Zumindest eines haben die Postmoderne und der österreichische Schriftsteller Christoph Ransmayr gemeinsam: Beide erlebten in den 1980er Jahren einen Höhepunkt des öffentlichen bzw. literaturwissenschaftlichen Interesses. Nach intensiven Diskussionen und theoretischen Überlegungen schon Ende der 60er und in den 70er Jahren lief die Postmoderne-Debatte Mitte der 80er Jahre mit namhaften Vertretern wie Jürgen Habermas, Jean François Lyotard, Richard Rorty oder Jonathan Culler auf ihren vorläufigen Höhepunkt zu. Ähnlich verhält es sich mit Christoph Ransmayr, dessen zweiter Roman „Die letzte Welt“ 1988 für Furore sorgte und nach dessen Veröffentlichung „endlich ein neues Talent“ in der deutschsprachigen Literaturlandschaft gefeiert werden konnte. Zahllose Buchbesprechungen, Rezensionen und Porträts füllten die Feuilletons der großen sowie der kleinen lokalen und überregionalen Zeitungen und Zeitschriften. Mit den „Metamorphosen“3, dem Hauptwerk des römischen Dichters Ovid und dessen persönlichen Schicksal der Verbannung als Vorlage, schrieb Christoph Ransmayr einen Roman, welcher durch seine leichte, spielerische Konstruktion und durch seine poetische Sprache begeisterte. Das Romandebüt des Schriftstellers erfolgte allerdings schon 1984.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Postmoderne
2.1 Allgemeine Überlegungen
2.2 Begriffsbildung
2.3 Die wissenschaftliche Debatte
2.4 Konzepte der Abgrenzung
2.5 Arbeitsdefinition
3. Christoph Ransmayr und die Romane „Die Schrecken des Eises und der Finsternis“ und „Die letzte Welt“
3.1 Biographisches – Christoph Ransmayr, ein Kind seiner Zeit?
3.2 Entstehung und Rezeption der Romane
4. Die postmoderne Literatur
4.1 Postmoderner Roman oder postmoderne Lesart?
4.2 Merkmale postmoderner Literatur
5. Aspekte der Postmoderne in „Die Schrecken des Eises und der Finsternis und „Die letzte Welt“
5.1 Das Verschwinden des Autors
5.2 Intertextualität und Polysemie – Der Text als offenes Kunstwerk
5.3 Der Zerfall des Subjekts
5.4 Wirklichkeit versus Fiktion
5.5 Apokalypse, Mensch und Natur
6. Schlussbemerkung
7. Literaturverzeichnis
7.1 Werkverzeichnis Christoph Ransmayr
7.2 Verwendete Literatur
1. Einleitung
Zumindest eines haben die Postmoderne und der österreichische Schriftsteller Christoph Ransmayr gemeinsam: Beide erlebten in den 1980er Jahren einen Höhepunkt des öffentlichen bzw. literaturwissenschaftlichen Interesses. Nach intensiven Diskussionen und theoretischen Überlegungen schon Ende der 60er und in den 70er Jahren lief die Postmoderne-Debatte Mitte der 80er Jahre mit namhaften Vertretern wie Jürgen Habermas, Jean François Lyotard, Richard Rorty oder Jonathan Culler auf ihren vorläufigen Höhepunkt zu. Ähnlich verhält es sich mit Christoph Ransmayr, dessen zweiter Roman „Die letzte Welt“[1] 1988 für Furore sorgte und nach dessen Veröffentlichung „endlich ein neues Talent“[2] in der deutschsprachigen Literaturlandschaft gefeiert werden konnte. Zahllose Buchbesprechungen, Rezensionen und Porträts füllten die Feuilletons der großen sowie der kleinen lokalen und überregionalen Zeitungen und Zeitschriften.
Mit den „Metamorphosen“[3], dem Hauptwerk des römischen Dichters Ovid und dessen persönlichen Schicksal der Verbannung als Vorlage, schrieb Christoph Ransmayr einen Roman, welcher durch seine leichte, spielerische Konstruktion und durch seine poetische Sprache begeisterte. Das Romandebüt des Schriftstellers erfolgte allerdings schon 1984. Ebenfalls mit einer ungewöhnlichen Kombination von fiktionalen und dokumentarischen Elementen in „Die Schrecken des Eises und der Finsternis“[4] zeichnete Ransmayr die Geschichte einer von der Wissenschaft und Öffentlichkeit wenig beachteten österreichisch-ungarischen Nordpolexpedition aus den Jahren 1872-1874 nach und verließ damit zum zweiten Mal nach seiner ersten Buchveröffentlichung „Strahlender Untergang“[5] den journalistischen Bereich.
Ob nun diese zeitliche Parallelität bereits dazu berechtigt, die Romane des heute in Irland lebenden Autors als postmodern zu bezeichnen, ist fraglich. Wenn man sich jedoch die Analysen in Rezensionen und Aufsätzen ansieht, so stellt man fest, dass es über diese Gleichzeitigkeit hinaus überzeugendere Gründe zu geben scheint, „Die letzte Welt“ und „Die Schrecken des Eises und der Finsternis“ als Paradebeispiele postmoderner Prosa zu bezeichnen.[6] Evidenz bieten diesbezüglich zahlreiche Essays und Untersuchungen, in denen Ransmayrs Werk im Kontext postmoderner Fragestellungen diskutiert oder erwähnt wird. In Aufsätzen wie „Die Auferstehung des Mythos in der Postmoderne“[7] oder „Katastrophen und Texte: Zu Christoph Ransmayrs Die Schrecken des Eises und der Finsternis und Die letzte Welt“[8] werden die Werke des Autors definitiv als postmodern eingestuft. Andere fällen zwar kein klares kategorisierendes Urteil, sprechen den Romanen aber durchaus postmoderne Tendenzen zu[9]. Darüber hinaus werden Ransmayrs Romane immer wieder sowohl auf inhaltlich-thematischer Ebene als auch auf strukturell-methodischer Ebene mit Namen, Theorien, Themen und Philosophien in Verbindung gebracht, die ebenso innerhalb der Postmoderne-Diskussion eine Rolle spielen.[10]
Vernunftkritik, Ablehnung von Totalität, Auflösung des Subjekts und Verlust eines vernunftbestimmten einheitlichen Weltbildes, die Vorliebe für apokalyptische Visionen, spielerische Intertextualität, ironische Leichtigkeit, Mischung von Genres zur Popularisierung literarisch elitärer Traditionen bilden die einschlägigen Charakteristika der postmodernen Literatur, die gemeinhin als solche akzeptiert werden. Im Zusammenhang mit dem übergeordneten Prinzip einer generellen Pluralität, das in allen Postmoderne-Theorien substanziell ist, finden sich diese Merkmale in der ein oder anderen Form auch bei Christoph Ransmayr, was eine Einordnung seiner Romane in den Kanon postmoderner deutschsprachiger Literatur legitimiert.
