“Die Ausbildung hat schon längst ihre Funktion verloren, für einen bestimmten Erwerbsberuf zu qualifizieren.“ Dieses Zitat stammt aus dem Aufsatz “Wechsel und Veränderungen im Lebenslauf - Leitideen beruflicher Aus- und Weiterbildung“ von Wolfgang Wittwer, über den ich am 02.06.2004 im Rahmen der Veranstaltung “Berufliche Sozialisation - theoretische Ansätze und empirische Ergebnisse“ referiert habe.
Setzt man diese als gegeben voraus, so wird deutlich, dass ein Ausdehnung des Lernens auf die gesamte Lebensspanne notwendig ist. Denn durch die drastischen Veränderungen der modernen Arbeitsgesellschaft, die sich durch eine in weiten Teilen hochgradig flexibilisierten und mobilisierten Arbeit auszeichnet, werden die Erwerbstätigen gezwungen, lebenslanges Lernen als eine Überlebensstrategie des Alltags zu verstehen, die weit über das bisherige Verständnis von Lernen, Erziehung und Schule hinausgeht. Diese Veränderungen der modernen Arbeitsgesellschaft hat hat Wittwer aufgenommen und davon ausgehend in seinem Aufsatz Ansätze für eine Umstrukturierung der beruflichen Ausbildung formuliert. Seine Ansätze, Ideen und Vorstellungen bildeten die Grundlage unserer Präsentation im Seminar, um dieser Grundlage die Bedeutung seiner Ansätze für die berufliche Bildung an Schulen diskutieren zu können. Zur
Problematisierung des Aspektes des „lebenslangen Lernens“ wurden den Seminarteilnehmern zu Beginn die Biographien, die von Wittwer als Beispiele für den Wechsel und die Veränderungen der Berufsbiographie dargestellt werden, vorgelegt und zur Diskussion gestellt. Es wurde deutlich, dass viele Teilnehmer des Seminars die Biographien für außergewöhnlich, extravagant und künstlich erstellt hielten. Beim Vergleich mit der eigenen Biographie bzw. in der Bewusstmachung des eigenen Lebenslaufs wurde jedoch deutlich, dass Veränderungen in der Schule bzw. im Beruf auch Neuerungen im Privatleben, wie z.B. ein Wohnortswechsel, zur Folge haben, auf die man sich immer wieder neu einstellen muss.
Grundlage meines Referats und damit meiner hier vorliegende Ausarbeitung ist der Aufsätze von Wolfgang Wittwer. Die Vorstellungen Wittwers von der neuen Ausbildungsstruktur habe ich in einer Graphik zusammen gefasst. Die Biographien, die ich, wie die graphische Darstellung auch, auf Folie präsentiert habe, habe ich dem Anhang dieser Ausarbeitung beigefügt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Kontinuität der Diskontinuität
3. Verlust an Orientierungen
4. Neuorientierung der beruflichen Bildung
4.1 Entwicklung einer neuen Struktur
4.2 Biographische Anbindung beruflicher Kompetenzen
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
7. Anhang
1. Einleitung
“Die Ausbildung hat schon längst ihre Funktion verloren, für einen bestimmten Erwerbsberuf zu qualifizieren.“[1] Dieses Zitat stammt aus dem Aufsatz “Wechsel und Veränderungen im Lebenslauf – Leitideen beruflicher Aus- und Weiterbildung“ von Wolfgang Wittwer, über den ich am 02.06.2004 im Rahmen der Veranstaltung “Berufliche Sozialisation – theoretische Ansätze und empirische Ergebnisse“ referiert habe.
Setzt man diese als gegeben voraus, so wird deutlich, dass ein Ausdehnung des Lernens auf die gesamte Lebensspanne notwendig ist. Denn durch die drastischen Veränderungen der modernen Arbeitsgesellschaft, die sich durch eine in weiten Teilen hochgradig flexibilisierten und moblilisierten Arbeit auszeichnet, werden die Erwerbstätigen gezwungen, lebenslanges Lernen als eine Überlebensstrategie des Alltags zu verstehen, die weit über das bisherige Verständnis von Lernen, Erziehung und Schule hinausgeht.
Diese Veränderungen der modernen Arbeitsgesellschaft hat hat Wittwer aufgenommen und davon ausgehend in seinem Aufsatz Ansätze für eine Umstrukturierung der beruflichen Ausbildung formuliert.
