Als wir im Seminar über den Montanismus sprachen, beeindruckte mich besonders die Korrespondenz zur Gegenwart: Die Adventisten und die Pfingstbewegung weisen nicht nur gewisse Analogien auf, sondern stellen auch den gegenwärtig am stärksten wachsenden Zweig des Christentums dar. Vor diesem aktuellen Hintergrund war es mir ein besonderes Anliegen, mehr über die Bewegung der Kataphrygier, wie sie sich selbst nannten, herauszufinden.
Der Montanismus weist ein breites Spektrum auf; verschiedene Entwicklungsphasen, Enthusiasmus, Chiliasmus, Rigorismus, Kirchenorganisation, etc.. Ich habe mich auf die Behandlung der Frühphase beschränkt, da diese Bewegung nach Ausbleiben des prophezeiten Weltendes durch Anpassung stark modifizierte und sich danach hauptsächlich über seinen Rigorismus definierte.
In dem Bemühen, meiner Abhandlung Seriosität und Eigenständigkeit zu geben, werde ich zuerst kurz die Quellenlage erörtern und dann zur Herstellung des Kontexts eine Kurzbeschreibung dieser Bewegung geben. Unter Berücksichtigung der Aspekte urchristlicher prophetischer Tradition, der Ekstase montanistischer Prophetie und der daraus abgeleiteten rigoristischen Forderungen möchte ich den Kampf der sich institutionalisierenden Großkirche gegen diese prophetische Bewegung in ihrer Motivation und den kirchenpolitischen Konsequenzen erläutern, um damit den Bezug zur Gegenwart herzustellen:
· Wie haben die damals getroffenen Entscheidungen die Kirchengeschichte beeinflusst?
· Was treibt so viele junge Menschen in charismatische oder pfingstkirchliche Bewegungen?
· Wie kann die Ökumene von diesen Bewegungen profitieren?
Da meine Literatur und die benutzten Quellen schlussendlich weitaus zahlreicher waren, als ich anfänglich zu vermuten wagte, möchte ich an dieser Stelle nur auf das Literaturverzeichnis verweisen. Anzumerken bleibt, dass ich in meiner Hausarbeit bewusst nicht auf die Benutzung von Quellen aus dem Internet verzichtete (obwohl diese mir zu polarisiert erscheinen), da sie für mich wichtige Zeugnisse des gegenwärtigen Zeitgeistes sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erörterung der Quellenlage
- Der Montanismus
- Kurze Zusammenfassung
- Die „Neue Prophetie" - Wiederbelebung des Urchristentums?
- Die Prophetien der Montanisten
- Die Form der „Neuen Prophetie" — Ekstase
- Die Forderungen der Montanisten—Askese
- Die Abwehr des Montanismus
- Kirchengeschichtliche Konsequenzen
- Bezug zur Gegenwart
- Das freie Wirken des Heiligen Geistes heute — Pfingstbewegung am Beispiel der
- Erwählungsbewusstsein und Ökumene
- Persönlicher Kommentar zur aktuellen Situation — Geist und Amt im Widerspruch?
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der montanistischen Bewegung im 2. Jahrhundert, die als "Neue Prophetie" in Kleinasien entstand. Ziel ist es, die Bewegung im Kontext urchristlicher prophetischer Traditionen, der Ekstase montanistischer Prophetie und den daraus abgeleiteten rigoristischen Forderungen zu untersuchen und den Kampf der sich institutionalisierenden Großkirche gegen diese prophetische Bewegung zu beleuchten. Dabei wird auch auf die kirchenpolitischen Konsequenzen des Montanismus eingegangen und der Bezug zur Gegenwart hergestellt, indem die Parallelen zum pfingstlich-charismatischen Christentum und dessen Bedeutung in der heutigen Zeit betrachtet werden.
- Urchristliche prophetische Traditionen
- Die Ekstase montanistischer Prophetie
- Rigoristische Forderungen der Montanisten
- Der Kampf der Großkirche gegen den Montanismus
- Parallelen zum pfingstlich-charismatischen Christentum
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und erläutert die Relevanz des Montanismus im Kontext der heutigen Zeit. Die Erörterung der Quellenlage stellt die Herausforderungen der Forschung dar, da die Schriften der Montanisten nur fragmentarisch aus Zitaten ihrer Gegner bekannt sind. Das Kapitel "Der Montanismus" bietet eine umfassende Darstellung der Bewegung, einschließlich ihrer Entstehung, der Prophetien, der Ekstase und der rigoristischen Forderungen. Es werden die wichtigsten Quellen und unterschiedliche Interpretationen der Bewegung beleuchtet. Das Kapitel "Die Abwehr des Montanismus" schildert den Widerstand der Bischöfe und Gemeindeleiter gegen die "Neue Prophetie", der durch die Bedrohung der kirchlichen Organisation und die Verfälschung der Überlieferung motiviert war. Es werden die Argumente der Gegner des Montanismus und die kirchenpolitischen Konsequenzen des Abwehrkampfes dargestellt. Das Kapitel "Kirchengeschichtliche Konsequenzen" analysiert die Auswirkungen des Montanismus auf die Entwicklung der Kirche, insbesondere die Verdrängung der Frauen aus dem Verkündigungsamt und die Rückbildung der charismatischen Ämter. Es wird die Bedeutung des Montanismus für die Herausbildung des kirchlichen Selbstverständnisses und die Fixierung eines Grundsatzes katholischer Ekklesiologie beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Montanismus, die "Neue Prophetie", die urchristliche prophetische Tradition, die Ekstase, die rigoristische Ethik, der Kampf der Großkirche, die kirchenpolitischen Konsequenzen, die Verdrängung der Frauen aus dem Verkündigungsamt, die Rückbildung der charismatischen Ämter, das pfingstlich-charismatische Christentum, das Erwählungsbewusstsein und die Ökumene.
- Quote paper
- Regine Seidel (Author), 2002, Die Propheten aus Kleinasien: Montanus, Priscilla, Maximilla - Offenbarungen des Heiligen Geistes? Die Kirche des Amtes und das freie Wirken des Heiligen Geistes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4414
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