Das vordergründige Ziel der vorliegenden Arbeit soll es allerdings nicht sein zu beweisen, ob Christoph Ransmayrs Romane durch die eben aufgezählten Elemente tatsächlich als postmodern einzustufen sind oder nicht. Dies wurde in den erwähnten Aufsätzen und in zahllosen Abhandlungen über postmoderne Literatur der 70er und 80er Jahre bereits in geradezu postmodern pluralistischer Manier getan. Zudem ist eine epochale Zuordnung auf Grund der Unbestimmtheit und Vagheit des Postmoderne-Begriffes beinahe Ansichtssache. Statt dessen wird hier die Postmodernität Ransmayrs beziehungsweise der zur Debatte stehenden Romane vorausgesetzt. Es geht vielmehr darum zu zeigen, inwiefern die Romane hinsichtlich der oben aufgezählten und weiterer Aspekte Postmodernität wiederspiegeln. Es soll aufgezeigt werden, welche postmodernen Kennzeichen zu finden sind, wie sich diese in den Romanen manifestieren und ob es Parallelen zwischen den inhaltlich sehr verschiedenen Werken gibt. Darüber hinaus soll deutlich werden, dass es aufgrund der postmodernen Pluralität keinen klassisch-postmodernen Text gibt, der einer vorgegebenen Richtlinie folgen würde, sondern dass es lediglich postmoderne Elemente in oder postmoderne Perspektiven auf literarische Texte gibt. Wie zu sehen sein wird, macht gerade jene Pluralität nicht nur die literaturwissenschaftliche und außer-literarische Debatte so schwierig und kontrovers, sondern erschwert auch die eindeutige Zuordnung literarischer Werke, ja stellt ein solches Kategoriendenken sogar gänzlich in Frage.
Im folgenden zweiten Kapitel soll zunächst die Postmoderne als interdisziplinäres Phänomen betrachtet werden. Nach einem allgemeinen Überblick (2.1) und einem begriffsgeschichtlichen Abriss (2.2) schließt sich die Darstellung der wissenschaftlichen Debatte über das Thema an (2.3). Bevor eine Arbeitsdefinition (2.5) erstellt wird, die als Grundlage für die Analyse der Romane dienen soll, ist darüber hinaus ein differenzierterer Blick auf verschiedene Konzepte der Abgrenzung (2.4) notwendig, die sich mit dem Verhältnis von Moderne, Modernismus, Neuzeit und Postmoderne befassen. In Kapitel 3 werden unter 3.1 und 3.2 wesentliche Hintergrundinformationen zum Autor Christoph Ransmayr und zur Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte seiner Werke gegeben. Die Aufführung der Charakteristika postmoderner Literatur wird in Kapitel 2 noch weitgehend ausgespart. Da diese Darstellung konkret auf die in Kapitel 5 folgende Analyse der Romantexte zu beziehen ist, werden in Kapitel 4.1 einige Überlegungen zur Existenz und zum Wesen postmoderner Literatur angestellt. In Kapitel 4.2 geht es dann unmittelbar um Sprache, Stil, Struktur, zentrale Themen und Techniken, die als kennzeichnend für die postmoderne Literatur gelten.
2. Die Postmoderne
2.1 Allgemeine Überlegungen
Die Postmoderne-Theorie schöpft ihr Selbstverständnis überwiegend aus zwei Quellen: erstens aus den Distanzierungen von der zivilisatorischen Moderne, die im 18. Jahrhundert mit der Aufklärung begann und mit dem Glauben an Humanität, Fortschritt, Geschichte und Utopien verbunden war; dieser Entwicklung setzt die Postmoderne eine Vielzahl von subjekt-, gesellschafts- und vernunftkritischen Argumenten entgegen, die von über 200-jähriger Erfahrung mit der Aufklärung und ihren Gefahren geprägt sind; zweitens aus den Distanzierungen von der ästhetischen Moderne, die Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzte, die Ästhetik des Hässlichen ins Kunstspiel einbrachte und in Adornos Ästhetik der Negativität ihre letzte theoretische Formulierung fand; dagegen setzt sie ein breites Spektrum an ästhetischer Rückbesinnung auf Form, Spiel, Vergnügen und umfassende Ironie.[11]
Obwohl diese Umschreibung der Postmoderne sehr grob gehalten ist und ihr somit nur ansatzweise gerecht wird, trifft sie doch einen wesentlichen Punkt des Phänomens Postmoderne. Bezüglich zahlreicher Definitionsversuche ist festzustellen, dass es anscheinend im Wesen der Postmoderne liegt, dass man dieses Phänomen, oder das, was es inhaltlich meint, nicht so einfach in ein paar kurze Sätze fassen kann. Die Definitionsnot ergibt sich aus der Komplexität der Postmoderne und ist vermutlich der Grund, warum es zwei recht unterschiedliche Annäherungsformen an das Phänomen gibt. Zum Einen kann man versuchen, postmoderne Inhalte, Konzepte, Themen und Theorien zusammenzustellen, sie genau zu beschreiben und zu systematisieren, was zuweilen sehr schwierig ist. Will man alle Perspektiven und Bereiche berücksichtigen, ist das Ergebnis eines solchen Versuches zumeist sehr umfangreich und unübersichtlich. Zum Anderen ist es verlockend, die Postmoderne mit Hilfe prägnanter Schlagworte zu charakterisieren, da man so auf schnellem und einfachem Weg eine Vorstellung vermitteln kann, was als postmodern zu bezeichnen ist. Der Nachteil dabei ist, dass man nur allzu oft an der Oberfläche der Dinge bleibt und so schnell der Eindruck entsteht, es handele sich um ein nichtssagendes oder sogar nicht existentes Phänomen, das nur in wissenschaftlichen Diskussionen kursiert. Beide Annährungsversuche an die Postmoderne haben in der Entwicklung der wissenschaftlichen Diskussion für eine zweigeteilte Betrachtung und Bewertung und zu einem sehr unterschiedlichen Umgang mit der Postmoderne geführt.
Die Unterscheidung, die Wolfgang Welsch in seinem Buch „Unsere postmoderne Moderne“[12] trifft, scheint eine sinnvolle und notwendige Trennung zu sein, die zwei grundverschiedene Abarten der Postmoderne benennt und schließlich voneinander abgrenzt. Ausgangspunkt und damit auch der Grund für die Abgrenzung ist der Pluralismus als zentrale Eigenschaft nicht nur der postmodernen Literatur, sondern der Postmoderne-Theorien überhaupt. Auf der einen Seite klassifiziert Welsch den „diffusen [...] Postmodernismus“ (WW, 2) als geradezu krankhafte Abart dieses Phänomens, die sich in Indifferenz und Beliebigkeit ergeht. Genau diese beiden Prädikate treffen allerdings nicht nur auf die so deklassierte postmoderne Literatur zu, sondern auch auf deren Kritiker, die in ähnlich, wenig fundierter Art und Weise ihre Kritik üben. In Ermangelung begründeter Argumentationen, stichhaltiger Analysen und basierend auf „Aversion und Assoziation“ (WW, 2) passt sich diese kritische Opposition exakt dem Gegenstand ihrer Kritik an. Diese diffuse oder auch „feuilletonistische Postmoderne“ (WW,3) ist nicht nur wenig produktiv, sondern sie sorgt auch dafür, dass auf der anderen Seite der wahre, der „präzise[ ] Postmodernismus“ (WW, 2) häufig gar nicht wahrgenommen wird. Überdies sorgt dieser feuilletonistische Postmodernismus für eine generelle Verunglimpfung der Postmoderne, die nicht gerechtfertigt ist. Jene „veritable und effiziente“ (WW, 3) Ausprägung unterscheidet sich insofern von der diffusen, als dass hier eine wirkliche Pluralität kennzeichnend ist. Für diese Variante gilt nicht „Vielheit durch Mischmasch“ (WW, 3), sondern eine Pluralität, die auf scharfer Abgrenzung beruht.
