Der Erste Weltkrieg veränderte die Art und Weise der Kriegführung in vielfacher Hinsicht. Die Bevölkerung wurde durch Wehrpflicht, wirtschaftliche Regelungen und Zwangsverpflichtungen aktiv in die Kriegsgeschehnisse einbezogen.
Im Ersten Weltkrieg wurden zum ersten Mal Waffen wie Maschinengewehre und Panzer verwendet. Und es wurde zum ersten Mal eine Waffe systematisch eingesetzt, deren Macht und Effizienz den Verlauf des Ersten und später auch des Zweiten Weltkrieges entscheidend beeinflussen sollte: die Waffe der Propaganda.
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges hatte Großbritannien noch keine amtliche Propaganda-Abteilung. Die Wichtigkeit einer solchen Einrichtung wurde dann aber recht schnell deutlich, und am Ende der Kriegshandlungen 1918 verfügte das Königreich über die am höchsten entwickelte und effektivste Propagandaorganisation der Welt.
In Deutschland schien die staatliche Propaganda bei Kriegsausbruch zunächst gar nicht nötig zu sein, da in der Bevölkerung in der ersten Phase des Krieges breite Zustimmung und Unterstützung für den Kriegseintritt vorhanden war. Trotzdem wurden den lokalen Militärs bereits frühzeitig politische Befugnisse übertragen, die ihnen umfassende Kontrolle über zivile Behörden und Verwaltungen ermöglichten.
Die vorliegende Arbeit gibt einen Überblick über die Entstehung und Entwicklung britischer und deutscher Propaganda in den Jahren 1914 bis 1918.
Dabei wird u.a. auf die Fragen eingegangen, wie die Propaganda in beiden Kriegsmächten organisiert worden ist, welche Propagandamittel benutzt wurden und wie diese wirkten.
Zum Thema existieren überwiegend englischsprachige Publikationen neueren Datums, Titel deutscher Autoren zur deutschen bzw. britischen Propaganda sind eher rar.
Inhalt
1. Einleitung
2. Begriffsklärung und Zweck von Propaganda
3. Propaganda in Großbritannien
3.1 Entstehung und Organisation
3.1.1 Rekrutierung von Soldaten
3.1.2 Zensur der Presse
3.1.3 Weitere Propagandaeinrichtungen
3.1.4 Neuorganisation des Propagandaapparates
3.2 Britische Propagandaaktivitäten
4. Propaganda in Deutschland
4.1 Entstehung und Organisation
4.1.1 Zensur der Presse
4.1.2 Bedeutung des Kinos
4.2 Deutsche Propagandaaktivitäten
5. Vergleich und Resümee deutscher und britischer Propaganda
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Der Erste Weltkrieg veränderte die Art und Weise der Kriegführung in vielfacher Hinsicht. Die Bevölkerung wurde durch Wehrpflicht, wirtschaftliche Regelungen und Zwangsverpflichtungen aktiv in die Kriegsgeschehnisse einbezogen.
Im Ersten Weltkrieg wurden zum ersten Mal Waffen wie Maschinengewehre und Panzer verwendet. Und es wurde zum ersten Mal eine Waffe systematisch eingesetzt, deren Macht und Effizienz den Verlauf des Ersten und später auch des Zweiten Weltkrieges entscheidend beeinflussen sollte: die Waffe der Propaganda.
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges hatte Großbritannien noch keine amtliche Propaganda-Abteilung. Die Wichtigkeit einer solchen Einrichtung wurde dann aber recht schnell deutlich, und am Ende der Kriegshandlungen 1918 verfügte das Königreich über die am höchsten entwickelte und effektivste Propagandaorganisation der Welt.[1]
In Deutschland schien die staatliche Propaganda bei Kriegsausbruch zunächst gar nicht nötig zu sein, da in der Bevölkerung in der ersten Phase des Krieges breite Zustimmung und Unterstützung für den Kriegseintritt vorhanden war. Trotzdem wurden den lokalen Militärs bereits frühzeitig politische Befugnisse übertragen, die ihnen umfassende Kontrolle über zivile Behörden und Verwaltungen ermöglichten.[2]
Die vorliegende Arbeit gibt einen Überblick über die Entstehung und Entwicklung britischer und deutscher Propaganda in den Jahren 1914 bis 1918.