Seine Ansätze, Ideen und Vorstellungen bildeten die Grundlage unserer Präsentation im Seminar, um dieser Grundlage die Bedeutung seiner Ansätze für die berufliche Bildung an Schulen diskutieren zu können. Zur Problematisierung des Aspektes des „lebenslangen Lernens“ wurden den Seminarteilenehmern zu Beginn die Biographien, die von Wittwer als Beispiele für den Wechsel und die Veränderungen der Berufsbiographie dargestellt werden, vorgelegt und zur Diskussion gestellt. Es wurde deutlich, dass viele Teilnehmer des Seminars die Biographien für außergewöhnlich, extravagant und künstlich erstellt hielten. Beim Vergleich mit der eigenen Biographie bzw. in der Bewusstmachung des eigenen Lebenslaufs wurde jedoch deutlich, dass Veränderungen in der Schule bzw. im Beruf auch Neuerungen im Privatleben, wie z.B. ein Wohnortswechsel, zur Folge haben, auf die man sich immer wieder neu einstellen muss.
Grundlage meines Referats und damit meiner hier vorliegende Ausarbeitung ist der Aufsatze von Wolfgang Wittwer. Die Vorstellungen Wittwers von der neuen Ausbildungsstruktur habe ich in einer Graphik zusammen gefasst. Die Biographien, die ich, wie die graphische Darstellung auch, auf Folie präsentiert habe, habe ich dem Anhang dieser Ausarbeitung beigefügt.
2. Kontinuität der Diskontinuität
Um seiner Forderungen nach einer Erneuerung der beruflichen Ausbildung Nachdruck zu verleihen, bezeichnet Wittwer[2] zu Beginn seiner Ausführungen Berufsbiographien als “Zickzack-Laufbahnen“, “Patchwork-Biographien“ oder “Qualifikations-Collagen“, die heute an der Tagesordnung seien. Bedingt werden diese Patchwork-Berufsbiographien durch die vielfältigen Veränderungen der modernen Arbeitsgesellschaft. Diese rühren im Wesentlichen von Rationalisierungsmaßnahmen im Zuge der intensiven Globalisierungstendenzen der Wirtschaft her, welche viele Arbeitnehmer zwingen, beruflich flexibel und mobil zu sein. Für diese Entwicklung legt der Autor u.a. folgende statistischen Werte zugrunde[3]:
- 1994 habe jeder fünfte Ausgelernte keinen Arbeitsplatz bekommen.
- Drei Jahre nach Abschluss der Ausbildung – je nach Ausbildung und Beruf – arbeitet zwischen 21 und 68 Prozent der Erwerbstätigen nicht mehr in ihrem Ausbildungsberuf.
- 31% aller Beschäftigungsverhältnisse würden jedes Jahr neu vereinbart.
- Im Arbeitsbezirk Bielefeld sei rein rechnerisch 1996 jeder fünfte Arbeitnehmer einmal ohne Job gewesen.
Diese Werte zeigen deutlich, dass sich die Erwerbstätigen in der modernen Arbeitsgesellschaft immer wieder auf neue Lebensumstände einstellen müssen, die durch den Beruf bzw. die Veränderungen im Beruf ausgelöst werden. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass sich die Erwerbstätigen auf ein Lernen über die gesamte Lebensspanne einlassen müssen, da lebenslanges Lernen in vielen Bereichen zur allgegenwärtigen Realität geworden ist.