Henk Harbers weist im Zusammenhang mit der von Welsch getroffenen Trennung darauf hin, dass die Gefahr der postmodernen Literatur in dem leichten ironischen Spiel liegt, welches sie gleichzeitig ausmacht und von der Moderne unterscheidet. Er konstatiert, dass zwar eine gewisse Chance in diesem Spiel liege, dass aber bei aller Leichtigkeit ein ernster Hintergrund geschaffen werden müsse, um sich nicht in kurzfristig und oberflächlich amüsanter Beliebigkeit zu verlieren.[13] Nicht Indifferenz, vielmehr Differenz ist das treffende Schlagwort, nicht Grenzverwischung, sondern klare Trennung und Konfrontation unvereinbarer Gegensätze ist die Technik der wahren Postmoderne.
In gleicher Weise ist das Konzept der veritablen Postmoderne unvereinbar mit dem häufig ausgesprochenen Vorwurf der Irrationalität und Traditionslosigkeit. Es gilt zu bedenken, dass z.B. die Idee des Pluralismus keine Erfindung des 20. Jahrhunderts ist, sondern schon in der Antike, etwa bei Aristoteles oder in der Aufklärung bei Kant thematisiert wird. Nicht zufällig wird der griechische Philosoph als „traditionelle[r] Philosoph der Pluralität“ (WW, 277) bezeichnet und auch bei Kant ist die Heterogenität des Vernunftkonzepts deutlich erkennbar (Vgl. WW, 291-293). Demnach entlarvt ein differenzierterer Blick auf postmoderne Texte solche Vorwürfe zumeist als unhaltbar und oberflächlich. Betrachtet man also die veritable Postmoderne, und nach Welsch sollte man nur diese beachten, dann handelt es sich keineswegs um eine kurzlebige Modeerscheinung, sondern um eine durchaus ernstzunehmende, theoretisch fundierte Bewegung, die als Ausdruck der aktuellen Realität gesehen werden muss, die aber nicht ohne Fundament ist, sondern deren Grundgedanken auf einer langen Tradition fußen. Ob die Gemeinsamkeiten der Tendenzen und Entwicklungen ein derart geschlossenes und in sich stimmiges System ergeben, die dazu berechtigen, die Postmoderne als eigenständige Epoche auszurufen, und ob es darüber hinaus so etwas wie einen annähernd homogenen Kanon postmoderner Literatur gibt, soll an anderer Stelle erläutert werden.
In fast allen Versuchen, den Begriff Postmoderne etwas näher zu fassen oder gar zu definieren, ist es üblich, dies in Bezug auf die Moderne zu tun. Womit man im Prinzip schon beim ersten wichtigen und kritischen Punkt ist. Die Position der Postmoderne wird in der Regel in ihrer Relation zur Moderne definiert, was schon allein aus begriffstechnischen Gründen unumgänglich ist. Der Terminus Postmoderne scheint zu implizieren, dass es sich hier um ein 'nach-modernes' Phänomen handelt, welches die Moderne überwindet und eine Opposition dazu bildet. Zwei Dinge sind dabei jedoch zu beachten. Einerseits muss definiert werden, was genau mit Moderne gemeint ist, andererseits muss in Anlehnung daran überlegt werden, ob es sich tatsächlich um eine Überwindung der modernen Ideen und Konzepte handelt. Zwar wohnt die Relation zur Moderne schon dem Wort an sich inne, dennoch stellt sich die Frage, wie die Beziehung zwischen Moderne und Postmoderne genau aussieht, was im Übrigen wiederum davon abhängt, zu welcher Moderne sie in Bezug gesetzt wird.
Dass es sich mit der Klärung dieser Dinge nicht so einfach verhält, wurde schon angedeutet. Die jahrzehntelangen Debatten über Position, Inhalte und Wesen der Postmoderne kommen in der Regel zu dem Schluss, dass weder die Moderne noch die Postmoderne exakt zu fassen und zu definieren sind. Bereits an dieser Stelle liegt die Vermutung nahe, dass nicht allein die Komplexität der Postmoderne für die schwere Fassbarkeit verantwortlich ist, sondern dass dieses Problem bereits für den Begriff der Moderne gilt und sich in Abhängigkeit von diesem ausgeweitet hat. Was den Bereich der Definition angeht, sei es die der Postmoderne oder der Moderne, so ergibt sich aus der Vielzahl der verschiedenen Begriffe, die häufig ohne genauere Erläuterung gebraucht werden, eine weitere Schwierigkeit. Da den diversen Postmoderne-Begriffen sehr unterschiedliche Konzepte und Blickwinkel zu Grunde liegen, führt das in der Regel zu Verwirrungen und Missverständnissen, wenn nicht eindeutig klar wird, wie die Begriffe inhaltlich zu verstehen sind. Allein der Moderne-Begriff besitzt zahlreiche Referenzmöglichkeiten, was jedoch mittlerweile in der gegenwärtigen Diskussion auch berücksichtigt wird. Dabei ist es vor allem wichtig, nicht nur die zeitliche Dimension des verwendeten Terminus festzulegen, sondern auch das inhaltliche Verständnis zu skizzieren. Zudem müssen gegebenenfalls weiterführende Begriffe vermeintlich verwandter oder oppositioneller Phänomene wie z.B. Neuzeit, Modernismus, Posthistoire, postindustriell oder Dekonstruktion, sofern sie in dem jeweiligen Kontext relevant sind, genau definiert werden An dieser Stelle sei kurz darauf hingewiesen, dass im Rahmen dieser literaturwissenschaftlichen Arbeit der Begriff Postmoderne vorwiegend auf den literarischen Bereich zu beziehen ist und dieser dann auch seinem Äquivalent, der literarischen Moderne, gegenübergestellt wird.