Dabei wird u.a. auf die Fragen eingegangen, wie die Propaganda in beiden Kriegsmächten organisiert worden ist, welche Propagandamittel benutzt wurden und wie diese wirkten.
Zum Thema existieren überwiegend englischsprachige Publikationen neueren Datums, Titel deutscher Autoren zur deutschen bzw. britischen Propaganda sind eher rar.
2. Begriffsklärung und Zweck von Propaganda
Der Begriff „Propaganda“ kommt vom lateinischen „propagare“, was soviel bedeutet wie „aus-, verbreiten, ausdehnen.“
Manfred Schütte definiert Propaganda als „eine Beeinflussungsmethode auf politischem Gebiet, die sich werblicher Mittel bedient, um über die Kommunikation der Propagandabotschaft die Wirkungen zu erzielen, die vom Propagandatreibenden beabsichtigt sind.“[3]
Es geht also um Botschaften, die durch ihre Verbreitung die Meinung einer bestimmte Zielgruppe beeinflussen sollen. Dabei unterscheidet sich Propaganda in der Hinsicht von Werbung, dass bei Werbung primär wirtschaftliche Interessen verfolgt werden, während Propaganda politischen Zwecken dient.
Im ersten Weltkrieg war das vorrangige Ziel der staatlichen Propaganda, die öffentliche Meinung dahingehend zu beeinflussen, dass das Volk vollkommen hinter den Kriegsaktivitäten des Heimatlandes steht. Der Rückhalt in der Bevölkerung war deshalb so wichtig, da das Ausmaß des Krieges zu dessen Beginn noch nicht absehbar war und er sich erst im Laufe der Zeit zu einem totalen Kampf um den Sieg entwickelte. Für die Briten symbolisierte die Einführung der Wehrpflicht im Jahre 1916 den entscheidenden Wendepunkt. Jetzt musste die Bevölkerung endgültig mobilisiert werden, an der Front kämpften die Maschinengewehre und im Landesinnern kämpfte die Propaganda gegen Kriegsmüdigkeit und Pazifismus.[4]
Die Briten erkannten, dass Propaganda auch im Ausland, vor allem in neutralen Ländern, von Bedeutung war, und Unterstützung und Rückhalt nicht nur beim eigenen Volk gesucht werden durfte, sondern auch bei bisher unbeteiligten Parteien.
3. Propaganda in Großbritannien
3.1 Entstehung und Organisation
Seit wann die britische Regierung sich direkt an Kriegspropaganda beteiligt hat, ist relativ unklar. Es gibt kaum gesicherte Quellen darüber und auch keine Belege für eventuelle Planungen, die vor Kriegsausbruch stattgefunden haben könnten.[5]
Da die britische Regierung also offenbar noch keine Erfahrungen mit gezielter Propagandaplanung hatte und auch kein entsprechender Enthusiasmus in dieser Richtung vorhanden war, liefen die ersten Aktivitäten sehr träge an. Man sah keine Notwendigkeit, mit einer umfassenden Kriegsrechtfertigung an die Öffentlichkeit zu gehen, die einzige diesbezügliche Veröffentlichung war im Mai 1915 der sogenannte „Bryce Report“ (auch bekannt als „blue book“).[6]
Weitere Gründe, die Propaganda offenbar überflüssig machten, waren die Verschärfung der deutsch-britischen Beziehungen und die Erwartung eines schnellen Sieges, was zu patriotischer Begeisterung im Land und zu einer guten Kampfmoral führte.[7]
Nur wenige Politiker erkannten die Wichtigkeit politischer Werbung und forderten eine stärkere Einbeziehung der Presse. Diese grundsätzliche politische Einstellung änderte sich, als erkennbar wurde, dass der Krieg länger dauern würde als erwartet.[8]
3.1.1 Rekrutierung von Soldaten