Die beschriebenen Konstrukte der “Patchwork-Biographien“ waren bisher – bedingt durch ihre gesellschaftlich vorgegebene Rolle in der Familie und der Kindererziehung - eher typisch für die Berufslaufbahnen von Frauen. Denn nach einer längeren Phase der Kindererziehung sind Frauen meist gezwungen, sich in ihrem einstmals erlernten Beruf weiterzubilden, um überhaupt in dieser Branche eine erneute Anstellung finden zu können. Alternativ müssen sich viele Frauen auch auf völlig neue Arbeitsverhältnisse einstellen, um Familie und Beruf miteinander vereinbaren zu können. Diese flexiblen Verhältnisse werden mehr und mehr auf alle Berufsfelder und Branchen übertragen. “Das Neue an dieser Entwicklung ist jedoch, dass sich die Verläufe der Berufsbiographien von Männern immer mehr denen der Frauen angleichen.“[4] Mit den Tendenzen dieser Entwicklung beschäftigt sich auch der Soziologe Prof. Dr. R. Dahrendorf, der diese Entwicklung wie folgt charakterisiert: “Die Lebenserwartung von Frauen wird plötzlich zur Allgemeinerfahrung, dieser Übergang tut weh.“[5]
Dieser Übergang scheint besonders auch deshalb zu schmerzen, da sich die Erwerbstätigen ständig auch über ihre Tätigkeit hinaus fortbilden müssen und sich somit dem lebenslangen Lernen nicht mehr verschließen können. Nur so können sie sich sicher am modernen Arbeitsmarkt positionieren und haben die Chance, der „Allgemeinerfahrung Arbeitslosigkeit“ zu entgehen. Eine lineare Berufsbiographie, das heißt der direkte Übergang von der Ausbildung in einen Beruf, in dem man im Wesentlichen bleibt, “gilt heute höchstens noch für 30 Prozent der Erwerbstätigen.“[6] Dieser Wert macht deutlich, dass das Lernen für die Mehrheit der Erwerbstätigen nicht nach der Ausbildung beendet ist, sondern stets vertieft bzw. erweitert werden muss. Die gegenwärtige Situation skizziert der englische Soziologe Prof. Baumann folgendermaßen: “Heutzutage scheint sich alles gegen ferne Ziele, lebenslange Entwürfe, dauerhafte Bindungen, ewige Bündnisse, unwandelbare Identitäten zu verschwören. Ich kann nicht langfristig auf meinen Arbeitsplatz, meinen Beruf, ja nicht einmal auf meine eigenen Fähigkeiten bauen; ich kann darauf wetten, dass mein Arbeitsplatz wegrationalisiert wird, dass mein Beruf sich bis zur Unkenntlichkeit verändert, dass meine Fähigkeiten nicht länger gefragt sind.“[7] Diese Aussage macht die von Wittwer beschriebene Kontinuität der Diskontinuität deutlich.
Mit der Veränderung des Berufes und dem Wechsel des Arbeitsplatzes kommt es aber auch zu Veränderungen der Arbeitsstrukturen, das heißt, “auch die organisatorischen Strukturen, innerhalb derer wir unsere Arbeitsleistung erbringen sowie der Arbeitnehmerstatus werden sich nachhaltig verändern.“[8] Demzufolge ist ein Festhalten an einem einmal gefassten Berufswunsch nicht mehr möglich. Vielmehr wird von den Erwerbstätigen Flexibilität und Offenheit für neue Strukturen und Veränderungen verlangt. Der Erwerbstätige der Zukunft wird daher auch als “Wanderarbeiter im Cyberspace“[9] charakterisiert, der als “freier Mitarbeiter in Online-Mailboxen nach neuen Aufträgen sucht und der gleichzeitig oder nacheinander für verschiedene virtuelle Unternehmen an einer Lösung unterschiedlicher Probleme arbeitet.“[10]
Eine andere Bezeichnung für den Erwerbstätigen der Zukunft bietet Prof. Dr. Deckstein an, der den Erwerbstätigen als “Lebensunternehmer, der sich ein Portfolio verschiedener Betätigungs- und Arbeitschancen schafft und dabei nicht weiß, was bzw. ob er in zehn Jahren arbeiten wird.“[11]
[...]
[1] Vgl. Wittwer, Wolfgang: Wechsel und Veränderung im Lebenslauf – Leitideen beruflicher Aus- und Weiterbildung. IN: Lebenslanges Lernen – lebensbegleitende Bildung. Hrsg. von R. Brödel; Neuwied; Kriftel 1998, S. 154
[2] Ebd., S. 145
[3] Vgl.: Ebd., S. 145
[4] Ebd., S. 146
[5] Ebd., S. 146
[6] Ebd., S. 146
[7] Ebd., S. 146
[8] Ebd., S. 146
[9] Ebd., S. 146
[10] Ebd., S. 146
[11] Ebd., S. 146
- Arbeit zitieren
- Johannes Beckering (Autor:in), 2004, Lebenslanges Lernen – lebensbegleitende Bildung: ein Kurzvortrag, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44172
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