Schuld an der allgemeinen Undurchsichtigkeit und Vagheit des Phänomens Postmoderne ist aber nicht zuletzt auch die Tatsache, dass dieses Phänomen sich über die Literatur hinaus auf zahlreiche kulturelle und gesellschaftliche Bereiche ausgeweitet hat. Architektur, Malerei und bildende Kunst beanspruchen den Terminus ebenso für sich wie die Soziologie und die Philosophie, wobei in jeder Disziplin andere Inhalte damit verbunden werden. Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, der Begriff Postmoderne stamme ursprünglich aus der Architektur und habe sich von dort aus verbreitet. Zu diesem Missverständnis führte vermutlich der Umstand, dass die Postmoderne sich hier durch ungewöhnliche Transparenz und Klarheit am besten dem allgemeinen Bewusstsein eingeprägt hat. Darüber hinaus wurde die europäische Debatte um die Postmoderne auch durch die Veröffentlichungen des amerikanischen Architekten Charles Jencks in Gang gesetzt, was dazu verleitete, den Ursprung der Postmoderne, zumindest in Europa, in der Architektur zu sehen. Das Postmoderne-Konzept der Architektur, von Jencks entscheidend geprägt, ist jedoch der amerikanischen Literaturwissenschaft der 70er Jahre entlehnt und dementsprechend ähnlich. In Anlehnung an Leslie Fiedlers Parole „Überquert die Grenze, schließt den Graben“[14] versuchte auch die postmoderne Architektur die Wende vom elitär ausgerichteten, internationalen, unpersönlich starren Stil hin zu einem individuelleren, flexibleren und bodenständigeren Stil zu vollziehen.[15]
In der Malerei wollte man sich lange mit dem Terminus Postmodernismus nicht anfreunden, doch seit den 1980er Jahren ist eine Stilrichtung der Malerei zu beobachten, die sich „Trans-Avantgarde“[16] nennt und im Prinzip eine postmoderne Position einnimmt. Die Vertreter dieser Stilrichtung wandten sich von der aufrüttelnden, provokativen Kunst der Avantgarde der 20er und 30er Jahre ab und lehnten es kategorisch ab, sich in die Dienste der Sozialkritik zu stellen. „Die Kunst ist, per definitionem, eine asoziale Praxis“[17] konstatierte Anfang der 80er Jahre Achille Bonito Oliva, eine prägende Figur für die Herausbildung der postmodernen Malerei. Ein weiteres Indiz für die Postmodernität der Trans-Avantgarde ist die Pluralität der individuellen künstlerischen Ansätze, die Oliva ebenfalls feststellte und begrüßte.[18] Eine ähnliche Entwicklung vollzog sich im Prinzip in sämtlichen künstlerischen Bereichen, wie bildende Kunst, Theater, Tanz und Film. Während sich der Begriff selbst erst sehr spät durchsetzte, waren derweil überall schon zu Beginn der 60er Jahre postmoderne Tendenzen in den Künsten zu beobachten.[19]
Im Rahmen der soziologischen Betrachtung der Postmoderne gibt es eine Reihe von Unklarheiten, die mit gegenläufigen Konzeptionen und Etikettierungen des Begriffs der postindustriellen Gesellschaft zusammenhängen. Die Kontroverse darüber, ob dieser Terminus ein Synonym zur postmodernen Gesellschaft ist, soll hier nicht weiter ausgeführt werden. Festzuhalten bleibt, dass in Ausführungen prägender Soziologen der 70er und 80er Jahre eindeutig das Konzept der postmodernen Pluralität zu finden ist und dass sogar erklärte Gegner der Postmoderne wie Jürgen Habermas eine „Heterogenität von Maßstäben und Ansprüchen“ (WW, 30) nicht leugnen.[20]
Die postmoderne Philosophie formierte sich im Gegensatz zu den schon genannten Disziplinen erst sehr spät und wird bis heute im Wesentlichen von dem Franzosen Jean François Lyotard dominiert. Sein Postmoderne-Konzept wird an späterer Stelle differenzierter betrachtet. An dieser Stelle sei nur angedeutet, dass sich Lyotard auf einer grundsätzlicheren Ebene mit dem Phänomen auseinander setzte, die zentralen Aspekte der Postmoderne aller Bereiche zusammenfasste und zu systematisieren suchte. Die weiteren Vertreter der postmodernen Philosophie teilen sich im Großen und Ganzen auf in die Poststrukturalisten wie Michel Foucault oder Jacques Derrida, die der postmodernen Position Lyotards nahe stehen und in mehr oder weniger davon unabhängige, eigenständige Verfechter des Pluralismus wie z.B. Paul Carl Feyerabend, Albrecht Wellmer oder Robert Speamann. Gerade so wie Lyotard versucht auch Wolfgang Welsch in einem Resümee die verschiedenen postmodernen Strömungen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen und kommt schließlich zu demselben Schluss wie der Franzose. „Die Postmoderne beginnt dort, wo das Ganze aufhört“ (WW, 39), konstatiert Welsch; damit ist für ihn der Pluralismus die zentrale Eigenschaft, das tertium comparationis, das letztlich alle postmodernen Strömungen eint und homogener macht als man auf den ersten Blick annehmen kann. Bei genauerer Betrachtung scheint die Postmoderne jedenfalls nicht undurchsichtiger zu sein als die Moderne, die ja in jeder Hinsicht Bezugspunkt für die Postmoderne ist.
Um sich einer möglichst klaren Postmoderne-Definition zu nähern, die dann maßgeblich für die Analyse der Romane sein wird, sollen zunächst die Begriffsgeschichte und die wissenschaftliche Debatte um die Postmoderne kurz skizziert werden. Im Anschluss daran werden einige Moderne- und Postmoderne-Konzepte und damit zusammenhängende Konzepte der Abgrenzung vorgestellt.
2.2 Begriffsbildung
Für das heutige Verständnis von Postmoderne ist es wichtig, die Entstehung des Begriffes, seine Verbreitung und seine Verwendungskontexte zu kennen. Auch wenn das an dieser Stelle nur ansatzweise verfolgt wird, sollen ein paar wichtige Eckdaten genannt werden.
Als früheste Quelle ist vermutlich das Buch von Rudolf Pannwitz „Die Krisis der europäischen Kultur“[21] anzusehen, in dem ganz explizit vom „postmoderne[n] Mensch[en]“[22] gesprochen wird. Was sich bei näherem Hinsehen zwar als Paraphrase von Nietzsches Übermensch entpuppt, ist dennoch formal gesehen das Debüt des Terminus Postmoderne.
Unabhängig von Pannwitz, in einem anderen Zusammenhang und mit ganz anderer inhaltlicher Füllung, findet sich der Begriff dann einige Jahre später in der „Antologia de la Poesia Espanola e Hispanoamericana“[23], einer Sammlung des Spaniers Federico de Oníz von 1934. Oníz trifft hier in literaturwissenschaftlichem Kontext eine klare zeitliche Einordnung der Postmoderne, die jedoch von der heutigen stark abweicht. Demnach folgt der postmodernismo zwar auf den modernismo, bezeichnet aber nur eine kurze Phase zwischen 1905 und 1914. Inhaltlich versteht Oníz den postmodernismo als eine Reaktion auf den modernismo, in der bestimmte Ausartungen desselben korrigiert werden. Im hispano-amerikanischen Sprachbereich wurde der Begriff seit dieser Zeit immer wieder gebraucht und weiterentwickelt. So konstatiert Michael Köhler, dass die Verwendung im „Atlas de literatura latinoamericana“[24] von 1972 dem heutigen Verständnis von Postmoderne und auch der zeitlichen Ansiedelung schon sehr nahe kommt.[25]
Im englischen Sprachraum findet sich die Bezeichnung post-modernism erstmals 1942 in der „Anthology of Contemporary Latin-American Poetry“[26], wobei nicht klar ist, ob es sich hier um eine Übernahme des von Oníz geprägten Begriffs handelt oder um eine Neuprägung. Nicht die erste, aber doch die erste folgenreiche und breitenwirksame Verwendung erfuhr der Terminus durch die Enzyklopädie „A Study of History“[27] des englischen Historikers Arnold Toynbee, die zwischen 1947 und 1954 erschien. Dieser sah den Postmodernismus als vierte, gegenwärtig andauernde Phase der abendländischen Kultur. Seine Perspektive war zwar eher politisch geprägt, sah jedoch den Wechsel von der Moderne zur Postmoderne in der Absage an das enge nationalstaatliche Denken zu Gunsten einer globalen Interaktion.
