untergang, als den Erhalt von Macht. Daher muss ein Furst lernen, nicht gut zu sein und diese Fahigkeit nach Notwendigkeit zeigen.
Die zweite Teilfrage beschaftigt sich mit den Unterschieden zwischen Machiavellis Denken und alteren Theorien und Deutungen des menschlichen Zusammenlebens. Da waren zunachst die sogenannten Furstenspiegel. Wie eher schon erwahnt, handelt es sich dabei um Handbucher fur Herrschende, die erstrebenswerte Tugenden und zu vermeidende Laster aufzahlen. Der Herrscher soll sich also moralkonform verhalten. Der Humanismus wiederum grenzt sich von der Scholastik, der wissenschaftlichen Methodik des Mittelalters, die auf logischen Erwagungen basiert und dem Mittelalter selbst ab. Man kann den Humanismus vereinfacht als eine Bewegung, die auf idealistische Vorstellungen des Menschenbildes der
Antike zuruckgriff definieren, wobei eine Entfaltung der menschlichen Fahigkeiten durch die Verbindung von Wissen und Tugend zustande kommen soll. Machiavelli sprengt die fur die Furstenspiegel und humanistischen Traktate typische Einheit von sittlich Gutem und politisch Nutzlichem, Tugend und Erfolg, Ethik und Politik, indem er von der Moralphilosophie zur „Technik" der Politik ubergeht.
AuRerdem misst Machiavelli der Fortuna (zu deutsch: Gluck, Schicksal) eine groRe Bedeutung bei. Sie umfasst die Launen des Schicksals, die beispielsweise einen Fursten an der Macht halten, aber ihn auch zu Fall bringen kann. Da man gegen sie man nicht viel ausrichten kann, konzentrierten sich die meisten mittelalterlichen Denker auf das Jenseits, doch durch das neue humanistische Denken, waren nun viele uberzeugt, dass die Besonnenheit (prudentia) in Lage ist die Fortuna zu besiegen. Auch Machiavelli war davon uberzeugt und sagt, dass dadurch das Schicksal kalkulierbar wird es Kontingent an Bedingungen des Handelns unter den veranderlichen Gegebenheiten der Zeit (qualita dei tempi) gibt. Verdeutlicht wird seine Vorstellung durch den folgenden Ausschnitt aus „Der Furst": (ich bin davon uberzeugt) „dass Fortuna zwar zur Halfte Herrin uber unsere Taten ist, dass sie aber die andere Halfte oder beinahe so viel unserer Entscheidung uberlasst. Ich vergleiche sie mit einem jener reiRenden Strome, die, wenn sie im Zorn anschwellen, die Ebenen uberfluten, Baume und Hauser niederreiRen (...). Obwohl die Strome eine so wilde Natur haben, bleibt doch den Menschen in ruhigen Zeiten die Moglichkeit, mit Deichen und Dammen Vorkehrungen zu treffen, so dass die Strome, wenn sie wieder anschwellen, entweder in ihrem Flussbett bleiben oder ihre Gewalt nicht so unbandig und verheerend ist."[3]
[...]
[1]Schubert/Klein, 2011
[2]https://de.wikipedia.org/wiki/Machiavellismus
[3] Machiavelli, 1986, Seite 105
- Citar trabajo
- Sarah Schoppe (Autor), 2016, Niccolò Machiavelli. Eine Machtanalyse jenseits der Moral, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/442448
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