Zuerst wurde ein überparteiliches Parliamentary Recruiting Commitee PRC (Parlamentarisches Rekrutierungskomitee) gegründet, dessen Aufgabe es war, durch direkte und offene Propaganda freiwillige Soldaten zu rekrutieren. Das PRC war direkt dem Heeresministerium unterstellt, koordinierte die Rekrutierungen landesweit und unterstützte auch inoffizielle regionale Rekrutierungsvereinigungen. Bis Januar 1916 war die Rekrutierung die wichtigste innenpolitische Propagandaaufgabe.[9]
Die Resonanz in der Bevölkerung auf die zahlreichen Flugblätter, Broschüren und öffentlichen Rekrutierungsveranstaltungen war zunächst sehr positiv, es gab viele Bewerbungen. Als jedoch die Verluste besonders an der Westfront immer größer wurden, ging die Zahl der Bewerber deutlich zurück, bald herrschte Soldatenmangel.[10]
Unter der Leitung von Lord Derby, der im Oktober 1915 zum ´“Generaldirektor für die Rekrutierung“ ernannt wurde, führte das PRC in Zusammenarbeit mit dem Joint Labour Recruitment Commitee (zur Rekrutierung von Abreitskräften), dem Local Government Board (höchstes Gremium der Kommunalverwaltung), dem Ministry of Munitions (Rüstungsministerium) und dem Innenministerium Ende 1915 die letzte große Kampagne zur Rekrutierung Freiwilliger durch.[11]
Im Verlauf des Krieges hatten zahlreiche Ministerien voreinander unabhängige eigene Propagandabüros eingerichtet, die die Infrastruktur des PRC nutzten. Gleiches gilt für viele neue Ministerien, die sich nach 1916 für verschiedenste Aufgaben bildeten.
Das PRC verlor entscheidend an Bedeutung als 1916 die allgemeine Wehrpflicht eingeführt wurde und Propagandaarbeit demzufolge auf diesem Sektor nicht mehr nötig war.[12]
3.1.2 Zensur der Presse
London war bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts als wichtigste Nachrichtenmetropole der Welt das Zentrum des größten internationalen Kabelnetzwerks. Für das britische Verteidigungsministerium ergab sich somit das Problem, dass einerseits zwar der Nachrichtenfluss von und nach London aufrechterhalten und kontrolliert werden musste, andererseits aber auch feindliche Agenten daran gehindert werden mussten, brisante Informationen aus dem Königreich herauszuschmuggeln. Auch durfte natürlich nichts veröffentlicht werden, das in irgendeiner Form von Nutzen für den Feind sein könnte oder sich negativ auf die britische Zivilbevölkerung auswirken könnte, egal ob wahr oder unwahr.[13]
Das Bewusstsein, dass Zensur wichtig für die Kampfmoral sei, war schon lange vor dem Krieg vorhanden. Anders ist die Durchtrennung des deutschen Transatlantikkabels durch die Briten unmittelbar nach Kriegsausbruch nicht zu erklären, da diese Aktion ob ihrer Schwierigkeit eine lange und intensive Vorbereitung erfordert haben muss.[14]
[...]
[1] vgl. Sanders, M.L. und Taylor, Philip M., Britische Propaganda im Ersten Weltkrieg 1914-1918 (Abhandlungen und Materialien zur Publizistik, Bd. 12), Berlin 1990, S. 11.
[2] vgl. Welch, David, Germany, Propaganda and Total War, 1914-1918. The Sins of Omission, London, 2000, S. 20.
[3] Schütte, Manfred, Politische Werbung und totalitäre Propaganda, Düsseldorf/Wien, 1968, S. 27.
[4] vgl. Sanders, M.L. und Taylor, Philip M., 1990, S. 19
[5] vgl. Sanders, M.L. und Taylor, Philip M., 1990, S. 22
[6] vgl. ebd.
[7] vgl. ebd.
[8] vgl. ebd.
[9] vgl. ebd., S. 23
[10] vgl. ebd.
[11] vgl. ebd., S. 24
[12] vgl. ebd., S. 25
[13] vgl. ebd., S. 26
[14] vgl. ebd., S. 25
- Citation du texte
- B.A. Mario Müller (Auteur), 2001, Britische und deutsche Propaganda im Ersten Weltkrieg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44144
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