Dass Toynbee dem Begriff zur ersten Breitenwirkung verhalf, ist belegbar, da namhafte spätere Autoren und Postmoderne-Theoretiker wie Harry Levin, Irving Howe oder Ihab Hassan auf Toynbee zurückgriffen. Dass sich aber die Postmoderne nicht nur in der Prägung eines neuen Terminus manifestierte und manifestiert, sondern tatsächlich Ausdruck eines neuen Zeitgeistes oder Zeitgefühls zu sein scheint, zeigt sich daran, dass immer wieder auch unabhängig von Vorgängern, der Begriff fällt oder in Umschreibungen ausgedrückt wird. Der wissenschaftliche Diskurs fand zunächst nur in den USA statt, von wo aus er in den 1970er Jahren Europa erreichte.
2.3 Die wissenschaftliche Debatte
Obwohl die Begriffe Postmoderne bzw. postmodern schon seit über 80 Jahren existieren, wurden sie doch lange Zeit nur sehr sporadisch und unsystematisch verwendet. Tatsächliche Relevanz bekamen sie erst nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, der ohnehin, nicht nur unter politischer Perspektive, als große Zäsur gilt. So entwickelte sich in Amerika in den 50er Jahren eine erste nennenswerte Diskussion darüber, was unter Postmoderne zu verstehen sei. Bemerkenswert ist an dieser Stelle, dass das Thema von Literaturwissenschaftlern, inspiriert durch Toynbee, aufgegriffen wurde und von der Literaturwissenschaft aus um sich griff.
Wie die Auffassung von der Postmoderne in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts aussah, drücken Harry Levin und Irving Howe in ihrem Aufsatz „What Was Modernism“[28] aus. In dieser Gegenwartsanalyse bedauern sie zwar, dass die postmoderne Literatur im Vergleich zu den modernen Texten an Kreativität, Qualität und Experimentierfreudigkeit verloren habe, dass ihr dies aber nicht vorzuwerfen sei, da es sich um eine zwangsläufige Entwicklung handele. Ihrer Meinung nach gibt die gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung zu wenig Impulse, als dass anspruchsvolle Literatur hergestellt und an das hohe Niveau der Moderne angeknüpft werden könnte. In einer Zeit, so Irving und Howe, ohne Ecken und Kanten, in der die großen Oppositionen verloren gehen und in der es keine einheitlichen Moralvorstellungen mehr gibt, können auch keine dramatischen Konflikte entstehen, nicht in der Realität und davon abhängend schon gar nicht in der Literatur.
Eine radikale Bedeutungsverschiebung ergab sich Mitte der 60er Jahre durch die Arbeiten Lieslie Fiedlers, der den Begriff der Postmoderne aus seiner Abhängigkeit zur Moderne löste und eine positive Neubewertung vornahm. Er definierte die Postmoderne erstmals ohne Rückbezug auf die Moderne und prägte damit das neue Verständnis. Die wichtigste Eigenschaft der Postmoderne ist für Fiedler die Grenzüberschreitung. Die „Überbrückung der Kluft zwischen Elite- und Massenkultur“[29] ist ihre entscheidende Aufgabe. Ab dieser Zeit wurde die Postmoderne nicht mehr nur im Vergleich zum zuvor oft sehnsüchtig heroisch dargestellten Zeitalter der Moderne gesehen, sondern sie wurde als etwas Eigenständiges, Zukunftsträchtiges wahrgenommen, das sich nicht mit der Moderne messen muss. Entsprechend der aufgewühlten revoltierenden Stimmung der zweiten Hälfte der 60er Jahre wehrte man sich nun dagegen, immer an den Maßstäben einer anderen, vergangenen Zeit gemessen zu werden und rief die Postmoderne als Beginn eines neuen Zeitalters aus. Erst in dieser Phase griff der Begriff auch auf andere Bereiche über wie z.B. die Kunstwelt, die Soziologie oder die Theologie.
Auch Ihab Hassan trieb in den 70er Jahren die Postmoderne-Diskussion weiter, er war vor allem um die Charakteristika der Postmoderne und insbesondere der postmodernen Literatur bemüht.[30] Dass die Diskussion in den 70er Jahren zumindest im nordamerikanischen Raum entfacht war, zeigt sich auch daran, dass sich immer mehr literaturwissenschaftliche Fachzeitschriften des Themas annahmen und zahlreiche Debatten darüber provozierten.[31] Der Diskurs wurde zwar durch die steigende Zahl der Beiträge immer breiter gefächert, gleichzeitig erfuhr die Postmoderne aber auch eine fundierte Analyse ihrer poetologischen Grundlagen, was sie insgesamt fassbarer machte als zuvor.
In seinem Buch „Das postmoderne Wissen“[32] versammelte und systematisierte Jean François Lyotard 1979 als erster die bislang sehr verstreuten Erörterungen und Argumentationen zu diesem Thema. Der Franzose wurde damit zur prägenden Figur für die Fürsprecher der Postmoderne. Hat Lyotard auch einen philosophisch orientierten Ausgangspunkt, so schaffte er es doch, die wesentlichen Aspekte der Postmoderne zu einer Basis zusammenzustellen, auf der die Postmoderne-Konzepte aller Bereiche fußen. Das differenzphilosophische Konzept Lyotards ist ein strukturell offenes, das sich gegen traditionelle, totalitaristische Tendenzen ausspricht und mit Hilfe „sprachspieltheoretische[r] Methode[n]“[33] die „Anerkennung der Individualität und Heterogenität“[34] dagegen setzt. An dieser Stelle zeigt sich auch die enge Verknüpfung zwischen der Differenzphilosophie und der postmodernen Literatur. Die unzähligen Möglichkeiten, die der Literatur durch die im Prinzip freie „Permutation von 26 Buchstaben“[35] zur Verfügung stehen und mittels derer sie unendlich viele virtuelle Realitäten erschaffen kann, soll auf die Philosophie übertragen werden.
In unmittelbarer Nähe zur dieser Auffassung befindet sich auch die Position Jacques Derridas, dessen Dekonstruktivismus ebenfalls stark semiotisch ausgerichtet ist. Das Spiel der „différance“[36], so Derrida, ermöglicht einen ständigen, offenen Bedeutungswandel und bietet damit unendlich viele Möglichkeiten des Ausdrucks. Die endlose Verweiskette der Signifikanten, in der sich durch die grundsätzliche Iterabilität der Zeichen ständig Sinn konstituiert und im gleichen Augenblick wieder destruiert wird, ist die Absage an jegliche Sinnpräsenz und damit auch an ein transzendentales, einziges und wahres Signifikat. Die „dissémination“[37], die Streuung des Sinns, die jede Textkohärenz verneint, ist nicht nur die Konsequenz der Philosophie Derridas, sondern sie entspricht auch in großem Maß dem von Lyotard und anderen postulierten Pluralismus der Postmoderne.[38]
Die individuelle Freiheit steht für Lyotard in jeder Beziehung an erster Stelle. Diese kann nur durch eine als positiv begriffene Pluralität von „Lebensentwürfe[n], Wissenschaftskonzeptionen, Sozialbeziehungen“ (WW, 40) erreicht werden und darf nicht durch den Absolutheitsanspruch einer Theorie oder eines Systems eingeengt werden. Speziell unter dieser Voraussetzung ist auch Lyotards Verabschiedung von den Meta-Erzählungen zu sehen. Seiner Meinung nach kann die Welt nicht mehr nach metanarrativen Prinzipien aufgebauten, universellen Leitideen wiedergegeben werden, die ganze Epochen „zu umgreifen und zu dirigieren vermochte[n] (WW, 172). Der Hauptvorwurf, der Lyotard zu seinen diesbezüglichen Ausführungen gemacht wird, ist der, dass er nicht mehr zwischen Inhalt und Form differenziert. Er erklärt die teleologisch und hermeneutisch angelegten Erzählungen der Aufklärung, des Rationalismus und des Idealismus für überholt, bezieht sich dabei aber zumeist nicht auf die Form, sondern auf ganz konkrete Theorien, also auf Inhalte. Absolutheitsansprüche, wie sie in der Politik und Philosophie des 18. Jahrhunderts erhoben wurden, entlarvt Lyotard als totalitär und lehnt diese als nicht zeitgemäß ab.
Die Möglichkeit, die eine Wahrheit darzustellen oder zu erkennen, wurde auch schon von den Modernisten, allen voran von Friedrich Nietzsche, kritisch gesehen, doch scheinen diese Bedenken seither zu wachsen und sich in einer größer werdenden Skepsis gegenüber Politik und Philosophie zu manifestieren. Hinsichtlich der Standortbestimmung der Epoche sieht Lyotard in der Postmoderne „keine neue Epoche, sondern das Redigieren einiger Charakterzüge, die die Moderne für sich in Anspruch genommen hat“.[39] Das post in Postmoderne drückt für Lyotard weder ein „zeitliches, epochenbildendes Danach“[40] aus, noch ist es „als Geschichte strukturierender Begriff“[41] zu sehen, sondern ist „allein als Zeichen für Distanz“[42] zu sehen.
Jürgen Habermas entfachte die Diskussion zu Beginn der 80er Jahre erneut, indem er in seiner Rede „Die Moderne – ein unvollendetes Projekt“[43] sowohl die Fürsprecher der Postmoderne, als auch die Anhänger des verwandten Poststrukturalismus angriff und sie als „Neukonservative[ ]“ bzw. „Jungkonservative[ ]“[44] bezeichnete. Bis weit in die 80er Jahre hinein entbrannte ein leidenschaftlich geführter und von Lyotard sehr ironisch-polemisch gehaltener Diskurs über die Postmoderne. Veröffentlichungen wie „Beantwortung der Frage: Was ist postmodern?“[45] oder „Postmoderne für Kinder“[46] sind jeweils als Antworten auf diverse Schriften von Habermas oder anderen Kritikern zu sehen. Auch Wissenschaftler und Vertreter aus anderen Disziplinen und Lagern, etwa die Dekonstruktivisten Jacques Derrida und Richard Rorty, schalteten sich in die Diskussion mit ein und machten die ganze Sache zunehmend unübersichtlich. Waren die Positionen zu Beginn dieser Debatte noch klar in Fürsprecher und Gegner der Postmoderne geteilt, so scheinen sich die Argumente mehr und mehr zu vermischen.
Albrecht Wellmer ist es unter anderem zu verdanken, dass sich die nicht mehr klar in pro und contra zu differenzierenden Oppositionen allmählich auflösten. Durch seine Beiträge zu dem Thema etablierte sich Mitte der 80er Jahre ein neues Postmoderne-Konzept. In den Thesen von Habermas entdeckte Wellmer viele genuin postmoderne Einstellungen, die ihn zu dem Schluss kommen ließen, die Postmoderne habe am Ende doch so viel mit der Moderne gemeinsam, dass sie nicht als Überwindung, wohl aber als Fortführung der Moderne verstanden werden kann. Die starren Fronten wichen der Einsicht, dass eine pro-moderne Einstellung nicht zwangsläufig eine contra-postmoderne Haltung sein muss und umgekehrt. Die Konsequenz daraus war, dass durch das uneinsichtige Beharren auf bestimmten Positionen der scharfe Angriff auf die Postmodernisten und die Argumentation Habermas` ins Wanken gerieten. Wolfgang Welsch wirft Habermas vor, dieser habe ausschließlich Autoren kritisiert, die zwar als postmodern gelten, die sich jedoch nie selbst als Postmodernisten bezeichnet hatten. Das Konzept des einzigen, explizit selbsternannten Postmodernisten, Jean-François Lyotard, würde, so Welsch, dem Frankfurter Soziologen keine Angriffspunkte mehr bieten, da es weder vernunftfeindlich, noch irrational oder neokonservativ ist. Die Position Lyotards ist der von Habermas im Prinzip sehr ähnlich. Wenn auch von verschiedenen Ausgangspunkten her gedacht und argumentiert wird, so lässt sich nicht leugnen, dass die Postmoderne Lyotards, die von diesem als radikalisierte Moderne verstanden wird, nicht allzu weit von der Moderne als 'unvollendetem Projekt' entfernt ist.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Postmoderne-Diskussion Mitte der 80er Jahre ein breites Spektrum an Argumenten, Positionen und Ansätzen entwickelt hat. Dies trug zwar auf der einen Seite zur Konkretisierung vieler Aspekte bei, machte aber das gesamte Phänomen nicht übersichtlicher. Für die Analyse von Romantexten bedeutet dies vor allem, dass zwar einzelne Merkmale als postmoderne Charakteristika bestimmt werden können, dass aber die generelle Zuordnung zur Postmoderne schwierig ist. Obwohl der Versuch, die Postmoderne in irgend einer Weise zu definieren, wohl um ihr als Phänomen oder Epoche eine Existenzberechtigung zu geben, zu keinem eindeutigen Ergebnis führte, ist schon allein der umfassende Diskurs mit zahlreichen Publikationen ein Indiz dafür, dass eine solche Bewegung existiert und dass das Zeitalter der Postmoderne erreicht sein muss. Allein dass Lyotards Werk über die Postmoderne von 1979 eine solch antreibende Wirkung hatte, beweist, dass Diskussionsbedarf vorhanden war und dass es anscheinend Veränderungen gab, die zwar zur Kenntnis genommen worden waren, die aber bislang keiner auf den Punkt bringen oder beim Namen nennen konnte. Im folgenden Kapitel sollen nun einige mögliche Konzepte der Abgrenzung zwischen Postmoderne und Moderne vorgestellt werden.
2.4 Konzepte der Abgrenzung
Das bereits mehrfach erwähnte Verhältnis zwischen Moderne und Postmoderne hat sich, wie die Skizzierung der wissenschaftlichen Debatte andeutet, stetig verändert. Diese Tatsache ändert jedoch nichts daran, dass die jeweilige Postmoderne-Position nicht zuletzt davon abhängig ist, wie die Moderne definiert wird und wie man die Relation der Postmoderne zur Moderne charakterisiert und beschreibt. In Ansätzen wurde schon deutlich, dass die verschiedenen Sichtweisen, weil sie ein großes Spektrum an Möglichkeiten ausfüllen, zum Teil sehr konträr sind. Die Postmoderne als Epochenbegriff oder als Geisteshaltung, als Ablösung und Überwindung der Moderne oder als Fortführung bzw. Radikalisierung derselben sind Positionen wie sie gegensätzlicher nicht sein können.
Es ist ein lange währendes und immer wieder aufkommendes Missverständnis, die Postmoderne würde die Fragestellungen der Moderne überwinden, indem sie mit deren Traditionen breche und alles 'moderne' hinter sich lasse. Vielmehr scheint heute klar zu sein, dass die Moderne keineswegs so homogen ist, wie sie häufig dargestellt wurde; Dass viele Gedanken der Postmoderne schon in der Moderne, also z.B. der Romantik oder auch dem Modernismus zu finden sind, lässt sich nicht leugnen. Zutreffender ist daher die Annahme, dass die Postmoderne eng mit einigen Tendenzen der Moderne verknüpft ist und somit keine Überwindung, sondern eine Fortführung derselben ist. Die Postmoderne unter diesen Voraussetzungen als einen spezifischen Teil der Moderne zu sehen und nicht mehr als eigenständige Epoche, befriedigt meines Erachtens wenig, würde man doch so dem Phänomen nicht ganz gerecht werden. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang die Definition von Moderne, deren Abgrenzung zur Postmoderne prägend ist für die inhaltliche Füllung sowohl der Moderne als auch der Postmoderne.
Es gibt viele verschiedene Konzepte, die die Moderne in dem Zeitraum von der Renaissance bis zum 19. Jahrhundert zu unterschiedlichen Zeitpunkten beginnen lassen, wobei immer markante Daten, prägende Personen oder Aufsehen erregende Entwicklungen das jeweilige Ende einer alten oder den Anfang einer neuen Ära markieren. Ist es für den Einen die Philosophie Descartes oder Rousseaus, die den Beginn der Moderne einläutet, so zeugt für einen Anderen das Werk Miguel Cervantes’ vom Anbruch der Moderne. Darüber hinaus wird der Begriff Moderne nicht nur für diesen frühen Zeitraum verwendet, sondern häufig auch für die Zeit um 1900, dann in Variationen auch ästhetische Moderne oder Modernismus genannt. Wer sich also mit den Begriffen Moderne, modern oder Modernismus beschäftigt, muss feststellen, dass es keine sauberen, einheitlichen Begriffsbestimmungen gibt. Das Prädikat modern ist genauso wie die Moderne zum vieldeutigen Signifikanten geworden, den man unter verschiedenen Aspekten betrachten kann. Die Setzung des zeitlichen Rahmens ist zwar entscheidend, hängt aber von der jeweiligen Betrachtungsweise ab, so setzt ein Historiker andere Schwerpunkte als ein Philosoph und kommt dementsprechend auch zu einer anderen Einteilung.
Hans-Ulrich Gumbrecht schlägt ein Vier-Phasen-Modell vor, das sich an den charakteristischen und prägenden Entwicklungen größerer Zeitabschnitte orientiert und somit auch den verschiedenen historischen, philosophischen oder soziologischen Standpunkten gerecht zu werden versucht.[47] Die erste der vier Phasen bildet die Frühmoderne, welche den Beginn der Neuzeit einläutet und damit das Mittelalter beendet. Die entscheidenden Ereignisse, die diese Wende markieren, sind die Entdeckung Amerikas und die Erfindung des Buchdrucks. Hier wird das Moderne im Gegensatz zum 'dunklen', stagnierenden Mittelalter gesehen. Die Frühmoderne beginnt mit der Entdeckung einer neuen Subjektivität des Menschen, einer Bewusstwerdung seiner Möglichkeiten und Fähigkeiten. Die Wissenschaften treten ihren Weg der Entdeckungen an, und mit dem Voranschreiten der empirischen, wissenschaftlichen Ergründung der Objekte der Welt kommt die Ansicht auf, mit dieser Entschlüsselung der Signifikanten-Welt auch die eine endgültige Wahrheit gefunden zu haben. Alles, was damals auf wissenschaftlichem Wege als nachvollziehbar und nachprüfbar herausgefunden wurde, galt als die Erkenntnis der einzigen existenten Wahrheit. Unter philosophischer Perspektive ist die zweite Phase Gumbrechts, die epistemologische Moderne, interessanter. Während sich die Frühmoderne hauptsächlich mit der Wahrnehmung der materiellen Welt beschäftigt und diese auch als über alles erhaben ansieht, befasst sich diese Moderne mit der Wahrnehmung und Erfahrung begrifflich abstrakter Dinge. Zeitlich erstreckt sich diese Phase, eine Hochzeit der rationalistischen Aufklärung, etwa von 1780 bis 1830. Gumbrecht sieht vor allem die Philosophie Hegels als prägend an. Durch besondere Produktivität und Experimentalität zeichnet sich die etwa um 1830 beginnende Hochmoderne aus. Die massiven Zweifel an der Erkenntnismöglichkeit der absoluten einen Wahrheit steigern sich ab hier bis zu den Avantgarden des 20. Jahrhunderts und halten sich trotz der politischen Zäsur des zweiten Weltkrieges bis in die 50er Jahre. Auf die Hochmoderne folgt schließlich die Postmoderne. Diese andauernde Phase stellt in seinen Augen eine Überwindung der vorangegangenen Modernen dar. Mit Überwindung ist allerdings nicht das Ablehnen und Hinter-sich-lassen aller Problematiken der vorangegangenen Epochen gemeint, sondern die Neuaufnahme dieser Themen, die erneute Reflexion und Betrachtung der bekannten Problematiken in alten und neuen Darstellungsformen. Ferner erübrigt sich mit der endgültigen Absage an die Suche nach Wahrheit und Einheit auch die Frage nach der Subjektivität und Referentialität. Gumbrecht sieht in der Postmoderne im Prinzip eine Vereinigung von Randphänomenen, die zu jeder Moderne-Phase in unterschiedlicher Form marginal vorhanden waren. Diese zumeist weniger destruktiven und radikalen Tendenzen[48] haben in der Postmoderne zusammengefunden und beispielsweise in der Literatur dazu geführt, dass Erzählen und Repräsentieren wieder möglich wurden, weil die Frage nach Entsprechungen, nach Referentialität nicht mehr gestellt wird.
[...]
[1] Ransmayr, Christoph, Die letzte Welt, Frankfurt am Main 2002. Alle Textangaben beziehen sich auf diese limitierte Jubiläumsedition, im Folgenden werden Zitate unter der Sigle „LW, Seite“ nachgewiesen.
[2] Schirrmacher, Frank, Bücher aus Asche, Leiber aus Ameisen, in: FAZ, 17.9.1988.
[3] Publius Ovidius Naso, Metamorphosen. Epos in 15 Büchern, Stuttgart 2001. Da die Differenzierung zwischen der Romanebene und der historischen Ebene insbesondere für die spätere Textanalyse relevant ist, wird, zur besseren Unterscheidung zwischen diesen Ebenen im Folgenden das von der Romanfigur Naso geschriebene Buch wie im Roman auch in lateinischer Schreibweise als „Metamorphoses“, die realexistierenden „Metamorphosen“ Ovids dagegen in deutscher Schreibweise wiedergegeben. Vgl. hierzu Epple, Thomas, Phantasie contra Realität, in: Literatur für Leser, S. 30, Fußnote Nr. 30.
[4] Ransmayr, Christoph, Die Schrecken des Eises und der Finsternis, Frankfurt am Main 162001. Alle folgenden Textzitate beziehen sich auf diese Ausgabe und werden unter der Sigle „SEF, Seite“ nachgewiesen.
[5] Ders., Strahlender Untergang, Frankfurt am Main 2000. Ein Werkverzeichnis von Christoph Ransmayr befindet sich im Literaturverzeichnis unter 7.1.
[6] In einem Aufsatz von Henk Harbers über die postmoderne Literatur wird Ransmayr ganz selbstverständlich zum postmodernen Kanon gezählt. Vgl. Harbers, Henk, Gibt es eine 'postmoderne' deutsche Literatur?, in: Literatur für Leser, S. 62.
[7] Bachmann, Peter, Die Auferstehung des Mythos in der Postmoderne, in: Diskussion Deutsch, S. 639-651.
[8] Scheck, Ulrich, Katastrophen und Texte, in: Hinter dem schwarzen Vorhang, S. 283-290.
[9] Vgl. hierzu Decreus, Freddy, Vom Chaos zur Ordnung, in: Germanistische Mitteilungen, S. 177-181 oder vgl. Bartsch, Kurt, Dialog mit Antike und Mythos, in: Modern Austrian Literature, S. 125.
[10] Die dekonstruktivistische Philosophie Jacques Derridas, welche in unmittelbarer Nähe zur Theorie der Postmoderne gesehen werden muss, wird häufig mit Ransmayrs Romanen in Verbindung gebracht. Vgl. Gellhaus, Axel, Das allmähliche Verblassen der Schrift, in Poetica, S. 124.
[11] Kiedaisch, Petra, Ist die Kunst noch heiter?, S. 237. Auch Umberto Eco hält die Ironie für ein wichtiges Kennzeichen der Postmoderne, vgl. Eco, Umberto, Postmodernismus, Ironie und Vergnügen, in: Wege aus der Moderne, S. 75-78.
[12] Welsch, Wolfgang, Unsere postmoderne Moderne, Weinheim 1987. Im Folgenden werden Zitate unter der Sigle „WW, Seite“ nachgewiesen.
[13] Vgl. Harbers, Henk, Gibt es eine 'postmoderne' deutsche Literatur?, in: Literatur für Leser, S. 57 und 69.
[14] Fiedler, Leslie, Überquert die Grenze, schließt den Graben, in Wege aus der Moderne, S.57-74. Auf die Bedeutung Fiedlers wird in Kapitel 2.3 näher eingegangen.
[15] Durchgesetzt hat sich der Begriff der Postmoderne in der Architektur erst 1975 durch den amerikanischen Architekten Charles Jencks, vgl. hierzu Jencks, Charles, Die Sprache der postmodernen Architektur, Stuttgart 1988. Sowohl eine knappe übersichtliche Zusammenfassung, als auch eine detaillierte Darstellung des Postmoderne-Konzepts in der Architektur findet sich bei Wolfgang Welsch, vgl. WW, 18-23 und 87-134.
[16] Oliva, Achille Bonito, Die italienische Trans-Avantgarde, in Wege aus der Moderne, S. 121.
[17] Ders., Im Labyrinth der Kunst, Berlin 1982, S. 87.
[18] Vgl. ebd., S. 58.
[19] Dass das Phänomen Postmoderne auch in der Kunst sehr früh wahrgenommen wurde und der Begriff hin und wieder schon verwendet wurde, zeigt ein Aufsatz in dem amerikanischen Kunstjournal „Art in America“, vgl. O`Doherty, Brian, What Is Postmodernism?, in: Art in America, S. 19.
[20] Prägend sind hier vor allem die Schriften Daniel Bells. Vgl. Bell, Daniel, The Coming of Post-Industrial Society, London 1974; dt.: vgl. ders., Die nachindustrielle Gesellschaft, Frankfurt am Main 1996.
[21] Pannwitz, Rudolf, Die Krisis der europäischen Kultur, Nürnberg 1917.
[22] Ebd. S. 64.
[23] Antologia de la Poesia Espanola e Hispanoamericana, hg. v. Federico de Oníz, Madrid 1934.
[24] Atlas de literatura latinoamericana, hg. v. Carlos Mainer Braqué, Barcelona 1971.
[25] Vgl. Köhler, Michael, 'Postmodernismus': Ein begriffsgeschichtlicher Überblick, in Amerikastudien, S. 8-18.
[26] Anthology of Contemporary Latin-American Poetry, hg. v. Dudley Fitts, Norfolk 1942.
[27] Toynbee, Arnold Joseph, A Study of History, Oxford 1947; dt.: ders., Studie zur Weltgeschichte, Hamburg 1949.
[28] Levin, Harry, What Was Modernism, in: Refractions, S. 271-295.
[29] Fiedler, Leslie, Überquert die Grenze, schließt den Graben, in: Wege aus der Moderne, S. 62. Auch wenn sich Fiedler in diesem konkreten Satz nur auf die Funktion des Romans bezieht, wird im gesamten Aufsatz deutlich, dass in dem Brückenschlag zwischen der hohen Kunst und der Pop-Kultur eine generelle Aufgabe der Postmoderne gesehen wird.
[30] Vgl. Hassan, Ihab: The Dismemberment of Orpheus, New York 1971 und vgl. ders., Postmoderne heute, in: Wege aus der Moderne, S. 47-56.
[31] Zu nennen sind hier vor allem die Journale „New Literary History“, „Boundary 2“, „TriQuaterly“ und „Journal of Modern Literature“. Vgl. hierzu Köhler, Michael, 'Postmodernismus': Ein begriffsgeschichtlicher Überblick, in: Amerikastudien, S. 13-15.
[32] Lyotard, Jean-François, Das postmoderne Wissen, Graz/Wien 1986.
[33] Engelmann, Peter, Positionen der Differenz, in: Jenseits des Diskurses, S. 112.
[34] Ebd., S. 112.
[35] Ebd., S. 118.
[36] Zima, Peter V., Die Dekonstruktion, S. 51. Korrekterweise würde das derridasche Wort différance im französischen différence geschrieben. Derrida ersetzte das e durch das a, um den besonderen Unterschied zu markieren. Um dies auch im deutschen nachzuzeichnen wurde différance mit Differänz übersetzt. Vgl. ebd., S. 53.
[37] Ebd., S. 66.
[38] Vgl. ebd., S. 51-73. Peter Zima liefert hier eine fundierte und detaillierte Übersicht über die Bedeutung weiterer zentraler Begriffe bei Derrida.
[39] Lyotard, Jean-François, Das Inhumane, S. 68.
[40] Engelmann, Peter, Positionen der Differenz, in: Jenseits des Diskurses, S. 112.
[41] Ebd., S. 112.
[42] Ebd., S. 112.
[43] Habermas, Jürgen, Die Moderne – ein unvollendetes Projekt, in Wege aus der Moderne, S. 177-192.
[44] Ebd., S. 191-192.
[45] Lyotard, Jean-François, Beantwortung der Frage: Was ist postmodern?“, in: Wege aus der Moderne, S. 193-203.
[46] Ders., Postmoderne für Kinder, Wien 1987.
[47] Vgl. Gumbrecht, Hans-Ulrich, Kaskaden der Modernisierung, in: Intervalle 1, S. 17-41.
[48] Zu den destruktiven und radikalen Erscheinungen zählt Gumbrecht z.B. die Avantgarde, die mit radikalen provokativen Gesten immer wieder auf die Unmöglichkeit der Repräsentation in der Kunst hinzuweisen versuchte.
- Arbeit zitieren
- Jonna Möver (Autor:in), 2004, Aspekte der Postmoderne in C. Ransmayrs Romanen "Die Schrecken des Eises und der Finsternis" und "Die letzte Welt", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44145
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